Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Karl Sewart hat an die 500 Sprichwörter und witzige Kurztexte zum Thema Liebe und Ehe ersonnen, gesammelt und aufgeschrieben, zehn Kapitel dem erzgebirgischen Leben abgelauschte Eheweisheiten in der ganzen Stimmungsskala von idyllisch, frivol bis schockierend. Die Themen reichen von mehr oder weniger gelungenen Hochzeitsnächten, Liebeslust und -frust in den trauten vier Wänden, Problemen in der Haushaltsführung, der leider nicht seltenen Neigung zum „Auslatschen“ bis zu kuriosen Ratschlägen, den Bund fürs Leben nicht zum Joch werden zu lassen. Die humorigen Texte, überwiegend in der Mundart des mittleren Erzgebirges verfasst, wurden vom Autor selbst illustriert. INHALT: Hochzeitsgeflüster Liebeslust, Liebesleiden In trauter Zweisamkeit Heiraten kah e geder - Haushalten will gelernt sei Drhäm is Drhäm Wenn Mann und Frau sich streiten Die Ehe - eine Sache der Erfahrung Klöppel-, Kegel-, Kneipen- un annerer Eheklatsch Das „Auslatschen“ Quintessenzen LESEPROBE: Dr Staubsauger Die „Brawahtsch“-Gertrud steht wieder mal vor der Haustür und „brawahtscht“ ihren Nachbarn vor, was ihr Walter für ein fleißiger und häuslicher Mann ist. „Näh, näh“, brawahtscht sie, „näh, näh, ihr Leit, ich kaah’s nicht genunk sogn, wie mir mei Walter in ne Haushalt zer Hand gieht! Härt’r’sch däh nicht! Heit nimmt’r mir wieder emol de ganze Staubsaugerei oh! Horcht när bluß emol drauf! Härt’r’sch däh nicht, wie dr Sauger drinne in dr Stub brumme tut? Näh, näh, när su e fleßiger Maa, wie mei Walter ener is! Näh, näh, hält mr däh dos für möglich, wie genau mei Walter dos Rähnemachen nimmt! Härt’r’sch däh, ihr Leit, dar find’t heit weiß Gott wieder emol gar käh End mit seiner Staubsaugerei! Näh, näh, su en’n fleßigen un rähnling Maa, dan kahst de doch in ne ganzen Dorf zernstrüm noch emol suchen, uhne dass de ne find’st! Näh, näh ...“
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 212
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Karl Sewart
Die Liebesfalle
Ein erzgebirgisches Ehebrevier
ISBN 978-3-86394-443-8 (E-Book)
Die Druckausgabe erschien erstmals 2006 im Altis-Verlag, Friedrichsthal.
Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta
Grafiken: Karl Sewart
© 2013 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860-505 788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de
Die mit * gekennzeichneten Sprüche wurden zitiert aus dem Band „Glitzerstaanle. Sprichwörter und Redewendungen in erzgebirgischer Mundart“ von Manfred Blechschmidt.
„Gabt mir üm Gottes Willn en’n guten Rot!“, is dr Braut ihre innige Bitt. „Ober rat’t mir üm Himmelsgottes Willn net ooh!“
„Un du mähnst wirklich, Gerhard, es war ganz efach, ene glückliche Ehe ze führn?“
„Nischt is efacher als dos, Karlheinz! Du brauchst bluß de richtige Fraa drzu ze finne!“
Wos dr Helmert-Schulmästern ihr Kläner is, dr Ingolf, dar trifft sich mit seiner Libbsten, dr Scheunert-Bäck-Evi.
„Hast de’s däh nu endlich deiner Mutter gesaht, dass de mit mir giehst?!“, will de Evi wissen.
