Die menschliche Zivilisation - Bernhard Springweiler - E-Book

Die menschliche Zivilisation E-Book

Bernhard Springweiler

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Beschreibung

Sind wir noch zu retten? Können wir mit unserer Zivilisation überleben und noch Hunderte oder gar Tausende Jahre weiterexistieren? Das ist die große Frage unserer Zeit und immer mehr Menschen beschäftigen sich mit diesem Thema. Wir haben große Probleme und stehen vor riesigen Herausforderungen. Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Woran liegt es, was machen wir falsch und was müssen wir verändern? Es ist noch nicht zu spät, es gibt Hoffnung – Hoffnung für uns, unsere Kinder und unsere Enkelkinder. Wir können es noch schaffen – wir müssen es aber wollen und es auch anpacken. Entscheiden wir uns zu überleben!

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Bernhard Springweiler

 

DIE MENSCHLICHE

ZIVILISATION

 

 

Untergehen oder überleben –

wofür entscheiden wir uns?

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Buch entstand zwischen

August 2023 und Juli 2024

 

 

 

 

Table of Contents

Titel

Vorwort

1. Was ist der Sinn unseres Lebens?

2. Sind wir allein im Universum? – Teil 1

3. Das Universum – die Heimat allen Lebens

4. Sind Zivilisationen für ewig gemacht?

5. Der Beginn unserer Zivilisation

5.1 Die Entstehung eines Ich-Bewusstseins

5.2 Die aktive Nutzung des Feuers

5.2.1 Abkopplung von der Natur

5.2.2 Sozialverhalten und Sprache

5.2.3 Das Prinzip Verbrennung als Energiequelle

5.2.4 Eingriff in das Ökosystem

5.2.5 Fazit

6. Gibt es einen Fehler im System Natur?

7. Unser Lebenskorridor

7.1 Erläuterung und Einführung

7.2 Wann wird es zu heiß für uns?

7.3 Wie viel Gift kann unser Organismus vertragen?

7.4 Der Sauerstoff in unserer Atemluft

7.5 Wie gefährdet ist unser Lebenskorridor?

8. Die Gewalt – ein Bestandteil unserer Zivilisation

9. Der Zivilisationsindex und was ihn beeinflusst

9.1 Erläuterung und Einführung

9.2 Die Abkopplung von der Natur

9.3 Das Bevölkerungswachstum

9.4 Die Armut

9.5 Der Traum vom ewigen Wachstum

9.6 Das Gesetz des Stärkeren

9.7 Individualismus und Konsum

9.8 Die verweigerte Verantwortung

9.9 „Das Kapital“ und wie es funktioniert

9.10 Die Globalisierung

9.11 Die Führungsstrukturen – Teil 1

9.12 Der Kohlenstoff – Segen und Fluch

9.13 Der Krieg und seine Folgen

9.13.1 Wie hat Krieg angefangen?

9.13.2 Worin besteht die große Gefahr von Krieg?

9.13.3 Was kosten Kriege – und wer bezahlt sie?

9.13.4 Eisenhower und der militärisch-industrielle Komplex

9.13.5 Was sind die Alternativen zum Krieg?

9.13.6 Wer entscheidet über Krieg oder Frieden?

9.14 Brauchen wir ein Matriarchat?

9.14.1 Die Gleichberechtigung

9.14.2 Warum Männer gewalttätig und Frauen empathisch sind

9.14.3 Die Führungsstrukturen – Teil 2

9.15 Eine neue Intelligenz und eine neue Wissenschaft

10. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen

10.1 Was wir sofort anpacken müssen

10.2 Was wir mittelfristig verändern müssen

11. Wie wir die Veränderungen erreichen wollen

11.1 Helfen Revolutionen weiter?

11.2 Vom friedlichen Umbau unserer Zivilisation

12. Gefahren und Risiken auf unserem Weg

12.1 Individualismus kontra Gemeinwohl

12.2 Wie stabil sind unsere Demokratien?

12.3 Wie umgehen mit Migration

13. Lohnt es sich überhaupt, ein „anständiges“ Leben zu führen?

14. Untergehen oder überleben – wofür entscheiden wir uns?

Schlusswort

Anhang

1. Anhang: Sind wir allein im Universum? – Teil 2

2. Anhang: Einstein und die 4. Dimension

Danksagung

Impressum

Vorwort

 

Wir Menschen haben uns auf dem Planeten Erde heimisch gemacht und uns darauf eine Zivilisation errichtet. Wann immer in diesem Buch die Rede von unserer Zivilisation ist, dann ist damit die Gesamt-Zivilisation gemeint. Es geht in diesem Buch nicht um „Teil-Zivilisationen“.

Wie hat sich unsere Zivilisation im Laufe der Zeit entwickelt, wo stehen wir heute und wie lange kann unsere Zivilisation überhaupt bestehen? Kann sie gar auf Dauer Bestand haben?

Beschäftigt man sich mit diesem Thema, kommt man nicht umhin, sich auch Gedanken über unser Universum zu machen – denn unser Universum ist die Heimat allen Lebens, auch unsere Heimat und die Heimat unserer Zivilisation. Betrachtet man das Universum und wie es funktioniert, gelangt man zwangsläufig zur Frage, ob wir allein sind oder ob es im Universum auch noch andere Zivilisationen gibt. Unterstellen wir, es gibt sie, dann wäre es interessant zu wissen, wie sich diese anderen Zivilisationen entwickelt haben. Auch in diesem Zusammenhang soll gelten: Immer, wenn von einer außerirdischen Zivilisation die Rede ist, dann ist die dortige Gesamt-Zivilisation gemeint. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen unserer Zivilisation und den anderen Zivilisationen – und worin würden die Unterschiede bestehen. In diesem Buch beschäftigen wir uns hauptsächlich mit unserer eigenen Zivilisation – aber wir werden auch immer einen Seitenblick auf die anderen Zivilisationen werfen.

