Die letzte Kiya 3: Blutthron - Alexandra Lehnert - E-Book
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Die letzte Kiya 3: Blutthron E-Book

Alexandra Lehnert

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Beschreibung

**Royal Vampires – Kämpfe um den Thron der Nacht!** Ein tragischer Todesfall erschüttert Lilya und ihre Verbündeten. Während sie sich in tiefer Trauer von den körperlichen Folgen ihres Kampfes mit Valentin erholen muss, hadert sie gleichzeitig mit dem Vertrauensbruch ihrer großen Liebe Dimitri. Als ein mysteriöser Mann, dem sie nähersteht, als sie zunächst ahnt, das Schloss besucht, versetzt seine Botschaft nicht nur ihre Untertanen in Aufruhr. Lilya erkennt schnell, dass die Wahrheit über das Schicksal ihrer Blutlinie womöglich noch immer im Schatten verborgen liegt. Verzweifelt versucht sie an Dimitris Seite ihre Lieben zu beschützen. Doch schon bald muss sie sich fragen, wem sie überhaupt noch trauen kann … Eine ganz besondere Vampirgeschichte In der dramatisch-düsteren Vampir-Reihe entführt Alexandra Lehnert ihre Leser in das außergewöhnliche Leben der royalen Vampire. Eine großartige Fantasy-Trilogie mit der perfekten Mischung aus Spannung und atemberaubender Liebesgeschichte. Leserstimmen: »Suchtgefahr!! Absolut grandios« »Eine Geschichte mit Gänsehautfeeling« »Vampire mal anders« //Dies ist der dritte Band der dramatisch-düsteren Vampir-Reihe »Die letzte Kiya«. Alle Bände der Fantasy-Liebesgeschichte bei Impress:  »Die letzte Kiya«: -- Die letzte Kiya 1: Schattenerbe   -- Die letzte Kiya 2: Nachtkrone   -- Die letzte Kiya 3: Blutthron » Royal Legacy«: -- Royal Legacy 1: Prinzessin der Schatten   -- Royal Legacy 2: Krone der Blutkönigin  Diese Reihe ist abgeschlossen.// 

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Alexandra Lehnert

Die letzte Kiya 3: Blutthron

**Royal Vampires – Kämpfe um den Thron der Nacht!**Ein tragischer Todesfall erschüttert Lilya und ihre Verbündeten. Während sie sich in tiefer Trauer von den körperlichen Folgen ihres Kampfes mit Valentin erholen muss, hadert sie gleichzeitig mit dem Vertrauensbruch ihrer großen Liebe Dimitri. Als ein mysteriöser Mann, dem sie nähersteht, als sie zunächst ahnt, das Schloss besucht, versetzt seine Botschaft nicht nur ihre Untertanen in Aufruhr. Lilya erkennt schnell, dass die Wahrheit über das Schicksal ihrer Blutlinie womöglich noch immer im Schatten verborgen liegt. Verzweifelt versucht sie an Dimitris Seite ihre Lieben zu beschützen. Doch schon bald muss sie sich fragen, wem sie überhaupt noch trauen kann …

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Vita

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© privat

Alexandra Lehnert, geboren im April 1995 im wunderschönen Franken, entdeckte ihre Leidenschaft fürs Lesen und Schreiben bereits in ihrer Kindheit. Nach dem Abitur hat sie eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten abgeschlossen, merkte jedoch schnell, dass sie in dem Bürojob nicht glücklich werden würde. Die heute 24-Jährige macht nun eine Ausbildung zur Erzieherin und taucht in ihrer Freizeit am liebsten in fremde Welten ein.

Für meine Mama, weil nicht alle Mütter einen so guten Job machen wie du.

1. Kapitel

Valentin

Nachdenklich starrte ich auf die Wand, die Dimitri und seine Leute in die Luft gesprengt hatten und die inzwischen wieder stand. An den Übergängen erkannte man deutlich, dass es sich um neue Steine handelte und nachträglich gemauert worden war. Aber wen kümmerte das schon?

Ich dachte an die vielen Trümmer, die nun in New York weggeschafft werden mussten, und spürte, wie sich mein Mund zu einem Grinsen verzog. Im Gegensatz zu mir würde es die Menschen dort deutlich mehr Zeit kosten, die Schäden zu beheben und die Häuser wieder aufzubauen. Die Auswirkungen der Bombe waren gewaltig. Meine Forscher hatten sie innerhalb der letzten Monate entwickelt und es war das erste Mal, dass sie zum Einsatz gekommen war.

Hin und wieder schaute ich die Nachrichten und amüsierte mich über die wilden Theorien, die wegen der Explosion entstanden waren. Ich behielt auch so das weltweite Geschehen im Blick. Nicht, dass wegen der Sache noch ein Krieg angezettelt wurde.

Seit die Menschen über Atomwaffen verfügten, war kein Vampyr an einem Krieg interessiert. Wenn sie sich die Atombomben gegenseitig um die Ohren hauen würden, hätten auch wir kein schönes Leben mehr. Ich war dafür, die Menschheit stark zu dezimieren und sie im Hinblick ihrer Technologien zurück ins Mittelalter zu katapultieren. Aber auf keinen Fall wollte ich den Planeten zerstören. Immerhin hatte ich vor, noch um die tausend Jahre hier zu verbringen.

Ich wandte mich ab und verließ den Saal. Gut gelaunt stolzierte ich durch die dunklen Gänge meines Schlosses. Mein Plan war aufgegangen. Zu gerne würde ich jetzt in Kanada Mäuschen spielen. Wie ging es wohl Lilya, nun da sie wusste, dass Dimitri einen Teil ihrer Familie auf dem Gewissen hatte?

Ob mein Brüderchen seine Frau wieder besänftigen konnte?

Lilya war eine starke Persönlichkeit, das hatte ich von Anfang an gespürt. Ich hatte sie grausam behandelt und dennoch war sie weit entfernt davon aufzugeben. Sie genoss dafür meine vollste Bewunderung. Der Moment, in dem sie Vladimir wortwörtlich in tausend Teile gesprengt hatte, hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt. Ich hatte die Szenerie durch die Überwachungskameras live verfolgen können und war wirklich sprachlos gewesen. In ihr steckte so viel mehr, als man dachte.

Die vergangenen Jahre vor ihrem Auftauchen war alles so eintönig verlaufen. Man konnte beinahe sagen, ich war faul geworden seit Anisyas Tod. Ich hatte Pläne gehabt, die Weltherrschaft an mich zu reißen, und doch hatte ich hier in meinem Schloss gesessen und nichts getan. Hin und wieder hatte ich überprüfen lassen, wo Dimitri war. Seine Suche nach dem Thronerben hatte ich nie verstanden und auch nicht ernst genommen. Niemals hatte ich damit gerechnet, dass er eine Kiya aufspüren würde. All die Jahre hatte ihn der Drang angetrieben, einen letzten Überlebenden zu finden, um seine Schuld ein wenig zu lindern. Er wollte im Nachhinein nicht an dem Aussterben der Rasse beteiligt sein, dabei hatte er den Auftrag unserer Eltern ohne großen Widerstand ausgeführt. Dass er anschließend Schuldgefühle entwickelt und sich in Selbstmitleid gesuhlt hatte, war erbärmlich. Ich stand wenigstens zu meinen Taten.

Keine Ahnung, ob Lilya Dimitri irgendwann in den Wind schießen würde, bei dem, was er alles getan hatte. Lilya waren die Menschen enorm wichtig, was sich unsereins kaum vorstellen konnte. Sie waren unsere Nahrungsquelle und damit hatte sich das Thema für mich auch erledigt. Dimitri hatte das auch immer so gesehen. Wir hatten uns früher über nichts und niemanden Sorgen gemacht. Wie gerne würde ich die Zeit zurückdrehen, um noch einmal die Unbekümmertheit unserer Kindheit zu spüren.

Kopfschüttelnd verdrängte ich diesen Gedanken. Ich hatte viele schöne Jahre mit Dimitri und unseren Freunden verbracht, doch das war Vergangenheit. Im Nachhinein war das alles nichts wert, denn mein eigener Bruder hatte mich verraten. Aber ich brauchte ihn nicht. Ich brauchte niemanden.

Bei Dimitri war das anders. Für diejenigen, die er liebte, würde er immer alles geben. Lilya schien genauso zu sein.

Ich vermutete deshalb, dass es fast egal war, was er anstellte. Oder angestellt hatte. Sie würde immer an das Gute in ihm glauben. Sie war nicht der Typ, der irgendjemanden aus einer Laune heraus heiratete. Die Ehe war uns Vampyren heilig. Das musste auch sie spüren, obwohl sie unter den Menschen aufgewachsen war, welche sich viel zu häufig scheiden ließen. Es war mir schwergefallen, nicht bei der Hochzeit aufzutauchen. Genauso wie die Krönung hatte ich sie nur im Fernsehen verfolgt.

