Die Landgeherin - Hans Haid - E-Book

Die Landgeherin E-Book

Hans Haid

4,8

Beschreibung

Ana, die Landgeherin, stammt von weit oben bei den Gletschern, aus einer der höchsten Siedlungen eines Alpentales. Als das ewige Eis ins Tal stürzt und Weiden, Wälder und Dörfer überzieht, muss sie wie viele andere flüchten. Sie wird zur Vagantin, die von Hof zu Hof zieht und sich ihr Wissen über die Heilkraft der Kräuter zunutze macht. Aber Ana ist auch Rusilana, eine Salige, eine jener mächtigen Frauen, die die Jahrhunderte bis in unsere Zeit überdauert haben; die aus dem Mythos geboren wurden und bis heute den Alltag der Berg- und Talbewohner prägen. Hans Haid erzählt in seinem neuen Werk nicht nur Anas Geschichte, sondern gibt gleichzeitig einen Einblick in das Leben der Besitzlosen in der abweisenden Gebirgswelt der Zeit um 1890. Mit mythologischen Elementen durchzogen wird der Roman zum authentischen Abbild ihres rauen Alltags. Einzigartig in Stil und Sprache zitiert Hans Haid archaische Naturgewalten herein in die moderne Zeit und pflanzt den Mythos mitten in unsere Lebenswelt.

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Titel

Hans Haid

Die Landgeherin

Prolog

Die Erde erstarrt, verwittert. Johlend rücken

die Propheten vor: Unglück, Unglück! Für Reue ist

es zu spät. Mit Windstößen fallen die Weissagungen

wieder ein: Wildbäche treten aus den Betten,

wie Steine fliegen die Früchte durch die Luft,

schäumend vor Wut zerren die Hunde an ihren

Ketten, tote Hasen stehen auf, den Hennen fallen

die Federn vom Leib, die Dächer reißen ein,

aus dem Boden sickert Pestgeruch ...

Und die Scheunen brennen.

Rusilena oder Rusileena oder Rusilana hat weit droben bei den Gletschern, die sie dort Ferner nennen, gewohnt. Es sind die höchsten Siedlungen des Bergtales gewesen. Dann sind die Gletscher gekommen, haben sich wie weiße Kälber, so heißt es in den Sagen, ins Tal gestürzt, haben Weiden und Wälder und dann Almen, Häuser und Dörfer mit Eis überzogen.

Die Leute im kleinen Berghof „Am Häuslan“ sind geflohen. Dort droben haben sie solche Namen gehabt wie Rusilena oder Rusileena oder Rusilana, abgekürzt auch Ana wie Anna. Männer haben solche Namen gehabt wie Ruzzo und Rutsch. Vom „Häuslan“ sind keinerlei Spuren geblieben. Im Nachbartal hinter den großen Fernern haben sich die „Häuslar“ angesiedelt. Sie haben es versucht und sind immer wieder gescheitert. Dann haben sie auf die „verheißne goldene Zeit“ gewartet. Sie sind aber verarmt.

Eine ANA ist übrig geblieben. Vielleicht eine Heilige oder sonst eine. Wir wissen es nicht.

I

Sie haben uns aus dem Nest genommen.

Vertrieben aus der Kindheit, aus der Natur ganz

einfach, aus dem Unsichtbaren, das in uns ist.

Haufen- und scharenweise sind Tiere, sind Vögel

krank geworden, schweigen. Winziger Gaumen-

freuden erinnern wir uns wieder, als wären sie

die Kommunion unter Kumpanen der Poesie ...