„Hm“, gibt ihr dr Ingolf zer Antwort. „Gesaht hob’ ich’s schu ...“
„Un?“, frögt de Evi ugeduldig. „Wos hot se däh nu drzu gesaht?“
Dr Ingolf druckst ganz verlagn rüm, ober de Evi lässt nicht locker. „Nu“, brängt dr Ingolf schließlich raus, „nu, mei Mutter hot gesaht, ich soll lieber de Kreher-Buchhalter-Traudel heiraten. Die töt besser zu mir passen ...“
„Do“, sogt de Evi ganz gedehsch do drauf, „do hot die Mutter schu rächt. De Kreher-Traudel, die war doch schu in dr Schul viel gescheiter wie ich. Un se stammt vu orndtling Leiten oh, die genunk Gald of dr huhng Kant hohm. Un wos es Aussahe abetrifft, do kaah ich mich gelei gar nicht mit rer massen ...“
„Ober ich!“, bricht’s do ober aus ne Ingolf raus, „ober ich - ich pfeif of olle Schiehät un olle Orndtlichkät un of oll’n Grips! Ich will dich! Ganz älläne när dich!!!“
Bei den „Lakritzen“-Schulzes, bei denen, die das kleine Kramlädel im Oberdorf führten, redeten sie ihrem heiratsfähigen Sohn ins Gewissen: „Nu hobn mir ober werklich ene gute Partie für dich, Christfried! De Tochter von ne Elektro-Siegert unten! Dos Mädel brängt dr en’n aasahnling Batzen Gald miet in de Eh’ ei! Do kahst de dich weiß Gott ins gemachte Nast setzen, Gung!“
„Ober ihr wisst doch, dass ich nu emol de Meier-Roswitha gern hob! Aah wenn se kene Pfeng hot! När mit dar kaah ich glücklich wardn!“
„Gung, bist du noch bei Trost! Wos hast de däh drvu, wenn de glücklich bist!“
„Namm doch när Vernunft aa, Gung! E Mädel, dos nischt in de Ehe eibrängt, dos tut mr nicht heiraten!“
„Ober Papa, wu ich es Mariechen doch gar esu gern hob!“
„Brauchst doch nicht gelei luszeheiln, du dummer Gung! Gegn es Gernhobn hob ich doch aah gar nischt! Ober worüm musst de dir däh ausgerachent e settes battelarmes Mädel drzu raussuchen!“
„Worüm heirat’st däh du äg’ntlich nich, Hans-Christoph?! Es Alter hast de, en’n eitrögling Beruf hast de, un e aasahnliches Mannsbild bist de aah!“
„Ich hob mir’sch doch aah schu salber lank genunk hie un har überlegt, öb ich mir nu ene Fraa namme soll, Klaus! - Ober wos für ene däh?! Namm ich epper ene Ledige - die is doch e ubeschriebnes Bloot! Do kaah ich doch vornewag gar nicht wissen, wie die sich nooch dr Heirat entpuppen ward un wos für e Biest in dare stacken mog! - Föllt meine Wahl ober of ene Witfraa - do hält die mir wumöglich egal ihrn verstorbne Maa als gutes Beispiel vür! Un weß ich däh, worüm ihr Maa vür ihr gestorbn is? Muss ich nich drmit rachne, dass se ne regelracht unner de Ard geärgert hot?! - Tät ene Geschiedne bleim... - Die hot doch ober nu weiß Gott schu bewiesen, dass se mit en’n Maa nich auskomme kaah! – Näh, weßt de, Klaus, wos de richtige Fraa für mich wär? Ene Verheirat’te, dar ihr Maaesu glücklich un zerfrieden mit rer is, dass ar se gar nich hargabn will!“
„Ich will dir emol ewos sogn, Klaus-Ernst! E Mädel muss esu schie sei, dass mr’sch vun Flack wag heiraten tät, aah wenn es kenn änzing Pfeng in dr Tasch hätt!“
„Do gab ich dir ober emol rächt, Karlheinz! Ober dobei müsst es derwahng doch esu vermöhngd sei, dass mr’sch aah zer Fraa namme wühr, wenn es ene hässliche ale Schreckschraub wär!“
„Ihr kennt doch de Stopper-Traudel?!“
„Freilich! Die hot doch erscht vür kurzn en’n Witmaa geheirat’t!“
„Haah! Ober dar Witmaa soll doch seiner erschten Fraa immer noch esu noochgetrauert hobn ...“
„Siehst de! Un do drüwer hot sich de Traudel abn aah ihre Sorgn gemacht. Un do is ihr eigefolln, ne immer genunk in ne Haushalt ze tue ze gabn, üm ne abn über’n Verlust vu seiner erschten Fraa wagzehalfen.“
„Do hot de Traudel ober weiß Gott ene gute Idee gehot!“
„Un?! - Hot dr Traudel ihr Rezept däh geholfen?!“
„Wie mr’sch nimmt. Jedenfalls hot dar Witmaa weiß Gott nooch un nooch seine erschte Fraa vergassen ...“
„Siehst de, ich hob doch gesaht, dass de Traudel ene gute Idee gehot hot!“
„... Jedenfalls hot dar Witmaa weiß Gott seine erschte Fraa vergaßen - ober nicht etwan, üm an seine zweete - näh, denkst de! - näh, üm an seine dritte ze denken!“
War nischt derheirat’t un nischt dererbt, dar blebt e arm’s Luder, bis dass’r sterbt.
