Die Sage von Hrafnkell Freysgodi - Anonymer Verfasser - E-Book

Die Sage von Hrafnkell Freysgodi E-Book

Anonymer Verfasser

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Beschreibung

Die "Hrafnkels saga Freysgoða" ist eine der kürzeren Isländersagas und trotzdem eine der bedeutendsten. Sie ist seit 1839 in zwanzig Editionen erschienen und wurde in fünfzehn Sprachen übersetzt. Sie steht in einer Reihe mit so berühmten Isländersagas wie der "Njáls saga" und der "Laxdœla saga". Sie schildert Ereignisse, die sich im Osten Islands zugetragen haben sollen. Charakteristisch ist die offensichtliche Moral der Saga, die deren eigentliches Thema ist. Die "Hrafnkels saga" wurde anonym in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfasst. Die Isländersagas sind eine Gattung der isländischen Sagaliteratur und stofflich ein Gebiet der altnordischen Literatur. Zu den Íslendinga sögur gehören etwa drei Dutzend größere Prosawerke, die insgesamt anonym überliefert sind. Die literarische Form der isländischen Saga entwickelte sich aus der heroischen Poesie altgermanischer Heldenlieder, wie sie in den Dichtungen der Lieder-Edda überliefert sind. Die Isländersagas sind Kunstwerke, die zu den bedeutendsten literarischen Leistungen des mittelalterlichen Europas zählen. Sie sind eine eigenständige, völlig selbstständige Schöpfung isländischer Kultur. Sie wurden von Autoren geschaffen und müssen daher mit literarischen Begriffen wie Roman oder Novelle bezeichnet werden.

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Seitenzahl: 47

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Die Sage von Hrafnkell Freysgodi

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Die Sage von Hrafnkell Freysgodi

1

Es war in den Tagen des Königs Haraldr des Haar-schönen des Sohnes Halfdann des Schwarten, des Sohnes Gudrödr des Jagdkönige, des Sohrtes Halfdann des Freigebigen und Kostkargen, des Sohnes Eysteinn Fret's, des Sohnes Olafr Zimmermann's, des Schwedenkönigs dass ein Mann namens Hallfredr auf seinem Schifte nach Island (und zwar) nach dem Breiddalr kam; dieser liegt südlich von dem Fljotsdalshdrart. Auf seinem Schiffe war (auch) seine Frau und sein Sohn, welcher Hrafnkell hiess; dieser war damals fünfzehn Jahre alt, hoffnungsvoll und tttohtig. Hallfrech siedelte sich an. Im Winter (darauf) starb (ihm) eine auslandische Magd, welche Arnthruthur hiess; und deshalb heisst diese Stelle seither Arnthrutharstathir. Aber im (folgenden) Frühjahre verlegte Hallfredr seinen Wohnsitz nordwärts über die Heide!) und Hess sich dort nieder, wo es Geitdahl heisst. Und in einer Nacht träumte ihm, dass ein Mann zu ihm kam und sagte: Da liegst du Hallfredrt und sehr unbesonnen; begib dich weg (von hier) und westwärts über den Lagarftjöt; dort ist dein Glück vollständig". Darnach erwachte er und schlug seine Wohnstatte jenseits der Ranga auf der Landzung an der Stelle auf, welche seither Hallfredarstadir heisst, und wohnte dort bis zu seinem Alter. Es blieben ihm aber (in seiner vorigen Behausung) eine Ziege und ein Bock zurück; und denselben Tag, an welchem Hallfredr weggezogen war, stürzte eine Bergscholle auf seine (vorige) Wohnung und beide Thiere gingen dabei zu Grunde. Deshalb heisst diese Stelle seither Geitdalr.

2

Hrafnkell machte es sich zur Gepflogenheit, im Sommer über die Heide zu reiten. Damals war dor Jükulsdalr (bis) zur Brücke hinauf ganz bewohnt. Hrafnkell ritt (nun) längs dem Fljötsdalsherad aufwärts und sah, dass sich vom Jökulsdalr hinauf ein unbewohntes Thal hinzog; dies schien ihm zur Besiedlung geeigneter als die anderen Thaler, welche er zuvor gesehen hatte. Als er nach Hauso kam, bat eisernen Vater um Theilung des Vermögens und sagte ihm, dass er sich dort einen Hof bauen wolle. Dies gewährte ihm sein Vater, und er erbaute sich in jenem Thale seinen Hof und nannte ihn Adalböl. Er heiratete (hierauf) Oddbjörg, die Tochter Skjaldulfr's aus dem Laxardalr; sie bekamen zwei Sühne, der altere hiess Thörir, der jüngere Asbjörn. Als aber Hrafnkell das Land zu Adalbol (in Besitz) genommen hatte, da veranstaltete er ein grosses Opfer; er Hess einen grossen Tempel erbauen. Hrafnkell liebte keinen Gott mehr als Freyr und ihm gab er von allen seinen besten Kostbarkeiten die Hälfte. Er besiedelte das ganze Thal und gab den Männern Land, wollte aber doch deren Obormann sein und eignete sich die Godenwürde Über dieselben an. Infolge dessen wurde sein Name verlängert und er der Freysgode genannt. Hrafnkell war ein Überaus rücksichtsloser, aber sehr nichtiger Mann. Er unterwarf sich (auch) die Manner des Jökulsdalr zu Thingmannern.