Ich musste mir eingestehen, dass es schmerzte, nicht mehr als Teil von Dimitris Familie angesehen zu werden. Wäre alles anders gekommen, wäre ich jetzt König und hätte möglicherweise meinen Bruder und Lilya getraut. Vorausgesetzt, dass sie auch zueinander gefunden hätten, wenn der Rest von Lilyas Familie noch leben würde. Wobei ich nicht wusste, ob sich Dimitri auf sie eingelassen hätte, wenn ihm bewusst gewesen wäre, dass seine einstige Verlobte noch lebte. Er hatte sie nie geliebt, trotzdem war er niemand, der eine Verlobung lösen würde. Andererseits, wenn Lilya die Richtige für ihn war …

Möglicherweise hätten sie sich zueinander bekannt, auch wenn ihre und unsere Familie noch gelebt hätte.

Es war allerdings Zeitverschwendung, darüber nachzudenken. Niemand konnte die Vergangenheit ändern, weshalb dieses Was-wäre-wenn zu nichts führte.

Trotzdem fragte ich mich, wie Lilya auf Natascha reagieren würde. Im Gegensatz zu Dimitri hatte ich Natascha immer geliebt. Sie war ebenfalls hier im Schloss geboren worden und wir hatten einen Großteil unserer Kindheit zusammen verbracht. Es war sehr früh bekanntgegeben worden, dass ich sie als der zukünftige König heiraten sollte. Wir hatten bereits eine intakte Beziehung geführt, als mir der Thron aberkannt und Natascha wie eine Trophäe an meinen Bruder weitergereicht worden war. Weder meine noch Dimitris oder Nataschas Einwände waren von unseren Eltern erhört worden und schließlich hatten Dimitri und Natascha dem Druck nachgegeben. Der Raub meiner Braut war eine Entscheidung, die das Fass zum Überlaufen und mich dazu gebracht hatte unsere Familie zu töten. Natascha verschonte ich, auch wenn ich Dimitri etwas anderes weißgemacht hatte. Ich hätte nie die Frau töten können, die mir so viel bedeutete. An ihrer Seite hatte ich stets das Gefühl gehabt, ich selbst sein zu können.

Nun hatte Dimitri sie mir erneut geraubt.

Ich ballte die Hände zu Fäusten und beschleunigte meine Schritte durch die leeren Gänge. Dimitri würde schon sehen, was er davon hatte. Dieses Mal hatte ich sie ziehen lassen, doch das war nur Teil meines Plans. Ich hatte Zeit. Unendlich viel Zeit.

Wenn Dimitri und Lilya füreinander bestimmt waren, blieb ihnen nur ein Happy End oder ein tragisches Ende.

Und ich würde dafür sorgen, dass es Letzteres sein würde.

***

»Wie viele Bomben sollen wir für London einplanen?«

Ich sah auf und begegnete Andrejs fragendem Blick. Er saß mir schräg gegenüber am Tisch und tippte alle Ergebnisse des Meetings in seinen Laptop.

»Drei sollten reichen«, erwiderte ich gelangweilt und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. Anders als ich Lilya hatte weißmachen wollen, hatten wir längst nicht unter allen Großstädten Bomben deponiert. Wir planten jetzt erst, welche Städte als nächstes dran sein würden. Dabei hatten wir es in erster Linie auf die Hauptstädte und allgemein auf die größten Städte der Welt abgesehen. Im Moment waren wir bei Europa.

»Und Paris?«

»Auch.« Ich ließ meinen Blick über die sieben Vampyre schweifen, die an der Besprechung teilnahmen. Die Männer am Tisch gehörten alle zu meiner Rasse, bis auf den Blondschopf am anderen Ende. Der Siyo war ein Experte für Bomben und hatte die Entwicklung dieser geleitet.

Er fing meinen Blick auf und legte den Kopf schief. »Seid Ihr sicher, dass Ihr wirklich nicht mehr als einen Zugang zum Zünder der Bomben haben möchtet? Wenn jemand Zugriff darauf erhält, war die ganze Arbeit umsonst.«

»Ich weiß, aber es bleibt dabei«, erklärte ich. »Ich will der Einzige sein, der sie steuern kann. Wenn mehr Leute darauf zugreifen können, besteht die Möglichkeit, dass jemand diese Tatsache ausnutzt. Entweder um die Bomben selbst zu zünden oder um sie zu entschärfen. Dimitri hat viele Verräter in seinen Reihen. Wer versichert mir, dass es hier nicht auch der Fall ist?«, fragte ich und verengte die Augen zu Schlitzen.

Professor Larson presste die Lippen aufeinander und erwiderte nichts. Ich ließ den Blick erneut von einem Vampyr zum anderen wandern. Nein, ich würde niemals denselben Fehler wie mein Brüderchen machen und mich auf irgendjemanden von ihnen verlassen. Denn das könnte irgendwann mein Todesurteil sein.

***

Nach der Besprechung mit meinen Männern zog ich mich in meine Gemächer zurück. Ein kühler Luftzug streifte meine nackten Arme, als ich mein Schlafzimmer betrat. Ich hatte das Fenster offengelassen. Am Horizont ging allmählich die Sonne auf. Sie würde auch an diesem Tag Licht, aber kaum Wärme spenden. Die Nachrichten waren voll von Diskussionen über den Klimawandel, hier merkte man aber noch relativ wenig davon. Doch das würde sich irgendwann auch ändern. Ich schloss das Fenster und zog die dunklen Vorhänge zu.

Ob in den folgenden Jahrhunderten die nächste Eiszeit einbrach oder die Welt sich zu einer riesigen Sandwüste verwandelte, war mir egal. Wir Vampyre konnten uns an jedes Klima anpassen, auch wenn die Mehrheit von uns kältere Temperaturen bevorzugte.

Ich drehte mich um und mein Blick fiel auf das Bett. Trotz der Dunkelheit erkannte ich die blonden Haare des Menschenmädchens, das sich unter zwei Decken verkrochen hatte und schlief. Sie hatte sich offenbar nicht getraut, das Fenster zu schließen.

Für die Menschen hier im Schloss fühlte es sich vermutlich so an, als hätten wir bereits die nächste Eiszeit.

Das alte Gemäuer war nicht dafür ausgelegt, beheizt zu werden. Das wäre auch die reinste Energieverschwendung, da Vampyre die Kälte kaum spürten. Und ob der ein oder andere Mensch erfror, spielte keine Rolle. Obwohl sie uns verabscheuten, genossen sie in den kältesten Monaten sogar unsere Gesellschaft, da wir wie eine Heizung auf zwei Beinen waren.

Das war höchstwahrscheinlich auch der Grund, warum das Mädchen die letzten Tage lieber in meinem Bett schlief, anstatt in den Unterkünften der Menschen. Ich zog mich bis auf die Boxershorts aus und schlüpfte zu ihr unter die Decke. Das Mädchen, dessen Namen ich nicht einmal kannte, seufzte leise und schmiegte sich sofort an mich. Als wäre ich kein Monster, das ihren Tod bedeuten könnte. Ich legte einen Arm um sie und zog sie dichter an mich heran. Sie war eiskalt.

Noch wusste ich nicht, wie lange ich sie in meiner Nähe behalten würde. Es vergingen in der Regel nicht viele Tage, ehe einzelne Menschen anfingen mich zu langweilen. Dann schickte ich sie zurück zu den anderen sterblichen Bewohnern des Schlosses oder trank sie leer, nachdem ich mich ausgetobt hatte.

Ich vergrub meine Nase in der Halsbeuge der Blondine und atmete den süßlichen Geruch ihres Blutes ein. Sie hatte Glück, dass ich momentan nicht durstig war oder irgendwelche anderen bösen Absichten hegte. Ich wollte nur schlafen. Die letzten Tage hatte ich durchgearbeitet und irgendwann wurden auch Vampyre müde.

Meine Gedanken ließen sich jedoch nicht von der Müdigkeit vertreiben. Die blonden Haare hatten mich im ersten Augenblick an Soley erinnert. Sie hatte oft neben mir in diesem Bett gelegen. Bei Lilya hatte ich dagegen nie die Gelegenheit gehabt. Ihre Kräfte hatten ja ausgerechnet in meinem Schlafzimmer erwachen müssen. Nun würde ich möglicherweise nie mehr die Gelegenheit erhalten, meine Absicht von damals in die Tat umzusetzen. Schade. Eine Mischung aus Wut und Enttäuschung machte sich in mir breit und ließ mich das Mädchen fester umklammern. Meine Muskeln spannten sich an und meine Fangzähne traten hervor.

Ein verschlafenes »Was?« kam aus dem Mund des Mädchens, ehe ich meine Fänge in ihren Hals stieß.

2. Kapitel

Lilya

Schmerz.

Das war das Einzige, das ich wahrnahm. Er lähmte mich und verdrängte alle anderen Gefühle. Wut, Verzweiflung, Trauer, Hass. Alles Emotionen, die in meiner Situation angebracht wären. Doch sie wurden überschattet von dem unsäglichen Schmerz, der mich folterte. Es tat weh. Alles tat weh. Mein Köper und meine Seele waren geschunden und ich wusste nicht, ob ich mich jemals erholen würde. Ich war nicht verletzt und doch übertrug sich der Schmerz meines Herzens auf meinen Körper.

Ich lauschte dem leisen Piepsen der Geräte um mich herum und der Atmung und dem Herzschlag der Person, die neben mir stehen musste. Finger strichen behutsam über meinen Handrücken. Ich wusste, dass es sich um Soleys handelte.

Wie lange ich wohl geschlafen hatte? Ich war bereits vor einigen Minuten aus dem Tiefschlaf erwacht, der mir aber keine Erholung gebracht hatte. Noch weigerte ich mich, meine Augen zu öffnen und mich der Realität zu stellen.

