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Die Rauhnächte, die Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, gelten von jeher als die geheimnisvollste Zeit des Jahres: mystisch, geheimnisvoll und sagenumwoben kommen die Tage daher. Die magische Zeit gilt auch als Schwellenzeit, in der die Grenze zur Anderswelt dünner wird: Die Schranken zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Licht und Dunkelheit, guten und bösen Kräften, Neuem und Altem, verschwimmen und fließen ineinander. Zahllose Sagen, Mythen und Bräuche ranken sich seit vielen Jahrhunderten rund um die Rauhnächte In dieser dunkelsten Zeit des Jahres, in der die Nächte lang und kalt waren, und Schneetreiben und tosende Winterstürme über das Land fegten, machten Geschichten von Geistern, Dämonen und toten Seelen die Runde. Kaum ein Mensch wagte es, nach Einbruch der Dämmerung das Haus zu verlassen, um nicht den finsteren Gestalten, welche um die Höfe streiften, zu begegnen. Der Mensch erlebt auch heutzutage die Magie dieser Zwischenzeit In der Zeit zwischen den Jahren haben wir die Chance, Bilanz zu ziehen. Jetzt ist die Zeit für Rituale und Reflexion, für Selbsterkenntnis und für die Entwicklung eines neuen Bewusstseins. Die Rauhnächte bieten Ihnen die Gelegenheit, den Schleier zwischen den Dimensionen zu lüften und neue Erfahrungen zu sammeln. Wir alle können uns in jedem Moment unseres Daseins neu erfinden In den Rauhnächten bereiten wir uns auf eine neue Periode der Existenz vor. Wie werden wir unsere Zukunft gestalten? Glauben wir an die Liebe oder sehen wir uns umgeben von Dämonen, die unser Glück und unseren Untergang vorantreiben? - Mit entsprechenden Ritualen können Sie sich gefahrlos in unbekannte Gegenden vorwagen. Denn während der magischen Zeit haben wir die Kräfte der Natur auf unserer Seite und Transformation geschieht mühelos. Die Rauhnächte sind die perfekte Zeit, um Einkehr zu halten und zur Ruhe zu kommen Das Weihnachtsfest und die Feiertage erfordern traditionsgemäß den Abschied vom Arbeitsalltag. Losgelöst von der üblichen Routine, können wir aufatmen. Die Rauhnächte sind der ideale Zeitpunkt, um geistige Nabelschau zu betreiben. Vor Beginn des neuen Jahrs können wir reflektieren, was unser Leben im alten Jahr bereichert hat, was uns vorangebracht hat und was wir loslassen sollten.
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Dr. Angela Fetzner
Die Rauhnächte
Zeit des Wandels, Zeit des Neubeginns
Ihr persönliches Praxisbuch für
die Zeit zwischen den Jahren
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2023 by Dr. Angela Raab geb. Fetzner
1. Auflage 2023
Herausgeber & Vertrieb:
Gartenstr. 10 - 56462 Höhn
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
unter Verwendung von Motiven
von shutterstock.com
Cover-Foto: © Eastasy
depositphotos.com
ISBN 9783986680381
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Die geheimnisvollste Zeit des Jahres
Die Rauhnächte – Altes loslassen, einen Neustart wagen
Die Rauhnächte im Jahreszyklus
Rauhnächte – Wolfs- und Losnächte
Wintersonnenwende - Julnacht
Thomastag und Thomasnacht
Heiligabend
Mythen, Märchen, Sagen
Rauhnächte – Ein magischer Begriff
Die Grenzen zur Anderswelt werden durchlässiger
Die Sehnsucht nach Identität und Sinnhaftigkeit
Zeit der Stille
Zeit des Übergangs - Altes loslassen, Neues beginnen
Ursprung der Rauhnächte-Tradition
Die Nacht des Jahres
Das Rad des Jahres
Die Wilde Jagd
Sprechende Tiere
Dämonen, Geister, Werwölfe, Druden
Gute Geister
Perchtenläufe
Rauhnachtrituale für die heutige Zeit
Ein Altar als Kraftplatz und Erdung
13 ist eine transformative Zahl
Träume
Das Traumtagebuch
Mit Meditationen und Achtsamkeitsübungen durch die magische Zeit der Rauhnächte
Die magische Wirkung der Meditation
Rituale für die 12 Rauhnächte
13 Wünsche und ihr magischer Zauber
Der magische Hausputz
12 Rauhnächte sind 12 Räuchernächte
Richtiges Räuchern
Flüche und negative Energien verbannen
Das magische Dankbarkeitsritual
Magische Rituale zum Loslassen
Wahrsagen in den Rauhnächten
Vorbereitung für die Rauhnächte
1. Rauhnacht | 24.-25. Dezember | Die Verbindung mit unseren Wurzeln
2. Rauhnacht | 25.-26. Dezember | Spirituelle Führung und Verbindung mit unserem höheren Selbst
3. Rauhnacht | 26.-27. Dezember | Herzöffnung
4. Rauhnacht |27.-28. Dezember | Bewusstes Innehalten
5. Rauhnacht |28.-29. Dezember | Blick in unser Umfeld
6. Rauhnacht |29.-30. Dezember | Verabschieden & liebevoll loslassen
7. Rauhnacht |30.-31. Dezember | Vorbereitung für den Übergang
8. Rauhnacht |31. Dez.-1. Jan. | Neubeginn & Hoffnung
9. Rauhnacht |1.-2. Januar | Licht und Segen
10. Rauhnacht |2.-3. Januar | Mit Kraft ins Tun kommen
11. Rauhnacht |3.-4. Januar | Werden und Vergehen
12. Rauhnacht | 4.-5. Januar | Die Nacht der Wunder - Der Kreis schließt sich
Dreikönigstag | 6. Januar | Abschluss der Rauhnächte
Literatur (Auswahl)
Zur Autorin
Ein herzliches Dankeschön
Bücher von Dr. Angela Fetzner
Leseprobe - Magie
Prolog
Ein Jahr endet, ein neues Jahr beginnt. In die Zeit dazwischen fallen die Rauhnächte, eine Zeit des Abschieds, aber auch eine Zeit des Wandels und des Neubeginns. Die Rauhnächte bestimmen den Zenit des Jahres, wenn auch die dunklen Mächte regieren. Die Rauhnächte folgen der Wintersonnenwende, der Tag- und Nachtgleiche, der längsten Nacht des Sonnenjahres.
