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Hexenrituale ohne Hokuspokus Was bringt die Zukunft? Wie kann ich mit der Natur in Einklang leben? Was stärkt meine weibliche Kraft? Birgit Jankovic-Steiner ist das, was wir eine moderne Hexe nennen: feminin, magisch und stark. In der "Hexen-Schule" gibt sie einen umfassenden Einblick in die Grundlagen der weißen Magie. Die Gründerin der Hexen-Schule in Wien erklärt, wie magische Kräfte entfesselt werden können. Mit der Inspiration aus uraltem Hexenwissen zeigt sie, was man beim Tarot-, Hand- und Kaffeesatzlesen über sich und seine Persönlichkeit erfahren kann und welche Rolle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dabei spielen. Außerdem führt sie in die Themen Räuchern und Natur- und Kräuter-Lehre ein und transportiert, was Frauen bereits seit Jahrhunderten wissen: wie man sich mit der Natur verbinden und diese für sich nutzen kann. Darüber hinaus weiht sie in die Geheimnisse der Jahreskreisfeste ein und erklärt, welche Rolle der weibliche Zyklus für diese besonderen "Hexen-Feste" und die dazugehörigen Rituale hat. So versteht jede Frau, wie sie durch ihre ureigene Kraft mehr Magie in ihren Alltag einbringt, ihre Weiblichkeit stärken und verborgene Kräfte entfalten kann. Ziel des Hexen-Ratgebers ist es, die Energien der Natur wieder in das Leben zu integrieren, geheime Hexen-Rituale kennenzulernen und sich selbst anzunehmen.
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Seitenzahl: 270
Birgit Jankovic-Steiner
Mit Lisa Bitzer
Die Hexenschule
Magie, Mystik und altes Wissen für moderne Hexen
Knaur e-books
Was bringt die Zukunft? Wie kann ich mit der Natur in Einklang leben? Was stärkt meine weibliche Kraft? Birgit Jankovic-Steiner ist das, was wir eine moderne Hexe nennen: feminin, magisch und stark. In der »Hexen-Schule« gibt sie einen umfassenden Einblick in die Grundlagen der weißen Magie.
Die Gründerin der Hexen-Schule in Wien erklärt, wie magische Kräfte entfesselt werden können. Mit der Inspiration aus uraltem Hexenwissen zeigt sie, was man beim Tarot-, Hand- und Kaffeesatzlesen über sich und seine Persönlichkeit erfahren kann und welche Rolle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dabei spielen. Außerdem führt sie in die Themen Räuchern und Natur- und Kräuter-Lehre ein und transportiert, was Frauen bereits seit Jahrhunderten wissen: wie man sich mit der Natur verbinden und diese für sich nutzen kann.
Darüber hinaus weiht sie in die Geheimnisse der Jahreskreisfeste ein und erklärt, welche Rolle der weibliche Zyklus für diese besonderen »Hexen-Feste« und die dazugehörigen Rituale hat. So versteht jede Frau, wie sie durch ihre ureigene Kraft mehr Magie in ihren Alltag einbringt, ihre Weiblichkeit stärken und verborgene Kräfte entfalten kann.
Ziel des Hexen-Ratgebers ist es, die Energien der Natur wieder in das Leben zu integrieren, geheime Hexen-Rituale kennenzulernen und sich selbst anzunehmen.
Ich widme dieses Buch meinen beiden Nichten Lara und Marie in der Hoffnung, dass sie die Bräuche des Hexentums genau wie ich ehren, schätzen und eines Tages weitergeben. Außerdem den Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das alte Wissen in der modernen Welt anzuwenden und die Mystik damit am Leben zu erhalten.
»Eine Hexe?
Du bist eine richtige Hexe?«
Wenn ich Menschen erzähle, was ich beruflich mache, ist die Reaktion immer dieselbe. Kaum einer hält für möglich, dass ich eine weiße Hexe bin und als solche eine Hexenschule in Wien betreibe, in der ich interessierte Frauen zur Magieberaterin ausbilde. Ich passe schon rein optisch gar nicht ins Bild einer »normalen« Hexe, denn ich habe weder eine Knollennase noch sitzt ein Rabe auf meiner Schulter. Außerdem bin ich viel jünger, als die meisten von einer Frau, die Birgit heißt und seit ihrer Kindheit mit Naturkünsten und magischen Ritualen in Berührung ist, erwarten.
