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Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,5, Universität Konstanz, Veranstaltung: Hauptseminar: Die siebziger Jahre - Aspekte einer Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Befinden wir uns in einer vierten Ölkrise? Das Ölembargo von 1973 war die erste Ölkrise mit globalen Auswirkungen. 1979 und 1990 folgten Ihr noch zwei weitere. In der Presse wurde insbesondere im Jahr 2004 immer wieder der Begriff „Ölkrise“ herangezogen, um den stark gestiegenen Ölpreis zu beschreiben. Die Arbeit geht der Frage nach, in wie weit es gerechtfertigt war, diesen Begriff zu verwenden oder ob nicht andere, nicht aus einer Krise herrührende Ursächlichkeiten für den stark angestiegenen Ölpreis verantwortlich waren. Nach einer kurzen theoretischen Auseinandersetzung mit dem Begriff „Ölkrise“ wird zunächst die erste Ölkrise des Jahres 1973 sowie deren Gründe und die sich aus ihr ergebenden Folgen dargestellt. Im zweiten Teil der Arbeit wird die Situation im neuen Jahrtausend analysiert und mit den entsprechenden Aspekten aus den 1970er Jahren verglichen. Die Analyse zeigt, dass der Grund für die erste Ölkrise die kurzfristige reale, politisch motivierte Angebotsverknappung seitens der Länder am Persischen Golf als politisches Druckmittel gegen eine pro-israelischen Politik der westlichen Industriestaaten war. Die Gründe für den Anstieg des Ölpreises in neuerer Zeit sind hingegen im Wesentlichen im beschränkten, kurzfristig nicht ausbaufähigen und im unter der Nachfrage liegenden Angebot zu sehen, wobei sich für Letzteres in erheblichem Maße das wirtschaftlich prosperierende Asien sowie die geringen Investitionen in Explorationsvorhaben im letzten Jahrzehnt verantwortlich zeichnen.
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Universität Konstanz Fachbereich Geschichte und Soziologie Sommersemester 2004
Hauptseminar: Die siebziger Jahre - Aspekte einer Geschichte der
Verfasser:
Sven Wettach
Konstanz, 26.09.2004
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Das Ölembargo von 1973 war die erste Ölkrise mit globalen Auswirkungen. Ihr folgten 1979 und 1990 noch zwei weitere. In der Tagespresse und anderen Medien fiel in den letzten Wochen und Monaten immer wieder und mit zunehmender Intensität der Begriff „Ölkrise“, um den zuletzt stark gestiegenen Ölpreis zu beschreiben. Diese Arbeit soll untersuchen, ob es auch heutzutage gerechtfertigt ist, diesen Terminus zu benutzen. Dabei sollen im Folgenden nicht nur die ökonomische Folgen, sondern auch gesellschaftliche Veränderungen durch die erste Ölkrise betrachtet werden.
Beginnend mit einer Auseinandersetzung um den Begriff „Ölkrise“ folgt eine kurze Darstellung der ersten Ölkrise 1973 sowie deren Gründe. Anschließend werden einige wichtige der sich damals ergebenden Folgen aufgezeigt. Hierbei liegt der Fokus auf den gesellschaftlichen Veränderungen in der Bundesrepublik. Wir werden sehen, dass sich das Arbeitsleben veränderte, da die Arbeitslosigkeit damals nicht für möglich erachtete Höhen erklomm. Die notwendig gewordene Umgestaltung der Energieversorgung und das entstandene Umweltbewusstsein führten ihrerseits zum Aufkommen einer gesellschaftlichen Diskussion und bürgerlichen
Protestbewegungen, teilweise mit der Folge eines massiven Konfliktes dieser Gruppen mit dem Staat und schließlich zur Bildung einer neuen Partei.
Im zweiten Teil dieser Arbeit wird unsere heutige Situation analysiert und mit den entsprechenden Aspekten aus den 70er Jahren verglichen. Während im ersten Teil hauptsächlich gesellschaftliche Folgen und Veränderungen betrachtet wurden, werden für das Jahr 2004 im Wesentlichen ökonomische Aspekte untersucht. Dies liegt darin begründet, dass sowohl wirtschaftliche Ursachen als auch Auswirkungen schneller sichtbar sind, während soziale Folgen erst später, im weiteren Verlauf eines Ereignisses zu Tage treten.
Neben gelegentlichen Ausblicken auf mögliche Zukunftsszenarien um weitere Konfliktpotentiale aufzuzeigen, wird zum Ende noch eine von der Meinung des Autors abweichende Ansicht zur Begründung des derzeitig hohen Ölpreises vorgestellt. Aufgrund der Aktualität wurde im zweiten Teil der Arbeit hauptsächlich auf wirtschaftspolitische Tageszeitungen (Handelsblatt und Financial Times Deutschland) als Referenz zurückgegriffen.
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Da diese Arbeit untersucht, ob auch die derzeitige Situation die Bezeichnung „Ölkrise“ verdient, ist es notwendig zuerst zu definieren, was eine Ölkrise ist. In der Literatur wurden die Geschehnisse im Oktober 1973 und den folgenden Monaten übereinstimmend als Ölkrise bezeichnet. Was charakterisierte diese Ölkrise?
Prägende Kennzeichen dieser Ölkrise waren das unvorhergesehene, überraschende Eintreten der Angebotsverknappung durch die OPEC und das Fehlen einer Alternative für die betroffenen, d.h. Erdöl importierenden, Länder. Die Industriestaaten waren auf Öllieferungen angewiesen und diese kamen zu einem überragenden Anteil aus den OPEC-Ländern. Ein weiteres wichtiges Element einer Krise könnte eine einsetzende Diskussion über Handlungsalternativen, wie man den als Krise bezeichneten Zustand verändern könnte, sein. Diese Diskussion war 1973 durch die Veröffentlichungen des „Club of Rome“ im Gang und wurde durch die Geschehnisse im Oktober und den folgenden Wochen bestärkt und hielt noch über Jahre hinaus an.
Eine Verknappung des Angebots alleine ist nur eine notwendige Bedingung für eine Krise, jedoch noch keine hinreichende. Wäre dies der Fall, wäre jeder Nachfrageüberhang auf einem Markt als Krise anzusehen.