Obwohl sich der Name auf die Nacht bezieht, umfassen die Rauhnächte auch die dazugehörigen Tage. Von alters her sind die Rauhnächte die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag. Sie verdanken ihre Existenz der Differenz zwischen dem Sonnen- und dem Mondjahr.
Die Rauhnächte sind die perfekte Zeit, um Einkehr zu halten und zur Ruhe zu kommen. Das Weihnachtsfest und die Feiertage erfordern traditionsgemäß den Abschied vom Arbeitsalltag. Losgelöst von der üblichen Routine, können wir aufatmen. Nun steht die Familie im Mittelpunkt. Das Neujahr naht und damit auch die Zeit der guten Vorsätze.
Die Rauhnächte sind auch der ideale Zeitpunkt, um geistige Nabelschau zu betreiben. Vor Beginn des neuen Jahrs können wir reflektieren, was unser Leben im alten Jahr bereichert hat, was uns vorangebracht hat und was wir loslassen sollten.
Für Christen tritt mit der Geburt Jesu ein wichtiges Fest ins Haus. Doch wir müssen keine religiöse Überzeugung verfolgen, um die Zeit um die Jahreswende als einen Abschluss und gleichzeitig als einen Neubeginn zu begreifen.
Wenn kalte Winde ums Haus streichen und uns ein heißer Tee über dem flackernden Schein eines Teelichts wärmt, scheinen die Gestalten von Märchen und Mythen greifbar nah zu sein. Geister flirren durch die Luft, wenn Kerzenlicht den Raum warm erhellt, die Ecken aber dunkel bleiben.
In den Tagen zwischen der Wintersonnenwende und dem Dreikönigsfest bereiten wir uns alle auf eine neue Periode der Existenz vor. Wie werden wir unsere Zukunft gestalten? Glauben wir an die Liebe und die weise Fee oder sehen wir uns umgeben von Dämonen, die unser Glück und unseren Untergang vorantreiben?
In dieser Zeit zwischen den Jahren, der Periode zwischen den Mondzyklen und der Vollendung des Sonnenjahres, machten traditionsgemäß Geschichten von Geistern, Dämonen und toten Seelen die Runde. Das Heulen der Winterstürme galt als Zeichen für die Wilde Jagd: Gott Odin beherrschte auf seinem Hengst Sleipnir und im Schlepptau mit Wölfen, Pferden und dem Totenheer den Himmel.
In dieser dunklen Zeit blieben die Menschen zuhause am warmen Feuer, verriegelten die Türen und wärmten sich am hellen Schein der Flammen, die Dämonen fernhalten sollten. Räucherwerk reinigte Haus und Ställe und signalisierte den Willen zur Transformation über Dimensionen hinweg.
Jahrtausendealte Bräuche rund um die Wintersonnenwende haben sich tief in die Seele der Menschen eingegraben. Im gesamten Alpenland gehören die Perchtenläufe nach wie vor zum Brauchtum der Rauhnächte.
Auch im Bayerischen Wald, dem Mittelgebirge zwischen Oberpfalz, Niederbayern und dem ehemaligen Böhmen, tanzen Perchtengestalten mit handgeschnitzten Masken als Rauhwuggerl, Hobangoaß oder bluadiger Dammerl wild ums Feuer und durch die Straßen. Ziel ist es, böse Geister zu vertreiben.
Aber wir müssen nicht in einer traditionsbewussten Gemeinde leben, um die besondere Energie der Rauhnächte zu spüren.
Das Internet und die damit verbundene digitale Technik haben unser Leben auf den Kopf gestellt: In diesen bewegten Tagen begeben sich immer mehr Menschen auf die Suche nach dem Sinn hinter dem Schein der Konsumwelt. In althergebrachten Bräuchen können wir in dieser Zeit eine Weisheit entdecken, die uns zeitlos über Jahrtausende hinweg wichtige Wahrheiten näherbringt. Wenn der Schleier zwischen den Dimensionen dünner wird, können wir leichter durch die Illusionen der materiellen Welt hindurchblicken.
Buddha nannte dies Maya – ein Wort, das wir mit Illusion, Trug, Täuschung oder Schein übersetzen können. „Formgebende Existenz“ scheint eine bessere Übersetzung, weil sie die Tatsache der real existierenden Wirklichkeit nicht negativ bewertet. Generell drückt dieser Begriff jedoch aus, dass die Realität der Materie nicht die einzige Wirklichkeit ist. Die indische Philosophie betrachtet die Spiegel von Maya als das größte Hindernis auf dem Weg zu einem spirituellen Bewusstsein. Die Rauhnächte helfen uns, durch die Spiegelbilder von Maya hindurchzusehen.
In der Zeit zwischen den Jahren haben wir die Chance, Bilanz zu ziehen. Jetzt ist die Zeit für Rituale und Reflexion, für Selbsterkenntnis und für die Entwicklung eines neuen Bewusstseins.