Alles, was ich weiß, habe ich von meiner Großmutter und ihrem Hexenzirkel erfahren. Ich habe darüber hinaus das Buch der Schatten einer anderen, sehr weisen heilkundigen Frau geerbt. Dabei handelt es sich um eine Art Arbeitsbuch, in dem sie ihre eigenen Rezepte, Beschreibungen von Kräutern, Zaubersprüche und Rituale sammelte. Ein Buch der Schatten ist wie ein Tagebuch oder Journal, in dem eine Hexe ihr gesammeltes Wissen festhält – auch ihre Erfahrungen oder Erlebnisse, die sie während der Ausübung ihrer Hexerei gemacht hat. Ich habe auch ein eigenes Buch der Schatten und wurde schon oft gefragt, für wie viel Geld ich es verkaufen würde. Meine Antwort ist stets dieselbe: »Mein Buch der Schatten ist unverkäuflich.« Man kann diese Bollwerke des Wissens und der Erfahrung erben, aber kaufen kann man sie nicht.
Allerdings verspüre ich seit geraumer Zeit den Wunsch, meine Kenntnisse zu teilen. In der Hexenschule arbeite ich mit meinen Schülerinnen und den Dozentinnen eng zusammen und führe jeden, der es möchte, in die Kunst der weißen Magie ein. Mit dem Buch, das du in den Händen hältst, habe ich die Möglichkeit, noch mehr Menschen zu erreichen, die wissen wollen, welche zauberhaften Kräfte und magischen Energien in jedem von uns wohnen, wie wir uns die Natur zunutze machen können, wie wir die Omen der Zukunft deuten dürfen und welche Bedeutung die Jahreskreisfeste in unserer Welt noch haben. Hexerei gehört nicht ins Mittelalter – sie ist höchst lebendig und lässt sich ganz einfach in den Alltag der modernen Frau integrieren. Für mich ist dabei besonders wichtig, dich mithilfe von weißer Magie zu stärken und dich zurück in deine ureigene, weibliche Kraft zu bringen. Mein Ziel ist es, dir zu zeigen, wie du die Energien der Natur in deinen Alltag integrierst, dich selbst annimmst und die weibliche Kraft entfesselst, die in dir schlummert.
Wenn du dich also von Magie angezogen fühlst und dich all das fasziniert, was wir nicht mit den Augen wahrnehmen, bist du hier genau richtig! Nicht alles, was uns widerfährt, können wir mit dem Verstand erklären. Die Magie setzt genau hier an: Sie reicht in beide Welten, die irdische, tatsächliche, aber auch die spirituelle, nicht greifbare. Manche Rezepte unserer Natur- und Kräuterlehre sind ganz einfach und nachvollziehbar, andere Rituale und Praktiken setzen eine gewisse Offenheit für metaphysische Prozesse voraus. Woran auch immer du glaubst: Dieses Buch möchte dir ein hilfreicher Begleiter auf deinem Weg zurück zu dir selbst sein. Denn die weiße Magie verfolgt nur ein Ziel: den einzelnen Menschen zu stärken und ihm niemals zu schaden. Dieser Mensch solltest an erster Stelle du selbst sein.
Aber was ist weiße Magie eigentlich? Man unterscheidet ganz allgemein zwischen weißer und schwarzer Magie beziehungsweise Hexerei. Eine weiße Hexe besitzt Kräfte, die sie durch die Natur erweckt und mit den Geistern des Himmels und der Erde bekräftigt. Ich verstehe sie als Zaunreiterin; sie weiß, dass es die Anderswelt gibt, und kann gute Gaben von dort in die irdische Welt holen. Eine weiße Hexe versteht, welches Ritual und welches Kräuterwerk sie verwenden muss, um sich selbst und andere zu reinigen. Sie verbindet sich mit der positiven Magie und nimmt den Kampf gegen schwarze Mächte auf.
Theoretisch kann jeder magische Grundkenntnisse, die er sich angeeignet hat, zu falschen Zwecken einsetzen. Zum Beispiel indem er versucht, mithilfe seiner Kräfte böse oder egoistische Ziele zu verfolgen. Schwarze Magie will schaden, weiße Magie möchte fördern. Du solltest schwarze Magie niemals anwenden, denn alles, was du schwarzmagisch hervorrufst, fällt dreifach auf dich zurück.
