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Denn Europa soll brennen: Der fesselnde Polit-Thriller »Die Nacht der Präsidenten« von Henrik Denard jetzt als eBook bei dotbooks. »Wenn wir ein derartiges Blutbad hinterlassen, wird man sich in der ganzen Welt mit nichts anderem mehr beschäftigen.« – »Soll das heißen, Sie lehnen den Auftrag ab?« – »Nein«, erklärte er kalt, »das bedeutet nur, dass Sie mehr bezahlen müssen.« Wenn der Traum von einer besseren Zukunft zur tödlichen Bedrohung wird … Auf einem Kreuzfahrtschiff treffen sich zahlreiche Regierungschefs, um die Gründung der »Vereinigten Staaten von Europa« zu beschließen und die Spielregeln für die Wirtschaft der Zukunft zu verhandeln. Dies ruft mächtige Gegner auf den Plan – und sie haben eine brutale Waffe: Unter der Führung des Söldners Carl Nanninga stürmen Terroristen das Schiff. Sie drohen mit der Ermordung der Geiseln … und der Zündung einer Nuklearbombe mitten in Europa! Zwei Männer versuchen verzweifelt, die Katastrophe zu verhindern – und rechnen nicht damit, dass es noch ganz andere Intrigen gibt, die an Bord für Zündstoff sorgen … Hart, schnell, kompromisslos: Ein actiongeladener Thriller, der dem Leser keine Sekunde zum Durchatmen lässt! Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der erschreckend realistische Thriller »Die Nacht der Präsidenten« von Henrik Denard – für alle Fans von »Homeland«, »24« und »Tom Clancy’s Jack Ryan«. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 749
Über dieses Buch:
Für die einen ist es ein Traum: Auf einem exklusiven Kreuzfahrtschiff treffen sich zahlreiche Regierungschefs, um die Gründung der »Vereinigten Staaten von Europa« und die Spielregeln für die Wirtschaft der Zukunft zu beschließen. Dies ruft mächtige Gegner auf den Plan – und sie haben eine tödliche Waffe: Unter der Führung des Söldners Carl Nanninga stürmen Terroristen das Schiff. Sie drohen nicht nur mit der Ermordung der Geiseln, sondern auch mit der Zündung einer Nuklearbombe mitten in Europa. Zwei Männer versuchen verzweifelt, die Katastrophe zu verhindern – und rechnen nicht damit, dass es noch ganz andere Intrigen gibt, die an Bord für Zündstoff sorgen …
Hart, schnell, kompromisslos: Ein actiongeladener Thriller, der dem Leser keine Sekunde zum Durchatmen lässt!
Über den Autor:
Henrik Denard, ehemaliger Direktor eines großen Reedereikonzerns, lebte und arbeitete lange in Asien und den USA. Aufgrund seiner breiten Managementexpertise suchen heute vor allem Aufsichtsräte und Vorstände internationaler Dienstleistungsgesellschaften seinen Rat bei der Optimierung ihrer Führungsorganisation. In seinem Thriller Die Nacht der Präsidenten verbinden sich die Lebenserfahrungen und Interessen Denards als Militäroffizier, Privatpilot, Geschäftsmann, Unternehmensberater und engagierter »Hobby-Politiker«. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler hat zwei Kinder und lebt heute wechselweise in Deutschland und in Florida.
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eBook-Ausgabe September 2013
Copyright © der Originalausgabe 2011 Henrik Denard
Copyright © der eBook-Ausgabe 2013 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Ingeborg Mues
Titelbildgestaltung: Maria Seidel, atelier-seidel.de
Titelbildabbildung: © Christoph Thorman/photocase.com; Thinkstockphoto
ISBN 978-3-95520-290-3
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Henrik Denard
Die Nacht der Präsidenten
Thriller
dotbooks.
»Wir werden in zehn Jahren eine Struktur haben, die sehr viel stärker dem entspricht, was man als politische Union bezeichnet.«
Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanzen, im Dezember 2010 zur Frage der Zukunft der Europäischen Gemeinschaft
Die sechzehn Meter lange, blendend weiße Segelyacht unter amerikanischer Flagge dümpelte sanft in den Wellen des Indischen Ozeans.
»Carl, ich glaube, deine Rechnung geht tatsächlich auf. Ich sehe ein Periskop, etwa eine halbe Meile nördlich von uns entfernt.« Jan Palmer reichte seinem Anführer das Fernglas.
»Das ist es, Männer. Macht euch fertig. It’s showtime now. Kein Mensch wird uns bei unserer Arbeit stören. Das SOS-Signal konnte definitiv nur innerhalb eines Radius von vier Meilen aufgefangen werden, nicht wahr, François?«
»Keine Sorge, Carl. Niemand außer der Besatzung des U-Bootes weiß, dass wir in ernsthaften Schwierigkeiten sind.« Der Angesprochene, der gar nicht wie ein Hobbysegler aussah, lachte laut auf.
»Gut, dann werden sie sehr bald neben uns auftauchen. Sandra, hol die Matratzen aus der Kajüte und zünde sie unauffällig im Bug an. Das muss jetzt richtig qualmen.«
Die Lebensgefährtin des Anführers der Gruppe grinste und eilte unter Deck.
Obwohl die pakistanische Marine sich erst seit kurzem im Besitz eines mit Nuklearwaffen ausgerüsteten und atomar angetriebenen U-Bootes befand, herrschte an Bord bereits Routineatmosphäre. Jedes Kommando wurde von den Besatzungsmitgliedern ohne Verzögerung und dennoch mit professioneller Gelassenheit umgesetzt. Über Wochen war die Crew in einem Simulator auf ihren Einsatz auf der »Benazir Bhutto« vorbereitet worden und befand sich nun auf ihrer Jungfernfahrt, um die Leistungsfähigkeit des U-Bootes unter verschiedenen Bedingungen auch praktisch zu testen.
Die »Benazir Bhutto«, benannt nach der 2007 ermordeten ehemaligen Regierungschefin, repräsentierte derzeit den ganzen Stolz der militärischen Führung Pakistans. Mit ihrer Indienststellung und dem fast vollendeten Bau der beiden Schwestereinheiten, über die die Medien in letzter Zeit ausführlich berichtet hatten, war die Marine in die »Champions League« der globalen Navys aufgestiegen, und man sandte damit dem Nachbarstaat Indien einmal mehr ein Signal absoluter Ebenbürtigkeit.
Insofern empfanden es Captain Rajiv Bhatan und sein Erster Offizier, Commander Godvin Ivyer, auch als ganz besondere Auszeichnung, die Kommandogewalt über das erste der drei U-Boote übertragen bekommen zu haben, obwohl es Offiziere in der Navy gab, die über noch mehr relevante Erfahrung als sie verfügten. Aber sie und ihre Familien gehörten zu den einflussreichen Kreisen einer neuen, weltoffen denkenden Gesellschaft in Islamabad, waren relativ jung und ambitioniert und beide unter anderem in der Militärakademie Westpoint in den USA trainiert worden. Sie entsprachen damit in idealer Weise dem neuen Offiziersprofil des pakistanischen Generalstabes, nachdem dieser auf massiven politischen Druck der Amerikaner vor einigen Jahren eine eindeutig westliche Orientierung vollzogen und sich von jeglicher islamistischen Beeinflussung befreit hatte.
Da die Amerikaner vor diesem Hintergrund bereit waren, nicht nur einen Großteil der Elektronik, Schiffs- und Waffentechnologie zu liefern, sondern auch die Ausbildung und das Training der Besatzung durchzuführen, war es der pakistanischen Regierung ausgesprochen wichtig, die Führung eines mit vier Nuklearwaffen ausgerüsteten Atom-U-Bootes in die Hände von Offizieren zu legen, die auch das Vertrauen ihrer Verbündeten fanden.
»Captain?«
»Was gibt es, Commander?«
»Wir empfangen aus Südsüdwest ein Notrufsignal einer amerikanischen Segelyacht, gar nicht weit von hier. Es wird Feuer an Bord gemeldet.«
»Verdammt, das fehlt uns bei unserem straffen Programm jetzt gerade noch, eine Seenotrettung von Amateurseglern. Ist denn kein anderes Schiff in der Nähe, das das übernehmen könnte?«
»Nein, Sir. Wir sind mit Abstand am nächsten. Und ich fürchte, das Signal war so schwach, dass weder ein anderes Schiff noch eines der Küstenwachdienste es aufgefangen hat.«
»Amerikanische Segelyacht, sagen Sie? Okay, dann müssen wir uns ohnehin einschalten. Wird uns beiden in der gegenwärtigen politischen Situation bestimmt nicht schaden, wenn wir ein paar Amis das Leben retten.«
Der Erste Offizier nickte. Daran hatte er nicht gleich gedacht. Aber der Captain sah das richtig. Diese Aktion eignete sich gut zur Propaganda.
»Okay, setzen Sie entsprechenden Kurs, und halten Sie Sehrohrtiefe. Ich will mir das mal genauer anschauen.«
Fünfzehn Minuten später hatte sich das U-Boot der Yacht bis auf zweihundert Meter genähert.
Captain Bhatan schob seine Mütze in den Nacken und blies die Luft durch seine Lippen. »Commander, lassen Sie auftauchen. Diese Leute scheinen in der Tat ein echtes Problem zu haben.«
»Aye, aye, Sir.«
»Entfernung zur Yacht etwa hundertfünfzig Meter. Ich gehe auf die Brücke. Mr. Ivyer, folgen Sie mir mit zehn Männern nach, und veranlassen Sie, dass zwei Schlauchboote gewassert werden.«
Wie ein Wal, der zum Luftholen auftaucht, durchbrach der mächtige Bug der »Benazir Bhutto« die Wasseroberfläche und hielt auf die sechzehn Meter lange Segelyacht zu. Carl Nanninga und seine Begleiter winkten den sich nähernden Marinesoldaten hektisch zu. Die Segelyacht war mittlerweile umhüllt von beißendem Qualm. Nachdem das U-Boot aufgetaucht war, hatten die Männer auch die Kajüte in Brand gesetzt, um ihre Seenot so realistisch wie möglich aussehen zu lassen.