Zu akzeptieren, dass meine Albträume wahr waren. Ich wollte Soley nicht in die Augen blicken und die Trauer in ihnen sehen. Die Trauer, die auch mein Herz befallen hatte und den Schmerz in meinem Inneren anfeuerte.

»Lilya, ich wünschte, du wärst wach.« Soleys traurige Stimme drang an mein Ohr. »Du bist die Einzige, mit der ich reden kann. Dimitri verbringt seine ganze Zeit mit Natascha und nach seinem Verrat will ich ihn einfach nicht sehen.«

Dimitri.

Die Erwähnung meines Mannes ließ mein Herz verkrampfen.

Der Mann, in den ich mich Hals über Kopf verliebt hatte. Der Mann, den ich geheiratet hatte. Der Mann, in dem ich mich so schrecklich getäuscht hatte.

Wie sollte ich ihm je wieder gegenübertreten?

»Ich fühle mich so allein.« Soleys Stimme brach und ich hörte sie schluchzen.

Kurzentschlossen griff ich nach ihrer Hand und öffnete die Augen. »Du bist nicht allein«, krächzte ich und blinzelte gegen das Licht. Meine Stimme klang rau, als hätte ich sie seit einer Ewigkeit nicht benutzt.

Soleys Augen weiteten sich vor Überraschung. »Lilya!« Mit einem Aufschrei warf sie sich auf mich, um mich zu umarmen.

Die Feuchtigkeit an meiner Wange verriet mir, dass sie weinte und augenblicklich sammelten sich auch in meinen Augen Tränen.

Einen Moment lang hielten wir uns einfach nur in den Armen und weinten leise. Dann löste sich Soley von mir und richtete sich wieder auf. Ich bemerkte, dass ich nicht in meinem, sondern in ihrem Bett lag. Sie verließ kurz den Raum und kam mit einem Glas Wasser wieder, das sie mir in die Hand drückte.

Dankbar nahm ich es entgegen und leerte es in einem Zug, um meine trockene Kehle zu beruhigen.

Soley setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett und wischte sich die Tränen von der Wange.

»Ich bin so froh, dass du endlich aufgewacht bist.«

Ich stellte das Glas auf dem Nachttisch ab. »Wie lange habe ich geschlafen?«

»Fast fünf Wochen.«

»Wie bitte?« Ich war über einen Monat ohne Bewusstsein gewesen? »Was ist passiert? Ich erinnere mich an nichts mehr nach –« Liams Tod. Ich verstummte. Es auszusprechen, würde alle Dämme in mir brechen lassen. Wie töricht. Nicht darüber zu reden, würde Liam aber auch nicht zurückbringen.

In Soleys Augen erkannte ich die Trauer, die ich nicht zulassen wollte. »Du hast uns gerettet, Lya. Ich weiß nicht wie, aber du hast die Feinde von uns wegkatapultiert und uns alle zum Helikopter teleportiert. Dank dir konnten wir entkommen.«

Ich konnte aber nicht uns alle retten. Dieser Gedanke schnürte mir die Kehle zu.

»Und Valentin hat uns nicht verfolgt?« Er hätte alle Möglichkeiten dazu gehabt, uns sogar zu töten.

Soley schüttelte den Kopf. »Nein. Bisher haben wir auch nichts von ihm gehört. Dass Abwarten seine altbewährte Taktik ist, haben wir ja bereits bemerkt.«

Ich nickte. Valentin handelte nicht spontan oder übereilt. Er hatte Gelegenheit gehabt, mir seine Pläne vorzutragen, und damit war für ihn das Thema zunächst erledigt. Die Bilder vom zerstörten New York drangen in mein Bewusstsein. Valentin wollte mit allem, was er tat, Eindruck hinterlassen und das hatte er definitiv geschafft.

Jedes Mal, wenn ich einen Fuß in dieses verfluchte Schloss in Sibirien setzte, starb ein Teil von mir. Ich fragte mich, ob noch etwas von mir übrigbleiben würde, wenn ich ein weiteres Mal dorthin reisen würde.

Wie viele Schicksalsschläge kann ein Herz verkraften, ehe es zerbricht?

Stumm musterte ich Soley. Sie hatte dunkle Schatten unter den Augen. Trotz aller Rückschläge hatte sie sonst nie ihr Lachen verloren, doch nun war es verschwunden. Ihre ganze Körperhaltung signalisierte Kapitulation. Ich kannte niemanden, der so viel erlitten hatte wie sie. Sie hat Liam über alles geliebt und hatte schlussendlich zusehen müssen, wie er von uns ging. Mein Blick fiel auf ihren Bauch. Bisher konnte man nicht erkennen, dass sie schwanger war, doch das würde sich bald ändern. Würde sie zu einer Zielscheibe werden? Jeder könnte sich zusammenreimen, dass sie ein Kind von einem Menschen erwartete. Ihre Beziehung war die ganze Zeit über nicht akzeptiert, sondern lediglich toleriert worden. Sowohl die Menschen als auch die Vampyre waren der Meinung gewesen, dass sie nicht von langer Dauer sein würde. Dass Liam so schnell sterben würde, hatte aber niemand vorhergesehen. Und mit Sicherheit rechnete niemand mit Soleys Schwangerschaft.

Hätte ich mich nicht mit ihm angefreundet, wäre er heute noch am Leben. Der Gedanke schmerzte beinahe am meisten. Ich hatte so vielen Menschen den Tod gebracht. Was würde ich erfahren, wenn ich den Fernseher anschaltete? Die Anzahl der Opfer in New York?

All das hatte ich zu verantworten. Valentin hatte so viele Jahre die Füße stillgehalten und kaum war ich aufgetaucht, mussten so viele ihr Leben lassen. Ich hatte das Gefühl, eine Schneise toter Menschen zu hinterlassen. Menschen, die mir wichtig waren. Menschen, die ich hatte beschützen wollen.

Ich biss die Zähne fest aufeinander und schlug die Bettdecke zurück. »Tut mir leid, Soley. Ich muss hier raus.«

»Ich verstehe schon.« Sie erhob sich und streckte die Arme nach mir aus, als hätte sie Angst, dass meine Beine mich nach all den Wochen im Bett nicht mehr tragen würden.

Einen Moment drehte sich alles um mich herum, doch ich fand überraschend schnell mein Gleichgewicht wieder und mein Kreislauf schien auch nicht schlapp zu machen. Ich atmete tief durch und schenkte Soley ein Lächeln, ehe ich zum ersten Mal seit dem Kampf in Sibirien wieder einen Fuß vor den anderen setzte und den Raum verließ.

***

Es war früh am Morgen und die meisten Vampyre schienen noch oder bereits zu schlafen. Somit begegnete mir niemand in den Gängen. Ich verließ das Schloss und lief unbewusst auf direktem Weg zum Dorf der Menschen. Erst als ich am Haus von Liams Familie ankam, hielt ich inne und starrte auf die verschlossene Tür. Es würde nicht Liam sein, der sie mir öffnete, wenn ich klopfte. Er würde es nie wieder sein.

Beim Gedanken an Liam wurde mein Herz schwer. Er war mein bester Freund gewesen und jetzt würde ich nie wieder mit ihm herumalbern können. Mein Leben in Kanada war durch ihn viel besonderer gewesen. Ich hatte immer das Gefühl gehabt, dass er mich verstanden hatte, wenn es andere nicht getan haben. Mit Soley und Ana konnte ich ebenfalls gut reden, doch mit Liam war alles irgendwie anders gewesen.

Wie ging es seiner Familie nach seinem Tod? Es war einige Zeit vergangen und sie hatten ihn beerdigt und betrauert. Doch solch einen Verlust würde man niemals gänzlich verarbeiten können. Ich hatte nicht mitbekommen, wie Emma auf den Tod ihres Bruders reagiert hatte. Ich war bewusstlos gewesen, als wir nach Kanada zurückgekehrt waren. Hatte sich jemand um das kleine Mädchen gekümmert? Soley war zu dem Zeitpunkt selbst am Boden zerstört und war vermutlich nicht in der Lage gewesen, jemand anderem eine Stütze zu sein.

Ich überlegte, ob es eine gute Idee war, an die Tür zu klopfen und mit Liams Familie zu sprechen. Wussten sie, dass ich die ganze Zeit über im Koma gelegen hatte? Oder verurteilten sie mich dafür, dass ich mich nicht gemeldet hatte? Glaubten sie, dass ich Abstand hielt, obwohl ich für den Tod von ihrem geliebten Familienmitglied verantwortlich war?

Das alles würde ich nur herausfinden, wenn ich mit ihnen sprach. Doch aktuell fühlte ich mich nicht bereit dafür. Ich wandte mich ab und rannte in den Wald, um stattdessen Liams Grab aufzusuchen. Ich wusste nicht, wo er beerdigt worden war, doch ich hatte einen Verdacht.

***

Liam

*09.03.1996 – 13.03.2019*

Sohn, Bruder, Freund und Partner

Begrenzt ist das Leben, aber unerschöpflich unsere Liebe.

Deine Seele wird weiterhin in unseren Herzen wohnen.

Wir behalten dich für immer in Erinnerung.