Die Rauhnächte bieten Ihnen die Gelegenheit, den Schleier zwischen den Dimensionen zu lüften und neue Erfahrungen zu sammeln. Mittels Ritualen können Sie sich gefahrlos in unbekannte Gegenden vorwagen.
Wir alle können uns in jedem Moment unseres Daseins neu erfinden. Während der magischen Zeit zwischen den Jahren haben wir dabei jedoch die Kräfte der Natur auf unserer Seite, insofern Transformation mühelos geschehen kann.
Die geheimnisvollste Zeit des Jahres
Die Rauhnächte, die Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, gelten von jeher als die geheimnisvollste Zeit des Jahres: mystisch, geheimnisvoll und sagenumwoben kommen die Tage daher.
Die magische Zeit gilt auch als Schwellenzeit, in der die Grenze zur Anderswelt dünner wird: Die Schranken zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Licht und Dunkelheit, guten und bösen Kräften, Neuem und Altem, verschwimmen und fließen ineinander.
Zahllose Sagen, Mythen und Bräuche ranken sich seit vielen Jahrhunderten rund um die Rauhnächte. In dieser dunkelsten Zeit des Jahres, in der die Nächte lang und kalt waren, und Schneetreiben und tosende Winterstürme über das Land fegten, machten Geschichten von Geistern, Dämonen und toten Seelen die Runde. Kaum ein Mensch wagte es, nach Einbruch der Dämmerung das Haus noch zu verlassen, um nicht den finsteren Gestalten, welche um die Höfe streiften, zu begegnen.
Türen und Fenster der Häuser wurden geschlossen, auf den Höfen wurden Feuer entzündet, deren heller Schein Dämonen fernhalten sollte. Runen am Haus und an den Ställen sollten Mensch und Tier Schutz bieten. Auch das Ausräuchern von Häusern und Ställen war eine gängige Praktik. Durch diese Rituale sollten die Geister milde gestimmt werden, um ihrem Treiben nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Die Menschen versuchten, sich zu schützen, aber gleichermaßen die Gelegenheit zu nutzen, etwas über ihr Schicksal im kommenden Jahr zu erfahren und dieses günstig zu beeinflussen.
Der Mensch erlebt auch heutzutage die Besonderheit und die Magie dieser Zwischenzeit.
Wie sich das Leben in der Natur zurückzieht, ziehen sich auch viele Menschen in dieser Zeit zurück - in die eigenen vier Wände und in sich selbst. Zahlreiche Menschen nutzen die Rauhnächte als Zeit zur innerlichen Einkehr und Besinnung.
Bis heute haben die Traditionen der Rauhnächte überlebt
Jede Rauhnacht hat eine besondere Bedeutung, die von großem Wert für unsere persönliche und spirituelle Entwicklung im kommenden Jahr ist.
Während Praktiken wie das Meditieren und Räuchern gepflegt werden, können wir uns und unserer Seele wieder näherkommen.
Die Rauhnächte bieten zugleich die Chance, Körper, Seele und Geist wieder in Einklang zu bringen.
Es ist darüber hinaus auch an der Zeit, auf das alte Jahr zurückzublicken
Die Zeit zwischen den Jahren ist eine Zeit des Abschieds, des Wandels, des Aufbruchs und der Erneuerung. Altes und Belastendes wird losgelassen, um Raum für Neues zu schaffen. Die Regeneration und Erneuerung in der Natur sind eine Chance für den Menschen, sich dieser Erneuerung im Einklang mit dem Rhythmus des Lebens anzuschließen. Alles entsteht neu aus der Dunkelheit, die eine zerstörerische, aber auch schaffende Kraft besitzt.
Es liegt am Menschen, sich der Dunkelheit zu öffnen, und zu erspüren, welches fruchtbare Potenzial die Dunkelheit hat, aus der neues Licht und Leben geboren wird
Lassen Sie Ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf, besinnen Sie sich auf Ihre innersten Wünsche und Bedürfnisse. Gehen Sie raus in die Natur, lauschen Sie dem Wind und achten Sie darauf, was Sie wahrnehmen und empfinden.
Schaffen Sie ein Ambiente, das Ihnen gut tut
Nutzen Sie Kerzen, Düfte, Räucherungen, Musik und andere Entspannungstechniken. Hören Sie auf Ihre Intuition, besinnen Sie sich darauf, was Ihnen wichtig ist. Es steht Ihnen frei, sich in den Rauhnächten verstärkt den Naturkräften zu widmen oder sich in den eigenen vier Wänden auf sich selbst zu besinnen. Finden Sie heraus, was Ihnen guttut und Ihren Bedürfnissen entspricht.
Ein mystisches Buch für eine mystische Zeit
Die Weise, wie wir die Rauhnächte verbringen, soll nach alter Tradition das nächste Jahr bestimmen.
In diesem Buch finden Sie zahlreiche Anregungen, Rituale, Übungen, Meditationen und Tipps, wie Sie Ihre ganz persönlichen Rauhnächte gestalten können.
Mögen Sie auf Ihrer persönlichen Reise durch die magischen Nächte viele lichtvolle Momente erleben.