Natürlich ist es manchmal so, dass man enttäuscht oder wütend auf eine Person ist. Vielleicht wurdest auch du schon betrogen oder hast etwas verloren, was dir sehr wichtig war. Das könnten Auslöser sein, durch die du mit dem Gedanken spielst, schwarze Magie anzuwenden, du möchtest einem oder einer anderen schaden. Doch das wird dein Leid nicht lindern, ganz im Gegenteil: Es wird auf dich zurückfallen, und du wirst dich schlechter fühlen als je zuvor.
Wenn du also als Hexe wirken möchtest, ist es wirklich wichtig, immer wieder deine Motive zu überprüfen. Was willst du, was will ein anderer? Schadest du ihm oder ihr mit deinen Wünschen? Gehst du den Weg des Mangels oder der Fülle?
In diesem Buch wirst du lernen:
die Tarotkarten anzuwenden,
die Kaffeesatz- & Runenlehre zu verstehen,
aus der Hand zu lesen,
Tinkturen und Öle herzustellen,
Räume energetisch durch Räucherungen zu säubern,
geheime Hexenrituale zu vollziehen,
Jahreskreisfeste durchzuführen und
die Kraft des Mondes und deines Zyklus ideal zu nutzen.
Alles Wissen, das du in diesem Buch findest, habe ich von meiner Großmutter und anderen Mentorinnen vermittelt bekommen. Das magische Wissen ist seit Anbeginn der Zeit eines, das von Frau zu Frau übermittelt wird. Früher gab es viele starke Frauen: griechische und römische Göttinnen, mythologische Halbwesen, keltische Priesterinnen, ägyptische Herrscherinnen, Amazonen, Sibyllen, Stammesfürstinnen … Frauen, die mithilfe der Natur und den Kräften der Erde an ihre ureigensten Energien kamen.
In der griechischen Mythologie ist Gaia eine der ersten Gottheiten – sie stellt die Muttererde da. Ihr Name, der indogermanischen Ursprungs ist, bedeutet »Gebärerin«. Aus ihr geht alles hervor. Die Römer nannten diese Göttin Kybele oder auch die Große Göttermutter. In vielen Religionen und Kulturen kennt man diese Urmutter, die alles Leben hervorgebracht hat und als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt wird. Sie steht in enger Verbindung zur Natur und dem Leben, welches sie erschafft, aber auch zerstören kann.
Vermutlich ist das der Grund, warum die Kirche sich irgendwann nicht anders zu helfen wusste, als alle Frauen, die über eine wie auch immer geartete Macht oder besondere Kenntnisse verfügten, als Hexen abzustempeln, zu verfolgen, zu foltern und auf bestialische Art hinzurichten. Über Jahrhunderte verfolgte die Kirche im Zuge der Hexenverfolgung etwa drei Millionen Menschen und ließ zwischen 40 000 und 60 000 von ihnen hinrichten.
Mit den Verurteilten, meistens waren es Frauen, starb auch ihr Wissen. Und so kommt es, dass unser Geschlecht heute vergessen hat, wie wir uns mit der Natur verbinden und in unsere natürliche Kraft kommen können. Auch wenn wir uns heute »Feminismus« und »Frauenpower« auf Statement-Shirts und Fahnen schreiben, fehlen uns doch oftmals die tiefen, ganzheitlichen Einblicke in das archaisch Weibliche. Wir nehmen männliche Verhaltensmuster und Tugenden an und versuchen, die härteren Kerle und tougheren Typen zu sein. Wir haben verlernt, aus unserer Weichheit und Weiblichkeit unsere Kraft zu schöpfen und die Welt mit Empathie, Intuition und der Verbundenheit mit dem Leben zu einem besseren Ort zu machen. Dieses Buch mag nicht die Antwort auf alle Fragen sein, die dir auf der Seele brennen. Aber ich hoffe, dass es mir mit der Hexenschule gelingt, modernen Frauen wie dir das uralte Wissen meiner Mentorinnen zu vermitteln und dich auf deinem Weg zu dir ein kleines Stück zu begleiten.
Hex, hex!
