Die Kraft der Wechseljahre - Suzann Kirschner-Brouns - E-Book

Die Kraft der Wechseljahre E-Book

Suzann Kirschner-Brouns

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Beschreibung

Bewusst, gesund und energiegeladen durch die Wechseljahre – welche Chancen diese Lebensphase für Körper, Seele und Beziehungen bietet

Körperliche Beschwerden sind eine Seite der Wechseljahre. Viel weniger bekannt und weit weniger erforscht sind die psychischen Symptome, die mit der Menopause einhergehen können. Die Ärztin und Buchautorin Suzann Kirschner-Brouns hat schon viele Patientinnen durch die Wechseljahre begleitet und diese Lebensphase bereits selbst erlebt. In ihrem Buch zeigt sie,

• wie man als Frau neu lernt, sich (wieder) anzunehmen und selbstsicher zu sein

• was man für sein körperliches und seelisches Wohlbefinden tun kann

• wie man Wechseljahresbeschwerden lindern oder sogar vermeiden kann

• wie in dieser Zeit ein achtsamer Umgang mit sich selbst gelingt

• warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, über wichtige Lebensthemen nachzudenken

• wie man für Gesundheit, Schönheit und Glück vorsorgen kann

Denn die Wechseljahre bieten entgegen allen Vorurteilen viele Chancen für einen Neubeginn, für Vertrauen in den eigenen Körper und ein neues Verständnis von Schönheit, für einen gesunden Selbstwert sowie eine erfüllte Sexualität.

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Seitenzahl: 364

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Zum Buch:

Die Ärztin, Medizinjournalistin und Buchautorin Suzann Kirschner-Brouns hat schon viele Patientinnen durch die Wechseljahre begleitet und diese Lebensphase bereits selbst erlebt. In ihrem neuen Buch zeigt sie, wie man ein neues Mindset entwickeln kann, um die körperlichen und seelischen Veränderungen als Chance zu nutzen, sei es für einen Neuanfang oder um bei sich selbst anzukommen. Einfühlsam und verständlich aufbereitet, erfährt die Leserin, was sie für ihre seelische Gesundheit und ihr körperliches und psychisches Wohlbefinden tun kann, um gesund, energiegeladen, selbstbewusst und schön durch diese spannende Lebensphase zu kommen.

Zur Autorin:

Dr. med. Suzann Kirschner-Brouns ist Ärztin, Medizinjournalistin und Buchautorin für Gesundheitsthemen. Auf ihrem Social-Media-Kanal »Frauengesundheit« (YouTube, Instagram) gibt sie Informationen und Tipps aus der Schulmedizin und Naturheilkunde und hat mehrere Millionen Klicks. 2023 veröffentlichte sie bei C.Bertelsmann gemeinsam mit Prof. Dr. med. Sandra Eifert das Buch Herzsprechstunde. Warum das weibliche Herz anders ist und wie es gesund bleibt, das eine enorme mediale Resonanz fand.

www.cbertelsmann.de

SUZANN KIRSCHNER-BROUNS

DIE KRAFT DER WECHSELJAHRE

Wie wir die Menopause nutzen, um uns neu zu (er)finden

Alle Angaben in diesem Buch wurden sorgfältig geprüft. Dennoch können Verlag und Autorin keine Gewähr für deren Richtigkeit übernehmen. Dieses Buch ist kein Ersatz für einen Arztbesuch. Die Empfehlungen, Gedanken und Methoden basieren auf der Erfahrung der Autorin und sind nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Jede Leserin und jeder Leser ist für seine Handlung und Unterlassung nach Lektüre dieses Buches selbstverantwortlich. Verlag und Autorin übernehmen für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Empfehlungen resultieren, keine Haftung.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung des urheberrechtlich geschützten Inhalts dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright © 2024 C. Bertelsmann in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Lektorat: Silke Panten, Berlin

Illustrationen: Aalto University and Turku PET (S. 159), Sabine Timmann (S. 27, 42, 54, 59, 82, 128)

Grafiken: satz-bau Leingärtner, Nabburg (S. 43, 45, 49, 50, 121)

Umschlaggestaltung: Favoritbuero, München

Umschlagabbildung: © Puria Ravahi

Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg

ISBN 97-8-364-132372-1

www.cbertelsmann.de

Inhalt

Ein paar Worte vorab

1  So einzigartig chancenreich ist die Menopause

5 große Chancen der Wechseljahre

Die Big Player der weiblichen Hormone

Hormonveränderungen in der Lebensmitte

Warum gibt es die Wechseljahre (fast) nur beim Menschen?

2  So individuell verlaufen die Wechseljahre

Das Auf und Ab der weiblichen Hormone

Körperliche Veränderungen in den Wechseljahren

Psychische Veränderungen in den Wechseljahren

3  Natürlich bin ich schön

Äußere Schönheit

Innere Schönheit

Selbst- und Fremdwahrnehmung

4  Weibliche Sexualität und Partnerschaft auf dem Prüfstand

Let’s talk about sex

Beziehung und Beziehungschancen

Trennung und »graue Scheidung«

5  Seelische Frauengesundheit – der Umgang mit belastenden Gefühlen

Angst und Panik

Trauer nach Trennung oder Verlust

Einsamkeit

Depression

Essstörungen und Suchterkrankungen

Therapieangebote, Psychopharmaka und Phytotherapeutika

6  Transformation – der spannende Übergang zum neuen Ich

Wer bin ich noch – neues Rollenverständnis

Loslassen, Empty-Nest-Syndrom

Selbstwert, Selbstmitgefühl

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

7  Weniger Stress, mehr Lebensqualität

Warum wir so gestresst sind

Wie wir dem Stress entgegenwirken können

Mit Phytomedizin den Stress reduzieren

Entspannungstechniken, Body-Mind-Medizin

8  Wechseljahresbeschwerden lindern von Kopf bis Fuß

Allgemeine Maßnahmen gegen Beschwerden

Gezielt Beschwerden lindern

Hormone ausgleichen – Phytoöstrogene und Hormonersatztherapie (HET)

9  Lebensthemen, Erkenntnisse, Neuanfänge

Vom Jungsein und Älterwerden

Lebensthemen anschauen, Aussöhnung mit der Vergangenheit

Zwischen Wut und Vergebung

10  Vorsorge für Gesundheit, Schönheit und Glück

Selfcare

Resilienz

Vorsorgeangebote

Ein paar Gedanken zum Schluss

Dank

Anhang

Adressen

Zitierte Studien und Quellen

Abbildungsnachweis

Register

Ein paar Worte vorab

Wenn die Hormonschwankungen beginnen, stehen die meisten Frauen mitten im Leben und fühlen sich extrem verunsichert. Plötzlich stellen sie sich Fragen, die sie zuvor nie beschäftigt haben: Was geschieht jetzt mit mir, mit meinem Körper, meinem Kopf und meinen Gefühlen?

Als ich in die Wechseljahre kam, war ich genauso überrascht und beschämt und stand dem Thema ebenso ablehnend gegenüber wie die meisten Frauen mit Mitte 40. Mir gingen viele Gedanken und Sorgen durch den Kopf: Das kann nicht sein, ich bin noch nicht so weit. Ich schaffe jetzt bald bestimmt meinen Alltag und meinen Beruf nicht mehr. Bin ich als Frau nun nicht mehr begehrt oder gar unsichtbar? Erwarten mich nun schwere Krankheiten, eine Depression oder Ähnliches? Und: Geht es mir überhaupt irgendwann wieder besser oder bleibt das jetzt für immer so?