Herzlichst Ihre Apothekerin Dr. Angela Fetzner
Die Rauhnächte – Altes loslassen, einen Neustart wagen
Im Volksmund werden die Rauhnächte auch Zwölf-, Los-, Unter-, Weihe-, Glöckle- oder Zwischennächte genannt. Kein Wunder, dass in dieser Zeit, die sich nicht in das profane Kalendersystem einordnen lässt, die irdischen Gesetze ausgehebelt werden. Gerade in dieser Zeit widmen sich viele spirituelle Menschen Bräuchen und Ritualen und nutzen die Zeit für eine innere Einkehr. Besonders früher achtete man in dieser Zeit auch peinlich genau auf Sauberkeit im Haus, um keine bösen Geister anzuziehen. Wäsche waschen und aufhängen sollte hingegen gerade in diesen Nächten vermieden werden, da diese von Bösewichten als Leichentücher verwendet werden könnte – so jedenfalls die Vermutung. Andere fürchteten wiederum, böse Geister könnten sich in der aufgehängten Wäsche verfangen.
In einigen Teilen Bayerns und Österreichs, besonders im Alpenvorland, ist es noch heute Brauch, sich als Sagengestalten zu verkleiden und durchs Dorf zu ziehen, um diese heimtückischen Geister zu vertreiben. Im Katholizismus schließlich schützte man sich vor den Geistern, indem man die Sternsinger „C+M+B“ (Christus schütze dieses Haus, lat. Christus mansionem benedicat) auf die Türen schreiben ließ – eine Art Zauberformel gegen die nächtlichen Umhertreiber. Doch auch zwei Traditionen, die auf fast jeder Silvesterparty zu finden sind, zeugen noch von der alten Rauhnächte-Tradition des Geister-Vertreibens und Orakelns: Das Feuerwerk und das (mittlerweile verbotene und bisweilen durch Wachsgießen ersetzte) Bleigießen (früher hat man dazu übrigens rohe Eier in Gläser gegossen).
Spirituelle Menschen konzentrieren sich in den Rauhnächten meist auf drei Aspekte: Altes loslassen, Innenschau betreiben und Pläne für die Zukunft schmieden.
In den Rauhnächten wurde seit jeher nicht gearbeitet, stattdessen saß man besinnlich im Kerzenschein am Tisch. Die Natur gibt hierfür den Takt vor: Aller unnötiger Ballast ist abgeworfen, Bäume und Pflanzen speichern Säfte und Energie fürs neue Jahr. Selbst Soldaten im Krieg ließen in diesen Tagen bisweilen ihre Waffen ruhen.
Denn der Mensch sollte sich in dieser Zeit um seine Nächsten kümmern, gleichzeitig aber bei sich selbst Innenschau halten und in sich hinein spüren.
Außerdem waren die Menschen schon früher der Überzeugung, dass sich in der Zeit zwischen den Jahren viele Orakel zeigen. Aus dem 19. Jahrhundert stammt beispielsweise der Glaube, dass ledige Frauen nur einen magischen Ort, etwa einen Kreuzweg, besuchen mussten, um dort ihren künftigen Ehemann gezeigt zu bekommen. Kurios, aber tatsächlich Teil des Volksglaubens war auch folgende Überzeugung: Im Inneren einer Zwiebel sollen Frauen in diesen Nächten das Antlitz ihres Zukünftigen erblicken können.
Vor allem Bauern versuchten, über die Witterungsverhältnisse in den zwölf Rauhnächten das Wetter im neuen Jahr vorauszudeuten – dabei stand jeweils eine Nacht für einen Monat des neuen Jahres. Mancherorts wurde dafür ein sogenannter Zwiebelkalender verwendet: Hierzu wurde eine Zwiebel in Scheiben bzw. Schalen geschnitten und mit Salz bestreut. Anhand der Feuchtigkeit, die sich am nächsten Morgen in der Schale angesammelt hatte, beurteilte man die Regenmenge für die nachfolgenden Monate.
Nicht zuletzt ist die Zeit der Rauhnächte eine Zeit, um mit Altem und Überholtem abzuschließen. Konflikte sollen geklärt oder beigelegt werden, Geliehenes soll zurückgegeben werden. Nichts soll einen an das alte Jahr binden, um frei zu sein, um den Herausforderungen des neuen Jahres mit klarem Kopf und reinem Herzen begegnen zu können.
Die Tradition der Rauhnächte ist fest in unserer westlich-europäischen Kultur verankert und schlägt dabei eine Brücke zwischen Heiden- und Christentum, zwischen Vorzeit und Moderne, zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt.
Die Rauhnächte im Jahreszyklus
Wenn der Mond seinen letzten Zyklus bereits beendet hat, die Sonne jedoch noch ein paar Tage der Wanderung vor sich hat, dann bricht eine ganz besondere Zeit im Jahr an: Die Zeit der Rauhnächte. Laut dem gregorianischen Kalender, der sich nach dem Lauf der Sonne richtet, hat das Jahr 365 Tage; das Mondjahr kommt jedoch nur auf 354 Tage. Um diese Differenz auszugleichen, fügten die Kelten 11 Schalttage bzw. 12 Schaltnächte ein – sechs Nächte im alten und sechs Nächte im neuen Jahr. Die Rauhnächte beginnen nach verbreiteter Ansicht am 25. Dezember und enden am 6. Januar. In manchen Gegenden hat man jedoch auch den 21. Dezember, die Julnacht, als Beginn festgelegt.
Die vier wichtigsten Rauhnächte sind
20./21. Dezember: Thomasnacht/ Wintersonnenwende, die Nacht auf den Thomastag (kürzester Tag des Jahres) 24./25. Dezember: Heiliger Abend 31. Dezember/1. Januar: Silvesternacht 5./6. Januar: DreikönigstagManchmal werden zusätzlich ein paar Tage in den zwei Monaten davor mit einbezogen, so die Andreasnacht (30. November), Allerheiligen, die Hubertusnacht (3. November) und die Nikolausnacht. Dabei bezieht sich die Bezeichnung „Rauhnächte“ nicht nur auf die Nächte, sondern auch auf die entsprechenden Tage, welche die Kelten aufgrund der Dunkelheit der Tage ebenfalls stets als Nächte definierten.
