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Einfach zauberhaft – Die kleine Schusselhexe ist wieder da Die kleine Schusselhexe und ihr blauer Hase bekommen Besuch: Ein Igel, Dieter, kommt in einer wichtigen Mission. Die Waldtiere brauchen Hilfe! Immer stärker werden sie aus ihrem Wald verdrängt, weil laute Brummkisten auf einer grauen langen Straße durch ihr zu Hause preschen. Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich. Die kleine Schusselhexe ist sofort bereit zu helfen. Im Wald warten schon Elch, Bär, Eule und Fuchs und bejubeln die kleine Schusselhexe bei ihrer Ankunft. Jetzt wird alles besser! Und sogleich spricht die kleine Schusselhexe ihren ersten Zauberspruch. Aber kann das gut gehen? Wo sie sich doch keinen Zauberspruch richtig merken kann und immer alles verschusselt? Der Humor der Schusselhexe trifft genau ins kindliche Lachzentrum!
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Seitenzahl: 58
Anu Stohner / Henrike Wilson
Die kleine Schusselhexe greift ein
dtv
Die kleine Schusselhexe wohnte im großen Hexenwald, wo alle Hexen wohnen, und sie war 99 Jahre alt. Für eine Hexe ist das noch jung, darum war es auch nicht schlimm, dass sie manchmal noch die Hexensprüche verschusselte. Ihr selbst machte es sowieso nichts aus. Sie fand es witzig, dass ihr selbst gehextes Hexenhäuschen ein bisschen schief und ihr selbst gehexter Hexenbesen ein bisschen krumm geraten waren. Auch ihr blauer Hase war ihr hundertmal lieber als der schwarze Hexenrabe, den sie sich eigentlich hatte hexen wollen. Der blaue Hase war zwar nicht so klug wie ein schwarzer Rabe, aber dafür war er lustig, und am lustigsten war er, wenn er wütend wurde. Er kannte die schlimmsten Wörter, und die allerschlimmsten benutzte er, wenn er mit der kleinen Schusselhexe von ihrem krummen Besen purzelte.
»Ja, zum Bärenpups noch mal! Hättest du den Besen nicht gerade hexen können, dass er nicht so ruckelt!«, schimpfte er jedes Mal, wenn es passierte.
Dann musste die kleine Schusselhexe noch mehr lachen als sowieso schon, wenn was schiefging, und der blaue Hase putzte beleidigt den kleinen weißen Puschel an seinem Po. Dass der Puschel schmutzig wurde, wenn sie zusammen vom Besen purzelten, war nämlich der Grund, weshalb er so wütend wurde. Er wollte aber auch nicht, dass ihm die kleine Schusselhexe den Puschel schnell sauber hexte. Dabei hätte sie das gern gemacht, und sie schlug es auch immer vor. Aber da ließ der blaue Hase nicht mit sich reden. Er war nämlich auch ein bisschen ein Angsthase und stellte sich vor, was alles passieren könnte, wenn die kleine Schusselhexe den Hexenspruch für saubere weiße Hasenpuschel verschusselte. Nachher hatte er statt eines weißen Puschels hinten am Po noch ein Ringelschwänzchen!
Überhaupt stellte sich der blaue Hase immer vor, was alles danebengehen konnte, wenn die kleine Schusselhexe hexte. Das fing schon morgens beim Frühstück an. Auch das hexte die kleine Schusselhexe selbst, und besonders gefährlich wurde es, wenn sie Lust auf was Besonderes hatte. So wie an dem Morgen, als sie plötzlich sagte, heute habe sie mal wieder Lust auf Spiegelei mit Speck.
O nein!, dachte der blaue Hase, der sich noch gut an das letzte Mal erinnern konnte, als sie Spiegelei mit Speck gehext hatte. Aber er sagte nichts. Es hätte auch keinen Wert gehabt. Beim Hexen ließ sich die kleine Schusselhexe nicht dreinreden.
»Moment … wie ging noch mal der Hexenspruch für Spiegelei mit Speck?«, hörte der blaue Hase sie murmeln. »Ach ja …«
Dann hexte sie, und der blaue Hase schloss wie üblich die Augen und hoffte, dass es klappte.
»Frühstücksgeister, eins, zwei, drei,
aus den Federn, eilt herbei!
Käsefuß vom alten Zeck,
bringt uns … äh … vielerlei mit Dreck!«
»Ich hab’s gewusst!«, stöhnte der blaue Hase und machte die Augen wieder auf.
»Was hast du gewusst?«, fragte die kleine Schusselhexe.
»Da!«, sagte der blaue Hase und zeigte auf die Frühstücksteller.
»Ups!«, sagte die kleine Schusselhexe, denn jetzt sah sie selbst, was sie angerichtet hatte: Auf jedem Teller war ein Häufchen fiese Modderpampe, in der es dazu noch kribbelte und krabbelte.
»Genau wie letztes Mal«, sagte der blaue Hase.
