Die Kunst allein zu leben - Jane Mathews - E-Book + Hörbuch

Die Kunst allein zu leben Hörbuch

Jane Mathews

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Lob des Alleinlebens In einer Gesellschaft, die der Ansicht ist, dass zu einem erfüllten Leben ein Partner gehört, ist es manchmal schwierig, selbstbewusst zu bleiben. Dabei bietet das Alleinleben so viele Chancen und Möglichkeiten und zum Glücklichsein brauchen Sie nur sich selbst! Dennoch: Jeder Tag bringt auch Herausforderungen: für 1 Person kochen – Urlaub organisieren – Finanzen regeln – den Verlockungen von Wein, Jogginghose und Netflix widerstehen … Autorin Jane Mathews kennt die Fallstricke des Singlelebens und hat eine Fülle an pragmatischen Ideen und Tipps für alle Lebenslagen parat. Wie eine Landkarte – auf der Sie Ihren ganz persönlichen Weg zu einem erfüllten, glücklichen Leben wählen können.

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Zeit:8 Std. 21 min

Sprecher:Felicity Grist
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Die Kunst, allein zu leben

Wie Sie Ihr Singleleben organisieren und in vollen Zügen genießen

Jane Mathews

1. Auflage 2020

10 Abbildungen

Widmung

»Das Alleinsein ist nicht der Preis, den man bezahlt, sondern der Preis, den man gewinnt.«

Alix Kates Shulman

Ich widme dieses Buch allen Solisten:

Ihr seid meine Seelenverwandten.

Inhaltsverzeichnis

Teil I

1 Einleitung

2 Allein leben

3 Mentale Stärke und Umdenken

4 Beziehungen

5 Gesundheit

6 Single-Küche

7 Finanzen

8 Wohnen

9 Freizeitgestaltung

10 Spiritualität

11 Aktiv werden

12 Schlusswort

13 Literatur

14 Danksagung

1 Einleitung

Ich wollte eigentlich nicht allein leben. Die wenigsten wollen das. Nach meiner Scheidung plumpste ich per Bauchlandung in diese Situation. Wie bei einem verkrampften Blind Date sprang der Funke nicht direkt über. Mittlerweile genieße ich das Leben allein und kann es mir gar nicht mehr anders vorstellen. Für mich ist es kein Kompromiss und keine Übergangslösung auf der Suche nach dem Traumpartner. Ich bin glücklich, aber es dauerte eine Weile, bis ich es war.

Es gibt drei Arten von Solisten: die ewigen Singles, die Geschiedenen und die Verwitweten. Nur wenige entscheiden sich bewusst dafür, allein zu bleiben. Für die meisten ist es Schicksal. Aber warum wir allein leben, spielt keine Rolle. Im Prinzip wollen wir alle das Gleiche: nicht nur »das Beste daraus machen«, sondern ein abwechslungsreiches, erfülltes, freudvolles Leben führen. Ein Leben voller Chancen und Potenzial, in Technicolor statt nur in Schwarz-Weiß. Und mit Dolby Surround. Ein Leben, in dem ich regelmäßig zwei Sechsen würfle und unvergessliche Momente erlebe. Bei den Recherchen zu diesem Buch sprach ich mit vielen Frauen, die genauso ein Leben führten. Ich war zutiefst beeindruckt. Ihre Geschichten sind ein Teil dieses Buchs. Diese Frauen schwimmen wie ausgelassene Otter in ihrem eigenen Strom und genießen jede Wendung. Die Fähigkeit, gern allein zu leben, ist nicht schwer zu erlernen, erfordert aber einen gewissen Einsatz – wie das Erlernen einer Sprache. In diesem Buch verrate ich Ihnen, was mir und anderen dabei geholfen hat.

Es spielt keine Rolle, ob das Alleinleben für Sie der ultimative Kompromiss oder der ultimative Luxus ist – es hat auf jeden Fall auch seine Tücken: das Kochen für eine Person, die Urlaubsplanung, der Restaurantbesuch allein, das Haushaltsbudget und der manchmal schwer zu widerstehende Lockruf von Wein, Ugg Boots und Netflix. Und manche Hürden sind weniger klar definiert, etwa der Umgang mit der Einsamkeit und das selbstbewusste Leben in einer Gesellschaft, in der das Singledasein immer noch häufig (bewusst oder unbewusst) als Misserfolg dargestellt wird. Der Trostpreis sozusagen.

Wenn Sie eigentlich ganz gerne allein leben und vielleicht nur ein paar Tipps brauchen, werden Sie in diesem Buch fündig werden. Auch bei größeren Veränderungen kann Ihnen dieses Buch helfen. Um allein wirklich glücklich zu werden, lohnt es sich, jeden Aspekt des eigenen Lebens gründlich unter die Lupe zu nehmen – unter anderem Ihre Beziehungen, Ihre Gesundheit, Ihre Wohnsituation, Ihre Finanzen, Ihre Interessen und Ihre Spiritualität –, um dann aktiv zu werden. Zu jedem dieser Themen gibt es ein eigenes Kapitel. Manche der vorgeschlagenen Ideen werden Sie vielleicht ansprechen und andere weniger. Das ist okay. Ich zeige Ihnen den Plan und Sie wählen die Route.

Zehn Erkenntnisse, die ich beim Schreiben dieses Buchs erlangte:

Einige der selbstbewusstesten, kompetentesten, geselligsten, liebevollsten Menschen der Welt leben allein.