Für Sie spielt es dabei keine Rolle, wann Sie mit dem Zelebrieren der Rauhnächte beginnen – schließlich handelt es sich hierbei um eine Phase, nicht um festgesetzte Daten. Hier können wir uns ganz danach richten, was sich für uns am besten anfühlt.
Rauhnächte – Wolfs- und Losnächte
Im Volksmund werden die Rauhnächte auch Zwölf-, Los-, Unter-, Inner-, Wolfs-, Weihe-, Glöckle- oder Zwischennächte genannt.
„Losnächte“ werden die Rauhnächte deswegen genannt, weil man in den Rauhnächten besonders intensiv die Zukunft orakelte und herausfinden wollte, was das Schicksal für einen für das kommende Jahr bereithielt. Auch die Tatsache, dass die Ereignisse an den Rauhnächten jeweils die Vorkommnisse im zugeordneten Monat vorhersagen, führte zu dem Namen „Losnächte“.
Die Bezeichnung „Glöcklenächte“ rührt daher, weil man in den Rauhnächten besonders auf das Läuten der Kirchglocken vertraute, um böse Geister fernzuhalten. Besonders in der Heiligen Nacht veranstaltete man ein wahres „Schreckläuten“, weil böse Geister und andere unliebsame Gestalten – so heißt es – in der Heiligen Nacht besondere Macht haben. Infolgedessen läutete man die Kirchenglocken am Heiligabend vom Einbruch der Dunkelheit bis zur Mitternachtsmesse fleißig und in regelmäßigen Abständen. Wie man sieht, schützte auch der christliche Glauben nicht vor der Heimsuchung der Geister, infolgedessen das heidnische Geister-Austreiben unter dem christlichen Deckmäntelchen erfolgte.
Die Rauhnächte hatten ferner auch den Namen „Wolfsnächte“. Der Begriff stammt daher, dass die Wölfe gerade in den rauen Wintertagen auf der Suche nach Nahrung um die Behausungen der Menschen streiften und den Höfen und Ställen sehr nahekamen. Oft war das Heulen der Wölfe, das als unheimlich und gefährlich gedeutet wurde, weithin zu hören. Zudem hieß es, dass Wölfe eine besonders enge Verbindung zum Reich der Ahnen haben.
Bisweilen ist auch von den „Geweihten Nächten des Jahreskreises“ die Rede. Umgangssprachlich kennen Sie diese Zeit vermutlich als „zwischen den Jahren“ - welcher Begriff allerdings meist nur auf die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr angewandt wird. Eigentlich läutet aber bereits die Wintersonnenwende die mysteriöse Phase des Jahres ein, die am 21. oder 22. Dezember beginnt und bis zum 6. Januar andauert.
© depositphotos - 6bears - Bild 1 - Grauwolf - Jagd in der Wolfsnacht
Weitere Bezeichnungen für die Rauhnächte sind „die Zwölften“ oder „Zwölfnächte“ - in den meisten Traditionen sind die Rauhnächte zwölf an der Zahl.
Je nach Tradition gibt es aber auch 13 Rauhnächte, wobei die 13 die 13. Zeit des Jahres bezeichnet, in der sich der Sonnen- und Mondlauf unterscheiden.
Die 13 gilt als magische Zahl, beispielsweise als Zahl eines Zirkels des Alten Hexentums, der aus 12 Mitgliedern besteht und als 13. in seiner Mitte eine Gottheit verehrt, stellvertretend den Hohepriester oder die Hohepriesterin.
Einige Traditionen kennen zwar den gesamten Zeitraum der Rauhnächte, betrachten aber nur bestimmte Tage als besonders heilig oder durchlässig, die Schleier zwischen den Welten betreffend.
Wintersonnenwende - Julnacht
Ob die Germanen um die Wintersonnenwende – ab dem 21. Dezember – ein Julfest feierten, ist umstritten. Die einzigen Belege dafür sind Kalenderstäbe, – ewige Kalender in Form von Holzstäben – in die Runen eingeritzt wurden.
Sicher ist, dass man früher die Wintersonnenwende auch als „Mutternacht“ bezeichnete, im Keltischen wird sie auch „Modhro“ genannt. Man war der Überzeugung, Mutter Erde selbst gebäre das neue Licht, das dann nach den Rauhnächten wieder die Tage erhellt. Dazu gibt es auch in der Edda, der berühmten nordischen Sagensammlung, eine Textstelle: „Eine Tochter gebiert die strahlende Göttin, ehe der Wolf sie würgt.“
Das neue Erdenlicht ist freilich noch zart und schwach, sodass es vor bösen Gestalten beschützt werden muss. Ebenso müssen im übertragenen Sinn auch die Menschen mit der zarten, neu erstrahlenden Hoffnung in ihren Herzen achtsam umgehen.
In England feierten die Druiden in dieser Zeit das „Alban Arthuan“ – was so viel bedeutet wie „Licht des Arthurs“. Damit huldigte man dem mystischen König Artus, der den Briten im Kampf gegen die Angelsachsen geholfen haben soll, und zelebrierte zugleich die Wiedergeburt des Lichts, das in den Wochen davor langsam verschwunden war.
