Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Die Commedia (italienisch für 'Komödie'), in späterer Zeit auch Divina Commedia ('Göttliche Komödie') genannt, ist das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265-1321). Sie entstand während der Jahre seines Exils und wurde wahrscheinlich um 1307 begonnen und erst kurze Zeit vor seinem Tod vollendet. Sie gilt als bedeutendste Dichtung der italienischen Literatur und als eines der größten Werke der Weltliteratur. (aus wikipedia.de)
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 541
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Die Göttliche Komödie
Dante Alighieri
Inhalt:
Dante Alighieri – Biografie und Bibliografie
Die Göttliche Komödie
Die Hölle
Erster Gesang
Zweiter Gesang
Dritter Gesang
Vierter Gesang
Fünfter Gesang
Sechster Gesang
Siebenter Gesang
Achter Gesang
Neunter Gesang
Zehnter Gesang
Elfter Gesang
Zwölfter Gesang
Dreizehnter Gesang
Vierzehnter Gesang
Fünfzehnter Gesang
Sechzehnter Gesang
Siebzehnter Gesang
Achtzehnter Gesang
Neunzehnter Gesang
Zwanzigster Gesang
Einundzwanzigster Gesang
Zweiundzwanzigster Gesang
Dreiundzwanzigster Gesang
Vierundzwanzigster Gesang
Fünfundzwanzigster Gesang
Sechsundzwanzigster Gesang
Siebenundzwanzigster Gesang
Achtundzwanzigster Gesang
Neunundzwanzigster Gesang
Dreißigster Gesang
Einunddreißigster Gesang
Zweiunddreißigster Gesang
Dreiunddreißigster Gesang
Vierunddreißigster Gesang
Das Fegefeuer
Erster Gesang
Zweiter Gesang
Dritter Gesang
Vierter Gesang
Fünfter Gesang
Sechster Gesang
Siebenter Gesang
Achter Gesang
Neunter Gesang
Zehnter Gesang
Elfter Gesang
Zwölfter Gesang
Dreizehnter Gesang
Vierzehnter Gesang
Fünfzehnter Gesang
Sechzehnter Gesang
Siebzehnter Gesang
Achtzehnter Gesang
Neunzehnter Gesang
Zwanzigster Gesang
Einundzwanzigster Gesang
Zweiundzwanzigster Gesang
Dreiundzwanzigster Gesang
Vierundzwanzigster Gesang
Fünfundzwanzigster Gesang
Sechsundzwanzigster Gesang
Siebenundzwanzigster Gesang
Achtundzwanzigster Gesang
Neunundzwanzigster Gesang
Dreißigster Gesang
Einunddreißigster Gesang
Zweiunddreißigster Gesang
Dreiunddreißigster Gesang
Das Paradies
Erster Gesang
Zweiter Gesang
Dritter Gesang
Vierter Gesang
Fünfter Gesang
Sechster Gesang
Siebenter Gesang
Achter Gesang
Neunter Gesang
Zehnter Gesang
Elfter Gesang
Zwölfter Gesang
Dreizehnter Gesang
Vierzehnter Gesang
Fünfzehnter Gesang
Sechzehnter Gesang
Siebzehnter Gesang
Achtzehnter Gesang
Neunzehnter Gesang
Zwanzigster Gesang
Einundzwanzigster Gesang
Zweiundzwanzigster Gesang
Dreiundzwanzigster Gesang
Vierundzwanzigster Gesang
Fünfundzwanzigster Gesang
Sechsundzwanzigster Gesang
Siebenundzwanzigster Gesang
Achtundzwanzigster Gesang
Neunundzwanzigster Gesang
Dreißigster Gesang
Einunddreißigster Gesang
Zweiunddreißigster Gesang
Dreiunddreißigster Gesang
Die göttliche Komödie, Dante Alighieri
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849608972
www.jazzybee-verlag.de
Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com
Der größte Dichter Italiens und einer der tiefsinnigsten Dichter aller Zeiten und Völker, wurde 1265, wahrscheinlich 30. Mai, in Florenz geboren und starb 14. Sept. 1321 in Ravenna. Er erhielt den Namen Durante, der in Dante abgekürzt wurde. Seine Familie gehörte zu den ältesten florentinischen Geschlechtern und stand auf seiten der Guelfen. D. selbst nennt als seinen Stammvater Cacciaguida (geb. um 1090, gefallen 1147 im Kreuzzug), der eine Alighieri zur Frau hatte. Einer ihrer Söhne (gest. um 1200) nahm den Namen der Mutter an und ward so Stifter des Geschlechts der Alighieri zu Florenz. Von dem Leben des Dichters ist nur wenig bekannt. Erst durch die gründlichen Forschungen der Neuzeit ist eine ganze Reihe unbegründeter Überlieferungen beseitigt worden. Von den Eltern Alighieris wissen wir nur, daß sein Vater, der zweimal vermählt war, gegen 1280 starb, und daß seine Mutter Bella, die erste Frau Alighieris, noch jung war, als sie den Ihrigen durch den Tod geraubt wurde. Auf Dantes geistige Entwickelung übte bedeutenden Einfluß der gelehrte Staatssekretär der Republik, Brunetto Latino, der ihm ein väterlicher Freund war. Der Studiengang des Dichters läßt sich nicht genauer verfolgen, doch zeigt sein Jugendwerk, das 1292 beendete »Neue Leben«, schon eine Menge Kenntnisse, z. B. eingehende Belesenheit in den provenzalischen Trobadors. D. beschäftigte sich auch mit den heitern Künsten; er war Freund des Sängers Casella, der Maler Giotto und Oderisi und zeichnete selbst. Sein erstes erhaltenes Sonett dichtete er mit 18 Jahren. Es war an alle Dichter gerichtet und wurde von Guido Cavalcanti (gest. 1300) freundlich beantwortet, der dadurch Dantes innigster Freund wurde, dagegen höhnisch von Dante da Majano (s.d.). Dantes erste Lyrik hat ihre Quelle in der idealen Liebe zu der Tochter des angesehenen Florentiner Bürgers Folco Portinari, Beatrice, über die er selbst in seinem Erstlingswerk: »La vita nuova«, berichtet. Von dieser Jugendliebe blieb ihm der tiefste Eindruck, der sich allmählich zur völligen Verklärung Beatrices in seinem großen Gedicht gestaltete; sie war rein ideal, sie erstrebte nicht den Besitz der Geliebten und wurde auch nicht durch Beatrices Verheiratung beeinträchtigt. Da eine solche Neigung vielfach nicht verstanden wurde, suchte man Beatrice als bloße Allegorie oder Abstraktion zu fassen (vgl. dagegen D'Ancona, La Beatrice di D., in der »Vita nuova«, Pisa 1884, und Del Lungo, Beatrice nella vita e nella poesia del sec. XIII, Mail. 1891). In seiner Jugend nahm D. an den Kriegszügen seiner Vaterstadt teil, 1289 beteiligte er sich an der Schlacht bei Campaldino, in der die Florentiner Guelfen die Aretiner Ghibellinen besiegten. Bald darauf war er im Kriege gegen die Pisaner bei der Übergabe der Burg Caprona zugegen. Nach dem Tode Beatrices (19. Juni 1291) suchte D. in der Philosophie Trost und legte die poetischen Reflexe dieser Studien in seiner allegorischen und moralischen Lyrik nieder. Etwa um 1295 vermählte er sich mit Gemma dei Donati, die noch 1333 lebte. Dieser Che entstammten drei Kinder: Pietro, Jacopo und Antonia; Beatrice, die Nonne war, wird mit Antonia identisch sein. Fortan nahm der Dichter, der in die Zunft der Ärzte und Apotheker eintrat, eifrig am öffentlichen Leben seiner Vaterstadt teil. So saß er 1300 vom 15. Juni bis 15. Aug. im Kollegium der sechs Prioren, welches Amt für ihn die Quelle alles spätern Unglücks wurde. Florenz war in zwei, seit 1301 die »Weißen« und die »Schwarzen« genannten, Parteien geteilt, von denen die erstern mehr ghibellinisch gesinnt, die letztern dagegen unbedingte Anhänger des Papstes waren. Als die erbetene Vermittelung des Papstes scheiterte und die Haltung der Parteien bedrohlich wurde, wurden ihre angesehensten Mitglieder verbannt (24. Juni), aber bald darauf zurückberufen. Nach der Entdeckung einer Verschwörung der Schwarzen wurden deren Häupter im Juni 1301 aufs neue verbannt. Während dieser stürmischen Zeit (1301) trat D. noch mehrfach öffentlich auf. Von den Schwarzen gedrängt, schickte der Papst einen neuen »paciere« in der Person Karls von Valois, des Bruders Philipps des Schönen von Frankreich, nach Florenz. Dieser zog 1. Nov. in die Stadt ein und begünstigte die Schwarzen so sehr, daß sie in kurzer Zeit zur Herrschaft gelangten und die Gegenpartei schonungslos unterdrückten. Nach dem Scheitern eines abermaligen Versöhnungsversuches wurden 1302 über 600Weiße meist wegen erdichteter Vergehen zum Tod oder zur Verbannung verurteilt. Unter letztern befand sich D. Am 27. Jan. wurde ihm ein Dekret zugestellt, das seine Verbrechen aufzählte und ihn zur Zahlung von 5000 Fiorini piccioli, zum Schadenersatz für begangene Unterschlagungen etc., zu 2 Jahren Verbannung aus der Toskana und zum Ausschluß von allen Ämtern für immer verurteilte. Wenn er nicht nach 3 Tagen bezahle, verliere er sämtliche Güter. Am 10. März verdammte ihn ein neues Dekret zum Feuertode, wenn er in die Hände der Gemeinde falle. Die Fassung der Urteile setzt voraus, daß D. zurzeit der Katastrophe in Florenz anwesend war. Noch weniger als von Dantes Leben in Florenz wissen wir aus der Zeit seiner Verbannung. Die vertriebenen Weißen vereinigten sich mit den seit langem verbannten Ghibellinen und suchten sich der Stadt Florenz mit Waffengewalt zu bemächtigen. Am 