„Elfriede, wos ich dich emol frögn wollt: Die Mädel labt dach nu aah schun ene ganze Zeit mit sen’n Kerl efach esu zesamm. Wolln die sich däh nicht ball emol traue lossen?“
„Wu denkst däh du hie, Isolde! Sette gunge Leit, dies ze ewossen gebracht hobn, die giehe dach heitzetog mit dr Zeit! Die denken dach nicht epper draa ze heiraten, eh se sich nicht ihr zweetes Eigenheim huchgezugn un ihr zweetes Seegrundstück an Land gezugn un ihm zweeten Wogn in Stoll stiehe hobn - domit’s dann bei dr Scheiding käne Probleme gibt!“
„Kahst du dos verstiehe, Ursel, worüm de ,Spack‘-Irene un dr Fitness-Reiner enanner geheirat’t hobn?! Die beeden passen doch überhaupt nicht zesamme!“
„Nu derwagn, Sieglinde ... Ich weß fei nicht ... Ich will emol sogn, de Irene, die is abn, wie se is ...“
„No ja, Ursel, do hast de emende schu rächt ... Dr Reiner, dar is derwahng schu abn aah, wie ar is ...“
„Siehst de! Wos willst de däh! Ich sog’s doch! Do passen se abn doch mitenanner zesamme!“
„Do hast de weiß Gott rächt! Wenn se olle beede esu sei, wie se sei, do müssen se doch zesammepassen!“
„Dos verstieh ich fei wirklich nicht, Walter, wenn es hasst: Heiraten is gut, ledig bleibn besser.“
„Dos kahst de aah wirklich erscht verstiehe, Maik, wenn es ze spöt is.“
Dr „Kläne“ von ne Meier-Schuster macht sich derwagn aah seine Gedanken. „Wie soll ich üm Gottes Willn bluß rauskriegn, ob ich überhaupt zer Ehe tahg, Gerhard“, frögt’r ne Schuster-Professer.
„Do hast de dein’n Finger of dan wunden Punkt gelegt, mei Gung!“, gibt dar ne Beschäd. „Ob de überhaupt zer Ehe tahgst, dos kriegst de abn erscht raus, wenn de verheirat’t bist.“
„Kahst de mir nich e paar eischlögige Rotschlög of Vürrot gabn, Gerhard, ich will fei bal heiraten.“
„Do hält’s fei schlacht, wenn de Rotschlög übersch Heiraten of Vürrot hobn willst, mei Ronny! Wu es in dr Ehe haußenhängt, dos merkst de erscht, wenn de drinnestackst.
Dr Schuster-Professer grateliert en’n Hochzigpaar: „Ich wünsch eich vu Harzen ene schiene Hochzignacht un mei’tholbn aah noch e paar glückliche Flitterwochen drzu - ober dann, dann ward’s fei hichste Zeit, dass ihr vergasst, dass ihr mitenanner verheirat’t seid ..."
