Die letzte Rebellion der Kobolde - Ingo Duske - E-Book

Die letzte Rebellion der Kobolde E-Book

Ingo Duske

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Beschreibung

Einer alten schottischen Sage nach, existieren in Schottland auch heute noch Erdgeister und Kobolde. Diese Erdgeister nennt man dort BROWNIES ,nicht zu verwechseln mit den braunen, kleinen Leckereien. Die Brownies sind liebenswerte, hilfreiche, gutmütige, kleine Wesen. Boshaftigkeit ist unter Ihnen nicht zu finden und Ihr höchstes Gut sind Liebe und Wahrheit. Dann gibt es noch die Kobolde, deren Hauptaufgabe darin besteht den Menschen das Leben schwer zu machen indem sie Dinge verstecken und Schaden anrichten. Wenn man sich vor Kobolden schützen möchte, ist es gut einen Brownie in seiner Nähe zu haben, denn diese bringen alles so schnell wieder in Ordnung, das man nichts von einem Aufenthalt der Kobolde bemerkt. So war es bereits seit Jahrtausenden. Diese Ordnung ändert sich aber durch äußere, bösartige Einflüsse aus unserer hochmodernen Gesellschaft. Die Kobolde werden bösartiger denn je. Kann Daniel Gordon, genannt Dan helfen? Dan ist ein Durchschnittsbürger und erhält eines Tages ein merkwürdiges Paket und als er zu Hause ankommt folgt ein ebenso merkwürdiger Brief. In diesem ist eine Münze enthalten. Er soll sich in Schottland mit jemandem treffen und die Münze als Zahlungsmittel verwenden. Er erkundigt sich, nach dem Wert der Münze und erlebt seine erste Überraschung. Er muss diese Reise antreten. Eine Reise in die alte Welt von Brownies und Kobolden um einen letzten Wunsch eines großen Zauberers zu erfüllen. Auf vielen Internetseiten und in vielen Büchern sind die Brownies und Kobolde beschrieben und alle haben einen Teil dazu beigetragen, den Mythos über die Jahre und Jahrhunderte aufrecht zu erhalten. Dieses Buch beschreibt die Not der Brownies in einem Teil der Welt, der bisher allen verborgen war.

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Frei nach Albert Einstein:

Phantasie ist wichtiger als Wissen

ist dieses Buch entstanden.

Wer weiß schon, ob es Brownies oder Kobolde wirklich

gibt, wer hat schon welche gesehen?

Viele Städtenamen in diesem Buch gibt es wirklich.

Vergleicht diese aber nicht mit den Städtenamen in unserer

Welt, denn in der alten Welt sieht alles ein wenig anders

aus.

Wer dieses Buch liest, sollte sich trennen von der Realität

und Grübeleien.

Hier beginnt die Phantasie.

So lasst euch fallen in eine Welt die Anfangs wirklich er-

scheint, aber in einer Welt aus Phantasie und Träumen

versinkt.

Letztendlich beginnt dieses Abenteuer mit einem

Stein…………

Eines noch:

Wer Rechtschreibfehler findet, der darf sie behalten ;-)

Erste Handgezeichnete Karte von Dalriada entstanden circa 1805.

Zwischen Drachenkopf, also dem Vulkan und Drachenfeuersee befindet sich das gefährlichste auf Dalriada. Der Vulkan, der seit Jahrhunderten den Kreislauf zwischen dem Krater und dem Schlund auf dem Boden des Drachenfeuersees gewährleistet. Ein gefährlicher, sehr heißer Kreislauf in dessen Umgebung alles verkohlt und schwarz überzogen ist.

PROLOG

Dereinst gab es in Schottland viele Mythen über die verschiedensten Völker und die verschiedensten Kreaturen.

Es sind nicht alle wahr, aber einige Mythen bestehen bis heute und das nicht ohne Grund.

Schottland. Das raue Land der Highlands mit seinem eigenen Charme und der seit vielen Jahrhunderten bestehenden Traditionen.

Seit Anbeginn unserer Zeitrechnung, hält sich im Lande Schottland ein besonderer Mythos, der dieses in vieler Hinsicht einzigartige Land noch besonderer erscheinen lässt.

Es ist die Geschichte über zwei rätselhafte Völker.

Wir Menschen entscheiden durch unsere Taten, ob sie uns helfen oder schaden können.

Das eine Volk sind die Kobolde, von denen wohl schon jeder etwas gelesen hat.

Die Kobolde gehören zu den übelsten Gesellen.

Sie sind kleine, grünhäutige Gestalten, die uns Menschen als Bösewichte die gemeinsten und hinterhältigsten Streiche spielen.

Ihre Streiche sind nicht lebensbedrohlich, aber es gab schon Menschen, die durch die Häufigkeit der Streiche in den Wahnsinn getrieben wurden. Das letzte was man dann hörte, war das Gekicher des Kobolds, der sich dann ein neues Opfer suchte.

Das unbekanntere Volk sind die Brownies und

- nein -

es sind nicht die kleinen, bekannten, braunen Leckereien.

Beide Völker gehören zu den sogenannten Erdgeistern und doch könnten sie Unterschiedlicher nicht sein.

Der beste Schutz gegen einen Kobold, ist ein Brownie.

Diese kleinen, freundlichen Wesen werden als gutmütige, ehrliche, hilfreiche Wesen beschrieben. Ihren Namen erhielten sie von Ihrem meist etwas schäbig wirkenden, braunen Lederumhang. Ihr höchstes Ziel ist es, mit aufrichtigen, ehrlichen Menschen in Harmonie und Frieden zu leben. Sie sind nicht besonders hübsch, denn sie sind klein und behaart, haben einen Wuschelkopf, flache Gesichter und nur einen Nasenansatz mit zwei Löchern statt einer Nase.

Sie halten sich mit Vorliebe an warmen Orten wie einem Lagerfeuer, Herd oder der Heizung auf.

Man sollte sich aber nie bei Ihnen für Ihre Hilfe bedanken, denn das würde sie sehr verärgern.

Stattdessen kann man Ihnen Gutes tun mit einem Schälchen kaltem Tee, oder etwas Leckereien.

Jegliche andere Art von Danksagung, würde einen Brownie für immer verscheuchen.

Zufriedene Brownies schlossen sich den Familien an und bereinigten alles Chaos das ein Kobold angestellt hatte und halten sogar nur durch ihre Anwesenheit Kobolde von Haus und Hof fern. Sie sind so schnell und geschickt, dass ein Mensch nichts von der Anwesenheit eines Koboldes bemerkt.

Am einfachsten gelingt es Kindern, mit Brownies in Kontakt zu treten.

Brownies lieben es, Kindern Mythen und Märchen zu erzählen, aber sie verschwinden sofort, wenn sich ein Erwachsener nähert.

Einige Erwachsene, die sich ein freundliches, friedliches Gemüt bewahrt haben, können Brownies ebenfalls sehen. Allerdings sind Menschen mit dieser Gabe die Ausnahme.

So war es seit Jahrtausenden.

Jedes der beiden Völker hatte seine Aufgaben und kein Mensch hatte es je gewagt, dieses Gleichgewicht ändern zu wollen.

Bis in unser Jahrhundert.

Es ging so weit, dass nicht nur die Welt der Brownies in Gefahr war, sondern unsere zivilisierte und scheinbar ruhige Welt vor einer der größten Bedrohungen stand, aber niemand hier wusste etwas davon.

All dieses sollte jetzt verhindert werden, indem einer der schlauesten Brownies in einem Postamt in Schottland in unserer Zeitrechnung ein Paket nach Deutschland schickte.

In diesem Paket lag die Hoffnung für die gesamte Welt und vor allem für das Kingdom of Dalriada.

Ihr wisst nicht, wo Dalriada liegt?

Dann folgt mir in diese Geschichte.

Pünktlich um sechs Uhr am Morgen ertönte aus dem Radiowecker laute Rockmusik.

Mit kleinen Augen versuchte er die Uhrzeit zu erkennen, obwohl der Wecker jeden Arbeitstag um sechs Uhr diesen Lärm veranstaltet und dieser Vorgang eigentlich unnötig wäre. Aber man war über die Jahre darauf trainiert und somit gehörte es zum Tagesanfang.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Er setzte sich langsam auf die Bettkante und murmelte leise vor sich hin: “…und wieder startet ein Tag der sich über die Stunden schleppt.

Hoffentlich ist bald Wochenende.“

Spätestens an der Lautstäke seines Gähnens konnte man ablesen, dass er alleine in der Wohnung war – und er war sehr, sehr müde.

Es war der fünfzehnte August.

Draußen war es bereits hell, aber auch das war wenig hilfreich, wenn man als Nachtmensch eigentlich erst kurz vor der Mittagszeit erwachen möchte und vom Wecker unsanft geweckt wurde.