Die eine und die andere. Wenn die Erste stirbt, kommen viele andere nach. Maria Scherer, nennen wir sie die Ahnin oder die Alte, wird im Jahre 1817 zu Niedervintl im Pustertal geboren. Sie ist zufällig dort geboren worden. Auf der Durchreise aus Nordtirol, über den Brenner kommend, ist sie einem Geschirrhändlerehepaar außerhalb des Dorfes in einem Schuppen neben der Straße geboren worden. Ihr Vater Martin Scherer ist der Sohn eines abgehausten Bauern zu Sankt Martin im Passeiertal gewesen und hat sich einer im Mötzer Klammwald hausenden und immer wieder weit herumziehenden Geschirrhändlerin aus der Monz-Sippe angeschlossen. Zusammen sind sie jahrelang durch die halbe Monarchie gezogen, ausgestattet mit einem Ausweis für Geschirrhandel und den Handel mit allerlei Kurzwaren. Landauf und landab. Immer sind die unterwegs gewesen. Ausgestoßene Tiroler. Echte Tiroler nach alter Herkunft. In Niedervintl ist es dann passiert. Maria, wie sie später heißen soll, wird in den kalten Dreck der Hütte hineingeworfen. Direkt aus der Mutter heraus. Ohne Beihilfe und Geschrei, ohne saubere Tücher und später dann ohne Taufe oder kirchlichen Beistand oder gar Segen. Wie es bei den Landgehern üblich gewesen ist. Aber der Pfarrer des Herkunftsortes hat nachträglich eine genaue Aufzeichnung machen müssen über die Sippe, ihre Größe, ihre Namen, ihre Geburts- und Sterbedaten, manchmal auch Angaben über Verehelichungen und Einweisungen ins Zuchthaus. In letzterem Fall haben sie der Gemeinde in den kalten Wintermonaten nicht mehr zur Last fallen können. In den Sippen der Landgeher, dieser ausgestoßenen Tiroler alter Art, gehört es zum wichtigen Teil ihrer Tradition, dass sie über ihre Geschichte und ihre Sippen genau Bescheid wissen.

Maria Scherer, die Alte oder die Ahnin, übernimmt von ihren Eltern den Handel mit Geschirr und mit Kurzwaren aller Art. Die kranken und bald elendiglich verreckenden Eltern sind der Gemeinde Sankt Martin eine große Last gewesen. Maria Scherer verbindet sich mit einem herumziehenden Mann aus der bekannten Landgehersippe Glatz aus dem Tiroler Oberland. Allesamt wieder ausgestoßene Tiroler nach alter Herkunft.

Im Jahre 1838 wird ihnen eine Tochter geboren, der sie den Namen Katharina, abgekürzt Kathl, geben. Diese wiederum zieht mit einem Landgeher aus dem oberen Vinschgau, nach alter Art Geschirr und allerlei Kurzwaren verhausierend, durch große Teile der alten k.u.k. Monarchie bis nach Ungarn.

Im Jahre 1865 wird ihnen eine Tochter geboren, der sie den Namen Maria geben. Es ist unsere Landgehermama. Es folgt noch ein Dutzend weiterer Kinder, die später zumeist als die ersten Fabriks- und Ziegelarbeiter tätig sind. Mehrere Mädchen dieser und anderer Sippen sind in den Aufzeichnungen der jeweils zuständigen Pfarrer auch als Prostituierte erwähnt.

Maria verbindet sich mit einem Sohn eines weiteren abgehausten Bauern aus dem Passeiertal, wiederum einem Mann namens Martin, der immer nur der „Landgehertatte“, also der Landgehervater, genannt sein soll. Zur Schonung der Sippe am Herkunftsort und soferne er der Herkunftsgemeinde später zur Last fallen sollte. Hier endet die Aufzeichnung der Pfarre. Alle Frauen haben in sehr jungen Jahren ihre Kinder zur Welt gebracht; zumeist ein ganzes „Rudel“ oder eine „Kutta“, so heißt es; mit zehn und noch mehr Kindern, die aber fast alle sehr früh sterben.

Alle von den Sippen haben so dahingelebt, haben gehandelt, gestohlen, musiziert, geheilt, haben Durst, Hunger und Kälte erlitten. Wir folgen ihrem Weg durch Teile der alten Monarchie. Eine davon ist eine Heilerin und Zaubererin.

Dann gibt es die andere. Es ist die um 1885 geborene, in den Schmutz einer aufgelassenen Heuhütte hineingeborene, hineingeworfene Tochter Anna, die Erstgeborene dieser neuen Landgehersippe, die später nur mehr ANA heißen soll.