Sie müssen sich selbst mögen. Nur dann funktioniert auch der Rest.

Das Alleinleben ist eine Fähigkeit, die Ihr Engagement verlangt, aber Sie werden eine ganz neue Stärke in sich entdecken.

Betrachten Sie Ihre Situation aus einer anderen Perspektive. Leben Sie so, wie Sie es gerne möchten, ohne sich über Ihr Singledasein zu definieren.

Allein bedeutet nicht einsam.

Nur Sie sind für Ihr persönliches Glück verantwortlich. Ihr Leben liegt in Ihren Händen (wo es am besten aufgehoben ist).

Wenn Sie allein leben, haben Sie die Zeit und die Gelegenheiten, um herauszufinden, wer Sie wirklich sind und welcher Mensch Sie sein möchten.

Die meisten Menschen sagen nicht, was sie wirklich essen, wenn sie allein sind.

Die Welt gehört den Menschen, die aktiv werden.

Blusen mit Knöpfen auf der Rückseite sind des Teufels.

Ich fühle mich Menschen, die ebenfalls allein leben, sehr verbunden. Wir sind schon ein ganz besonderes Völkchen und haben viel zu bieten. Ich hoffe, dass Sie dieses Buch inspiriert und Sie einige nützliche Anregungen darin finden. Betrachten Sie es wie ein Gespräch mit einer guten Freundin.

1.1 Sie leben allein, darum sind Sie …

… einsam, traurig, verbittert, frustriert, lieblos, erbärmlich, isoliert, neidisch, verzweifelt, gestört, gelangweilt, uninteressant, eigenbrötlerisch, deprimiert, verängstigt, egoistisch, verletzlich, ausgeschlossen, überfordert, eine alte Jungfer, geschieden oder verwitwet, eine tragische Figur, entfremdet, verschmäht, freudlos, demoralisiert, beschämt, ungeliebt, eingeschüchtert, seltsam, bedürftig, ungenügend, entmutigt, finanziell benachteiligt, wertlos, unwichtig, verwahrlost, kauzig, jämmerlich, vom Pech verfolgt, bemitleidenswert, armselig, bedauerlich, ohne Freunde, ohne Partner, fehlerhaft, verloren, innerlich leer, abgesondert, ein Nichtsnutz, voller Selbstmitleid, unsichtbar, ungewollt, hilflos, vernachlässigt, vergessen, verlassen, verurteilt, im Stich gelassen, zaghaft, gefährdet, ein Versager, voller Reue, ängstlich, selbstsüchtig und hundertprozentig eine Katzenbesitzerin.

1.2 Nein! Nicht ich. Nicht Sie. Das Alleinleben bietet uns …

… Freiheit, Stolz, Zeit, Resilienz, Wertfreiheit, Unabhängigkeit, unverhoffte Freuden, Flexibilität, Raum zum Nachdenken, Gelassenheit, Kreativität, Mut, Selbsterkenntnis, Gelegenheiten zum Lernen und Erkunden, Solo-Reiseabenteuer, Eigenständigkeit, Stärke, Stille, Freiheit, Flucht vor Menschenmengen, Selbstwahrnehmung, Sinn, Zweck, Kontrolle, Selbstfürsorge, Authentizität, Integrität, Spontaneität, Veränderungen, Befreiung, Dekadenz, Selbstbestimmung, Selbstachtung, mehr Platz im Bett, Autarkie, Spannung, Autonomie, Freiheit, Ruhe, Frieden, Ganzheit, Kraft, Befähigung, Raum, Besinnlichkeit, Chancen, Rechtschaffenheit, Potenzial, Selbstvertrauen, Souveränität, Selbstbeherrschung, Freiheit, Möglichkeiten, einen Zufluchtsort, Selbstentfaltung, einen Zugang zu unserer Intuition, Ungestörtheit und einen unangetasteten Kühlschrank. Und habe ich die Freiheit erwähnt?

2 Allein leben

Ich bin dem Lockruf meines Betts erlegen. Mit dem Laptop auf dem Schoß schreibe ich in meinem Doppelbett. Eine Oase, gesprenkelt vom Licht der Wintersonne Sydneys. Gelegentlich unterbricht der quiekende Ruf eines Vogels die Stille. Ich trage noch immer die Jogginghose, die ich schon beim frühmorgendlichen Spaziergang mit meinem Hund im Park anhatte. Ich gehe vollkommen im Singledasein auf. Es ist Mittag und ich habe weder geduscht noch gefrühstückt. Kommt Ihnen das bekannt vor? Wenn man allein lebt, gibt es niemanden, der uns kritisiert, niemanden, der über uns urteilt.

So sehr ich das Alleinleben auch liebe, es hat auch seine Tücken. Nicht zuletzt, weil die Jogginghose theoretisch immer die angemessene Kleidung ist. Also hieve ich mich widerwillig aus dem Bett, dusche und begebe mich nach oben an meinen Schreibtisch. Wieder einmal wird mir bewusst, dass zum Alleinleben auch Disziplin gehört.