Vorurteile und Mythen rund um die Wechseljahre

Bis zur »Diagnose« meiner vielfältigen Beschwerden dauerte es vier Jahre. Das ist nun über zehn Jahre her, man könnte also annehmen, die Medizin sei inzwischen auf die Diagnose »Wechseljahre« eingestellt – aber immer noch stoßen Frauen auf verschlossene Ohren für ihre Symptome, denn die gängige Meinung lautet (oft auch in der Ärzteschaft): Eine Frau, die menstruiert, kann nicht im Wechsel sein. Das ist ein ebenso (ignorantes) Vorurteil wie alle anderen Mythen in Zusammenhang mit dieser biologischen, natürlichen Lebensphase der Frau.

Seit über zehn Jahren engagiere ich mich als Ärztin, Medizinjournalistin und Autorin dafür, das Thema Wechseljahre in die Öffentlichkeit zu bringen, seit 2023 zusätzlich auf Youtube und Social Media über meinen Frauengesundheitskanal. Ich kläre über die medizinischen und psychologisch-seelischen Fakten der Wechseljahre auf. Ich informiere unter anderem über die Tatsache, dass die Hormonschwankungen oft bereits fünf bis sechs Jahre vor der letzten Periode beginnen. Ich möchte, dass keine Frau durch diese Lebensphase allein durchmuss. Ich möchte Vorurteile abbauen, denn nicht jede Frau leidet unter schweren Symptomen und falls doch, sind diese weder notgedrungener Bestandteil der Wechseljahre, noch müssen sie ertragen werden. Ganz bestimmt nicht! Selbst für die Frauen, denen es wirklich schlecht geht, gibt es heutzutage vielfältige, effektive Lösungen zur Linderung der Symptome. Keine Frau muss also heutzutage still vor sich hin leiden oder sich gar aus dem Leben zurückziehen.

Warum die Wechseljahre viele Chancen bergen

Mit diesem Buch möchte ich darum sowohl mit vielen Vorurteilen über die Wechseljahre aufräumen als auch die Chancen dieser Lebensphase aufzeigen. Auch wenn sich die Fruchtbarkeit mit der Menopause verabschiedet, ist das Leben noch lange nicht zu Ende. Denn anders als noch vor 100 Jahren liegt die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen hierzulande bei etwa 83 Jahren. Wenn die Hormonspiegel absinken, bleiben also noch 30 bis 40 lange Jahre, die Wechseljahre selbst dauern im Schnitt fünf bis 13 Jahre.

Aktuell sind hierzulande circa neun Millionen Frauen in den Wechseljahren, das heißt, es gibt viele, viele Frauen voller Power und mit der Aussicht auf ein langes Leben. Ich denke, wir selbst, die Gesellschaft und der Arbeitsmarkt sollten uns dessen bewusst sein.

Zudem verfügen wir heute im Gegensatz zu früher über einen Strauß an Möglichkeiten, mit denen Wechseljahresbeschwerden gelindert oder sogar vermieden werden können. Es darf einem als Frau (weiterhin) gut gehen und man kann die vielen potenziellen Jahre bestenfalls bei guter Gesundheit erleben. Darüber hinaus eröffnet diese Lebensphase die Chance auf ein neues Selbstverständnis. Das betrifft Lebensbereiche wie Gesundheit, Fitness, Schönheit, Partnerschaft oder Ehe, Beruf, Persönlichkeitsentwicklung, Lebensträume und viele mehr.

Die Hormonveränderungen sind nicht ausschließlich bedauerlich und belastend. Viele Frauen berichten, dass sie erst aufgrund der Wechseljahre bei sich selbst ankommen oder gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen. Es ist wie so oft im Leben: Wenn eine Tür zugeht, gehen viele andere auf.

Wechseljahre sind so individuell wie jede Frau

Mit diesem Buch möchte ich Ihnen alle Seiten der Wechseljahre zeigen, denn Hitzewallungen, Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit und Falten sind nur die eine Seite der Medaille. Ja, die Hormonschwankungen können belastend sein und den Alltag torpedieren. Das möchte ich nicht kleinreden, im Gegenteil. Ich schaffte damals meinen Alltag nicht, und sicherlich trug meine Verfassung unter anderem dazu bei, dass meine Ehe scheiterte. Ich sehe heute aber einen entscheidenden Unterschied: Selbst als Medizinerin verfügte ich nicht über das nötige Wissen; es gab damals noch zu wenig Studien und Informationen. Heute sind die Wissenschaft und sicherlich auch die Gesellschaft viel weiter. Es existieren wertvolle Erkenntnisse aus der Schulmedizin, Naturheilkunde, Stressmedizin, Ernährungsmedizin, Epigenetik, Mikrobiomforschung und der positiven Psychologie für den hormonellen Wandel.

Jede Frau auf der Welt kommt in die Wechseljahre. Ebenso wie wir es schon einmal in der Pubertät erlebt haben, verändern sich die Hormonspiegel dann erneut fundamental. Das hat Folgen für den Körper – gesundheitlich, ästhetisch und psychisch-seelisch. Langjährige Beziehungen werden inniger oder gehen auseinander, Frauen geben in erotischer Hinsicht Gas oder haben keine Lust mehr auf Sex, der Job wird als anstrengender empfunden, oder aber die Karriere nimmt noch einmal Fahrt auf, der Auszug der Kinder kann freudig oder als Auslöser großer Einsamkeit empfunden werden. Zwischen diesen Extremen ist alles möglich, denn die Wechseljahre werden individuell erlebt.

Der Wandel des »weiblichen Ichs« ist für viele Frauen ein einschneidendes Erlebnis, verbunden mit Gefühlen wie Leere, Angst und Traurigkeit oder dem Verlust des Selbstbewusstseins. Nicht nur psychische Erkrankungen wie Depression, Körperwahrnehmungsstörungen oder Suchtverhalten können daraus resultieren, sondern auch Beziehungsprobleme und Vereinsamung. Aber auch kreative Wut, die Sehnsucht nach Freiheit, ein Freischwimmen, ein neues Selbstbewusstsein oder das Anknüpfen an ein vergangenes Ich sind möglich und normal. Viele Frauen berichten am Ende der Wechseljahre, dass sie sich wie ein Schmetterling aus einem Kokon herausgeschält haben und jetzt »fliegen«. Sie berichten von großer Zufriedenheit und (nie da gewesenem) innerem Frieden und Glück.

Was Sie in diesem Buch erwartet

Aus all diesen Gründen ist es mir ein großes Bedürfnis, neben den körperlichen auch die neurologisch-psychischen Herausforderungen und die wichtigen seelischen Lebensthemen in einem Buch zu behandeln. In Kapitel 1 stelle ich die weiblichen Hormone vor, und Kapitel 2 beschäftigt sich mit den Auswirkungen sich verändernder Hormonspiegel auf allen Ebenen. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie erst in Kapitel 8 gezielte Maßnahmen zur Linderung spezifischer Wechseljahressymptome finden. Selbstverständlich können Sie sofort dort nachlesen, damit es Ihnen gleich besser geht. Trotzdem spreche ich vorher bewusst andere wichtige Themen an, denn über die Lösung dieser Themen treten manche Symptome gar nicht erst auf oder bessern sich bereits.

Meiner Erfahrung nach verunsichert die Frage nach Attraktivität, Jugendlichkeit, Schönheit, Sexualität und Beziehung zum Partner die meisten Frauen, ob sie wollen oder nicht. Das betrifft ebenso verheiratete und unverheiratete Frauen wie Singles. Das heutige Schönheitsdiktat stresst in großem Maße, eventuell auch dadurch, dass es bei den Partnern falsche Bilder erzeugt.