Weit droben bei den Gletschern, die sie dort Ferner nennen, leben und herrschen mächtige Frauen aus der Vergangenheit, aus längst zurückliegenden Jahrhunderten und Jahrtausenden, und sie leben immer noch dort. Das sind wieder die anderen. Aber sie gehören zusammen. Sie bleiben dort, bis sie von Raupenfahrzeugen, Pistengeräten, vom schrecklichen Weiß aus neuen Kanonen und Sprengladungen verjagt werden; bis sie allesamt getötet sind. Dann ist das Ende der „verheißnen Zeit“ gekommen. Oder sie sind allesamt unter einer mächtigen, einer riesigen Lawine verschwunden. Einzelne von ihnen haben Namen bekommen. Eine ist die Rusilana. Dann hat sie zwei „E“ und nennt sich wie die Lawine im Dialekt der dortigen Bergler Rusileena. Die Lawine ist die „Leena“. Eine andere ist die wilde Wally. Die schrecklichste und wildeste und schönste von allen ist die Langtüttin. Alle stammen aus den Geschlechtern der SALIGEN oder kehren dorthin zurück.

Abgehauste und also verarmte Bauern, vor allem aus den hinteren Bergtälern, haben sich immer wieder den nomadisch lebenden Landgehern angeschlossen. Auch wenn sie es gewollt hätten, wäre ihnen das Eingehen einer kirchlich legitimierten Ehe versagt geblieben. Mehr aus Gründen eines nicht nachweisbaren Vermögens, der nicht lebens-fähigen Erträge etwa eines kleinen bergbäuerlichen Anwesens, eines „Hoamatle“. Junge Paare haben, wenn sie offiziell kirchlich heiraten wollten, den mehrere Wochen dauernden Weg nach Rom nicht scheuen dürfen, um dort die sogenannte „Rom-Ehe“ auch ohne Besitznachweis eingehen zu können. Dafür hat es einen extra ausgewählten Geistlichen gegeben. Das neue Paar kehrt nach dem langen Weg von Rom zurück in den zuständigen Herkunftsort, den des Vaters, legt dort die Rom-Papiere vor und erwirkt sich damit das Recht, im Falle von Krankheit und auch in den Wintermonaten von der „Herkunftsgemeinde“ versorgt zu werden. So schnell wie möglich muss das Paar, muss die Sippe, inzwischen erheblich angewachsen, diese Gemeinde verlassen. Verjagt, vertrieben, zum Teufel geschickt. Die Sippe zieht wieder durch alle Täler des Landes und der umliegenden Länder, handelt mit Früchten und Geschirr, zeitlebens mit Früchten und Geschirr. Später dann auch der Handel mit jungen Mädchen und mit trockenen Zitronen. Irgendwann stirbt der Vater, der Tatte, im Spitale zu Bozen.

Die eine und die andere kommen zusammen. Bei Gericht und im Himmel treffen sie sich.

Wenn sie nicht versehentlich heiliggesprochen werden, kommen sie in das sogenannte Fegefeuer. In das sogenannte Fegefeuer, weil es dort weder heiß noch fußfrei ist, weil dort die erfrornen Füße aufgewärmt werden. Dort treffen sich Büßende im kalten Eis der Ferner. Und treffen sich dort mit Kräuterweibern, Heuträgern, Quacksalbern und Hirtinnen.

In der KALTEN PEIN, verschone uns, o Herr, büßen wir unsere Sünden, eigentlich keine Sünden, eigentlich nur Versäumnisse, ein paar Schlägereien um der Gerechtigkeit willen, eigentlich solche Geschehnisse wie das Abschneiden der Zöpfe bei heranwachsenden Mädchen, der erste Rauch aus der Pfeife, der erste lüsterne Blick auf die andere Kirchenbankseite am Sonntag oder wann auch immer die Kirchenbänke voll sind von Sündern, von Rosenkranzbetweibern, von stinkenden Misthosen und dreckigen Patzen unter den Fingernägeln. Es kommen die seligen Zeiten der Feste und der Buße, der Wallfahrten und der anderen geheimen Gelüste.

In der kalten Pein treffen sie ihresgleichen: die anderen Sippen vom Dörcherpack, die streitbare und unwiderstehliche Wally und auch die dunkle Helene mit dem Schüppel Kinder hinter sich.

Jetzt kann das Leben, jetzt kann das Spiel beginnen.

Schaust du verträumt vom Turme nieder,

Du hochlandwilde scheue Maid

Im knappgeschnürten Purpurmieder,

In keuscher Herzensherrlichkeit,

So denk’ ich einer Alpenrose,

Die einsam auf der Klippe steht,

Unsorgsam, ob bei Stein und Moose

Ein Menschenauge sie erspäht.