Er, heißt Daniel Gordon, ist achtundzwanzig Jahre alt, in England geboren, aber mit eineinhalb Jahren nach Hamburg gekommen und somit mehr Hamburger als Brite.

Mit seiner Länge von einem Meter neunzig zählt er nicht wirklich zur Durchschnittsgröße und wer seine dunkelblonden, aktuell etwas längeren Haare sehen würde, hätte ihn bestimmt nicht in die Schublade eines Büroangestellten getan.

Er war vor Jahren bei einem Outdoor-Unternehmen in der Auftragsbearbeitung angefangen und war dort „hängengeblieben.“

Es reichte Ihm, von den aufregenden Abenteuern der Kunden zu hören, denn so unternehmungslustig war er eigentlich nicht.

Zu Hause in der gewohnten Umgebung fand er es eben doch am Schönsten und vor allem am Ungefährlichsten.

Den Namen Daniel mochte er nicht wirklich und so hörte er lieber auf die Kurzform >Dan<.

Das Schwerste war es, diesen Wunsch bei seiner Familie und den Freunden durchzusetzen, aber mittlerweile hatten es dann doch alle akzeptiert.

Über seine Familie gibt es nichts wirklich viel Interessantes zu berichten. Sein Vater arbeitet seit fast fünfundzwanzig Jahren in einem Forschungsinstitut für Schmierstoffe in Hamburg und hofft jedes Jahr wieder auf das Angebot des Vor-Ruhestandes. Seine Mutter kämpft den täglichen Kampf mit dem Haushalt und der Versorgung der Familie und hilft teilweise im Institut aus.

Dan durfte im Jugendlichen-Alter öfter in dem Institut helfen und stellte sich so talentiert an, dass sein Vater Ihn gerne ausbilden wollte. Aber Dan wollte lieber seinen eigenen Weg finden.

Mit den Jahren hatte es sich eingeschlichen, dass man sich immer seltener sah. Das lag zum einen an den teilweise, langen Dienstreisen seines Vaters, aber auch daran, dass Dan sich eher für Geschichte und Mythen und seine Familie eher für die Themen der Zukunft und Forschung interessierten.

So fand man nicht immer viele Themen, über die man reden konnte.

Aber auch mit diesem Abstand hatte er ein gutes Verhältnis zu seiner Familie.

Auch an diesem Morgen schlurfte Dan in die Küche, schaltete die Steckdosenleiste an, die wiederum mit dem Toaster mit den enthaltenen zwei Toastbroten, der am vorigen Abend aufgefüllten Kaffeemaschine und dem Radio verbunden war.

Somit brauchte er morgens nur einen Schalter und den Toaster bedienen um die Vorarbeit für das Frühstück zu leisten. In der Zeit, die Kaffee und Toast benötigten um verzehrfertig zu werden, konnte er sich dem täglichen Badezimmer Morgenprogramm hingeben.

Auf die schnelle Gesichtswäsche folgte die Schnellrasur mit nach Limone duftendem Schaum und dem Rasierer mit seinen fünf Klingen. Nachdem dieses heute ohne größere Verletzungen abgeschlossen war, ging es an das Bändigen des Wildwuchses auf dem Kopf.

Die Haare waren zwar noch nicht so lang, dass sie die Schulter berührten, aber auch heute Morgen dachte er wieder daran, sich einen Friseurtermin reservieren zu lassen.

Im Kleiderschrank war es ebenfalls nicht schwer etwas Passendes herauszusuchen. In den oberen Fächern lagerten die Kleidungsstücke, die er privat gerne trug. Dabei waren unter anderem viele T-Shirts mit den verschiedensten Sprüchen.

Da es heute aber wieder ins Büro ging, griff er sich alles aus den mittleren Fächern, was er für seinen Büroanzug benötigte und war fünf Minuten später der seriöse „Büromensch.“

Als er wieder die Küche betrat roch es schon nach frischem Kaffee und zwei goldbraune Toastbrot-Scheiben verbreiteten ebenfalls einen herrlichen Duft. Aus dem Kühlschrank zerrte er die Butter und den Wurstturm in Standard Plastikdosen aus dem Supermarkt hervor und es begann das tagtäglich gleiche Frühstück.

Natürlich hatte er auch schon am Abend vorher einen Becher für den Kaffee, den Zuckertopf und einen Löffel parat gelegt.

War das nun die Faulheit am Morgen, oder einfach nur perfekte Planung? Egal, irgendwann würde er auf einer Couch bei einem Psychiater davon berichten und der würde Ihn dann fragen, was daran ungewöhnlich sei.

Ja, so wird es sein.

Nachdem alles wieder verstaut war, schnappte er sich die Aktentasche und verließ die Wohnung.

Nicht ohne die Tür, die mit drei verschiedenen Schlössern gesichert wurde, ordentlich abzusichern. Jeder Zylinder wurde zwei Mal im Schloss gedreht um die größtmögliche Sicherheit zu erhalten. Ab und zu kamen kurze Gedanken, was ein Einbrecher gerade bei Ihm holen sollte, denn große Werte gab es hier nicht. Höchstens ideelle Werte, aber die sah ja keiner.

So schlurfte er, in Gedanken schon beim Wochenende, bis zur Garage die sich zwei, drei Hausecken weiter befand und fuhr sein Auto aus der Garage.

Es rumpelte und polterte, da der Auspuff schon an vielen Ecken Rostlöcher hatte.

Es war nicht wirklich das Auto eines Büroangestellten, denn ein zehn Jahre alter Japanischer möchte –gern-Geländewagen passt nicht in das Klischee, aber mehr war halt finanziell nicht möglich und so schob er die anstehenden Reparaturen immer bis kurz vor die TÜV Termine.

Trotzdem war es der Mittelweg zwischen einem rasanten Flitzer und einem reinrassigen Geländewagen mit riesigem Ladevolumen und dem Tankwart als neuen Freund.

So fuhr er mit dem heiser, brüllenden Sound von fünfundsiebzig Pferdestärken, die Gänge jedes Mal mit viel Mühe ins Getriebe gedrückt, die siebenundzwanzig Kilometer bis zu seinem Arbeitgeber.

Siebenundzwanzig Kilometer Freiheit in denen er einmal am Tag eine eigene Entscheidung treffen konnte, nämlich welche der drei Möglichkeiten der Wegführung zur Firma er nehmen konnte.

Trotzdem war es dann doch jeden Tag der gleiche Weg.

Ein weiteres Abenteuer war dann die Parkplatzsuche im Zentrum von Hamburg. Wer hier jemals an einem normalen Werktag gegen acht Uhr dreißig einen freien Parkplatz mit der ersten Anfahrt erhalten konnte, der weiß was Glückshormone auslösen können.

Normalerweise sollte man entweder zwanzig Minuten Parkplatzsuche mit allen Disziplinen einplanen ( vorwärts über Kantsteine fahren, Parkverbotsschilder abdecken, Parkuhren abmontieren, oder noch besser eine präparierte Parkkralle an den Reifen legen ), oder in eines der überteuerten Parkhäuser fahren um dann für zwölf Stunden Parken die Tagespauschale von zwanzig Euro zu zahlen.

Mit einem alten japanischen Geländewagen gab es aber noch eine Möglichkeit und Dan war ziemlich stolz auf seine Idee.

Er holte hinter dem Beifahrersitz die gelben Magnetschilder mit der leuchtend, roten Aufschrift

<<Baustellenaufsicht – Sachverständiger im Kundendienst>>

heraus und parkte am Rand einer Groß- Baustelle in der Nähe seiner Firma.

Es gab immer eine Großbaustelle.

In jeder großen Stadt .

Niemand würde den Wagen eines Sachverständigen einer Baugesellschaft abschleppen lassen, da so einer ja den ganzen Betrieb lahmlegen konnte und beim Parken wurde er noch nie angesprochen, da er ja ein „Anzugträger“ war und diese generell von Bauarbeitern nicht wirklich beachtet wurden.

Es funktionierte schon seit Jahren. Das einzige Problem gab es, wenn diese Großbaustellen dann doch mal fertig wurden. Aber dann wurde meist zwei Ecken weiter die nächste Möglichkeit geschaffen.

Gegen neun Uhr hatte Dan seinen Arbeitsplatz bei einem großen Outdoor -Versand erreicht.

Das Gebäude war in den dreißiger Jahren mit den anderen Häusern der Straßenschlucht gebaut worden, und war von da an nur Instand gehalten, aber nicht modernisiert worden.

Der Eingang bestand aus acht großen, marmornen Steinstufen die zur einer doppelt- flügeligen Eichentür führten die mit großen, schräg nach unten laufenden Messingstangen zu öffnen waren.

Durch diese Tür kam man in eine Vorhalle, bei der man rechts hinten eine kleine Treppe abwärts und gleich links vorne eine circa drei Meter breite Treppe nach oben vorfand.