Tränen sammelten sich in meinen Augen, als ich vor dem Grab stand und die Worte las, die in den dunklen Granit gemeißelt worden waren. Ein ganzes Blumenmeer lag vor dem Grabstein. Die Blumen sahen frisch aus und der Schnee hatte sie nicht unter sich begraben. Was bedeutete, dass sie noch nicht allzu lange dort lagen.

Wie wohl die Beerdigung gewesen war? Hatte Soley eine Rede gehalten? War Dimitri anwesend gewesen?

Die Tatsache, dass ich nicht hatte dabei sein können, schmerzte unglaublich.

Ich ging in die Knie und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich weinte um meinen besten Freund, der eine große Lücke in vielen Herzen hinterlassen hatte.

Ich lauschte dem Tosen des Wasserfalls in meinem Rücken. Wo sonst hätte Liam beerdigt werden sollen, wenn nicht an seinem Lieblingsort? Seit wir uns hier zum ersten Mal begegnet waren, war er regelmäßig hergekommen. Entweder mit mir oder mit Soley.

Soley …

Es war ungerecht. Wieso hatte sie ihre große Liebe verlieren müssen? Hatte sie es nicht verdient, nach der schweren Zeit ihr Glück zu finden? Wieso nur hatte er sterben müssen?

In mir brannte die Frage, ob ich es nicht hätte verhindern können. Hätte ich ihn sofort zum Helikopter teleportieren sollen? Hätte ich die ganze Zeit über bei den anderen bleiben und kämpfen sollen? Hätte Valentin Liam und Emma wirklich kampflos gehen lassen? Oder wären wir auch angegriffen worden, wenn Natascha sich uns nicht angeschlossen hätte?

Hätte, hätte, hätte …

Niemand konnte sagen, wie alles ausgegangen wäre, wenn ich mich anders entschieden hätte.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und stand wieder auf. Meine Hose war durch den Schnee an den Knien ganz feucht, doch das kümmerte mich nicht.

Es wurde Zeit, wieder meinen Platz als Königin einzunehmen. Wer wusste schon, wann Valentin seinen nächsten Schachzug tätigen würde? Doch trotz seiner Drohungen und dem Schrecken, den er mit sich brachte, fürchtete ich im Moment eine andere Sache mehr: das Aufeinandertreffen mit Dimitri.

Wenn ich an meinen Mann dachte, fühlte ich mich leer. Als würden meine Gefühle für ihn immer noch schlafen. Ich wollte nicht daran denken, was ich in Sibirien über ihn erfahren hatte. Wollte die Gefühle nicht zulassen, die unweigerlich mit den Erlebnissen verbunden waren. Aus Angst, all die Ereignisse würden mir endgültig den Boden unter den Füßen wegreißen.

Seine einstige Verlobte war wieder bei ihm und ich hatte viel verpasst. Dimitri musste wissen, dass sich seit Valentins Offenbarung etwas zwischen uns verändert hatte. Hatte diese Tatsache ihn womöglich in Nataschas Arme getrieben? Obwohl ich schrecklich sauer und enttäuscht von Dimitris Taten in der Vergangenheit war, fuchste mich der Gedanke, er könne Gefühle für eine Djiya hegen, weil sie sein Wesen besser verstand als ich.

Wir hatten bereits so viel durchgestanden, dann würden wir auch das überstehen, oder? Doch wie sollte ich mit meinem Mann darüber reden, dass er meine leibliche Familie auf dem Gewissen hatte?

Die Neuigkeit, dass meine Mutter eine ältere Schwester gehabt hatte, die aufgrund ihrer Männerwahl verstoßen worden war und letztendlich deshalb auch ihr Leben verloren hatte, war ein Schock gewesen. Die Tatsache, dass Dimitri der Mörder von ihr und ihrer kleinen Familie war, war jedoch viel schlimmer.

Ich hatte Dimitris Vergangenheit akzeptiert. Er hatte gemordet und das nicht nur einmal, doch damit hatte ich mich abgefunden. Sogar, dass er noch einen Tag vor unserer ersten Begegnung Sarah körperlich und Liam emotional gefoltert hatte, konnte ich ihm verzeihen.

Doch eine Mutter, ihren Partner und ihr kleines Kind abzuschlachten, war eine Gräueltat, die ich mit nichts entschuldigen konnte. Und all das nur, weil sich meine Tante in einen Mann aus einer anderen Rasse verliebt hatte. Dabei war er sogar ein Vampyr gewesen.

Ich dachte an Soley, die sich in einen Menschen verliebt hatte und nun ein Baby erwartete. Würden Dimitris Eltern noch leben und dies ebenfalls nicht tolerieren, würde Dimitri dann auch Soley und ihr Kind umbringen?

Konnte ich mich so sehr in ihm getäuscht haben?

3. Kapitel

Dimitri

»Unternehmen wir einen Spaziergang?«

Ich löste meinen Blick nicht von den Monitoren, um mich zu Natascha umzudrehen. »Später, ich muss noch arbeiten«, antwortete ich, woraufhin ich ein Schnauben vernahm.

»Du vergräbst dich in deiner Arbeit, seit wir hier angekommen sind. Du dachtest vierundzwanzig Jahre lang, dass ich tot bin und nun hast du keine Zeit für mich?«, fragte sie in vorwurfsvollem Ton, der mich innerlich aufstöhnen ließ. Sie versuchte, mir ein schlechtes Gewissen einzureden.

Ich hörte Schritte und schließlich spürte ich ihre Hand auf meiner Schulter. »Bitte.«

»Na gut.« Ich drehte meinen Kopf und sah zu ihr auf. Obwohl sie bereits einige Zeit hier war, fühlte es sich noch immer seltsam an, sie anzuschauen. Es war, als würde ich in meine Jugend zurückversetzt werden. Als wären all die Gräueltaten meines Bruders nie passiert. Die Tatsache, dass Lilya im Koma lag, verstärkte dieses Gefühl, in der Zeit gereist zu sein, noch zusätzlich.

Ich fühlte mich verloren ohne meine Ehefrau. Sie war zum Halt in meinem Leben geworden. Und nun wusste ich nicht, ob sie je wieder aufwachen würde. Und ob sie mir dann überhaupt verzeihen würde. War es Schicksal, dass ich ausgerechnet jetzt auf meine einstige Verlobte gestoßen war?

Natascha sah mich liebevoll an. Wie ging es ihr bei der ganzen Sache? Wir hatten uns bisher nicht viel über die letzten Jahre unterhalten. Ich war noch nicht bereit dafür und sie vermutlich auch nicht.

Ich hörte, wie die Tür in meinem Rücken aufging. Natascha sah auf und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. Sie nahm ihre Hand von meiner Schulter und ich drehte meinen Stuhl, um zu sehen, wer die Kommandozentrale betreten hatte.

Lilya.

Mir stockte der Atem. Sie ist wach!

Ich konnte es nicht fassen, sie nach so vielen Wochen endlich wiederzusehen. Soley hatte mich die ganze Zeit über von ihr ferngehalten. Mit klopfendem Herzen musterte ich meine Frau von oben bis unten. Sie hatte abgenommen und sah sehr blass aus. Doch der Ausdruck in ihren Augen passte nicht zu der erschöpften Verfassung ihres Körpers. In ihnen brannte das Feuer.

»Lilya …«, ich stockte. »Ich bin so froh, dass du wieder wach bist.« Was sollte ich ihr sagen? So vieles lag mir auf dem Herzen, doch ich fand nicht die richtigen Worte dafür.

Sie richtete ihre blauen Augen auf Natascha und runzelte die Stirn. Ist sie vielleicht eifersüchtig?, schoss es mir durch den Kopf. Ich verwarf den Gedanken jedoch wieder. Lilya und ich hatten größere Probleme als eine andere Frau.

»Können wir reden?«, fragte Lilya schließlich. Ich nickte und sprang sofort auf, um mit ihr den Raum zu verlassen. Natascha beachtete ich nicht weiter.

***

Schweigend liefen Lilya und ich nebeneinander durch den Wald. Auch um uns herum war es ungewöhnlich still. Als würde unsere Umwelt die Spannung zwischen uns spüren. Man hörte nur das Knirschen des Schnees unter unseren Schuhen.

Irgendwann blieb ich stehen und legte den Kopf in den Nacken. Lilya lief noch etwas weiter, ehe auch sie innehielt. Ich sah in den strahlendblauen Himmel. Die Sonne schien heute zum ersten Mal seit Tagen. Als würde sie Lilyas Erwachen feiern. Wie hätte sie auch vorher scheinen können? Lilya war mein Sonnenlicht und ich hatte es viel zu lang nicht mehr gesehen. Die letzten Wochen waren trist gewesen. Der April hatte anstatt Frühlingswetter neuen Schnee und kühlere Temperaturen gebracht.

Wie Lilya ihren ersten Winter in Kanada wohl empfunden hatte? Ich hatte sie nie explizit danach gefragt. Die Temperaturen hier konnte man nicht einmal mit New Yorks vergleichen und erst recht nicht mit denen in Texas. Doch natürlich konnte sie es auch nur schwer beurteilen seit sie erwacht war. Immerhin machte ihr die extreme Kälte nun weniger aus. Ich befürchtete allerdings, dass der Schnee und die Kälte sie viel zu sehr an Sibirien erinnern könnten.