Wie wird man eigentlich eine Hexe?«
Glaub mir, diese Frage habe ich schon mehr als einmal beantwortet. Es ist ja auch nicht ganz selbstverständlich, dass man im Kreise von Natur- und Heilfrauen aufwächst. Meine Heimat, die Steiermark, bringt allerdings eine Menge magiekundiger Menschen hervor, und dieses Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben.
Ehrlich gesagt hatte ich in meiner Kindheit überhaupt keine Ahnung, mit was sich meine Großmutter und ihre Freundinnen da genau beschäftigten, wenn sie sich nachts auf dem Mondberg oder an einem anderen Ort trafen. Ich wuchs inmitten von weisen Kräuterfrauen auf, die mir die Magie der Natur offenbarten und mich an ihren Ritualen teilhaben ließen. Für mich war das etwas ganz Alltägliches, ja Normales. Ich wusste, dass man im Schein des Vollmondes den besten Zaubertrank mixte, wenn man von einer Krankheit geplagt wurde. Es war für mich nicht merkwürdig, einen Lichterkreis zu bilden, wenn ich mich vor anderen Kindern schützen wollte. Auch dass sich bei einigen Ritualen die Pupillen der Hexen weiteten und sie mit scheinbar schwarzen Augen um das Feuer tanzten, wunderte mich kein bisschen.
Ich kann mich noch gut an einen Abend in meiner Kindheit erinnern. Weil ich aus den Gesprächen meiner Großmutter mitbekommen hatte, dass heute ein großes Ritual bevorstand, bat ich meine Mutter, bei meiner Großmutter schlafen zu dürfen. Denn ich wusste, dass es mir von dort aus leichtfallen würde, heimlich in der Nacht das Haus zu verlassen und zum Mondberg zu gehen, wo meine Großmutter und ihre Freundinnen ihre Rituale praktizierten und Messen abhielten.
Bei meiner Großmutter hatte ich ein eigenes Zimmer auf dem Dachboden. Ich liebte diesen Rückzugsort, er hatte eine besondere Atmosphäre. Immer, wenn ich den Dachboden betrat, knarrte der Boden, und irgendwie bildete ich mir damals ein, dass das Knarren die Holzfeen waren, die mich begrüßten. So auch an diesem Abend. Ich kuschelte mich in meine Decke und wartete, bis meine Großmutter kam, um mit mir ein Einschlafritual zu vollziehen, bei dem sie mich mit meinen Ahnen verband. Sie erzählte mir von meinen verstorbenen Verwandten und von den Menschen, die mir ihre Gaben geschenkt hatten. Immer, wenn ich bei meiner Großmutter schlief, durfte ich mir aussuchen, von welchen Ahnen ich welche Gabe haben wollte. Wenn es gerade in der Schule haperte, zum Beispiel im Fach Mathematik, wünschte ich mir die Talente meines Urgroßvaters, denn er war gut mit Zahlen gewesen. Wollte ich besser mit meinen Geschwistern auskommen, wählte ich meine Urgroßtante, denn sie war Kindergärtnerin gewesen und konnte mit Kindern sehr gut umgehen. Auch an diesem Abend wünschte ich mir eine Gabe – anschließend schloss ich die Augen und gab vor, einzuschlafen. Meine Großmutter streichelte mir über das Gesicht und über die Haare. Sie wünschte mir eine gute Nacht. Dann verließ sie das Zimmer.
Ich hörte das Knarren der Stufen und wartete sicherheitshalber noch zehn Minuten, bis ich die Augen öffnete. Es war Zeit, auf den Mondberg zu stapfen, denn dort würde sich meine Großmutter mit ihren Freundinnen treffen. Ich würde mir hinter der alten, dicken Eiche, die ich besonders liebte, ein Versteck suchen und die Frauen beobachten.
Ich zog mich an, setzte meine dicke Wollmütze auf und blickte aus dem Fenster auf den großen Berg. Ganz hinten, hinter der Eiche, so meinte ich, konnte ich schon das Feuer sehen, denn Hexen arbeiten mit den vier Elementen, und das Feuer gehört natürlich dazu. Das hatte mir meine Großmutter eines Tages erklärt. Sie meinte, immer, wenn ich mir etwas wünschte, müssten alle vier Elemente vorhanden sein: Feuer, Erde, Wasser und Luft, denn das sind die Hexengeister, die uns helfen können, Wünsche umzusetzen, Krankheiten zu heilen und loszulassen, was wir nicht mehr brauchen.