Bezeichnend für die Julnacht und die Julzeit ist auch das Element Feuer – früher und auch heute noch entzündete man große Julfeuer. Hierzu wurde ein Baumstamm aus dem Wald geholt, – der sogenannte Julbaum oder Julbock – geschmückt und in der Julnacht entzündet. Dürre Äste, unbrauchbare Güter übergaben unsere Ahnen dem Feuer – und reinigten damit sich selbst von Sünden und bösen Gedanken. Dazu legte man auch das Julgelübde ab, in dessen Zuge man schwor, im neuen Jahr mindestens eine gute Tat zu begehen. Mit der zurückbleibenden Asche zeichnete man schützende Runen und Symbole (wie z. B. den Drudenfuß, also das Pentagramm) an Türen und Außenwände.
Deshalb ist auch seit jeher der Kaminkehrer ein so glückverheißendes Symbol – früher versuchte man, bei seinem Besuch etwas Ruß von seiner Kleidung zu erhaschen. Durch seine enge Verbindung zu Herd und Kamin wurde ihm auch schon immer nachgesagt, mit dem Teufel im Bunde zu stehen und Geister bannen zu können.
Beliebt war seit jeher auch das Schlachten eines Schweins – damit gedachte man des goldenen Ebers des germanischen Gottes Freyr, der in der Julnacht das Rad der Zeit wieder anschiebt. In Tschechien kann man laut Mythos in der Julnacht sogar fliegenden Schweinen begegnen. Daher kommt vermutlich der Brauch, sich an Silvester Marzipanschweine zu schenken. Wie der Kaminkehrer, galt auch das Schwein schon immer als magisches Symbol, auf dem Hexen reiten und in das sie sich verwandeln können. Ganz profan betrachtet waren Schweine auch einfach wichtige Nutztiere, die für den Speiseplan unserer Vorfahren unerlässlich waren.
Freyr: Nordgermanische Gott der Fruchtbarkeit und Vegetation, der über Regen, Sonnenschein und das Wachstum der Erde herrscht. Seine Krafttiere sind Eber, Hirsch und Pferd. Zum Julfest wurde der heilige Herdeneber als Opfer bestimmt.
Thomastag und Thomasnacht
Am Thomastag (meist der 21. Dezember, selten der 22. Dezember) wird es nur für einige Stunden hell, die Dunkelheit zieht sich kaum zurück und lauert in allen Ecken. Gedacht wird an diesem Tag dem Heiligen Thomas, auch bekannt als der ungläubige Thomas. Wie so viele Gestalten, die in den Rauhnächten erscheinen, hat er zwei Seiten: Einerseits wollte er erst dann an die Auferstehung Christi glauben, als dieser leibhaftig vor ihm stand; andererseits war er danach ein eifriger Botschafter des christlichen Glaubens.
Aufgrund seines blutigen Todes erschien er unseren Ahnen noch lange Zeit als Geist: In Niederbayern etwa als „Bluadiga Thamerl“, der sein blutüberströmtes Bein zur Tür hereinstreckte, im Bayerischen Wald als „Thamma mit‘n Hamma“, als Donnergott Thor mit Hammer.
Manche Menschen sind auch der Meinung, dass Luzifer am Thomastag in die Unterwelt verbannt worden sei. Deshalb könne man sich an diesem Tag besonders gut mit ihm und auch mit den Toten verbinden. In einigen Landstrichen werden noch heute ab diesem Tag 12 Tage lang die Glocken geläutet, um böse Geister zu vertreiben, die sich in dieser Dunkelheit wohlfühlen.
Außerdem gilt die Thomasnacht auch als die Nacht der Orakel und Weissagungen. Unsere Ahnen saßen zuweilen während der ganzen Nacht am Tisch oder am Spinnrad, denn wer weiß – vielleicht würde man ja ein die Zukunft betreffendes Zeichen erhalten oder konnte in das Schicksalsgeflecht der Nornen seine eigenen Fäden hineinweben. Wer in der Thomasnacht Klopfen hörte, dem drohte allerdings schon ein baldiger Tod.
Der Heilige Thomas ist seit jeher auch der Schutzheilige der Liebenden und der Ehe. Besonders Mädchen versprachen sich viel von der Thomasnacht: Sie erhofften sich in dieser Nacht Zeichen, die auf ihren Zukünftigen hindeuten sollten. Zuweilen stiegen sie dafür unbekleidet rückwärts ins Bett und stießen dieses mir der großen Zehe an, oder sie warfen den linken Schuh über ihre Schulter. Alternativ blickten sie in den Brunnen oder in den Spiegel, um dort ihren Liebsten zu erblicken (auch auf die Gefahr hin, dass sich dort der Tod zeigte).
© depositphotos - okokostic Bild 2 - Donnergott Thor mit Hammer
Am Abend stellten sie einen Krug Wasser vor die Tür, mit dem sie sich dann am nächsten Tag wuschen, um noch schöner zu werden.
Am Thomastag wurde auch traditionell die sogenannte „Mettensau“ bzw. der „Weihnachter“ geschlachtet: Dies ist ein Schwein, das man in den Vorweihnachtstagen gemästet hatte und das alsdann am Heiligabend verspeist werden sollte. Mit diesem Brauch feierte man auch das Ende des Fastens, das häufig bis zum Weihnachtsabend begangen wurde. Bei ärmeren Leuten war die Mettensau häufig das einzige Schweinefleisch, das während des Jahres auf den Tisch kam. Wurst und Speckseiten wurden zum Räuchern in den Kamin gehängt, das Bratenfleisch an den Festtagen verzehrt, der Rest wurde eingepökelt. Als Beilage gab es das Kletzenbrot, ein Brot mit Trockenfrüchten, das Fruchtbarkeit symbolisieren sollte.