8. Juni 1302 kam eine Anzahl hervorragender Familien im Chor der Kirche San Godenzo im Mugello zusammen, wobei auch D. zugegen war. Als Zwietracht innerhalb der Partei ausbrach, trennte sich D. von ihr, wahrscheinlich 1303, nach der Niederlage der Verbannten bei Castel Pulicciano (März). Zunächst wendete er sich nach Verona, wo ihm Bartolomeo della Scala Schutz gewährte (wohl schon 1303). Nach dessen Tode (8. März 1304) irrte D. in Italien umher, und die bitterste Not zwang ihn oft zum Betteln. Am 6. Okt. 1306 ist er urkundlich in Sarzana in der Lunigiana nachzuweisen, von wo er sich nach dem Casentino begab. Zwischen 1307 und 1310 scheint er sich in Lucca aufgehalten zu haben. Villani, Boccaccio u. a. sprechen auch von einer Reise nach Paris, die manche 1308 ansetzen; doch diese Reise ist zweifelhaft. Unsinnig ist die Annahme eines Aufenthalts in Oxford. Die Kunde von dem Römerzuge König Heinrichs VII. (Oktober 1310) erweckte neue Hoffnungen in D. Er eilte ihm entgegen und schrieb einen lateinischen Brief an die Fürsten und Völker Italiens, sich dem Kaiser zu unterwerfen. Aber gerade Florenz wurde der Herd der Widersacher des Kaisers. Da schleuderte D. 31. März 1311 von den Arnoquellen aus einen furchtbaren Brief gegen seine Vaterstadt und schrieb an Heinrich 18. April einen Brief, der ihn aufforderte, ungesäumt die Axt an die Wurzel alles Übels, Florenz, zu legen. Die Florentiner antworteten auf Dantes Brief damit, daß sie ihn nebst etwas über 1000 Guelfen ausdrücklich von einer Amnestie vom 2. Sept. 1311 ausschlossen. Die Belagerung ihrer Stadt im Sommer 1313 hatte keinen Erfolg, und schon 24. Aug. 1313 ereilte den Kaiser bei Siena der Tod. D. war nicht im Lager von Florenz. Nach ihrer Niederlage durch die Pisaner bei Montecatini 29. Aug. 1315 erneuerten die Florentiner 6. Nov. das Verbannungsdekret gegen D., seine Söhne und die andern Verbannten und schlossen sie 1316 auch von einer Amnestie aus. Die Siege der Ghibellinen in der Toskana waren aber nur vorübergehend. Die letzten Lebensjahre, sicher mehrere Jahre, verbrachte D. in Ravenna bei seinem Freunde Guido Novello da Polenta, dem Neffen der Francesca da Rimini, der seit seines Onkels Lamberto Tode (22. Juni 1316) Herr der Stadt war. Der Verkehr mit Can Grande della Scala, dem Herrn von Verona, um diese Zeit bestand in kürzern Besuchen. D. dachte sehr hoch von ihm und widmete ihm das »Paradies«, noch ehe es vollendet war (Brief vor 1318). Über den Zeitpunkt der Niederlassung Dantes in Ravenna fehlen genaue Angaben. Seine Söhne zogen mit ihm, und Pietro erhielt dort zwei Pfründen. Im Sommer 1321 ging D. in einer diplomatischen Mission seines Gastfreundes nach Venedig, erkrankte dort und wurde, dem Tode nahe, nach Ravenna zurückgebracht. Dort starb er 14. Sept. 1321 (vgl. Ricci, L'ultimo rifugio di D., Mail. 1891) und ward in der Marienkapelle der Kirche San Pietro Maggiore (jetzt San Francesco) in einem steinernen Sarge feierlich bestattet. Der Fürst selbst hielt ihm eine Leichenrede, und nur seine eigne Vertreibung im folgenden Jahre vereitelte seine Absicht, ihm ein prächtiges Denkmal zu errichten. 1329 wollte der Kardinallegat Bertrand du Poyet Dantes Gebeine als ketzerisch verbrennen lassen. Erst nach 1353 wurden bei einer Ausbesserung zwei Inschriften angebracht, die eine von Menghino Mezzano, die andre von Bernardo Canaccio. 1483 ließ Bernardo Bembo, Vater des Kardinals, die Grabstätte mit dem noch vorhandenen Relief von Pietro Lombardi schmücken. Als Leo X. die Gebeine 1519 nach Florenz überführen lassen wollte, fand man den Sarg schon leer. Durch den Kardinallegaten Domenico Maria Corsi ward 1692 die verfallene Grabstätte umfassend wiederhergestellt; 1780 erfuhr sie durch Luigi V. Gonzaga eine gründliche Umwandlung nach den Plänen Morigias. 1813 stellte Canova Dantes Marmorbüste im Pantheon zu Rom auf. Florenz forderte die Gebeine des Dichters, der in seinem letzten Willen ausdrücklich verlangt hatte, daß sie unter keinen Umständen an seine undankbare Vaterstadt ausgeliefert werden sollten, wiederholt (zuletzt noch 1864) zurück, aber immer vergeblich, und hat erst 1829 in Santa Croce ein Kenotaph von der Hand Riccis aufstellen lassen. 1373 errichtete Florenz einen besondern Lehrstuhl zur Erläuterung der Göttlichen Komödie, auf den Boccaccio berufen ward, und andre Städte, wie Pisa, Bologna, Mailand, folgten dem Beispiel nach. Raffael hat Dantes Bild im Vatikan in der Disputa und im Parnaß angebracht. Ein Freskobildnis des jugendlichen Dichters (wie man annimmt, von Giotto) wurde 1840 an einer Wand der Cappella del Podesta zu Florenz wieder aufgefunden. Vgl. zu den Dantebildern das Werk von F. X. Kraus (s.d.) und I. Krauß, Das Porträt Dantes (Berl. 1901).
Dantes Tochter Antonia ist in einer Urkunde von 1332 erwähnt, Beatrice in einer von 1371. Von seinen Söhnen war der jüngere, Jacopo di D., bei dem Tode des Vaters in Ravenna und lebte noch 1342 in Florenz. Er verfaßte unter anderm einen unbedeutenden Kommentar zum »Inferno« (hrsg. Flor. 1848), eine Inhaltsangabe der »Commedia« in Terzinen und ein Lehrgedicht »Dottrinale« (kritische Ausg., Città di Castello 1895). Pietro lebte zuletzt als Richter in Verona und machte 1364 sein Testament. Er schrieb einen wichtigen lateinischen Kommentar zur »Komödie« (1340 gedruckt, Flor. 1845). Mit seiner Urenkelin Ginevra, die 1549 den Grafen Marcantonio Serego in Verona heiratete, ist Dantes direkte Nachkommenschaft erloschen.
Die kleinern Schriften Dantes
Wie über Dantes Leben genaue Nachrichten fehlen, so auch über die Abfassungszeit der einzelnen Werke. 1) Die früheste Schrift ist »Das neue Leben« (»La vita nuova«), eine zarte, innige Schilderung der Jugendliebe des Dichters. Eine Anzahl ihr entsprungener Gedichte sind durch einen Kommentar in Prosa verbunden, der teils über Anlaß und Bedeutung jedes einzelnen Gedichtes in schwungvoller, ergreifender Sprache Auskunft gibt, teils in trocken scholastischer Weise die Gedichte zergliedert. Die Verbindung der im Laufe der Jahre entstandenen Gedichte durch Prosatext fällt ins Jahr 1292. Die zum erstenmal Florenz 1576 gedruckte »Vita nuova« erlebte viele Ausgaben. Die besten sind die von d'Ancona (Pisa 1872, 2. Aufl. 1884), von Witte (Leipz. 1876) und von Casini (Flor. 1885, 2. Aufl. 1891). Becks kritische Ausgabe (Münch. 1896) ist völlig unzureichend. Deutsche Übersetzungen sind vorhanden von v. Oeynhausen (Wien 1824), Förster (das. 1841), Jacobson (Halle 1877), Wege (Leipz. 1879), Federn (Halle 1897). 2) »Das Gastmahl« (»Il convivio«) ist zwischen 1306 und 1309 verfaßt. Es wäre eine Enzyklopädie des Gesamtwissens der damaligen Zeit geworden, wäre es vollendet. Es sollte 14 philosophische und didaktische Kanzonen Dantes erklären und 15 Bücher enthalten, aber nur das einleitende Buch und drei weitere Traktate sind geschrieben. Die Darstellungsweise ist die schwerfällige und umständliche der Scholastik. Den Namen »Gastmahl« gab D. dem Buch, dem ersten Beispiel wissenschaftlicher italienischer Prosa, weil er die Erklärung gleichsam als Brot zu den Gerichten der Kanzonen auftischen wollte. Es ward zum erstenmal gedruckt Florenz 1490, am besten von Fraticelli (»Opere minori di D.«, s. unten) und mit reichhaltigem Kommentar von Giuliani (Flor. 1874, 2 Bde.); eine deutsche Übersetzung verfaßte Kannegießer (»Dantes prosaische Schriften«, Leipz. 1845). 3) Die lyrischen Gedichte Dantes (»Il Canzoniere«). Unter diesem Titel sind die Gedichte der »Vita nuova« und des »Convivio« und die dort nicht verwendeten gesammelt. Die Untersuchungen, ob alle D. zugeschriebenen Gedichte ihm angehören, sind noch nicht abgeschlossen. Die erste, ziemlich vollständige Ausgabe dieser lyrischen Gedichte bilden die vier ersten Bücher der »Sonetti e canzoni di diversi autori toscani« (Flor. 1527 u. ö.); neuere Ausgaben besorgten Fraticelli (das. 1861), Giuliani (das. 1863 u. 1868). Als Anhang zu den »Rime« und auch gesondert findet man »Rime spirituali« gedruckt, die jedoch unecht sind. Deutsche Übersetzungen der »Rime« veröffentlichten Kannegießer (»Dantes lyrische Gedichte«, mit einer Abhandlung von Witte, worin Echtes und Unechtes zu unterscheiden versucht wird; 2. Aufl., Leipz. 1842), Krafft (»Dantes lyrische Gedichte und poetischer Briefwechsel«, Regensb. 1859) und Wege (Leipz. 1879).