Ich teile mein Haus mit zu vielen Kochbüchern und einem widerspenstigen Airedale-Terrier, aber keinem Zweibeiner. Es dauerte lange, bis ich das Alleinleben genießen konnte. Ich musste erst vieles ausprobieren. Anfangs lebte ich nicht freiwillig allein. Als mir mein eheliches Nest unter den Füßen weggerissen wurde, musste ich – buchstäblich und im übertragenen Sinne – auf meine eigenen Ressourcen zurückgreifen. Aber langsam und unerwartet entwickelte ich mich vom flugunfähigen Grünschnabel zum selbstbewussten Überflieger. Mittlerweile liebe ich das Alleinleben und gehe souverän damit um. Das hätte ich echt nicht gedacht.

2.1 Sie schaffen das

Sie sind besser gerüstet, als Sie glauben. Denken Sie an vergangene Zeiten, die Sie darauf vorbereitet haben. Einige Beispiele aus meinem Leben:

Eine Kindheit auf dem Land und eine frühreife Schwester, die nur den Jungs hinterherlief, führten dazu, dass ich viel Zeit allein verbrachte. Ich kam also schon damals damit klar.

Meine Mutter gab ihren Beruf als talentierte Modedesignerin auf, um eine 60er-Jahre-Hausfrau zu sein, was sie immer ein klein wenig bereut hat. Tun Sie das, was Sie lieben!

Als ich meinen ersten Job annahm, erkannte ich, dass ich richtig gut darin war. Schöpfen Sie aus Ihren Erfolgen.

Ich habe in fremden Ländern gelebt, in denen ich niemanden kannte. Ich kann auch für mich selbst sorgen.

Kinder kriegen. Ich bin kein Egoist.

Das Gefühl unendlicher Traurigkeit und der Trennungsschmerz nach meiner Scheidung und dem Tod meiner Eltern. Ich habe also schon Schlimmeres überstanden. Dennoch werde ich geliebt.

Mein erstes Buch wird veröffentlicht. Ich habe eine Stimme.

Wenn ich jetzt auf harte Zeiten zurückblicke, erkenne ich, dass sie mich stärker und fähiger machten, als mir damals bewusst war.

Wenn Sie allein leben, werden Sie auf diese Kraft zurückgreifen müssen. Oft sind nicht einmal die großen Themen (Einsamkeit, Geld, Gesundheit, Karriere, »die Zukunft«, Weihnachten) die schwierigsten, sondern die kleinen Ärgernisse – tropfende Wasserhähne, das Schleppen unzähliger Einkaufstüten, der Umgang mit schlechten Nachrichten, das Rausbringen des Mülls, keinen zum Reden zu haben, nach der Arbeit Hundekotze aufwischen zu müssen, eine Küchenschabe zu töten, krank zu sein, schwere Sachen zu transportieren, lästige Bürokratie zu bewältigen, wenn das Klopapier ausgeht oder wenn man drei Tage hintereinander Hackbraten isst. Damit ist man schnell überfordert. Wenn ich den Deckel eines blöden Konservenglases nicht aufbekomme, könnte ich heulen. Dann fühle ich mich wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hat. Manchmal fühle ich mich auch wie eine winzige Gestalt unter der großen Welle vor Kanagawa.

Aber dieses Gefühl wird vergehen, das verspreche ich Ihnen. Mit etwas Mühe, Planung und Offenheit für neue Erfahrungen wird es Ihnen mit der Zeit leichterfallen. Sie werden merken, dass Sie den Herausforderungen gewachsen sind. Mehr dazu im ▶ nächsten Kapitel »Mentale Stärke und Umdenken«.

2.3 Veränderte Erwartungen

In meinen Lesebüchern in der Schule wurde immer nur ein ganz bestimmter Lebensweg dargestellt. In diesem Leben gibt es einen großen Mann mit kantigem Kinn, ein idyllisches Häuschen, rotbackige Kinder, die nur Holzspielzeug besitzen, und einen lebhaften, wuscheligen Hund namens Spot. In meinem Leben gibt es nur den Hund. Aber während ich so schreibe und meinem Hund Rory beim Schnarchen und Pupsen zuhöre, wird mir bewusst, dass selbst das nicht wie im Bilderbuch ist.

»Solitär – besonders schöner und großer, einzeln gefasster Brillant.«

Definition aus dem Duden

Ich hatte nicht damit gerechnet, einmal allein zu leben, aber heute möchte ich mein Solo-Dasein nicht mehr missen. Ich habe meine Erwartungen verändert, nicht zurückgeschraubt. Im Gegenteil: Ich habe viel höhere Ansprüche, als ich als Teil eines Paares oder einer Familie je gehabt hätte. Aber nichts ist perfekt: Sie müssen realistisch bleiben und einige Ansichten verändern.

2.4 Wie die Gesellschaft uns sieht

Das Alleinleben ist immer noch mit einem gewissen Stigma behaftet, für Frauen mehr als für Männer. In unserer Gesellschaft sind Paare und Familien nach wie vor die Norm. Wenn Sie Ihren Familienstand angeben, haben Sie nur folgende Optionen: ledig/geschieden/verwitwet/verheiratet (die impliziten Bedeutungen dazu lauten: Der Zug ist abgefahren/Versager!/Wie traurig!/Glückwunsch). Wo ist die Option »glücklich single«?

Manchmal wirkt der unaufhörliche Strom an Paaren, besonders in Restaurants und auf Partys, eher belastend. Die Tiere tapsen in Zweierreihen in die Arche und Sie möchten rufen: »Warten Sie, Herr Noah! Hier ist noch ein einzelnes Tier!« Aber so steht es nicht im Text.

