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Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik - Sport, Sportpädagogik, Note: 1,3, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Philosophische Fakultät II – Sportzentrum), Veranstaltung: Sport Soziologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit gliedert sich somit in folgende Teile: 1. Theoretischer Hintergrund zur Zirkuspädagogik 2. Theoretischer Hintergrund zum soziologischen Thema der Gruppendynamik 3. Planung und Durchführung eines einwöchigen Zirkusprojektes 4. Studie zur Auswirkung eines Zirkusprojektes auf die Gruppendynamik Die Punkte drei und vier orientieren sich an dem konkreten Praxisbeispiel eines einwöchigen zirkuspädagogischen Schulprojekts zweier Schulklassen einer Grundschule auf dem Cirkus-Luna-Hof, bei Hammelburg. Im Zuge von Teil drei wird zum einen auf die Rahmenbedingungen des besagten Zirkusprojekts eingegangen und zum anderen das Projekt in seiner Struktur beschrieben. Punkt vier befasst sich, unter Berücksichtigung des im dritten Teil geschaffenen theoretischen Hintergrunds, mit der konkreten Erforschung der Gruppendynamik der am Projekt teilnehmenden Gruppe. Hierbei bedient sich die Arbeit der Ergebnisse einer soziometrischen Studie, die ihre Rohdaten aus der Erhebung vor und nach dem Zirkusprojekt zieht.
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Vorwort und Danksagung
Hiermit möchte ich mich bei allen bedanken, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben:
In erster Linie möchte ich mich bei Frau Eva-Maria Schubert für die hervorragende Betreuung und Hilfe bei der Erstellung dieser Arbeit bedanken, sowie für das Abklären der nötigen Formalitäten.
Vielen Dank auch an Herrn Peter Bethäuser und Frau Claudia Bethäuser-Roos, die mich an einem Ihrer Zirkusprojekte mitwirken ließen und so die praktische Umsetzung meiner Forschung ermöglichten. Danke auch an Herrn Bethäuser für klärende Gespräche zum Thema meiner Studie.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretischer Hintergrund zur Zirkuspädagogik
2.1 Die Zirkuspädagogik – Eine Begriffsannäherung
2.2 Zirzensische Künste im Kinder- und Jugendzirkus
2.3 Zirkuspädagogische Konzepte
2.3.1 Das Zirkuspädagogische Konzept von Steven Ward
2.3.2 Das Zirkuspädagogische Konzept von Ernst Jonny Kiphard
2.3.3 Zusammenfassung: Wirkungsbereiche der Zirkuspädagogik
2.4 Der motorische Wirkungsbereich
2.5 Der kognitive Wirkungsbereich
2.6 Der sozial-emotionale Wirkungsbereich
2.6.1 Kommunikative Kompetenz
2.6.2 Emotionale Kompetenz
2.6.3 Soziale Handlungsfähigkeit
2.6.4 Zusammenfassung
3 Theoretischer Hintergrund zur Gruppendynamik
3.1 Die Gruppe – Eine Begriffsannäherung
3.2 Die Forschungsteilnehmer als Gruppe
3.2.1 Die Schulklasse als Gruppe
3.2.2 Die Zirkusprojektteilnehmer als Gruppe
3.3 Gruppendynamik – Eine Begriffsbestimmung
3.4 Instrumente der Gruppendynamik
4 Das Zirkusprojekt
4.1 Zeitliche und räumliche Rahmenbedingungen
4.2 Personelle Rahmenbedingungen
4.3 Teilnehmerorientierte Voraussetzungen
4.4 Ziel und Thema der Projektwoche
4.5 Projektstruktur und Ablauf des Projekts
5 Forschung zur Gruppendynamik der Projektklassen
5.1 Angewandte Erhebungsverfahren
5.1.1 Erhebungsmethode: Beobachtung
5.1.2 Erhebungsmethode: Soziometrischer Test
5.2 Angewandte Auswertungsverfahren und Darstellungsformen
5.2.1 Quantitative Auswertungsverfahren und Darstellungsformen
5.2.2 Qualitative Auswertungsverfahren und Darstellungsformen
5.3 Gruppendynamik der Subgruppen
5.3.1 Subgruppe Pyramidenbau
5.3.2 Subgruppe Trampolin
5.3.3 Subgruppe Jonglage und Diabolo
5.3.4 Zusammenfassung: Gruppendynamik der Subgruppen
5.4 Gruppendynamik der Gesamtgruppe
5.5 Zusammenfassung: Zusammenführung von Hypothese und Empirie
6 Literaturverzeichnis
7 Abbildungsverzeichnis
8.Tabellenverzeichnis
9 Anhang
9.1 Anhang 1: Flyer Zirkus Luna 2013
9.2 Anhang 2: Fragebogen zur soziometrischen Erhebung