In lateinischer Sprache verfaßte D.: 4) »De vulgari eloquentia« (»Über die Volkssprache«). Dies Werk sollte in mindestens vier Büchern von der Poetik und der Vulgärsprache handeln. Mitten im 14. Kapitel des zweiten Buches bricht die Schrift ab. Das Geschriebene handelt von der italienischen Schriftsprache, von den Stilarten und vom Bau der Kanzone. Das unvollendet gebliebene Werk entstand wohl in den ersten Jahren der Verbannung und erschien zuerst in einer italienischen Übersetzung von Trissino (Vicenza 1529 u. ö.), das Original mit Noten von Corbinelli (Par. 1577). Kritische Ausgabe von Rajna (Flor. 1896; kleine Ausg., das. 1897), deutsche Übersetzung von Kannegießer (Leipz. 1865). 5) Die bis jetzt aufgefundenen Briefe Dantes sammelten Witte (»Dantis epistolae quae exstant cum notis«, Padua 1827), Torri (Livorno 1842), Fraticelli (Flor. 1862), Giuliani (1882). Die vielumstrittene Frage nach der
Echtheit der Briefe ist noch nicht abgeschlossen. Deutsche Übersetzung ist von Kannegießer (Leipz. 1845). 6) Auch zwei lateinische »Eklogen« hinterließ D. Zuerst vollständig, aber fehlerhaft in »Carmina illustrium poetarum italorum« (Flor. 1718); besser nebst den beiden dazu gehörigen Gedichten des Giovanni del Virgilio bei Fraticelli (das. 1836 u. ö.), Giuliani (das. 1882), Pasqualigo (Lonigo 1887) und Wicksteed u. Gardner (Lond. 1901); deutsch von Kannegießer (Leipz. 1842) und Krafft (Regensb. 1859). Sie fallen frühestens in das Jahr 1318. 7) »De monarchia« (»Über die Monarchie«), Dantes politisches Glaubensbekenntnis, worin er das Kaisertum der Kirche ebenbürtig gegenüberstellt und eine weltliche Universalmonarchie fordert. Die Abfassung des Werkes fällt wohl sicher in Dantes letzte Lebensjahre (zuerst gedruckt Basel 1559). Die beste Ausgabe ist die Wittes (2. Aufl., Wien 1874); Übersetzungen von Heroldt (Basel 1559), Kannegießer (Leipz. 1845) und Hubatsch (Berl. 1872). Vgl. Hegel, Dante über Staat und Kirche (Rostock 1842); Böhmer, Über Dantes Monarchie (Halle 1866), und Buscaino Campo, D. e il potere temporale de' papi (Trapani 1893). 8) Die Abhandlung »Quaestio de aqua et terra« (»Über Wasser und Land«) ist wohl eine Fälschung des ersten Herausgebers, Moncetti. Zum jetzigen Stand der Frage vgl. Moore, Studies in Dante II (Oxf. 1899), und Boffito, Intorno alla »Quaestio de aqua et terra« (Turin 1902); zuerst gedruckt Venedig 1508; neu herausgegeben von Fraticelli (Flor. 1861) und von Giuliani (das. 1882). Eine Gesamtausgabe der »Opere minori« Dantes lieferte Fraticelli (Flor. 1861–62, 3 Bde.), der lateinischen Schriften Giuliani (das. 1878–82, 2 Bde.). Alle Werke Dantes (auch die zweifelhaften und unechten) in einem dünnen Bande von Moore (Oxf. 1894).
Die »Divina Commedia«
Das Werk, das Dantes Namen unsterblich gemacht hat, ist die »Divina Commedia«. D. nennt es Komödie, »weil es furchtbar und häßlich beginnt und mit dem Schönen und Wünschenswerten endet« und in niedrigerm, anspruchsloserm Stil (in italienischer Sprache) verfaßt ist. Der Zusatz »divina« entstand erst nach des Dichters Tod und findet sich zuerst in Boccaccios »Vita di D.«; die erste Ausgabe mit der Bezeichnung »Divina Commedia« ist die von Venedig 1555.Vgl. Zenatti, La »divina« Commedia e il »divino« poeta (Bologna 1895).Das Gedicht ist eine Vision, die den Zustand und das Leben der Seelen nach dem Tod in den drei Reichen des Jenseits schildert, Hölle (Inferno), Fegefeuer (Purgatorio) und Paradies (Paradiso). Jede »Cantica« oder »Canzone« besteht aus 33 canti. Das Ganze umfaßt mit dem einleitenden Gesange 100 Gesänge in Terzinen, eine Form, die D. aus dem Serventese (s.d.) schuf. Die »Commedia« hat einen bis ins einzelnste ausgeführten architektonischen Bau. Das »Inferno« enthält (außer dem Vorhof) neun Höllenkreise, desgleichen das »Purgatorio« neun Räume: den Vorhof, sieben Büßerterrassen und das irdische Paradies auf dem Gipfel des Läuterungsberges. Das »Paradiso« endlich besteht aus neun kreisenden Himmeln, über denen das Empyreum als der unbewegliche Sitz der Gottheit ruht. Der Dichter unternimmt auf höheres Geheiß eine Wanderung durch diese drei Reiche des Jenseits. Er findet sich um die Mitte seines Lebens (1300) in einem wilden Wald verirrt; als er bei Tagesanbruch dessen Ende erreicht und einen sonnigen Berg erklimmen will, hindert ihn dacan die Erscheinung eines Panthers, eines Löwen und einer Wölfin. Im Begriff, wieder in die Tiefe des Waldes zurückzukehren, erscheint ihm der Schatten Vergils (die menschliche Vernunft und die Philosophie) und verkündet ihm, zu seiner Rettung müsse ein andrer Weg eingeschlagen werden; er selbst werde ihn führen und ihm auf dem Wege die verdammten Seelen in der Hölle und die büßenden im Purgatorium zeigen; wolle er noch höher, zu den Seligen emporsteigen, so müsse ihn dann eine würdigere Seele (Beatrice, Offenbarung und Theologie) geleiten. Die Ausführung dieser Wanderung bildet den Inhalt der Komödie. Während ihres Verlaufes werden Gespräche mit geschichtlich bekannten, zumeist erst kürzlich verstorbenen Menschen geführt, die bald Abscheu und Entsetzen, bald tiefe Wehmut erregen; tiefsinnige Fragen der Theologie und Philosophie werden gelegentlich erörtert, und die bürgerlichen und sittlichen Verhältnisse Italiens, die entarteten Zustände der Kirche wie des Staates werden mit edlem sittlichen Zorn geschildert, so daß sich die Dichtung zu einem umfassenden, erhabenen und ergreifenden, die ganze Subjektivität Dantes widerspiegelnden Zeitgemälde gestaltet. Namentlich sind es die beiden ersten Abteilungen des Gedichts, die durch die Kunst ihrer Anlage, die Mannigfaltigkeit und Anschaulichkeit ihrer Gestalten und das Interesse ihrer historischen Bezüge den denkenden und im Besitz der erforderlichen Vorbildung befindlichen Leser fortwährend fesseln, während sich die letzte Abteilung zwar durch höchste Erhabenheit der Gesinnung und Empfindung auszeichnet, aber doch wegen ihres durch und durch abstrakten Inhalts ermüden kann. – An der Deutung des Gedichts als eines allegorischen Ganzen und seiner Allegorien im einzelnen haben sich die verschiedensten Denker auf die verschiedenartigste Weise versucht. Die moraltheologische Deutung, wie wir sie bei den ältesten Erklärern finden, ist die einzig haltbare. D. ist das Sinnbild der menschlichen Seele. Um den Weg der Sünde zu verlassen, muß sie sich selbst, vermittelst der durch die göttliche Gnade in Tätigkeit gesetzten Vernunft, erkennen. Diese gewährt ihr dann die Mittel, durch Reue und Übung der Tugend zur irdischen Glückseligkeit zu gelangen. Die Offenbarung und die Theologie erschließt ihr den Himmel. Ein Bestandteil dieser moralischen Allegorie ist die politische. Dem anarchischen Zustande der Welt kann nur die römische Universalmonarchie ein Ende machen. Vergil, ihr Symbol, verkündet einen Messias, der die Wölfin, die Begierde, den Ursprung alles Unrechts auf Erden, in die Hölle zurückjagen wird. Mit großer Kunst ist die Darstellung so eingerichtet, daß auch der Leser, der alles bloß als Geschichte, als poetische Darstellung der menschlichen Natur und des menschlichen Lebens betrachtet, gefesselt und von Bewunderung erfüllt wird; nur ist es erforderlich, daß er mit der Wissenschaft und der Denkweise des Mittelalters vertraut sei, wenn er zu wirklichem Verständnis und Genuß gelangen will. Vgl. Flamini, I significati reconditi della »Divina Commedia« e il suo fine supremo (Livorno 1903, Bd. 1).