»Die Selbstwahrnehmung ist das kostbarste Geschenk; ein Schatz, so wertvoll wie das Leben selbst.«

Irvin D. Yalom

Mir kommt vor, ich bewege mich in eine Richtung, während der Rest der Welt in die andere Richtung läuft. Wir Solisten sind die statistischen Ausreißer der Gesellschaft. Ein bisschen wie die Linkshänder, nur noch ungewöhnlicher. Das ist ein guter Vergleich, denn die Zahl der Alleinlebenden ist gleich hoch wie jene der Linkshänder – das sind ungefähr 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. (A. d. Ü.: In Deutschland sind es etwa 20 Prozent.(1))

In den Medien werden Alleinstehende oft sehr klischeehaft dargestellt. Wie Miss Lonely Hearts aus Hitchcocks Das Fenster zum Hof oder die verrückte DeDe aus Modern Family oder die Bösewichte aus Scooby Doo, die vermutlich ganz allein auf verlassenen Rummelplätzen hausen. Ein anderes Klischee ist die verschlagene Katze, die nur darauf wartet, sich eines Tages über die Leiche ihrer Besitzerin hermachen zu können. Oder die einsamen, verbitterten alten Jungfern/Geschiedenen/Witwen, bei denen sich die Fertiggerichte im Kühlschrank stapeln und die sich in die Welt der Reality-Shows flüchten, während sie auf den perfekten Mann warten. Wie Miss Havisham aus Dickensʼ Große Erwartungen, die einem Leben nachtrauert, das sie nie hatte. Oder die arme Belle im Disney-Zeichentrickfilm Die Schöne und das Biest, der es so sehr an menschlicher Gesellschaft fehlt, dass sie sogar mit dem Besteck spricht (oder singt?).

Als ich klein war, sagte meine ältere Schwester einmal zu mir, ich sei eine Hexe, weil meine dritte Zehe länger war als meine zweite. Daran bestand kein Zweifel. Der Beweis war klar zu sehen. Weinend rannte ich zu meiner Mutter: »Ich bin eine Hexe, ich bin eine Hexe – sieh dir nur meine Zehen an.« Wie raffiniert mich meine Schwester doch manipuliert hatte. Ich dachte gar nicht daran, den zweifelhaften Zusammenhang zwischen Zehenlänge und Hexendasein zu hinterfragen, sondern glaubte ihr aufs Wort.

Auch allein lebende Frauen erkennt man an bestimmten Merkmalen, auch wenn diese nicht so offensichtlich sind wie die Länge der Zehen oder die Konversation mit einem Löffel. Zu diesen Zeichen gehört ein fehlender Blickkontakt, unscheinbare Kleidung und eine gewisse gebeugte, wirkungsvolle Zerbrechlichkeit. Am anderen Ende des Spektrums gibt es die leicht verzweifelt überkompensierenden, übermäßig mitteilungsfreudigen Frauen, denen die Gesellschaft und die Aufmerksamkeit anderer Menschen fehlen. Beide Arten erkennt man leicht in einer Menschenmenge. Werden Sie nicht so! Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu exzentrisch oder zu transparent werden. Dazu müssen wir unser eigenes Vorbild sein und in unserem Auftreten klar signalisieren, dass mit uns alles okay ist.

2.5 Die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe der Welt

Wir sind ein starkes Heer! Von uns gibt es weltweit fast 300 Millionen. Wir sind der größte gesellschaftliche Trend seit den Babyboomern. Zwei Millionen Australier leben allein (ein Viertel aller Haushalte) und zwei Drittel von uns bevorzugen diese Lebensform. Einzelhaushalte sind der am schnellsten wachsende Haushaltstyp in Australien. Das australische Institut für Familienforschung prognostiziert, dass im Jahr 2026 die Zahl der Einzelhaushalte jene der traditionellen Familien übersteigen wird. (A. d. Ü.: In Deutschland sind Einpersonenhaushalte mit 41 Prozent der häufigste Haushaltstyp in Deutschland. Der EU-Durschnitt ist 33 Prozent.(2))

Der weltweite Trend sieht ähnlich aus. In den vergangenen 15 Jahren stieg die Zahl der Einzelhaushalte um fast 50 Prozent an. In den USA lebt mittlerweile in 32 Prozent aller Haushalte nur noch eine Person. Die Hälfte aller Haushalte in Manhattan sind Einzelhaushalte. Das wird nur noch von manchen Teilen Skandinaviens übertroffen, wo 60 Prozent aller Haushalte von Einzelpersonen bewohnt werden. Diesen Trend zum Alleinleben gibt es aber nicht nur im Westen – auch in China und Indien nimmt die Zahl der Einzelhaushalte stark zu (wenn auch von einer geringen Zahl ausgehend).

Allerdings hat sich nur ein Bruchteil dieser Menschen bewusst für das Alleinleben entschieden. Heute heiratet man später und die Bevölkerung wird immer älter, sodass es auch mehr verwitwete Menschen gibt. Außerdem sind viele Menschen single oder geschieden. Trotz der großen Zahl an Einzelhaushalten fühle ich mich immer noch wie ein Teil einer nicht offiziell anerkannten »Schattenbevölkerung«.

Alleinlebende tragen 35 Prozent aller Verbraucherausgaben. Warum also werden wir als Konsumenten ignoriert? (Jawohl, ich spreche von euch, ihr Lebensmittelhersteller, Supermärkte, Banken, Reiseveranstalter und Restaurants.) Wo sind die Produkte für Singles?

