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Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Islamwissenschaft, Note: 1,3, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients), Veranstaltung: Zum politischen Vokabular im Osmanischen Reich, Sprache: Deutsch, Abstract: This paper conceptualizes the discouse of students and graduates of the military medical school in Constantinople which gradually gained influence in Ottoman politics. In the period of a fading Ottoman Empire at the end of the 19th century, the physicians considered themselves to be predestined politicians and held a high interest in the well-being of their fatherland. Their self-perception as a “perplexed Ottoman nation” called forth a desire for a political recommencement. This new beginning should be, henceforth, grounded on a positivist and social-darwinist foundation, superseding the traditionally followed theological basis. European scientists served as an inspirational reference and disposed the physicians to apply the scientists’ metaphors and to project them also on terms such as “race” or “nation”. The transfer of metaphors brought about the establishment of different meanings of certains notions which previously beared an Ottoman-Islamic symbolism. One of the those political exponents was Dr. Rıza Nur who abandoned his long-lasting career at the military medical school for politics. He was elected as an assemblyman in his hometown of Sinop. He was also affected by the positivist scientific school. The transfer of social-darwinistic thought is also discernable in the discourses by Rıza Nur.
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Veröffentlichungsjahr: 2010
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Abstract
1 Einleitung
2 Die Militärische Ärzteschule in Konstantinopel
3 Wissenschaftsgläubigkeit
4 Sozialdarwinismus
5 Zur Biographie Dr. Rıza Nur’s
5.1 Erinnerungen von Dr. Rıza Nur
6 Schluss
7 Literaturverzeichnis
This paper conceptualizes the discouse of students and graduates of the military medical school in Constantinople which gradually gained influence in Ottoman politics. In the period of a fading Ottoman Empire at the end of the 19th century, the physicians considered themselves to be predestined politicians and held a high interest in the well-being of their fatherland. Their self-perception as a “perplexed Ottoman nation” called forth a desire for a political recommencement. This new beginning should be, henceforth, grounded on a positivist and social-darwinist foundation, superseding the traditionally followed theological basis. European scientists served as an inspirational reference and disposed the physicians to apply the scientists’ metaphors and to project them also on terms such as “race” or “nation”. The transfer of metaphors brought about the establishment of different meanings of certains notions which previously beared an Ottoman-Islamic symbolism. One of the those political exponents was Dr. Rıza Nur who abandoned his long-lasting career at the military medical school for politics. He was elected as an assemblyman in his hometown of Sinop. He was also affected by the positivist scientific school. The transfer of social-darwinistic thought is also discernable in the discourses by Rıza Nur.
Das Weltbild vieler gebildeten Muslime brach im Fin de siècle zusammen. Die ausschlaggebende Gründe dafür waren, die bestehende Krise des Osmanischen Reiches, die Überlegenheit Europas und die Herausforderung durch die europäische Wissenschaft. Fin de siècle kann man mit mehreren Bedeutungen aufgreifen; die Stimmung am Ende eines Zeitalters, damit assoziiert, “Untergang, Dekadenz, Apokalypse.” Der Begriff beinhaltet auch “die Erwartung einer neuen menschlichen Ordnung auf moderner wissenschaftlicher Grundlage.”[1] Dieser Versuch zur tabula rasa[2] des religiös begründeten traditionellen Weltbildes beeinflusst auch die Diskurse, welche politische Wirkkraft erlangten.
An dem politischen Vokabular im ausgehenden Osmanischen Reich ist daher eine deutliche Veränderung sichtbar. Die islamisch geprägte Begriffswelt wurde durch das Aufeinandertreffen mit Europa, die von der Aufklärung und der französischen Revolution geprägt war, stark beeinflusst.[3]
Nicht nur einzelne Schlüsselwörter und Slogans, sondern auch ganze metaphorische Prägungen aus der positivistischen und biologischen Ebene, sind in den Diskursen sichtbar. Die vorliegenden Arbeit befasst sich mit diesen Diskursen, die zum grössten Teil aus den metaphorischen Übertragungen aus der Wissenschaft, bestehen. Den wichtigsten Nährboden für eine auf solche Art gebildete neue politische Sprache, bildete die militärische Ärzteschule in Konstantinopel (Mekteb-i Tıbbiyye-i Askeriyye). In dieser Schule wurde damals die jungtürkische Partei “Einheit und Fortschritt” (İttihat ve Terakki Cemiyeti) gegründet.[4] Nicht alle Mitglieder dieser Partei waren Ärzte, jedoch wurden diese “politisierten Ärzte”[5] stark von der europäischen Wissenschaft beeinflusst, die bei ihnen ein ganz anderes Weltbild hervorrufte. Bevor dieses Weltbild näher betrachtet wird ist es zunächst Notwendig die sozialkulturellen Verhältnisse im Osmanischen Reich miteinzubeziehen, um die sprachliche Entwicklung nachzuvollziehen.
Kieser deutet in seiner Anmerkung an, dass es bisher keine monographische Studie über die Militärische Ärzteschule gibt. Es gäbe nur medizinhistorisch orientierte Arbeiten. Jedoch keine Arbeit, die, die Sozial- und Geistesgeschichte berücksichtigt.[6]Diesbezüglich wird der Anfang, zur kurzen sozialgeschichtlichen Übersicht der Mekteb-i Tıbbiyye-i Askeriyye und der Rolle ihrer Ärzte, gewidmet. Danach wird erläutert inwiefern die Wissenschaft Einfluss auf die Politik und ihrer Sprache einnimmt. Dieses oben erwähnte Weltbild basierte auf die Naturwissenschaft, in der die Elite im 19. Jahrhundert die Realität nicht mehr in der Religion sondern in der wissenschaftlichen Beschreibung der Natur fanden. Als Inspiration bildete das, auf die menschliche Gesselschaft übertragene Werk von Charles Darwin über die Entstehung der Arten durch Naturlese oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampf ums Dasein.[7]
Daraus bildete sich der pseudowissenschfatliche Sozialdarwinismus, das im nachfolgenden Kapitel betrachtet wird. Sozialdarwinismus kann als Element einer Mischung von Wissenschaft, Pseudowissenschaft und politischer Propaganda gesehen werden. [8]
Die Diskurse stammen von Notizen verschiedenen Abgängern der militärischen Ärzteschule. Zum Schluss wird jedoch das Augenmerk auf einen der Exponenten, nämlich dem Arzt und Politiker Dr. Rıza Nur gerichtet. Nach einer kurzen Biographieschen Darstellung von Dr. Rıza Nur, werden hauptsächlich aus seiner Autobiographie “Hayat ve Hatıratım”[9] entnommene Notizen analysiert.
Die Beiträge von Hans-Lukas Kieser sind eine der wenigen, die sich mit diesem Thema aus sozialhistorischer Sicht beschäftigen. Diesbezüglich wurde für die vorliegende Arbeit mehrmals aus seinen Beiträgen zitiert und darauf hingewiesen. Die in klammern stehenden türkischen Begriffe stehen als Übersetzung und wurden ebenfalls unverändert von Kieser übernommen.