Captain Bhatan hielt das Megaphon an seine Lippen. »Wir holen Sie sofort ab. Beruhigen Sie sich. Sie befinden sich gleich in Sicherheit.«
Nachdem Nanninga und seine Gefährten in die Schlauchboote gestiegen waren, ging kurze Zeit später die Segelyacht lichterloh in Flammen auf. Während die auf dem U-Boot stehenden Marinesoldaten diesem Schauspiel gebannt folgten, kletterten die acht Männer die heruntergelassene Leiter hinauf.
»Sind Sie der Skipper dieser Unglücksyacht?«
»Das bin ich. Und wer sind Sie?«
»Das hier ist Commander Ivyer, mein Erster Offizier, und ich bin der Kommandant dieses U-Bootes, Captain Bhatan.«
Mit lautem Krachen brach die Segelyacht auseinander und versank in kürzester Zeit im Meer. Nanninga nickte seinen Gefährten unmerklich zu, griff unter seine Weste und holte eine Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer hervor.
»Nun nicht mehr.«
Der U-Boot-Kommandant sackte zusammen, als die Kugel in sein Herz eindrang, und schlug auf dem Metallboden auf. Im selben Moment eröffneten die anderen Söldner das Feuer und töteten die umherstehenden Marinesoldaten genauso geräuschlos, ohne ihnen auch nur die geringste Chance zur Gegenwehr zu geben.
Dem Ersten Offizier stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. »Um Himmels willen … was … was soll das? Sind Sie wahnsinnig? Wer sind Sie? Piraten …?«
»Ganz ruhig, Freundchen. Wenn du genau tust, was wir dir sagen, wird dir nichts geschehen. So unrecht hast du nicht, passt sogar ganz gut.« Nanninga lachte. »Ja, wir sind Freibeuter und wollen an deine Ladung.«
»Sie sind alle erledigt, Carl. Das war unglaublich leichtes Spiel. Nicht zu fassen, nicht einer trug eine Waffe bei sich. Und unten schlafen sie offensichtlich alle weiter fröhlich vor sich hin.« Christopher Devlin streckte sich und gähnte gelangweilt.
Nanninga grinste. Alles lief bisher genau nach Plan. Nun kam die wichtige zweite Phase. Der Skipper der untergegangenen Segelyacht drückte dem Ersten Offizier den Pistolenlauf an den Hals.
»Commander, Sie werden jetzt Ihren Männern ankündigen, dass die geretteten Zivilisten nach unten kommen. Los, vorwärts, und denken Sie daran, Ihr Leben hängt an einem seidenen Faden.«
Der pakistanische Marineoffizier nickte eingeschüchtert. Schweiß lief ihm über die Stirn. Seine Gesichtszüge spiegelten seine Todesangst wider. Es war offensichtlich, dass er nicht daran dachte, die Kontrolle über das U-Boot zurückzugewinnen.
»François, ich denke, in etwa fünfzehn Minuten kannst du das Wasserflugzeug starten lassen. Sie sollen sich uns aber unbedingt im absoluten Tiefflug nähern.«
»Alles klar, Carl, kein Problem. Geht nur, ich habe hier oben alles im Griff.« Kaum waren die Piraten in die Kommandozentrale des U-Bootes gelangt, eröffneten sie auch schon das Feuer auf die völlig überraschte Crew. Mit unbeweglichen Gesichtern und ohne jegliche Emotionen führten sie die Exekution durch.
Nanninga sprang über die blutüberströmten Leichen und rief: »Schnell, schließt die Schotts zu Heck und Bug und setzt die Schutzmasken auf. Sandra, verbinde die Zyklon-B-Behälter mit der zentralen Belüftung und gib das Gas frei.«
Wenige Minuten später war jegliches Leben in allen Sektionen der »Benazir Bhutto« erloschen. Der Anführer der Piraten gab mit Blick auf seine Armbanduhr ein entwarnendes Zeichen, riss dem Ersten Offizier die Atemschutzmaske vom Gesicht, die er ihm zuvor aufzuziehen bedeutet hatte, und sagte höhnisch: »Ihr Boot gleicht jetzt einem Mausoleum, Commander. Sie sind der einzige Überlebende, und Sie bleiben es, bis wir von Bord gehen. Mein Wort darauf.« Der pakistanische Offizier schien für einen Moment seine Angst zu verlieren. »Sie Mörder, Sie gottverdammter Mörder!«, schrie er.
Der Pistolenknauf traf den Mann hart im Gesicht. Dann zielte Nanninga auf Ivyers Fußspann und drückte ab. Der Commander heulte auf und sank auf den Boden. Sein Widerstand schwand.
Nanninga kniete sich nieder. »Seien Sie vernünftig. Wir bekommen so oder so, was wir wollen, mit Ihrer Hilfe oder ohne. Sie machen es uns nur ein wenig leichter. Wollen Sie wirklich für nichts und wieder nichts ins Gras beißen?«
»Was wollen Sie denn bloß? Etwa das U-Boot stehlen? Das wird Ihnen nicht gelingen. In wenigen Stunden haben Sie die ganze Welt auf den Fersen.«
»Nein, stehlen wollen wir das Boot nicht. Wir werden es auf den Meeresgrund schicken. Aber vorher werden wir drei ihrer vier hypermodernen Distanzmarschflugkörper einschließlich der dazugehörigen Atomsprengköpfe entwenden. Sie haben richtig gehört, drei … wir sind bescheiden. Mehr benötigen wir nicht. Und dann werden wir uns unauffällig von Ihnen verabschieden.« Commander Ivyer begann allmählich zu verstehen. Die Nuklearwaffen würden zu irgendeinem Zeitpunkt von diesen Verbrechern oder vielleicht auch von einem Schurkenstaat als Druckmittel eingesetzt werden. Er konnte den Abtransport der Waffen ohnehin nicht verhindern. Es war mit relativ geringem Aufwand möglich, die Marschflugkörper von Bord zu schaffen. Dafür würden diese Gangster nicht mehr als eine gute Stunde benötigen. Und es sah so aus, als wüssten sie ganz genau, was zu tun war. Captain Bhatan und er waren diesen Mördern ins Messer gelaufen und hatten Pakistans erstes Atom-U-Boot auf unentschuldbare Weise preisgegeben. Die Schande war unerträglich, und er gestand sich ein, dass ihm eigentlich nur ein Weg blieb … nämlich seinen Kameraden in den Tod zu folgen. Doch Commander Ivyer fehlte der Mut für diese Entscheidung. Er konnte es einfach nicht. Er hatte eine unsagbare Angst vor dem Sterben. Für einen Moment dachte er an seine hübsche Frau und seine beiden kleinen Söhne. Er wollte sie um alles in der Welt wiedersehen.
»Okay, ich helfe Ihnen. Wenn Sie die Marschflugkörper verladen haben, setzen Sie mich in einem Schlauchboot mit ein wenig Verpflegung aus. Einverstanden?«
»Wir sind handelseinig, Commander«, erwiderte Nanninga erfreut. »Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Entscheidung.«
Als das Wasserflugzeug mit seiner nuklearen Fracht noch einmal die »Benazir Bhutto« überflog, hatte das Atom-U-Boot bereits eine beträchtliche Schräglage eingenommen. Es würde sich vielleicht noch eine halbe Stunde über Wasser halten und dann voll geflutet dem Meeresboden entgegensinken, schätzte Nanninga. Und dann würde nur noch ein kleines, leckgeschlagenes Rettungsschlauchboot mit einem schwerverletzten, blutüberströmten Marineoffizier vorübergehend von dem spektakulärsten Diebstahl in der globalen Militärgeschichte Zeugnis ablegen. Vorübergehend, dachte Nanninga grinsend, bis die Haie kamen und endgültig alle Beweise vernichteten.
Der dunkelgraue Maybach funkelte im Licht des Spätsommermorgens und zeigte seine ganze majestätische Pracht. Martin Kruse war, wie üblich, zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit vor das Hauptportal des großen, efeubewachsenen Landhauses seines Arbeitgebers gefahren und nutzte die verbleibenden Minuten, um mit einem Ledertuch die Karosserie nachzupolieren.
Die mit allen Extras ausgestattete Luxuslimousine war eine gelungene Mischung von Tradition und Moderne, von aristokratischer Noblesse und zeitgemäßer Technologie. Das cognacfarbene Sitzleder, die im Walnussfarbton gehaltenen Holzverkleidungen, der im Fond eingebaute kleine Kühlschrank sowie die in die Mittelkonsole eingelassenen Telefon- und Kommunikationseinrichtungen ließen an Komfort und Finesse keine Wünsche offen.
Seit nun bald zehn Jahren war Martin Kruse Fahrer und persönlicher Vertrauter von Dr. Heinrich Graf Lahnfeld, dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden der »Hanseatischen Schifffahrt Gesellschaft«. Ob er ihm allerdings auch weiterhin dienen würde, erschien Martin Kruse mit Beginn des Monats fraglich geworden. Vor genau sieben Tagen hatten nämlich die vier größten Reedereien Europas, zu denen die »Hanseatische Schifffahrt Gesellschaft« gehörte, nach vielen Vorgesprächen endgültig die Fusion beschlossen, um, so die offizielle Verlautbarung, auf den Weltschifffahrtsmärkten in Zukunft noch besser bestehen zu können. Dabei war zunächst die Frage, in welchem Land der Reedereikonzern seinen Hauptsitz haben würde, offengelassen worden.