Du hochlandwilde scheue Maid, du lebst in keuscher Herrlichkeit? Droben auf der Klippe stehst du und wartest? Auf wen wartest du?

Drunten im Tal lebt die Maria vom Dörcherpack. Man nennt und kennt sie als die Maria vom Dörcherpack. Sie gehört zu den Dörchern. Sie können auch Karner oder Laniger heißen oder auch Landgeher oder alpenländische Vaganten. Sie haben zu den Dörfern und den Dorfbildern gehört, zu den Rändern, zu den spannendsten Außenseitern himmlisch-katholischer Gebetsdörfer in sogenannten Heiligen Landen.

Jetzt ist sie unterwegs in den Bergen. Sie ist eine Heilerin. Sie lebt vom Steineklauben und vom Suchen heilkräftiger Blumen und Kräuter. Sie kommt mit den Buschen und Büscheln zu den Bauern in den Dörfern, zu den leidenden Menschen, und sie geht am liebsten in die Ställe zum kranken Vieh. Dort heilt sie und dort betet und schwindelt sie. Wenn der Arzt vom Nachbardorf nicht mehr heilen und helfen kann, dann wird nach der Maria gerufen. Sie kommt und lässt sich bezahlen. Sie will alte Kalender dafür haben. Zauberbüchlein sind ihr am liebsten. Auch alte Bibeln. Die mit den Sprüchen und Prophezeiungen. Vom Jüngsten Gericht. Von den Todesstrafen. Von der Kreuzigung des Herrn. Und am liebsten hat sie die Geschichten vom rechten und vom linken Schächer. Hat der Arzt aus dem Nachbardorf auch Salben und Wunderpflaster in geheimnisvollen Verpackungen und mit rätselhaften Aufschriften, gibt er der Bäuerin beim Stillen nichts anderes als der Kuh vor dem Kalben, deshalb vertrauen die Bauersleute mehr der Maria.

Marias berühmtes Wasser wollen sie trinken, wollen es sich mit Daumen oder Zeigefinger auf die Brust tropfen lassen, sich damit von der Maria einreiben lassen, bis es eingetrocknet ist, wollen auch ihr „Spezialpulver“ schlucken, wollen es dem Kalb vor dem Verrecken in das Futter mischen. „Hegadex-Schmier“ sagen die Leute dazu. Hexenschmiere soll es sein. Geheimnisvoll zusammengemischt aus Kräutern und Meisterwurzöl, mit einem solchen „Theriak“ zieht die Maria durch das Land. Still und leise schleicht sie um die Höfe. Immer schon riecht sie es, wenn drinnen jemand wund und krank und siech liegt, wenn das Rindvieh nicht werfen will, wenn die Hex wieder das Buttermachen verdorben hat. Sie schmeckt es, wenn sie sich den Häusern nähert. „Sie kommt“, flüstern sich die Leute zu. Noch hat sie niemand gesehen oder gehört. Sie steht an der Haustüre und öffnet. Ist die Tür verschlossen, weiß sie mit einem geheimen Griff die Türe zu öffnen, weiß sie die passenden Sprüche und Beschwörungen. Weit und breit ist sie bekannt. Jetzt habe sie sogar, erzählen sich die Leute, Mittel gefunden gegen die „Mucken“ im Hirn, wie die Leute das Vergessen und das Auslöschen des Denkens nennen. Dagegen habe sie ein Mittel gefunden und kein Arzt, sagen die Leute, habe ein ähnliches Mittel gefunden. Am nächsten Tag steht sie an der Stalltüre und schaut dem nahezu blinden Alten vom Hof in die Augen. Stechend und tief soll der Blick gewesen sein und es habe farbige Punkte gegeben rund um den Alten, und dass er „zu viel Feuchtigkeit im Hirn“ habe und davon komme das allmähliche Verlöschen der Augen, habe sie gemeint, und das alles sei ja nur Kindermärchen und Ammengeschwätz und Einflüsterung des Bösen. Leidet einer der jungen Mannsleute im Haus und im Hof gar am edelsten Leibesgliede, wisse sie auch da ein Wundermittel. Dann würde der junge Mann wieder frisch und neun Monate danach gäbe es Zwillinge. Eine wilde Brut würde daraus entstehen. So sagen und so mutmaßen die Leute im Tal, die auf den Bergen, die in den hintersten Höfen des Tales, die draußen in den Städten, die in den Siechenhäusern, bei denen die Maria heimlich und unerkannt und in der Nacht einschleichen kann.