2.6 Eine einschneidende Erfahrung

Das Leben allein kann zu zahlreichen Veränderungen führen und dazu anregen, aktiv zu werden. Es schränkt die Möglichkeiten nicht ein, sondern eröffnet neue Chancen. Wenn Sie Han Solo sind, haben Sie viele Gelegenheiten, sich selbst zu entdecken, und Sie werden zu einer Meisterin der Eigenständigkeit. Wie ein Archäologe bringen Sie Ihr wahres, ungeschminktes Selbst zutage. Sie finden heraus, was Sie an sich mögen und was Ihnen weniger gefällt. Sie haben die Zeit und die Gelegenheit, an sich zu arbeiten und darüber nachzudenken, was Sie wollen und wie Sie Ihre Ziele erreichen.

Das Alleinleben gibt Ihnen genügend Raum, um sich Ihr gewünschtes Leben ohne Kompromisse auszumalen und zu verwirklichen. Wenn Sie noch nicht lange allein leben, geben Sie sich genügend Zeit, um Ihr altes Leben loszulassen, ganz gleich, ob es gut oder schlecht war. Lichten Sie den Anker und lassen Sie sich eine Weile ganz neutral dahintreiben, während Sie sich orientieren. Dann sind Sie in der richtigen Verfassung, um sich mit Ihrem neuen Leben anzufreunden. Es kann eine Weile dauern, bis Sie sich daran gewöhnen. Machen Sie sich also keine Vorwürfe, wenn es Ihnen anfangs schwerfällt. So geht es uns allen von Zeit zu Zeit. Die Verwandlung geschieht allmählich.

»Es ist das Privileg der Einsamkeit, im Privaten zu tun, was man möchte.«

Virginia Woolf, Mrs. Dalloway

2.7 Allein oder mit sich selbst leben?

Man sollte nicht in dem Glauben leben, dass man den Kürzeren gezogen hat. Oder einem Leben nachtrauern, das man vielleicht hätte führen können, das man früher einmal hatte oder von dem man denkt, man hätte es verdient, wenn es einem nicht wie der Goldene Schnatz aus Harry Potter durch die Finger geglitten wäre. Sie befinden sich in der Realität, in Ihrem eigenen Haus des Lebens, und Sie sind es sich schuldig, jede verdammte Tür zu öffnen, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Das Haus gehört Ihnen. Sie wohnen darin. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie nur allein oder ob Sie mit sich selbst leben. Letzteres bedeutet Akzeptanz und Frieden. Sie bestimmen, wo es langgeht, und Sie allein tragen die Verantwortung.

Sie können aus Ihrem Leben eine Bento-Box voller Köstlichkeiten oder eine Büchse der Pandora machen. Derselbe Behälter. Sie treffen die Wahl, und jede Entscheidung beeinflusst unser Leben. In einem Buch sah ich dafür das Wort »Intentionalität«, was sofort meinen Blödsinn-Detektor ausschlagen ließ, aber der Begriff ist eigentlich sehr treffend. Gestalten Sie Ihr Leben nach Ihren Wünschen. Sie können es sich leicht- oder schwermachen – Ihre Einstellung macht den Unterschied. Und darum geht es im nächsten Kapitel.

»Leben bedeutet Veränderung, Veränderung bedeutet Reife, Reife bedeutet, sich selbst immer wieder neu zu erfinden.«

Henri Bergson

Zusammenfassung

Denken Sie an jene Zeiten in Ihrem Leben, die Sie auf das Alleinleben vorbereitet haben. Sie schaffen das!

Verändern Sie Ihre Erwartungen.

Widerlegen Sie die gesellschaftlichen Klischees der alleinstehenden Frau.

Wir gehören zu einem starken Heer.

Das Alleinleben kann der Auslöser für grundlegende Veränderungen sein.

Leben Sie mit sich selbst, nicht nur allein.

3 Mentale Stärke und Umdenken

Alleinleben ist nichts für schwache Nerven. Ich bewundere Menschen, die gern allein leben. Bette Davis sagte einmal: »Das Alter ist nichts für Feiglinge« – genau wie das Alleinleben. Aber so schön es ist, genügend Zeit und Platz zu haben, birgt das Solo-Leben doch auch Fallstricke. Wir Singles lernten schon lange, bevor es Motivationssprüche gab, cool zu bleiben und weiterzumachen. Unser Mut steht jeden Tag auf dem Prüfstand. Allein zu leben sollte mittlerweile als ganz normal angesehen werden, aber so fühlt es sich nicht an. Wir sind ein ganz eigenes Völkchen. Manchmal fühle ich mich in einer Gesellschaft, in die ich nicht so richtig passe, unsichtbar und unbedeutend. Wir müssen knallhart sein, stark bleiben und das Beste aus uns machen. Ich habe mir ein dickes Fell zugelegt, aber zwischen Selbstschutz und Überempfindlichkeit liegt manchmal nur ein schmaler Grat. Dieser Balanceakt gelingt mir nicht immer. Und gerade, wenn ich einen tollen Tag habe, kann ein unbedachter Kommentar eines anderen Menschen alles verderben. Oft ist es mühsam, den anderen (und manchmal auch sich selbst) ständig verklickern zu müssen, dass wir tatsächlich gern allein leben.

Die folgenden zwölf Strategien helfen Ihnen dabei, die Tücken des Alleinlebens zu bewältigen.