Der Hallenboden glich einem alten Schiffsparkett und an den Decken gab es Stuckarbeiten mit Gesichtern, Tieren und Mythischen Wesen. Wahrscheinlich, so dachte er, hatte der Erbauer des Buckingham Palace seine restlichen Werke und Ideen die er dort nicht loswerden konnte, dann hier eingebracht. Es sah zumindest genau so beeindruckend aus.

Er beschritt die große Treppe nach oben, denn sein Büro lag im dritten Stockwerk.

Bei der Einstellung hatte sein Chef mit lautem Lachen und mehrmaligen Klopfen auf seinen stattlichen Bauch den Spruch geäußert: “In unserem Unternehmen wird die Fitness durch die Treppen gesichert. Wir, als Outdoor Unternehmen sollten doch viel Wert darauf legen, mit gutem Beispiel und sportlichen Angestellten voran zu gehen.

Also, Daniel, mein Büro finden Sie hier im Erdgeschoss, denn da sehe ich was in meinem Hause vorgeht und wer, wie und vor allem WANN nach oben kommt. Verstehen wir uns? Wenn Sie mal Sorgen haben, finden Sie bei mir immer ein offenes Ohr und für meine Mitarbeiter steht meine Tür immer offen.“

Darauf folgte ein lautes, selbstverliebtes Lachen.

Dan fragte sich in Gedanken, wie der Chef alles sehen wollte, wenn er doch (wie ihm die Sekretärin schon beim Vor-Test verraten hatte) in zehn von zwölf Monaten auf der Reise zu den entlegensten Orten der Welt war. Der Chef brachte Dan noch mit vor seine Bürotür, wünschte Ihm:“ Viel Spaß mit dem Haufen hier. Keine Angst, eigentlich sind alle hier nett “, drehte sich um, ging in sein Büro und stieß mit einer geschickten Bewegung seines Fußes die Tür so schwungvoll zu, dass sein Namensschild auf der Eichentür noch erzitterte.

Das war jetzt schon zehn Jahre her und mindestens zwei Mal im Jahr sah man den Chef wirklich.

Auf dem Sommerfest und dem Weihnachtsfest der Firma. Seine Kleidung war allerdings nicht immer passend, denn er zog gerade das an, was er in den Ländern in denen er gerade war getragen hatte. So konnte es gut sein, dass man ihn zur Weihnachtsfeier im Hawaiihemd antraf, oder er erschien auf dem Sommerfest mit dem Neuerwerb aus Australien – einem handgemachten Bumerang. Dass er das Ding nicht vollkommen beherrschte erkannte auch der dümmste Sommerfest-Gast als der Chef nach dem dann doch perfekten Abwurf des Bumerangs sein Lächeln verlor und leicht panisch die Worte: „Alle auf den Boden – DECKUNG!“ rief. Das einzige was dann aber zerbrach, war das Gebilde aus Eis auf dem festlich geschmückten Büfett-Tisch. Gut, so wurde es nie langweilig und das Gesprächsthema war immer schnell gefunden.

Während Dan die knarzenden Stufen ins dritte Stockwerk heraufging, fragte er sich in Gedanken, ob er diese Tür danach, nicht zum Sommer oder Weihnachtsfest, nochmal offen gesehen hatte.

„Nee, eigentlich nicht“, murmelte er etwas lauter in Gedanken vor sich hin und erschrak etwas, weil ein Kollege der auf dem Weg nach unten war, Ihn freundlich begrüßte: „Moin, Dan, wie geht’s, alles klar?“ Beide Aussagen kamen im Bruchteil einer Sekunde gleichzeitig aus den Mündern und so schauten sich beide etwas verwirrt an.

„Sorry“, sagte Dan:“ Ich war gerade in Gedanken und äähm, ja, muss ja, danke!“ Der Kollege lachte und ging leicht kopfschüttelnd weiter.

In seinem Büro angekommen, gab es ebenfalls jeden Tag den gleichen Ablauf. Zuerst wurde ein lautes:“Moin“, in den Raum gerufen, dann die Aktentasche abgestellt, die Jacke verstaut und dann wurden die drei Kollegen per Handschlag begrüßt. Danach wurde der Computer hochgefahren, die Vertriebssoftware gestartet und schon war man wieder auf den Gleisen in Richtung eines „Standardtages.“

Zwar gab es jeden Tag unterschiedliche Probleme, jedoch war der Abwicklungsvorgang immer der Gleiche. Ab und zu schweifte Dan’s Blick durch das Fenster hinüber zum Nachbarhaus.

Auch dort sah man in ein Büro und die Menschen an den Terminals dort, sahen teilweise genauso gelangweilt zurück wie Dan.

Er fragt seine Termine im System Ordner ab, sah seine Mails durch, löschte die zwanzig Spam Mails in denen ihm Wertpapiere, Uhren und lustige Pillchen angeboten wurden und startete mit der Abarbeitung der eingehenden Bestellungen und Rücksendungen.

Heute gab es aber eine Rücksendung, die Ihn die Stirn runzeln ließ. In dem Papierberg gab es eine besondere Rücksendung:

An Firma Outdoor Profi

z. Hd. Mr. Daniel Gordon

Earl of Gordon

Count 330

den Rest las er nicht mehr, denn die Augen blie-

ben bei dem Wort

>>Earl of Gordon<< hängen. Normalerweise steht kein Ansprechpartner darauf.

„Daniel Gordon“, Dan schüttelte fragend den Kopf. Die Counter-Nummer stimmte.

Er öffnete den Brief, der auf diesem Paket befestigt war und las die drei Zeilen, die dort in schwarzer Tinte, geschrieben standen. Es sah aus, als wären sie mit einem Federkiel geschrieben worden.

Gum biodh ràth le do thurus. *

Gun robh dion air tionmhas.**

Tha mi cinnteach gum bi mi a’ tilleadh do dh’ Albarr***

Für den Leser die Übersetzung:

*Möge deine Suche erfolgreich sein.

** Möge das, was du schätzest, sicher sein.

*** Ich bin sicher, dass ich nach Dalriada zurückkehren werde.

„Na, toll“, dachte sich Dan“, und wer weiß jetzt, was hier steht?“ Auf dem Brief befand sich nur die Firmenadresse, diese drei Zeilen und ein paar Buchstaben die klein, geschrieben rechts unten in der Ecke standen.

Sie waren ebenfalls mit schwarzer Tinte geschrieben und lauteten: K.o.D.

Dan öffnete vorsichtig den Karton und fand einen in dünnem Leder eingerollten, circa zehn Zentimeter großen, rötlich-glitzernden Stein, der aussah wie ein riesiger Zahn.

Er nahm den Stein vorsichtig aus dem Ledertuch und drehte Ihn hin und her. Es gab aber nichts auffälliges, oder besonderes an diesem Ding. Er vergewisserte sich, dass die Kollegen nicht zu Ihm sahen und hielt den Stein an die Nase.

Nichts. Kein besonderer Geruch.

Der Stein war sehr rau, aber nichts Besonderes.

Ein Stein.

Die Kollegen sahen jetzt doch was Dan da in den Händen bewegte und hielten sich nicht mit Ihren Kommentaren zurück.

„Ja, ja. So eine Rücksendung hatte ich auch schon mal. Bestimmt so ein furchtbar witziger Kunde, der uns beschäftigen will.“ Der zweite Kollege gab auch seinen Kommentar dazu:“ Mir wollte mal ein Kunde weismachen, er hätte anstelle eines Gerätes einen Ziegelstein im Paket erhalten und wolle jetzt eine Gutschrift.“ „Tja“, sagte Dan:“ Da war aber kein normales Schreiben dabei.“ Er zeigte den Brief den Kollegen, aber keiner konnte eine Erklärung finden. Stattdessen, machten Sie sich über die Anschrift Earl of Gordon lustig.

„Oooh, Earl ist er – Das hast Du uns aber verschwiegen“, witzelte einer der Kollegen.

„ Das ist von einem Spaßvogel, ganz sicher.

Schmeiß das Teil weg und sichere den Brief in den Ordnern.“

Da diese Aussage von seinem Gruppenleiter kam, sah Dan es als Anweisung und packte den Stein mit dem Brief in den Karton zurück. Allerdings stellte er ihn nicht in den Mülleimer, sondern unter den Schreibtisch. Warum konnte er selbst nicht erklären, aber diese Sendung hatte sein Interesse geweckt.

Den ganzen Tag lang dachte Dan an den Stein und seine mögliche Bedeutung. Bei jedem Telefonat und bei jeder Beantwortung einer Mail war in den Gedanken:

Der Stein.

In der Mittagspause in der Firmenkantine war es das Tagesgespräch. Dan hat einen Stein geschickt bekommen. Jeder sprach Ihn darauf an und selbst die Köchin konnte sich einen Spruch nicht verkneifen. „Sei vorsichtig, wenn Du die Nudeln isst, die könnten heute steinhart sein“, mit breitem Grinsen schaufelte sie die Tomatensauce auf den Teller und gab Ihn über die Theke.