In langen Beziehungen liegt die Sexualität sowieso oft brach und führt zu Sprachlosigkeit und Traurigkeit. Darum möchte ich Sie in Kapitel 3 direkt mit wertvollen Gedanken zu äußerer und innerer Schönheit und in Kapitel 4 zur weiblichen Sexualität, Libido und Partnerschaft stärken.

Bezüglich der neurologisch-psychischen Symptome in den Wechseljahren haben wir die paradoxe Situation, dass diese einerseits nicht ernst genommen werden – Frauen gelten jetzt als »hysterisch« –, andererseits bleiben mögliche neurologisch-psychische Krankheitsbilder oft unbehandelt. Vor dem Hintergrund, dass mindestens jede fünfte Frau in den Wechseljahren so schwerwiegende psychische Symptome hat, dass sie behandelt werden muss, ist das natürlich fatal. Kapitel 5 behandelt deshalb den Umgang mit belastenden Gefühlen und mit dadurch möglicherweise resultierenden psychischen Krankheiten.

Die Wechseljahre sind eine Zeit, die jede Frau in einem eigenen Rhythmus erlebt, mit individuellen Themen, anderen Beschwerden und persönlichen Lösungsstrategien. Rollen wie die Mutterrolle, die der Geliebten und Ehefrau verändern sich. Zwischen Beginn und Ende der Wechseljahre liegen mitunter zehn Jahre oder mehr. Kein Wunder, dass man dann ein anderer Mensch ist mit anderen Bedürfnissen. Wenn zukünftig ein großer Teil von mir, über den ich mich all die Jahre definiert habe, nicht mehr vorhanden ist, woher kann ich jetzt mein Selbstvertrauen gewinnen? In Kapitel 6 gibt es auf Fragen wie diese Antworten.

Kapitel 7 und 8 unterstützen Sie im Umgang mit Wechseljahresbeschwerden. Studien zeigen, dass Frauen in den Wechseljahren stärker auf Stress reagieren, vor allem auf emotionalen Stress. Dadurch können Wechseljahresbeschwerden sogar erst ausgelöst werden oder sich verschlechtern. Das A und O, damit es einem in dieser Lebensphase gut geht, ist ein achtsamer Umgang mit sich selbst sowie die Vermeidung von übermäßigem Stress. In Kapitel 7 zeige ich Ihnen daher wichtige Techniken aus der Body-Mind-Medizin und der Stressmedizin, ehe ich in Kapitel 8 auf konkrete Wechseljahresbeschwerden eingehe und Maßnahmen vorstelle, wie diese gelindert werden können.

Bevor ich Ihnen mit dem Ausblick auf viele gesunde Jahre in Kapitel 10 unter anderem einen Überblick über die wichtigen Vorsorgeangebote in Ihrer hausärztlichen oder gynäkologischen Praxis gebe, möchte ich Sie in Kapitel 9 animieren, über wichtige Lebensthemen nachzudenken. In der Lebensmitte scheint es, als wenn wir nicht drum herumkommen, verschüttete oder bewusst ausgeblendete Themen anzuschauen. Diese können aus der Kindheit stammen und/oder sich auf Trennungen, Muster oder Situationen beziehen, die man viele Jahre mit sich trägt und bislang nicht gelöst bekommt. Oft stehen sie dem eigenen Glück im Weg, weil man sich im Kreis dreht. Das ist kein Wunder, wenn man auf die gleichen Probleme immer wieder mit den gleichen Verhaltensmustern reagiert. Viele Frauen berichten, dass die aktive Betrachtung und bestenfalls Lösung dieser Themen und Muster für den inneren Seelenfrieden entscheidend sind. Dazu gehört die Aussöhnung oder Versöhnung mit anderen und auch mit sich selbst.

Kurz gesagt möchte ich Ihnen mit meinem Buch, das sich an alle Frauen ab 40 Jahren richtet, die Angst vor den Wechseljahren nehmen, Ihnen Maßnahmen zur Beschwerdelinderung an die Hand geben und Ihnen zeigen, welche spannenden Chancen diese Lebensphase beinhaltet und wie Sie diese nutzen können.

Herzlich,

Ihre

Dr. med. Suzann Kirschner-Brouns

1  So einzigartig chancenreich ist die Menopause

Vorurteile über die Wechseljahre gibt es viele. Um nicht in ihnen gefangen zu sein, ist es hilfreich, die Fakten über die Auswirkungen der Hormonveränderungen sowohl auf körperlicher als auch auf psychisch-seelischer Ebene zu kennen. Denn die Wechseljahre bieten entgegen allen Vorurteilen Chancen für einen Neubeginn, für Vertrauen in den eigenen Körper und ein neues Verständnis von Schönheit, für einen gesunden Selbstwert, für Selbstbestimmung sowie eine erfüllte Sexualität.

Leben ist Wandel. Dieses Motto ist für Frauen ein Naturgesetz, denn der weibliche Körper verändert sich im Laufe des Lebens permanent. Das beginnt in der Pubertät, wenn sich Brüste und Schamhaare entwickeln und die Figur durch die Ausbildung von Hüften und Taille eine weibliche Silhouette annimmt. Im Rahmen des Zyklus steigen die Hormonspiegel an und fallen kurz vor der Regelblutung wieder ab – und zwar jeden Monat von Neuem.

Die Auswirkungen auf Körper, Psyche und Seele spürt jedes Mädchen und jede Frau in der ersten Zyklushälfte, wenn sich Flüssigkeit in den Geweben einlagert. Insbesondere während des Eisprungs fühlen sich die Brüste praller an, die Haare glänzen, die Haut strahlt. Man ist gut drauf. Wenn die Hormone vor der Periode wieder abfallen, fühlen sich viele Frauen müde, unkonzentriert, schlapp und womöglich deprimiert. Unter PMS, dem prämenstruellen Syndrom, leiden weltweit 20 bis 30 Prozent aller Mädchen und Frauen. Sie haben monatlich mit großen Schmerzen, Leistungsabfall und Stimmungsschwankungen zu kämpfen.

Nach den Tagen heißt es auf hormoneller Ebene dann: Kommando zurück, Hormonspiegel steigen lassen, alles wieder auf Anfang. Ich möchte behaupten, jede Frau ist froh über die Tage im Monat, an denen die Hormone balanciert sind und es ihr einfach gut geht.

Pubertät, Schwangerschaft, Wochenbett und Wechseljahre sind in dieser Hinsicht große Hormonwechselphasen. Wie die Auswirkungen auf der psychisch-geistig-seelischen Ebene erlebt werden, ob glücklich und freudig oder aber traurig-depressiv, ist allerdings nicht nur eine Frage der Hormone. Studien zeigen, dass Frauen, die für Veränderungen offen sind und diese eher als Chance sehen, in der Regel besser, gesünder und glücklicher durch diese Lebensphasen kommen. Das Mindset ist also entscheidend. Aus vielen Tausenden Gesprächen mit und Rückmeldungen von Frauen in den Wechseljahren weiß ich, wie unterstützend es ist, der Sorge vor dieser Lebensphase mit einer neuen Perspektive zu begegnen. Dafür ist es auch wichtig zu wissen, was im Körper geschieht.

Betrachten wir in diesem ersten Kapitel darum zunächst den Strauß an Chancen, die diese Lebensphase beinhaltet, ganz nach dem Motto des Nummer-1-Hits von Miley Cyrus »I can buy myself flowers« – ich kann mir selbst Blumen kaufen. Denn das ist möglich: Bei all den großen Herausforderungen, die mit den Hormonveränderungen einhergehen, können Sie diese Lebensphase besser meistern, wenn Sie gut informiert sind; Sie können Unterstützung erhalten, sich über die Wechseljahre mit anderen Frauen austauschen und mit vielen sinnvollen und leicht umsetzbaren Maßnahmen mögliche Symptome lindern.