Wann D. sein großes Werk angefangen und wann er die einzelnen Teile vollendet habe, diese Fragen werden verschieden beantwortet. Selbst die historischen Bezüge im »Inferno« und »Purgatorio« können nicht als vollgültige Beweise für die Abfassungszeit gelten, da sie später hinzugefügt sein können. Vermutlich wurden die beiden ersten Gesänge noch zu Lebzeiten des Dichters veröffentlicht, das »Paradies« aber erst nach seinem Tode. Die »Divina Commedia« wurde bald in unzähligen Abschriften verbreitet. Die Zahl der erhaltenen Codices beträgt an 600. Vgl. de Batines, Bibliografia Dantesca (s. unten); Monaci, Sulla classificazione dei manoscritti della »Divina Commedia« (Rom 1888); Täuber, I capostipiti dei manoscritti della »Divina Commedia« (Winterthur 1889); Fiammazzo, I codici veneti della »Divina Commedia« (Wien 1889); Auvray, Les manuscrits de D. des bibliothèques de France (Par. 1893); Morpurgo, I codici riccardiani della »Divina Commedia« (Flor. 1893).
[Ausgaben.]Die Zahl sämtlicher Ausgaben des berühmten Gedichts wurde 1882 auf 347 angegeben, wovon 15 auf das 15. Jahrh., 30 auf das 16. Jahrh., 3 auf das 17. Jahrh., 31 auf das 18. und 268 auf das 19. Jahrh. entfallen. Von größter Seltenheit sind die vier ältesten Drucke: Foligno, Jesi und Mantua (1472) und Neapel (wohl 1477). Alle vier sind diplomatisch abgedruckt von Lord Vernon (Lond. 1858). Wichtig sind die von Vendelin (Vened. 1477), die Nidobeatina (Mail. 1478) und die Giuntina (Flor. 1506). Auch die Ausgabe Florenz 1481, mit Landinos Kommentar, ist selten und wegen der in den vollständigen Exemplaren enthaltenen 19 Botticelli zugeschriebenen Kupfer (s. unten) geschätzt. Unverdientes Ansehen erwarb sich die Aldina (Vened. 1502), deren Text nunmehr von sämtlichen Ausgaben des 16. Jahrh. wiederholt und im wesentlichen auch der ersten Ausgabe der Crusca (Flor. 1595) zu Grunde gelegt wurde. Der Crusca-Text blieb zwei Jahrhunderte lang in ausschließlicher Geltung. Der erste, der seine Mängel erkannte, war Lombardi; seine Ausgabe erschien Rom 1791, 3 Bde. Noch mehr tat Dionisi für die Reinigung des Textes in seiner Ausgabe (Parma 1795, 3 Bde.). Die erste kritische Ausgabe ist die Wittes (Berl. 1862), die auf sorgfältigster Vergleichung vier korrekter Codices beruht (auch Textausgabe, 2. Aufl., Berl. 1892). Darauf und teilweise auf Moores »Contributions to the textual criticism of the, Divina Commedia'« (Cambridge 1889) beruhen die neuern Ausgaben, darunter die von Scartazzini (Leipz. 1874 bis 1882, 3 Bde., mit Kommentar, Bd. 1, neu 1900), der auch eine Handausgabe besorgte (Mail. 1893 u. ö., zuletzt von Vandelli, 1902), Casini (4.Aufl., Flor. 1895), Poletto (Rom 1894, 3 Bde.), Passerini (Flor. 1897–98), Toynbee (Lond. 1900), Moore (Oxf. 1900).
Zur Illustration von Dantes »Göttlicher Komödie« vgl. Volkmann, Bildliche Darstellungen zu Dantes »Divina Commedia« bis zum Ausgang der Renaissance (Leipz. 1892); F. X. Kraus, D., sein Leben und sein Werk, sein Verhältnis zur Kunst und Politik (Berl. 1897).
[Übersetzungen.]Zu den Übersetzungen der »Komödie« in die verschiedenen Sprachen vgl. Scartazzini, Dante-Handbuch (Leipz. 1892), S. 498ff., und »Dantologia« (Mail. 1894), S. 251ff., wo die Legende von altprovenzalischen Übersetzungen (es sind altfranzösische) wiederholt ist. Zu den französischen Übersetzungen vgl. auch Oelsner, D. in Frankreich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (Berl. 1898). Zu den deutschen Übersetzungen vgl. ferner Scartazzini, D. in Germania (Mail. 1881–83, 2 Bde.); Locella, Zur deutschen Dante-Literatur (Leipz. 1889). Wir erwähnen als die besten Übersetzungen die von Philalethes (König Johann von Sachsen) in reimlosen Jamben (Dresd. 1828–49, 3 Bde.; neue Ausg., Leipz. 1865–66, 3 Bde.; 4. Abdruck 1891); von Witte (Berl. 1865, 3. Aufl. 1876) in reimlosen Jamben; von Fr. Notter (Stuttg. 1871–72, 2 Bde.); von K. Bartsch (Leipz. 1887); von K. Bertrand (»Hölle« und »Fegefeuer«, Heidelb. 1887 u. 1891) in reimlosen Versen; wieder in Terzinen von O. Gildemeister (Berl. 1888, 2. Aufl. 1891), von Bassermann (»Hölle«, Heidelb. 1892) und die freie Bearbeitung in Stanzen von Pochhammer (Leipz. 1901).
[Kommentare etc.]Es gibt zahllose Kommentare. Schon viele Manuskripte sind mit Kommentaren und Randglossen versehen, und die meisten Ausgaben sind erläutert. Die ältesten Kommentare sind der lateinische des Graziuolo de' Bambaglioli zum »Inferno« (1324; hrsg. von Fiammazzo, Udine 1892; eine ital. Übersetzung bereits Flor. 1848 von Lord Vernon), des Jacopo di Dante (1323 oder 1324 zum »Inferno«. hrsg. von Lord Vernon, Flor. 1848), des Jacopo della Lana (vor 1328, gedruckt in der Ausgabe der »Divina Commedia« von Vendelin de Spira, 1477; neue Ausg., Mail. 1865, Quart, und Bologna 1866), der unter dem Namen: »L'antico, il buono, l'ottimo« bekannte (spätestens 1338; hrsg. von Torri, Pisa 1827–29, 3 Bde.), der eines Anonimo zur »Hölle« (vor 1349, hrsg. von Selmi, Turin 1865, und Avalle, Città di Castello 1900, beide Male schlecht) und der lateinische des Pietro di Dante (1349, hrsg. von Nannucci, Flor. 1845). Dem 14. Jahrh. gehören ferner an der Kommentar des Boccaccio (hrsg. von Milanesi, Flor. 1863, 2 Bde.), der lateinische von Benvenuto Rambaldi von Imola (ital. Übersetzung, Imola 1855–56, 3 Bde.; lat. Text, Flor. 1887, 5 Bde.), der des Francesco da Buti (Pisa 1858–62, 3 Bde.) und vielleicht der des Florentiner Anonymus (hrsg. von Fanfani, Bologna 1866–74). Aus dem 15. Jahrh. stammt der von Guiniforte delli Bargigi zur »Hölle« (hrsg. von Zacheroni, Marseille 1838), der oben schon erwähnte Kommentar des Landino (zuerst Flor. 1481) und der 1886 von Promis und Negroni veröffentlichte von Stefano Talice da Ricaldone (2. Aufl., Mail. 1888, 3 Bde.); aus dem 16. Jahrh. sind Vellutello (Vened. 1544 u. ö.) und Bern. Daniello da Lucca (das. 1568) als Kommentatoren zu erwähnen. Vgl. Hegel, Über den historischen Wert der ältern Dante-Kommentare (Leipz. 1878); Rocca, Di alcuni commenti della Divina Commedia etc. (Flor. 1891). Von den neuern Erklärern sind als die wichtigsten hervorzuheben: Lombardi (Rom 1791, 3 Bde., u. ö.; am besten Padua 1822, 5 Bde.), Rossetti (Lond. 1826–27, 2 Bde.; nur die »Hölle«, unhaltbare Erklärung der Allegorie); Philalethes in seiner erwähnten Übersetzung, Tommaseo (Vened. 1837 u. ö., am besten Mail. 1865), Bianchi (9. Aufl., Flor. 1886), Fraticelli (3. Aufl., das. 1871; letzte 1886), de Marzo (das. 1864–82, 3 Bde.), Scartazzini (in seiner erwähnten Textausgabe), der das gesamte vorliegende Material kritisch verarbeitet; Lubin (Padua 1881), Casini (Flor. 1889), Berthier (Freiburg i. S. 1891ff.), Poletto (Rom 1894). Zu erwähnen ist auch die »Lectura Dantis« (Flor. 1900ff.), Erklärung einzelner Gesänge der »Göttlichen Komödie« von verschiedenen Forschern. Die Vorläufer Dantes behandelt d'Ancona (»I precursori di D.«. Flor. 1874). Von neuern deutschen Werken über D. sind, von den Biographien (s. unten) abgesehen, hervorzuheben: Ruth, Studien über D. (Tübing. 1853); Schlosser, Dante-Studien (Leipz. u. Heidelb. 1855); Pfleiderer, Dantes Göttliche Komödie, übersichtlich dargestellt (Stuttg. 1871); ferner Wittes gesammelte Aufsätze zur Dante-Literatur, »Dante-Forschungen« (Halle 1869 u. Heilbr. 1879, 2 Bde.); Scartazzini, Abhandlungen über D. (Frankf. 1880); vom katholischen Standpunkt. Hettinger, Die Göttliche Komödie des D. etc. (2. Aufl., Freib. i. Br. 1889) u. a. In Frankreich brachten nicht unwichtige Beiträge zur Kenntnis Dantes und seiner Zeit: Fauriel in »D. et les origines de la littérature italienne« (Par. 1854, 2 Bde.), Ozanam in »D. et la philosophie catholique an XIII. siècle« (5. Aufl., das. 1869), K. Hillebrand in »Dino Compagni, étude historique et littéraire sur l'époque de D.« (das. 1862). – In Deutschland gab das Dante-Jubiläum Anlaß zur Gründung der Dante-Gesellschaft, die sich 1865 in Dresden unter der Förderung des Königs Johann von Sachsen bildete und vier Bände ihres »Jahrbuchs« (Leipz. 1867–77) herausgegeben hat. In Amerika besteht seit 1881 die Dante-Society (Cambridge, Mass.), die einen »Annual Report« herausgibt. 1888 bildete sich die Società dantesca italiana, die ein sehr wichtiges Bullettino erscheinen läßt (seit 1890) und sämtliche Werke Dantes unter Mitwirkung der hervorragendsten Gelehrten kritisch herausgeben wird.
