Die Geschichte vom Hühnerthorir - Anonymer Verfasser - E-Book

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Anonymer Verfasser

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Beschreibung

Die Isländersagas (Íslendingasögur; auch: Islandsagas) sind eine Gattung der isländischen Sagaliteratur und stofflich ein Gebiet der altnordischen Literatur. Zu den Íslendinga sögur gehören etwa drei Dutzend größere Prosawerke und eine Anzahl von Þættir, die insgesamt anonym überliefert sind. Die Isländersagas sind Kunstwerke, die zu den bedeutendsten literarischen Leistungen des mittelalterlichen Europas zählen. Sie sind eine eigenständige, völlig selbstständige Schöpfung isländischer Kultur. Sie wurden von Autoren geschaffen und müssen daher mit literarischen Begriffen wie Roman oder Novelle bezeichnet werden.

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Seitenzahl: 45

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Die Geschichte vom Hühnerthorir

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Die Geschichte vom Hühnerthorir

1

Es war ein Mann, Namens Odd, Sohn des Oenund. Er wohnte in Breidabolstad im Thale der heissen Quellen, im Borgar-fjordland. Er hatte eine Frau, die hiess Jorun; sie war eine verständige und hochgeachtete Frau. Die Beiden hatten vier Kinder, zwei wohlentwickelte Söhne, Thorwald und Thorodd, und zwei Töchter. Odd galt nicht für einen Mann von Recht und Billigkeit.

Es war ein Mann, Namens Arngrim, Sohn des Helgi. Er wohnte in Nordtunga. Er hatte einen Sohn, der hiess Helgi.

Es war ein Mann, Namens Blundketil, Sohn des reichen Geir. Er wohnte in Oer-nolfsthal, etwas weiter oben als heute das Gehöft steht: es gab damals noch manche Höfe oberhalb. Er hatte einen Sohn, der hiess Herstein. Blundketil war einer der reichsten Männer und einer der ehrenhaftesten in der Heidenzeit. Er hatte dreissig Pachtgüter. Er war der beliebteste Mann in der ganzen Landschaft.

Es war ein Mann, Namens Thorkel, Sohn des Raudabjörn. Er wohnte in Swigna-skard} ausserhalb der Nordach. Er war ein verstandiger und recht beliebter Mann, reich begütert.

Es war ein Mann, Namens Thorir. Er lebte in kummerlichen Verhältnissen und war nicht besonders beliebt bei den Leuten insgemein. Er warf sich darauf, dass er den Sommer über seinen Handel trieb von Landschaft zu Landschaft und in der einen das verkaufte, was er in der andern gekauft hatte. Es wuchs ihm allmählich ein Vermögen an von diesem Handel. Einmal, wie Thorir über das Hochland nach der Nord-küste zog, da führte er Hühner mit sich und verkaufte sie mit der andern Handelsware: davon bekam er den Beinamen Hühnerthorir.

Thorir erwarb so viel, dass er sich ein Grundstück kaufen konnte, da, wo es Zum See heisst, nicht weit von Arngrims Hofe. Wenige Jahre wirtschaftete er da, bis er ein so vermögender Mann wurde, dass er so ziemlich bei Jedermann grosse Summen stehen hatte. Aber mochte er auch zu Reichtum kommen, er blieb doch unbeliebt; und es gab auch kaum einen unangenehmeren Menschen als diesen Hühnerthorir.

2

Eines Tages machte sich Thorir auf den Weg und ritt nach Nordtunga. Er suchte den Arngrim auf und trug sich ihm als Pflegevater seines Sohnes an: "Ich müchte deinen Sohn Helgi zu mir nehmen und Acht auf ihn haben, so gut ich's vermag; aber zum Entgelt will ich deine Freundschaft haben und deinen Schutz, damit ich nicht verkürzt werde von den Leuten." Arngrim antwortete: "Es will mir scheinen, viel Ehre würde mir diese Pflegevaterschaft nicht bringen." Thorir antwortete: "So will ich dem Knaben die Hälfte meines Vermögens geben, wenn ich nur als Pflegevater angenommen werde. Du aber musst mir zu meinem Recht verhelfen und musst für mich eintreten, mit wem ich's immer zu thun habe." Arngrim antwortete: "Das ist wahrhaftigwahr: ein so gutes Angebot soll Niemand ausschlagen.14 Darauf zog der junge Helgi zu Thorir heim. Arngrim nahm den Thorir unter seinen Schutz, so dass er von Niemand mehr verkürzt wurde, und man merkte gleich, dass jetzt nicht mehr leicht mit ihm auszukommen sei. Sein Vermögen wuchs immer noch an; er wurde einer der reichsten Mrtn-ner. Unbeliebt blieb er nach wie vor.

Eines Sommers geschah es, dass ein Schiff von der hohen See in den Borgarfjord einlief. Der Schiffsherr war ein Norweger und hiess Ocrn. Er stand als höchst ehrenhafter Kaufmann bei den Leuten in Gunst. Odd erfuhr die Ankunft des Schiffes. Er war gewohnt, früher als Andere zu den Kaufstellen zu kommen und den Kaufpreis der Waren zu bestimmen; denn er hatte die Leitung des Bezirkes in Händen: keiner fand es gerathen, eher zu kaufen, als bis man wusste, wie Odd es zu halten wünschte.

Odd traf die Kaufleute und erkundigte sich, wie sie es mit ihrer Fahrt vorhätten, und wie bald sie zum Verkauf schreiten wollten; er erklärte, es sei Herkommen, dass er den Kaufpreis der Waren bestimme. Oern antwortete: "Ueber unser Eigentum gedenken wir selbst zu schalten, denn du hast keinen Pfennig in unserer Ware stecken; über Worte wirst du wohl für diessmal nicht hinauskommen." Odd erwiderte: »Mir schwant, dass es für dich schlimmer ablaufen wird als für mich. Gut denn! ich thue hiemit kund, dass ich jedermann untersage, bei euch zu kaufen oder euch und eure Fracht von der Stelle zu bringen. Ich werde von denen eine Geldbusse erheben, die euch irgend welche Hilfe zuwenden. Aber das weiss ich, dass ihr euch vor der nächsten Hochflut beim Neumond nicht aus dem Hafen hinaus schafft." Oern antwortete: "Mit deinen Reden kannst du's haken wie du willst, wir lassen uns darum doch nicht vergewaltigen."

Odd ritt heim, die Norweger aber lagen im Hafen und konnten nicht von der Stelle segeln.

3