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Arthur Schopenhauer, so streitbar und sperrig wie seine Frisur. Einer der intelligentesten Köpfe, die je in deutscher Sprache parliert haben. Ebenso sperrig erscheint manchmal und manchen sein Werk, ist es doch durchzogen von philosophischen Gedankenmäandern und Was-wäre-wenn-Annahmen auf unzähligen Ebenen. Aber diese kleine Sammlung, praktischerweise in 37 kurzen Lehrsätzen aufgeteilt - Schopenhauer nennt sie Kunstgriffe - wird ihnen eine erste Einführung geben. Wilhelm Busch verglich das Werk Schopenhauers mit einem Schlüssel. Dieser schien ihm »wohl zu mancherlei Türen zu passen, in dem verwunschenen Schloss dieser Welt, nur nicht zur Ausgangstür«. »Die Kunst, Recht zu behalten« erklärt die Fallstricke menschlicher Kommunikation und zeigt die Tricks windiger Diskussionfabulierer auf. Mit diesem E-Book bewaffnet überstehen Sie jede Argumentation um ihrer selbst willen und jede Verhandlung mit Bravour. Null Papier Verlag
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Arthur Schopenhauer
Die Kunst Recht zu behalten
Arthur Schopenhauer
Die Kunst Recht zu behalten
(Eristische Dialektik oder Die Kunst Recht zu behalten.)Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 3. Auflage, ISBN 978-3-954185-00-9
null-papier.de/katalog
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
Vorwort
Eristische Dialektik
Basis aller Dialektik
Kunstgriff 1
Kunstgriff 2
Kunstgriff 3
Kunstgriff 4
Kunstgriff 5
Kunstgriff 6
Kunstgriff 7
Kunstgriff 8
Kunstgriff 9
Kunstgriff 10
Kunstgriff 11
Kunstgriff 12
Kunstgriff 13
Kunstgriff 14
Kunstgriff 15
Kunstgriff 16
Kunstgriff 17
Kunstgriff 18
Kunstgriff 19
Kunstgriff 20
Kunstgriff 21
Kunstgriff 22
Kunstgriff 23
Kunstgriff 24
Kunstgriff 25
Kunstgriff 26
Kunstgriff 27
Kunstgriff 28
Kunstgriff 29
Kunstgriff 30
Kunstgriff 31
Kunstgriff 32
Kunstgriff 33
Kunstgriff 34
Kunstgriff 35
Kunstgriff 36
Kunstgriff 37
Letzter Kunstgriff
Anhang
Danke, dass Sie sich für ein E-Book aus meinem Verlag entschieden haben.
Sollten Sie Hilfe benötigen oder eine Frage haben, schreiben Sie mir.
Ihr Jürgen Schulze
Aufstand in der Wüste
Das Leben Jesu
Vom Kriege
Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe
Ansichten der Natur
Über den Umgang mit Menschen
Die Kunst Recht zu behalten
Walden
Römische Geschichte
Der Untergang des Abendlandes
und weitere …
Arthur Schopenhauer, so streitbar und sperrig wie seine Frisur. Einer der intelligentesten Köpfe, die je in deutscher Sprache parliert haben.
Ebenso sperrig erscheint manchmal und manchen sein Werk, ist es doch durchzogen von philosophischen Gedankenmäandern und Was-wäre-wenn-Annahmen auf unzähligen Ebenen.
Aber diese kleine Sammlung, praktischerweise in 37 kurzen Lehrsätzen aufgeteilt - Schopenhauer nennt sie Kunstgriffe - wird ihnen eine erste Einführung geben.
Wilhelm Busch verglich das Werk Schopenhauers mit einem Schlüssel. Dieser schien ihm »wohl zu mancherlei Türen zu passen, in dem verwunschenen Schloss dieser Welt, nur nicht zur Ausgangstür«.
»Die Kunst, Recht zu behalten« erklärt die Fallstricke menschlicher Kommunikation und zeigt die Tricks windiger Diskussionfabulierer auf.
Mit diesem E-Book bewaffnet überstehen Sie jede Argumentation um ihrer selbst willen und jede Verhandlung mit Bravour.
Das fast fertige Manuskript fand sich ohne Überschriften in Schopenhauers Nachlass. Es entstand vermutlich um 1830; der Text wurde unter verschiedenen Titeln wie »Dialektik«, »Eristische Dialektik« oder »Die Kunst, Recht zu behalten« veröffentlicht.
Eristische Dialektik1 ist die Kunst zu disputieren, und zwar so zu disputieren, dass man Recht behält, also per fas et nefas.2 Man kann nämlich in der Sache selbst objektiv recht haben und doch in den Augen der Beisteher, ja bisweilen in seinen eignen, Unrecht behalten. Wann nämlich der Gegner meinen Beweis widerlegt, und dies als Widerlegung der Behauptung selbst gilt, für die es jedoch andre Beweise geben kann; in welchem Fall natürlich für den Gegner das Verhältnis umgekehrt ist: er behält Recht, bei objektivem Unrecht. Also die objektive Wahrheit eines Satzes und die Gültigkeit desselben in der Approbation der Streiter und Hörer sind zweierlei. (Auf letztere ist die Dialektik gerichtet.)