»Magst du Kanada?«, fragte ich spontan und sah zu Lilya, die mit dem Rücken zu mir stand. »Die Natur, die Temperaturen?«

Sie sah stirnrunzelnd zu mir. »Wie kommst du jetzt darauf?«

Ich zuckte die Achseln. »Das hier ist kein Vergleich zu deiner Heimat Texas.«

»Heimat …«, murmelte sie und ließ ihren Blick über die Umgebung schweifen, ehe sie wieder zu mir sah. »Heimat ist das, wonach sich unser Herz sehnt.«

»Und wonach sehnt sich deins?«, fragte ich vorsichtig und ging langsam auf sie zu. Sie rührte sich nicht, als ich direkt vor ihr stehenblieb. Mit unergründlicher Miene sah sie zu mir auf.

Langsam hob ich eine Hand und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. In mir brannte der Wunsch nach ihrer Nähe. Ich wollte sie umarmen, küssen und nie wieder loslassen.

»Ich weiß es nicht«, antwortete sie schließlich und trat einen Schritt zurück.

Enttäuschung brach über mir zusammen. »Lya, ich weiß nicht, was Valentin dir alles erzählt hat, aber …«

»Unabhängig davon, was er erzählt hat, stelle ich mir die Frage, warum ich es nicht von dir erfahren habe. Du wolltest mich nie wieder anlügen.«

Ich biss die Zähne zusammen und schwieg. Sie hatte recht. Keine Entschuldigung würde wieder gut machen, was ich getan hatte. Meine Taten von damals waren unentschuldbar und dass ich sie weiterhin verschwiegen hatte, nachdem andere Dinge bereits ans Licht gekommen waren, machte alles nur noch schlimmer. Vielleicht hätte Lilya mir verzeihen können, wenn ich von Anfang an ehrlich zu ihr gewesen wäre. Seit unserer ersten Begegnung war ich ihr gegenüber verschlossen gewesen. Ich hatte ihr nicht erzählt, dass wir Vampyre waren. Dass ihre Familie tot war. Dass ich viele Menschen und Vampyre auf dem Gewissen hatte. Doch wenn ich ihr das zu Beginn offenbart hätte, wäre es mir vielleicht nie gelungen, ihr Vertrauen und ihre Liebe zu gewinnen. Wie egoistisch ich doch gewesen war. Sie hatte mir vertraut, mir viele Taten verziehen und mich sogar geheiratet. Und was hatte ich getan? Ihr Vertrauen missbraucht und sie immer wieder enttäuscht. Ich war kein guter Ehemann.

»Hör auf, dir so einen Kopf zu machen«, sagte Lilya plötzlich.

Überrascht von ihren Worten legte ich die Stirn in Falten.

Sie seufzte tief. »Ich kann nicht mitansehen, wie es in deinem Kopf rattert. Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen, so sehr du deine Taten auch bereust.«

»Was soll das heißen?« Wusste sie wirklich, wie leid mir all das tat? Verzieh sie mir? Ich griff nach ihrer Hand und hielt sie fest.

Mit unergründlicher Miene blickte Lilya auf unsere Hände. »Ach Dimitri. Du solltest mich langsam kennen. Jeder hat seine Schattenseiten. Deine ist deine Vergangenheit. Als wir geheiratet haben, habe ich dich so angenommen, wie du bist.«

Mir klappte der Mund auf. »Heißt das, du verzeihst mir? Einfach so?«

Sie ließ meine Hand los und schüttelte den Kopf. »Es geht nicht einfach so. Ich werde Zeit brauchen, um alles zu verarbeiten. Die letzten Ereignisse haben mich zutiefst erschüttert. Ich weiß nicht, was ich jetzt über dich denken soll. Und ob ich dir glauben kann, dass du diesen Teil deiner Persönlichkeit wirklich hinter dir gelassen hast. Aber wir haben keine Zeit, uns deswegen immer und immer wieder im Kreis zu drehen. Ich werde das mit mir selbst ausmachen müssen.«

Ihre ehrlichen Worte berührten mich. Sie machte mir keine falschen Hoffnungen. Wir wussten beide nicht, wie es weitergehen sollte.

»Das verstehe ich«, erwiderte ich leise. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie leid mir das alles tut. Ich schwöre, dass ich mich geändert habe, auch wenn es schwer ist, das zu glauben.«

Lilya verschränkte ihre Finger ineinander und sah zu Boden. »Das ist es. Jeder hat eine zweite Chance verdient, aber ich weiß nicht mehr, wie viele ich dir schon gegeben habe.«

Unzählige, dachte ich missmutig. Wann würde sie genug von mir haben? »Lya, ich weiß, dass du sauer auf mich bist. Du musst es nicht in dich hineinfressen oder mir dir selbst ausmachen. Sag mir, was du denkst«, bat ich, in der Hoffnung, sie würde ihre Gedanken mit mir teilen.

Es dauerte eine Weile, bis sie mich wieder ansah und schließlich antwortete. »Ich bin traurig, enttäuscht und sauer. Ich verstehe nicht, wie du damals so handeln konntest. Wieso hast du meine Tante und ihre Familie getötet?«

Ihre Stimme klang ruhig, doch ich spürte, dass sie innerlich aufgewühlt war.

»Ich habe es auf Befehl meiner Eltern getan. Du kannst nicht verstehen, wie streng unsere Welt damals war. Ich bin in keiner so aufgeklärten Welt wie du aufgewachsen. Meine Eltern hatten immer das Sagen und ich hätte mich niemals ihren Befehlen verweigert.« Ich wollte nicht an dieses Erlebnis denken. Die Schuldgefühle hatten mich auch damals schon gequält. Ich hatte gespürt, dass es das Falsche war, doch was hätte ich tun sollen? Mich gegen meine Eltern stellen und womöglich auch verstoßen und getötet werden? Lilya tat stets nur das, was sie für richtig hielt. Sie hatte es nie mit einem strengen Elternhaus zu tun gehabt. Wäre sie als Vampyrprinzessin aufgewachsen, hätte sie vermutlich Verständnis für den Mord an Kalyna gehabt. Dies hatte zumindest Anisya. Sie hatte gewusst, dass ich für den Tod ihrer älteren Schwester verantwortlich war, trotzdem hatte sie mich nicht dafür verurteilt.

»Malyra war noch ein Baby. Egal was dir befohlen wurde … Wie konntest du nur ein unschuldiges Kind umbringen?« Lyas Stimme brach plötzlich und ich konnte sehen, wie sie gegen die Tränen ankämpfte. Sie hatte stark sein wollen, doch sie litt mehr unter den Neuigkeiten als sie sich selbst eingestand.

Kurzentschlossen zog ich sie in meine Arme und drückte sie an mich. Ich strich ihr sanft über den Rücken, während sie an meine Brust gepresst schluchzte.

Zumindest ließ sie diese Berührung zu, was ich als gutes Zeichen empfand. Es war schön, sie nach all den Wochen wieder halten zu können.

»Würden deine Eltern noch leben … würden sie … würden sie dir dann auch befehlen, Soley umzubringen?«, brachte sie unter Tränen hervor.

Lyas Frage erschütterte mich und schnürte mir die Kehle zu. Darum ging es also. Sie dachte vermutlich die ganze Zeit daran, wer noch alles gegen die alten Gesetze verstoßen hatte.

»Das würde keine Rolle spielen. Ich könnte so etwas nie wieder tun. Das schwöre ich.«

Ihr Gedanke war allerdings nicht weit hergeholt. Tatsächlich hätte Soley durch ihre Beziehung zu Liam und die Schwangerschaft ihr Leben aufs Spiel gesetzt, wenn unsere Familien noch am Leben wären. Auch wenn es vermutlich niemals dazu gekommen wäre. Soley wäre Liam niemals begegnet und längst mit einem Vampyr verheiratet gewesen.

Seit ich Gefühle für Lilya entwickelt hatte, musste ich immer wieder daran denken, dass unsere Beziehung nicht akzeptiert worden wäre. Die Dinge hatten sich seit dem Krieg verändert. Heute war die Mehrheit immer noch gegen uns, doch es gab inzwischen wichtigere Probleme als die falsche Partnerwahl. Soley und Lilya waren die letzten aus ihren Königsfamilien. Lilya sogar die letzte ihrer Art. Es wäre dumm, sie deshalb zu töten. Ich hatte einmal diese lächerlichen Gesetze vor ein Leben gestellt, das würde mir nie wieder passieren. Sascha hatte früh erkannt, dass das Schicksal ausgerechnet mich meine große Liebe in einer anderen Rasse finden ließ. Ausgerechnet mich, der früher andere dafür verurteilt hatte.

Lya löste sich von mir und ging wieder auf Abstand. »Ich brauche etwas Zeit für mich, okay?«

Auch wenn ich sie verstand, sträubte sich alles in mir, sie allein zu lassen. Ich hatte ihre Nähe in den letzten Wochen schrecklich vermisst. Doch ich war lange genug egoistisch gewesen. »Natürlich.«

4. Kapitel

Lilya

Nach meinem Gespräch mit Dimitri war ich davongerannt. Obwohl das Gespräch besser verlaufen war, als ich zuvor gedacht hatte, musste ich einfach weg. Meine Beine hatten mich auf direktem Weg wieder zum Wasserfall geführt.