Und was machte die kleine Schusselhexe? – Die schüttelte sich vor Lachen, nahm die Teller und kippte alles aus dem Fenster.
»Dann gibt’s eben Müsli«, gluckste sie. »Das ist sowieso gesünder.«
Müsli fand der blaue Hase ein bisschen langweilig, aber immer noch besser als Vielerlei mit Dreck.
»Ist noch welches mit Möhrchen da?«, fragte er.
»Nein«, sagte die kleine Schusselhexe, »nur noch mit Lakritz.«
Lakritzmüsli fand die kleine Schusselhexe extralecker, aber der blaue Hase mochte es gar nicht. Trotzdem sagte er lieber nichts, sonst probierte die kleine Schusselhexe womöglich noch einen Müslizauber. Sogar den bitteren Hexenkakao trank der blaue Hase an diesem Morgen, ohne zu mosern. Er hätte nur ein bisschen Zucker gebraucht.
»Keiner mehr da«, sagte die kleine Schusselhexe. »Aber ich kann dir gern welchen …«
»Nicht nötig!«, sagte der blaue Hase schnell. »Bitter ist sowieso gesünder!«
Die kleine Schusselhexe kicherte, weil sie den blauen Hasen natürlich durchschaute, und genau da klopfte es an der Tür. Nur ganz, ganz leise, aber sie hörten es beide.
»Herein!«, rief die kleine Schusselhexe.
Aber nichts rührte sich.
»Die Tür ist offen!«, rief der blaue Hase.
Aber nichts rührte sich.
»Schaust du mal nach?«, fragte die kleine Schusselhexe.
»Wieso ich?«, fragte der blaue Hase.
»Schon gut«, sagte die kleine Schusselhexe. »Ich kann die Tür auch …«
»Nicht nötig!«, sagte der blaue Hase schnell. »Bin schon unterwegs!«
Da kicherte die kleine Schusselhexe wieder, und der blaue Hase flitzte zur Tür. Aber als er sie aufmachte, war draußen gar niemand. Es lag nur etwas auf dem Fußabstreifer: ein fieses Häufchen Dreck.
»Das gibt’s doch nicht!«, wunderte sich der blaue Hase.
»Was gibt’s nicht?«, fragte die kleine Schusselhexe vom Esstisch her.
»Du hast den Frühstücksdreck aus dem Fenster gekippt, und jetzt liegt er plötzlich vor der Tür«, sagte der blaue Hase.
»Das ist doch Quatsch mit Soße!«, sagte die kleine Schusselhexe.
»Nein, der Frühstücksdreck!«, protestierte der blaue Hase.
Normalerweise wäre die kleine Schusselhexe jetzt aufgesprungen und hätte den blauen Hasen geknuddelt,
denn dass er manchmal ein richtiger kleiner Dussel war, das liebte sie fast noch mehr an ihm als seine Angst vor ihrer Hexerei und seine lustigen kleinen Wutanfälle. Aber diesmal blieb sie sitzen, denn jetzt passierte etwas so Unheimliches, dass der blaue Hase vor Schreck auf seinen weißen Puschel plumpste: Das Häufchen Dreck fing an zu sprechen!
»Kann ich vielleicht mal reinkommen?«, fragte es.
»Huch … äh … aber bitte sehr!«, sagte die kleine Schusselhexe, die auch erschrocken war, sich aber schneller davon erholte als der blaue Hase.
Der saß immer noch auf seinem Puschel und sah staunend, wie sich das Häufchen Dreck in Bewegung setzte.
Das Häufchen Dreck machte einen Bogen um den blauen Hasen und steuerte auf den Esstisch zu. Aber komisch: Die Spur, die es auf dem Fußboden hinterließ, sah aus wie von kleinen Pfötchen. Und jetzt schaute vorne aus dem Häufchen auch noch ein Schnäuzchen heraus. Ein Igelschnäuzchen!
Unter dem Häufchen Dreck steckte ein Igel. Und er war anscheinend ganz schön sauer. Jedenfalls wünschte er keinen guten Morgen, wie es sich eigentlich gehörte im großen Hexenwald, wenn man anderer Leute Haus betrat. Stattdessen schimpfte er los, dass der blaue Hase, der sich gerade wieder aufgerappelt hatte, fast ein bisschen neidisch wurde.
»Das regt mich so was von auf, da könnte ich platzen vor Wut! Ja, dreimal gekringelter Schlangenpups noch mal, das geht doch nicht! Da möchte man nur ganz harmlos seine stachelige Verwandtschaft besuchen, und … und … und …« Der Igel musste Luft holen, bevor er weiterschimpfen konnte. »… und dann … und dann … und dann … ja, dreimal gespuckter Krötenschleim, muss man sich denn alles gefallen lassen?!«
»Entschuldige bitte!«, sagte die kleine Schusselhexe. »Das haben wir nicht gewollt!«
»Äh …