„ Also, wie immer “, murmelte Dan und das Grinsen der Köchin verwandelte sich in eine hämische Grimasse.

Nach dem Essen war wieder Alltag angesagt.

Rücksendung bearbeiten, Mails beantworten, Aufträge anlegen.

Alle paar Minuten stieß er mit dem Fuß gegen das Paket um sicherzugehen, dass es noch da ist.

Dann war es endlich soweit – Feierabend. Als keiner zu Ihm sah, stopfte er das kleine Paket in seine Aktentasche, rief ein schnelles „und Tschüss“, in den Raum und schon war er die große Treppe herunter und auf den Steinstufen. Seltsamerweise bemerkte er kaum den Feierabendstau, denn in Gedanken ging er alle Möglichkeiten durch, warum er ein solch merkwürdiges Paket erhalten hatte.

Zu Hause angekommen, nahm er noch schnell die Briefe und die Werbeprospekte aus dem Briefkasten und sobald die Wohnungstür wieder ins Schloss fiel flog das Jackett auf das Sofa.

Mit suchendem Blick schritt er sein Bücherregal ab.

Da war es doch. Er nahm das Buch „Alte Schriften und Runen“ aus dem Regal, befreite es mit kräftigem Pusten von der Staubschicht, sank mit dem Buch auf die Sitzgruppe und suchte nach ähnlichen Zeichen wie sie in dem Brief zu finden waren. Wenn er etwas finden würde, dann in diesem alten Buch.

Dieses Buch hatte er sich vor Jahren auf einer Reise nach London auf einem Flohmarkt gekauft.

Zum einen gefiel Ihm der Einband aus robustem, dunkelbraunen Leder und der Messingbeschlag, das Thema sowieso und letztlich fand er Gefallen daran, ein Buch zu besitzen, das 105 Jahre alt ist.

Jetzt schien sich der Kauf zu lohnen. Natürlich hatte er es immer wieder mal vorgeholt und aus Interesse an alten Alphabeten und Runen durchgeschaut, aber das Kapitel „ Sprachen der alten Welt“ hatte er nicht mehr in Erinnerung.

Es dauerte etwas länger, aber dann stellte sich heraus, dass die Sätze in einer uralten gälischen Sprache verfasst waren. Diese Sprache setzt sich aus Buchstaben und Runen zusammen. Er nahm einen Notizzettel und schrieb die Sätze aus dem Brief ab. Unter den Sätzen ließ er etwas Platz für die Übersetzung. Er suchte die Buchstaben Wort für Wort heraus ( so gut es ging ) bis unter seinen abgeschriebenen Originalsätzen die Sprüche in deutscher Sprache standen:

Möge deine Suche erfolgreich sein.

Möge das, was du schätzest, sicher sein.

Ich bin sicher, dass ich nach Dalriada zurückkehren werde.

Er starrte auf den Zettel und las die Sätze immer wieder durch.

„Was soll ich denn suchen? Was ich schätze ist sicher, schließlich habe ich 3 Schlösser an der Tür……und was oder wer wird nach Dalriada – wo soll das sein? - zurückkehren? Außerdem kenne ich keinen K.o.D!“

So langsam glaubte er an einen blöden Scherz der Kollegen und versuchte in dem K.o.D. die Namen seiner Kollegen unterzubringen. „Anfangsbuchstaben?

Nein – geht nicht.

Nachnahmen? – auch nicht ……………“, langsam kam Frustration auf.

Er beschloss sich dem Thema später wieder zu widmen und ging in die Küche um den Hunger zu bekämpfen, den er bisher in der Aufregung nicht wahrgenommen hatte.

Dabei fiel sein Blick auf die Briefe. Er nahm die Briefe in die Hand und steckte nach dem Lesen des Absenders den jeweils vorderen Brief nach hinten. Bis er zu dem dritten Brief kam. Sein Atem stockte und er setzte sich schnell auf den Küchenstuhl.

Der dritte Brief bestand aus vergilbtem Pergament und war auf altertümliche Art und Weise zusammengefaltet.

Dan sah zuerst nur die Rückseite. Dort war er mit einem großen roten Siegel aus Siegellack mit einem S in der Mitte verschlossen. Als Dan ihn umdrehte, sah er wieder seine Adresse mit schwarzer Tinte geschrieben. Schon wieder an Daniel Gordon / Earl of Gordon.

Unter einem Aufkleber der Deutschen Post, las er den Absender in einem Stempel, verziert mit edlen Ornamenten:

Master Mortimer Peebles

K.o.D.

K.o.D. – Da war es schon wieder.

Er wendete den Brief nochmals, aber es stand nichts Weiteres darauf.

Auf dem Hinweiszettel der Post war der Text zu lesen:

Hallo Herr Gordon,

da dieser Brief keine Marke enthielt, er mir aber für Sie wichtig erschien, hat unsere Poststelle die Beförderungskosten in Höhe von fünfzehn Euro dreißig verauslagt. Bitte legen Sie den Betrag in einem Umschlag wieder unter Ihre Fußmatte.

Danke und Gruß

– Ihre Postbotin Kaiser.

Dan hatte bei vergangenen Lieferungen schon mehrmals den Service der netten Postbotin genutzt, denn Beide hatten davon Vorteile.

Die Post musste nicht hin und her transportiert werden und Dan hatte gleich die wichtigen Sendungen und konnte per „Fußmattenkonto“ bezahlen.

Mit spitzen Fingern und ganz langsam brach Dan das Siegel auf und öffnete den merkwürdig zusammengelegten Brief.

Vor Aufregung zitterten die Hände.

Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so aufgeregt war.

Sein Herz schlug jetzt besonders stark.

Umso merkwürdiger war der Inhalt des Briefes:

Sehr geehrter Mr. Daniel “Dan” Gordon -

Earl of Gordon

Ihre Anwesenheit in den Ländereien von Dalriada ist dringend erforderlich.

Näheres erfahren Sie bei unserer Zusammenkunft.

Bitte finden Sie sich dazu am achtzehnten August gegen achtzehn Uhr achtzehn vor dem Dunedin Castle ein.

Für Ihre Reisekosten legen wir ein Goldstück im Werte von 10 Florins bei.

Colinax

Famulus* of Master Mortimer Peebles – Kingdom of Dalriada

Für den Leser :

*Helfer

„Das ist ja schon in drei Tagen.“, murmelte er vor sich hin. In genau drei Tagen wollte er eigentlich an einem Kurs für Fortgeschrittene im Bogenschießen teilnehmen.

Den Betrag dafür hatte er auch schon überwiesen und da er sich so recht und schlecht mit einigen mäßigen Schießergebnissen über ein Jahr geschleppt hatte, wollte er jetzt Kurse nehmen.

„Nö, wegen so einem Quatsch lasse ich das doch nicht sausen.“

Enttäuscht, aber immer noch verwirrt, legte er den Brief auf das mitgebrachte Paket und verfolgte weiter sein Vorhaben, sich etwas zum Essen zu machen.

Während er sich wieder seinem Brot und den Wurst und Käsestücken verpackt im Plastikturm aus dem Kühlschrank vornahm, lief der Fernseher, der in der Küche stand.

Allerdings konnte er heute dem Programm nicht richtig folgen.

Er sah zwar auf den Bildschirm, aß sein Abendbrot, war mit den Gedanken aber ganz woanders.

Mal überlegte er, warum gerade er dieses Paket und den Brief erhalten hatte, dann war er schon beim Bogenschießen am Wochenende, dann war aber noch der Gedanke an das Treffen in Dunedin, an das heute Morgen noch nicht zu denken war. Ein verrückter Tag.

Mittlerweile war der abendliche Ablauf wieder eingekehrt und als es dann auf zehn Uhr abends zuging, schlurfte er ins Bett.

Mit den Gedanken, die Ihn schon den ganzen Tag beschäftigten, schlief er ein.

Am nächsten Morgen pünktlich um sechs Uhr ging der Radiowecker wieder an.

Nur diesmal sprang ein Dan aus dem Bett, der vor Neugier fast platzte.

Er war in der Nacht immer wieder aufgewacht und hatte dann so gegen drei Uhr beschlossen, den Menschen zu fragen, von dem er ausging, dass er am Meisten in der Welt herumgekommen war.

Seinen Chef.

Heute fing der Tag zwar hellwach, doch auch chaotisch an, denn als Dan die Steckdosenleiste anschalten wollte, stellte er fest das weder Kaffeemaschine noch Toaster aufgefüllt waren und somit sein strategischer Morgenablauf zeitlich durcheinandergeriet.

„Mist“, fluchte er vor sich hin. “Das fängt ja gut an.“

Auch die Autofahrt gestaltete sich etwas hektisch, aber „sein Parkplatz“ war noch frei und schnell war das Auto in der gewohnten Weise abgestellt

Dan hastete die Treppen herauf und stand ohne anzuklopfen im Vorzimmer des Chefs vor der Sekretärin.