„Of wos kimmt’s däh nu äg’ntlich aa, wemmer verheirat’t is, Gerhard?!“
„Wenn de verheirat’t bist, Lukas, do kimmt’s drauf aa, dass de die paar Vortäle, die de als Ehemaa gewönne hast, immer un immer wieder vür dir salber aufzöhlst, su dass de ja nicht epper drzukimmst, an die viel’n Vortäle, die de salten als lediger Kerl gehot hast, überhaupt när zc denken.“
„Ulrich, sog emol, ich hob’s dir nu weiß Gott schu lank genunk ausenannerposamentiert, wie vortälhaftig ene Ehe is! Ober ans Heiraten denkst de wuhl trotzdam nicht, wenn ich dos richtig eischätzen tu!“
„Wenn ich gottegar ehrlich sei soll, Gerhard, mit dein’n guten Rotschlögn hast de mich fei wahrhaftig schu e manniches Mol schu üm ene Haar esu weit gebracht, dass ich ernsthaftig ans Heiraten gedocht hob. Ober - du warscht mirsch doch nicht epper übelnamme, Gerhard! - ober in letzter Minut, do hob ich dann doch immer wieder drvu Abstand genomme, wall ich - na, wall ich - ehrlich gesaht - wall ich an deine - an deine Fraa gedocht hob ...“
„Wos sogst du do, du grünes Bürschel du?! Ausgerachent an meine Fraa musst du denken, wenn de heiraten willst?! Ich ward dir halfen, du verflixter Scherzengager du, du hinnerhältiger Weiberfuchs, du vermaledeiter Casanova du! Su dankst du mirsch nu, dass ich dir egal wieder gute Rotschlög fürsch Heiraten gab, du –„
„Ober Gerhard, du brauchst dich doch nicht geleich esu aufzeregn! Ich will dir doch üm Gottes Willn nicht epper deine Fraa ospenstig machen! Ganz in Gegntäl! Ich hob doch weiß-der-hole när Angst, ich kännt aah esu ene derwischen wie die!“
„Kahst de mir emende emol verroten, Gerhard, worüm ich ägentlich nich heiraten soll?! Es hot doch när Vortäle, wemmer ene Fraa of Nummer Sicher hot! Do härt die ewige Draußenrümzieherei auf, du brauchst käne Angst ze hobn, dass de zen Obnd mit kal’n Füssen ze Nast liegst - Haah, do weßt de efach, wurah de bist un wos de drhäm ze derwarten hast.“
„Abn drüm, Michael! Wurah de bist un wos de drhäm ze derwarten hast - dos is es ja gerode! Wos du als e ehlätziger Kerl für Vortäle hältst, dos schlögt, uhne dass de dir’sch versiehst, in abnsu viele Noochtäle üm, wenn de verheirat’t bist! Däh wenn du denkst, du hast de Fraa of Nummer Sicher, do hot schu längst die dich of Nummer Sicherer!“
„Na, Christoph, nu hast de dich ober endlich emol getraut!“
„Wenn de dich do när nicht gewaltig errn tust, Walter! Ich hob mich gar nicht getraut! Ich hob mich traue lossen, wenn des genau wissen willst!“
„Nu, dos mähn ich doch, du aller Mahrsack, du! Du hast dich endlich getraut, dich traue ze lossen!“
Die Frau vom Posamentenfabrikanten nimmt ihre frisch getraute Tochter beiseite und ermahnt sie: „Luüs-schen, nor dass dö doch druff einrischten dust: Was öch dür büs schetze ümmer verboden hab, dos is arber von nu an nämlisch deine Pflöcht!“
Luüs-schen fällt aus allen Wolken. „Ach du Scheh!“, ruft sie aus. „Worüm hast de mir dänne dos nich eher gesogt, Mama! Do hädd isch doche nisch eso mit dr Heirat gedrängelt! Do wär isch doch lieber noch e Weilschen lädisch gebliem!“
„Na, Claudia, wie war de Hochzignacht?“
„Wenn ich ohrachen tu, dass es de Hochzignacht war - no ja, do war’sch aah nich annersch, als wie’s sist dohar gewasen is ...“
„Do kahst de ober noch vu Glück reden, Claudia! Wos de Eiritz-Yvette is, die hot gesaht, dass se in ihrer Hochzignacht mit ihrn Bräutscham wie tut ins Bett gefolln un gelei eigeschlofen is, su kaputt sei se olle beede mitenanner von dan ganzen Drohsch ne Tog über un die ganzen Wochen vürhar gewasen!“
„Un gar de Halfrich-Jaqueline-Angelique, die hot nooch ihrer Hochzignacht gesogt, wenn se es nächste Mol heiraten tät, do wüsst se, dass se mit olln ze Bett gähng, när nich mit ne Bräutscham, dan se doch nu wirklich schun bis zer Genüg kenne tät!“
Die Hochzeitsfeierlichkeiten sind zu Ende. Während der Bräutigam sich schon längst von den Gästen verabschiedet hat, hat die Braut immer noch Wichtiges mit ihren Freundinnen zu bereden.