9.3 Anhang 3: Ausschnitt der soziometrischen Erhebungen: Subgruppe Pyramidenbau
9.4 Anhang 4: Ausschnitt der soziometrischen Erhebungen: Subgruppe Trampolin
9.5 Eidesstattliche Erklärung
„Manege frei!“, so schallt es alljährlich aus dem Munde des Zirkusdirektors, in einem rot-weißen Zelt in dem grünen Park gegenüber der freien Waldorfschule Würzburg. Seit 1993 besucht der Zirkus Knirps die Schüler der Waldorf Schule und ermöglicht ihnen ein Zirkuserlebnis der besonderen Art. Es ist nicht nur ein kurzweiliges Zirkus-Spielen, sondern ein Zirkus-Machen und Zirkus-Leben. Schon im Herbst beginnen die ersten Schnuppertage, in denen sich die Schüler mit den verschiedensten Bereichen künstlerischer Darbietung im Zirkus beschäftigen, um sich die für sie interessantesten auszusuchen. Wöchentlich üben die Schüler in den darauffolgenden Monaten in der Schulturnhalle und vertiefen ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten in den vielfältigen zirzensischen Künsten. In den Osterferien ist es dann soweit: Der Zirkus kommt. Zusammen mit Helfern bauen die Schüler das Zirkuszelt auf, die Sitztribünen werden positioniert, die Hobelspäne in die Manege eingestreut und der rote Vorhang wird aufgehängt. Sogar ein Vorzelt für den Pausenverkauf wird aufgebaut und zahlreiche Zirkuswägen, in denen geschminkt wird, wo Requisiten verstaut sind und in denen sich die kleinen Artisten umkleiden können, werden um das Zirkuszelt aufgestellt. Die nun folgende Woche des Intensivtrainings inklusive General- und Hauptprobe und der drei abschließenden Wochenendvorstellungen vermitteln jedem einzelnen Teilnehmer das Gefühl, ein Teil des Zirkus zu sein und das zirzensische Leben erfahren zu dürfen.
Noch heute erinnere ich mich an die zahlreichen Zirkusprojekte, an denen ich als Kind teilnehmen durfte, als wäre es gestern gewesen. Die durchweg positiven und unvergesslichen Erfahrungen im Zirkus Knirps haben mich weitreichend in meinem Werdegang beeinflusst. Vermutlich liegt hier der Grundstein für meinen innigen Wunsch, Pädagoge zu werden und Kindern derartig prägende Erfahrungen zu vermitteln. Auch haben mich meine langjährigen Erfahrungen als Teilnehmer in einem Kinder- und Jugendzirkus – und später als Betreuer – dazu gebracht, diese Arbeit zu verfassen, um einen wissenschaftlichen Beitrag zum Thema Zirkuspädagogik zu leisten. Wichtig ist mir dabei, einen praktischen Bezug zu knüpfen; daher habe ich mich im Rahmen dieser Arbeit an meine langjährigen Kontakte gewandt und als Trainer bei einer zirkuspädagogischen Projektwoche mit Schülern auf dem Zirkus-Luna-Hof mitgewirkt. Folgende Überlegungen führen mich zu dem theoretischen Bezugsrahmen meiner Arbeit. Was mich am Zirkus seit jeher begeistert, ist das Lebensgefühl, das die zirzensische Welt vermittelt: das Gefühl der Gemeinschaft. Es ist nicht ein einzelner artistischer Akt, der Zirkus entstehen lässt, vielmehr ist der Zirkus die Verbindung aller Teile zu einem Ganzen. Aus musiktheoretischer Sicht würde ich den einzelnen artistischen Akt als einen Ton bezeichnen. Einen einzelnen Ton, wie zum Beispiel das Freizeichen des deutschen Telefonnetzes, würde niemand als Musik wahrnehmen. Der Zirkus hingegen verbindet die einzelnen Töne rhythmisch miteinander und lässt sich somit als eine Komposition beschreiben, die als Musik wahrgenommen wird. Kusnezow vergleicht die Ganzheit des Zirkus nicht mit der Einheit in der Musik sondern hebt hervor, dass der Zirkus durch die „Einheit der Vielfalt“ (1970, S.7) lebt. Es ist eine Einheit, die durch die Gemeinschaft entsteht, denn jeder Mitarbeiter im Zirkus ist ein Teil des Ganzen. Die Entwicklung und Stärkung der Gemeinschaft im Zirkus wähle ich als den theoretischen Bezugsrahmen meiner Arbeit. Das Ziel ist die empirische Erforschung der sozialen Gemeinschaft im Hinblick auf die gruppendynamischen Veränderungen, die sich durch das Zirkusprojekt auf dem Zirkus-Luna-Hof an der teilnehmenden Schülergruppe beobachten ließen.