Es war ein sehr steiler Weg den Mondberg hinauf, und als ich oben auf der Kuppe ankam, musste ich das Schnaufen unterdrücken. Hinter der Eiche versteckt, sah ich drei Frauen, die an einem Feuer saßen und tranken – darunter meine Großmutter. Sie begannen mit dem Ritual. Heute weiß ich, dass es das Samhain, das Hexen-Silvester, war, was sie feierten.
Da es nun schon weit nach Mitternacht war, fielen mir immer wieder vor Müdigkeit die Augen zu, aber ich wollte mit aller Kraft wach bleiben, um das Ritual mitzuerleben. Doch was ich dann sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Die Frauen setzten sich ins schneebedeckte Gras vor dem Feuer. Eine hatte etwas in der Hand, und eine andere streckte ihr ihre Hand entgegen. Mit einem Messer schnitt die eine Hexe der anderen – ich konnte meinen Augen kaum trauen – den Finger ab! Es war grauenvoll, mit anzusehen, aber ich war mir absolut sicher, dass meine Wahrnehmung stimmte, ich sah sogar das Blut! Heute weiß ich: Die Frauen schnitten sich keine Finger ab, sondern ritzten sich die Handfläche auf und sammelten das dünne Blutrinnsal in einem Becher.
Für mich war es unvorstellbar, dass sie nicht weinten, das musste doch wehtun! Länger konnte ich mich aber nicht damit beschäftigen, denn die Frauen holten nun schwarze Kutten mit Kapuzen und zogen sie an. Außerdem hatte meine Großmutter plötzlich einige Schillinge in der Hand und ließ die Münzen leise klimpern. Bis heute höre ich manchmal bei Ritualen dieses Geräusch.
Die Hexen murmelten: »Böser Blick, böser Blick, weiche von uns!« Und ich dachte: Was ist ein böser Blick? Gibt es Menschen, die immer nur böse schauen? Ich konnte mich an meine Nachbarin erinnern, die fast nie lachte. Vielleicht meinten sie sie?
Als Nächstes passierte etwas, was mich noch genauer aufpassen ließ. Ich konnte Klänge hören, obwohl ich keine Instrumente und auch keinen Kassettenrekorder entdecken konnte. Ich war verwirrt, aber neugierig. Und dann wurden meine Augen immer größer. Das Lagerfeuer war bestimmt drei Meter hoch und sah aus, als ob ein Naturwesen oder Waldgeist aus dem Feuer stieg. Er breitete seine Hände aus und umarmte die Frauen, die um das Feuer standen. Sie streckten ihre Hände in den Himmel, mit dem Becher, in dem das Blut war, und murmelten irgendetwas in einer anderen Sprache, die ich nicht verstand.
Auf einmal gab es einen Knall. Die Klänge verstummten, das Lagerfeuer ging aus, und die Frauen fielen auf den feuchten Boden. Nun bekam ich wirklich Angst, doch mein Instinkt sagte mir, dass die Frauen Hilfe brauchten. Ich nahm all meinen Mut zusammen, befreite mich aus meinem Versteck und rannte, so schnell ich konnte, zum Feuerplatz auf meine Großmutter zu. Sie lag am Boden und rührte sich nicht, also stürzte ich mich auf sie und schlang die Arme um ihren Körper.
»Großmutter, geht es dir gut?«
Mit einem Mal kam ein kalter Wind auf. Es war eine Kraft, größer und mächtiger als alles, was ich je gesehen und gehört hatte. Als ich in den Himmel blickte, sah ich keine Sterne mehr. Der Himmel war kohlrabenschwarz. Ich konnte es mir nicht erklären und fürchtete mich sehr.
Da schlug meine Großmutter die Augen auf und fragte mich schockiert: »Was machst du hier? Bist du wahnsinnig? Du sollst zu Hause im Bett liegen und schlafen!«
Ich murmelte eine Entschuldigung, und sie hüllte ihre Kutte um mich. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich in diesem Moment eine Mischung aus verbranntem Feuer, frisch gefallenem Schnee und Gras einatmete. Was danach passierte, kann ich heute nicht mehr sagen, auch nicht, wie wir nach Hause kamen und was später geschah. Ich wusste aber bereits in dieser Nacht, dass ich einem großen, magischen Ritual beigewohnt hatte.