»Guten Morgen, Martin.«
Graf Lahnfeld hatte unbemerkt das Haus verlassen und seinen Fahrer, wohlwollend lächelnd, für einen Moment beobachtet.
»Wenn Sie dem Wagen weiter so vehement zusetzen, geht am Ende der Lack ab.«
Martin schreckte hoch und beeilte sich, die Fondtür zu öffnen. »Guten Morgen, Herr Graf.« Graf Lahnfelds spöttische Bemerkung zu kommentieren, hätte er als unschicklich angesehen. »Auf Wiedersehen, Liebling.«
Graf Lahnfeld winkte kurz und warf seiner Frau eine Kusshand zu. Sie war, noch im Morgenmantel, mit ihrer drei Jahre alten Tochter Jessica auf dem Arm aus dem Haus getreten. Gräfin Lahnfeld war die zweite Frau seines Chefs, einundzwanzig Jahre jünger, blond und, wie Martin befand, eine wirkliche Schönheit. Der Graf hatte die frühere Schauspielerin Adele Kressel ziemlich genau sechs Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau auf einem Ball kennengelernt. Martin erinnerte sich noch genau an den Abend, als Graf Lahnfeld den bildhübschen prominenten Filmstar zum ersten Mal ins Theater ausführte. Die Hochzeit folgte zwölf Monate später, und bereits nach weiteren sieben Monaten war das Töchterchen auf die Welt gekommen.
Es war, so schien es, die ganz große Liebe, trotz des beträchtlichen Altersunterschiedes, und keine, wie die Nachrechnung zunächst vermuten ließ, erzwungene Notheirat. Die Gazetten hatten sich damals an beißenden Kommentaren übertroffen und vorhergesagt, dass die Ehe nicht lange Bestand haben werde, doch die für jedermann sichtbare Harmonie zwischen den beiden strafte all diese Prognosen bis zum heutigen Tag Lügen.
Martin wusste, dass Graf Lahnfeld nach seiner ersten kinderlosen Ehe die Geburt seiner Tochter als späte Gnade empfand und das Kind abgöttisch liebte. Die Vaterrolle hatte den früher oftmals barsch auftretenden Geschäftsmann konzilianter und ausgeglichener gemacht und dazu geführt, dass er von seinen engsten Führungskräften nicht nur respektiert, sondern zunehmend auch geschätzt und verehrt wurde. Ihm, Martin Kruse, war es genauso ergangen. Der Maybach hatte mittlerweile die mit weißen Kieselsteinen bedeckte Auffahrt verlassen und war in die idyllische Allee eingebogen, die mehrere herrschaftliche Anwesen Blankeneses miteinander verband und die auf die Elbchaussee zur Hamburger Innenstadt führte.
»Wir fahren nicht gleich ins Büro, Martin, sondern zuerst zur Werft.«
»Ein Besuch der Königin der Meere. Sehr gerne, Herr Graf.«
Graf Lahnfeld musste schmunzeln. Martins Begeisterung für das neue Kreuzfahrtschiff war ihm seit geraumer Zeit bekannt.
»Ich muss sie mir noch einmal anschauen. Wir schmieden den weltgrößten Reedereikonzern und stellen gleichzeitig der Öffentlichkeit ein Kreuzfahrtschiff vor, das seinesgleichen sucht. Es wird das Aushängeschild der ›United European Shipping Corporation‹, unserer neuen Gesellschaft, für die nächsten zwanzig Jahre sein.«
»Haben Sie schon einen Namen, Herr Doktor?« Immer dann, wenn Martin Kruse die geschäftliche Kompetenz seines Chefs bemühte, sprach er ihn mit seinem akademischen Titel an.
»Das ist eine Frage, mit der wir uns im Executive Committee gerade intensiv beschäftigen. Es muss in jedem Fall etwas Besonderes sein.« Graf Lahnfeld hielt inne. »Irgendwelche Anregungen, Martin? Wir nehmen jede Idee auf.« Die Frage war durchaus ernstgemeint. Der Pragmatismus seines Fahrers hatte ihn schon oft beeindruckt.
»Hm … nein, eigentlich nicht, aber …«
»Nur zu, Martin, keine Scheu.«
»Nun, im Namen des Schiffes müsste meines Erachtens die historische Bedeutung dieser grenzüberschreitenden Fusion zum Ausdruck kommen …« Der melodische Klang des Autotelefons unterbrach den Fahrer. Graf Lahnfeld nahm den Hörer von der Mittelkonsole.
»Ja?«
»Heinrich, sind Sie es?«
Obwohl die Frage in Englisch gestellt war, gab der französische Akzent sofort Aufschluss über den Teilnehmer am anderen Ende der Leitung. Es war Philippe Langlois, der bisherige Directeur Général der französischen Staatsreederei »Société Générale de Maritime de la France« und neue Aufsichtsratsvorsitzende der »United European Shipping Corporation«.
»Guten Morgen, Philippe.« Graf Lahnfeld drückte auf die Bildschirmtaste seiner Kommunikationsanlage, und sofort erschien das sympathische rundliche Gesicht des Mannes, mit dem er in den letzten Monaten so eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet hatte, um die verschiedenen Einzelinteressen der fusionierenden Reedereien unter einen Hut zu bekommen. »Was kann ich zu so früher Stunde für Sie tun?«
»Ich habe zwei Punkte, Heinrich, und wollte diese im Hinblick auf unsere konstituierende Aufsichtsratssitzung morgen früh in Paris mit Ihnen noch einmal kurz abstimmen. Zum einen steht auf der Tagesordnung die Bestellung von Mark Baker zum neuen Vorstandsmitglied mit operativer Verantwortung für das gesamte Kreuzfahrtengeschäft. Ich habe mich mittlerweile zweimal intensiv mit ihm unterhalten und glaube ebenso wie Sie, dass dies eine gute Besetzung wäre. Doch unser britischer Kollege, Geoffrey Barrington, ist davon gegenwärtig nicht so überzeugt. Weiß der Teufel, warum. Baker ist, wie Sie wissen, bei der ›British Steamship Corporation‹ auch schon für diesen Bereich zuständig gewesen, und Barrington als Vorsitzender konnte offensichtlich mit ihm in dieser Position bis dahin gut leben. Auf der Sitzung morgen möchte ich bei den Bestellungen der Vorstände unbedingt Einstimmigkeit sicherstellen.« Graf Lahnfeld seufzte. »Ehrlich gesagt, Philippe, überrascht mich das überhaupt nicht. Nein, ganz im Gegenteil, das passt ganz zu Barringtons bisheriger wenig kooperativer Verhaltensweise. Denken Sie immer daran, dass er nie mit uns hätte fusionieren wollen, wenn er von Anfang an gewusst hätte, dass er nicht Executive Chairman wird.«
»Heinrich, bitte …«
Philippe Langlois schätzte Heinrich von Lahnfeld genauso wie dieser ihn und stand ihm in vielerlei Hinsicht sehr nahe. Dennoch konnte er dessen eher emotionale Beurteilung des britischen Reedereikollegen nur teilweise nachvollziehen. Aufgrund seines früheren Politikerlebens war Langlois weniger dogmatisch eingestellt als sein deutscher Kollege und grundsätzlich auch toleranter gegenüber anderen Meinungen. Kooperations- und Fusionsvereinbarungen zwischen europäischen Unternehmen waren aus seiner Sicht nichts anderes als in der Politik Staatsverträge mit anderen Ländern. In beiden Fällen ging es um die Wahrnehmung individueller Interessen und um Machtpolitik. Und da waren die beteiligten Akteure nun einmal nicht immer automatisch einer Meinung, insbesondere dann nicht, wenn Gefahr drohte, Position und Einfluss zu verlieren.
Sir Barrington, der grundsätzlich genauso wie Graf Lahnfeld als Chairman des Executive Boards für die neue Großreederei in Frage gekommen wäre, hatte sich in der entscheidenden Aufsichtsratssitzung vor einigen Wochen bei der Mehrheit der Anteilseigner nicht durchsetzen können. Dies vor allem auch deswegen nicht, weil seine sehr stark auf Zentralismus ausgerichtete Managementkonzeption den Fusionspartnern zu machtbetont erschien.
Graf Lahnfeld hingegen hatte, sicherlich nicht ungeschickt, von Anfang an sehr stark die dezentrale Verantwortung in dem neuen Großkonzern propagiert und damit auch die Holländer, die vierten im Bunde, die trotz ihrer grundlegenden Fusionsbereitschaft ebenso Angst vor einem zu starken Verlust an Einfluss und Eigenständigkeit hatten, letztendlich auf seine Seite gezogen. Zudem war er eindeutig die charismatischere Führungspersönlichkeit.
»Ich sehe ein, dass wir das Problem lösen müssen«, antwortete Graf Lahnfeld seinem Gesprächspartner entgegenkommend. »Wir können ja mit dem Erreichten bisher wirklich zufrieden sein. Nicht auszudenken, Philippe, wenn man sich vorstellt, dass Barrington Aufsichtsratsvorsitzender geworden wäre. Er hätte nicht das Format und die Souveränität für diesen Job mitgebracht. Abgesehen davon, dass ich dann mit Sicherheit freiwillig die Segel gestrichen hätte.«
»Charakter und Seriosität spielen halt doch oftmals eine nicht zu unterschätzende Rolle«, erwiderte Philippe Langlois doppeldeutig und lachte entwaffnend. »Aber Spaß beiseite, Heinrich. Ich wollte Ihnen vorschlagen, Barrington zu Ihrem Stellvertreter zu bestellen. Vermutlich würden wir auf unserer Aufsichtsratssitzung das Okay aller Großaktionäre hierfür bekommen, wenn Sie ebenfalls Ihr Einverständnis dazu gäben, und es würde uns Bakers Bestellung zum Chef der Kreuzfahrtenabteilung erheblich erleichtern.«
Graf Lahnfeld schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Der Maybach hatte gerade ein Hinweisschild zu Hamburgs historischer Speicherstadt passiert, was bedeutete, dass sie es nicht mehr weit zur Werft hatten.