Die Arbeit gliedert sich somit in folgende Teile:
1. Theoretischer Hintergrund zur Zirkuspädagogik (Kapitel 2)
2. Theoretischer Hintergrund zum soziologischen Thema der Gruppendy-
namik (Kapitel 3)
3. Durchführung des einwöchigen Zirkusprojektes (Kapitel 4)
4. Auswirkung eines Zirkusprojektes auf die Gruppendynamik (Kapitel 5)
Die Punkte drei und vier orientieren sich an dem konkreten Praxisbeispiel eines einwöchigen zirkuspädagogischen Schulprojekts zweier Schulklassen einer Grundschule auf dem Zirkus-Luna-Hof. Im Zuge von Teil drei wird zum einen auf die Rahmenbedingungen des besagten Zirkusprojekts eingegangen und zum anderen das Projekt in seiner Struktur beschrieben. Punkt vier befasst sich, unter Berücksichtigung des im dritten Teil geschaffenen theoretischen Hintergrunds, mit der konkreten Erforschung der Gruppendynamik der am Projekt teilnehmenden Gruppe. Hierbei bedient sich die Arbeit der Ergebnisse der soziometrischen Studie, die ihre Rohdaten aus einer Erhebung vor und einer Erhebung nach dem Zirkusprojekt zieht.
Ziel dieses Kapitels ist es, ein Grundverständnis für den Zirkus als pädagogisches Arbeits- und Lernfeld zu entwickeln. Hierfür soll zuerst eine Annäherung an den Begriff gewagt und anschließend ein Überblick über die für die Zirkuspädagogik relevanten Disziplinen gegeben werden. Anhand der Darstellung unterschiedlicher zirkuspädagogischer Konzepte werden nachfolgend die potentiellen Wirkungsbereiche der Zirkuspädagogik erarbeitet und abschließend erläutert. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf den sozial-emotionalen Wirkungsbereich gelegt, um sich der Forschungshypothese für die Studie in Kapitel fünf anzunähern.
Zirkuspädagogik ist ein noch relativ junger Begriff, der zusehends an Bedeutung gewinnt. An dieser Stelle möchte ich unter Einbeziehung anderer Autorenmeinungen eine Begriffsannäherung versuchen. Um eine Definition für den Terminus zu finden, erscheint es mir sinnvoll, ihn vorerst in seine zwei Morpheme {zirkus} und {pädagogik} zu zerlegen. Das Wort Pädagogik lässt sich auf das griechische Wort paidagōgikḗ zurückführen, was so viel wie Erziehungskunst bedeutet. Tenorth bezeichnet Pädagogik in einer aktuellen Definition als die „Lehre von Erziehung/Bildung“ (2007, S. 540). Setzt man nun diese Bedeutung des Wortes Pädagogik mit Zirkus in Verbindung, so lässt sich der Begriff Zirkuspädagogik als die Lehre von Erziehung und Bildung durch Zirkus verstehen.
Nicole Busse sieht die Zirkuspädagogik als eine noch junge Teildisziplin der Erlebnispädagogik an. Nach Busse geht es bei Erlebnispädagogik um die aktive und selbstbestimmte Auseinandersetzung mit der Umwelt und um das Erzeugen eines Erlebnisses, das die Ausbildung der Persönlichkeit fördert. Ein erlebnispädagogisches Moment kann überall da entstehen, wo eine natürliche Möglichkeit zum Erfahrungslernen existiert. So kann erlebnispädagogische Arbeit in natursportlich orientierten Unternehmungen ebenso wie in musischen und künstlerischen Bereichen stattfinden - wie eben im Zirkus (vgl. 2008, S. 8-10 & S. 47).
Breuer seinerseits sagt:
[Zirkuspädagogik kann] als spielerische Auseinandersetzung mit den gauklerischen und tänzerischen Bewegungskünsten und mit Ziel einer positiv entwicklungsfördernden Wirkung auf Kinder und Jugendliche verstanden werden. Der Zirkuspädagogik sollte es nicht um die Nachahmung professioneller Zirkusse gehen, sondern vielmehr um die Förderung der körperlichen und sozialen Entwicklung, um den Aufbau eines positiven Selbstbildes sowie um die Befriedigung der Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen nach Subjektivität, Unmittelbarkeit, Sinneserfahrung und Selbstinszenierung (Breuer, 2004, S.132).
Daraus ergibt sich als Ziel der Erlebnis- und somit auch der Zirkuspädagogik in der Kinder- und Jugendarbeit die ganzheitliche, kindgemäße Förderung der Persönlichkeit.
Seitdem das vielseitige pädagogische Potential des Zirkus erkannt wurde, befindet sich die Zirkuspädagogik im Aufschwung. Schon seit den achtziger Jahren entwickelten sich vor allem an Waldorf- und Gesamtschulen selbsttätige Zirkusvereine, wie zum Beispiel der in der Einleitung beschriebene, 1993 gegründete Zirkus Knirps e.V. Seit 1992 finden sich die zirzensischen Künste unter dem Namen Bewegungskünste sogar im Fächerkanon des Bayerischen Lehrplans wieder (vgl. Gaal, 1999, S. 163f.; Bethäuser, 21.02.2013). Das folgende Kapitel verschafft einen Überblick über die Vielfalt der Zirkuskünste.
Die Übersicht der verschiedenen Zirkuskünste in diesem Abschnitt soll dem Leser zum besseren Verständnis der in den nächsten Kapiteln beschriebenen zirkuspädagogischen Wirkungsbereiche dienen.