Bridget Bishop wurde vermutlich 1632 in England geboren und kam als Einwanderin nach Massachusetts, Amerika. Sie war insgesamt dreimal verheiratet und hatte vier Kinder aus zwei der Ehen. In ihren Augen war die Tarot- und Kaffeesatz-Lehre keine Hexerei, sondern die Wissenschaft der Magie. Ihr Verhalten wurde in der puritanischen Gemeinschaft oft als unangenehm wahrgenommen, da sie im Kaffeesatz diverse Betrügereien und Unehrlichkeiten entdeckte und durch das Tarot nur wenig Respekt gegenüber Autoritäten hatte. Sie wusste, wer ein falsches Spiel spielte und wer sich unmoralisch verhielt, weil er trank oder sich dem Glücksspiel hingab.
Im Laufe ihres Lebens wurde sie immer wieder der Hexerei angeklagt. Man warf ihr zum Beispiel vor, ihren zweiten Ehemann durch Hexerei getötet zu haben, außerdem wurde sie beschuldigt, fünf junge Frauen verhext zu haben. Zwei Handwerker, die in ihrem Keller gearbeitet hatten, behaupteten weiter, sie hätten Stoffpuppen von sich mit Stiften darin (ähnlich einer Voodoo-Puppe) in den Wänden ihres Hauses gefunden. In den Salem Witch Trials von 1692, den sogenannten Hexenprozessen von Salem, wurde Bridget als erste Frau wegen Hexerei zum Tode verurteilt. Am 10. Juni desselben Jahres erhängte man Bridget öffentlich. Erst 1957, knapp dreihundert Jahre später, wurde Bridget Bishop von einem Gericht in Massachusetts post mortem von den Vorwürfen freigesprochen.
Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.
Victor Hugo
Tarot ist der Name für einen Kartensatz von 78 Spielkarten, die zum Wahrsagen verwendet werden. Ein Kartenset setzt sich aus 22 Trümpfen, den sogenannten großen Arkana (von lateinisch arcanum, Geheimnis), und 56 kleinen Arkana zusammen. Man unterscheidet vier verschiedene Zeichen, ähnlich wie bei einem gewöhnlichen Spielkartenset: Stäbe, Münzen, Kelche und Schwerter. Doch im Gegensatz zu Herz, Pik, Karo und Kreuz haben die Symbole wichtige Bedeutungen, die dir Aufschluss über die Botschaft der Karten geben.
Die Tarotkarten gehen angeblich auf das alte Ägypten zurück – jedoch ist bis heute ungeklärt, woher die Karten wirklich kommen. Man geht allerdings davon aus, dass sie zu Beginn lediglich dem Zeitvertreib und nicht zu Zwecken der Divination (Wahrsagerei) dienten. Das geschah erst ab Ende des 18. Jahrhunderts, als das Okkultistische in Europa verehrt und die Esoterik wie eine Wissenschaft behandelt wurde. Auch wenn der Einfluss der Karten im Laufe der Zeit wieder abnahm, blieben sie doch erhalten.
Das heute am weitesten verbreitete Kartenset stammt von Arthur Edward Waite und Pamela Colman Smith und entstand im Jahr 1910. Es ist als das Rider-Waite-Tarot bekannt. Anders als seine Vorgänger zeigt es auf den Zahlenkarten nicht nur die Anzahl der Symbole, sondern illustriert die Karten szenisch. Damit fällt es auch Laien leicht, die Karten zu benutzen, denn betrachtet man die Illustrationen genau, erkennt man auch ohne Hintergrundwissen die Bedeutung.
Doch warum solltest du überhaupt Tarotkarten legen? Ich bin der Meinung, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als wir begreifen. Manche Menschen glauben an die physikalischen Gesetze, andere an die Existenz eines Gottes, und wieder andere sind sich ganz sicher, dass ihnen Fortuna wohlgesinnt ist, wenn es ihnen gelingt, bei jedem der zwölf Uhrschläge in der Nacht von Silvester auf den 1. Januar eine Weintraube zu essen. Zwölf Trauben in zwölf Sekunden. Du findest, das klingt komisch? Tja, die Spanier halten das für die normalste Sache der Welt. Manche Russen sind der festen Überzeugung, dass es Unglück bringt, wenn sie mit einem leeren Eimer über die Straße laufen. Und in Island baut das Straßenbauamt neue Verkehrsprojekte sogar um »Elfenfelsen« herum. Die Menschheit glaubt an die verrücktesten Dinge – wieso nicht also auch daran, dass Karten helfen, sich im eigenen Leben etwas besser zurechtzufinden?