Als Hilfsmittel zum Studium der »Divina Commedia« und der Werke Dantes dienen Blancs »Vocabolario Dantesco« (Leipz. 1852, ital. Übersetzung von Carbone, Flor. 1859,2. Ausg. 1877) nebst dem »Versuch einer bloß philologischen Erklärung mehrerer dunkeln u. streitigen Stellen der »Göttlichen Komödie« (Halle 1860–65, unvollendet; ital. von Occioni und Vassallo, Triest u. Bologna 1865–77), G. I. Ferraris »Enciclopedia Dantesca« (Mail. 1865–77, 5 Bde.), Boccis »Dizionario storico, geografico, universale della, Divina Commedia'« (Turin 1873), Polettos »Dizionario Dantesco« (Siena 1885–87, 7 Bde.); Scartazzinis »Enciclopedia Dantesca« (Mail. 1896–99, 2 Bde.); Toynbees »A dictionary of proper names and notable matters in the works of D.« (Oxford 1898). Bibliographische Verzeichnisse aller Ausgaben, Übersetzungen und Erläuterungsschriften geben de Batines' »Bibliografia Dantesca« (Prato 1846, 2 Bde.) mit den Ergänzungen von Bacchi della Lega (Bologna 1883), Biagi (Flor. 1888) und Ferrazzis »Manuale Dantesco« (Bassano 1865 bis 1877, 5 Bde.). Die Dante-Literatur von 1865–1879 enthält die »Bibliographia Dantea« von Petzholdt (2. Ausg., Dresd. 1880); speziell die deutsche: Scartazzinis Werk »D. in Germania« (Mail. 1881–1883, 2 Bde.). Der »Saggio di Bibliografia dantesca« von Perroni-Grande (Messina 1901–1903) enthält die Dante-Literatur von 1901–1902.Vgl. auch Lane, The Dante collection in the Harvard College etc. (Cambridge [Mass.] 1890); Koch, Catalogue of the Dante collection presented by W. Fiske (das. 1898–1900, 2 Bde.).Eine enzyklopädische Übersicht der ganzen Dante-Forschung bieten Scartazzinis »Dantologia« (Mail. 1883, 2. Aufl. 1894) und dessen »Prolegomeni della Divina Commedia« (Leipz. 1890; deutsche Bearbeitung u. d. T.: »Dante-Handbuch«, das. 1892). In Italien widmet sich der Dante-Forschung die Zeitschrift »L'Alighieri« (hrsg. von Pasqualigo, Verona 1889–93, 4 Bde.), die seit 1893 mit der »Rivista critica e bibl. della letteratura dantesca« zum »Giornale Dantesco« (hrsg. vom Grafen Passerini in Rom) verschmolzen ist, das erwähnte Bullettino della Società Dantesca italiana, die Collezione di opuscoli Danteschi (Città di Castello 1893ff., bis jetzt 76 Nummern) und die Biblioteca storico-critica della letteratura dantesca (Bologna 1899ff., bis jetzt 13 Nummern).
[Biographische Literatur.]Die Lebensumstände des Dichters sind von keinem seiner Zeitgenossen ausführlich ausgezeichnet worden. Am zuverlässigsten sind die Angaben seines langjährigen Bekannten und Nachbarn Giovanni Villani in seiner »Chronik der Stadt Florenz« (IX, 136), und Boccaccios »Vita« (zwei Redaktionen, kritische Ausgabe von Macrì-Leone, Flor. 1888, und Rostagno, Bologna 1899) verdient vielmehr Glauben, als sie fand. Was Spätere, wie Filippo Villani, Bardini, Polentone, über D. veröffentlicht haben, hat geringe Bedeutung. Weit wichtiger ist die Biographie Dantes von Leonardo Bruni (Perugia 1617, Flor. 1672). Vgl. E. Moore, D. and his earlier biographers (Lond. 1890). Unterden neuesten Werken sind hervorzuheben: Todeschinis »Scritti su D.« (Vicenza 1872), I. Del Lungos (s.d.) verschiedene Schriften, Bartolis »Storia della letteratura italiana« (Flor. 1881–87, Bd. 4–6), Riccis »L'ultimo rifugio di D.« (Mail. 1891); Scherillos »Alcuni capitoli della biografia di D.« (Turin 1896): D'Ovidios »Studii sulla, Divina Commedia'« (Mailand-Palermo 1901) und Zingarellis »Dante« (Mail. 1903). Vgl. auch Biagi und Passerini, Codice diplomatico Dantesco (Rom 1895ff., bisher 7 Hefte Großfolio). Unter den deutschen biographisch-literarischen Werken über D. sind hervorzuheben: Wegele, Dantes Leben und Werke (3. Aufl., Jena 1879); Scheffer-Boichorst, Aus Dantes Verbannung (Straßb. 1882); Derselbe, D. im Exil (das. 1885); Gaspary in seiner »Geschichte der italienischen Literatur«, Bd. 1 (Berl. 1885; ital. Übersetzung, Turin 1887); Bassermann, Dantes Spuren in Italien (Heidelb. 1896, mit 67 Tafeln; kleine Ausg. 1898) und F. X. Kraus, Dante, sein Leben u. sein Werk etc. (Berl. 1897).