Vor Liams Grab ließ ich mich in den Schnee fallen und weinte hemmungslos. Ich starrte auf Liams Namen, der langsam vor meinen Augen verschwamm.

Meine Gefühle kämpften gegeneinander an. Ein Teil von mir hatte Dimitri sofort verzeihen und ihm in die Arme fallen wollen, doch ein anderer Teil sträubte sich dagegen. Mein Verstand weigerte sich, dem Wunsch meines Herzens nachzugeben. Ich liebte Dimitri, doch es stand erneut etwas zwischen uns. Immer erfuhr ich von anderen, wie sein Leben verlaufen war. War das eine Basis für eine gute Ehe?

Ich fragte mich, ob es noch etwas gab, das ich nicht wusste, oder ob nun alle Geheimnisse gelüftet worden waren. Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich nie erfahren hatte, wer meine Eltern auf dem Gewissen hatte. Valentin hatte angedeutet, dass er aus meiner Familie lediglich meine Großmutter ermordet hatte. Es musste also einer seiner Männer gewesen sein, denn Anisya und Yaris starben auf seinen Befehl hin.

Bei Gelegenheit würde ich bei Dimitri nachhaken, ob er die Mörder kannte, doch vorerst gab es Wichtigeres zu klären.

Während meine Tränen versiegten, malte ich Muster in den Schnee und ging im Kopf meine Möglichkeiten durch. Dimitri verzeihen und das Thema fallen lassen oder weiterhin auf Abstand gehen. Doch was würde ich damit erreichen?

Egal, wie lange ich auch darüber nachdachte, ich würde zu keinem Ergebnis kommen. Ich konnte mich immerhin schlecht dafür entscheiden, ihm zu verzeihen. Das Gefühl, verraten worden zu sein, würde nicht einfach verschwinden. Die entstandene Distanz zwischen mir und Dimitri konnte ich nicht leugnen und die Zeit würde zeigen, ob ich mit den neusten Erkenntnissen leben konnte.

»Lya?«, rief plötzlich eine vertraute Stimme.

Ich drehte den Kopf und sah, wie Emma am Flussufer entlang auf mich zu rannte.

Der Anblick des kleinen Mädchens weckte augenblicklich Erinnerungen an die Ereignisse in Sibirien und versetzte mir einen Stich ins Herz. Ich stand auf und klopfte mir den Schnee von der Hose. Keine Sekunde später fiel mir Emma bereits in die Arme.

»O Lya, ich habe dich so vermisst! Es ist so schön, dich wiederzusehen!«

»Geht mir auch so, Emmi.« Ich drückte sie an mich und hörte, wie das Mädchen zu schluchzen begann. »Ssscht, es ist alles gut. Ich bin ja hier«, murmelte ich im Versuch, sie zu beruhigen, wohlwissend, dass nichts gut war.

»Ich vermisse ihn so sehr«, meinte sie plötzlich und mir wurde das Herz schwer.

»Ich auch, Em.« Sanft strich ich ihr über den Rücken.

»Seit wann bist du wieder wach?«, fragte sie und lehnte sich leicht zurück, um mich anzuschauen. In ihren grünen Augen konnte ich ihren Kummer erkennen. Sie musste sehr gelitten haben.

»Du weißt, dass ich im Koma gelegen habe?« Natürlich, Emma war mit uns nach Kanada zurückgekehrt. Sie musste bereits geahnt haben, dass ich auch hier nicht so schnell wieder aufgewacht war.

Sie nickte. »Soley meinte, sie würde Bescheid geben, wenn es etwas Neues gäbe. Aber seit der Beerdigung habe ich sie nicht wiedergesehen.« Bei der Erwähnung der Beerdigung verzog sie gequält das Gesicht.

»Ich bin heute erst aufgewacht und wäre noch zu euch gekommen. Vorher wollte ich nur ein wenig den Kopf freikriegen.« Ich wollte fragen, wie es ihr und ihrer Familie ging, doch ich brachte die Worte nicht hervor. Wie sollte es ihnen schon gehen?

Ich überlegte, was ich sagen sollte, als ich erneut jemanden meinen Namen rufen hörte. Ich ließ Emma los und drehte mich um. Sarah kam händchenhaltend mit Mason aus dem Wald auf uns zu. »Ein Glück bist du wieder wach!« Sarah ließ Masons Hand los und umarmte mich zur Begrüßung.

»Ja, auch wenn ich auf die Realität verzichten könnte«, erwiderte ich traurig.

»Das verstehen wir sehr gut«, sagte Mason und drückte mich auch kurz zur Begrüßung. »Aber wir sind froh, dass du wieder da bist.«

Ich schenkte ihm ein scheues Lächeln. »Danke, Mason.«

»Emma, du solltest doch nicht ohne uns zu Liams Grab gehen«, tadelte Sarah ihre kleine Schwester. »Es ist gefährlich.« Mit Sicherheit dachte sie daran, wie Emma entführt worden war. Allerdings wäre Emma auch nicht sicherer, wenn Sarah oder Mason bei ihr waren. Liam hatte schließlich auch nichts gegen einen Vampyr ausrichten können.

Beleidigt stampfte Emma mit dem Fuß auf. »Ich wollte ihn halt besuchen. Er soll nicht das Gefühl haben, dass wir ihn vergessen!«

Ich biss mir auf die Unterlippe und warf einen Blick in den Himmel. Ob Liam da oben war und uns beobachtete? Ich war nicht gläubig, aber keiner wusste, was nach dem Tod mit einer Seele geschah.

»O Emma. Liam weiß, dass du ihn niemals vergessen würdest«, erwiderte Sarah leise.

Einen Moment blieb es still. Ich löste meinen Blick vom Himmel und räusperte mich. »Ähm Mason, könntest du dich um Emma kümmern? Ich würde mich gerne kurz mit Sarah unterhalten.«

Sarah warf mir einen fragenden Blick zu, ehe sie Mason zunickte.

Bevor Emma protestieren konnte, zog ich das Mädchen noch mal kurz in die Arme. »Ich komme dich so schnell wie möglich besuchen«, versprach ich ihr.

Statt einer Antwort nickte sie nur und ließ sich von Mason wegführen.

»Was möchtest du denn mit mir besprechen?«, fragte Sarah, sobald wir außer Hörweite waren.

Ich ging zum Grabstein und strich vorsichtig den Schnee hinunter. »Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich Liam nicht retten konnte.«

Es dauerte einige Zeit, bis Sarah antwortete. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hast alles versucht, was du konntest.«

Ich schüttelte den Kopf. »Aber es war nicht genug. Und hätte ich mich nicht mit deinen Geschwistern angefreundet, hätte Valentin keinen Grund gehabt, sie zu entführen.«

»Hör auf damit.« Sarah legte eine Hand auf meine Schulter. »Selbstvorwürfe bringen Liam auch nicht zurück. Eure Freundschaft war etwas Besonderes, das hätte er niemals missen wollen.«

Ich seufzte. »Es ist so egoistisch, aber ich vermisse die Gespräche mit ihm. Er hat mir immer zugehört und mir bei meinen Problemen geholfen. Mit wem soll ich jetzt reden?«

Sarah lachte leise. »Dafür sind gute Freunde doch da. Und ich bin sicher, dass du noch genug davon hast. Aber ich verstehe, was du meinst. Liam war nicht nur mein Bruder, sondern irgendwie auch immer mein bester Freund. Er war der erste, dem ich von Mason erzählt habe. Er hat meine Sorgen immer ernst genommen und auf mich aufgepasst.« Sie stoppte und schluckte schwer. »Er hinterlässt eine große Lücke in uns allen.«

Ich nickte nur. Liams Tod würde das Leben hier verändern. Niemand würde ihn ersetzen können.

Sarah nahm ihre Hand von meiner Schulter und musterte mich ernst. »Du kannst aber jederzeit mit mir reden, wenn du möchtest. Wir können auch gegenseitig füreinander da sein.«

»Danke, Sarah. Das weiß ich sehr zu schätzen.«

»Also, gibt es etwas, das dir auf der Seele liegt?«

***

Auf dem Weg zurück ins Dorf erzählte ich Sarah, was ich in Sibirien über Dimitri erfahren hatte. Genauso wie Liam hatte sie Dimitri früher aus ganzem Herzen gehasst, immerhin war sie lange genug von ihm gequält worden. In den vergangenen Monaten hatte sie jedoch auch seine guten Seiten kennengelernt und ihre Meinung über ihn geändert. Ich war also sehr gespannt, was sie zu den neuen Erkenntnissen sagen würde.

Sarah hörte mir die ganze Zeit über aufmerksam zu und schwieg eine Weile, nachdem ich fertig erzählt hatte.

»Wow, das sind wirklich heftige Neuigkeiten. Ich kann verstehen, dass du jetzt überfordert bist«, meinte sie schließlich.

Ich blieb stehen und vergrub die Hände in den Hosentaschen. »Du hast Dimitri so kennengelernt, wie er früher war. Überrascht es dich, dass er das getan hat?«

Sarah blieb ebenfalls stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Auf ihrer Stirn bildeten sich Falten, als sie nachdachte.