Divination, also Wahrsagen, verweist nicht darauf, was vorherbestimmt und unabänderlich ist. Vielmehr zeigen Karten, Kaffeesatz, Runen, Stöcke, oder was auch immer du befragen willst, auf, was passieren wird, wenn du genauso weitermachst wie bisher – und welche Optionen du hast, dein Schicksal selbst zu bestimmen. Wäre alles bereits entschieden, müssten wir schließlich nicht nachfragen. Wir könnten uns entspannt zurücklehnen und das Leben einfach mal machen lassen. Du hast jedoch die Wahl. Du allein entscheidest, wie du dich in bestimmten Situationen verhältst und sie so zum Positiven oder vielleicht auch Negativen wendest.
Die Karten geben dir Auskunft über dein Gefühlsleben und das deiner Umwelt. Sie verstärken deine innere Stimme, fragen ab, was du fühlst und glaubst. Vielleicht kommt es ab und an vor, dass du vor den Karten sitzt und dir denkst: »Hab ich es doch gewusst!« Das ist die Magie der Tarotkarten.
Ganz konkret hilft dir das Tarot dabei:
Antworten auf Fragen zu finden, die in dir liegen,
Auskunft über andere zu erhalten, wie sie zu dir stehen und ob sie gut für dich sind,
mehr über deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft zu erfahren,
mit deinem Unterbewusstsein zu arbeiten,
Menschen dabei zu unterstützen, ihren Weg zu gehen,
deine Intuition und innere Stimme zu stärken,
dein Leben selbst in die Hand zu nehmen und zur Gestalterin desselben zu werden.
Im Folgenden stelle ich dir die vier Zeichen und ihre Bedeutung sowie einige leicht zu erlernende Legetechniken vor. Das Legen der Tarotkarten ist einerseits sehr einfach und intuitiv – andererseits gibt es, ähnlich wie beim Schach, unzählige Möglichkeiten der Deutung, die hier unmöglich aufgelistet werden können. Ich möchte dir jedoch einen einfachen Einstieg in die Welt der Karten ermögli-chen und dir zeigen, wie viel Freude es macht, für andere aus dem Tarot zu legen.
Du kannst auch für dich selbst die Karten legen, ich möchte dir allerdings empfehlen, eine Freundin darum zu bitten. Dann sind die Aussagen des Tarots treffender, und du hast außerdem eine Person, mit der du dich austauschen kannst. Fangt am besten mit einer einfachen Legetechnik wie dem Legen mit drei Karten an (siehe dazu das Kapitel »Legetechniken«).
Die Grundzeichen oder auch Farben im Tarot heißen Stäbe, Münzen, Kelche und Schwerter. Sie werden mit den vier Elementen und ihrer jeweiligen Bedeutung in Zusammenhang gebracht, wie die Übersicht verdeutlicht:
Je häufiger du die Karten benutzt, desto vertrauter werden dir bald schon die Symbole und Illustrationen werden. Vertraue deinem Instinkt und halte dich nicht an diesem Buch oder anderen Publikationen fest, die dir Deutungen vorschreiben wollen. Einzig dein Eindruck von der Person, für die du legst, und ihre individuelle Fragestellung sind entscheidend.
Es ist nicht schwer, Tarotkarten zu lesen, und es geht nicht darum, die Bedeutung jeder einzelnen Karte auswendig zu lernen und wiedergeben zu können. Viel wichtiger ist, sich die Karten, die du verwendest, genau anzusehen. Frage dich:
Zeichen
Element
Symbolik
Bedeutung
Stäbe
Feuer
Wille, Kraft, Intuition
Wachstum
Kelche
Wasser
Emotion, Instinkt, Gefühl
Gewinn/Verlust
Münzen
Erde
Materie, Praktisches, Handeln
Fülle/Leere
Schwerter
Luft
Denken, Intellekt, Verstand
Entscheidung
Welche Zeichen und Bilder sind darauf zu sehen?
Wie hell oder dunkel ist die Karte?
Was erkennst du in den Gesichtern der gezeigten Figuren?