Auf halbem Weg des Menschenlebens fand ich mich in einen finstern Wald verschlagen, Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt. Wie schwer ists doch, von diesem Wald zu sagen, Wie wild, rauh, dicht er war, voll Angst und Not; Schon der Gedank erneuert noch mein Zagen. Nur wenig bitterer ist selbst der Tod; Doch um vom Heil, das ich drin fand, zu künden, Sag ich, was sonst sich dort den Blicken bot. Nicht weiß ich, wie ich mich hineingewunden, So ganz war ich von tiefem Schlaf berückt, Zur Zeit, da mir der wahre Weg verschwunden. Doch bis zum Fuß des Hügels vorgerückt, Der an dem Ende lag von jenem Tale, Das mir mit schwerer Furcht das Herz gedrückt, Schaut ich empor und sah, den Rücken male Ihm der Planet, der uns auf jeder Bahn Gerad zum Ziele führt mit feinem Strahle. Da fingen Angst und Furcht zu Schwinden an, Die mir des Herzens Blut erstarren machten, In jener Nacht, da Grausen mich umfahn. Und so wie atemlos, nach Angst und Schmachten, Schiffbrüchige vom Strand, entflohn der Flut, Starr rückwärts schauend, ihren Grimm betrachten; So kehrt ich, noch mit halberstorbnem Mut, Mich jetzt zurück, nach jenem Passe sehend, Der jeglichem verlöscht des Lebens Glut. Und, etwas ausgerastet, weitergehend, Wählt ich bergan den Weg der Wildnis mir, Fest immer auf dem tiefern Fuße stehend. Sieh, beim Beginn des steilen Weges schier, Bedeckt mit buntgeflecktem Fell die Glieder, Gewandt und sehr behend ein Panthertier. Nicht wichs von meinem Angesichte wieder, Und also hemmt es meinen weitern Lauf, Daß ich mich öfters wandt ins Tal hernieder. Am Morgen wars, die Sonne stieg itzt auf, Von jenen Sternen, so wie einst, umgeben, Als Gottes Lieb aus ödem Nichts herauf Die schöne Welt berief zu Sein und Leben; So ward mir Grund zu guter Hoffnung zwar Durch jenes Tieres heitres Fell gegeben Und durch die Frühstund und das junge Jahr Doch so nicht, daß in mir nicht Furcht sich regte, Als furchtbar mir ein Leu erschienen war. Es schien, daß er sich gegen mich bewegte, Mit hohem Haupt und mit des Hungers Wut, So daß er Schrecken, schiens, der Luft erregte. Auch eine Wölfin, welche jede Glut Der Gier durch Magerkeit mir schien zu zeigen, Die schon auf viele schweren Jammer lud. Vor dieser mußte so mein Mut sich neigen Aus Furcht, die bei dem Anblick mich durchbebt, Daß mir die Hoffnung schwand, zur Höhn zu steigen. Wie der, der eifrig zu gewinnen strebt, Wenn zum Verlieren nun die Zeit gekommen, In Kümmernis und tiefem Bangen lebt; So machte dieses Untier mich beklommen; Von ihm gedrängt, mußt ich mich rückwärts ziehn Dorthin, wo nimmer noch der Tag entkommen. Als ich zur Tiefe niederstürzt im Fliehn, Da war ein Wesen dorten zu erkennen, Das durch zu langes Schweigen heiser schien. Ich rief, sobald ichs nur gewahren können In großer Wildnis: "O erbarme dich, Du, seist du Schatten, seist du Mensch zu nennen." Und jener sprach: "Nicht bin, doch Mensch war ich; Lombarden waren die, so mich erzeugten, Und beide priesen Mantuaner sich. Eh, spät, die Römer sich dem Julius beugten, Sah ich das Licht, sah des Augustus Thron, Zur Zeit der Götter, jener Trugerzeugten. Ich war Poet und sang Anchises Sohn, Der Troja floh, besiegt durch Feindestücke, Als, einst so stolz, in Staub sank Ilion. Und du—du kehrst zu solchem Gram zurücke? Was bleibt die freudge Höhe nicht dein Ziel, Die Anfang ist und Grund zum vollen Glücke?" "So bist du," rief ich, "bist du der Virgil, Der Quell, dem reich der Rede Strom entflossen?" Ich sprachs mit Scham, die meine Stirn befiel. "O Ehr und Licht der andern Kunstgenossen, Mir gelt itzt große Lieb und langer Fleiß, Die meinem Forschen dein Gedicht erschlossen. Mein Meister, Vorbild! dir gebührt der Preis, Den ich durch schönen Stil davongetragen, Denn dir entnahm ich, was ich kann und weiß. Sieh dieses Tier, o sieh michs rückwärts jagen, Berühmter Weiser, sei vor ihm mein Hort. Es macht mir zitternd Puls und Adern schlagen." "Du mußt auf einem andern Wege fort," Sprach er zu mir, den ganz der Schmerz bezwungen, "Willst du entfliehn aus diesem wilden Ort, Denn dieses Tier, das dich mit Graun durchdrungen, Läßt keinen ziehn auf seines Weges Spur, Hemmt jeden, bis es endlich ihn verschlungen. Es ist von böser, tückischer Natur Und nimmer fühlts die wilde Gier ermatten, Ja, jeder Fraß schärft seinen Hunger nur. Mit vielen Tieren wird sichs noch begatten, Bis daß die edle Dogge kommt, die kühn Es würgt und hinstürzt in die ewgen Schatten. Nicht wird nach Land und Erz ihr Hunger glühn, Doch wird sie nie an Lieb und Weisheit darben; Inmitten Feltr und Feltro wird sie blühn, Zu Welschlands Heil, des Ruhm und Glück verdarben, Obwohl vordem Camilla für dies Land, Eurialus, Turnus und Nisus starben. Nicht wird sie ruhn, bis sie dies Tier verbannt; Sie wird es wieder in die Hölle senken, Von wos zuerst der Neid heraufgesandt. Du folg itzt mir zu deinem Heil—mein Denken Und Urteil ists—ich will dein Führer sein, Und dich durch ewgen Ort von hinnen lenken. Dort wirst du hören der Verzweiflung Schrein, Wirst alte Geister schaun, die brünstig flehen Um zweiten Tod in ihrer langen Pein. Wirst jene dann im Feur zufrieden sehen, Weil sie verhoffen, zu dem selgen Chor, Seis wann es immer sei, noch einzugehen. Und willst du auch zu diesem dann empor, Würdger als ich, wird eine Seel erscheinen, Die geht, schied ich, als Führerin dir vor. Denn jener, der dort oben herrscht, läßt keinen Eingehn, von mir geführt, in seine Stadt, Weil ich mich nicht verbunden mit den Seinen. Er herrscht im All, dort ist die Herrscherstatt, Sein Thron und seine Burg in jener Höhe. Heil dem, den er erwählt dort oben hat" "O Dichter," Sprach ich jetzt zu ihm, "ich flehe Bei jenem Gotte, den du nicht erkannt, Daß diesem Leid und schlimmerm ich entgehe, Bring an die Orte mich, die du genannt, So, daß ich Petri Tor erschauen möge Und jene, wie du sprachst, zur Qual verbannt." Da schritt er fort, ich folgte seinem Wege.
Der Tag verging, das Dunkel brach herein, Und Nacht entzog die Wesen auf der Erden All ihren Mühn; da rüstet ich allein Mich zu dem harten Krieg und den Beschwerden Des Wegs und Mitleids, und jetzt soll ihr Bild Gemalt aus sicherer Erinnrung werden. O Mus, o hoher Geist, jetzt helft mir mild! Erinnrung, die du schriebst, was ich gesehen, Hier wird sichs zeigen, ob dein Adel gilt! "Jetzt, Dichter," fing ich an, "bevor wir gehen, Erwäge meine Kraft und Tüchtigkeit, Kann sie die große Reise wohl bestehen? Du sagst, daß Silvius Vater in der Zeit, im Körper noch und noch ein sterblich Wesen, Sei eingedrungen zur Unsterblichkeit. Doch da der ewge Gegner alles Bösen in seinen Empiren zum Stifter ihn Der Mutter Roma und des Reichs erlesen, Kann jeder, dem Vernunft ihr Licht verliehn, Beim hocherhabnen Zweck es wohl ergründen, Daß er nicht unwert solcher Huld erschien. Denn Rom und Reich, um Wahres zu verkünden, Gestiftet wurden sie, die heilge Stadt Zum Sitz für Petri Folger zu begründen. Durch diesen Gang, den du ihm nachrühmst, hat Er Kunde des, wodurch er siegt, empfangen Und Grund gelegt zur heilgen Herrscherstatt. Ist das erwählte Rüstzeug hingegangen, So stärkt es in dem Glauben dann die Welt, In dem der Weg des Heiles angefangen. Doch ich? Warum? Wer hat mirs freigestellt? Äneas nicht noch Paul, ich, dessen Schwäche Nicht ich, noch jemand dessen würdig hält, Wenn ich dorthin zu kommen mich erfreche, So fürcht ich, daß mein Kommen töricht sei. Du, Weiser, weißt es besser, als ich spreche." Und wie wer will und nicht will, mancherlei Erwägt und prüft und fühlt im bangen Schwanken, Mit dem, was er begonnen, seis vorbei; So ich—das, was ich leicht und ohne Wanken Begonnen hatte, gab ich wieder auf, Entmutigt von den wechselnden Gedanken. "Verstand ich dich," so sprach der Schatten drauf, "So fühlst du Angst und Schrecken sich erneuen, Und Feigheit nur hemmt deinen weitern Lauf. Das Beste macht sie oft den Mann bereuen, Daß er zurückespringt von hoher Tat, Gleich Rossen, die vor Truggebilden scheuen. Doch hindre sie dich nicht am weitern Pfad, Drum höre jetzt, was ich zuerst vernommen, Da mirs um dich im Herzen wehe tat. Mich, nicht in Höll und Himmel aufgenommen, Rief eine Frau, so selig und so schön, Daß ihr Geheiß mir wert war und willkommen. Mit Augen, gleich dem Licht an Himmelshöhn Begann sie gegen mich gelind und Ieise, Und jeder Laut war englisches Getön: O Geist, geboren einst zu Mantuas Preise, Des Ruhm gedauert hat und dauern wird, Solang die Sterne ziehn in ihrem Kreise, Mein Freund, doch nicht der Freund des Glückes, irrt In Wildnis dort, weil Wahn im Weg ihn störte, So daß er sich gewandt, von Furcht verwirrt. Schon irrte, fürcht ich, also der Betörte, Daß ich zu spät zum Schutz mich aufgerafft, Nach dem, was ich von ihm im Himmel hörte. Du geh; es sei durch deiner Rede Kraft, Durch das, was sonst ihm Not, sein Leid geendet, So sei ihm Hilf und Ruhe mir verschafft. Beatrix; bin ich, die ich dich gesendet; Mich trieb die Lieb und spricht aus meinem Wort. Vom Ort komm ich, wohin mein Wunsch sich wendet. Und steh ich erst vor meinem König dort, So werd ich oft dich loben und ihm preisen— Sie sprachs und schwieg, und ich begann sofort: O Weib voll Kraft, du Lehrerin der Weisen, Durch das die Menschheit alles überragt, Was lebt in jenes Himmels kleinern Kreisen! Spät dächt ich, wie mir dein Befehl behagt, Zu tun, tat ich sogleich, was du gebietest. Wohl deutlich haft du deinen Wunsch gesagt, Doch sage mir, warum du dich nicht hütest Herabzugehn zum Mittelpunkt vom Licht, Wohin du schon zurückzukehren glühtest. Willst du es denn so tief ergründen, spricht Die Hohe darauf, so will ichs kürzlich sagen. Ich fürchte mich vor diesem Dunkel nicht. Vor solchem Übel ziemt sich wohl zu zagen, Das mächtig ist und leicht uns Schaden tut, Vor solchem nicht, bei welchem nichts zu wagen. Gott schuf mich so, daß ich in seiner Hut Frei von den Nöten bin, die euch durchschauern, Und nicht ergreift mich dieses Brandes Glut. Ein edles Weib im Himmel sieht mit Trauern Das Hindernis, zu dem ich dich gesandt, Drum kann der harte Spruch nicht länger dauern. Sie flehte, zu Lucien hingewandt: Dein Treuer braucht dich jetzt im harten Streite, Darum empfehl ich ihn in deine Hand. Lucia, die sich ganz dem Mitleid weihte, Bewegte sich zum Orte, wo ich war, In Ruhe sitzend an der Rahel Seite. Sie sprach: Beatrix, Gottes Preis fürwahr! Hilfst du ihm nicht, ihm, der aus großer Liebe Für dich entrann aus der gemeinen Schar, Als ob dein Ohr taub seinen Klagen bliebe, Als sähest du ihn nicht im Wirbel dort, Bedroht, mehr als ob Meeressturm ihn triebe? Nicht eilt so schnell auf Erden einer fort, Den Gier nach Glück und Furcht vor Leid betören, Wie ich herabgeeilt bei solchem Wort, Von meinem Sitz in jenen selgen Chören, Vertraund auf deiner würdgen Rede Macht, Die Ruhm dir bringt und allen, die sie hören— Als nun Beatrix solches vorgebracht, Da wandte sie die Augenstern in Zähren, Und dies hat mich nur schneller hergebracht. So komm ich denn daher auf ihr Begehren, Das Untier von dir scheuchend, dems gelang, Den kurzen Weg des schönen Bergs zu wehren. Was also ist dir? Warum weilst du bang? Was herbergst du die Feigheit im Gemüte? Was weicht dein Mut, dein kühner Tatendrang, Da sich drei heilge Himmelsfraun voll Güte Für dich bemühn und dir mein Mund verspricht, Daß ihre treue Sorge dich behüte?" Gleichwie die Blum im ersten Sonnenlicht, Beim nächtgen Reif gesunken und verschlossen, Den Stiel erhebt und ihren Kelch entflicht; So hob die Kraft, erst schmachtend und verdrossen, In meinem Herzen sich zu gutem Mut, Und ich begann, frohsinnig und entschlossen: "O wie ist sie, die für mich sorgte, gut! Wie freundlich bist auch du, der den Befehlen Der Herrlichen so schnell Genüge tut l Schon fühl ich mich zu heißer Sehnsucht stählen Von deinem Wort, schon fühl ich, nicht mehr bang, Vom ersten Vorsatz wieder mich beseelen. Drum auf, in beiden ist ein gleicher Drang, Herr, Führer, Meister, auf zum großen Wege!" Ich sprachs zu ihm, und, folgend seinem Gang, Schritt ich daher auf waldig rauhem Stege.