»Nun, es sollte mich eigentlich nicht überraschen. Ich habe Dimitri lange Zeit begleitet und viele seiner dunklen Seiten kennengelernt. Trotzdem schockiert mich seine Tat. Vielleicht, weil ich bei meiner Rückkehr nach Kanada einem ganz anderen Dimitri gegenüberstand. Der Kontrast zu früher ist nun umso heftiger.«

»Vermutlich. Da kannst du ja sicher verstehen, wie es mir geht. Ich kenne Dimitris Schattenseiten nur aus Erzählungen. Er hat sie mir gegenüber nie offenbart.«

Sarah lachte trocken. »Natürlich nicht. Er liebt dich und wäre schön blöd, wenn er sich in deiner Gegenwart nicht von seiner besten Seite zeigen würde. Ich denke, es ist natürlich, sich ein wenig zu verstellen, wenn man Interesse an jemandem hat.«

»Du meinst, er hat mir etwas vorgespielt?« So hatte ich die Sache bisher noch nicht betrachtet. Ich war immer davon ausgegangen, dass er durch mich seine Dämonen überwältigen konnte. Nicht, dass er sich extra verstellen musste.

Glücklicherweise verneinte Sarah dies. »Nein, ich glaube, dass er sich durch dich wirklich geändert hat. Er ist nicht von Grund auf böse. Sein Umfeld und die Umstände haben ihn aber oft zu dem Bösen gemacht. Er hat ein gutes Herz und durch dich kann er das auch endlich zeigen. Ich denke, dass er wirklich der Mann sein will, der deine Liebe verdient.«

5. Kapitel

Dimitri

Eine gefühlte Ewigkeit lief ich ziellos durch das Schloss, bis ich entschied, mit jemandem zu reden. Doch mit wem sollte ich über meine Beziehung sprechen? Sascha, Ana oder sogar Natascha?

Als ich an Nataschas Gemächern vorbeikam, blieb ich stehen und zögerte. Vielleicht war es gar keine schlechte Idee, mich mit ihr zu unterhalten. Sie kannte Lilya quasi nicht und war möglicherweise am wenigsten parteiisch.

Ich atmete tief durch und klopfte zweimal an der Tür. Kurz darauf öffnete Natascha. Sobald sie mich sah, erschien ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht, welches ich automatisch erwiderte. Sie sah wie immer umwerfend aus, auch wenn ich den für eine Djiya typischen Stil nicht besonders mochte. Sie war geschminkt und trug schwarze Jeans und einen tief ausgeschnittenen Pullover. Lilya und Soley legten kaum Wert auf Schminke und schicke Kleidung, was mir persönlich auch lieber war. Nataschas dunkle Haare waren feucht, weshalb ich vermutete, dass sie eben erst geduscht hatte. Die noch ungemachten Haare machten sie aber umso hübscher, weil sie natürlicher wirkten.

»Hey Dimitri. Die Wiedersehensparty mit deiner Ehefrau ist wohl schon beendet?«

»Ähm ja. Kann ich reinkommen?«

»Natürlich.« Sie trat zur Seite und ließ mich rein. Ich lief an ihr vorbei und steuerte die große Couch in der Mitte des Raumes an. Mit einem lauten Seufzen ließ ich mich in die Polster fallen, was Natascha mit einem Lachen kommentierte.

»Du klingst, als würdest du alt werden.«

Ich ging nicht auf ihre Bemerkung ein, sondern kam gleich zur Sache. »Ich brauche den Rat einer Freundin«, erklärte ich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

Natascha setzte sich neben mich und musterte mich fragend. »So? Um was geht es? Beziehungstipps?«, mutmaßte sie.

Ich schürzte die Lippen. »Hm. Ich schätze schon.«

»Okay. Ich hoffe, dass ich dir helfen kann. Immerhin kenne ich deine Frau nicht.«

»Deshalb komme ich zu dir. Als unbeteiligte Dritte hast du vielleicht eine andere Sicht auf die Dinge.«

Nataschas Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Dann schieß mal los.«

Ich erzählte ihr von dem Problem, das zwischen mir und Lilya stand. Die Tatsache, dass meine Vergangenheit nicht schöngeredet werden konnte und Lilya meine früheren Taten besonders mitnahmen.

Nachdenklich legte Natascha den Kopf schief und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. »Ich vermute, das Grundproblem liegt in euren unterschiedlichen Moralvorstellungen. Lilya denkt und handelt wie ein Mensch, der eine weiße Weste hat. Manche dieser Frauen stehen auf Männer, die genau das Gegenteil sind. Doch Lilya scheint nicht unbedingt eine Schwäche für Bad Boys zu haben.«

»Allerdings. Das habe ich auch frühzeitig erkannt. Aber unserer Liebe stand das dennoch nicht im Weg.«

»Glaubst du, dass es auch so weit gekommen wäre, wenn sie von Anfang an die Wahrheit gekannt hätte?«

Ich biss die Zähne fest zusammen. Damit traf Natascha genau den Gedanken, den ich auch oft genug hatte. Hätte Lilya sich in mich verliebt, wenn sie all dies vorher gewusst hätte? Wenn wir wirklich füreinander bestimmt waren, dürfte meine Vergangenheit keine Rolle spielen. Doch was, wenn sie sich lediglich in eine Vorstellung von mir verliebt hatte, die nicht der Wahrheit entsprach?

»Dimitri, du solltest wissen, dass ich schon immer dafür war, dass jeder lieben kann, wen er will. Und die Differenzen zwischen dir und Lilya rühren nicht nur daher, dass ihr zu unterschiedlichen Rassen gehört, sondern liegen vor allem an der Art und Weise, wie ihr aufgewachsen seid. Ich bin skeptisch, ob das auf Dauer wirklich gut geht.« Natascha legte ihre Hand auf meine und sah mich eindringlich an. »Du willst doch bestimmt, dass sie glücklich ist. Eine Ehe ist viel Arbeit, doch die positiven Zeiten sollten überwiegen. Und man sollte sich nicht verstellen müssen. Du solltest von ihr nicht für deine Vergangenheit verurteilt werden.«

»Das ist nicht das Problem. Ich verurteile mich doch selbst für meine Vergangenheit. Es war falsch, was ich getan habe.«

Natascha verdrehte die Augen. »Das denkst du inzwischen also? Wäre es besser gewesen, gegen deine Eltern zu rebellieren? Sie möglicherweise für ihre Ansichten selbst umzubringen und das nicht deinen Bruder erledigen zu lassen?«

Ich zog meine Hand weg und lehnte mich zurück. »Nein, das nicht. Ich hätte sie irgendwie anders davon überzeugen müssen, dass ihre Ansichten veraltet sind.«

»Das waren Ansichten, die du selbst lange Zeit vertreten hast. Wie hättest du also etwas dagegen sagen sollen? Fast jeder Vampyr hat diese Meinung vertreten. Das war kein Verbrechen, sondern normal. Wenn du ehrlich zu dir selbst bist, gestehst du dir auch ein, dass du nie von Schuldgefühlen geplagt worden bist, bevor du Lilya kennen gelernt hast.«

Stöhnend legte ich den Kopf in den Nacken und schloss für einen Moment die Augen. Ich dachte über Nataschas Worte nach. Eigentlich wollte ich es mir nicht eingestehen, doch vermutlich hatte sie recht. Lilya weckte diese Schuldgefühle in mir. Früher hatte ich von einem Tag zum anderen gelebt, ohne mir Gedanken um mein Umfeld zu machen. Ich war als Prinz geboren worden, doch nie hatte ich darüber nachgedacht, was ich mit meiner Macht anstellen könnte. Wie ich die Welt zum Positiven verändern könnte. Das war der wohl größte Unterschied zwischen Lya und mir. Sie dachte zuerst an andere, ich zunächst an mich selbst.

»Verflucht!« Ich raufte mir die Haare und fixierte Nataschas braune Augen. »Ich habe es schon wieder getan.«

Verständnislos sah sie mich an. »Was getan?«

»Nur an mich gedacht«, erklärte ich zähneknirschend. »Das ist das ganze Problem in meiner Beziehung und anscheinend mache ich das nicht nur bei Lya.«

»Ich verstehe immer noch nicht, worauf du hinauswillst.«

»Ich komme hierher und erzähle dir von meinen Sorgen, dabei habe ich dich noch nicht einmal gefragt, wie es dir geht.« Dieses Mal griff ich nach ihrer Hand und drückte sie leicht. »Du warst so viele Jahre lang Valentins Gefangene und musst das mit Sicherheit erst verarbeiten. Wenn du also über irgendetwas reden willst, bin ich für dich da«, versicherte ich ihr.

Sie lächelte matt. »Danke, Dimitri. Aber mach dir um mich keine Sorgen. Ich habe dir bei unserer Ankunft bereits gesagt, dass ich darüber nicht reden will. Ablenkung ist vermutlich das Beste.«

Ich nickte und überlegte, was ich sagen sollte, als ich plötzlich Lilya fluchen hörte. Erschrocken ließ ich Nataschas Hand los und sah auf.

Meine Frau stand neben der Couch und starrte uns mit großen Augen an. »Oh, tut mir leid. Ich wollte nicht stören.«

Sie musste sich zu mir teleportiert haben, ohne zu wissen, dass ich bei Natascha war.