Er war nachgiebig und sanft mit seinen Leuton, aber rauh und hart gegen die Männer des Jökulsdalr; und dieselben erlangten von ihm keine Billigkeit. Er stand oftmals in Zweikämpfen, büssto aber keinen Mann mit Geld; denn keiner bekam von ihm irgend welche Bussgelder, was immer Hrafnkell ihm angothan haben mochte.

Das Fljotsdalshdrad ist schwierig zu passieren, sehr steinig und sumpfig; dennoch ritten Vater und Sohn häufig zu einander, denn gutes Einvernehmen herrschte zwischen beiden. Hallfredr dunkte dieser Weg beschwerlich und er suchte sich (deshalb) einen Pfad oberhalb der Borge, welche sich im Fljötsdalsherad erheben; er bekam da einen trockeneren, aber längeron Weg und dieser heisat Hallfredargata. Denselben passieren (aber) nur die, welche im Fljötsdalsherad am meisten (orts-)kundig sind.

3

Ein Mann hiess Bjarni und wohnte auf dem Hofe, welcher Laugarhus hiess; dieser lag im Hrafnkelsdalr.

Bjarni war verheiratet und hatte von seiner Frau zwei Söhne; der eine hiess Sámr, der andere Eyvindr (beide) schöne und vielversprechende Mltnner. Eyvindr war bei seinem Vater zu Hause, Sámr aber war verheiratet und wohnte weiter nördlich im Thale auf dem Hofe, welcher Leikskälar hiess, und besass viel Gut. Sámr war ein sehr ehrgeiziger und gesetzeskundiger Mann; Eyvindr aber wurde Handelsmann, fuhr nach Norwegen und war den Winter Über dort. Von da reiste er weiter in (andere) Lander und nahm Aufenthalt in Mikligardr, gewann hier grosses Ansehen beim griechischen Kaiser und verweilte daselbst einige Zeit.

Hrafnkell hatte in seinem Eigenthum ein Kleinod, welches ihm besser als (jedes) andere schien. Dies war ein Hengst von brauner Farbe, mit einem schwarzen Streifen längs dem Rücken herunter, welchen er Freyfaxi nannte. Er gab denselben seinem Freunde Freyr zur Halfte. Zu diesem Hengste hatte er so grosse Neigung, dass er das Gelübde that, er wolle den Mann tödten, welcher ohne seinen Willen auf ihm reiten würde.

4

Thorbjörn hiess ein Mann; er war Bjarni's Bruder und wohnte im Hrafnkelsdalr auf dem Hofe, welcher Hóll heisst, gegenüber Adalból, östlich von (diesem). Thorbjörn hatte wonig Vermögen, aber eine grosse Kinderschaar. Sein ältester Sohn hiess Einarr; er war gross und sehr tüchtig. Es war in einem Fruhlinge, dass Thorbjörn zu Einarr sagte, er möge sich einen Dienst suchen: "denn ioh bedarf nicht mehr Arbeitskraft, als diose Leute, welche hier sind, (zu leisten) vermögen; Übrigens wird os dir leicht werden, zu einem Dienste (zu kommen), denn du bist ein sehr tüchtiger Mann. Nicht Mangel an Liebe veranlasst diese (meine) Aufforderung an dich, des Weges zu ziehen; denn du bist mir von meinen Kindern das nützlichste. Violmohr bewirkt dies mein Mangel an Vermögen und meine Dürftigkeit, und (der Umstand, dass) meine anderen Kinder (erst) arbeitstüchtig werden; dir wird es (daher) leichter sein, zu einem Dienste (zu gelangen), als ihnen". Einarr antwortete: "Allzu spat hast du mir darüber gesprochen; denn nun haben sich (bereits) alle die Dienste verschafft, welche die besten sind; und mir scheint es doch nicht gut, nur den Ausschuss davon zu erhalten".