»Ich bin einverstanden, Philippe, und zwar weniger aufgrund taktischer, als vielmehr sachlicher Erwägungen. Es steht zu viel auf dem Spiel. Wenn ich innerhalb der nächsten zwei Jahre unfall- oder krankheitsbedingt ausfallen sollte, muss die Gesellschaft sofort eine verantwortliche Führung haben. Und Barrington ist, trotz meiner Vorbehalte gegen ihn, ein versierter Top-Manager und Schifffahrtsexperte. Als mein Stellvertreter würde er quasi in einer Vorgesetztenrolle zu Baker und den anderen Vorstandsmitgliedern stehen, was seinem Ego guttun dürfte. Zudem könnte er mich damit auch operativ entlasten. In so einer Konstellation wird er vermutlich kein Problem mit Baker als Kreuzfahrtenchef haben und die primäre Verantwortung für die Containerschifffahrt nicht mehr als Zurücksetzung empfinden.«
»Das sehe ich genauso, Heinrich. Ich werde bis morgen die nötige Zustimmung der Anteilseigner eingeholt haben.«
»Bitte, Philippe, stellen Sie dabei auch sicher, dass unser holländischer Kollege Joost Rijgersberg die Schleppschifffahrt übertragen bekommt. Mehr traue ich ihm einfach nicht zu. Nachdem wir jetzt völligen Einblick in die Zahlen der ›Intercontinental Seabridge‹ erhalten haben, verstehe ich das Interesse der niederländischen Anteilseigner an dieser Fusion einmal mehr. Das ist für die eine ideale Gelegenheit, sich eines verlustbringenden, schlecht geführten Unternehmens einschließlich des dafür verantwortlichen CEOs zu entledigen. Ehrlich gesagt, auch ich würde mich am liebsten von Joost trennen, aber das geht ja wohl leider nicht.«
»Nein, das geht nicht. Wir brauchen die Hinterland-Infrastruktur der ›Intercontinental Seabridge‹. Und die bekommen wir nur, wenn wir auch bereit sind, Joost einen angemessenen Posten zu geben. Das ist der Deal mit den Holländern. Und seien Sie nicht so streng, Heinrich. So schlecht ist Joost nun auch wieder nicht. Er war vermutlich nur ein wenig überfordert. Die Schleppschifffahrt passt zu ihm wie die Faust aufs Auge. Ich kümmere mich darum.« Graf Lahnfeld warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. »Was ist Ihr zweiter Punkt? Ich bin in wenigen Minuten im Dock und statte unserem neuen Kreuzfahrtschiff einen Besuch ab.«
»Damit sind wir beim Thema, Heinrich. Wir müssen unbedingt einen Namen …«
Graf Lahnfeld fiel seinem zukünftigen Aufsichtsratsvorsitzenden ins Wort und ergänzte: »… für unser Flaggschiff finden. Ich weiß, wir geraten allmählich unter Zeitdruck. Auch den Rahmen für die Feierlichkeiten zur Schiffstaufe gilt es festzulegen. Die bisherigen Namensvorschläge erscheinen mir nur alle zu künstlich und geschraubt und ohne wirkliche Substanz.«
»Stimmt, aber ich habe vielleicht eine interessante neue Idee«, entgegnete Langlois. »Sie wissen, dass ich recht gute Verbindungen in die französische Politik und zur Regierung habe. Der französische Staatspräsident Jérôme Leroux ist ein guter alter Freund von mir. Von ihm weiß ich vertraulich, dass die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union vermutlich schon sehr bald die Grundsatzentscheidung zur Schaffung der politischen Union treffen werden.«
»Nach den endlosen Debatten der letzten zwölf Monate über das Für und Wider wird es nun auch allmählich Zeit, hier endlich Klarheit zu schaffen. Die Bürger Europas sind völlig verwirrt.«
Langlois räusperte sich, und Graf Lahnfeld merkte, dass sein Gesprächspartner die nächsten Sätze gedanklich vorbereitete.
»Die politische Union wird kurzfristig kommen, und sie wird neue Spielregeln mit sich bringen. Das Verhältnis der Staaten zueinander wird sich fundamental verändern. Wir werden eine Union sein, ein Land und nach einer gewissen Gewöhnungszeit dann auch eine Nation. Wir liegen mit unserer grenzüberschreitenden Unternehmensfusion voll und ganz im Trend der Zeit. Wir sollten dies nutzen, Heinrich. Wir sollten diese ausgesprochen günstige Konstellation vermarkten. Bei europäischen Verschmelzungen auf Staats- wie auch auf Unternehmensebene ist Kooperation, Teamgeist und Einigungsbestreben das Gebot der Stunde. Ich plädiere deshalb dafür, unser neues Kreuzfahrtschiff in dieser historisch bedeutsamen Zeit ›European Harmony‹ zu taufen.«
Graf Lahnfeld schwieg für einen Moment. Dann räusperte er sich und sagte: »›European Harmony‹, hm. Der Name könnte vor dem Hintergrund der politischen Entwicklungen ein Volltreffer sein. Wir bieten der Hochdiplomatie eine tolle Steilvorlage, indem wir mit unserer Fusion ein Beispiel für einen erfolgreichen politischen Integrationsprozess geben. Wir vermarkten das entsprechend, erkaufen uns damit den Goodwill der Spitzenpolitiker und positionieren uns auf diese Weise ganz nebenbei als bevorzugte Reederei für alle Regierungstransporte der Union.«
»Genau, ich sehe, Sie verstehen mich.«
»Wirklich eine gute Idee, Philippe. Wenn Sie morgen auf der Aufsichtsratssitzung diesen Namensvorschlag machen, werde ich ihn unterstützen. Wir passieren übrigens jetzt die Werfteinfahrt.«
»Lassen Sie sich nicht aufhalten, Heinrich. Und vielen Dank noch einmal für Ihre Unterstützung.«
Der Kopf von Philippe Langlois verschwand vom Bildschirm. In Gedanken versunken, hielt Graf Lahnfeld weiterhin seinen Blick auf den Monitor gerichtet. Die Fusion der vier europäischen Reedereien mit der bevorstehenden Entscheidung zur Gründung der politischen Union Europas in Verbindung zu bringen, faszinierte ihn. Die gute Vermarktung dieser nur kurz aufeinanderfolgenden Ereignisse würde für die »United European Shipping Corporation« im Hinblick auf die Bildung eines neuen Markennamens in der globalen Öffentlichkeit einen Quantensprung bedeuten. Denn obwohl durch die Fusion ein Schifffahrtsgigant auf den Weltmeeren entstand, war es nicht so, dass der Mann auf der Straße mit diesem Namen automatisch etwas anfangen konnte. Das neue Kreuzfahrtschiff »European Harmony« würde jedoch ein ideales Medium sein, um auf einen Schlag jedermann bekannt zu werden.
»Wir sind angekommen«, ließ sich Martin Kruse durch die Lautsprecheranlage vernehmen.
Graf Lahnfeld bediente einen kleinen Knopf in der Mittelkonsole der Rückbank, und die abhörsichere Trennglasscheibe zwischen Fahrerraum und Fond, die er für das vertrauliche Gespräch mit Philippe Langlois nach oben hatte fahren lassen, glitt zurück in ihre Versenkung.
»Martin, Sie haben vorhin, glaube ich, etwas sehr Richtiges gesagt bezüglich der historischen Bedeutung des Namens für dieses wunderbare Schiff. Was würden Sie davon halten, wenn wir es ›European Harmony‹ nennen?« Eine Pause trat ein. Graf Lahnfeld wusste, dass sein Fahrer sich sehr geschmeichelt fühlte, von seinem Chef um seine Meinung befragt zu werden.
Martin Kruse räusperte sich. »Ganz spontan, Herr Doktor, ich denke, dies wäre in der Tat ein großartiger Name. Er entspräche meines Erachtens der Bedeutung des Schiffes. Kein Zweifel.«
»Ja, Martin, ich empfinde ebenso. ›European Harmony‹ soll nicht nur der Name dieses Luxusliners, sondern auch Auftrag und Mission für unsere neue Gesellschaft sein.« Graf Lahnfeld schmunzelte vergnügt. »Kommen Sie, Martin, wir haben heute morgen schon ein paar bedeutende Probleme gelöst. Lassen Sie uns jetzt zur Belohnung einen Blick auf das Schiff werfen. Da kommt auch schon Jim Caldwell, unser Bauleiter.«
Martin Kruse nickte zufrieden, während er aus dem Maybach ausstieg und Graf Lahnfeld die Tür öffnete.
»Herzlich willkommen.«
»Wie sieht’s aus, Caldwell, alles im Plan?«
»Alles in bester Ordnung, Sir. Sehen Sie selbst. Die Dame hat bereits ihr Festkleid angelegt. Der letzte Außenanstrich wurde Freitag beendet.«
Graf Lahnfeld wendete sich dem größten Passagierschiff der Welt zu und schwieg eine Zeitlang.