„Gieh när schu immer!“, ruft sie zwischendurch ihrem Bräutigam zu, als sie ihn, ungeduldig wartend, an der Tür stehen sieht. „Gieh när schu immer in de Kammer nauf, mei Michel! Ich komm schu nooch! Wenn dr’sch ze lank dauert, do machst de abn derweile schu immer älläne lus!“
„Ober Simon“, will de Braut in dr Hochzignacht wissen, „ober Simon, du hast mich wuhl überhaupt gar nimmer gerne?!“
„Ober - ober Laura - mr - mr ward wuhl - mr ward wuhl - weiß Gott emol - emol für en’n Aagnbliek - Otem - huln derfen ...“
„Hob ich dich däh nu in unnerer Hochzignacht glücklich gemacht, mei Lieber?“
„Ach, meine Liebe, ich find gar kene Worte, wie glücklich du mich gemacht hast!“
„Siehst de! Su glücklich kahst de vu nu aa ene gede Nacht sei! Dos willst de doch - oder, mei Lieber?“
„Wie kahst de do noch frögn, meine Liebe!“
„Siehst de! De Nacht, die is für die Glücklichsei do! Un wenn ich dich nu in dr Nacht glücklich mach, do is es doch när gerächt, wenn du mich am Tog genau esu glücklich machst.“
„Du - du willst, dass ich dich am Tog - genau esu glücklich mach, wie du mich in dr Nacht?!“
„Ober mei Lieber, wos denkst däh du vu mir! Näh, hob käne Angst, mei Lieber! Die Sach is viel efacher, als du denkst! Näh, du brauchst mir bluß dos bil Hausarbeit ozenamme un mir sist olles rachtzemachen, epper nich in ne Gasthuf ze lafen oder of ne Fußbollplatz ze renne - un schu hast de mich an ne Tog esu glücklich gemacht wie ich dich in dr Nacht.“
Des Menschen Freie is sei Verderbn un Gedeihe.
Die beiden sind frisch getraut, haben Formalitäten und Feiern hinter sich und schicken sich an, die Hochzeitsnacht miteinander zu verbringen. Der Thomas will schon eifrig zur Sache kommen, da sagt die Ulrike:
„Du, mei lieber Thomas, du hast mich doch wirklich lieb –“
„Hätt ich dich sist geheirat’t, meine liebe Ulrike!“
„Siehst de, un wenn de mich gern hast, do warscht de mir dach immer de Wahrhät sogn.“
„Freilich, Ulrike! Ober itze hot dos doch Zeit!“
„Ober mir wolln doch gelei von Aafang aa enanner offen un ehrlich de Wahrhät sogn. Dass gar kene Hämlichkät zwischen uns beeden erscht aufkomme tut, mähnst du dos nicht aah?“
„Freilich mähn ich dos aah, ober itze –“
„Geduld dich när noch ewink, mei Thomas. Üm su schänner ward’s dann ... Ich wollt bluß sogn: När ze Weihnachten, wenn de e Geschenk für mich hast, dos kahst de schu bis zer Beschering an’n Heilign Obnd für dich behalten. Ober sist –“
„Ober Ulrike, bis ze Weihnachten is doch noch esu lank hie!“
„Sog mir nu bluß noch ganz offen un ehrlich, wurah du itze gerode denkst, mei Thomas!“
„Wurah soll ich däh in unnerer Hochzignacht wetter denken, Ulrike! Ich denk an nischt wetter als an dich. Un an dos, wos mir beede gelei mitenannner derlabn wardn.“
„Dos denk ich fei aah, mei lieber Thomas! Ober emende denkst de aah noch an ewos anneres. Emende denkst de aah drah, ob de mich aah ganz gewieß immer un ewig liebhobn könne warscht.“
„Freilich denk ich aah do mit draa, meine Ulrike. Ober dos hot doch weiß Gott Zeit, itze - itze hobn mr doch - weiß Gott ewos anneres vür ...“
„När noch ewink Geduld, Thomas! - Ober emende hast de aah schu itze manchmol en’n leisen Zweifel drah, ob de mich aah immer un ewig liebhobn warscht ... Mr hört esu viel von annern Eheleiten, dass die sich nich mitenanner vertrogn un wieder ausenannergiehe tu ... Nu sei emol ganz offen un ehrlich, weßt de dos wirklich esu genau, ob de mich immer un ewig liebhobn warscht?“