Wie wird es weitergehen mit unserer Zivilisation – wird unsere Reise, die Reise der Menschheit weitergehen, und wie lange noch kann sie weitergehen? Dazu müssen wir uns ansehen, welche Einflussfaktoren es gibt, die sich auf die Entwicklung und den Fortbestand unserer Zivilisation auswirken. Diese Einflussfaktoren werden maßgebend von uns selbst bestimmt und ausgestaltet. Wir stehen heute vor großen Problemen und gewaltigen Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, einen Moment innezuhalten, Bilanz zu ziehen und realistisch einzuschätzen, wo wir heute stehen. Und wir müssen uns Gedanken darüber machen, ob die Richtung, in der wir bisher marschiert sind, für uns noch der richtige Weg ist. Müssen wir uns vielleicht in eine andere Richtung entwickeln, müssen wir uns und unsere Zivilisation, vielleicht sogar ein Stück weit neu erfinden? Darum wird es in diesem Buch gehen. Es steht viel auf dem Spiel: Es geht um nichts weniger als den Fortbestand unserer Zivilisation und am Ende sogar um das Überleben unserer eigenen Art – dem Homo sapiens.

Dazu ein Zitat von Stephen Hawking: „Wir stehen vor gewaltigen und überaus beunruhigenden Umweltproblemen: Klimawandel, Lebensmittelsicherheit, Überbevölkerung, Rückgang der Artenvielfalt, Epidemien, Übersäuerung der Meere. All diese Phänomene zeigen uns, dass wir gerade am gefährlichsten Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte stehen.“

Ob die Gefahr besteht und wie groß diese Gefahr ist, dass wir am Ende alles verlieren, dass die Menschheit und ihre Zivilisation untergehen, darüber gibt es sehr unterschiedliche Meinungen und darüber wird heftig gestritten. Aber es hat sich längst bei uns allen – bei jedem Einzelnen von uns – ein Gefühl dafür eingeschlichen, dass wir so nicht weitermachen können. Es ist uns schon längst klar geworden, dass wir unsere Zivilisation nicht noch mal 100 Jahre so weiterbetreiben können, wie wir das in den vergangenen 100 Jahren getan haben.

Mit diesem Gefühl geht jeder von uns anders um – manche haben Angst vor der Zukunft, andere machen sich große Sorgen, wieder andere resignieren, viele verdrängen es einfach und beschäftigen sich nicht damit und dann gibt es auch diejenigen unter uns, die sich kraftvoll engagieren, um etwas zum Besseren zu bewegen. Und dann gibt es noch ganz viele Menschen, die sich überhaupt keine Gedanken machen können, weil sie genug damit zu tun haben, irgendwie ihren eigenen Alltag geregelt zu bekommen. Menschen, die schon heute in Armut leben – aber auch Menschen, für die es immer schwieriger und schwieriger wird, mit ihrem Einkommen noch den eigenen Lebensunterhalt abzusichern. Es herrscht große Armut in vielen Entwicklungsländern, aber auch in unseren reichen Industrieländern fallen immer mehr Menschen in eine neue Form der Armut. Trotz Arbeit reicht ihnen ihr Einkommen nicht mehr aus, um ihre Kosten abzudecken – die Kosten für ihre Grundbedürfnisse, wie Nahrung, Energie und Wohnen. Wer täglich damit zu kämpfen hat, irgendwie „über die Runden zu kommen“, hat keine Zeit, sich mit theoretischen Betrachtungen zu beschäftigen.

Irgendwie ist uns aber allen klar – jedem Einzelnen von uns –, dass wir uns auf keinem guten Weg befinden. Und kaum noch jemand glaubt, dass uns dieser Weg in eine erfolgreiche Zukunft wird führen können. Also muss ein neuer Weg her, also brauchen wir neue Ideen und Lösungen, Ideen und Lösungen, die unsere Zivilisation fit machen für die Zukunft. Darum wird es in diesem Buch gehen. Wir betrachten, welche Einflussfaktoren es gibt in Bezug auf die weitere Entwicklung unserer Zivilisation, wie diese Einflussfaktoren heute ausgestaltet sind und wie wir diese steuern und verändern müssen. Dies wird uns dann einen neuen Weg aufzeigen – den Weg in eine erfolgreiche Zukunft.

Einen neuen Weg zu finden, bedeutet immer auch eine Abkehr von vielem, was wir bisher gewohnt waren. Einen neuen Weg zu finden, heißt auch immer, eine gewisse Radikalität zuzulassen, wenn es um neue Ideen geht. Die Vorschläge in diesem Buch werden zunächst wie eine Utopie erscheinen – das ist richtig und auch so gewollt. Wenn man aber einer Utopie den Raum lässt, sich zu entfalten, wenn wir die Utopie in unseren Köpfen zulassen, dann kann aus einer Utopie am Ende eine Vision werden. Und wir brauchen heute nichts dringender als eine Vision.

 

 

1. Was ist der Sinn unseres Lebens?

 

Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die sich fragen, worin der Sinn der eigenen Existenz besteht. Es gibt kein anderes Geschöpf auf unserem Planeten – weder Tier noch Pflanze – das nach dem Sinn seines Lebens fragen würde. Warum also stellen wir Menschen uns diese Frage? Weil wir wissende Geschöpfe sind – weil wir wissen, dass am Ende unseres Lebens der Tod auf uns wartet. Und dieses Wissen um unseren Tod macht es für uns Menschen mitunter so schwierig, in unserem eigenen, persönlichen Leben einen Sinn zu erkennen.