»Ich weiß, was Sie denken. Mir geht es genauso, und das, obwohl ich das Prachtstück jeden Tag sehe.«
»Sie ist wunderschön, etwas ganz Besonderes.«
»Ich habe noch nie ein solches Meisterwerk an Schiffsarchitektur und technischer Vollkommenheit gesehen.«
»Was machen die Innenarbeiten, Caldwell, wird alles zeitgerecht fertig werden?«
»Ich denke, ja. Ich habe alle leitenden Ingenieure im großen Konferenzraum versammelt. In einer Stunde sollten Sie einen guten Überblick haben. Im Großen und Ganzen haben wir alles im Griff. Hier und da ein paar leichte Verzögerungen, aber nichts Gravierendes. Das holen wir wieder auf.«
»Hört sich gut an. Gehen Sie schon vor, ich komme in fünfzehn Minuten nach.«
»Ja, Sir. Bis gleich.«
Graf Lahnfeld warf erneut einen Blick auf die schneeweiße Schiffshülle und vergegenwärtigte sich die beeindruckenden technischen Grunddaten. Der Luxusliner war 395 Meter lang, 59 Meter breit und ragte an der höchsten Stelle über 19 Decks 84 Meter aus dem Wasser. Das Rolls-Royce-Antriebssystem erzeugte mit fünf Schrauben 172 000 PS und brachte den Luxusliner bei großer Fahrt auf etwa 28 Knoten. Für die 4900 Passagiere gab es an Infrastruktur alles, was das Herz begehrte. Kein noch so feines und großes Fünfsternehotel an Land konnte in dieser Komplexität dem Vergleich standhalten. Angefangen bei einer Eislaufbahn, einer Kletterwand, einem kleinen Zwei-Loch-Golfplatz, ideal zum Üben des kurzen Spiels, einem Einkaufszentrum, drei Kinos, neun Restaurants, elf Bars, über eine »Shoppingmeile« mit Cafés, mehrere Bibliotheken, ein phantastisches Wellness- und Fitnesscenter mit Wasserfall und Surfzone bis hin zu einer hochmodernen Klinik mit mehreren Fachärzten – es fehlte an nichts.
Die »United European Shipping Corporation« hatte eine bewegliche Insel geschaffen, die dem betuchten Besucher in gesellschaftlicher, sportlicher und kultureller Hinsicht größte Vielseitigkeit und Qualität bot und ihm gleichzeitig das Gefühl vermittelte, einen exotischen, entspannenden Urlaub zu verbringen. Da man davon ausging, dass eine ganze Reihe von Suiten auch über längere Zeiträume von wohlhabenden Mitgliedern der High Society angemietet werden würde, bestand die Notwendigkeit, diesen gerne unabhängig von Fahrplänen und Hafenaufenthalten disponierenden Dauernutzern jederzeit den Zugang zum Luxusliner per Hubschrauber zu ermöglichen. Aus diesem Grund hatte man vier Landeplätze angelegt, die jeweils an den äußeren Ecken des Schiffes untergebracht waren.
Ein Schiff zu führen, das fast dem siebenfachen Raummaß der Titanic entspricht, ist eine gewaltige Managementaufgabe und eine unglaubliche Verantwortung, dachte Graf Lahnfeld. Zugleich fiel ihm ein, dass noch keine Entscheidung bezüglich der Top-Führungscrew des Schiffes getroffen worden war. Ich muss hierüber umgehend noch einmal mit Barrington und Baker sprechen, ermahnte er sich. Doch eines nach dem anderen. Ich will die Ingenieure der »European Harmony« nicht länger warten lassen, beendete er sein stilles Selbstgespräch und ging mit zielstrebigen Schritten auf die Gangway zu. Dann stutzte er und musste lächeln: An den zukünftigen Namen des Schiffes hatte er sich offensichtlich bereits gewöhnt.
Das Gewitter entlud sich mit seiner ganzen Gewalt über dem Höhenzug und sorgte dafür, dass der niederprasselnde Regen wie ein Wasserfall gegen die Fenster schlug. Die bereits vom frühen Morgen an hohen Temperaturen des ungewöhnlich warmen Spätsommers hatten zu einer immensen elektrostatischen Aufladung der Atmosphäre während des Tages gesorgt, die sich jetzt krachend entlud und jeden normalen Besucher der ehemaligen Ritterburg in Angst und Schrecken versetzt hätte.
Doch normale Besucher waren aufgrund der rechtzeitig ergangenen Unwetterwarnung bereits seit Stunden weit und breit nicht mehr zu sehen. Stattdessen saß eine geheimnisvolle Gruppe von acht Männern bei wärmendem Kaminfeuer im Hinterzimmer des kleinen Burgrestaurants um einen langgezogenen, rechteckigen Tisch und ließ sich von der Weltuntergangsstimmung draußen in keiner Weise beeindrucken. Die Gesichter der Männer waren von einer schwarzen Maske verhüllt, und dass sie in jedem Fall auch ungestört bleiben wollten, dafür sprachen die beiden breitschultrigen Wachtposten vor der einzigen Zugangstür.
»Wir verstehen jetzt, warum Sie den Vorstand der ›Loge‹ so kurzfristig einberufen haben, Neptun. Das sind überaus interessante und wertvolle Informationen, die Sie uns hier nahebringen. Sollten sich diese bestätigen, müssen wir meines Erachtens unverzüglich und entschlossen handeln und die Gunst der Stunde nutzen.«
»Es freut mich, dass Sie meine Einschätzung teilen, Herr Vorsitzender. Die erfolgreiche operative Umsetzung dieses Projektes wird allerdings viel Geld kosten.«
»Wenn das Präsidium der ›Loge‹ dem Plan zustimmt, wird Dagobert«, der Vorsitzende deutete auf seinen rechten Beisitzer, »die benötigten Ressourcen problemlos bereitstellen.«
»Vielleicht kann uns Neptun etwas näher erläutern, Herr Vorsitzender, wie er gedenkt, das Thema anzugehen. Je besser wir das verstehen, desto einfacher wird es sein, alle Mitglieder des Präsidiums für dieses Vorhaben zu gewinnen.«
»Policius hat recht, Neptun.«
»Offen gesagt, meine Herren, bin ich mir über den genauen Ablauf der Kaperung des Kreuzfahrtschiffes selbst noch nicht im Klaren. Natürlich habe ich Vorstellungen und habe auch gewisse praktische Vorschläge zu machen, aber ob diese so realisierbar sind, vermag ich derzeit noch nicht zu beurteilen. Ich benötige in jedem Fall professionelle Unterstützung für die Planung und natürlich insbesondere für die operative Durchführung des Projektes. Das fängt nach meinem Dafürhalten mit der Beseitigung von Graf Lahnfeld an, um in der Reederei einen größeren Handlungsspielraum zu bekommen. Hier wäre ich ganz konkret auf eine Empfehlung der ›Loge‹ angewiesen.«
»Mir scheint die Exekution dieses Mannes in jedem Fall unumgänglich zu sein. Kombat, wer ist derzeit der aus Ihrer Sicht geeignetste professionelle Söldnerführer für ein Projekt dieser Größenordnung?«
»Da kommt gegenwärtig nur ein Mann in Frage … Carl Nanninga. Er lebt in Südafrika. Zweifelsohne wäre er der Richtige für diese Mission. Für ihn wäre die Beseitigung Lahnfelds ein Kinderspiel. Er macht das aber nur dann, wenn wir ihn auch für den großen Auftrag engagieren. Für die Liquidierung einer Einzelperson allein gibt er sich nicht her. Er agiert in erster Linie nicht als Auftragskiller, sondern als Söldnerführer für komplexe Operationen. Töten ist nur ein Bestandteil seines Geschäftes.«
»Gut, setzen Sie sich unverzüglich mit ihm in Verbindung, und arrangieren Sie ein Treffen zwischen ihm und Neptun. Benutzen Sie bitte ab sofort alle nur noch Geheimcode Charly. Der bisherige Code ist seit heute ungültig. Wenn wir einen besseren Erkenntnisstand haben, treffen wir uns in Nizza wieder und entscheiden dann, ob wir dieses Projekt durchführen wollen. Sollten wir uns dazu entschließen, Neptun, ist es in diesem besonderen Fall erforderlich, dass die ›Loge‹ selbst nicht als direkter Auftraggeber agiert, sondern aus dem Hintergrund die Fäden zieht. Es müsste also unbedingt jemand dazwischengeschaltet sein.«
»Das ist in jedem Fall erforderlich, Herr Vorsitzender«, unterstützte der Mann mit dem Namen Policius den Vorschlag.
»Auch das sollte im Prinzip kein Problem sein. Ich denke dabei an eine Organisation im Mittleren Osten, die theoretisch dafür in Frage käme. Sie nennt sich ›Aktive Interessengemeinschaft der Islamischen Union‹. Dieser harmlos klingende Name steht für eine in der Öffentlichkeit kaum bekannte, allerdings dennoch etablierte und straff geführte Terrororganisation. Sie operiert auf sehr hohem Niveau. Al Quaida war dagegen eine Bande von Strauchdieben. Könnte mir gut vorstellen, dass die gerade in diesem Fall gerne die Projektleitung innehätten, um ihre Schlagkraft unter Beweis zu stellen. Das würden die sich vermutlich sogar etwas kosten lassen, was uns wiederum nur recht sein kann Ich werde mich mal vorsichtig erkundigen.«
»Guter Vorschlag, Kombat. Mit denen zu reden sollte aber dann gegebenenfalls besser Aufgabe dieses Nanningas sein. Lassen Sie Neptun erst einmal ausloten, ob grundsätzlich Interesse an diesem Projekt besteht.«
Der Vorsitzende der Gesprächsrunde machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Das könnte die Gelegenheit sein, auf die wir gewartet haben. Wenn der Plan gelingt, stehen unsere Chancen nicht schlecht, die Gründung der Vereinigten Staaten von Europa zu torpedieren.«
Die beiden Herren saßen in großen, bequemen Ohrensesseln aus Büffelleder, mit denen im Hotel »Edelweiß« nur die Luxussuiten ausgestattet waren. Der eine, er hatte sich als Jack Mertens vorgestellt, schien etwa sechzig Jahre alt zu sein und hatte volles graumeliertes Haar. Er trug einen gutsitzenden, offensichtlich sehr teuren dunkelgrauen Nadelstreifenanzug mit Weste und ein weißes Einstecktuch. In das distinguierte, elegante Erscheinungsbild dieses Herrn passten weder die schwere, altmodische Hornbrille noch der kräftige Schnurrbart. Er schien Invalide zu sein, denn in seiner rechten Hand ruhte ein Gehstock mit einem kunstvoll modellierten silbernen Löwenkopf. Sein zurückhaltendes Auftreten verbarg zunächst seine zweifelsohne vorhandene Willens- und Durchsetzungskraft.