Ich erkläre die wichtigsten weiblichen Hormone und welche Veränderungen das Schwanken der Blutspiegel und ihr Abfall mit sich bringen. Am Ende des Kapitels gehe ich darauf ein, warum es die Wechseljahre überhaupt gibt. Denn das ist alles andere als selbstverständlich: Nur beim Menschen, einigen Wal- und einer Schimpansenart kommen die Weibchen in die Wechseljahre.

5 große Chancen der Wechseljahre

Leben ist Wandel, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass mit fortschreitendem Alter eine Veränderung zum Schlechten stattfinden muss. Im Gegenteil: Keine Frau muss in die Wechseljahre hineinstolpern. Sie muss sich nicht alleingelassen fühlen und verzweifelt und hoffnungslos durch diese Jahre kämpfen. Keine Frau muss über ihre Situation schweigen und mögliche Beschwerden still erdulden.

Modernes medizinisches Wissen ist heutzutage leicht und kostenlos über das Internet verfügbar. Die weiblichen Hormone sind inzwischen untersucht, die Zusammenhänge zwischen dem körperlichen und psychischen Befinden und möglichen Wechseljahressymptomen sind bekannt. Darum kann sich jede Frau, wenn sie sich dafür interessiert, frühzeitig auf die Wechseljahre vorbereiten und gut und gesund durch diese anspruchsvollen Jahre kommen. Für die meisten Beschwerden gibt es inzwischen wirkungsvolle Unterstützung, und zwar sowohl hormonell als auch hormonfrei.

Viele Frauen fürchten sich vor den Wechseljahren, weil unsere Gesellschaft über Jahrzehnte hinweg ein verkehrtes Bild geprägt hat: Darstellungen und Erzählungen über schwitzende, überforderte und hysterische alte Frauen sind nicht nur bösartig, sondern schlichtweg grob falsch. Inzwischen weiß man, dass – obwohl jede Frau auf der Welt in die Wechseljahre kommt– nicht jede Frau unter Wechseljahresbeschwerden leidet. So hat ein Drittel der Frauen trotz Hormonabfall gar keine Symptome, während ein Drittel unter leichten bis mittelschweren und ein weiteres Drittel unter schweren Symptomen leidet. Sehr viele Symptome können jedoch heute mit den modernen Wissenschaften wie unter anderem der Ernährungs- und Bewegungsmedizin, Mikrobiomforschung, Anti-Aging-Medizin, Hormontherapie, Phytohormontherapie, Psychotherapie sowie Verhaltenstherapie begleitet und behandelt werden. Es ist sogar möglich, im Vorfeld, also präventiv, gegen einige Beschwerden gewappnet zu sein.

Inklusive der Babyboomer-Generation sind aktuell etwa neun Millionen Frauen in den Wechseljahren. Ab circa Mitte/Ende 30 verändert sich der Zyklus, es reift nicht mehr verlässlich jeden Monat eine Eizelle heran. Als Folge verändert sich ab circa Mitte 40 allmählich die Periodenblutung. Mit der Menopause, also der letzten Regelblutung, die sich etwa mit Anfang 50 einstellt, endet nach ungefähr 30 Jahren somit die fruchtbare Zeit.

Für viele Frauen ist das eine Zäsur. Einerseits ist die Freude groß: Endlich kein PMS mehr, keine Angst mehr vor einer Schwangerschaft und auch die monatlichen Ups und Downs gehören nun der Vergangenheit an. Andererseits sehen sich die Frauen mit einer unumkehrbaren Situation konfrontiert: Durch das Absinken der weiblichen Hormone verändert sich der Körper nun dauerhaft. Die Haut wird trockener, das Bindegewebe weicher, das Gesicht faltiger, die Haare dünner. Wer bist du, fremder Körper? Wer bist du, Fremde? Die vielen Veränderungen nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf psychischer Ebene machen Angst. Man fühlt sich erschöpft, die Nerven liegen schneller blank, man muss mit seiner Energie haushalten. Bin ich noch schön und sexy? Schaffe ich das alles noch? Wo geht mein Leben hin?

Die eigenen Rollen im Leben wollen neu definiert werden, und zwar auf jeder Ebene und in jeder Hinsicht. Die Rolle innerhalb der Familie erlebt einen Wandel, wenn Töchter gleichzeitig in die Pubertät kommen oder erwachsene Kinder das Haus verlassen. Im Beruf rücken jüngere Kolleginnen mit eigenen Vorstellungen nach. Neue Strukturen werden etabliert, künstliche Intelligenz und moderne Techniken erfordern geistige Flexibilität und Energie, die doch eigentlich momentan so rar sind.

Selbstzweifel und Verzweiflung machen sich breit, und das Selbstbewusstsein sinkt. Viele Frauen versuchen darum, auf Teufel komm raus die Kontrolle zu behalten über ihren beruflichen und gesellschaftlichen Status, über die eigene Schönheit und Jugendlichkeit. Das verursacht nicht nur enormen Stress, Frustration und Traurigkeit, sondern kann zu handfesten psychischen Problemen wie Essstörungen oder Body Dysmorphic Disorder führen (s. Seite 89).

Von vielen Frauen höre ich oft: »Jetzt bin ich eine alte Frau, mein Leben ist nun zu Ende.« Dem möchte ich ein entschiedenes NEIN entgegensetzen, und zwar aus vielen positiven Gründen, die ich gern Chancen nenne.

Chance 1: Ein kraftvoller Neubeginn

Die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen in den westlichen Kulturen liegt bei circa 83 Jahren. Wenn die Hormonschwankungen mit Mitte 40 in der Perimenopause beginnen, hat man heute als Frau theoretisch noch die Hälfte des Lebens vor sich. Selbst wenn wir von der Menopause ausgehen, also der letzten Regelblutung um das 51. Lebensjahr herum, sind es immer noch 32 Jahre. Diese vielen Lebensjahre für Frauen sind in der Geschichte der Menschheit neu und absolut einmalig. Nicht nur darum spreche ich in Zusammenhang mit den Wechseljahren als Chance. Und immer mehr Frauen ergreifen sie. Das ist heute auch möglich, weil es Maßnahmen und Therapien (Hormonersatz und hormonfreie Lösungen) für die Behandlung von Wechseljahressymptomen gibt – damit man nicht ausgebremst wird und diese Jahre aktiv gestalten kann.

Viele Frauen nutzen die Wechseljahre als Neubeginn. Ob sie erstmalig oder wieder als Verkäuferinnen oder Krankenschwestern arbeiten, in die Politik einsteigen oder sich in einem Ehrenamt engagieren, ob sie aussteigen, eine Firma gründen, in ihrer Rolle als Großmütter aufgehen oder einen anderen Traum verwirklichen – diese starken Frauen machen Mut. Ich erlebe Frauen, die ganz bewusst durch die Wechseljahre gehen, und andere, die das Ende der Fruchtbarkeit als neue Freiheit feiern. Die Hormonkonstellation mit Anfang 50 begünstigt den eigenen Willen und die Durchsetzungskraft. Das ist dem Testosteron geschuldet (s. Seite 50). Viele Frauen spüren ihre Power, setzen vielleicht sogar zum ersten Mal Grenzen und lassen sich – salopp gesagt – nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Sie trauen sich jetzt, für ihre Bedürfnisse einzustehen und Forderungen zu stellen. Das betrifft partnerschaftliche Themen genauso wie das Gespräch mit der Vorgesetzten über eine Gehaltserhöhung oder eine neue Position.