Wenn wir uns aber nach dem Sinn unseres Lebens fragen, dann müssen wir uns zuallererst daran erinnern, wo wir eigentlich herkommen. Jeder Einzelne von uns ist nämlich nicht nur ein Teil der Menschheit, sondern auch ein Teil der Natur. Aus dieser Natur sind wir hervorgegangen. Und diese Natur gibt jedem Lebewesen den gleichen Auftrag mit, den es in seinem Leben auszuführen hat. Dieser Auftrag besteht darin, durch sein eigenes Leben dazu beizutragen, dass die eigene Art erhalten bleibt, dass die eigene Art weiter existieren und sich weiterentwickeln kann. Die Natur hat nicht vorgesehen, dass im Leben eines ganz bestimmten Individuums ein erkennbarer Sinn zu bestehen hat. Ganz brutal ausgedrückt, die Natur hat es nicht vorgesehen, dass im Leben eines „Herrn Müllers“ ein individueller Sinn zu liegen hat. In der Natur geht es nur darum, dass „die Müllers“ als Art überleben – es geht in der Natur nie um ein einzelnes Individuum. Da wir Menschen aber wissende Geschöpfe sind, und über ein Bewusstsein verfügen, macht uns diese Erkenntnis das Leben nicht gerade einfacher. Und deswegen sind wir ständig auf der Suche nach einem anderen Sinn in unserem Leben, einem Sinn, der über das hinausgeht, was uns die Natur anzubieten hat.

Und auf der Suche nach diesem anderen Sinn – und weil diese Suche so wichtig für uns ist – haben wir das andere völlig aus den Augen verloren. Denn unabhängig von diesem höheren Sinn bleibt die Aufgabe bestehen, die uns die Natur erteilt hat – die Aufgabe, die sie jedem Lebewesen mitgegeben hat –, die Aufgabe, sich für den Erhalt der eigenen Art einzusetzen. Die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass auch die Nachkommen der eigenen Art noch Überlebenschancen haben. Wir sind heute so sehr auf der Suche nach dem Sinn unseres eigenen Lebens, dass wir völlig verdrängt haben, dass nach uns auch noch Menschen auf diesem Planeten leben müssen. Und es sind nicht irgendwelche Menschen – es sind unsere eigenen Kinder, Enkelkinder und Urenkel.

Die Suche nach einem tieferen Sinn in unserem Leben ist berechtigt – aber wir müssen auch wieder ein Stück weit dorthin zurückkehren, wo wir eigentlich herkommen. Wir müssen wieder ein Stück weit zurückkehren zur Natur und wir müssen begreifen, dass es nicht nur um uns geht, sondern auch um unsere Nachkommen. Wir müssen begreifen, dass wir es unseren Nachkommen schulden, Verantwortung für die Zukunft der Menschheit und ihrer Zivilisation zu übernehmen. Das muss wieder viel mehr zum Sinn unseres Lebens werden.

Und dann bleibt noch die Frage nach Gott. Wir können unserem Leben auch dadurch einen individuellen Sinn geben, indem wir einen religiösen Glauben leben. Glaube ist sinnstiftend – er gibt den Menschen Halt, Zuversicht, Stärke, Kraft, Trost, Mut und am Ende lässt der Glaube die Menschen sogar die Angst vor dem eigenen Tod verlieren. Wer einen starken Glauben hat, erkennt leicht einen Sinn in seinem Leben – und sogar in seinem Tod.

 

 

 

2. Sind wir allein im Universum? – Teil 1

 

Was bedeutet es denn, allein zu sein? Stellen wir uns vor, wir erleiden Schiffbruch auf einer einsamen Insel mitten im Pazifik, völlig auf uns allein gestellt und ohne jeden Kontakt zur Außenwelt. Wir könnten auf dieser Insel von der herrlichsten Natur umgeben sein, von blühendem Leben, Pflanzen und Tiere in allen nur denkbaren Arten und Formen, wunderschön anzusehen – also, wie in einem Paradies. Nur eines hätten wir nicht, wir hätten niemanden, mit dem wir uns unterhalten könnten, niemanden, der uns zuhört und dem wir zuhören könnten. Wenn wir keine Möglichkeit hätten, die Insel zu verlassen, und niemand anderes die Möglichkeit hätte, zu uns auf unsere Insel zu kommen – dann würde es uns nichts nützen zu wissen, dass es noch andere bewohnte Inseln gibt. Wir wären dann doch allein.

Wenn wir uns also fragen: „Sind wir allein im Universum?“, dann kann es nicht darum gehen, ob irgendwo da draußen auf einem fernen Planeten einfaches Leben entstanden ist. Obwohl es zunächst auch eine wissenschaftliche Sensation wäre, würden wir einen solchen Planeten finden. Wir hätten dann zumindest den Beweis, dass es überhaupt Leben gibt, außerhalb unseres eigenen Sonnensystems. Aber je mehr solcher Planeten wir finden würden, umso mehr käme ein Verlangen auf, endlich zu erfahren, ob es da draußen im Universum auch noch andere Lebewesen gibt, die uns – dem Homo sapiens – ähnlich sind.

An dieser Stelle wollen wir einen Begriff einführen. Die Wissenschaft nennt uns, den „Homo sapiens“ – dabei steht „Homo“ für Mensch und „sapiens“ kann man umschreiben mit dem Wort „Wissender“, also „Homo sapiens“ – der „wissende Mensch“. Allgemein üblich sind Umschreibungen, wie der verstehende, verständige, weise, gescheite, kluge, vernünftige, vernunftbegabte Mensch, wenn vom Homo sapiens die Rede ist.

Wie wollen wir nun alle die bezeichnen, die in anderen Ecken des Universums leben und die sich, wie wir, auf ihrem Planeten eine Zivilisation aufgebaut haben? „Menschen“ können wir sie nicht nennen, das wäre anmaßend von uns – denn es sind keine Menschen, sie sind etwas ganz Eigenes. Nennen wir sie deshalb ganz neutral „Wesen“, und da sie sich ebenso weit entwickelt haben wie wir – vielleicht haben sie sich sogar viel weiter entwickelt als wir –, müssen sie ebenfalls „Wissende“ sein. Nennen wir sie „wissende Wesen“. Wenn also in diesem Buch die Rede von wissenden Wesen oder kurz, von Wissenden die Rede ist, sollen immer die gemeint sein, die außerhalb unseres Sonnensystems leben, und sich genau wie wir auf ihrem Planeten eine Zivilisation aufgebaut haben.