„Nu, immer un ewig, dos sei fei grüße Wort“, Ulrike. Dos kah mr freilich nicht esu genau vornewag wissen, Ulrike. Do fällt mir ei, wos ich do für e paar Togn in dr Zeitung gelasen hob. Do stand drinne, es wär wissenschaftlich noochgewiesen, wos dr Volksmund esu spricht.,Liebe macht blind’, häßt es do doch schu immer. Un wetter häßt es: ,In dr Ehe gieh dir de Aagn wieder auf‘. Un dos hobn se fei itze in ener setten Studie unnersucht. un die Studie hot ergabn, dass abn Liebe wirklich blind machen tut. Die Täle in unnern Gehirn, stand do fei geschriebn, die Abschnitte in unnern Gehirn, in dan’n es kritische Denken vür sich gieht, die wardn nämlich gehemmt oder gar ganz ausgeschalten, wemmer esu richtig von dr Liebe gepackt is, stand do schwarz of weiß ze lasen drinne ... Siehst de, un do darf ich itze gar nicht drah denken, wos do spöter emol mit uns wardn kah, wu ich doch itze esu verliebt in dich bie ...“
„Ober du sollst mir doch gerode sogn, wos de denkst!“
„Ich bie itze esu in dich verliebt, meine Ulrike. Ober wos passiert, wenn de Lieb’ noochlässt?! Dofür kah doch käh Mensch garantiern, dass de Lieb nich noochlossen tut. Wall dos doch gar nicht in unnerer Macht stiehe tut, wie die Wissenschaftler wissenschaftlich festgestellt hobn ...“
„Do hast de fei rächt, mei Thomas. Wie könne mir vorharsahe, wos mir anenanner für Fahler entdecken wardn, wenn die Verliebthät noochlossen tut. Mein Gott, wenn ich dos gewusst hätt, do hätt ich dich fei nicht esu drzu aagehalten, dass de mir in unnerer Hochzeitsnacht de Wahrhät sogn sollst ...“
„Ja, dos stieht fei nicht in unnerer Macht, dofür ze sorgn, dass de Lieb’ immer un ewig dauern tut ...“
„Mein Gott, ich darf gar nicht drah denken. Emende warscht du mir dann total usympathisch, wenn die Verliebthät vergange is ... Dos is doch weiß Gott gar nicht auszedenken. Wos mach mr däh do bluß, Thomas?“
„Wissenschaftliche Studien in England un Amerika drübn hobn fei ergabn, dass starke Liebesgefühle dos normale kritische Denkvermögn regelracht drosseln un dersticken könne, sulank se abn aahalten tu.“
„Sulank de Lieb abn aahalten tut ... Mein Gott, Thomas, mir ward himmelangst.“
„Na, heit un morgn ward’s dach bei uns noch nicht esu weit sei, Ulrike. Für de heitige Hochzignacht ward unnere Lieb’ schu noch ausrähng, mähnst de nich aah?“
„Mir is fei de Lust ganz vergange, Thomas. Mir is es weiß Gott nicht mehr nooch Hochzignacht zemut.“
„Hätt ich dir bluß nich esu offen un ehrlich de Wahrhät gesaht, Ulrike ...“
„Hätt ich dich bluß nich drüm gebaten, mir esu offen un ehrlich de Wahrhät ze sogn, Thomas ...“
Am Tag nach der Hochzeit gefragt, wie denn die Nacht verlaufen sei, antwortet die Hausmacher-Irene: „De Nacht, die kunnt gar net schänner sei, als wie se gewasen is! - Ober“, fährt sie, aufschluchzend und in Tränen ausbrechend, fort, „ober es erschte, wos mei Maa dan früh nooch ne Aufstiehe gemacht hot - ar hot fei - hu-hu - dos hätt ich in ne ganzen Labn nicht von ne gedocht - ar hot fei - hu-hu-hu - ar hot fei unner Hochzigbild an ne Nahl gehängt - hu-hu-hu-hu –„
Der Damisch-Reinhold war ein mickriges, unansehnliches Männel, das in ärmlichen Verhältnissen lebte. Im Gegensatz zu diesen nun wirklich nicht gerade günstigen Voraussetzungen für eine gute Heirat standen freilich seine Ansprüche. So hatte er die Vierzig schon weit überschritten und lebte immer noch „elätzig“, allein. Wurde er gefragt, wie denn die Frau beschaffen sein müsse, die er gern heiraten würde, so antwortete er: „Na, müsst ihr wissen, erscht emol muss se gung sei, ja, rächt gung un rächt frisch muss se schu sei, wenn ihr wisst, wos ich mahn! Ja, un rächt hübsch muss se derwagn aah sei, üm nich ze sogn, ene regelrachte Schiehäät muss se sei, domit se mir aah rächt gefolln tut, wenn ihr wisst, wos ich mahn! Na, un gut kochen un haushalten möcht’ se fei aah könne, dos gehärt schließlich zu ener orndtling Fraa drzu! Nu ja, un de nötsche Bilding möcht se fei aah hobn, domit se en’n aah in dr Unnerhalting gewachsen is un mr nich vür Langerweile ümkimmt drhäm, dos möcht’ fei aah sei, müsst’r wissen! Un esu e richtiges Temprament möcht se fei aah hobn, su wie es abn su e richtiges Rasseweib an sich hobn muss, ihr wisst schu, wos ich mähn! Nu ja, un nich zerletzt, dass ich’s nich epper noch vergaß, do möcht’ se fei aah nich ze wink Pfeng mitbränge, ja, dos mächt’ fei sei! un