Diese Dame war immer erstklassig geschminkt, die Fingernägel waren immer glutrot lackiert und die Frisur war bestimmt einmal aufgetürmt, und dann festzementiert worden.

Ihre Stimme enthielt keinen Ausdruck jeglicher Emotion und so konnte sie auch den wütendsten Anrufer, der den Chef verlangte, mit einer zehn minütigen, monotonen Vortragsarie lahmlegen.

Allerdings hatte Dan für den Bruchteil einer Sekunde ( Als die Tür aufflog und gegen den hinter der Tür stehenden Aktenschrank schlug und eine sichtbare Beule hinterließ ) den Eindruck, dass eben diese Dame fast vor Schreck vom Stuhl gerutscht wäre, denn so etwas kam nicht allzu oft vor.

So stand er nun völlig außer Atem und etwas derangiert vor Ihr und verlangte nach einem sofortigen Termin beim Chef.

Die Sekretärin hatte sich schnell gefangen, erhob sich langsam mit auf dem Schreibtisch abgestützten Händen von Ihrem Stuhl und wollte mit jetzt doch mit leicht gerötetem Gesicht in einem Ton loslegen, den man schon lange nicht gehört hatte, als die Tür vom Chef aufging.

Mit gerunzelter Stirn stand er fragend dreinblickend im Türrahmen.

Die Situation erfasste er dann aber in Millisekunden und so kümmerte er sich zuerst um den Schutz des Mitarbeiters.

„ Frau Schneider, bitte machen Sie uns doch einen Kaffee, ja? Danke! “, er nickte mit dem Kopf in Richtung Dan und bat Ihn in sein Büro.

Während die Tür hinter den beiden zuging, hörte man noch ein gequältes: “ Selbstverständlich, Herr Direktor.“

Die Beiden Herren verteilten sich um einen kleinen Eichentisch herum auf zwei ebenso altmodische Stühle.

„Wo brennt es denn, Herr, ähm?“, unsicher sah er Dan an und bat mit kreisenden Bewegungen der rechten Hand um Unterstützung bei der Namensfindung.

„Gordon“, stammelte Dan, der jetzt auf einmal nicht mehr so sicher war die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

„ Dan Gordon, ... ich bin in der Auftragsbearbeitung. Hier im dritten Stock.“

„Okay“, sagte sein Gegenüber, „und welcher Auftrag bringt sie am frühen Morgen schon so in Eile? Hat ein Kunde unser komplettes Sortiment bestellt?“ Der Chef grinste breit.

Dan zögerte etwas, denn die Sekretärin kam jetzt in das Büro und stellte ein Tablett mit dem bestellten Kaffee und zwei Tassen ab.

Als sie den Raum verließ, räusperte sich Dan und begann:“ Es geht nicht um einen Auftrag, aber ich wusste mir keinen besseren Ansprechpartner, wenn ich den Rat von jemandem benötige, der ein großes Geschichtswissen hat und in der Welt viel herumgekommen ist.“

Der Chef fühlte sich geschmeichelt und war jetzt sichtlich neugierig.

„Ja, und?“ Der Chef hob die Augenbrauen so stark an das sich die Falten auf der Stirn drängelten. Dan holte wortlos das Goldstück heraus und legte es auf den Tisch.

Das Goldstück funkelte wie ein Diamant und sah auf dem alten Tisch aus, wie auf einem Werbefoto.

Der Chef sah auf das Goldstück an - wurde kreidebleich und stammelte gerade noch: “ Das ….ist……nicht …… möglich.

Ich, glaube es nicht.

Dass ich das noch mal erlebe.“

Er starrte Dan mit offenem Mund an.

Dan sah abwechselnd zum Goldstück und dann wieder seinen Chef an.

„Ist es so wertvoll?“, fragte Dan.

„ Selten ist es, mein Junge, selten“, murmelte sein gegenüber, den Blick starr auf das Goldstück gerichtet. Der Chef nahm es in die Hand und Dan überlegte kurzzeitig, ob er es unterbinden sollte.

Aber schließlich war es ja sein Entschluss gewesen hier um Informationen nachzufragen. Der Chef drehte und wendete das Goldstück, begleitet von den leisen Worten: “ Ja, auch das hier ist gleich und hier, aha…..“

Plötzlich schien er sich schlagartig davon losreißen zu können, denn er legte das Goldstück wieder auf den Tisch und fragte Dan:“ Wo haben Sie das her?“

Dan überlegte, ob er die ganze Geschichte erzählen sollte, entschied sich dann aber für ein Teilstück indem er dem Chef etwas näher rückte und im Flüsterton antwortete:„ Ich soll es verwenden um meine Reisekosten nach Schottland zu decken. Können Sie mir sagen, wie viel ich dafür bekommen kann und wo man so etwas „wechselt“?“ Als die Worte Schottland fielen, nahm sein Gesprächspartner die Hände wie zu einem Gebet vor das Gesicht und Dan hatte das Gefühl, das es richtig war, nicht die ganze Geschichte erzählt zu haben.

„Also doch. Mein Gott, Junge! Okay……!“, begann der Chef, und lehnte sich zurück. „ Ich werde jetzt ein Erlebnis erzählen, das viele Jahre zurückliegt und mich seitdem immer wieder beschäftigt. Auf meinen vielen Reisen, natürlich auch nach Schottland, habe ich so etwas nie wieder durchgemacht. Diese Geschichte bleibt unter uns. Falls nicht, ist Ihr Job in unserer Branche vorbei. Klar?“ Dan nickte.

„Es begann in den fünfziger Jahren. Ich bin als Jugendlicher mit einem Freund nach Schottland gereist. Wir wollten dort nach bestandenem Schulabschluss eine Rundreise machen. Als am vierten Tag der Reise unser Auto mitten auf einem Feldweg streikte, hatten wir das Glück, das uns ein Landwirt mit seinem Traktor aufgabelte und uns bis zu seinem Lodge abschleppte.

Dort im Dorf hätte er Beziehungen zu einer Werkstatt, die das Problem schon beheben könnten.

Zuerst stellte sich heraus, dass es eine Landmaschinenwerkstatt war die auch die Ersatzteile besorgen mussten und dann verkündete der stolze Landwirt, dass wir gerne für die halbe Tagespauschale normaler Touristen bei Ihm für die Reparaturzeit wohnen könnten.

Hätte ich damals schon gewusst, was man alles in Outdoor-Läden bekommen könnte, dann wäre die Geschichte anders gelaufen.“

Er grinste zufrieden und erzählte dann weiter.

„Daher auch die Idee für meine Firma. Den genauen Preis der Übernachtungen weiß ich nicht mehr, aber es war gesalzen! Damals hatte wir weitere zwei Tage Zeit uns seinen Ponyhof, die Wiesen und endlose Meter von Steinmauern anzusehen. Das einzig Hervorzuhebende war eine Burg, die in circa zwei Kilometer Entfernung zu sehen war.

Die Söhne des Bauern, Rob und Taran Mac Gregor, warnten uns allerdings davor, alleine dort hinzugehen. Es solle dort spuken.

Klar, wir waren ja in Schottland.

Wir lachten, aber die Jungen blieben sehr ernst und meinten, wir sollten das auch tun.

Sie erzählten uns, dass dort nachts Leute gesehen wurden, die nicht ins Dorf gehören würden und sobald man diese ansprechen wollte, verschwanden sie so schnell in den Kellergewölben das keiner folgen konnte.

Einige der alten Einwohner würden Ihr Gerümpel und alles was sie loswerden wollen in die Gewölbe bringen und es wäre nach einigen Tagen verschwunden. Wo diese Gewölbe genau sind verraten sie aber keinem und zum Durchsuchen sind es einfach zu viele Gänge die sich teilweise auch unter die Wiesen verzweigen mit vielen möglichen, geheimen Aus- und Eingängen.

Das hörte sich für uns aber spannend an und so wollten wir an einem der folgenden Tage dort vorbeischauen. Am heutigen Tage gab es aber die Sehenswürdigkeiten der Familie zu sehen, denn diese züchteten Highland Ponys. Da wir mit Pferden aber nicht viel anfangen konnten, zog sich dieser Tag sehr in die Länge und wir hofften stündlich auf die Fertigmeldung aus der Werkstatt wo unser Auto stand.

Am Abend, so um die Tee Zeit herum, kam ein Junge auf das Lodge zu.

Er hatte einen alten Ledersack – ähnlich den Seesäcken- über der Schulter, der genauso ausgeblichen war wie sein alter, brauner Lederumhang.

Alles in allem sah er eher ärmlich aus, denn alles was er anhatte, war bestimmt schon sehr alt und auch den Begriff –Schmutzig- musste man an Ihm neu definieren können.

Alle die Ihn sahen, vermuteten einen sehr jungen Landstreicher. Einen sogenannten Tramp. Er grüßte freundlich mit einem „Hey“, erzählte dann das er gerade von der Burgbesichtigung kam und ob er hier bis zum Morgen nächtigen könne.