Gibt es außerhalb unseres Sonnensystems überhaupt Leben? Leben, das auf anderen Planeten entstanden ist, auf Planeten, die um weit entfernte und fremde Sonnen kreisen, also Leben weit weg von uns, irgendwo im Universum. Diese Frage stellt sich der Mensch, seit er zum ersten Mal den Nachthimmel bestaunte – all die Lichter sah und wie sie sich im Laufe der Nacht bewegten – und er damit angefangen hat, sich Gedanken darüber zu machen, was da oben ist und was da oben vorgeht.

Unser Universum muss voll von Planeten sein, auf denen Leben entstanden ist und immer noch entsteht. Auf allen Gesteinsplaneten – im Gegensatz zu reinen Gasplaneten – könnte Leben entstehen. Denn auf allen Gesteinsplaneten gibt es die gleichen chemischen Elemente und die gleichen Atome – die gleichen chemischen Elemente und Atome, aus denen das Leben besteht. Auf all diesen Gesteinsplaneten gilt auch die gleiche Chemie – die Chemie bestimmt die Spielregeln, welche Atome sich verbinden und wie das geschieht. Die Chemie bestimmt auch, welche chemischen Elemente miteinander Verbindungen eingehen und unter welchen Umweltbedingungen das möglich ist. Die Spielregeln sind überall im Universum die gleichen. Und so könnten auf allen Gesteinsplaneten die Bausteine des Lebens vorhanden sein.

Weil das Leben aber Wärme braucht, um zu entstehen und zu existieren, müssen die Planeten im richtigen Abstand um ihren Stern herumfliegen. Zu nahe dürfen sie ihm aber auch nicht kommen – denn sonst würde die Hitze und die Strahlung der Sonne, die Entstehung von Leben auf dem Planeten unmöglich machen. Heute geht man davon aus, dass eine weitere Voraussetzung für die Entstehung von Leben auch das Vorhandensein von Wasser auf dem entsprechenden Planeten ist. Denn damit sich lebende Zellen bilden können, brauchen die Zellbestandteile ein Medium – ein Medium, in dem sie sich aufeinander zu bewegen können. Genau solch ein Medium ist Wasser. Wir wissen, dass dies im Wasser funktioniert – ob das etwa auch in Säuren genauso gut funktioniert, ist unklar. Es gibt aber noch weitere Bedingungen dafür, dass auf einem Planeten Leben entstehen kann. Wobei nicht ganz klar ist, ob alle Bedingungen gemeinsam, also gleichzeitig erfüllt sein müssen. Der Planet sollte eine Atmosphäre besitzen, ein Magnetfeld wäre ebenfalls von Vorteil und er sollte sich um seine eigene Achse drehen – also rotieren. Wir auf der Erde hatten ganz besonderes Glück, denn unser Planet hat auch noch einen eigenen Mond. Dieser Mond stabilisiert unsere Flugbahn um die Sonne und sorgte so dafür, dass das Leben relativ stabile Bedingungen hatte, um sich zu entwickeln.

Wir wissen, dass von all den Planeten, die es im Universum gibt, nur ein Bruchteil überhaupt geeignet ist, um Leben darauf zu ermöglichen – weil Planeten mit den passenden Umweltbedingungen eher die Ausnahmen sind. Dennoch, es gibt so unvorstellbar viele Planeten im Universum, dass es völlig ausreichen würde, wenn nur auf jedem tausendsten Planeten die Bedingungen stimmen würden. Dann hätte das Universum immer noch Hunderte Millionen Orte, die vonnöten für die Entstehung von Leben sind. Gleichzeitig muss man aber auch bedenken, dass wohl nicht auf jedem geeigneten Planeten auch wirklich Leben entstünde – dass dies also eine Zwangsläufigkeit wäre. Es würde auch eine große Zahl von Planeten geben, die geeignet wären, wo aber dennoch kein Leben entsteht.

Nehmen wir ein Beispiel aus dem Alltag. Stellen wir uns unser Land vor, mit all seinen Häusern und Wohnungen. In jedem Haushalt werden wir eine Küche vorfinden. Darin wird es die Zutaten geben, die man braucht, um einen Kuchen zu backen. Wenn nicht, kann man diese Zutaten ganz leicht im nächsten Supermarkt besorgen. Und in jeder der Küchen gibt es auch die passenden Kuchenrezepte, oder man kann sie sich, ebenfalls ganz leicht, von irgendwoher schnell und einfach besorgen. Was jetzt noch fehlt, ist ein Backofen. Wenn auch der vorhanden ist, kann in der Küche auch ein Kuchen gebacken werden. Dennoch wird nicht in jeder Küche täglich auch ein Kuchen gebacken. Aber wir können davon ausgehen, dass in unserem Land jeden Tag eine ganze Menge Kuchen gebacken wird. Wir müssen an keiner Wohnungstür klingeln und selbst nachschauen, um die Backaktivitäten auch mit eigenen Augen zu sehen. Wir wüssten es einfach, wir bräuchten nicht einmal einen wissenschaftlichen Beweis dafür. So ähnlich kann man sich das auch mit der Entstehung von Leben im Universum vorstellen. Die Zutaten sind vorhanden auf Gesteinsplaneten, das Rezept – die Spielregeln der Chemie – liegt auch vor, was noch dazu kommen muss, sind die passenden Umweltbedingungen. Es darf nicht so heiß sein, wie in einem Backofen – aber Wärme und dann noch einige andere Umweltbedingungen müssen passen. Trotzdem wird nicht auf jedem geeigneten Planeten dann auch tatsächlich Leben entstehen – genauso wenig, wie in unserem Land in jeder einzelnen Küche täglich ein Kuchen gebacken wird. Aber es gibt diese Orte, die Planeten, auf denen Leben entstehen kann, Hunderte Millionen Mal, also wird es auch ganz viele Planeten geben, auf denen tatsächlich Leben entstanden ist. Wir müssen das auch nicht unbedingt im Detail überprüfen; wir wissen es einfach, dass es solche Planeten gibt.