Andere Frauen haben nun den Mut, ihre Träume zu realisieren. Geschäftsideen werden in die Tat umgesetzt, und Ich-AGs, Firmen und Vereine werden gegründet. Entscheidungen im Privatleben werden getroffen. Das Bedürfnis, sich in der Nachbarschaft, in der Kirche, in der Politik oder bei Nichtregierungsorganisationen (NGOs) für Themen zu engagieren, die einem am Herzen liegen, wird nun in die Tat umgesetzt. Viele Karrieren finden jetzt statt, weil die Früchte des langen, intensiven Arbeitslebens geerntet werden.

Warum gerade jetzt? Weil es nun an der Zeit ist, weil Frauen in den Wechseljahren in ihre Kraft kommen, weil noch so viele Jahre des eigenen Lebens vor einem liegen, weil Arbeitsmarkt und Gesellschaft auf die Hälfte der Menschheit nicht verzichten können, weil das Leben spannend bleibt, weil es Freude auch in den kleinen Dingen des Alltags zu entdecken gibt, weil … Ja, warum nicht gerade jetzt?

Chance 2: Neues Vertrauen in Körper und Schönheit

Mit Anfang, Mitte 40 fühlt es sich für viele Frauen so an, als würde jemand bei ihnen den Stecker ziehen. Durch die Hormonveränderungen werden die Batterien nicht mehr zuverlässig aufgefüllt – mit den entsprechenden Folgen. Doch man darf erschöpft sein, und vielleicht bietet sogar nur diese Erschöpfung die Chance, einmal innezuhalten für eine Bestandsaufnahme. Man kann auf das schauen, was bisher alles funktioniert hat, wofür man dankbar sein kann, sei es beruflich oder privat, gesundheitlich oder materiell. Vielleicht ist es der ganz gewöhnliche Alltag, an dem man sich nun erfreut, vielleicht sind es außergewöhnliche Erlebnisse, Reisen, Erfahrungen, Liebe, Freundschaften – mit Beginn der Wechseljahre befinden sich bei den meisten Frauen einige schöne Erlebnisse, Erfolge und unvergessliche Momente im Lebenskorb. Man darf die Vergangenheit also ruhig mit einem wohlwollenden Auge betrachten. Im Zweifel ging es auch bei schweren Erfahrungen wie einer Scheidung, einem Arbeitsplatz- oder Ortswechsel und mitunter sogar bei einer Erkrankung darum, Kontrolle loslassen zu müssen und möglicherweise erst dadurch die eigene Kraft und Stärke zu spüren. Durch das Wissen über die körperlichen Vorgänge und die psychischen Zusammenhänge finden viele Frauen erst in den Wechseljahren heraus, dass Loslassen eine viel positivere Erfahrung ist, als sie sich das hätten vorstellen können.

Das Resümee vieler Frauen mit Anfang 60 rückblickend auf die Wechseljahre lautet, dass sie großes Vertrauen in ihren Körper gewonnen haben und ein neues Selbstbewusstsein hinsichtlich ihrer Schönheit entwickeln konnten. Sie haben persönliches Wachstum erlebt und sind darüber dankbar und zufrieden.

Chance 3: Selbstbestimmung und neue Erotik

Bei vielen Frauen verstärkt sich der Wunsch, jetzt selbstständig zu sein im Sinne der Autonomie. Nicht umsonst hieß es in vergangenen Generationen, dass die Menopause das »gefährliche Alter der Frau« wäre – wohlgemerkt nicht für die Frauen selbst, sondern für ihre Ehemänner und Partner. Frauen möchten nun neue Herausforderungen annehmen. Sie möchten Ideen in die Tat umsetzen. Viele interessieren sich in der Lebensmitte für eine Fortbildung oder sogar für eine neue Ausbildung mit Berufsabschluss. Es kann auch eine andere Herausforderung wie eine Traumreise sein, die sie schon immer machen wollten und nun tatsächlich angehen.

Oft sind die Wechseljahre und speziell die Jahre um die Menopause herum die Zeit, in der die Kinder aus dem Haus gehen. Abschied und Loslassen ist für viele Mütter nicht einfach, aber das Ende der Erziehungsarbeit eröffnet neue Zeitfenster und Möglichkeiten für einen selbst. Man darf nicht vergessen: Das Muttersein geht einem nicht verloren, Mutter bleibt man für immer.

Die Wechseljahre zusammen mit dieser Lebensphase eröffnen die Möglichkeit, selbstbestimmter mit seiner Zeit umzugehen. Eine andere Rolle als die bisherige kann eingenommen werden. Die Zeit der Doppel- und Dreifachbelastung, in der man gehetzt und gestresst war durch die vielen Rollen, die man ausgefüllt hat und denen man gerecht werden wollte, endet. Viele Frauen sind in ihre Rolle hineingeschlittert oder haben sie glücklich ausgefüllt, aber nun passt sie nicht mehr. Die Rolle – ob die der Mutter, der Ehefrau oder derjenigen, die zu Hause alles zusammenhält – darf nun wie ein zu eng sitzendes Kleid ausgetauscht werden durch ein weites, bequemes, vielleicht wild gemustertes Kleid. Vieles darf losgelassen und Altes endlich abgelegt werden.

Viele Frauen sind in den Wechseljahren auf der Suche nach einem neuen Ich, ihrem wahren Ich, und bringen dieses zum Ausdruck. Träume, unerfüllte Wünsche und Potenziale, die schlummern, können entdeckt werden. Die zweite Lebenshälfte kann neu gestaltet werden. Das bezieht sich auch auf Erotik und Sexualität. So berichten nicht wenige Frauen in den Wechseljahren und danach vom besten Sex ihres Lebens. Die Furcht vor einer ungewollten Schwangerschaft, die sie 30 Jahre lange begleitet hat, fällt nun weg. Sexualität wird oftmals sogar zum ersten Mal als frei und zutiefst erfüllend und befriedigend erlebt; Wünsche können jetzt besser kommuniziert werden, man traut sich was.

Chance 4: Neues Selbstbewusstsein

Mit Mitte 40 ist man kein junger Hüpfer mehr. Man steht auf einem guten Fundament, hat eine Fülle von Lebenserfahrungen gesammelt, die einem für persönliche und berufliche Entscheidungen zugutekommen. Die Hormone unterstützen jetzt Vorhaben und Durchsetzungskraft, sei es in Beziehungsfragen oder bei beruflichen Ambitionen. Vielen Frauen gelingt es, sich in der Partnerschaft auf Augenhöhe auseinanderzusetzen und ihre Wünsche und Vorstellungen zu kommunizieren. Wiedereinstiege ins Berufsleben und Karrieresprünge finden häufig in der Zeit der Wechseljahre statt. Es ist nie zu spät!

Die Zeitschrift Wirtschaftswoche betitelte das einmal – wie ich finde – despektierlich, also sehr vorurteilsbeladen als: »Karriere statt Kaffeefahrt«. Zum Ausdruck kommt hier die Aufbruchstimmung, die viele Frauen mit Mitte 40 antreibt. Sie sind für einen Neuanfang offen, machen noch einmal eine Ausbildung oder nehmen ihre Berufstätigkeit wieder auf, wenn sie diese ausgesetzt haben. Nur 35 Prozent der Frauen zwischen 30 und 50 Jahren gehen einer bezahlten Vollarbeitsstelle nach. Die Mehrzahl der Frauen unterbricht ihre berufliche Erwerbstätigkeit einige Jahre für Familie und Kindererziehung. Finanziell haben sie damit das Nachsehen, und viele Frauen müssen oder möchten diesen Umstand mit Mitte 40 ändern.