Diese Persönlichkeitsmerkmale trafen ebenso auf seinen Gesprächspartner zu, der etwa zwanzig Jahre jünger war und sich augenscheinlich in exzellenter körperlicher Verfassung befand. Er trug einen Rollkragenpullover und eine bequeme braune Cordhose, womit er, was seine Kleidung betraf, zu seinem Gesprächspartner einen klaren Kontrapunkt setzte. Obwohl seine Gesichtszüge brutal wirkten, ließen die aufmerksam beobachtenden Augen und die hohe Stirn überdurchschnittliche Intelligenz, die feste Kinnpartie aber auch Entschlusskraft und Härte vermuten, ein Eindruck, der durch den militärischen Bürstenhaarschnitt noch verstärkt wurde. Insgesamt erinnerten sein kraftvoller, geschmeidiger Auftritt und die wachsamen Augen an eine gefährliche Raubkatze, die auf der Lauer lag. Kein Zweifel, sich mit diesem Mann anzulegen, konnte katastrophale Folgen haben.
Die beiden Männer hatten sich in den letzten neunzig Minuten angeregt miteinander unterhalten und dann beim Etagenservice Roastbeef mit Bratkartoffeln und eine Flasche spanischen Rotwein bestellt. Während sie beim Essen kaum gesprochen und die Zeit genutzt hatten, den Inhalt ihrer Gespräche jeder für sich noch einmal gedanklich durchzugehen, ergriff der Ältere jetzt wieder das Wort.
»Wenn Sie den Plan im Grunde für durchführbar halten, würden mich Ihre Bedingungen interessieren, Mr. Nanninga.«
»So weit sind wir noch nicht. Ihr Plan könnte durchführbar sein, endgültig kann ich das aber erst in ein paar Wochen beurteilen. Wichtig wäre für mich auch zu wissen, ob die andere Seite ins Geschäft einsteigt. Das würde in verschiedener Hinsicht eine deutliche Hilfe sein.«
»Nun, dies hängt letztendlich ganz von Ihrer Überzeugungskraft und Geschicklichkeit ab. Die ›Aktive Interessengemeinschaft der Islamischen Union‹ mit ins Boot zu holen ist Bestandteil Ihres Auftrages.«
»Das Projekt wird Sie ein Vermögen kosten. Sie sehen es mir nach, dass ich mich nach Ihrer Bonität erkundige?«
»Glauben Sie mir, Mr. Nanninga. Die ›Loge‹ verfügt über ausreichende Mittel. Wenn wir wollen, können wir in Europa von unserer Kapitalkraft her jedes börsennotierte Unternehmen kaufen, wenn es unserer Interessenlage dient.«
»Schön zu hören, denn diese Ressourcen werden Sie brauchen. Sie fragten mich nach meinen Bedingungen? Drehen wir den Spieß doch einmal um. Wie sehen denn Ihre Vergütungsvorstellungen für uns aus?«
»Wir denken an fünfzehn Millionen US-Dollar für Sie und Ihre Leute.«
Nanninga lachte laut auf. »Man merkt, dass Sie von diesem Geschäft nichts verstehen, Mr. Mertens – oder wie auch immer Sie heißen mögen. Das ist ein Himmelfahrtskommando erster Güte. Für dieses Unternehmen, schätze ich, brauche ich etwa achtzig Männer. Jedem müsste ich eine Million Dollar zahlen. Hinzu kommen meine sechs Unterführer, sie erhalten das Doppelte. Und meine Expertise stelle ich Ihnen mit noch einmal zehn Millionen in Rechnung. Das macht genau hundertzwei Millionen Dollar nur an Sold. Rechnen sollten Sie dann noch einmal mit gut fünfundzwanzig Millionen für Waffen, Ausrüstung, Spesen, Bestechungsgelder, Planung, Vorbereitung und Logistik. Runden wir es auf, unter hundertdreißig Millionen Dollar kommen Sie nicht weg. Sofern Sie das nicht auszugeben bereit sind, müssen Sie auf ein ganz anderes Kaliber von Söldnern zurückgreifen. Und wenn Sie das tun, können Sie bei einem Vorhaben dieser Art Ihr Geld auch gleich aus dem Fenster werfen.«
»Das übertrifft unsere bisherigen Vorstellungen bei weitem. Warum glauben Sie, dass Sie das wert sind?«
»Warum? Erfahrung! Langjährige, teilweise schmerzhafte Erfahrung und die absolute Gewissheit, dass es gegenwärtig auf dieser Erde niemanden außer mir gibt, der eine komplexe Operation wie diese erfolgreich planen und durchführen könnte.«
Die beiden Männer fixierten sich eine Weile.
»Also gut, gehen wir einmal theoretisch von dieser Größenordnung aus. Könnte ich dann in diesem Fall mit Ihrer Zusage rechnen?«
»Wie gesagt, wir wollen erst einmal die Ergebnisse der Detailplanung abwarten. Dann kann ich Ihnen eine genaue Antwort geben. Im Übrigen benötigen wir ja wohl ohnehin noch die grundsätzliche Bestätigung, dass das von ihnen beschriebene Ereignis auch tatsächlich stattfindet.«
»Ich erwarte jeden Tag die öffentliche Bekanntgabe.« Mertens sah auf seine Armbanduhr und stellte den Fernsehapparat an. »Gleich kommen die Nachrichten. Mal sehen, vielleicht gibt es ja schon etwas Neues.«
»Als professioneller Söldner geht es mich eigentlich nur sekundär etwas an. Aber glauben Sie wirklich, dass Sie mit dieser Aktion die politische Willensbildung in Europa beeinflussen können?«
»Ich will Sie nicht unnötig mit unseren politischen Überlegungen langweilen, aber auf eine Formel gebracht: Die Machtgruppierung, in deren Auftrag ich handele, hat etwas gegen ein vereintes Europa. Und das, wie wir meinen, aus sehr lauteren Gründen. Schauen Sie sich doch einmal das Chaos an, in dem wir leben. Staatswirtschaft im Überdruss, wirtschaftspolitisch völlig überforderte Regierungen, eine erdrückende Steuerlast, der unglaubliche Wertverlust unserer Währung und überall in Europa eine totale Überschuldung der Haushalte. Das läuft den Interessen der meisten Bürger fundamental zuwider. Wenn diese Situation noch lange anhält, ist ein europäischer Bürgerkrieg nicht mehr aufzuhalten. Nach der Wirtschaftskrise 2009 glaubte die Politik, das Heil läge in einer besseren Integration der Europäischen Gemeinschaft. Das Gegenteil ist aber der Fall. Wir brauchen mehr politische Individualität. Die Anarchie, die uns mittelfristig droht, hat das Potential, Milliardenwerte zu vernichten, was nicht im Interesse der Industrie ist. Noch mehr Zentralismus würde diese Situation dramatisch verschlechtern. Deshalb handeln wir. Wir müssen mit diesem Projekt eine politische Kurskorrektur bewirken.«
»Sie wollen mit einem spektakulären Terrorakt die gegenwärtigen chaotischen Zustände beenden? Habe ich das richtig verstanden?«
»Es klingt paradox, nicht wahr? Aber so ist es. Das von mir skizzierte Szenario ist leider sehr real. Dafür gibt es viele Anzeichen. Wenn nichts dem Zufall überlassen bleibt und Sie und Ihre Leute wirklich so gut sind, wie Sie behaupten, haben wir eine gute Chance, unser Ziel zu erreichen.«
Nanninga schaute sein Gegenüber ausdruckslos an, erwiderte dann aber: »Ich bin professioneller Söldner. Meine Männer und ich erledigen einen Auftrag für Geld und nicht, weil wir die Welt verändern wollen. Wenn ich endgültig zu dem Schluss gekommen bin, dass der Plan operativ durchführbar ist, die arabische Seite mitmacht und Sie unser Gesamtbudget akzeptieren, können Sie davon ausgehen, dass wir das Schiff unter unsere Kontrolle bringen. Ich kann Ihnen auch versichern, dass wir drei Tage die Stellung halten werden, was zeitlich ausreichen dürfte, um gewaltigen Druck auszuüben. Aber ich bin natürlich letztendlich nicht dafür verantwortlich, dass die europäischen Länder auf Ihre Forderungen auch eingehen. Das ist Ihr Risiko. Mit Ablauf des dritten Tages ist unser Auftrag erfüllt, so oder so. Dann verschwinden wir wieder.«
»Einverstanden. Wenn wir innerhalb der ersten drei Tage keine Zugeständnisse erpresst haben, wird auch in den Folgetagen kein Einlenken zu erwarten sein. Dann ist das Projekt gescheitert. Aber bis dahin unterstehen Sie unserer Befehlsgewalt. Das schließt gegebenenfalls die Sprengung des Schiffes mit ein.« Der Söldner zuckte unbekümmert die Achseln. »Versteht sich von selbst, solange Sie nicht von uns verlangen, uns dabei mit in die Luft zu jagen.«
»By the way, sobald wir zu einer finalen Vereinbarung gekommen sind, beginnt Ihr operativer Einsatz gleich mit einem Liquidierungsauftrag von zwei Schlüsselfiguren. Zu gegebener Zeit erfahren Sie mehr darüber.«
»Auch das sollte kein Problem sein.«
Der Mann namens Mertens hob seinen Gehstock, zeigte auf den Fernsehapparat. Er griff zur Fernbedienung, um den Ton der Schweizer Wirtschaftsnachrichten zu verstärken.