Natürlich kam sofort der Herr des Hauses hinzu und präsentierte alle Möglichkeiten das eventuell vorhandene Geld bei Ihm auszugeben. Er rasselte dieses allerdings sehr gelangweilt runter, da er sich sicher war, hier kein Geschäft machen zu können.

Die Antwort des Tramp kam nicht mit Worten.

Er nahm den Seesack ab und wühlte dort herum um dann ein großes, glänzendes Goldstück vorzuzeigen. Ein Goldstück genau wie dieses hier auf dem Tisch.

Die Augen aller die es sahen begannen mit dem großen Taler um die Wette zu funkeln, da keiner der Beteiligten jemals etwas Ähnliches gesehen hatte. Mit einer so schnellen Handbewegung, die dem Wirt keiner zugetraut hatte, fischte er das Goldstück aus den Fingern des Besuchers, taxierte es noch während der Rückbewegung und beim Einstecken in den Sporran (Schottisch für „Geldbeutel“) folgte ein kurzes „ Na, gut. Das reicht für zwei Nächte und drei Mahlzeiten, abgemacht?“ Der Tramp nickte und sah beruhigt aus.

Am Abend passte die Runde, bestehend aus der Familie und den neu dazugekommenen Gästen, kaum an den Tisch in der Küche des Lodge. Gesprächsthemen waren natürlich der aktuelle Stand der Autoreparatur, die wunderbaren Vorzüge des Landlebens und natürlich die Pferdezucht.

Der Landwirt saß mit verschränkten Armen, aber einem sehr zufriedenen Gesicht am Kopf des Tisches. Ab und zu runzelte er die Stirn, wenn von dem Tramp die Fragen kamen wie: Wem das Land hier gehöre, wer hier regiert, ist es immer so friedlich, was man so den Tag über macht und so weiter. Alle Fragen wurden aber trotzdem beantwortet und so kam es allen vor, als wäre es ein Auffrischen der Allgemeinbildung mit begleitendem Abendessen.

Nur bei der Frage:“ Welches Datum haben wir denn heute?“, gab es die erste wirkliche Reaktion der Anwesenden. Alle hörten auf zu kauen, drehten den Kopf in Richtung des Tramp und der Landwirt beugte sich etwas nach vorne. „ Wir haben heute den achtzehnten August neunzehnhunterteinundfünfzig“, durchbrach er die aufgekommene Stille. „ Warst wohl schon lange nicht mehr in der Zivilisation, was?“ Mit leicht roten Wangen und sich selbst völlig bewusst, etwas anscheinend Merkwürdiges gefragt zu haben, stammelte er :“ Danke , ääh, ja ich war viel unterwegs und freue mich heute unter Ihrem Dach nächtigen zu dürfen.“ „Na“, setzte der Landwirt das Gespräch fort und stand auf „dann zeige ich Dir mal, wo Du schlafen kannst. Da Du ja nicht ganz so lang bist wie unsere anderen Gäste, kannst Du Dich in der Kammer neben unserem Schlafzimmer einrichten.“

Er führte den Tramp in ein wirklich kleines Zimmer mit einem, sehr kurzen Bett und einem kleinen Tisch. Mehr war nicht in diesem Raum.

„Du kannst Deine Sachen ja auf den Tisch legen.

Wenn der Hahn morgen kräht, geht es wieder aus den Federn, klar? – Gut – Angenehme Nachtruhe und …… ach ja, die Kerze bitte nachher ausmachen. Streichhölzer und ein oder zwei Ersatzkerzen findest Du in der Tischschublade, falls nötig.

Also, bis denn.“ Er zog die Tür hinter sich zu, sah dass auch alle anderen sich zurückgezogen hatten und stapfte zufrieden lächelnd in sein Schlafzimmer.

Bevor er zu Bett ging, fühlte er nochmal in seinem Sporran nach, ob das Goldstück noch vorhanden war. Es fühlte sich gut an. In den nächsten Tagen würde er mal in die Stadt fahren und das Ding schätzen lassen. Dann schlief er mit einem breiten Grinsen ein.

“Das war ein erfolgreicher …….Tag…….“

Mitten in der Nacht, kam der Landwirt auf eine Idee, die man nur mit Niederträchtig beschreiben kann.

Er schlich sich so vorsichtig wie es nur ging aus dem Schlafzimmer und dann in Richtung Kammer.

Die Kammertür schwenkte fast lautlos nach innen, denn die Türangeln hatte das findige Kerlchen am frühen Abend, nach Einbehalten des Goldstückes, gleich sehr gut geölt.

„Ja, man muss sich nur zu helfen wissen“, dachte er bei sich.

Leider hatte er aber seinen Gast unterschätzt, denn dieser hatte die zwei Kerzen mitten im Zimmer auf den Boden gelegt und einige Streichhölzer aufrecht zwischen die Dielen geklemmt.

Diese Dinge lagen bzw. steckten schlauerweise auf dem direkten Weg zwischen Kammertür und dem Tisch mit dem Ledersack.

Als nun der nächtliche Besucher zur Hälfte im Zimmer war, lief es etwas anders als geplant.

Um besonders leise zu sein, war der Landwirt barfuß losgezogen. Er schlich durch das Zimmer und wollte gerade den Fuß aufsetzten als er genau mittig unter dem Fuß auf einem Streichholz aufsetzte. Dieses drückte sich so stark in den Fuß, dass der nächtliche Besucher so laut aufschrie, dass es wahrscheinlich noch in der zwei Kilometer entfernten Burg zu hören war.

Mit einem Satz war der Tramp aus dem Bett gesprungen, hatte seinen Ledersack geschnappt und rannte an dem sich den Fuß haltenden Landwirt, der mal an der Wand lehnte, mal auf dem anderen Fuß hüpfte, vorbei und zur Haustür. Er rief noch kurz ein:“ Danke für das Abendessen und bye, bye…“ Die Verwunderung, dass sein Gast komplett mit Mantel angezogen im Bett lag, hielt nur kurz an.

Um sein Opfer und somit auch das evtl. noch vorhandene Gold halten zu können, fiel dem Verletzten nichts anderes ein, als laut zu rufen:

“ Haltet Ihn, ich bin verletzt! – HALTET IHN DOCH…! MACHT SCHON – HINTERHER!”

Fast zeitgleich flogen die Türen in den oberen Stockwerken auf und die restlichen Besucher sahen sich mit den Söhnen etwas ratlos an.

Dieser Augenblick dauerte aber nur kurz, denn als sie den weiteren Schrei aus der Kammer hörten, dachten sie an einen Überfall und ohne genau zu wissen, wen sie verfolgen sollten, rasten sie die Treppe herab zur bereits geöffneten Haustür.

Dort sahen sie gerade noch einen Schatten verschwinden.

„Damals war ich noch nicht so gut im Futter“, riss Dan’s Chef Ihn aus dem Film der sich vor seinen Augen gerade abspielte.

Dan antwortete mit einem gequälten Grinsen und wünschte sich sein Chef würde die Geschichte fortsetzen.

„Wir sind dann wie die Windhunde hinter dem Schatten her, von dem wir immer noch annahmen, es sei ein Dieb“, fuhr sein Chef wunschgemäß fort. Rob, Taran, mein Freund und ich. Wir waren sicherlich nicht die langsamsten, kamen aber nur so weit ran, dass wir immer sehen konnten um welche Kurve des Weges der Schatten verschwand.

Zwischendrin rief Taran:“ Der läuft rauf zur Burg – schneller –wenn der in der Burg ist, dann finden wir den nie!“ Zwischen den Wörtern die fast schon geschrien waren, machte er immer eine kurze Pause, denn auch er schnaufte mittlerweile ganz ordentlich.

Von weit hinten hörte man die Schüsse einer Schrotflinte. Auf was der Landwirt schoss, wusste er bestimmt selbst nicht. Noch drei Kurven und sie liefen tatsächlich durch das Burgtor in den Innenhof. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes befand sich neben einem weiteren Tor eine kleine Tür die in die Gewölbe und das Verlies führte.

„ Der will bestimmt durch den Rittersaal und auf der anderen Seite wieder zurück“, schrie Taran: „Wir teilen uns auf – Ihr zwei rennt ihm direkt nach und wir kommen von der anderen Seite – LOS!“ Noch bevor wir antworten konnten, trennte sich die Gruppe. Ohne mir zu merken, wo ich genau lang rannte, folgte ich immer dem Schatten. Mein Freund hatte mittlerweile aufgegeben und so rannte nur noch ich hinter dem Schatten hinterher. Es ging immer tiefer runter in die Gewölbe. Wenn ein Gang in einem Raum endete, gab es mindestens drei weitere Ausgänge aus diesem Raum. Zumindest waren in den Räumen und den Gängen Fackeln angebracht, die im nach hinein noch verwunderlich, alle brannten.

