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Wer ist Schuld an der Zerstörung des kostbaren Beryll-Krönchens? Ein Banker erhält den Kopfschmuck als Pfand für eine geliehene Geldsumme und beschließt, ihn zu Hause sicher zu verwahren. Doch als er nachts von einem Geräusch geweckt wird, trifft er auf seinen Sohn, der die kleine Krone scheinbar gerade verbiegt. Als auch noch seine Nichte dazu kommt und in Ohnmacht fällt, ist das Verwirrspiel komplett. Sherlock Holmes' Detailgenauigkeit ist wieder gefragt!-
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Seitenzahl: 47
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Arthur Conan Doyle
Saga
Die Geschichte des Beryll-Kopfschmucks Coverbild/Illustration: Breth Design www.brethdesign.dkCopyright © 1892, 2019 Arthur Conan Doyle und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726372427
1. Ebook-Auflage, 2019
Format: EPUB 2.0
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„Holmes“, sagte ich eines Morgens, während ich am Erkerfenster stand und auf die Strasse hinabschaute, „da kommt ein Verrückter die Strasse herab. Ich finde es ja eigentlich unrecht, dass man so einen Menschen allein umherlaufen lässt.“ Mein Freund erhob sich träge aus dem Armstuhl und trat, die Hände in den Taschen seines Hausrocks, hinter mich, um mir über die Schulter zu sehen. Es war ein klarer, frischer Februarmorgen, der tags zuvor gefallene, tiefe Schnee bedeckte den Boden und glitzerte hell in der Wintersonne. In der Mitte der Strasse war er durch den Verkehr bereits in eine braune Masse verwandelt; zu beiden Seiten dagegen und auf den erhöhten Rändern der Fusssteige lag er noch so weiss, wie er gefallen war. Das graue Pflaster dazwischen war, obwohl gekehrt und abgekratzt, noch gefährlich glatt und vielleicht deshalb weniger belebt als sonst. Tatsächlich war auch der Herr, dessen sonderbares Benehmen meine Aufmerksamkeit erregt hatte, der einzige Fussgänger, der aus der Richtung des Metropolitan-Bahnhofs herkam. Es war ein Mann in den fünfziger Jahren, gross und stattlich, eine vornehme Erscheinung mit breitem, scharfgeschnittenem Gesicht und von achtunggebietender Gestalt. Er war auffallend gut gekleidet. Zu dem würdigen Eindruck seines ganzen Äussern stand jedoch sein Benehmen in schroffem Gegensatz; er lief nämlich in grosser Haft und machte dabei von Zeit zu Zeit einen kleinen Sprung, wie es bei eintretender Ermüdung Leute zu tun pflegen, die nicht gewohnt sind, ihren Beinen viel zuzumuten. Dabei fuhr er mit den Händen in der Luft umher, wackelte mit dem Kopf und verzerrte sein Gesicht aufs sonderbarste.
„Was in aller Welt mag nur mit ihm los sein?“ fragte ich. „Er schaut an allen Häusern hinauf.“
„Ich glaube, er kommt zu uns“, versetzte Holmes und rieb sich die Hände.
„Zu uns?“
„Jawohl; ich vermute stark, er beabsichtigt, mich zu Rate zu ziehen. Es hat ganz den Anschein danach. Nun — habe ich es nicht gesagt?“
Der Mann war pustend und schnaubend auf unsere Haustür losgestürzt und läutete, dass das ganze Haus davon widerhallte.
Wenige Augenblicke darauf stand er im Zimmer, noch immer keuchend und mit den Händen umherfahrend, aber mit einem so kummervollen und verzweifelten Ausdruck in dem starren Blick, dass unsere unwillkürliche Heiterkeit sich mit einem Schlage in Schrecken und Mitleid verwandelte. Eine Zeitlang vermochte er kein Wort hervorzubringen; er wiegte sich nur hin und her und zerrte an seinen Haaren, als wäre er nahe daran, den Verstand zu verlieren. Holmes drückte ihn in den Armstuhl, setzte sich neben ihn, streichelte ihm die Hand und sprach ihm in der heiteren, beruhigenden Art zu, auf die er sich so gut verstand.
„Sie haben mich aufgesucht, um mir Ihre Geschichte zu erzählen, nicht wahr?“ begann er. „Das rasche Gehen hat Sie müde gemacht. Bitte, warten Sie nur, bis Sie sich erholt haben, dann wird es Ihnen leichter fallen, mir alles der Reihe nach zu sagen, was Sie bedrückt.“
Eine oder zwei Minuten sass der Mann mit schwer arbeitender Brust da, gegen seine Erregung kämpfend. Dann fuhr er sich mit dem Taschentuch über die Augen, presste die Lippen zusammen und wandte uns sein Gesicht zu.
„Sie halten mich sicherlich für verrückt“, begann er.
„Soviel ich sehe, hat Sie irgend ein schwerer Kummer getroffen“, antwortete Holmes.
„Gott weiss es, ja! — Ein Kummer, so plötzlich und so furchtbar, dass ich den Verstand darüber verlieren möchte. Die Schande vor der Öffentlichkeit würde ich zu ertragen gewusst haben, obwohl an meinem Namen bisher noch nie ein Flecken gehaftet hat; Kummer im Privatleben bleibt ja keinem Menschen erspart, aber dass beides zusammen und in so schrecklicher Gestalt über mich hereinbricht, das hat mich im Innersten erschüttert. Ausserdem betrifft die Sache nicht mich allein. Eine sehr hochstehende Persönlichkeit in England kann dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn sich nicht ein rettender Ausweg aus dieser schauberhaften Geschichte findet.“
„Bitte, beruhigen Sie sich“, erwiderte Holmes, „und sagen Sie mir klar und deutlich, wer Sie sind und was Ihnen begegnet ist.“
„Meinen Namen“, fuhr der andere fort, „haben Sie vermutlich schon oft gehört. Ich bin Alexander Holder, Teilhaber der Bankfirma Holder & Stevenson in der Threadneedle-Strasse.“
Der Name war uns gut bekannt als der des älteren Teilhabers im zweitgrössten Privatbankinstitut der City. Was konnte nur geschehen sein, um einen der angesehensten Bürger Londons in diese wahrhaft klägliche Verfassung zu bringen? In höchster Spannung harrten wir, bis er sich mit erneuter Kraftanstrengung dazu aufraffte, seine Geschichte zu erzählen.
„Ich fühle“, begann er, „dass die Zeit kostbar ist. Deshalb habe ich mich augenblicklich hierher auf den Weg gemacht, nachdem mir der Polizeiinspektor nahegelegt hatte, mich Ihrer Mitwirkung zu versichern. Ich fuhr mit der Untergrundbahn und bin dann bis nach der Bakerstrasse vollends zu Fuss gelaufen, denn die Wagen fahren so langsam bei diesem Schnee. Deshalb war ich so ausser Atem; ich mache mir nämlich sonst nur sehr wenig Bewegung. Jetzt ist mir wieder besser, und ich will Ihnen die Tatsachen möglichst kurz und klar vortragen.