„Ober Reinhold!“ fuhr ihm da letztens der „Gerodezu-Nastler“ in die Parade. „Ober Reinhold, su ene Fraa, die müsst dach weiß-der-hole ränewag dumm un damisch sei, wenn die ausgerachent dich zen Maa namme tät!“
„Haah!“, rief da der Reinhold, „haah! Siehst de, dos hätt ich dach weiß-der-hole üm e Haar beinahe noch vergaßen! Ränewag dumm un damisch kah se mei’tholbn freilich aah noch drzu sei!“
„Herbert, ich hob e manniches Mol dan Verdacht, du hast mich när wagn meiner paar Pfeng geheirat’t!“
„Do tust de mir ober weiß-der-hole uracht, Bärbel! Ich hätt dich abnsugut genomme, wenn de en’n grüßen Haufen Gald gehot hättst!“
„Ich mächt werldich emol wissen, worüm dr Gemäh-Fritz-Günther de Helmert-Bauer-Sus geheirat’t hot!“
„Dr Günth?! Dar raffinierte Hund, dar hot de Sus doch när miet in Kaaf genomme, üm an ihr altes Zinn nahzekomme!“
„Do errscht de dich ober gewaltig! De Sus is es, dos gerissene Luder, die ne Günth geheirat’t hot, üm ihre wartvolle Sammling in sen’n geräuming Haus aufstelln ze könne!“
„Siehst de! Do is dos bei dan beeden aah nicht annersch wie bei annern Eheleiten! E gedes hot dos annere änzig un älläh aus ken’n annern Grund geheirat’t als aus dan, dan es gehot hot!“
„Es hot“, sinniert dr Kuhln-Wagner-Rudolf, „es hot weiß-der-hule lank genunk gedauert, bis ich gemerkt hob, wurah dos gelagn hot, dass ich mei Fraa immer när für de Zweetbeste gehaln hob ...“
„Un?!“, fragt sein Nachbar. „Wurah hot’s däh nu gelagn, dass de dei Fraa immer när für de Zweetbeste gehaln hast, Rudolf?“
„Dos kah ich dir sogn. Wall ich mich immer noch drauf gespitzt hob, dass sich de Erschtbeste eistelln tät.“
„Kopp huch, Mathias“, versucht dr Ällere ne frisch Verheirat’ten aufzemuntern, „nooch dr Hochzsch, do gieht dach’s Labn erscht richtig lus!“
„Dos mog schu sei“, versetzt dr Mathias do drauf, „ober wos für e Labn!“
Der Lahlmann-Albert nimmt auf seiner Silberhochzeit seinen Freund beiseite: „Unner uns gesogt, Fritz: Dos Beste von dar ganzen Ehe is doch de Hochzig gewasen. Hätt ich mich när geleich drnooch scheiden lossen!“
„Worüm hast de däh dos nicht gemacht, Albert?!“
„Na wall ich immer drauf gelauert hob, dass noch ewos Besseres kimmt.“
„Weßt du äg’ntlich, worüm dr Scheunert-Heinz nich geheirat’t hot, Gerhard?“
„Dos kah ich dir sogn, Helmut: Zeerscht, do hot’r sich salber de ganze Zeit noch für ze gung drzu gehal’n. Un ehnder ar sich’s versähe hatt’, is ar ne Weibsen ze alt drfür gewasen.“
„Maa, du bist durchschaut! Du hast mich när geheirat’t, üm mich ins Bett ze kriegn!“
„Un du, Fraa?! Du hast dich när vu mir ins Bett kriegn lossen, wall de vu mir geheirat’t wardn wolltst!“
„Wisst’r’sch däh schu, ihr Leit! Epper siebn Gahr hobn dr ,Wand-un-Buden‘-Robin un de Richter-Fläscher-Annika uhne Trauschein mitenanner zesammegelabt, un es hot efach ‚super’ funktioniert bei dan zwee beeden, dos tue fei olle Verwandten un Bekannten beschwörn. Nu hobn se gähne Woch esu grußartig Hochzig gehalten, segar mit’n Fesselballon sei se mitenanner aufgestiegn. Ober trotzdam läft nu olles schief zwischen dan beeden!“
„Ähngtlich is dos käh Wunner -“
„Haah, ich mähn aah, dos kah när dorah liegn, dass se ze zeitig geheirat’t hobn.“
Wos hot dar „Källner“-Kurt sich früher über die Eheleit mokiert! Seit ar salber drzugehärt, mokiert ar sich när noch über de Leding!
