Die Juden. Ein Lustspiel in einem Aufzuge - Gotthold Ephraim Lessing - E-Book

Die Juden. Ein Lustspiel in einem Aufzuge E-Book

Gotthold Ephraim Lessing

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Beschreibung

Das 1749 uraufgeführte und 1754 erschienene "Lustspiel in einem Aufzuge"? "Die Juden"? gehört zu den frühen Werken Gotthold Ephraim Lessings. Es handelt von einem judenfeindlichen Baron, der von Räubern, die sich zur Tarnung als Juden verkleidet haben, überfallen, aber von einem Reisenden gerettet wird. Aus Dankbarkeit verspricht er dem Reisenden die Hand seiner Tochter. Als dieser bekennt, Jude zu sein, werden die allseits geäußerten antisemitischen Vorurteile des Barons ad absurdum geführt. Lessing, der sich mit der Unterdrückung des jüdischen Volkes und der jüdischen Minderheit im Lande auseinandergesetzt hatte, brachte mit der Figur des Reisenden den ersten positiv gezeichneten Juden auf eine deutsche Bühne – bis dahin waren Juden nur als Schurken oder schachernde Krämer auf den Theaterbühnen zu sehen. Text in neuer Rechtschreibung. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

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Seitenzahl: 54

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Gotthold Ephraim Lessing

Die Juden

Ein Lustspiel in einem Aufzuge verfertiget im Jahr 1749

Reclam

1981, 2002 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

Durchgesehene Ausgabe 2002

auf der Grundlage der amtlichen Rechtschreibregeln

Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen

Made in Germany 2017

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961020-7

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-007679-8

www.reclam.de

Inhalt

PersonenErster AuftrittZweiter AuftrittDritter AuftrittVierter AuftrittFünfter AuftrittSechster AuftrittSiebenter AuftrittAchter AuftrittNeunter AuftrittZehnter AuftrittEilfter AuftrittZwölfter AuftrittDreizehnter AuftrittVierzehnter AuftrittFunfzehnter AuftrittSechzehnter AuftrittSiebzehnter AuftrittAchtzehnter AuftrittNeunzehnter AuftrittZwanzigster AuftrittEinundzwanzigster AuftrittZweiundzwanzigster AuftrittLetzter AuftrittZu dieser Ausgabe

Personen

MICHEL STICH

MARTIN KRUMM

EIN REISENDER

CHRISTOPH, dessen Bedienter

DER BARON

EIN JUNGES FRÄULEIN, dessen Tochter

LISETTE

Erster Auftritt

Michel Stich. Martin Krumm.

MART. KR.

Du dummer Michel Stich!

MICH. ST.

Du dummer Martin Krumm!

MART. KR.

Wir wollen’s nur gestehen, wir sind beide erzdumm gewesen. Es wäre ja auf einen nicht angekommen, den wir mehr totgeschlagen hätten.

MICH. ST.

Wie hätten wir es aber klüger können anfangen? Waren wir nicht gut vermummt? war nicht der Kutscher auf unsrer Seite? konnten wir was dafür, dass uns das Glück so einen Querstrich machte? Habe ich doch viel hundert Mal gesagt: das verdammte Glücke! ohne das kann man nicht einmal ein guter Spitzbube sein.

MART. KR.

Je nu, wenn ich’s beim Lichte besehe, so sind wir kaum dadurch auf ein paar Tage länger dem Stricke entgangen.

MICH. ST.

Ah, es hat sich was mit dem Stricke! Wenn alle Diebe gehangen würden, die Galgen müssten dichter stehen. Man sieht ja kaum aller zwei Meilen einen; und wo auch einer steht, steht er meist leer. Ich glaube, die Herren Richter werden, aus Höflichkeit, die Dinger gar eingehen lassen. Zu was sind sie auch nütze? Zu nichts, als aufs Höchste, dass unsereiner, wenn er vorbeigeht, die Augen zublinzt.

MART. KR.

O! das tu ich nicht einmal. Mein Vater und mein Großvater sind daran gestorben, was will ich’s besser verlangen? Ich schäme mich meiner Eltern nicht.

MICH. ST.

Aber die ehrlichen Leute werden sich deiner schämen. Du hast noch lange nicht so viel getan, dass man dich für ihren rechten und echten Sohn halten kann.

MART. KR.

O! denkst du denn, dass es deswegen unserm Herrn soll geschenkt sein? Und an dem verzweifelten Fremden, der uns so einen fetten Bissen aus dem Munde gerissen hat, will ich mich gewiss auch rächen. Seine Uhr soll er so richtig müssen dalassen – – Ha! sieh, da kömmt er gleich. Hurtig geh fort! ich will mein Meisterstück machen.

MICH. ST.