Gut, es gibt an ganz vielen Orten im Universum Leben, aber was ist mit Zivilisationen – gibt es die auch so häufig? Das ist schwer zu sagen. Wir machen jeden Tag neue Beobachtungen, gewinnen jeden Tag neue Erkenntnisse dazu – und so gibt es auch immer wieder neue Schätzungen. Was aber einleuchten dürfte, ist, dass es im Universum weit weniger Zivilisationen geben wird, als es belebte Planeten gibt. Es kann nicht auf jedem Planeten, auf dem es Leben gibt, auch eine Zivilisation entstehen. Denn dazu reicht es nicht aus, dass sich Pflanzen und Tiere entwickeln – dazu muss sich ein wissendes Wesen entwickeln, so wie sich auf unserer Erde der Mensch entwickelt hat. Vor etwa 3,5 Milliarden Jahren tauchten auf unserer Erde die ersten Spuren von Leben auf. Es hat sehr lange gedauert, bis am Ende der Entwicklung der Homo sapiens entstanden ist und sich dann eine Zivilisation errichtet hat. Es gibt uns Menschen erst seit etwa 300.000 Jahren – daran kann man ermessen, wie langsam sich das Leben entwickelt hat.

Bekommt das Leben auf jedem Planeten immer genug Zeit, damit sich am Ende ein wissendes Wesen entwickeln kann, das sich dann auch noch eine eigene Zivilisation errichten kann? Das ist eher unwahrscheinlich. Es gibt so vieles, was dazwischenkommen könnte, was das Leben auf einem Planeten jäh beenden könnte. Ein belebter Planet könnte seine Atmosphäre verlieren, er könnte sein Magnetfeld verlieren, er könnte von einem anderen Himmelskörper getroffen und etwas aus seiner Bahn geworfen werden, es könnten auf dem Planeten für Tausende von Jahren Supervulkane ausbrechen und die Atmosphäre so vergiften, dass alles Leben ersticken würde – viele solcher Katastrophen wären denkbar. Und alle diese Katastrophen würden die Entwicklung des Lebens vorzeitig beenden. Deshalb muss man annehmen, dass es im Universum weit weniger Zivilisationen gibt als Planeten, auf denen einfaches Leben – also Pflanzen und Tiere – entstanden ist. Heute wird geschätzt, dass es allein in unserer Galaxie – der Milchstraße – bis zu 60 Zivili­sa­tio­nen geben könnte. Bezogen auf das gesamte Universum könnte es dann eine Million Zivilisationen geben.

Und was wäre, wenn wir doch allein wären im Universum? Wenn es zwar ganz viele Planeten mit Leben gäbe, aber nur auf einem einzigen Planeten – der Erde – gäbe es wissende Wesen? Wenn etwas Vergleichbares wie der Mensch sonst nirgendwo im Universum entstanden wäre. Wenn es überall sonst – auf anderen Planeten – nur einfaches Leben geben würde. Kann man sich das überhaupt vorstellen?

Nehmen wir dazu folgendes Beispiel: Wir treffen uns an einem Sonntagnachmittag mit fünf netten Menschen, um gemeinsam ein Würfelspiel zu spielen. Jeder sucht sich eine bestimmte Zahl aus – wir entscheiden uns für die „6“. Die Würfel gehen reihum und bei jedem Wurf wird ausgezählt, wie oft die einzelnen Zahlen der Würfel gefallen sind. Gleich am Anfang kommt einmal die „6“ – aber nur einmal – danach nicht mehr. Wir würfeln und würfeln, es will einfach keine „6“ mehr fallen. Wir ärgern uns, weil das unsere Zahl ist, und fangen an zu zweifeln, ob mit diesen Würfeln alles in Ordnung ist. Der Spielnachmittag ist längst beendet, doch uns lässt es keine Ruhe und wir würfeln immer weiter, am Ende haben wir eine Million Mal gewürfelt – aber es ist wie verhext – nur ein einziges Mal war die „6“ gekommen. Wir hören auf zu würfeln und kommen zur Erkenntnis, dass diese Würfel manipuliert sein müssen. Dafür bräuchten wir dann auch keinen wissenschaftlichen Beweis mehr, wir wüssten es einfach.

Wenn es in unserem Universum eigentlich eine Million Zivilisationen geben sollte – tatsächlich gäbe es aber nur eine einzige, nämlich unsere auf dem Planeten Erde, wäre das nicht, ebenso wie beim Würfelspiel, eine ungeheuerliche Manipulation? Es müsste eine Manipulation sein, weil es gegen alles wäre, was wir bei einem normalen, gesetzmäßigen Ablauf der Dinge erwarten dürften, ja sogar erwarten müssten. Wer wäre in der Lage, wer hätte die Macht dazu, so ungeheuerlich in die Abläufe des Universums einzugreifen und es derart zu manipulieren? Nur einer könnte das, nur einer wäre so groß und so mächtig, es müsste ein Wesen sein, das über alles bestimmt – ja sogar über das Universum selbst –, es müsste Gott sein. Wären wir Menschen wirklich allein im Universum, wären nirgendwo sonst, als auf unserer Erde – diesem winzigen Planeten in einem endlos großen Universum voller Möglichkeiten – Wissende und Zivilisationen entstanden, dann wäre das der unwiderlegbare Beweis für die Existenz Gottes, dann könnten wir absolut sicher sein, dass es Gott gibt.