Langjährige Beziehungen wie Ehen und Partnerschaften kommen auf den Prüfstand, mit unterschiedlichem Ausgang. Einerseits werden Beziehungen inniger und intensiver, auch auf sexueller Ebene tut sich einiges Neues (s. Chance 3), wenn die Partner darüber reden können und offen sind. Andererseits besteht seit einigen Jahren der Trend, nicht auf Teufel komm raus zusammenzubleiben. Man spricht von grauen Scheidungen. Es sind mehrheitlich die Ehefrauen, die die Scheidung einreichen. Grund ist mangelnder Respekt und Aufmerksamkeit des Ehepartners. Das wollen sich Frauen heute nicht mehr bis an ihr Lebensende gefallen lassen.

Chance 5: Gesundheit für ein langes Leben

Nie standen die Chancen so gut für Frauen, nach der Menopause noch ein langes und gesundes Leben führen zu können. Durch den Fortschritt der Medizin, gute Vorsorgeuntersuchungen, Diagnostik und Therapiemethoden, aber auch durch den persönlichen Lebensstil mit guter Ernährung, regelmäßiger Bewegung, der Vermeidung von Noxen wie Nikotin und Alkohol, hat man eine große Chance, diese vielen Jahre in guter Gesundheit erleben zu dürfen. Die Wechseljahre sind auch deshalb nicht das Ende, sondern für viele Frauen ein kraftvoller Neubeginn.

Das sind die großartigen Chancen, die uns in der turbulenten Zeit der Wechseljahre erwarten. Schauen wir uns auf den nächsten Seiten an, wer eigentlich die Big Player der weiblichen Hormone sind, wie sie sich verändern und welche Folgen das für Sie haben kann.

Die Big Player der weiblichen Hormone

»Hormone sind der Schlüssel zu unserem Verhalten und unserer Persönlichkeit« – diese Beobachtung stammt von Martin Wabitsch, dem Leiter der Pädiatrischen Endokrinologie und Diabetologie der Uniklinik Ulm. Er beobachtet in seinem Forschungslabor die Macht der Hormone auf die Entwicklung von Jugendlichen. In den letzten Jahren sind dazugekommen: Erziehung, Sozialisation, Peer Group, Social Media und vieles mehr, wodurch die Geschlechtsidentität beeinflusst wird. Was das Mann- oder Frausein ausmacht, ist Gegenstand vieler Forschungen, Ansichten und Meinungen. Die Debatten um Genderfragen sind dementsprechend erhitzt.

Biologisch-medizinisch stehen hierzulande zwei Geschlechter im Fokus: Mann und Frau. Die Sexualhormone Östrogene, Gestagene und Androgene, hier vor allem das Testosteron, bewirken die biologische Geschlechtsentwicklung. Darum benötigen Menschen, die ihre Geschlechtsidentität wechseln möchten, entsprechende Hormonbehandlungen. Erst dann sind die phänotypischen, also die körperlichen Veränderungen im Sinne des Wunschgeschlechts sichtbar. Biologisch bilden sich unter dem Einfluss der Sexualhormone »typisch« weibliche und »typisch« männliche Geschlechtsorgane aus.

Man unterscheidet des Weiteren das biologische und das soziale Geschlecht: Das biologische Geschlecht wird von den Geschlechtschromosomen bestimmt. Bei der Frau und bei weiblichen Säugetieren sind es zwei X-Chromosomen, bei dem Mann und männlichen Säugetieren ein X- und ein Y-Chromosom. Auf dem X-Chromosom liegen mehr als 1500 Gene mit den genetischen Informationen für das Immunsystem, für Organfunktionen und Sexualhormone. Auf dem Y-Chromosom liegen circa 78 Gene für die Sexualfunktion beim Mann.

Es existieren also genetische Informationen für die geschlechtsspezifischen körperlichen Merkmale. Dazu gehören unter anderem der Körperbau und Organe wie Gebärmutter, Eierstöcke oder Prostata, Hoden, Penis. Auch die Hormonproduktion ab der Pubertät, geschlechtsspezifische Ausrichtungen des Immunsystems, des Stoffwechsels, der Organe, der Knochen, des Körperbaus, der Behaarung, der Größe des Beckens, des Kiefers, des Gehirns und so weiter gehören dazu. Im Unterschied zu Männern, die täglich neue Samenzellen bilden können, werden Frauen mit ihrem gesamten Vorrat an Eizellen geboren. Dieser Umstand ist einer der Gründe, warum Frauen in die Wechseljahre kommen.

Ergänzend zum biologischen Geschlecht versteht man unter dem sozialen Geschlecht die Besonderheiten oder Unterschiede, die durch Umwelt, Erziehung, Kultur und Normen das Rollenverhalten als Frau oder Mann prägen. Das betrifft das Verhalten, den Charakter sowie das Selbstbild mit Fragen wie Muss ich stark sein? Darf ich Gefühle zeigen? und das Selbstverständnis mit Fragen wie Fühle ich mich als Mann oder als Frau?

In anderen Kulturen geht man davon aus, dass mehr als nur zwei Geschlechter existieren. So besteht seit Jahrtausenden unter anderem in indigenen Kulturen Indiens, Thailands, Nord-, Mittel- und Südamerikas sowie in einigen afrikanischen, asiatischen und europäischen Kulturen eine Geschlechtervielfalt. Dritte, vierte und alternative Geschlechter tragen dort zum Beispiel abweichende Kleidung oder gemischte Kleidung von Männern und Frauen. Oft geht die Definition mit sozialen Rollen einher, das heißt, die Person hat eine Aufgabe, die aus gleichzeitig männlichen und weiblichen Tätigkeiten für die Gemeinschaft besteht. In diesem Buch befasse ich mich ausdrücklich mit körperlich-geistig-seelischen Veränderungen in den Wechseljahren auf Grundlage der Zweigeschlechtlichkeit. Die Entscheidung basiert auf meiner vorrangig ärztlichen und medizinjournalistischen Erfahrung im Umgang mit dem biologisch weiblichen Geschlecht (Cis-Frauen).

Die weiblichen Hormone sorgen dafür, dass Mädchen und Frauen einen Zyklus haben. Im Rahmen dieses Zyklus reifen jeden Monat mehrere Eizellen heran, von denen eine oder mehrere mit dem Eisprung in den Eileiter gelangen. Dort findet unter Umständen die Befruchtung statt, und man ist schwanger. Mit Ende 30 wird der Monatszyklus bei vielen Frauen unregelmäßiger, weil der Vorrat an fitten Eizellen, die heranreifen können, allmählich aufgebraucht ist. In der Folge sinkt die Hormonproduktion von diesen Big Playern:

Östrogene

Östrogene sind Weiblichkeit pur. Sie sind eine Gruppe von Geschlechtshormonen mit unterschiedlichen Eigenschaften und heißen unter anderem Östradiol, Östron und Östriol. Ich nenne an entsprechender Stelle ihre Namen, benutze aber der Einfachheit halber im Buch vorwiegend das übergreifende Wort »Östrogene«.

Östrogene sind die Hormone, durch die das Mädchen zur Frau wird, man spricht von »frauenspezifischen Wirkungen«. Im Gehirn beginnt eine Hormonkaskade. Die aus der Hypophyse ausgeschütteten Hormone FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon) regen unter anderem die Bildung von Östrogenen in den Eierstöcken an. Unter ihrem Einfluss bilden sich primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale. Die primären Geschlechtsorgane sind für die Fortpflanzung unabdingbar. Bei der Frau sind es Eierstöcke, Gebärmutter und Vagina. Sekundäre Merkmale sind nicht unmittelbar an der Fortpflanzung beteiligt, sind aber wesentliche Merkmale für das Geschlecht »Mann« oder »Frau«. Dazu gehören die weiblichen Brüste und figürliche Eigenschaften wie breitere Hüften oder eine schmale Taille.