Durch mich gehts ein zur Stadt der Qualerkornen, Durch mich gehts ein zum ewgen Weheschlund, Durch mich gehts ein zum Volke der Verlornen. Das Recht war meines hohen Schöpfers Grund; Die Allmacht wollt in mir sich offenbaren; Allweisheit ward und erste Liebe kund. Die schon vor mir erschaffnen Dinge waren Nur ewige; und ewig daur auch ich. Laßt, die ihr eingeht jede Hoffnung fahren. Die Inschrift zeigt in dunkler Farbe sich Geschrieben dort am Gipfel einer Pforte, Drum ich: Hart, Meister, ist ihr Sinn für mich. Er, als Erfahrner, sprach dann diese Worte: "Hier sei jedweder Argwohn weggebannt, Und jede Feigheit sterb an diesem Orte. Wir sind zur Stelle, die ich dir genannt, Hier wirst du jene Jammervollen schauen, Für die das Heil des wahren Lichtes schwand." Er faßte meine Hand, daher Vertrauen Durch sein Gesicht voll Mut auch ich gewann. Drauf führt er mich in das geheime Grauen. Dort hob Geächz, Geschrei und Klagen an, Laut durch die sternenlose Luft ertönend, So daß ich selber weinte, das begann. Verschiedne Sprachen, Worte, gräßlich dröhnend, Handschläge, Klänge heiseren Geschreis, Die Wut, aufkreischend, und der Schmerz, erstöhnend— Dies alles wogte tosend stets, als seis Im Wirbel Sand, durch Lüfte, die zu schwärzen Es keiner Nacht bedarf, im ewgen Kreis. Und, ich vom Wahn umstrickt und bang im Herzen, Sprach: Meister, welch Geschrei, das sich erhebt? Wer ist doch hier so ganz besiegt von Schmerzen? Und er: "Der Klang, der durch die Lüfte bebt, Kommt von den Jammerseelen jener Wesen, Die ohne Schimpf und ohne Lob gelebt. Gemischt find die Nicht-Guten und Nicht-Bösen Den Engeln, die nicht Gott getreu im Strauß, Auch Meutrer nicht und nur für sich gewesen. Die Himmel trieben sie als Mißzier aus, Und da durch sie der Sünder Stolz erstünde, Nimmt sie nicht ein der tiefen Hölle Graus." Ich drauf: Was füllt ihr Wehlaut diese Gründe? Was ist das Leiden, das so hart sie drückt? Und er: "Vernimm, was ich dir kurz verkünde. Des Todes Hoffnung ist dem Volk entrückt. Im blinden Leben, trüb und immer trüber, Scheint ihrem Neid jed andres Los beglückt. Sie kamen lautlos aus der Welt herüber, Von Recht und Gnade werden sie verschmäht. Doch still von ihnen—Schau und geh vorüber." Ich schaute hin und sah im Kreis geweht, Ein Fähnlein ziehn, so eilig umgeschwungen, Daß sichs zum Ruhn, so schien mirs, nie versteht. In langer Reihe folgten ihm, gezwungen, So viele Leute, daß ich kaum geglaubt, Daß je der Tod so vieles Volk verschlungen. Und hier erblickt ich manch bekanntes Haupt, Auch jenes Schatten, der aus Angst und Zagen Sich den Verzicht, den großen, feig erlaubt. Ich war sogleich gewiß, auch hört ich sagen, Dies sei der Schlechten jämmerliche Schar, Die Gott und seinen Feinden mißbehagen. Dies Jammervolk, das niemals lebend war, War nackend und von Flieg und Wesp umflogen, Und ward gestachelt viel und immerdar. Tränen und Blut aus ihren Wunden zogen In Streifen durch das Antlitz bis zum Grund, Wo ekle Würmer draus sich Nahrung sogen. Drauf, als ich weiter blickt im düstern Schlund, Erblickt ich Leut an einem Stromgestade Und sprach: "Jetzt tu, ich bitte, Herr, mir kund, Von welcher Art sind die, die so gerade, Wie ich beim düstern Dämmerlicht ersehn, So eilig weiterziehn auf ihrem Pfade?" Und er darauf: "Dir wird genug geschehn Am Acheron—dort wird sich alles zeigen, Wenn wir am traurgen Ufer stillestehn." Da zwang mich Scham, die Augen tief zu neigen, Aus Furcht, daß ihm mein Fragen lästig sei, Und ich gebot mir bis zum Strome Schweigen. Und sieh, es kam ein Mann zu Schiff herbei, Ein Greis, bedeckt mit schneeig weißen Haaren. "Weh euch, Verworfne!" tönte sein Geschrei. "Nicht hofft, den Himmel jemals zu gewahren. Ich komm, euch jenseits hin an das Gestad In ewge Nacht, in Hitz und Frost zu fahren. Und du, lebendge Seele, die genaht, Mußt dich von diesen, die gestorben, trennen!"— Dann, da er sah, daß ich nicht rückwärts trat: "Hier kann ich dir den Übergang nicht gönnen, Für dich geziemen andre Wege sich, Ein leichtrer Kahn nur wird dich tragen können." Virgil drauf: "Charon, nicht erbose dich. Dort, wo der Wille Macht ist, wards verhangen; Dies sei genug, nicht weiter frage mich." Hierauf ließ ruhen die bewollten Wangen Des fahlen Sumpfs erzürnter Steuermann, Des Augen Flammenräder rings umschlangen. Da hob graunvolles Zähneklappen an, Und es entfärbten sich die Tiefgebeugten, Seit Charon jenen grausen Spruch begann. Sie fluchten Gott und denen, die sie zeugten, Dem menschlichen Geschlecht, dem Vaterland, Dem ersten Licht, den Brüsten, die sie säugten. Dann drängten sie zusammen sich am Strand, Dem Schrecklichen, zu welchem alle kommen, Die Gott nicht scheun, und laut Geheul entstand. Charon, mit Augen, die wie Kohlen glommen, Winkt ihnen und schlug mit dem Ruder los, Wenn einer sich zum Warten Zeit genommen. Gleich wie im Herbste bei des Nordwinds Stoß Ein Blatt zum ändern fällt, bis daß sie alle Der Baum erstattet hat dem Erdenschoß; So stürzen, hergewinkt, in jähem Falle Sich Adams schlechte Sprossen in den Kahn, Wie angelockte Vögel in die Falle. Durch schwarze Fluten geht des Nachens Bahn, Und eh sie noch das Ufer dort erreichen, Drängt hier schon eine neue Schar heran. "Mein Sohn," sprach mild der Meister, "die erbleichen In Gottes Zorne, werden alle hier Am Strand vereint aus allen Erdenreichen. Man scheint zur Überfahrt sehr eilig dir, Doch die Gerechtigkeit treibt diese Leute Und wandelt ihre bange Furcht in Gier. Kein guter Geist macht diese Fahrt; und dräute Dir Charon, weil du hier dich eingestellt, So kannst du wissen, was sein Wort bedeute"— Hier wankte so mit Macht das dunkle Feld, Daß mich noch jetzt Schweißtropfen übertauen, Sooft dies Schreckensbild mich überfällt. Ein Windstoß fuhr aus den betränten Auen, Und blitzt ein rotes Licht, das jeden Sinn Bewältigte mit ungeheurem Grauen, Und, wie vom Schlaf befallen, stürzt ich hin—