Mal sah ich den Schatten noch um die Ecken verschwinden, dann wiederum sah ich am wilden Flackern der Fackeln vom Windzug des Schattens, wo ich lang musste. Bis ich in einen Raum kam, der keinem der anderen glich. Die Form war wie das Innere eines Iglus und die Wände waren nicht grau und alt, sondern hatten eine helle, bräunliche, fast schon goldene Farbe. Das Besondere war, es gab keinen weiteren Ausgang.

Ich stand in einer Sackgasse.

Stein für Stein suchte ich mit den Augen und den Händen die Wände ab – nichts.

Plötzlich nahm ich auf dem Boden eine Bewegung war. Zwischen den Bodensteinen sah man einen Lederlappen liegen und dieser… bewegte sich und wurde immer kleiner.

Mit einem Hechtsprung auf den jeder Leistungssportler neidisch gewesen wäre, kam ich kurz vor dem Lederstück auf dem Boden auf. Schon griff ich mit beiden Händen zu und zog ihn Stück für Stück aus dem Boden.

Ich hatte jetzt schon fast einen halben Quadratmeter herausgezogen, als sich die Bodenfliese nach oben öffnete.

Durch die Freigabe des Lederstückes und dem fehlenden Widerstand fiel ich schlagartig nach hinten. Aber nicht nur ich flog rückwärts durch die Luft, sondern aus dem Loch kamen ebenfalls Rückwärts wie ein Sektkorken geschossen – zwei Tramps.

Trotz Verwunderung hielt ich den jetzt zu erkennenden Lederumhang fest umklammert und konnte gerade noch den zweiten Tramp wieder im Loch verschwinden sehen. Dieser hatte anscheinend von der anderen Seite gezogen, es aber nicht geschafft seinen Kumpel festzuhalten.

Jetzt erkannte mich der Lederumhangbesitzer auch und wurde etwas ruhiger.

„Ach, Du bist es. Warum jagst Du mich? Willst Du mich auch berauben?“

„Berauben?“, wiederholte ich empört,

“ Wer hat hier denn wen beraubt? Warum hast Du denn den Landwirt verletzt?“ Erst jetzt merkte ich, dass wir aus dem Schlaf gerissen wurden und ohne groß nachzudenken der Masse und einem einzigen Ausruf gefolgt sind.

Der Tramp erzählte mir den wahren Ablauf und schaute mich nach Beendigung seiner Ausführung fragend an.

„Und nun? Was machst Du nun mit mir? Ich habe so langsam keine Kraft mehr und Du hältst immer noch meinen Umhang fest. Bringst Du mich zurück zu dem Dieb?“

Ich bekam so langsam ein schlechtes Gewissen, wollte aber nun mehr wissen. “Was bist Du für einer? Wohnst Du hier? Bist Du der Spuk in der Burg?“

„Spuk? Was’n das?“

Er schüttelte seinen kleinen Kopf. „Ich mache Dir folgende Offerte: Du lässt mich gehen, hast mich nie gesehen und ich schenke Dir meinen Ledersack mit weiteren vier Goldstücken und einem Plan der Gewölbe von dieser Burg. Du musst ja wieder hinausfinden. Die einzige Bedingung ist, dass Du den Plan danach nie verwendest oder zeigst und diesen Raum nie wieder betrittst. Behalte ein Goldstück und Du wirst nie etwas was Du besitzt lange suchen müssen und immer genügend Taler zum Leben haben. Wenn Du dieses schwörst und es nicht einhältst, kann ich für dein weiteres Leben nicht garantieren. Lass mich gehen, ich gehöre nicht hierher.“ Gerade als er sah, dass ich Ihn fragen wollte woher er denn kam, fügte er schnell hinzu:“ ..und keine weiteren Fragen, bitte…………ja?“ Er sah zwar merkwürdig aus, aber ich glaubte ihm ………………………. und so ließ ich den Umhang los.

Er gab mir den Ledersack und während ich murmelte:“ Okay, ich schwöre es!“, verbeugte er sich kurz und sagte mit leichtem Lächeln:“ Sag dem Dieb bloß nicht, dass Du jetzt die Goldstücke hast. Komm auch Du gut zurück in Deine Heimat.“

Er nahm ein wenig Anlauf, sprang in das Loch und kaum das er drinnen war, sank der Deckel zurück und verschloss den Eingang.

Da saß ich nun. Ich packte die Goldstücke und den Plan aus dem Seesack aus, denn wenn ich mit dem Ding aus der Burg kam, würde der Landwirt bestimmt auf mich anlegen und sie mir abnehmen.

Also faltete ich den Plan und steckte Ihn zusammen mit den Münzen in die Hosentasche.

Den Ledersack ließ ich zurück. Wie sollte ich jetzt zurückkommen? Ich versuchte nach dem Ausgang die nächsten drei Treppen zu nehmen, von denen ich annahm, dass ich dort herunter gehastet war und stand wieder vor dem „Iglu-Raum.“ „Mann“, schnauzte ich mich selbst an“

Du hast doch den Plan!“

Mit Hilfe des Plans war ich schnell wieder auf dem Weg nach draußen. Kurz vor der Außentür, packte ich ihn aber schnell wieder weg, denn ich hörte schon die Stimmen der anderen. Dann ging ich nach draußen.

„ Mensch, wo hast Du denn gesteckt?“

Da die anderen bemerkten, dass ich keinen –Gefangenen- dabei hatte, fragten sie weiter: “ Hast Du gesehen wo der hin ist? Wo warst Du?“

„Ich glaube, ich habe mich verlaufen“, log ich, mich an den Schwur erinnernd.

“Wen haben wir eigentlich, warum verfolgt?“

Die Runde schwieg und starrte sich gegenseitig fragend an, denn den Grund für die Verfolgung wusste keiner so recht.

Die Antwort humpelte dann geradewegs durch das Burgtor auf sie zu. Der Landwirt hatte jetzt auch schon die Burg erreicht und unter ständigem Fluchen, zwischenzeitlichen Schüssen auf alle Schatten die sich auf dem Weg bewegten und mit jetzt stark blutendem Fuß stand er vor Ihnen und brüllte:“ Na, habt Ihr den Halunken erwischt? WAS?“ Er brüllte wahrscheinlich so laut, weil durch die vielen Schüsse mit seiner Schrotflinte zumindest in einem Ohr ein lautes Pfeifen hatte.

“Was? Habt Ihr Ihn? Hä? Sagt doch was!“ „Nein, wir dachten er hätte ihn erwischt, aber auch er war nicht schnell genug“, Taran deutete auf mich und sofort blitzten mich die Augen des Landwirtes an.

”So, also alles umsonst. So sportlich und doch zu langsam. Was ist das bloß für eine Welt.

Na, kommt Jungs, wir gehen.“

Und so ging die kleine Gruppe durch die nebelige Nacht in Richtung Lodge.

Keiner der vier Jungs fragte, warum sie denn diese Nachtaktion gestartet hatten, denn das Gebrummel des sichtlich verärgerten Landwirtes wollten sie nicht noch verlängern.

Sie wollten warten bis der Fuß verbunden war und hoffentlich wieder bessere Laune durchkam.

Nach fünfzehn Minuten waren sie wieder am Lodge und nach weiteren zehn Minuten war der Fuß versorgt.

Mit einem brummeligen: “NACHT, ALLERSEITS!“ ging es wieder in die Betten und alle waren so müde, dass sie sofort einschliefen. Alle bis auf den Landwirt, der grübelte noch längere Zeit in seinem Bett, was für eine merkwürdige Gestalt er da aufgenommen hatte und wie - „Verdammt, verdammt“- er ihn überlistet hatte.

Am nächsten Tag sah man den Landwirt kaum.

Er verkroch sich auf den Feldern bei seinen Pferden und hatte übelste Laune.

So unterhielten wir uns mit den Söhnen, die ebenso ratlos waren wie wir.

Zumindest so ratlos wie mein Freund, denn so schwer es mir auch viel, ich durfte nichts sagen.

Zu guter Letzt schoben sie es auf den Spuk von dem sie ja schon berichtet hatten und als ich mit meinem Freund dann in Richtung Werkstatt ging, fragte er mich, ob ich der Meinung sei, dass alles inszeniert worden war.

Ich blieb stehen, schaute Ihn direkt an und sagte ganz ehrlich: „Du glaubst doch nicht, dass sich jemand selbst verletzt und durch die Gegend ballert, weil er Spaß an einer Gruselshow hat.

Ich glaube, die Beiden haben sich gestritten und wir durften das ausbaden.“ Mit dieser sehr weit hergeholten Idee versuchte ich meinen Freund zu beruhigen und das Thema abzukürzen. Wir bogen auf den Vorhof der Werkstatt ein und konnten es kaum fassen, dass unser Auto abholbereit dort stand.