Während der Pubertät entfalten die Östrogene ihre volle Wirkung: Beim Mädchen wachsen die Brüste, die Gebärmutter, Eierstöcke, Vagina, Schamhaare und Achselhaare. Von jetzt an steuern für die nächsten drei bis vier Jahrzehnte bis zur Menopause Östrogene zusammen mit den Gestagenen den monatlichen Zyklus. Ab der Pubertät gibt es hormontechnisch eine Phase vor und eine Phase nach dem Eisprung – ein Östrogen-Hoch und ein Östrogen-Tief.

In der Östrogenphase reift also in den Eierstöcken jeden Monat eine Eizelle heran. Außerdem wachsen die Brüste, die Milchdrüsen vergrößern sich, die Gebärmutter wird auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vorbereitet, ihre Schleimhaut verdickt sich. Zudem wird der Gebärmutterhals durch Östrogene geweitet, die Vaginalschleimhaut vermehrt durchblutet und befeuchtet. Auch die Vaginalflora ist unter dem Einfluss von Östrogenen variantenreicher und damit gesünder.

Östrogene wirken aber nicht nur auf die Geschlechtsorgane, sondern auch systemisch, also im ganzen Körper. Man weiß heute, dass so gut wie alle Gewebe und Organe Östrogenrezeptoren besitzen, einschließlich des Gehirns, des Herzens und der Gefäße. Östrogene docken über das Blut an die Rezeptoren an und entfalten ihre Wirkung. Viele Mädchen und Frauen merken diesen Einfluss in der ersten Zyklushälfte sehr deutlich: Die Haut ist glatter, die Haare sitzen gut, die Laune ist fröhlich, man verfügt über viel Energie und Schwung. Östrogene wirken jedoch noch auf ganz andere Weise systemisch im Körper.

Doch auch wenn man sich als Frau wünscht, dass die Power-Wohlfühl- und Beautyhormone Östrogene doch bitte dauerhaft wirken, so ist ein zu hoher Östrogenspiegel gefährlich. Wie für die meisten Dinge im Leben, so gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Zu viele Östrogene wirken negativ, und zwar auf den ganzen Körper. Zu den Auswirkungen zählen unter anderem ein erhöhtes Risiko für Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe, Gewichtszunahme, Thrombose, eine Schädigung der Leber sowie ein erhöhtes Risiko für einige Krebsarten wie Brust- und Eierstockkrebs.

Kommen wir zur zweiten wichtigen Gruppe der weiblichen Sexualhormone.

Gestagene

Das bekannteste und wichtigste Hormon aus dieser Gruppe ist das Progesteron. Es gilt als das Schwangerschaftshormon schlechthin: Nach Befruchtung der Eizelle wird Progesteron bis zur zwölften Schwangerschaftswoche im Gelbkörper gebildet – das ist das umgewandelte Follikelgewebe, aus dem die Eizelle gesprungen ist. Progesteron fördert die Umwandlung der Gebärmutterschleimhaut in ein drüsenreiches Gewebe und schützt die Entwicklung des Embryos. Später übernimmt die Plazenta die Herstellung. Progesteron sorgt außerdem dafür, dass die Gebärmuttermuskulatur entspannt ist und keine vorzeitigen Wehen auftreten. Kommt es nicht zu einer Schwangerschaft, bildet sich der Gelbkörper zurück und die Produktion von Progesteron wird heruntergefahren. Der Hormonmangel führt zur Abstoßung der aufgebauten Gebärmutterschleimhaut – die Regelblutung setzt ein.

Progesteron hat zur Zeit des Eisprungs zwei Wirkungen. Zum einen erhöht es die Körpertemperatur um etwa ein halbes Grad – hierauf basiert die Basaltemperaturmethode, eine natürliche Verhütungsmethode. Zum anderen bewirkt es die Abnahme und Spinnbarkeit des Zervixschleims. Das ist ein klebriges Sekret aus Gebärmutterhalsdrüsen. Anhand dieser beiden Wirkungen können die Tage ermittelt werden, an denen eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Befruchtung besteht.

Grundsätzlich werden auch in den Nebennierenrinden geringe Mengen Progesteron produziert. Progesteron wirkt wie die Östrogene auch in allen Körpergeweben. In diesem Sinne wirkt es positiv auf Immunsystem, Energieproduktion, Wärme- und Wasserhaushalt, Knochen- und Fettstoffwechsel, Schilddrüsenfunktion und Libido. Progesteron ist im Gehirn für Konzentrations- und Denkvorgänge wichtig. Es dockt dabei nicht nur an seine eigenen Rezeptoren im Gehirn an, sondern auch an sogenannte GABA-Rezeptoren. Das sind Rezeptoren für Nervenbotenstoffe. Dadurch besitzt Progesteron eine ähnlich beruhigende Wirkung wie der Wirkstoff Diazepam (Valium®). Es wird wegen dieser angstlösenden und Stress abbauenden Wirkung auch als Chill-Hormon bezeichnet.

Progesteron besitzt außerdem eine nervenzellschützende, neuroprotektive Wirkung. Forscher der Abteilung Zytologie der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum konnten sogar in Nervenzellen des Magen-Darm-Traktes Progesteronrezeptoren nachweisen und zeigen, dass Progesteron nicht nur hier als Zellschutz wirkt, sondern auch auf Nervenzellen im Gehirn. Damit könnte es eventuell als Medikament in Frage kommen, das vor Parkinson und Alzheimer schützen kann.

Progesteron ist zudem ein Beautyhormon für Haut und Haare. Es verlängert die Lebensdauer der Hautzellen und unterstützt ihre Regeneration. Und es hat noch einen weiteren wichtigen Effekt: Es fördert den tiefen Schlaf. Weil Progesteron als erstes Hormon in der Perimenopause absinkt, sind Schlafstörungen darum oft die ersten Wechseljahressymptome.

Androgene

Androgene sind die männlichen Geschlechtshormone, von denen auch wir Frauen geringe Mengen besitzen. Sie heißen Androstendion, Dehydroepiandrosteron (DHEA) und Testosteron. Androgene werden bei Frauen in den Eierstöcken und in der Nebennierenrinde gebildet. Sie wirken zum Teil direkt, zum Teil werden sie in Östrogene umgewandelt. Sie beeinflussen unter anderem Libido, Muskelmasse, Hautstruktur und Durchsetzungsvermögen.

Androgene sind die Hormone, die in den Wechseljahren als Letztes abfallen. Stehen viele Jahre lang die Symptome eines Östrogen- und Progesteronmangels im Vordergrund, so melden sich später die Androgene. Über die körperlichen Auswirkungen wie eine stärkere Gesichtsbehaarung, also Haare am Kinn, die täglich neu sprießen, oder schütteres Kopfhaar sind viele Frauen nicht glücklich. Andererseits fördert ein höherer Androgenspiegel Willensstärke und Durchsetzungskraft, sorgt also auch für einige begrüßenswerte Effekte.

Zwei weitere Hormone möchte ich aufnehmen, weil auch ihre Spiegel sich in den Wechseljahren verändern: Oxytocin und Melatonin.

Oxytocin

Das angstlösende und stressabbauende Bindungshormon Oxytocin wird in der Hypophyse gebildet, einer Drüse im Gehirn. Bei Hautkontakt wird es vermehrt produziert, darum nennt man es auch »Kuschelhormon«. Ein Handschlag zwischen Fremden reicht allerdings nicht aus, um das Hormon auszuschütten. Die Berührung muss mindestens zwanzig Sekunden lang dauern und bestenfalls regelmäßig stattfinden. Dann fördert es in Beziehungen Treue, Vertrauen und emotionale Kompetenz. Der Treue-Effekt wurde in einem Experiment untersucht: Verabreichte man monogamen Präriemäusen ein Oxytocin-Gegenmittel, sodass seine Wirkung aussetzte, gingen die Mäuse fremd.