Sehen sie glücklich oder traurig aus?
Welche Gegenstände und Symbole befinden sich im Hintergrund?
Wie wirkt die Karte auf dich? Bedrohlich oder einladend?
Ich werde dich nicht davon abhalten, alle Bedeutungen der Karten in einem Buch nachzuschlagen. Allerdings empfehle ich dir, deiner Wahrnehmung und deiner Intuition zu vertrauen.
Übrigens spielen die vier Grundzeichen auch beim Bau eines Altars eine Rolle. Viele Hexen haben einen Platz in ihrer Wohnung, den sie dem spirituellen Leben widmen. In einem Altar oder Schrein sammeln wir Ritualgegenstände sowie kleine Habseligkeiten, um Zauber oder unsere Absichten zu verstärken.
Ein Altar setzt sich mindestens aus fünf Elementen zusammen: Erde, Feuer, Wasser, Luft und dem, was wir »Geist« nennen. Die Erde symbolisieren wir beispielsweise mit dem Pentagramm, einem fünfzackigen Stern in einem Kreis, aus Holz oder Metall – und das wiederum erinnert doch sehr an eine Münze, nicht wahr? Das Element Feuer stellen wir mithilfe von Stäben aus allen denkbaren Materialien dar; wer richtig pfiffig ist, nimmt natürlich ein selbst gemachtes Räucherstäbchen, das Stab und Feuer perfekt miteinander verbindet (eine Anleitung dazu findest du in Kapitel 4, »Geheimnisvolle Räucherlehre«). Mit einer Ritualschale oder einem Kelch greifen wir das Element des Wassers auf. Die Luft zuletzt stellen wir über ein Schwert dar, ein kleines Messer tut es aber auch.
Bei Gegenständen handelt es sich um die vier Grundzeichen des Tarots und der kleinen Arkana. Wenn du dir vor oder während deines nächsten Projekts, einen Altar baust, lenkst du deine magischen Kräfte auf dein Ziel. Du kannst einen Altar wie eine kleine Gedenkstätte verstehen, auf die du all deine Wünsche projizierst. Während du ihn errichtest, stellst du dir vor, was du erreichen willst, und wählst die einzelnen Elemente mit Bedacht aus. Dabei musst du nicht besonders kreativ oder anspruchsvoll werden, du kannst einen ganz einfachen Altar bauen.
Nehmen wir an, du willst mehr Wohlstand in dein Leben ziehen. Du möchtest dich künftig nicht mehr sorgen, dass dein Konto nicht gut genug gepolstert sein könnte. Wunderbar! Baue einen Altar.
Überlege dir, wie du deinen Wunsch nach mehr Geld mit den vier Grundzeichen und dem fünften Element »Geist« unterstützen könntest. Beginne mit dem Untergrund und suche eine Unterlage. Am besten eine flache Schale oder Platte. Dort arrangierst du die fünf Elemente:
Erde. Was liegt in diesem Fall näher, als eine Handvoll Münzen auf deinem Altar zu drapieren? Wenn du es dicker hast, kannst du natürlich auch Scheine nehmen. Oder du gehst subtiler vor und stellst einen kleinen Bonsai oder ein anderes Gewächs, das in Erde steht, auf den Altar.
Feuer. Entzünde eine Kerze, einen Räucherkegel, ein Räucherstäbchen oder ein Stövchen mit Kräutern, die anregend wirken, denn du willst ja etwas in Bewegung setzen.
Luft. Lege eine Klinge oder ein kleines Messer dazu – es steht für deinen Entscheidungswillen, ab jetzt ein Mensch zu sein, der über ausreichend Geld verfügt.
Wasser. Befülle ein hübsches Gefäß, das dich mit dem Thema Geld in Verbindung bringt, mit Wasser – am besten von einer Quelle, aber der Wasserhahn tut es notfalls auch. Falls dein Thema ist, dass du sparsamer leben möchtest, kannst du natürlich auch ein vorher entleertes Sparschwein mit Wasser befüllen. Es ist alles erlaubt, denn es ist dein Altar! Wenn du noch mehr Magie aktivieren möchtest, gib etwas Salz in das Wasser. Früher erzählte man sich, dass Salz Negatives anzieht und somit den Weg in ein finanziell unabhängiges Leben ebnet.
Geist.