Heiligabend
So liefen die Vorbereitungen für das Essen am Heiligabend, das zwar noch nicht ganz so üppig ausfiel, an einigen Orten aber durchaus eine tiefere Bedeutung hatte: Im Erzgebirge etwa kam das „Neunerlei“ auf den Tisch – neun verschiedene Speisen, jede davon mit einer Bedeutung für das kommende Jahr. Da gab es Fische und Linsen für den Reichtum, Bratwürste für eine rüstige Gesundheit und Buttermilch für die Schönheit. Mancherorts legte man auch Münzen unter die Teller, damit im kommenden Jahr für ein solides Einkommen gesorgt war. Außerdem stellte man in manchen Gegenden ein zusätzliches Gedeck für den „unerwarteten Gast“ auf den Tisch – also für einen Ahnengeist, der die Familie an Weihnachten möglicherweise besuchen kommt. Reste des Festtagsessens stellte man früher außerdem unter die Obstbäume im Garten – so hatten auch noch die guten Naturgeister etwas davon.
Ein Fakt war sehr bedeutsam, dessen sich viele sicher nicht mehr bewusst sind: Die Kirchenglocken werden seit jeher gerade an Heiligabend so eifrig geläutet, um böse Geister in den Rauhnächten zu vertreiben – dies wird als das sogenannte Schreckensgeläut bezeichnet.
Wer sich trotz des ganzen Rauhnächte-Spuks in die Christmette traut, kann dort mithilfe des „Schemel-Tests“ die heimlichen Hexen erkennen:
Dazu bringt man einfach seinen eigenen Schemel in die Messe mit und setzt sich darauf – schon werden die Hexen sichtbar. Das Holz für den Schemel muss allerdings in der Walpurgisnacht gesammelt und in der Thomasnacht zugeschnitten werden. Am besten bestreut man sich zuvor noch den Kopf mit Friedhofserde, in diesem Fall vermuten die betreffenden Hexen nämlich, man sei bereits „unter der Erde“. (Alternativ kann man Hexen auch erkennen, indem man durch das Loch eines Rührlöffels blickt.)
Wer nicht zur Messe geht und lieber zuhause bleibt, soll derweil über Haus und Hof wachen.
Außerdem soll der Daheimgebliebene den Mettenbinken – ein Holzscheit – aufs Feuer legen und die Metzelsuppe aufwärmen.
Auch der Weihnachtsbaum zeugt noch von alten heidnischen Traditionen: Ursprünglich wurden Äpfel und Nüsse aufgehängt – dies waren Fruchtbarkeitssymbole, die Wotan (den Anführer der Wilden Jagd) besänftigen sollten. Mancherorts wurden die Früchte sogar vergoldet. In einigen Gegenden war es zudem Tradition, den Baum an die Decke zu hängen.
Der Weihnachtsbaum erinnert übrigens auch den keltischen Weltenbaum - den Ursprung der Erde und allen Lebens. Immergrüne Pflanzen galten unseren Ahnen ohnehin als Zauber-und Schutzpflanzen, da sie das ganze Jahr hindurch „lebendig“ blieben.
Hildegard von Bingen schrieb beispielsweise in ihrem Werk Physica (1160):
„Denn an welchem Ort auch immer Tannenholz ist, hassen und meiden es die Luftgeister mehr als andere Orte, und Zauber und Magie haben dort weniger Kraft und herrschen weniger vor als an anderen Orten.“
Wer keinen ganzen Baum auftreiben konnte, begnügte sich mit einzelnen Zweigen, die über Türen und Fenster gehängt wurden. Besonders im englischsprachigen Raum ist es immer noch verbreitet, Mistelzweige aufzuhängen – auch diese sollen Dämonen bannen.
Die Physica(auch Liber simplicis medicinae) ist ein medizinisches Werk der ÄbtissinHildegard von Bingen (1098–1179), in dem sie die Heilkräfte der Natur beschreibt. Das Buch entstand zwischen 1150 und 1160 und wurde 1160 erstmals veröffentlicht.
Metzelsuppe(auchMetzelsupp) bezeichnet in unterschiedlichen Regionen Süddeutschlands Wurstbrühe, also eine kräftige Brühe, die bei der Herstellung von Brüh- und Kochwurst entsteht.
In der Weihnachtsgeschichte selbst treffen wir übrigens ebenfalls auf Parallelen zum Mythos der Rauhnächte: So, wie das Licht im Schoß von Mutter Erde neu geboren wird, wird auch Jesus im Schoß der Jungfrau Maria geboren. Manche Menschen sind der Ansicht, dass sich in Jesus auch der christliche Mythos mit dem römischen „Sol Invictus“, dem Sonnengott, vermische – schließlich wird Christus häufig mit einem Strahlenkranz um den Kopf dargestellt. Und die Drei Heiligen Könige räuchern mit Weihrauch und Myrrhe den Stall, um böse Geister fernzuhalten.
Auch der Weihnachtsbaum wird in der Theologie gern mit der Bibel in Verbindung gebracht: Er soll an den Paradiesbaum erinnern, von dem Adam und Eva die verbotene Frucht aßen. Noch im Mittelalter veranstaltete man in den Kirchen die sogenannten Paradiesspiele, bei denen die Szene aus dem Alten Testament nachgestellt wurde. Zudem legte man in der Stube häufig Stroh aus, um an die Geburt Jesu im Stall zu erinnern und zugleich, um eine fruchtbare Ernte im neuen Jahr zu erbitten.