Woher kommt das? – Von der natürlichen Schlechtigkeit des menschlichen Geschlechts. Wäre diese nicht, wären wir von Grund aus ehrlich, so würden wir bei jeder Debatte bloß darauf ausgehn, die Wahrheit zu Tage zu fördern, ganz unbekümmert ob solche unsrer zuerst aufgestellten Meinung oder der des anderen gemäß ausfiele: dies würde gleichgültig, oder wenigstens ganz und gar Nebensache sein. Aber jetzt ist es Hauptsache. Die angeborne Eitelkeit, die besonders hinsichtlich der Verstandeskräfte reizbar ist, will nicht haben, dass was wir zuerst aufgestellt, sich als falsch und das des Gegners als Recht ergebe. Hienach hätte nun zwar bloß jeder sich zu bemühen, nicht anders als richtig zu urteilen: wozu er erst denken und nachher sprechen müsste. Aber zur angebornen Eitelkeit gesellt sich bei den Meisten Geschwätzigkeit und angeborne Unredlichkeit. Sie reden, ehe sie gedacht haben, und wenn sie auch hinterher merken, dass ihre Behauptung falsch ist und sie Unrecht haben; so soll es doch scheinen, als wäre es umgekehrt. Das Interesse für die Wahrheit, welches wohl meistens bei Aufstellung des vermeintlich wahren Satzes das einzige Motiv gewesen, weicht jetzt ganz dem Interesse der Eitelkeit: wahr soll falsch und falsch soll wahr scheinen.
Jedoch hat selbst diese Unredlichkeit, das Beharren bei einem Satz, der uns selbst schon falsch scheint, noch eine Entschuldigung: oft sind wir anfangs von der Wahrheit unsrer Behauptung fest überzeugt, aber das Argument des Gegners scheint jetzt sie umzustoßen; geben wir jetzt ihre Sache gleich auf, so finden wir oft hinterher, dass wir doch recht haben: unser Beweis war falsch; aber es konnte für die Behauptung einen richtigen geben: das rettende Argument war uns nicht gleich beigefallen. Daher entsteht nun in uns die Maxime, selbst wann das Gegenargument richtig und schlagend scheint, doch noch dagegen anzukämpfen, im Glauben, dass dessen Richtigkeit selbst nur scheinbar sei, und uns während des Disputierens noch ein Argument, jenes umzustoßen, oder eines, unsre Wahrheit anderweitig zu bestätigen, einfallen werde: hiedurch werden wir zur Unredlichkeit im Disputieren beinahe genötigt, wenigstens leicht verführt. Diesergestalt unterstützen sich wechselseitig die Schwäche unsers Verstandes und die Verkehrtheit unsers Willens. Daraus kommt es, dass wer disputiert, in der Regel nicht für die Wahrheit, sondern für seinen Satz kämpft, wie pro ara et focis, und per fas et nefas verfährt, ja wie gezeigt nicht anders kann.
Jeder also wird in der Regel wollen seine Behauptung durchsetzen, selbst wann sie ihm für den Augenblick falsch oder zweifelhaft scheint.3 Die Hilfsmittel hiezu gibt einem jeden seine eigne Schlauheit und Schlechtigkeit einigermaßen an die Hand: dies lehrt die tägliche Erfahrung beim Disputieren; es hat also jeder seine natürliche Dialektik, so wie er seine natürliche Logik hat. Allein jene leitet ihn lange nicht so sicher als diese. Gegen logische Gesetze denken, oder schließen, wird so leicht keiner: falsche Urteile sind häufig, falsche Schlüsse höchst selten. Also Mangel an natürlicher Logik zeigt ein Mensch nicht leicht; hingegen wohl Mangel an natürlicher Dialektik: sie ist eine ungleich ausgeteilte Naturgabe (hierin der Urteilskraft gleich, die sehr ungleich ausgeteilt ist, die Vernunft eigentlich gleich). Denn durch bloß scheinbare Argumentation sich konfundieren, sich refutieren lassen, wo man eigentlich recht hat, oder das umgekehrte, geschieht oft; und wer als Sieger aus einem Streit geht, verdankt es sehr oft, nicht sowohl der Richtigkeit seiner Urteilskraft bei Aufstellung seines Satzes, als vielmehr der Schlauheit und Gewandtheit, mit der er ihn verteidigte. Angeboren ist hier wie in allen Fällen das beste:4 jedoch kann Übung und auch Nachdenken über die Wendungen, durch die man den Gegner wirft, oder die er meistens gebraucht, um zu werfen, viel beitragen, in dieser Kunst Meister zu werden. Also wenn auch die Logik wohl keinen eigentlich praktischen Nutzen haben kann: so kann ihn die Dialektik allerdings haben. Mir scheint auch Aristoteles seine eigentliche Logik (Analytik) hauptsächlich als Grundlage und Vorbereitung zur Dialektik aufgestellt zu haben und diese ihm die Hauptsache gewesen zu sein. Die Logik beschäftigt sich mit der bloßen Form der Sätze, die Dialektik mit ihrem Gehalt oder Materie, dem Inhalt: daher eben musste die Betrachtung der Form als des allgemeinen der des Inhalts als des besonderen vorhergehn.
Aristoteles bestimmt den Zweck der Dialektik nicht so scharf wie ich getan: er gibt zwar als Hauptzweck das Disputieren an, aber zugleich auch das Auffinden der Wahrheit (Topik, I, 2); später sagt er wieder: man behandle die Sätze philosophisch nach der Wahrheit, dialektisch nach dem Schein oder Beifall, Meinung Andrer (δόξα) Topik, I, 12. Er ist sich der Unterscheidung und Trennung der objektiven Wahrheit eines Satzes von dem Geltendmachen desselben oder dem Erlangen der Approbation zwar bewusst; allein er hält sie nicht scharf genug auseinander, um der Dialektik bloß letzteres anzuweisen. Und andrerseits ist er im Buche de elenchis sophisticis wieder zu sehr bemüht, die Dialektik zu trennen von der Sophistik und Eristik