3.1 Strategie Nr. 1: Herausfinden, wer Sie sein möchten

Nennen Sie drei Eigenschaften, die beschreiben, wie Sie gerne wären. Im Laufe der Zeit werden sie sich verändern, aber es hilft, sie als Grundwerte für Ihre Entscheidungen und Verhaltensweisen festzulegen. Manche Begriffe nützen Ihnen vielleicht kurzfristig, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Andere werden Sie länger begleiten. Das liegt ganz bei Ihnen. Nicht alle müssen ernst gemeint sein. Wenn Sie gerade schwere Zeiten durchmachen, wählen Sie auch ein paar aufmunternde Eigenschaften.

Einige Beispiele: positiv, mutig, gütig, liebevoll, stark, höflich, mitfühlend, offen, tüchtig, freundlich, aktiv, gesellig, geduldig, glücklich, großzügig, leidenschaftlich, diszipliniert, engagiert und fürsorglich.

Verhalten Sie sich so, wie Sie gerne sein möchten, bis Sie zu diesem Menschen werden. Seien Sie das Licht, nach dem Sie suchen.

3.2 Strategie Nr. 2: Entscheiden, wie Sie reagieren

Sie werden sehr oft auf Ihre innere Stärke und Tapferkeit zurückgreifen müssen. Sie müssen akzeptieren, dass Sie vor negativen Gefühlen nicht davonlaufen können. Versuchen Sie auch nicht, sie zu verdrängen. Sie müssen sich ihnen stellen oder sich mit ihnen verbünden, sie ergründen und sie von innen heraus kontrollieren lernen.

Ich spreche aus Erfahrung. Manchmal werde ich nachts, zwischen Schlaf und Wachzustand, von Zweifeln und Ängsten geplagt. Ich mache mir Sorgen, dass ich alt und krank werde, allein sterbe und dass mich niemand vermissen wird. Jane, Jane, Jane, reiß dich zusammen! Wenn Sie allein sind, werden Sie manchmal vielleicht von irrationalen Gedanken überwältigt, die sich wie ein Mantel der Furcht über Sie legen. Diese Gedanken sind nicht logisch, nicht real und nicht wahr. Bei Tag sieht alles wieder anders aus. Denken Sie daran, dass Sie Ihre Gedanken kontrollieren und nicht umgekehrt.

Machen Sie sich das auch bewusst, wenn andere Menschen Sie verunsichern. Andere wissen oft nicht, welche Auswirkungen ihre Worte oder Taten haben können. Ich sage mir dann immer, dass diese Leute nur ihre eigenen Gefühle zum Ausdruck bringen. Wenn Sie impulsiv darauf reagieren, geben Sie Ihre Macht ab. Wenn mich jemand wirklich verunsichert, halte ich dieser Person in Gedanken einen verspiegelten Schild entgegen, um mich symbolisch zu schützen und um zu zeigen, dass es gar nicht um mich, sondern um die andere Person geht. Sie können nicht beeinflussen, wie sich andere Menschen Ihnen gegenüber verhalten, so wie Sie auch manche Situationen nicht verändern können. Aber es liegt in Ihrer Hand, wie Sie darauf reagieren. Sie können nicht die Windrichtung umkehren, aber Sie können die Ausrichtung Ihrer Segel anpassen.

»Menschen sind einsam, weil sie Mauern statt Brücken bauen.«

Joseph Fort Newton

Genauso verhält es sich auch mit dem Alleinleben: Vielleicht wünschen Sie sich einen Partner oder eine Familie, aber die Realität sieht nun einmal anders aus. Ob Sie Ihr Singledasein genießen, hängt also ganz davon ab, wie Sie auf Ihre Situation reagieren. Meine eigenen Lebensumstände haben mir gezeigt, dass harte Zeiten stark machen. Der Sand in der Auster formt die Perle. Wenn im Leben etwas schiefläuft (und das wird es), stellen Sie sich jedes Mal einen Vorhang vor, den Sie öffnen, um Ihr stärkeres, klügeres Selbst zu enthüllen. Oder schnappen Sie sich einen Karton voller Eier, gehen Sie in den Wald, und werfen Sie die Eier mit voller Kraft gegen einen Baum. Spüren Sie mit Genugtuung, wie Ihre Wut verfliegt.

3.3 Strategie Nr. 3: Stellen Sie sich der Einsamkeit

Es ist Karfreitag. Das lange Osterwochenende steht bevor und ich werde es komplett allein verbringen. Mein Ex hat die Kinder auf einen »Familienausflug« mit seiner Freundin und ihrer Tochter mitgenommen. Autsch. Einerseits bin ich froh, vier Tage für mich zu haben – vier ganze Tage. Es gibt so vieles, das ich tun möchte und muss, nicht zuletzt an diesem Buch schreiben, meine E-Mails beantworten, einige Arbeiten erledigen usw. Im Großen und Ganzen freue ich mich darüber, aber wenn ich ganz ehrlich zu mir – und zu Ihnen – bin, hängt doch auch ein winziger Hauch von Einsamkeit in der Luft und wabert bedrohlich im Hintergrund.