Aber so ist es nicht – wir können davon ausgehen, dass es ganz viele Wissende und ganz viele Zivilisationen im Universum gibt, es könnte eine Million Zivilisationen geben. Ist das nun der Gegenbeweis? Ist das ein Beweis dafür, dass es keinen Gott gibt? Nein, das ist kein Gegenbeweis, aber es bedeutet, dass wir Menschen nicht einmalig sind und Gott noch andere Wissenden erschaffen hat.

Wie ist das nun mit diesen anderen Wissenden im Universum? Sitzen sie auch an einem warmen Sommerabend auf dem Balkon, schauen in den Sternenhimmel und denken darüber nach, ob es da oben – da draußen – sonst noch irgendwo Leben gibt und ob es noch andere Wissenden gibt im Universum? Und fragen sie sich auch nach dem Sinn ihres Lebens – fragen sie sich auch nach dem Sinn ihrer Existenz? Wenn sie Wissende sind, werden sie genau das tun – sie werden das Gleiche tun, was auch wir als wissende Menschen tun. Wir Menschen sind also in doppelter Hinsicht nicht allein im Universum: Wir sind nicht die einzigen Wissenden, die existieren, und wir sind auch nicht die einzigen Wissenden, die darüber nachdenken, dass sie existieren und warum sie existieren.

 

 

3. Das Universum – die Heimat allen Lebens

 

Wenn man sich mit unserer Zivilisationen beschäftigt, kommt man nicht umhin, sich auch das Universum etwas genauer anzusehen. Denn das Universum ist die Heimat allen Lebens und damit auch die Heimat unserer und aller anderen Zivilisationen. Es reicht aber aus, sich mit den Aspekten des Universums zu beschäftigen, die für unsere Existenz maßgebend sind. Damit ist gemeint, dass wir hinterfragen müssen, welche Geschehnisse, welche Veränderungen und welche Entwicklungen, die unser Universum durchmacht, darüber entscheiden, ob und wie lange Leben und Zivilisationen im Universum überhaupt möglich sind.

Unser Universum selbst hat auch einen Lebenszyklus, genau wie wir das aus unserem Leben und auch von allen anderen Lebensformen auf unserem Planeten kennen. Wir kennen das Prinzip „Geburt – Wachstum – Reifung – Alter – Tod“. Dieses Prinzip beruht auf einer ständigen Veränderung – es gibt niemals Stillstand. Das ist das Prinzip, das wir aus unserem eigenen Leben kennen – und alles Leben im Universum funktioniert nach diesen, gleichen Regeln. Ja, selbst das Universum funktioniert danach. Die Regel ist ganz einfach und lautet: Alles verändert sich – nichts bleibt, wie es ist. Alles, was ist, verschwindet irgendwann auch wieder und macht Platz für etwas Neues. So ist es auch mit uns Menschen, durch unseren Tod machen wir am Ende Platz für die nachfolgenden Generationen. Das ist nichts anderes als Veränderung – das beherrschende Prinzip und die treibende Kraft im Universum.

Es liegt auf der Hand, dass dieses beherrschende Prinzip im Universum, das Prinzip der Veränderung, im krassen Widerspruch steht, zu einem der größten Wünsche und Hoffnungen des Menschen: nämlich dem Wunsch und der Hoffnung auf Ewigkeit – dem Wunsch und dem Hoffen auf ein ewiges Leben. Diese Frage werden wir später in diesem Kapitel nochmals aufgreifen.

Im All ist es sehr kalt, ungefähr minus 270 Grad Celsius. Kein schöner Ort, um dort zu leben. Jede Form von Leben benötigt Licht und Wärme – beides gibt es im All nicht. Wobei mit All der leere Raum im Universum gemeint ist. Und dieser leere Raum im Universum ist von unvorstellbar großen Ausmaßen. Es gibt darin „kleine“ Inseln, wobei diese Inseln klein sind, in Bezug auf den leeren Raum, der zwischen ihnen liegt. Diese Inseln sind die Galaxien, die aus Abermilliarden von Sonnensystemen bestehen. In diesen Sonnensystemen gibt es Licht und Wärme. Alles Leben im Universum spielt sich in den Sonnensystemen ab, und damit in den Galaxien – also in den kleinen Inseln, die sehr weit auseinanderliegen und sehr weit voneinander entfernt sind. Nicht das Universum selbst ist voll von Planeten, auf denen Leben entstanden ist und immer noch entsteht, sondern nur die Galaxien sind voll von solchen Planeten. Unsere eigene Galaxie, die „Milchstraße“, ist unsere Heimat und die Heimat des Planeten Erde.

In Galaxien also, und nur dort, ist Leben möglich und auch nur dort, können sich Zivilisationen entwickeln. Denn nur dort gibt es Licht und Wärme. Wir können uns die Galaxien vorstellen als eine Ansammlung von sehr viel Materie. Ein Teil dieser Materie ist das gasförmige Element Wasserstoff. Wasserstoff ist das häufigste Element im Universum. Aus diesem Element bestehen die Sterne, also auch unsere Sonne. In einem Stern ist der Wasserstoff so verdichtet und zusammengepresst, dass eine atomare Kettenreaktion in Gang kommt – wobei die Wasserstoffatome miteinander verschmelzen. Es werden keine Atome gespalten, wie in unseren Atomreaktoren auf der Erde, sondern es werden Atome miteinander verschmolzen. Dabei entsteht – quasi als Nebenprodukt – sehr viel Wärme und Licht, dass dann abgestrahlt wird zu den Planeten, die sich in diesem Sonnensystem befinden. Die Sterne erhellen den Raum um sich herum und versorgen die Planeten mit Wärme – die Sterne sind also der Quell allen Lebens im Universum. Auf den Sternen selbst wäre es viel zu heiß, dort könnte kein Leben existieren. Leben kann nur auf Planeten entstehen – möglicherweise auch auf Monden, also auf Himmelskörpern, die ihrerseits zu einem Planeten gehören und diesen umkreisen.