Oxytocin löst bei Schwangeren die Wehen aus und im Wochenbett bei der Mutter den Milcheinschuss in die Brüste. Die Oxytocinspiegel sind während des Stillens hoch, daher stammt auch sein anderer Name: Stillhormon.

Oxytocin fördert also Beziehungen. Wenn man sich in einer Partnerschaft, in der Familie oder bei Freunden gut aufgehoben fühlt, ist man weniger gestresst. Das ist möglicherweise auch Oxytocin zu verdanken, denn Untersuchungen zeigen, dass bei hohen Oxytocinspiegeln das Stresshormon Cortisol im Blut absinkt oder erniedrigt ist.

Melatonin

Melatonin ist unser Schlafhormon. Es wird ebenfalls in der Hypophyse sowie in der Netzhaut des Auges und im Darm hergestellt. Die Produktion ist abhängig von Licht. Bei Dunkelheit wird vermehrt Melatonin ausgeschüttet, und wir werden müde. Bei Helligkeit wird die Melatoninproduktion heruntergefahren, wir schlafen weniger tief und werden wach.

Die Melatoninproduktion lässt natürlicherweise circa ab dem 35. Lebensjahr nach. Das ist ein Grund für die sogenannte Bettflucht älterer Menschen, um die sie von jüngeren Menschen nicht selten beneidet werden, weil sie gerne mehr Zeit für ihre vielen Aktivitäten hätten und Schlaf oft überflüssig finden. Man selbst ist darüber oft allerdings nicht sehr glücklich. Neben den Wechseljahren ist dies übrigens ein Thema, bei dem die Wissenschaft rätselt, was sich die Evolution dabei gedacht hat.

Hormonveränderungen in der Lebensmitte

Ein Mädchen kommt wie gesagt mit allen ihr zur Verfügung stehenden Eizellen auf die Welt. Diese Eizellen befinden sich in den Eierstöcken. Die Angabe ihrer Zahl schwankt zwischen 400 000 bis zu zwei Millionen. Jedenfalls muss der weibliche Körper mit ihnen haushalten. Im Gegensatz dazu produzieren die Hoden beim Jungen zwar erst ab der Pubertät Spermien, dafür aber kontinuierlich bis zum Lebensende immer frisch.

Zyklus und Periode

Ab der Pubertät reifen in einem der Eierstöcke jeden Monat zehn bis zwölf Eizellen in einer Struktur heran, die als Follikel bezeichnet wird. Für gewöhnlich schafft es nur eine Eizelle zur vollen Reifung und bis zum Eisprung. Die anderen Eizellen verkümmern. Reifen zwei Eizellen heran und springen in die Eileiter, dann sind Zwillinge möglich, bei drei Eizellen Drillinge und so weiter. Parallel wächst unter dem Einfluss der Hormone die Gebärmutterschleimhaut als Vorbereitung für die Einnistung des befruchteten Eis. Kommt es nicht zur Befruchtung, sinken die Hormone. Als Hormonentzugsblutung wird die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut abgestoßen. Das Mädchen oder die Frau bekommt ihre Tage.

Die erste Regelblutung wird als Menarche bezeichnet, bei Mädchen in der westlichen Welt findet sie mit circa zwölf Jahren statt. Bis zu sechs Jahre kann es allerdings dauern, bis der Menstruationszyklus stabil ist und die Blutung regelmäßig einsetzt. Ab Ende 30 reift nicht mehr so verlässlich jeden Monat eine Eizelle heran, weil der Eizellvorrat kleiner wird. Er umfasst zu diesem Zeitpunkt nur noch 30 000 bis 50 000 Eizellen. Als Folge wird der Zyklus unregelmäßiger.

Die Wechseljahre werden oft mit der Pubertät verglichen. Der große Unterschied: Mit der Pubertät beginnt die fruchtbare Phase, mit den Wechseljahren endet sie. Ich möchte daher kurz auf das Wording eingehen.

Perimenopause, Klimakterium oder Wechseljahre?

Es gibt viele Begriffe für die Zeit um die Lebensmitte der Frau. Das Wort Menopause bezeichnet nur die letzte Regelblutung rückblickend, wenn über ein Jahr die Periode ausblieb. Es ist eine Frage der persönlichen Einstellung und Vorliebe, welches Wort Frauen für sich und ihre hormonelle Lebensphase gebrauchen möchten. Hier eine kleine begriffliche Übersicht:

Wechseljahre: Hormonschwankungen über fünf bis zehn JahreKlimakterium: aus dem Griechischen für »Stufenleiter«, synonymer Gebrauch zu den WechseljahrenMenopause: letzte Regelblutung plus zwölf MonatePrämenopause: mit circa Mitte/Ende 30, Anfang 40 JahrenPerimenopause: mit Mitte/Ende 40 bis circa 55 JahrenPostmenopause: ab circa Ende 50 Jahren

Wie Sie sehen, wird mit dem Wort »Menopause« eigentlich nur die letzte Regelblutung bezeichnet. Da man als Frau nicht weiß, ob es jetzt tatsächlich die letzte Blutung für immer gewesen ist, bestimmt man diesen Moment im Nachhinein. Konkret heißt das: Wenn zwölf Monate nach der letzten Periode tatsächlich keine Regelblutung mehr stattgefunden hat, dann war diese letzte Blutung die Menopause. Diese haben die meisten Frauen circa wie erwähnt um das 51. Lebensjahr. Im allgemeinen Sprachgebrauch, vor allem im Englischen, wird aber das Wort »menopause« für die gesamte Phase der Hormonwechselzeit benutzt. Bei uns hat sich dafür in den letzten Jahren das Wort »Perimenopause« etabliert.

Mein Tipp: Persönliches Wording finden

Einige Frauen mögen das Wort »Klimakterium« und finden das Wort »Wechseljahre« schrecklich und umgekehrt. Schauen Sie doch einmal, welches Wort Sie für sich passend finden und für diese Lebensphase benutzen möchten.

Der letzte Eisprung

Die Menopause ist wie die Menarche wieder ein lebensverändernder Moment. Ab da findet kein Zyklus mehr statt, die Fruchtbarkeit ist zu Ende, man kann nicht mehr schwanger werden. Der Vorteil: Man leidet auch nicht mehr an PMS. Bei PMS kommt es durch den Hormonabfall vor der Periode zu Menstruationsschmerzen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, psychischen Belastungen wie Stimmungsschwankungen und auch oft zu einem dramatischen Leistungsabfall. Vor diesem Hintergrund ist die Menopause für viele Frauen ein lang ersehnter und willkommener Moment.

Mit dem unregelmäßigeren Eisprung und Zyklus ab circa Anfang, Mitte 40 beginnt die Hormonproduktion zu schwanken. Typischerweise sinkt zunächst der Progesteronspiegel, und erst später fallen die Östrogene ab. Das bedeutet zweierlei:

Zum einen können diese Hormonschwankungen schon zu einem viel früheren Zeitraum stattfinden, als man selbst (und auch viele Ärztinnen und Ärzte) es erwarten. Von den ersten Wechseljahressymptomen werden darum viele Frauen kalt erwischt.Zum anderen sind es gerade am Anfang der Perimenopause nicht die typischen Wechseljahressymptome, über die man in allen Zeitschriften liest, wie zum Beispiel die Hitzewallungen, sondern oft ganz untypische Symptome wie die bereits genannten Schlafstörungen.