»Einen Feind, der in deinem Kopf einen Stützpunkt aufgeschlagen hat, besiegst du nur schwer.«

Sally Kempton

Das Alleinsein an sich ist nicht das Problem. Die Einsamkeit entsteht im Kopf und sie hat viele Gesichter. Manchmal erscheint sie als Traurigkeit, Teilnahmslosigkeit, Schlappheit, Ablehnung, Müdigkeit oder Depression. Sie ist spürbar. Sie ist real. Man sollte sie nicht einfach von der Hand weisen. Wie kann man sich der Einsamkeit also stellen?

3.3.1 Sie ist normal. Geben Sie sich ihr hin und machen Sie weiter

Einsamkeit gehört dazu. Punkt. Jeder Mensch, mit dem ich bei meinen Recherchen für dieses Buch gesprochen habe, griff das Thema Einsamkeit auf. Jeder spürt sie mehr oder weniger stark. Sie ist wie die dunklen Täler einer hügeligen Landschaft, die wir auf unserer Reise durchschreiten müssen. Man kann ihr nicht ausweichen. Schlagen Sie im dunklen Tal aber nicht Ihr Zelt auf. Tauschen Sie im folgenden Satz aus dem Buch Flying Solo von Carol M. Anderson und Susan Stewart das Wort »Kummer« durch »Einsamkeit« aus: »Sie können nicht verhindern, dass die Vögel des Kummers über Ihren Kopf fliegen, aber Sie können verhindern, dass sie ein Nest in Ihren Haaren bauen.«

Damit die Einsamkeit keine Wurzeln schlägt, können Sie innerlich und äußerlich daran arbeiten. Ersteres ist wirkungsvoller. Denn auch wenn Sie sich äußerlich mit Menschen umgeben, sind Ihre Gefühle immer ein Ausdruck Ihres inneren Selbst. Man kann ihnen nicht entfliehen: Sie würden nur vor sich selbst davonlaufen. Nehmen Sie die Gefühle also an, lassen Sie sie zu und lernen Sie, damit umzugehen. Susan Baumgartner beschreibt diesen Prozess in ihrem Buch My Walden: »Die Einsamkeit, die einst meinen Geist eroberte, erscheint mir nun wie ein lieb gewonnener Gefährte und trägt den freundlicheren Namen ›Alleinsein‹. Diese Veränderung geschah langsam und allmählich. Statt die Einsamkeit zu bekämpfen, lernte ich, sie in mir aufzunehmen und sie mit Gedanken und Fantasien und Plänen zu füllen. Ich gab ihr Struktur, damit sie nützlich wurde. Ich lernte, mich auf ihre beständige Präsenz zu verlassen. Es scheint, dass ich nun nie mehr einsam bin.«

Akzeptieren Sie, dass Einsamkeit zum menschlichen Dasein gehört – genau wie Glück, Trauer, Geburt, Tod, Liebe und Ekstase. Machen Sie dann mit Ihrem Leben weiter.

3.3.2 Einsamkeit ist relativ

Einsamkeit ist nie so schlimm, wie sie uns vorkommt. Im Jahr 1949 bekam Japan von der thailändischen Regierung die zweijährige Elefantendame Hanako geschenkt. Sie lebte 67 Jahre lang in einem kleinen Gehege im Zoo von Tokio und starb kürzlich, ohne jemals wieder einen anderen Elefanten gesehen zu haben. Man nannte sie »den einsamsten Elefanten der Welt«. Ich erwähne sie, damit Sie Ihre Einsamkeit relativieren. Ganz gleich, wie einsam Sie auch sind, auf der »Hanako-Skala« stehen Sie ganz weit unten.

3.3.3 Einsamkeit hat nichts mit Alleinsein zu tun

Wenn man genauer darüber nachdenkt (was wir selten tun), ist es nicht das Alleinsein selbst, das uns einsam macht. Ich halte es da wie Roy Sharpe (zitiert in: Celebrating Time Alone von Lionel Fisher). Er sagte, dass uns ein unproduktives, egoistisches, liebloses Leben ohne Freunde einsam macht. Sorgen Sie also dafür, dass Sie nicht zu einem Opfer der Einsamkeit werden, sondern führen Sie ein produktives Leben voller Liebe und sozialer Kontakte.

3.3.4 Sie sind wichtig

Manchmal denke ich, dass mich niemand vermissen würde, wenn ich auf einmal nicht mehr da wäre. Dann fühle ich mich einsam. Wenn ich mein Leben objektiv betrachte, weiß ich aber, dass ich anderen Menschen sehr wohl fehlen würde. Um mich daran zu erinnern, sammle ich in einem großen Album lauter Karten, Briefe und E-Mails von Freunden und meiner Familie. Ich bin ihnen wichtig. Das habe ich schwarz auf weiß.

Sie brauchen ein gewisses Selbstwertgefühl und müssen sich mögen. Sie müssen sich wichtig nehmen. Im ▶ Kapitel »Beziehungen« gehe ich näher darauf ein.

3.3.5 Lassen Sie sich nicht von der Angst vor Einsamkeit anstecken

Franklin D. Roosevelt sagte: »Das Einzige, wovor man Angst haben muss, ist die Angst selbst.« Er meinte damit, dass die Angst ein Bewusstseinszustand ist, der uns nur beeinträchtigen kann, wenn wir es zulassen. Angst ist keine echte Bedrohung, aber sie kann unsere Gedanken beeinflussen. Miles Tripp erzählt in seinem Buch The Eighth Passenger, dass die Lancaster-Bomber im Zweiten Weltkrieg eine Besatzung von sieben Mann hatten, aber man oft vom »achten Passagier« sprach. Jeder wusste, wer dieser unsichtbare Passagier war, von dem der Erfolg der Mission abhing. Dieser Passagier war die Angst, und die Männer wussten, dass man sie im Griff haben musste.