»Nachdem vor drei Tagen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union zu einer Gipfelkonferenz in London zusammengetroffen sind, ist vor gut drei Stunden auf einer gemeinsamen Pressekonferenz verkündet worden, dass sich diese Länder mit Wirkung zum 1. Januar 2025 zu den Vereinigten Staaten von Europa zusammenschließen werden, wenn die jeweiligen Parlamente erwartungsgemäß diesen Zusammenschluss billigen. Im Hinblick auf die bevorstehende politische Union wurden ebenfalls konkrete Schritte beschlossen, wie Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur in angemessener Weise in diese Entwicklung eingebunden werden sollen.« Die Nachrichtensprecherin Sonja Walch schaute in das Objektiv der Kamera. »Unserem Korrespondenten in Rom, Markus Wachsmeier, gelang es, für einige Minuten den italienischen Regierungssprecher, Mario Gavazzi, über die jüngsten Entwicklungen und Verlautbarungen zu befragen.«
Hinter der Nachrichtensprecherin erschien das Bild des Journalisten. Sonja Walch machte eine Vierteldrehung und richtete das Wort an ihren Kollegen. »Guten Abend, Markus, uns würde momentan vor allem interessieren, welchem Zweck die verschiedenen Gipfeltreffen in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur dienen werden, die in den nächsten Monaten unter der Schirmherrschaft eines oder, wenn ich das richtig verstanden habe, manchmal sogar mehrerer Staats- und Regierungschefs abgehalten werden sollen.«¶»Nun, diese Frage war auch ein Thema der heutigen Pressekonferenz. Wie mir der italienische Regierungssprecher andeutete, denkt man daran, die Präsidenten der eintausend größten Unternehmen aus den Unionsstaaten einzuladen, um sie stellvertretend für die gesamte europäische Wirtschaft in einem noch höheren Maße als bisher in die Pflicht zu nehmen, die heute bestehende hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. In diesem Zusammenhang ist daran gedacht, dass diese Wirtschaftskapitäne symbolisch eine Charta der sozialen Marktwirtschaft zeichnen, die sie – als eine Art kommerzieller Ehrenkodex – verstärkt dazu anhalten soll, die Lebensinteressen der Menschen bei ihrem wirtschaftlichen Handeln zentral im Auge zu behalten.«
»Die Präsidenten werden sicherlich im Gegenzug ihre Wünsche auf den Tisch legen«, warf die Nachrichtensprecherin ein.
»Davon kann man wohl ausgehen. Aber die Regierungen wollen unbedingt diesen Akzent setzen und werden deshalb auch zu wirtschafts- und steuerpolitischen Zugeständnissen bereit sein. Übergeordnetes Ziel ist, im Hinblick auf die Ausrufung der politischen Union eine gewaltige Aufbruchstimmung in Europa zu erzeugen. Dazu braucht man die Wirtschaft. Insofern wird dieses Gipfeltreffen ebenso wie die jeweils anderen medialen Großereignisse in einem spektakulären Rahmen stattfinden, um der Sache den entsprechenden Glanz zu verleihen. Das Forum ›Wirtschaft‹, welches als erstes in der Reihe für den Sommer des nächsten Jahres geplant ist, soll zum Beispiel auf einem der modernsten Kreuzfahrtschiffe Europas stattfinden, was natürlich hierfür ideal wäre, allein schon aus Sicherheitsgründen …« Mertens schaltete den Fernsehapparat aus.
»Sie haben es gehört. Nunmehr ist es also offiziell bestätigt.«
»Sieht ganz so aus.«
»Die Mausefalle ist aufgestellt, und jetzt geht es darum, den Köder hineinzulegen. Sie können mit den Vorbereitungen, wie besprochen, anfangen. Von jetzt an ist Ihr Deckname ›Matthias‹, ›Matthias Zehr‹, in Anlehnung an diesen wunderbaren Ort hier, in dem wir ein so vielversprechendes Gespräch geführt haben.«
»Sie wissen jetzt sehr viel über mich. Ich aber nichts über Sie.«
»Über meine wahre Identität werden Sie zu gegebener Zeit mehr erfahren. Das ist sogar unbedingt erforderlich. Für heute lassen wir es aber bei Mr. Mertens.«
»Wie kann ich Sie in den nächsten Wochen erreichen?«
»Wenn Sie mich dringend sprechen wollen, hinterlassen Sie eine Nachricht unter dieser Telefonnummer in der Schweiz.« Ein Zettel tauschte den Besitzer.
»Ich rufe dann unter Ihrer Mobilnummer innerhalb der folgenden vierundzwanzig Stunden zurück. Es versteht sich von selbst, dass wir nie Klartext miteinander reden. Haben Sie noch Fragen?«
Nanninga hob die rechte Hand und rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander.
»Ab Montag der kommenden Woche steht bei der Schweizerischen Bankgesellschaft in Genf eine Million US-Dollar für Sie unter Ihrem Codenamen bereit. Das sollte für den Anfang genügen. Ich erwarte allerdings einen Rechenschaftsbericht über die Art der einzelnen Ausgaben.«
»Selbstverständlich.«
»Gut, ich höre dann wieder von Ihnen. Sie gehen jetzt am besten.«
Die Männer nickten einander zu und verabschiedeten sich mit einem festen Händedruck, ohne weitere Höflichkeitsfloskeln auszutauschen. Alles Wesentliche war gesagt worden.
Als Nanninga das Appartement verlassen hatte, ging Mertens leicht federnden Schrittes und ohne die Hilfe des Gehstockes zur Eingangstür und verriegelte sie. Nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, dass sie wirklich verschlossen war, kehrte er zurück in den Wohnraum und trat vor den großen eckigen Spiegel, verharrte dort für eine kurze Weile und schaute sich sein Ebenbild an. Langsam hob er seine rechte Hand und nahm die schwere Hornbrille von der Nase. Dann zog er die graumelierte Perücke vom Kopf und streifte danach die Gesichtsmaske mit dem künstlichen Schnurrbart ab. Als er seine natürlichen Gesichtszüge wiedererkennen konnte, blinzelte er seinem Gegenüber im Spiegel zufrieden zu.
Sir Geoffrey Barrington hob den Kopf und setzte seine Lesebrille ab.
»Meine Damen und Herren von der Presse, das wären zunächst einmal alle relevanten Zahlen und Anmerkungen zum voraussichtlichen Geschäftsergebnis 2023. Der durch die Fusion sich jetzt auflösende Vorstand der ›British Steamship Corporation‹ ist recht zufrieden mit diesem Ergebnis, welches, wenn ich dies an dieser Stelle noch einmal anmerken darf, das zweitbeste in der Firmengeschichte ist. Wie Sie wissen, sind die weltweiten Schifffahrtsmärkte in den letzten Monaten durch massiven Ratenverfall gekennzeichnet gewesen. Wir konnten diese Einnahmeverluste aber durch erhebliche Mengensteigerungen im Frachtvolumen ausgleichen. Nun gut, gibt es dazu noch Fragen?« Die junge Redakteurin der »Financial Times« hob die Hand.
»Ja bitte, Mrs. Dexter«, sagte der Pressesprecher der Reederei, der zwischen Sir Barrington und den restlichen Vorstandsmitgliedern des Unternehmens saß.
»Bei einem derart guten Resultat erscheint es nicht ganz einleuchtend, warum
Sie sich zur Fusion mit drei anderen europäischen Schifffahrtsgesellschaften entschlossen haben. Ergebnisgründe können es angesichts dieser Zahlen kaum gewesen sein. Müssen Sie nicht fürchten, bei dem Zusammenschluss durch die erreichte Unternehmensgröße in Zukunft erheblich an Reaktionsgeschwindigkeit im Markt zu verlieren?«
Mehrere Journalisten nickten zustimmend, als sie diese Frage ihrer Kollegin hörten.
»Bei einer Fusion der geplanten Art sind, das ist die Auffassung aller Beteiligten, gewaltige Synergieeffekte zu erwarten, die noch einmal eine deutlich höhere Rendite versprechen als die, die wir Ihnen mit unserem heute vorgestellten vorläufigen Jahresergebnis präsentiert haben. So behäbig und schwerfällig, meint man zumindest bei den Hauptaktionären, können wir in der neuen Konstellation gar nicht sein, als dass diese Gewinnpotentiale nicht doch irgendwie zum Tragen kämen.«
Die Mehrzahl der Journalisten lachte laut auf und schien mit der nonchalanten Antwort des Top-Managers zufrieden zu sein. Doch die junge Journalistin setzte noch einmal nach.
»Es wird kolportiert, Sir Barrington, dass Sie ursprünglich kein Befürworter dieser Fusion gewesen sind und letztendlich, wenn ich das mit allem Respekt sagen darf, dem Druck ihres Hauptaktionärs nachgeben mussten. Was sind denn Ihre ursprünglichen Bedenken gewesen?«
Mit dieser Frage war die Aufmerksamkeit der Journalisten zurückgekehrt. Sir Barrington setzte ein etwas gelangweiltes Lächeln auf.