Nooch de Flitterwochen kumme de Zitterwochen. *
Die Hochzeitsfeier ist in vollem Gange, der Alkohol fließt in Strömen, es geht hoch her. Während der Bräutigam von den Brautführern nach altem Brauch „eigesähft“ wird, hat sich ein junger, blasser Mann in eine Ecke zurückgezogen und starrt traurig vor sich hin. Da setzt sich die Braut zu ihm und sagt: „Mei lieber Michael. Ich weß doch, du bist dr stattlichste un schännste Kerl in dr ganzen Gegnd, un du hast’n nobelsten Charakter weit un brät! Of dich kah mr sich hunnertprozentig verlossen, du hältst, wos de versprichst, du sogst immer offen un ehrlich, wos de denkst! Un schun in der Schul bist de dr Gescheitste gewasen, un dann hast de aah noch studiert, dir kaah wirklich keener e X für e U vürmachen! Un feine Maniern hast de wie kee zweeter - nee, su en’n guten Kerl wie dich gibt’s kee zweetes Mol of dr Walt. - Siehst de, un do warscht de dir doch nicht epper ewos draus machen, dass es mit uns beeden nischt geworden is, mei lieber Michael. Es enzige, wos dir fahlt, dos is doch wirklich bluß es Gald.“
„Bitt’schie, ihr Leit! Trat’t när emol en’n Schriet beiseit! Ich will emol e Bild vu dan glückling Paar machen!“, sogt ener vu dan Gästn un hebt sen’n Fotoapperat.
„Unner uns gesogt, Reiner“, flüstert ne e annerer Gast zu, „unner uns gesogt: Dr Bräutcham sieht fei werklich nicht gerode glücklich aus.“
„Ich mähn doch aah ne Bräutcham gar nicht miet, Harry! Ich mähn de Braut un ne Bräutcham sei Schwiegermutter.“
Die Tante aus Leipzig ist lange nicht zu Besuch bei ihren erzgebirgischen Verwandten gewesen und kennt sich in den personellen Verhältnissen nicht mehr so gut aus. Zur Hochzeit ihres Patenkindes ist sie aber nun angereist, das hat sie sich nicht nehmen lassen. Die Gesellschaft ist schon beisammen, als sie eintrifft, und der hinzukommenden Tante läuft als erster ein sehr ansehnlicher, gepflegter junger Mann im guten Anzug und mit heiterer, wenn nicht gar glückstrahlender Miene über den Weg.
„Das is aber e gutes Vorzeechen, dasssch Sie als erschten begäschne, schunger Mann“, spricht sie ihn an. „Ösch irr doch etwan nösch, wennsch annähme, dass ösch in Ihnen den heutschen Bräutscham vor mir hab, newahr!? Ösch bön nämlisch de Badendande aus Leipzsch!“
„Na, dann ober herzlich willkomme, Frau Patentante!“, sagt darauf der junge Mann. „Ober ich muss Sie fei enttäuschen. Dr Bäutcham, dos is dos blasse, eigeschüchterte Bürschel, dos sich dort hinten in dr Eck verkrochen hot un sich gerode mit en’n doppelten Grühbittern stärken tut. Mich hot de Braut ohblitzen lossen. An mir is dar bittere Kalch zen Gelick noch emol vorbeigegange.“
„Wie de Schumann-Schuster-Elsbeth bluß of esu en’n reifolln kunnt“, zischelt die Lorenz-Roswitha ihrer Nachbarin zu, als die Schumann-Elsbeth mit ihrem wirklich recht unansehnlichen Mann auf der Straße vorbeigeht.
„Dar muss es“, weiß die Nachbarin, „dar muss es aah bitter genunk büßen, dass se of ne reigefolln is.“
„Dr ,Vergablich‘-Michael ward dan Obnd wuhl wieder of Brautschau giehe, Magdelene, su, wie dar Kerl sich wieder rausgeputzt hot!“
„Dos, Traudel, dos ward bei dan wuhl mehr of ene Schau wie of ene Braut nauslafen, su schüchbern, wie dos Gungel is!“