Da unser Universum aber einer ständigen Veränderung und Umwandlung unterliegt, haben auch die Sterne keine unbegrenzte Lebensdauer. Sie entstehen, existieren eine Weile und vergehen dann wieder. Große Sterne explodieren am Ende ihres Lebens in einer Supernova – und aus dem Explosionsstaub und frischem Wasserstoff, der im Universum (noch) reichlich vorhanden ist, entstehen neue Sterne und ihre Planeten. Und so folgt eine Sternengeneration der Nächsten. Allerdings wird auch das nicht bis in alle Ewigkeit so weitergehen, denn irgendwann wird aller freier Wasserstoff verbraucht sein. Denn in einem Stern wird der Wasserstoff – das leichteste, gasförmige Element – nach und nach in immer schwerere, feste Elemente umgewandelt. Diese Abfolge wird dann zum Erliegen kommen, wenn es im Universum einst keine Wasserstoffwolken mehr gibt, aus denen neue Sterne entstehen könnten. Die alten, noch bestehenden Sterne, werden dann nach und nach ihr Leben beenden, ohne, dass neue Sterne nachkommen. In den Galaxien – den Inseln des Lebens – werden buchstäblich die „Lichter ausgehen“ und es wird so kalt, dass alles Leben zu Eis gefriert.

Diese fortlaufende Umwandlung, also eine permanente Abfolge von Veränderungen, wird am Ende unser Universum zu einem zutiefst lebensfeindlichen Ort machen. Wenn wir uns also mit Leben im Universum beschäftigen und mit den darin entstandenen Zivilisationen, müssen wir uns immer vor Augen halten, dass es eine natürliche, zeitliche Grenze gibt – für unsere und alle anderen Zivilisationen. Und weil diese für uns eine so große, fundamentale Bedeutung hat, hat diese Grenze auch einen wissenschaftlichen Namen erhalten: Man nennt sie den „Kältetod“ unseres Universums. Am Ende stirbt unser Universum den Kältetod – und mit ihm alles Leben im Universum. Und wann wird das passieren: nach Schätzungen der Wissenschaftler in ungefähr 114 Jahren (100.000.000.000.000 Jahren).

Aber schon vorher, nämlich in ungefähr 5–7 Milliarden Jahren, wird unsere Sonne ihren gesamten Wasserstoffvorrat verbraucht haben. Unsere Sonne ist zu klein. Sie wird nicht in einer Supernova explodieren – mit ihr geschieht am Ende ihres Lebens etwas anderes. Sie wird sich zu einem „Roten Riesen“ aufblähen, der sich so weit ausdehnt, dass er die Erde fast verschlucken wird. Dabei wird es auf der Erde so heiß werden, und sie wird einer so intensiven Strahlung ausgesetzt sein, dass ein weiteres Überleben auf der Erde unmöglich sein wird. Danach wird sich unsere Sonne wieder zusammenziehen und zu einem „Weißen Zwerg“ schrumpfen. Wenn es also in 5–7 Milliarden Jahren uns Menschen und unsere Zivilisation auf der Erde noch geben sollte, dann müssen wir rechtzeitig unsere Erde verlassen und woanders Schutz suchen und weiter leben.

Wir wissen also, dass allem Leben und auch allen Zivilisationen, die im Universum entstanden sind und noch entstehen werden, zeitliche Grenzen gesetzt sind. Das Ende ist unausweichlich und alles Leben im Universum wird verschwinden. Was ist aber mit dem Wunsch und der Hoffnung nach Ewigkeit – dem Wunsch und dem Hoffen auf ein ewiges Leben. Denkbar wäre es, dass die Menschheit und andere Wissenden im Universum dem endgültigen Untergang, der zwangsläufig kommen wird, entkommen könnten. Dazu müssten wir aber rechtzeitig unser sterbendes Universum verlassen, aus ihm flüchten – hinüber in ein anderes Universum.

Betrachtet man es aus religiöser Sicht, dann könnte die Rettung in einer neuen Arche Noah liegen, die rechtzeitig erscheint und alle Menschen und andere Wissenden, die ein gottesfürchtiges Leben geführt haben, aufnimmt und mit ihnen rechtzeitig in ein anderes Universum hinüberfährt.

Wenn wir uns Gedanken machen über unsere eigene, menschliche Zivilisation, dann muss uns klar sein, dass sie irgendwann zwangsläufig untergehen muss – jedenfalls kann sie auf dem Planeten Erde und in diesem Universum nicht für ewig weiter bestehen. Aber es gibt noch einen anderen Vorgang im Universum, den man sich anschauen muss, wenn man über unsere und andere Zivilisationen nachdenkt. Es geht ja nicht nur um die Frage, ob es andere Zivilisationen gibt, sondern auch darum, ob wir jemals mit diesen anderen Zivilisationen im Universum direkten Kontakt aufnehmen könnten, also sie besuchen könnten. Das größte Hindernis sind die unvorstellbar großen Entfernungen, die wir überwinden müssten, um andere Zivilisationen besuchen zu können. Wenn wir Menschen über Entfernungen nachdenken, dann nehmen wir als Maßstab die Entfernungen, die wir aus unserem Alltag kennen, wie zum Beispiel ein Flug von Europa nach Australien. Solche Entfernungen sind aber nichts, im Vergleich zu den Entfernungen, die wir im Universum überwinden müssten. Wir müssten Reisen unternehmen, die so lange dauern würden, dass die Astronauten, die von der Erde gestartet sind, unterwegs auf ihrer Reise Kinder und Enkelkinder bekommen müssten, und erst die Enkelkinder würden dann am Ziel ankommen. Um solche Entfernungen geht es, die man im Universum überwinden müsste, wollte man zu anderen Zivilisationen fliegen.