»Meine Reserviertheit, verehrte Mrs. Dexter, betraf zum Beginn der Fusionsgespräche genau den Aspekt, mit dem Sie uns eben konfrontiert haben. Dann beschäftigte mich auch noch intensiv die Frage des geeigneten Führungskonzeptes, Stichwort zentrale versus dezentrale Organisation. All diese Fragen wurden aber sehr professionell abgewogen und einvernehmlich entschieden. Sie brauchen sich keine überflüssigen Sorgen zu machen. Es ist nichts offengeblieben.«
Die ihr gegenüber demonstrierte Überheblichkeit des Reedereichefs brachte die Journalistin in Fahrt. »Und dennoch kann es Sie meines Erachtens nicht zufriedenstellen, im Quervergleich mit der ›Hanseatischen Schifffahrt Gesellschaft‹ ein ebenso erfolgreiches Schifffahrtsunternehmen geleitet zu haben, um dann in einer fusionierten Unternehmung nur als zweiter Mann Einfluss auf das Geschäft auszuüben. Was sind denn die Hintergründe dafür gewesen, dass nicht Sie zum Executive Chairman der ›United European Shipping Corporation‹ berufen wurden, sondern Graf Lahnfeld?«
»Ich denke, dass dies nicht unbedingt Fragen sind, die …«
»Nein, David, lassen Sie nur …«, unterbrach Barrington seinen Pressesprecher betont souverän. Dann ließ er seinen Blick durch den Konferenzsaal kreisen und antwortete kühl: »Es ist nun einmal die Eigenheit einer Fusion, dass Kompromisse geschlossen werden, die nicht immer den uneingeschränkten Beifall der jeweils beteiligten Manager finden.«
»Genaugenommen heißt das doch, dass Sie mit der künftig betriebenen Unternehmenspolitik von Graf Lahnfeld eigentlich nicht einverstanden sind.«
»Man muss nicht immer einer Meinung sein, kann dann aber dennoch in einem Gremium sehr wohl gut zusammenarbeiten. Wir sind uns im neuen Vorstand absolut einig darüber, was unsere nächsten Schritte sind und wer welche Aufgabe übernimmt. Ich wurde von den Gesellschaftern zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden berufen und werde in dieser Position mein Bestes geben, diese Fusion zum Erfolg zu führen. Als verwerflich hätte ich empfunden, aus einer persönlichen Befindlichkeit heraus die neue Großreederei frühzeitig zu verlassen und damit die Interessen meiner ehemaligen Mitarbeiter vielleicht in nicht angemessener Weise auf der obersten Leitungsebene vertreten zu wissen.«
»Ich verstehe«, sagte die Journalistin vielsagend, während sie eilig ein paar Aufzeichnungen machte.
Der Pressesprecher konnte sich sehr wohl vorstellen, welcher Art diese Aufzeichnungen waren. Ihm wäre lieber gewesen, sein Chef wäre mit seiner letzten Äußerung weniger deutlich geworden. Er kannte Sir Barrington lange genug, um zu wissen, dass er sich selbst zu gerne an der Spitze der fusionierten Großreederei gesehen hätte. Mit der letzten Bemerkung war seine Enttäuschung über seine Stellvertreterrolle den hellwachen Journalisten offenkundig geworden. In dem Bemühen, seinem Chef weitere Peinlichkeiten zu ersparen, versuchte er die allgemeine Aufmerksamkeit auf ein anderes Gebiet zu lenken: »Sicherlich haben Sie auch noch eine Reihe von Fragen bezüglich des auf unserem neuesten Kreuzfahrtschiff stattfindenden Festaktes anlässlich der Gründung der Vereinigten Staaten von Europa.«
Die Hände schnellten nach oben. Der Pressesprecher grinste zufrieden über sein gelungenes Ablenkungsmanöver. Er zeigte auf Madame Cousin, Redakteurin der Zeitschrift »Le Monde«.
»Mr. Baker, ist es richtig, dass die Namensgebung Ihres neuesten Kreuzfahrtschiffes nicht nur eine symbolische Bedeutung im Rahmen Ihrer Fusion hat, sondern dass der Schiffstaufe auch eine besondere Rolle bei dem geplanten Festakt im Hinblick auf die Gründung der Vereinigten Staaten von Europa zukommt?«
»Sagen wir einmal so, Madame, hier verbinden sich zwei voneinander völlig unabhängige Ereignisse auf eine sehr angenehme Art miteinander. Die verschiedenen Regierungen erkennen darin offensichtlich eine ideale Konstella tion, wenn ein Teil der Vereinigungsfeierlichkeiten auf einem Kreuzfahrtschiff begangen wird, welches wiederum selbst durch seinen Namen zu europäischer Einigkeit aufruft – vor allem wenn es genauso jungfräulich ist wie die neue europäische Nation selbst. Bei unserem grenzüberschreitenden Firmenzusammenschluss hatten wir uns nämlich entschieden, unserem neuesten Flaggschiff, das im Sommer des kommenden Jahres in Dienst gestellt wird, den Namen ›European Harmony‹ zu geben. Auf dem Schiff soll nun das erste Gipfeltreffen – aus einer Reihe von ähnlich gearteten Veranstaltungen an anderen Orten – abgehalten werden, welches sich mit den volkswirtschaftlichen Herausforderungen unserer neuen Nation beschäftigt. Dabei ist vorgesehen, das Taufzeremoniell auf See als festlichen Höhepunkt zu begehen.«
»Ja bitte, der Herr von den ›Züricher Nachrichten‹«, erteilte der Pressesprecher einem Schweizer Journalisten das Wort.
»Wer sind denn die Teilnehmer dieses Wirtschaftsforums, Mr. Baker?«
»Die offiziellen Gastgeber respektive Schirmherren sind alle europäischen Staats- und Regierungschefs der Bündnisstaaten, von denen wahrscheinlich vier stellvertretend an der Taufe und am folgenden Tag an der Konferenz teilnehmen werden. Es handelt sich voraussichtlich um den deutschen Bundeskanzler, den französischen Staatspräsidenten, den spanischen Ministerpräsidenten sowie den englischen Premierminister. Sie haben wiederum die eintausend Präsidenten der bedeutendsten europäischen Firmen mit ihren Damen eingeladen. Kurz gesagt, es versammelt sich also die wirtschaftliche Führungselite aus den Mitgliedsländern auf der ›European Harmony‹.«
Der Pressesprecher zeigte auf die Vertreterin der Zeitschrift »Society.«
»Mr. Baker, ist meine Vermutung richtig, dass nach dem Taufzeremoniell ein festlicher Ball als weiteres gesellschaftliches Glanzlicht geplant ist?«
»Natürlich dürfen Sie annehmen, dass diese Schiffstaufe durch eine nächtliche Gala gekrönt sein wird.«
»Mit diesem historisch bedeutsamen Hintergrund kann man wohl wirklich sagen, das ist die Nacht der Präsidenten.«
Baker schaute die Redakteurin versonnen an und schmunzelte. Die Titulierung gefiel ihm spontan. »Ja«, stimmte er zu, »das Ereignis könnte man mit dieser Überschrift versehen.«
»Können Sie noch etwas über den Reiseverlauf berichten? Wo werden die Damen und Herren an Bord gehen, und wo wird das Kreuzfahrtschiff wieder anlegen?«
»Vorgesehen ist, dass die Gäste in Amsterdam einsteigen und nach einer zweitägigen Seereise in Antwerpen das Schiff wieder verlassen. Die Staats- und Regierungschefs sollen zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Helikopter dazu stoßen und werden vermutlich die ›European Harmony‹ auch etwas früher wieder verlassen. Wir haben gestern mit den entsprechenden Regierungsstellen den endgültigen Zeitplan fixiert. Den 21. Juni des nächsten Jahres sollten Sie sich alle in Ihrem Kalender rot anstreichen.«
Für Sir Barrington schien die Zeit gekommen zu sein, die Konferenz zu beenden. Er räusperte sich. »Ein persönliches Anliegen habe ich noch. Mein treuer Begleiter hier zu meiner Linken, der Pressesprecher der ›British Steamship Company‹, geht in den nächsten Tagen in den wohlverdienten Ruhestand. Bei ihm möchte ich mich in Ihrer aller Gegenwart für die ausgesprochen gute Zusammenarbeit in den vielen Jahren bedanken.«
Die versammelten Journalisten standen auf und applaudierten.
»David, wie lange bist du jetzt eigentlich da?«
»Siebenunddreißig Jahre, Sir. Auf den Monat genau.«
»Na, das reicht wirklich. Dann kannst du jetzt auch der nächsten Generation beruhigt das Feld überlassen. Die neue Pressesprecherin der ›United European Shipping Corporation‹ heißt Vivian Cook, deren Bekanntschaft Sie in dieser Funktion bald machen werden. Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Tag.«
Obwohl Malta generell für sein mildes Winterklima bekannt ist, war die letzte Woche des Jahres 2023 geprägt durch kalte Regentage und starke Windböen, die durch die engen Gassen der Altstadt fegten. Da die Menschen sich darum bemühten, mit schnellem Schritt ins Trockene zu kommen, fiel ihnen der großgewachsene, breitschultrige Mann europäischer Abstammung nicht weiter auf, der vom Nieselregen unbeeindruckt an den Geschäftsauslagen vorbeischlenderte, sich gelegentlich nach allen Seiten umschaute, um dann seinen Spaziergang ohne Hast fortzusetzen.
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