»Lya, warte!«, rief ich, doch sie hatte sich bereits wieder in Luft aufgelöst. »Verdammt, ich hasse das!«, stieß ich aus und ließ mich zurück in die Polster fallen. Manchmal war ihre Fähigkeit wirklich lästig.

»Was war das denn?«, fragte Natascha sichtlich verwirrt. Sie sah immer wieder von dem Fleck, an dem Lilya gestanden hatte, zu mir und zurück.

»Tut mir leid, ich fürchte, Lya hat mit mir sprechen wollen«, erklärte ich und stand auf. »Wir können später weiterreden, Natascha.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, lief ich zur Tür und stürmte nach draußen. Im Gegensatz zu Lilya hatte ich keine besonderen Kräfte, die sie mich so einfach aufspüren lassen würden, weshalb ich sie auf ganz altmodische Art suchen musste.

***

Überraschenderweise wurde ich direkt am ersten Ort fündig.

Als ich unsere Wohnung betrat, fand ich sie zusammengerollt auf unserer Couch vor. Sie hatte ihre Kuscheldecke bis unter ihr Kinn gezogen und sah mir mit skeptischem Blick entgegen.

»Ach Lya, warum besteht unsere Beziehung immer aus Katz-und-Maus-Spielen?« Seufzend ging ich vor der Couch auf die Knie und strich sanft über ihre Schulter.

»Bin ich die Katze oder die Maus?«, fragte sie und ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

»Normalerweise würde ich sagen ganz klar die Katze, aber du läufst so oft davon, dass du dich selbst in die Rolle der Maus steckst.«

Sie schürzte die Lippen und richtete sich auf. »Ich will aber nicht die Maus sein.«

Ich setzte mich neben sie auf die Couch und griff nach ihrer Hand. »Dann lauf nicht davon, sondern stell dich dem Kampf.«

Ihr Blick wanderte von unseren Händen nach oben in mein Gesicht. »Ich versuche es ja.«

»Worüber wolltest du mit mir reden, als du vorhin aufgetaucht bist?«

»Ähm …« Sie biss sich auf die Unterlippe und überlegte kurz. »Ich habe mit Sarah über uns gesprochen«, sagte sie schließlich und mein Puls beschleunigte sich. Für Sarah war ich womöglich noch immer der schlimmste Vampyr der Welt.

»Und was ist ihre Einschätzung?«, fragte ich ruhig und versuchte, die Angst in meiner Stimme zu unterdrücken.

»Sie ist der Meinung, dass du dich inzwischen wirklich geändert hast und deine Taten bereust. Und dass du meine Liebe verdienst.«

»Wirklich?« Hatte ich es tatsächlich geschafft, mich in Sarahs Augen zu bessern?

Lilya nickte lächelnd. »Allerdings. Und ich denke das auch.«

Sprachlos starrte ich sie an. Sarah und Lya waren zu einer komplett anderen Einschätzung gekommen als Natascha. Wer hatte recht? Hatte ich mich verändert? Bereute ich meine Taten? Ich war der Meinung, dass ich das sehr wohl tat und nicht nur wegen Lya.

Ich sah in ihre kristallblauen Augen und hatte das Gefühl, mich in ihnen zu verlieren.

»Ich habe geschworen, an deiner Seite zu stehen«, flüsterte sie. »Dich zu lieben und zu ehren – in guten wie in schlechten Zeiten. Deine Stärken zu fördern und mit deinen Schwächen geduldig zu sein.« Sanft legte sie eine Hand an meine Wange. »Dimitri, die Dämonen deiner Vergangenheit sind deine größte Schwäche. Auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, wir werden sie zusammen überwinden. Doch du hast auch geschworen, mit mir zu reden.«

Bei ihren Worten wurde mein Herz schwer und ich presste die Zähne fest aufeinander. Womit hatte ich diese Frau nur verdient?

»Du hast recht: Ich habe gelobt, mit dir zu reden und zu schweigen, zu lachen und zu weinen. Es tut mir so schrecklich leid, Lya, dass ich dich enttäuscht habe.«

Sie lächelte und zog mein Gesicht zu sich heran. Sanft legte sie ihre Lippen auf meine. »In Krieg und Frieden, bis dass der Tod uns scheidet«, murmelte sie.

»Bis dass der Tod uns scheidet«, wiederholte ich. »Ich liebe dich.« Ich schlang meine Arme um sie und küsste sie leidenschaftlich.

6. Kapitel

Lilya

In den nächsten Tagen hatte ich das Gefühl, dass langsam Normalität in mein Leben zurückkehrte. Wenn man es denn Normalität nennen konnte.

Liam würde niemals vergessen werden. Dimitris Vergangenheit würde niemals vergessen werden. Die Bedrohung durch Valentin würde niemals vergessen werden.

So viel war passiert, doch das Leben ging weiter. Musste einfach weitergehen. Wie sich die Ereignisse in Sibirien auf die zukünftige Politik auswirken würden, blieb noch abzuwarten. Valentin wollte einen Platz im Rat und ich war gespannt, wann er diesen einfordern würde. Für die nächste Zeit war zumindest kein offizielles Ratstreffen geplant, doch das konnte sich jederzeit kurzfristig ändern.

Jede Nacht träumte ich von all den schrecklichen Erlebnissen. Ich wusste nicht, ob ich sie je loswerden würde. Solange Valentin nicht gestoppt wurde, konnte jederzeit etwas Schlimmes passieren. Doch wie sollten wir ihn aufhalten? Ich musste mir eingestehen, dass ich keine Idee hatte und den anderen schien es ähnlich zu gehen. Uns blieb also nichts anderes übrig, als abzuwarten.

Ich seufzte tief und legte den Kopf in den Nacken. Die Sonne war ein ganzes Stück weitergewandert, während ich hier am Wasserfall gesessen und gedankenverloren in die Ferne gesehen hatte.

Wie viel Zeit tatsächlich vergangen war, konnte ich nicht einschätzen. Ich trug keine Uhr und hatte mein Handy im Schloss gelassen. Hier in Kanada hatte ich es selten dabei.

Irgendwann hörte ich neben dem Tosen des Wassers Schritte und sah auf. Ohne ein Wort zu sagen setzte sich Soley neben mich und schaute ebenfalls in die Ferne.

Es verging eine Weile, während wir schweigend unseren Gedanken nachhingen. Sie war bestimmt hergekommen, um an Liam zu denken. Ich bemerkte, wie Soley eine Hand auf ihren Bauch legte, wodurch ich meine Vermutung als bestätigt ansah. Die Geste stimmte mich traurig.

»Warum passiert das nur alles?«, fragte ich leise und durchbrach damit die Stille.

Soley drehte sich zu mir und legte mir einen Arm um die Schulter. Sie lächelte gequält. »Ich weiß es nicht.«

»Wieso muss man immer kämpfen? Wieso muss man immer Krieg führen? Wieso kann man nicht in Frieden miteinander leben? Egal ob Mensch oder Vampyr.« Ich schüttelte verständnislos den Kopf.

»Man muss es nicht. Aber es wird wohl immer zum Leben dazu gehören. Wo Frieden herrscht, muss es auch Krieg geben. War das nicht schon immer so?«

Ich zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Mein ganzes Leben lang habe ich gehofft, dass die Menschen dazulernen. Aber danach sieht es nicht aus. Und dasselbe gilt wohl auch für meine neue Rasse.« Ich streifte Soleys Arm ab, stand stöhnend auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Sonne hatte sich hinter der nächsten Wolke verzogen und einen kalten Wind zurückgelassen.

Soley schaute zu mir hoch. »Das ist erst der zweite Krieg, von dem ich weiß. Zu dem ersten gibt es nur Legenden, da er bereits vor tausenden von Jahren ausgefochten worden war. Diese Legenden besagen, dass drei Geschwister übernatürliche Fähigkeiten entwickelt haben und darum kämpften, wer diese neue Lebensform anführen sollte. Deine Vorfahrin Königin Lilyana soll diesen Kampf gewonnen haben und seitdem herrscht deine Familie über alle Vampyre.« Sie lächelte. »Das war vermutlich auch der Grund, warum es seitdem keine Kriege mehr gab. Deine Familie hat immer friedlich regiert und jedem seine Freiheiten gelassen. Wir haben meistens sehr zurückgezogen, aber trotzdem friedlich mit den Menschen zusammengelebt und uns aus ihren Angelegenheiten herausgehalten. Wir mögen stärker und manchmal vielleicht auch intelligenter als sie sein, aber das gibt uns ja noch lange nicht das Recht, sie zu unterdrücken und wie Sklaven zu behandeln, was einige gerne machen würden.« Sie strich behutsam über ihren Bauch. »Jedes Lebewesen hat das Recht auf ein unversehrtes und selbstbestimmtes Leben. Die meisten von uns sehen das auch so, weshalb es kaum zu Streitigkeiten kommt. Zudem erleben wir durch unsere Lebensdauer unheimlich viel und sehen genug Leid auf der Welt, weshalb wir nicht selbst noch aktiv daran beteiligt sein wollen.«

Über dieses Thema hatten Soley und ich bereits häufiger gesprochen. Doch es nützte nichts, darüber zu reden, dass sich Millionen gut benahmen, wenn sich einer mit Macht gegen alles stellte. Egal ob bei den Menschen oder den Vampyren. Es reichte ein Funke, um ein ganzes Inferno zu entzünden und die Welt zu zerstören.