1,99 €
Shortshortstories - Kürzestgeschichten. Horror - kurz und schmerzhaft. Einbruch des Fantastischen in den Alltag. Prosa und ein wenig Lyrik. Rassisten schlagen zu. Ein Mann, der sich beim Sex in ein Insekt verwandelt. Brutale Rache der Bürofrau. In der Irrenanstalt. Ein besonderes Gericht in der Pizzeria u. v. m. Einige Titel: Das absolute Gedicht. Das Brotmesser. Drohnenflug. Himbeereis im Wüstensand. Der Irre und der Krieg. Kleiner Mann im Ohr und eine Stimme im Mund. Madness. Messer im Kopf. Das Rütteln an den Stäben.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2017
Liebe(r) LeserIn,
jetzt haben Sie das erste eigenständige Buch von Olaf Olsen als E-Book erworben, von einem noch völlig unbekannten Autor, der meines Wissens bisher nur einmal vor vielen Jahren mit einigen ziemlich direkten und brutalen Stories in einer Anthologie an die Öffentlichkeit trat.
Seine Texte habe ich hier einfach in alphabetischer Reihenfolge der Titel angeordnet. Für den Inhalt sprechen sie selbst. Zumindest bei einigen stellt sich natürlich die Frage, ob es sich um hochgeistige Ergüsse oder schwachsinniges Gestammel handelt. Handelt es sich hier also um Literatur? Was ist Literatur? Oder ist dieser Olsen tatsächlich übergeschnappt? Ja, bisweilen glaube auch ich, dass der Mann irre ist! Aber wer ist das heutzutage nicht!? Die Grenzen sind fließend und waren es schon immer im Rausch der Gefühle, wenn das Liebeszentrum im Gehirn rationales Denken und Konzentrationsfähigkeit unterdrückt, wenn Menschen Amok laufen und Krieger und Soldaten metzelnd durch ihre Feinde toben.
Ja, so ist es in unserer Welt. Doch wer weiß, ob Olaf überhaupt in dieser angeblich so realen Welt, in der wir alle leben, existiert. Vielleicht ist er nur ein Teil von irgendwem, nehmen wir mal an, von einem anderen Menschen, es muss ja nicht gleich ein Nichthumanoide oder gar ein Alien sein, der außer der dunklen hier präsentierten auch noch eine helle Seite hat?
Auf jeden Fall sind diese Texte hier keine leichte Lektüre - nichts für schwache Nerven. Psychisch Labile und Herzkranke sollten von der Lektüre Abstand nehmen oder das Buch nur häppchenweise, am besten abwechselnd mit meditativen Texten, da empfehle ich doch glatt nicht ganz selbstlos Gedichte und Gedanken von mir, lesen. Aber fangen Sie doch einfach erst einmal von vorne an. Vielleicht gefallen Ihnen ja die Texte und Nichttexte (Absolutes Gedicht).
Auffällig ist auch der Gebrauch der Begriffe Sonn und Mondin anstelle von Sonne und Mond, wie ich sie auch in meinen Pfadromanen verwende. Da stellt sich die Frage der Seelenverwandtschaft. Oder habe ich da meine Machtposition als Lektor ausgenutzt und die Begriffe von mir aus einfach so geändert?
Nun wünsche ich eine angenehme Lektüre und manche Denkanstöße. Falls wir tatsächlich in einer oder gar vielen Höllen - jeder in seiner eigenen - leben, wovon Olsen wohl ausgeht, was soll’s, wir müssen damit fertigwerden. Hier sind wir nun einmal. Das Leben ist eben noch immer - und wohl für immer!? - kurz und schmerzhaft. Machen wir das Beste daraus. Es gibt ja auch wundervolle Augenblicke, nicht nur hier draußen, sondern auch in Olsens Welten.
Ihr Dr. Rainar Nitzsche, Kaiserslautern, März 2017
»Ich will hier raus!«, schreit es irgendwo.
In dir? Oder wo? Dort draußen? Dort doch nicht! Oder wer? Oder was? Und überhaupt: woher, woraus, wohin?
Da blickst du nicht mehr durch. Irgendwas ist da passiert. Daran erinnerst du dich noch. Irgendetwas war da doch, das ...
Alles träumt hinter Nebeln. Schlafwandlern gleich siehst du Menschen an dir vorüberziehen. Und irgendwo krabbeln Spinnen. Rasend spinnen Spinnenmänner Geschenke für Bräute, die sie niemals treffen werden. Denn sie leben hinter kreisrunden Kunststoffwänden in irgendeinem Labor, sind Gefangene - »wie ich?«, fragst du dich flüsternd selbst. Sie aber wissen es nicht, denkst du.