Aber halbpart! halbpart!

Zweiter Auftritt

Martin Krumm. Der Reisende.

MART. KR.

Ich will mich dumm stellen. – Ganz dienstwilliger Diener, mein Herr, – – ich werde Martin Krumm heißen, und werde, auf diesem Gute hier, wohlbestallter Vogt sein.

DER REIS.

Das glaube ich Euch, mein Freund. Aber habt Ihr nicht meinen Bedienten gesehen?

MART. KR.

Ihnen zu dienen, nein; aber ich habe wohl von Dero preiswürdigen Person sehr viel Gutes zu hören, die Ehre gehabt. Und es erfreut mich also, dass ich die Ehre habe, die Ehre Ihrer Bekanntschaft zu genießen. Man sagt, dass Sie unsern Herrn gestern abends, auf der Reise, aus einer sehr gefährlichen Gefahr sollen gerissen haben. Wie ich nun nicht anders kann, als mich des Glücks meines Herrn zu erfreuen, so erfreu ich mich – –

DER REIS.

Ich errate, was Ihr wollt; Ihr wollt Euch bei mir bedanken, dass ich Eurem Herrn beigestanden habe – –

MART. KR.

Ja, ganz recht; eben das!

DER REIS.

Ihr seid ein ehrlicher Mann –

MART. KR.

Das bin ich! Und mit der Ehrlichkeit kömmt man immer auch am weitesten.

DER REIS.

Es ist mir kein geringes Vergnügen, dass ich mir, durch eine so kleine Gefälligkeit, so viel rechtschaffne Leute verbindlich gemacht habe. Ihre Erkenntlichkeit ist eine überflüssige Belohnung dessen, was ich getan habe. Die allgemeine Menschenliebe verband mich darzu. Es war meine Schuldigkeit; und ich müsste zufrieden sein, wenn man es auch für nichts anders, als dafür, angesehen hätte. Ihr seid allzu gütig, ihr lieben Leute, dass ihr euch dafür bei mir bedanket, was ihr mir, ohne Zweifel, mit ebenso vielem Eifer würdet erwiesen haben, wenn ich mich in ähnlicher Gefahr befunden hätte. Kann ich Euch sonst worin dienen, mein Freund?

MART. KR.

O! mit dem Dienen, mein Herr, will ich Sie nicht beschweren. Ich habe meinen Knecht, der mich bedienen muss, wann’s nötig ist. Aber – – wissen möcht ich wohl gern, wie es doch dabei zugegangen wäre? Wo war’s denn? Waren’s viel Spitzbuben? Wollten sie unsern guten Herrn gar ums Leben bringen, oder wollten sie ihm nur sein Geld abnehmen? Es wäre doch wohl eins besser gewesen, als das andre.

DER REIS.

Ich will Euch mit wenigem den ganzen Verlauf erzählen. Es mag ohngefähr eine Stunde von hier sein, wo die Räuber Euren Herrn, in einem hohlen Wege, angefallen hatten. Ich reisete eben diesen Weg, und sein ängstliches Schreien um Hülfe bewog mich, dass ich nebst meinem Bedienten eilends herzuritt.

MART. KR.

Ei! ei!

DER REIS.

Ich fand ihn in einem offnen Wagen – –

MART. KR.

Ei! ei!

DER REIS.

Zwei vermummte Kerle – –

MART. KR.

Vermummte? ei! ei!

DER REIS.

Ja! machten sich schon über ihn her.

MART. KR.

Ei! ei!

DER REIS.

Ob sie ihn umbringen, oder ob sie ihn nur binden wollten, ihn alsdann desto sichrer zu plündern, weiß ich nicht.

MART. KR.

Ei! ei! Ach freilich werden sie ihn wohl haben umbringen wollen: die gottlosen Leute!

DER REIS.

Das will ich eben nicht behaupten, aus Furcht, ihnen zu viel zu tun.

MART. KR.

Ja, ja, glauben Sie mir nur, sie haben ihn umbringen wollen. Ich weiß, ich weiß ganz gewiss – –

DER REIS.

Woher könnt Ihr das wissen? Doch es sei. Sobald mich die Räuber ansichtig wurden, verließen sie ihre Beute, und liefen über Macht dem nahen Gebüsche zu. Ich lösete das Pistol auf einen. Doch es war schon zu dunkel, und er schon zu weit entfernt, dass ich also zweifeln muss, ob ich ihn getroffen habe.

MART. KR.

Nein, getroffen haben Sie ihn nicht – –

DER REIS.

Wisst Ihr es?

MART. KR.

Ich meine nur so, weil’s doch schon finster gewesen ist: und im Finstern soll man, hör ich, nicht gut zielen können.

DER REIS.