Die Angst vor der Einsamkeit kann uns stärker einschüchtern als die Einsamkeit selbst, die uns nichts anhaben kann. Lassen Sie sich nicht von dieser Angst lähmen. Packen Sie sie, stecken Sie sie in eine Kiste und beschäftigen Sie sich mit etwas anderem.

3.3.6 Sie sind nicht allein

Sie sind nicht der einzige Mensch, der sich einsam fühlt. Überall auf der Welt geht es anderen genauso und das verbindet uns. Ich bin mir ganz sicher, dass irgendwo irgendeiner der 300 Millionen (!) Singles sich gerade jetzt genauso fühlt wie Sie. Das soll Ihnen ein Trost sein.

»Der Mut ist die wichtigste menschliche Eigenschaft, denn er sorgt dafür, dass es die anderen Eigenschaften gibt.«

Aristoteles

3.3.7 Vorsicht im Umgang mit sozialen Medien

Im Zeitalter des Internets muss niemand mehr unfreiwillig allein sein, aber irgendwie spürt man die Einsamkeit in dieser bildschirmsüchtigen, dauerverbundenen Gesellschaft besonders intensiv. Ich bin sicher nicht die Einzige, die sich beim Blick auf selbstgefällige Facebook-Beiträge komisch fühlt – neidisch, traurig, voller Angst, etwas zu verpassen –, wenn ich an einem verregneten Samstagabend allein zu Hause hocke. Ich weiß genau, dass ich nicht die glückliche Person bin, die inmitten einer lachenden Familie sitzt, die mit ihrem Partner zu Abend isst oder die zusammen mit ihrem Ehemann Abenteuer in Paris, Bali oder Bhutan erlebt. Unterm Strich kann man nicht sagen, dass Facebook gegen Einsamkeit hilft. Ignorieren Sie daher Ihre Pseudofreunde und nehmen Sie via Skype oder E-Mail Kontakt mit Ihren echten Freunden auf. Oder finden Sie eine Online-Gemeinschaft aus Gleichgesinnten. Fragen Sie sich, wie Ihnen die sozialen Medien nutzen oder schaden können, und passen Sie Ihr Online-Verhalten entsprechend an.

3.3.8 Ignorieren Sie die Tipps im Internet

Das Internet kann überaus nützlich sein. Manchmal serviert es uns aber auch nur einen Haufen Sch… Ratschläge gegen die Einsamkeit sind meistens von letzterer Sorte. Die folgenden Vorschläge habe ich innerhalb von fünf Minuten im Internet gefunden. Meine eigenen Kommentare stehen in Klammern dahinter. Diese Tipps bringen mich echt in Rage!

»Arbeiten Sie an Ihrer sozialen Kompetenz. Manchen Wissenschaftlern zufolge entsteht Einsamkeit vorwiegend aus einem Mangel an sozialen Fähigkeiten, die man benötigt, um Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten.« (Was soll man dazu noch sagen ...)

»Gehen Sie raus, um Spaß zu haben. Vielleicht beobachten Sie ja gerne Vögel und wissen es nur noch nicht.« (Geht es noch herablassender?)

»Halten Sie Ausschau nach potenziellen Freunden.« (Das klingt komisch und verzweifelt.)

»Bleiben Sie positiv.« (Du warst noch nie einsam, oder?)

»Denken Sie nicht über Ihre Einsamkeit nach. Gehen Sie lieber raus! Gehen Sie irgendwohin, wo viele Menschen sind. Es macht nichts, wenn Sie niemanden davon kennen, manchmal kann allein die Gegenwart anderer Menschen aufheiternd sein.« (Oder die Einsamkeit noch verschlimmern.)

»Treten Sie einem Verein bei, etwa einem Gartenverein. Dort treffen Sie richtig dufte Leute, haben Spaß an Ihrem Hobby und können Ihr gärtnerisches Wissen mit anderen teilen. All das hilft, damit Sie sich WENIGER einsam fühlen. (Steht hier wirklich »dufte«? Auch dieser oberflächliche Tipp stammt definitiv von jemandem, der noch nie einsam war.)

»Seien Sie nicht niedergeschlagen. Lächeln Sie und lenken Sie sich ab, um die Einsamkeit zu vertreiben.« (Wäre es doch nur so einfach.)

Und zu guter Letzt mein Lieblingstipp:

»Legen Sie sich ein Haustier zu. Wenn Tom Hanks jahrelang mit Wilson leben konnte, hilft Ihnen ein Hund oder eine Katze ganz bestimmt. Tiere sind tolle Gefährten. Pflegen Sie aber auch ein paar Kontakte zu Menschen, damit Sie jemanden zum Reden haben.« (Wir brauchen also mehr als nur die Gesellschaft eines bemalten Volleyballs? Wow, so einfühlsam wie Attila der Hunnenkönig …)

Aaahhh! Diese Tipps sind bestenfalls nutzlos, schlimmstenfalls herablassend und unglaublich unsensibel. Die Verfasser haben eindeutig noch nie den eiskalten Atem der Einsamkeit im Nacken gespürt oder sind in ihrem grauen Nebel versunken.

3.3.9 Erkennen Sie die Auslöser der Einsamkeit