Das Universum ist etwa 13,8 Milliarden Jahre alt, unser Sonnensystem ist aber erst vor etwa 4,5 Milliarden Jahren entstanden. Unsere Erde ist also noch jung, im Vergleich zum Universum. Die Sonnensysteme im Universum sind nicht auf einen Schlag entstanden, sondern nach und nach geboren worden. Das bedeutet auch, es gibt Sonnensysteme – und damit auch Planeten –, die viel älter sein müssen als unser Sonnensystem und unsere Erde. Demnach müsste es auch Zivilisationen geben, die lange vor unserer entstanden sind und die viel älter sind als unsere Zivilisation.

Wenn man bedenkt, welche, und wie viele Erfindungen wir Menschen in den letzten 100 Jahren gemacht haben, wie sich unsere Technologien weiterentwickelt haben, dann könnte man, nein, dann muss man davon ausgehen, dass viel ältere Zivilisationen, inzwischen über Technologien verfügen, von denen wir Menschen heute noch nicht einmal zu träumen wagen. Aber völlig unabhängig davon, welche Erfindungen wir Menschen in der Raumfahrttechnik noch machen, und völlig unabhängig davon, wie groß der technologische Vorsprung älterer Zivilisationen auch sein mag, Reisen durch das Universum werden immer Reisen sein, die sehr lange dauern. Als wäre das nicht genug an Schwierigkeiten beim Reisen durch das Universum, es kommt noch dazu, dass sich das Universum ausdehnt. Die Entfernungen sind jetzt schon riesig – sie werden aber tatsächlich noch größer, weil auch das Universum selbst immer größer wird. Die Expansion des Universums spielt also auch eine Rolle, wenn wir Menschen uns darüber Gedanken machen, irgendwann einmal zu fremden Zivilisationen zu reisen.

Wie kann man sich die Expansion des Universums bildhaft vorstellen? Nehmen wir an, wir stehen an einer Küste, vor uns liegt ein riesiger Ozean, hinter uns das Festland – rechts und links von uns dehnt sich die Küstenlandschaft aus. Vor uns liegt ein Hafen und in diesem Hafen liegen viele Schiffe – sie liegen aber nicht komplett verstreut, sondern in einzelnen Gruppen versammelt. Die Schiffe sind nicht verankert, aber innerhalb der einzelnen Gruppen sind die Schiffe aneinandergekettet, damit sie nicht auseinandertreiben. Die Schiffe haben ihre Motoren ausgeschaltet. Jetzt stellen wir uns vor, dass direkt vor dem Hafen ein Tiefseegraben endet und dieser Tiefseegraben befördert sehr kaltes Wasser aus der Meerestiefe nach oben. Direkt im Hafen strömt das kalte Wasser aus der Tiefe an die Meeresoberfläche, ändert seine Richtung und strömt dann fächerförmig hinaus in den offenen Ozean. Da die Schiffe nicht verankert sind, werden sie von der Meeresströmung erfasst und von ihr mitgenommen – sie werden fächerförmig vom Hafen weggetrieben. Die Schiffe selbst bewegen sich gar nicht, ihre Motoren sind ja ausgeschaltet – aber das Wasser unter ihnen bewegt sich und nimmt die Schiffe mit sich mit. Eigentlich müsste die Meeresströmung auch innerhalb eines Schiffsverbandes, die einzelnen Schiffe auseinandertreiben. Das passiert aber nicht, weil die Schiffe ja aneinandergekettet sind. Diese Ketten halten die Schiffe zusammen und sorgen dafür, dass sich eine Schiffsgruppe nicht auflöst. Da die Meeresströmung sich vom Hafen aus fächerförmig in den Ozean ergießt, entfernen sich die Schiffsverbände nicht nur immer weiter vom Hafen, sondern auch der Abstand zwischen den Schiffsgruppen wird immer größer. Sie treiben nicht nur immer weiter vom Hafen weg, die Schiffsverbände treiben auch immer weiter auseinander.

So in etwa kann man sich es vorstellen, wenn sich unser Universum ausdehnt. Die Schiffsverbände sind nichts anderes als die Galaxien. Der Ozean steht für den Raum im Universum. Und die Meeresströmung steht für die Kraft, die das Universum immer weiter auseinanderdehnt. Die Galaxien werden, wie in unserem Beispiel die Schiffsverbände, von der Ausdehnung des Raums mitgenommen. Es sind also nicht die Galaxien, die sich voneinander wegbewegen, es ist die Ausdehnung des Raums, der die Galaxien immer weiter auseinandertreibt. Und die Kraft, die das schafft – also in unserem Beispiel die Meeresströmung –, diese Kraft ist die dunkle Energie. Die dunkle Energie ist die treibende Kraft, wenn es darum geht, unser Universum immer weiter auseinanderzudehnen.

Man könnte meinen, die dunkle Energie müsste auch eine einzelne Galaxie auseinanderreißen und alle darin befindlichen Sonnensysteme in den Weiten des Universums zerstreuen. Aber das geschieht nicht, weil die Sonnensysteme innerhalb einer Galaxie – wie in unserem Beispiel die einzelnen Schiffe innerhalb des Schiffsverbandes – aneinandergekettet sind. Das schafft die andere, große Kraft im Universum – die Gravitation, also die Anziehungskraft, mit der sich Materie gegenseitig anzieht. Sie entspricht in unserem Beispiel den Ketten, durch die die einzelnen Schiffe zusammengehalten werden. Die Gravitation ist die andere Kraft im Universum – man könnte sagen, die Kraft, die zusammenhält. Galaxien und Sonnensysteme bestehen aus Materie – sichtbarer und nicht sichtbarer Materie – und diese Materie wird von der Gravitation zusammengehalten.