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Ein wunderbares Märchen über Sehnsucht und Liebe!Die jüngste und schönste Tochter des Meereskönigs wünscht sich nichts sehnlicher, als an Land zu dürfen. Als sie den jungen Prinzen vorm Ertrinken rettet und sich in ihn verliebt, setzt sie alles daran, zu ihm an Land zu kommen. Doch dafür muss sie ihren Fischschwanz gegen Beine eintauschen und sich endgültig für ein Leben im Meer oder an Land entscheiden...Hans Christian Andersens Märchen haben über Generationen hinweg Groß und Klein gleichermaßen auf der ganzen Welt lieben gelernt. Sei es das hässliche Entlein, die Prinzessin auf der Erbse oder der standhafte Zinnsoldat – wir alle kennen sie und haben mit ihnen gelitten, gebangt und uns gefreut.
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Seitenzahl: 41
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Hans Christian Andersen
Saga
Die kleine Seejungfrau ÜbersetzterJulius Reuscher Coverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 1837, 2019 Hans Christian Andersen und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726372519
1. Ebook-Auflage, 2019
Format: EPUB 2.0
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Weit hinaus in Meer ist das Wasser so blau, wie die Blätter der schönsten Kornblume, und so klar wie das reinste Glas, aber es ist sehr tief, tiefer als irgend ein Ankertau reicht; viele Kirchtürme müssten aufeinander gestellt werden, um vom Boden bis über das Wasser zu reichen.
Nun muss man aber nicht glauben, dass da nur der weisse Sandboden sei; nein, da wachsen die sonderbarsten Bäume und Pflanzen, die so geschmeidig im Stiel und in den Blättern sind, dass sie sich bei der geringsten Bewegung des Wassers rühren, gerade als ob sie lebten. Alle Fische, kleine und grosse, schlüpfen zwischen den Zweigen hindurch, ebenso wie hier oben die Vögel in der Luft. An der allertiefsten Stelle liegt des Meerkönigs Schloss, die Mauern sind von Korallen, und die langen, spitzen Fenster vom allerklarsten-Bernstein; aber das Dach bilden Muschelschalen, die sich öffnen und schliessen, je nachdem das Wasser strömt. Das sieht herrlich aus, denn in jeder liegen strahlende Perlen; eine einzige würde in der Krone einer Königin die grösste Pracht geben.
Der Meerkönig dort unten war seit vielen Jahren Witwer gewesen, während seine alte Mutter bei ihm wirtschaftete. Sie war eine kluge Frau, aber stolz auf ihren Adel, deshalb trug sie zwölf Austern auf dem Schwanze, die andern Vornehmen durften nur sechs tragen. — Sonst verdiente sie grosses Lob, besonders weil sie viel von den kleinen Meerprinzessinnen, ihren Enkelinnen, hielt. Es waren sechs schöne Kinder, aber die jüngste war die schönste von allen, ihre Haut war so klar und sein wie ein Rosenblatt, ihre Augen so blau wie die tiefste See, aber wie al die andern hatte sie keine Füsse, ihr Körper endete in einen Fischschwanz.
Den ganzen Tag konnten sie unten im Schlosse, in den grossen Sälen, wo lebendige Blumen aus den Wänden hervorwuchsen, spielen. Die grossen Bernsteinfenster wurden aufgemacht, und dann schwammen die Fische zu ihnen herein, wie bei uns die Schwalben hereinfliegen, wenn wir die Fenster aufmachen. Doch die Fische schwammen gerade zu den Prinzessinnen hin, frassen aus ihren Händen und liessen sich streicheln.
Draussen vor dem Schlosse war ein grosser Garten mit feuerroten und dunkelblauen Bäumen; die Früchte strahlten wie Gold und die Blumen wie brennendes Feuer, indem sie fortwährend Stengel und Blätter bewegten. Die Erde selbst war der feinste Sand, aber blau, wie die Schwefelflamme. Über dem Ganzen lag ein eigentümlich blauer Schein, man hätte eher glauben mögen, dass man hoch in der Luft stehe und nur Himmel über und unter sich habe, als dass man auf dem Grund des Meeres sei. Während der Windstille konnte man die Sonne erblicken, sie erschien wie eine Purpurblume, aus deren Kelch alles Licht ausströmte.
Eine jede der kleinen Prinzessinnen hatte ihren kleinen Fleck im Garten, wo sie graben und pflanzen konnte, wie es ihr gefiel. Die eine gab ihrem Blumenfleck die Gestalt eines Walfisches, einer andern gefiel es besser, dass der ihrige einem kleinen Meerweib gleiche, aber die jüngste machte den ihrigen ganz rund, der Sonne gleich, und hatte nur Blumen, die rot wie diese schienen. Sie war ein wunderbares Kind, still und nachdenkend, und wenn die andern Schwestern mit den seltsamen Sachen, welche sie von gestrandeten Schiffen erhalten hatten, Staat machten, wollte sie nur ausser den rosenroten Blumen, die der Sonne dort oben glichen, ein hübsches Marmorbild haben; es war ein herrlicher Knabe, aus weissem Stein gehauen, der beim Stranden auf den Meeresgrund gekommen war. Sie pflanzte bei dem Bilde eine rosenrote Trauerwinde, die wuchs herrlich und hing mit ihren frischen Zweigen über denselben hinweg, gegen den blauen Sandboden hinunter, wo der Schatten sich bläulich zeigte und gleich den Zweigen in Bewegung war; es sah aus, als ob die Spitze und die Wurzeln miteinander spielten, als wollten sie sich küssen.
Es gab keine grössere Freude für sie, als von der Menschenwelt dort oben zu hören; die alte Grossmutter musste alles, was sie von Schiffen und Städten, Menschen und Tieren, wusste, erzählen. Hauptsächlich erschien ihr ganz besonders schön, dass oben auf der Erde die Blumen duften, das taten sie auf dem Grunde des Meeres nicht, und dass die Wälder grün sind, und dass die Fische, die man dort zwischen den Bäumen erblickt, so laut und herrlich singen können, dass es eine Lust ist; das waren die kleinen Vögel, welche die Grossmutter Fische nannte, denn sonst konnten die Kinder sie nicht verstehen, da sie noch keinen Vogel erblickt hatten.