Jetzt waren die Themen vergessen und irgendwie wollten wir nur noch weg von hier und unsere Rundtour mit normalen Menschen fortsetzen.

Wir bezahlten, fuhren zum Lodge, regelten dort alles und als alles verpackt war, ging es weiter auf unserer Tour.

Der Landwirt war nicht zur Abreise erschienen.

Er nahm es wohl als weiteren Einschlag hin, dass jetzt auch die letzten Kunden weiterfuhren. An den Rest der Reise kann ich mich kaum noch erinnern, aber dass ich mehrmals pro Tag kontrollierte ob ich noch alles dabei hatte, das weiß ich noch.

Als wir wieder zurück in Deutschland waren, ließ ich die Münzen, natürlich nur drei schätzen und bekam fast einen Herzinfarkt, als man mir zweitausendfünfhundert Mark pro Münze anbot. Es gab nur eine weitere, bekannte Münze auf der Welt.

Einen Florin.

Mit dem erhaltenen Geld habe ich dann eine weitere Idee der Reise umgesetzt und diese Firma gegründet.

......Und bis heute dachte ich, dass kein Ereignis dieser Erde meine Erlebnisse von damals übertreffen kann.“

Er sah Dan direkt in die Augen, lehnte sich vor und flüsterte mit heiserer Stimme: “ Bis heute, mein Junge.“

Während der Erzählung der Geschichte lauschte Dan gebannt den Worten und mit jedem Teil der Ausführungen wurde sein Interesse an diesem Ort immer größer, zumal es sehr interessante Punkte gab.

Der Kaffee in den Tassen war mittlerweile eiskalt. Beide waren zu angespannt und hatten Ihn vergessen.

Dan’s Chef griff in sein Jackett, holte seine Brieftasche heraus, öffnete hinter den Visitenkarten einen Ledereingriff und zeigte sein persönliches Goldstück, das über die Jahre etwas angelaufen war, aber ansonsten identisch mit dem auf dem Tisch befindlichen war.

„Ich würde es nie verkaufen“, murmelte er, völlig fasziniert und etwas abwesend, die Augen starr ausgerichtet auf die nun zwei Goldstücke, die dort nebeneinander auf dem Tisch lagen. Dann ging er wortlos zu einem Bild, das hinter seinem Schreibtisch an der Wand hing und schwenkte es zu Dan’s Erstaunen mit einem Finger beiseite.

Dahinter kam ein wandschrankgroßer Safe zum Vorschein. „Kein Wort zu irgendjemandem“, sprach er leise in Richtung Dan. Dan nickte.

Der Code war schnell eingegeben und der Safe offen. Er holte ein altes Pergament heraus und legte es Dan zu seiner Münze auf den Tisch mit den Worten:“ Ich habe damals schwören müssen, dass ich es nie verwende, zeige oder den Raum jemals betrete. Aber ich glaube, dass er jetzt helfen könnte. Es fiel mir über die Jahre wahnsinnig schwer, der Versuchung zu widerstehen doch zurückzukehren. Ich bin sicher, dass sie mir nicht alles gesagt haben, aber das kann ich verstehen.

Fahren sie nach Schottland und versuchen sie die Karte einzusetzen. Ich bin mittlerweile zu alt für solche Abenteuer. Mein größter Wunsch ist aber, falls Sie ähnliche Wesen treffen, wie ich sie beschrieben habe, dann übermitteln Sie denen ein riesen Dankeschön für die aus der Begegnung entstandenen glücklichen Umstände für mich. Ich gebe Ihnen ab heute drei Monate unbezahlten Urlaub verbunden mit dem Auftrag eine Story für mich über die Erlebnisse zu schreiben. Dann erhalten Sie den Verdienstausfall und einen Dankeschön Bonus von mir. Ist das ein Wort?“ Dan hatte eigentlich nicht vor zu verreisen und doch war er neugierig geworden.

„Ist das ein Wort?“, fragte sein Chef erneut und sah Dan ernst an. Dan dachte an die stupiden Arbeitstage und überlegte, dass dieses ein schöner Urlaub werden könnten.

Wenn er auch noch eine Story schreiben würde, wäre sogar noch das Geld gesichert.

Dan stand ebenfalls auf und gab seinem Chef die Hand. „Abgemacht, ich werde Ihnen meine Erlebnisse aufschreiben und sie haben dann einen weiteren Artikel für Ihr Magazin.“ „Gut“, seufzte sein Chef.

Er nahm die Karte, seine Münze und sah seinen Chef an, der nun nicht mehr wie ein großer Firmenboss wirkte, sondern in Erinnerungen vertieft wie ein kleiner Junge zu seinem Schreibtisch schlurfte.

Der Chef drückte die Taste seines Sprechgerätes und als die Sekretärin sich meldete, kam seine Anweisung:

“ Frau Schneider, sagen Sie bitte im Lager Bescheid, das Herr Gordon gleich vorbeikommt und sich ein Equipment aus unseren Artikeln zusammenstellt, Danke!“ Er sah Dan an und mit einem Lächeln sagte er: “Zumindest Sie sollten mit der richtigen Ausrüstung reisen.“

Er begleitete Dan zur Bürotür und beim Gang durch das Vorzimmer konnte er hören, wie die Anweisung an das Lager raus ging. Aus dem Apparat dröhnte die metallisch klingende Antwort:“Wer kommt? Ist das ein VIP, oder was? Na, mir soll’s egal sein, was der Alte mit seiner Kohle macht.“

Der Chef grinste, legte seinen Finger auf den Antwortknopf den die Sekretärin eben noch festgehalten hatte und sagte mit ruhiger Stimme: “ Ich danke, dass Sie mir das zugestehen. Dankeschön, vom Alten.“

Dann wieder zu Dan gewand:“ Ich glaube es klappt, oder was meinen Sie?“

Mit einem breiten Grinsen und starkem Händedruck verabschiedete er Dan an der Bürotür. Die Sekretärin nahm die Brille von der Nase und sah völlig verständnislos zu Ihrem Chef. Das hatte Sie in den vielen Dienstjahren noch nie bei Ihrem Chef erlebt.

Dan ging die Straße herunter bis zu seinem Auto und dachte sich:“ Das wird sicher in großartiger Urlaub“ Er sollte sich komplett irren.

Dan fuhr an das andere Ende der Stadt in das Warenlager und fragte sich, wie die Mitarbeiter Ihn denn erkennen und hereinlassen würden. Sein Name war ja nicht genannt worden. Noch in Gedanken, fuhr er vor das Tor und ging zum Pförtner. Dieser war gekleidet wie ein Dressman mit grauem Anzug, grauer Weste und einem leuchtend rotem Einstecktuch. Sein grauer Bart sah aus, als hätte er ihn mit dem Anzug erworben. So perfekt sah es aus.

Der Pförtner lächelte für den Bruchteil einer Sekunde freundlich und fragte dann mit versteinerter Miene:“ Guten Tag. Zu wem wollen Sie, haben Sie einen Termin, eine Sondergenehmigung oder etwas Ähnliches? Bitte zusätzlich den Ausweis, Danke!“ Klar, Ausweis! Dan ärgerte sich selbst. Er sollte etwas aufmerksamer sein und besser voraus Denken, sonst braucht er gar nicht erst los zu fahren.

„Bitte sehr“, sagte er im freundlichsten Ton,“ ich wurde vom Chef persönlich hierher geschickt und wollte nun …“ Weiter kam er nicht, denn der Pförtner verlor sofort die aristokratische Haltung und rief sofort hektisch: “Natürlich, Sie sind ja angemeldet. Ich weiß Bescheid. Bitte warten Sie einen kleinen Augenblick, Danke, danke.Danke“ Mit einem Satz war er vom Stuhl aufgesprungen, hatte seine Mimik auf sehr freundlich gestellt und versuchte nun den „Wichtigen Besucher“ freundlich zu halten, den Lagerleiter zu informieren und einen Eindruck zu vermitteln, das er hier alles im Griff hat und eigentlich er der Chef ist. Man wusste ja nie, ob es eine Kontrolle der Firmenleitung ist.

So ganz wollte sein perfekter Auftritt aber nicht gelingen, denn während er beim Lagerleiter anrief, und es noch im Hörer das Wartezeichen gab, fragte er nebenbei:“ Kaffee, weiß, schwarz, mit oder nur Zucker?“ Im Schwung, den er gerade drauf hatte, war er der Meinung Dan hätte bei allem Zugestimmt und so versuchte er während der Hörer zwischen der Schulter und dem Ohr eingeklemmt wurde mit der linken Hand eine saubere Tasse aus dem Schrank zu angeln und mit der rechten Hand die Kaffeekanne der Maschine zu entreißen. Der Chef des Lagerbetriebes hatte Dan’s Ankunft aber aus dem Büro gesehen und war schon kurz vor der Werkstür der Pförtnerbude. Diese Tür war genau auf der gegenüberliegenden Seite des Kundenempfangsfensters.