Sie ist eine von denen, die am meisten Kraft und Gewalt haben.

Sie wolle das Ungemach vollständig von Menschen und Tieren nehmen. Die müssten aber daran glauben. Wenn sie eine wirkliche Hexe wäre, würde sie immerzu nur Böses anrichten, würde verhexen und verzaubern und es würde den Menschen immerzu nur Schaden angerichtet, Tag für Tag und Woche für Woche und landauf, landab. So aber sei sie an unbekannten Orten und morgen schon weit weg an einem anderen Ort.

Sie habe das Handwerk des Zauberns und Heilens dort gelernt, woher auch die Maria Scherer kommt und andere wilde Frauen.

Gestern ist sie zu einem Hof gekommen. Schon von weither hat sie es aus dem Stall heraus gerochen. Das Vieh, die junge Kuh, ist dort gelegen, auf der Seite und alle vier von sich gestreckt, hat erbärmlich gejammert, jaja, gejammert wie ein krankes Kind, hat dazwischen aufgeheult, hat dann geschrien, dass es alle im Hof gehört haben, das alles hat die Maria schon lange vorher gerochen. Sie kommt, geht in den Stall, schüttet ihr ein Fläschchen Skorpionöl ins Maul. Die junge Kuh hat das Gift heraußen. Dann schleunigst guten schwarzen Tee, Kräutertee und immer wieder eine „Magen“-Suppe, und alles hineingeschüttet. Dann noch einen schwarzen Klostergeist und alles wieder gsund. Sagen die Leute und sie geht wieder.

Hat sogar den Rotlauf ausräuchern können.

Hat sogar „wildes“ Fleisch aus den Verrenkungen ziehen können. Binnen kurzer, ja kürzester Zeit mit dem Dörrband, mit dem Band zwischen Himmel und Erde, aufgespannt und über den siechen Magen gelegt, und dazu ihre Pflanzensäfte. Beim unrichtigen Stand der Sterne hat sie keine heilenden Verrichtungen machen können. Da ist die Maria im Nu weg gewesen. Wie verschwunden. Haben die Leute gemeint, könnte ihr die Hexe den Stand der Sterne und der Gestirne sozusagen abgesagt und angeblasen haben.

Dann ist sie weggegangen.

Manche Kranke musste sie nicht aufsuchen, um sie heilen zu können. Andere Kranke mussten gar nicht zu ihr kommen, um Heilung zu erfahren. Nur das Wasser des Erkrankten sollte man ihr weisen und musste erzählen können, was der Leidende in den letzten Tagen gegessen und getrunken habe und an welchem Körperteil es ihn besonders zwicke.

Wenn sie kein natürliches Heilmittel mehr gewusst hat, keine Salbe, kein Kräutlein, kein Hineinstechen und Hineinbohren, dann ist sie im Moment ratlos gewesen. Dann kurz darauf: „Dem Ungesund werde ich das Sekkieren austreiben. Wenn ihr ein Bröckl Religion im Leib habt, leg ich das kleine Bröckl gern auf den Tisch.“ Damit ist sie schnell zur Hand.

Jetzt hat sie aber – wieder einmal – fliehen müssen.

II

Seis drum! Unsere Seelen sind ausge-

waschen wie Gerippe. Der Heuwind mit

seinem Durst und den Schmetterlingen,

die dir am Gaumen klebten ...

Da hat für die Landgehersippe mit der Landgehermama, dem Landgehertatte und der immer zahlreicher werdenden Kinderschar um das Jahr 1885 ein langes, beschwerdenreiches Wanderleben angefangen. Immer wieder treffen sich die Frauen der Sippe mit anderen herumziehenden Frauen, droben in den Bergen oder in den Ebenen des flachen Landes bis hinüber nach Ungarn, bis nach Warasdin. Sie treffen sich in den Bergen, ganz droben auf den Jöchern, bei den Gletschern, von wo sie wieder in südliche Gefilde kommen, zu reichen Weinbauern und Händlern, zu missgünstigen Neidern, und immer wieder treffen sie an den Rändern der Orte etliche von ihresgleichen, Herumzieher und Vaganten mit Körben, Karren und mitunter zahlreicher Kinderschar.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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