Mir brach den Schlaf im Haupt ein Donnerkrachen, So schwer, daß ich zusammenfuhr dabei, Wie einer, den Gewalt zwingt, zu erwachen. Ich warf umher das Auge wach und frei, Emporgerichtet spähend, daß ich sähe Und unterschied, an welchem Ort ich sei. So fand ich mich am Talrand, in der Nähe Des qualenvollen Abgrunds, dessen Kluft Zum Donnerhall vereint unendlich Wehe. Tief war er, dunkel, nebelhaft die Luft, Drum wollte nichts sich klar dem Blicke zeigen, Den ich geheftet an den Grund der Gruft. "Laß uns zur blinden Welt hinunter steigen, Ich bin der Erste, du der Zweite dann." So sprach Virgil, um drauf erblaßt zu schweigen. Ich, sehend, wie die Bläss ihn überrann, Sprach: Scheust du selber dich, wie kann ichs wagen Der Trost im Zweifel nur durch dich gewann? Und er zu mir: "Des tiefen Abgrunds Plagen Entfärben mir durch Mitleid das Gesicht, Und nicht, so wie du meinst, durch feiges Zagen. Fort, zaudern läßt des Weges Läng uns nicht." So ging er fort und rief zum ersten Kreise Mich auch hinein, der jene Kluft umflicht. Mir schien, nach meinem Ohr, des Klanges Weise, Der durch die Luft hier bebt im ewgen Tal, Nicht Klaggeschrei, nur Seufzer dumpf und leise. Und dieses kam vom Leiden ohne Qual Der Kinder, Männer und der Fraun, in Scharen, Die viele waren und von großer Zahl- Da sprach der Meister: "Willst du nicht erfahren, Zu welchen Geistern du gekommen bist? Bevor wir fortgehn, will ich offenbaren, Daß sie nicht sündigten; doch gnügend mißt Nicht ihr Verdienst, da sie der Tauf entbehrten, Die Pfort und Eingang deines Glaubens ist. Und lebten sie vor Christo auch, so ehrten Sie doch den Höchsten nicht, wie sichs gebührt; Und diese Geister nenn ich selbst Gefährten. Nur dies, nichts andres hat uns hergeführt. Daß wir in Sehnsucht ohne Hoffnung leben, Ward uns Verlornen nur als Straf erkürt." Groß war mein Schmerz, als er dies kundgegeben, Denn Leute großen Wertes zeigten sich, Die unentschieden hier im Vorhof schweben. Und ich begann: Mein Herr und Meister, sprich (Ich wollte mich in jenem Glauben stärken, Vor dessen Licht des Irrtums Nacht entwich), Kam keiner je durch Kraft von eignen Werken, Durch fremd Verdienst von hier zur Seligkeit?— Er schien des Worts versteckten Sinn zu merken Und sprach: "Ich war noch neu in diesem Leid, Da ist ein Mächtiger hereingedrungen. Bekrönt mit Siegesglanz und Herrlichkeit. Der hat des Urahns Geist der Höll" entrungen, Auch Abels, Noahs; und auch Moses hat, Der Gott gehorcht, mit ihm sich aufgeschwungen. Abram und David folgten seinem Pfad, Jakob, sein Vater, seine Söhne schieden, Und Rahel auch, für die so viel er tat. Sie und viel andre führt er ein zum Frieden, Und wissen sollst du nun: Vor diesen war Erlösung keinem Menschengeist beschieden." Obwohl er sprach, gings vorwärts immerdar, So daß wir unterdes den Wald durchdrangen, Den Wald, mein ich, der dichten Geisterschar. Nicht weit von oben waren wir gegangen, Als ich ein Feur in lichten Flammen sah, Die rings im halben Kreis die Nacht bezwangen. Zwar waren wir dem Ort nicht völlig nah, Doch einen Kreis von ehrenhaften Leuten, Die diesen Platz besetzt, erkannt ich da. "Du, des sich Wissenschaft und Kunst erfreuten, Beliebe, wer sie sind, und was sie ehrt Und von den andern trennt, mir auszudeuten." Ich sprachs, und er: "Für hochgepriesnen Wert, Der oben widerklingt in deinem Leben, Ward ihnen hier vom Himmel Huld gewährt." Da hört ich eine Stimme sich erheben: Der hohe Dichter, auf jetzt zum Empfang! Sein Schatten kehrt, der jüngst sich fortbegeben. Sobald die Stimme, die dies sprach, verklang, Sah ich heran vier große Geister schreiten, Im Angesicht nicht fröhlich und nicht bang. Da sprach der gute Meister mir zur Seiten: "Sieh diesen, in der Hand das Schwert, voran Den andern gehn, um sie als Fürst zu leiten. Du siehst Homer, den Dichterkönig, nahn; Ihm folgt Horaz, berühmt durch Spott dort oben Ovid der Dritt, als letzter kommt Lukan. Im Namen, den die eine Stimm erhoben, Kommt mit mir selber jeder überein, Drum ehren sie mich, und dies ist zu loben." So war die schöne Schul hier im Verein Des hohen Herrn der höchsten Sangesweise, Der ob den andern fliegt, ein Aar, allein. Ein Weilchen sprachen sie im trauten Greise, Doch als sie grüßend sich zu mir gekehrt, Da lächelte Virgtl zu solchem Preise. Allein noch höher ward ich dort geehrt, Indem sie mich in ihrer Schar empfingen Als Sechsten unter solchem Geist und Wert, Wobei wir hin bis zu dem Lichte gingen, Sprechend, wovon ich schicklich schweigen muß, Wie man dort schicklich sprach von solchen Dingen. Bald kamen wir an eines Schlosses Fuß, Von siebenfacher hoher Maur umfangen, Und rings beschützt von einem schönen Fluß. Als wir mit trocknem Fuße durchgegangen, Gings weiter dann durch sieben Tore fort, Und eine Wiese sah ich grünend prangen. Wir fanden Leute strengen Blickes dort, Mit großer Würd in Ansehn, Gang und Mienen Und wenig sprechend, doch mit sanftem Wort. Und wir ersahn dort seitwärts nah bei ihnen Frei eine Höh hellem Lichte glühn, Vor welcher alle klar vor uns erschienen. Dort gegenüber auf dem samtnen Grün Sah ich die Großen, ewig Denkenswerten, Die heut mir noch in solzer Seele blühn. Elektren sah ich dort mit viel Gefährten, Äneas, Hektorn hatt ich bald erkannt, Cäsarn, den mit dem Adlerblick bewehrten. Penthesilea war auf grünem Land; Zur andern Seite sah ich auch Latinen, Der bei Lavinien, seiner Tochter, stand. Ich sah den Brutus, der verjagt Tarquinen, Lucrezien, Julien, Marzien, und, allein Beiseite sitzend, sah ich Saladinen. Dann, höher blickend, sah im hellen Schein Ich auch den Meister derer, welche wissen, Der von den Seinen schien umringt zu sein, Sie all ihn hochzuehren sehr beflissen; Den Plato ihm zunächst und Sokrates, Die dort den Sitz vor andern an sich rissen. Den Anaxagoras, Diogenes, Den Demokrit, des Welt der Zufall machte, Den Zeno, Heraklit, Empedokles. Ihn, der ans Licht der Pflanzen Kräfte brachte, Den Dioskorides, den Orpheus dann, Den Seneka, der Schmerz und Luft verlachte. Auch Ptolemäus kam, Euklid heran, So auch Averroes, der, seinen Weisen Erklärend, selbst der Weisheit Ruhm gewann. Doch nicht vermag ich jeden hier zu greifen, Denn also drängt des Stoffes Größe mich, Daß ihren Dienst mir kaum die Wort erweisen. Hier teilten nun die sechs Gefährten sich. Mich führt auf anderm Weg mein weiser Leiter Dahin, wo Stille lautem Tosen wich, Und dorthin, wo nichts leuchtet, schritt ich weiter.
So gings hinab vom ersten Kreis zum zweiten, Der kleinern Raum, doch größres Weh umringt, Das antreibt, Klag und Winseln zu verbreiten. Graus steht dort Minos, fletscht die Zähn und bringt Die Schuld ans Licht, wie tief sie sich verfehle, Urteilt, schickt fort, je wie er sich umschlingt. Ich sage, wenn die schlechtgeborne Seele Ihm vorkommt, beichtet sie der Sünden Last; Und jener Kenner aller Menschenfehle, Sieht, welcher Ort des Abgrunds für die paßt, Und schickt sie soviel Grad hinab zur Hölle, Als oft er sich mit seinem Schweif umfaßt. Von vielem Volk ist stets besetzt die Schwelle, Und nach und nach kommt jeder zum Gericht, Spricht, hört und eilt zu der bestimmten Stelle. "Du, der in diese Qualbehausung bricht," So rief mir Minos, als er mich ersehen, Und ließ indes die Übung großer Pflicht; "Schau, wem du traust! Leicht ists hineinzugehen, Doch täusche nicht dich ein verwegner Drang." Mein Führer drauf: "Laß dir den Groll vergehen! Nicht hindre den von Gott gebotnen Gang, Dort will mans, wo das Können gleicht dem Wollen. Nicht mehr gefragt, denn unser Weg ist lang." Bald hört ich nun, wie Jammertön erschollen,