Bin ich das denn? Gefangen? Wenn ja, worin?
Irgendetwas ist passiert.
»Alles ist Traum«, sagen die einen.
»Alles ist Realität«, sagen die anderen.
Träume sind überall, die sowohl die einen als auch die anderen Träume nennen.
Andere Träume werden Realität genannt.
Irgendwie ist alles verschwommen. Jemand hat dir deine Brille genommen, ja, die mit den dicken, dicken Gläsern. So kurzsichtig bist du!
Und jetzt verschwimmt auch noch die Welt in deinem Innern: deine Wohnung: ein Zimmer unter dem Dach in einer Wohngemeinschaft, die eigentlich gar keine ist. Eine Stadt mit Namen K. Dein Arbeitsplatz in der Stadtbibliothek? Oder doch in einer Buchhandlung? Oder waren da zwei Plätze in zwei Städten, gar drei mit Namen W. und M. und N.? Da war doch ein Ökoprogramm, ‘ne ABM für ein Jahr in I. - O. (was sind denn das für seltsame Buchstaben?). Irgendwann war da eine Buchhändlerschule in F. Und auch ein Studium: Biologie an der Universität in K.? Dann muss da ja auch irgendwo ein Gymnasium gewesen sein, doch war das nicht doch in H.? Und die Grundschule hieß doch damals anders, ja, Volksschule hieß die, war in einem ganz anderen Ort, ach, es waren sogar zwei: F. und L. Kindergarten und deine Geburt, an die du dich natürlich nicht erinnern kannst - wer kann das schon!?, fanden in B. und Z. statt.
Seltsame Buchstaben, die sicherlich für Orte und Städte stehen. Ob sie sonst noch irgendeine Bedeutung haben?
Oje, jetzt kommen Namen, nichts als Namen, völlig durcheinander, ach nein, alphabetisch, hast du sie sortiert und mit stumpfer Kreide auf die Tafel gemalt: Berlin, Fechingen, Frankfurt, Homburg, Idar-Oberstein, Kaiserslautern, Limbach, Mannheim, Neustadt, Winnweiler, Zehlendorf.
Das also sind die Namen zu den Buchstaben. Sollst du sie nun zuordnen, Ordnung in all das Chaos bringen? Wozu?
Was ist passiert? Warst du einst in all diesen Welten? Oder hast du sie dir nur erträumt, eine nach der anderen?
Warum geschieht jetzt alles zugleich?
Alle diese Dinge, die vielleicht niemals dort draußen real waren - doch, was ist schon wirklich und was nicht? - leben nun in dir, der du irgendwo träumend liegst.
Und wer weiß, ob du überhaupt ein Mann bist - eben noch warst du dir da gänzlich sicher - was sollte ich sonst sein, wenn nicht ein Mann!? -, jetzt bist du es schon gar nicht mehr.
Aber wenn es denn doch so wäre, träumst du nun sicherlich von der Frau deiner Träume.
Oder bist du eine Frau, die sich jetzt für alle Zeiten ihren Traummann erträumt, der einfach alles ist: so sanft und zärtlich, stark und potent, aufmerksam und wunderhübsch, jung und reich und außerdem, obwohl ihn so viele andere Frauen bedrängen, nur ein Auge für eine einzige, nämlich für dich hat? Wirst du ihn jemals in diesem Leben auf dieser Welt finden?
*: Kein Textblock, kein Absatz, keine Zeile, kein Wort, kein Buchstabe, kein Gedanke - STILLE - LEERE.
Alles bebt.
Selbst die Felsen unter deinen Füßen erzittern.
Und die Luft vibriert.
In deinen Ohren aber rauscht der Sturm.
Diese Geometrie!
H. P., fällt dir ein, H. P. Lovecraft.
Dann fallen Farben kreischend-kreisend in dein Augenlicht.
Dein Herz rast.
Etwas drückt auf deine Brust: Luft!
Keine Luft - Angst zu ersticken - vor dem Tod!
Du schreist den lautlosen Schrei und atmest - nicht mehr.
Deine Beine zersplittern.
Deine zum Himmel erhobenen, bittenden Hände fallen ab und stürzen in bodenlose Tiefen, verschwinden im Nichts.
»Ich will leben!«, schreit es ein letztes Mal dort innen tief in dir, ohne dass sich deine Lippen bewegen.
Längst schauen deine Augen starr und stumm.
Rot fließt dein helles Blut aus Stümpfen.
In dir rast der Wahnsinn.