Aberglauben und Rituale gibt es auch am Weihnachtstag zuhauf: Wer an diesem Tag seinen Schatten doppelt sehe, der sterbe im neuen Jahr. Auch vom Putzen der Treppe sollte abgesehen werden, denn auch hier droht im neuen Jahr der Tod. Um den Heiligabend herum wurde früher zudem ein seltsames Ritual veranstaltet: Einige Menschen versammelten sich auf dem Dorfplatz in einem Kreis. In die Mitte des Kreises wurde eine schwarze Henne gesetzt und betäubt. Anschließend wartete man, bis die Henne aufwachte und zwischen zwei der Menschen aus dem Kreis herausspazierte. Diese beiden Menschen, so war die damalige Ansicht, würden im nächsten Jahr heiraten.
Mythen, Märchen, Sagen
Neben den Geistern lassen sich in den Rauhnächten dem Mythos zufolge zahlreiche mystische Gestalten blicken. So beispielsweise die drei Bethen Ambeth, Wilbeth und Borbeth, die später zu den Schutzheiligen Katharina, Barbara und Margaretha christianisiert wurden. Dabei repräsentiert Wilbeth die Wiedergeburt, Ambeth die Fruchtbarkeit und Weisheit und Borbeth die Geborgenheit und Heilung. Es wird sogar vermutet, dass der Umzug der Heiligen Drei Könige ursprünglich den drei Bethen gewidmet war.
Man ist sich indes oft gar nicht bewusst, wie viele Märchen auch mit der Rauhnächte-Tradition in Verbindung stehen: Nicht nur Frau Holle, die im Kapitel „Die Grenzen zur Anderswelt werden dünner“ bereits erwähnt wurde, sondern beispielsweise auch Knecht Ruprecht. Als Gehilfe und zugleich Gegenentwurf zum Nikolaus ist er mit einer dunklen Kutte bekleidet und mit einer Rute bewaffnet. Sein Aussehen spielt ganz klar auf die sogenannten Perchten an, die beim Perchtenlauf durch die Orte ziehen und böse Geister vertreiben. Auch heute noch ist Knecht Ruprecht im Gefolge des Nikolaus anzutreffen und bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts setzte es für unartige Kinder am Nikolaustag Hiebe – oder sie wurden zur Strafe in seinen Leinensack gesteckt. Das italienische Gegenstück zu Knecht Ruprecht ist übrigens die Befana, eine kuriose Mischung aus Hexe und Fee, die jedoch erst am 6. Januar von Haus zu Haus zieht und entweder Geschenke oder Strafen verteilt. Eine Gestalt, die sich an den Rauhnächten auch gerne einmal vor den Toren der Unterwelt herumtreibt, ist Zerberus, der Höllenhund, ein typischer Schwellenhüter. Es ist ein schwarzer Hund, der auch häufig mit drei Köpfen dargestellt wird. Hört man um die Mitternacht sein Bellen, kann dies den Tod einer nahestehenden Person ankündigen. Da die Rauhnächte oft nebelverhangen sind, zeigen sich in dieser Zeit auch die Nebelfrauen – gebannte Seelen, die Menschen in die Irre oder sogar bis in den Tod führen.
Bethen:Keltisch-Alpenländische Mutter- und Schicksalsgöttinnen. Wilbeth, Ambeth und Borbeth bilden als Bethen die göttliche Triade als Erd-, Mond- und Sonnenmutter. Die drei Schicksalsgöttinnen werden meist als gütige Frauen beschrieben, die durch die Lande ziehen, weisen Rat erteilen, Gaben schenken und mit denen man auch über das Schicksal reden oder verhandeln kann.
Sie tanzen um den Wandernden herum und hüllen ihn in Nebelschwaden, bis er vom Weg abkommt. So mancher Geist hat aber auch gute Absichten – so dieGeister von Orten und Häusern, die in den Rauhnächten besonders aktiv sind.
In Ziegengestalt präsentieren sich die Fruchtbarkeitsgeister, die feiernd und trinkend über das Land ziehen und den Boden weihen, damit aus ihm wieder eine neue Ernte erwachse.
Auch unsere Vorfahren selbst taten ihr Übriges, damit die Ernte im nächsten Jahr großzügig ausfiel: Sie gossen roten Wein auf die Felder, aus Kelchen, in die Steine gelegt wurden. Damit gedachten sie zugleich dem Heiligen Stephanus, einem der ersten Märtyrer, der für den christlichen Glauben starb. Später gedachte man in den Rauhnächten stattdessen dem Heiligen Johannes, brachte Wein in die Kirche mit. Dies soll an die Prüfung des Johannes erinnern, der in der Bibel einen Becher mit Gift trank, ohne zu sterben, und damit die Existenz Gottes bewies. Auch die Götter der Germanen haben in dieser Zeit ein offenes Ohr für uns, sei es Baldur, Freya (Göttin der Liebe) oder Hel, die zuvor bereits erwähnt wurde. Sie freuen sich stets über eine kleine Gabe.
Wer sich mehr dem christlichen Glauben verbunden fühlt, wird in dieser Zeit vielleicht mehr mit Engeln in Kontakt kommen, die den Menschen stets zur Seite stehen.
Mythen rund um die Rauhnächte sind übrigens nicht nur in unseren Breitengraden, sondern auch in Südeuropa verbreitet. So glaubt man in Griechenland, dass in der Zeit zwischen den Jahren böse Kobolde, die Kalikanzari, an die Erdoberfläche kämen und die Menschen belästigten. Die Menschen lassen die Kobolde jedoch ihrerseits in Ruhe, denn die Rauhnächte sind die einzige Zeit im Jahr, in der sie nicht am Weltenbaum im Weltinneren sägen und dieser sich etwas erholen kann.
Auch heute noch lohnt es sich, in der Zeit der Rauhnächte Märchenerzählern zuzuhören oder Märchen zu lesen – dies kann auf uns wie eine Art Meditation oder ein Initiationsritual zur Einstimmung auf diese besinnliche Zeit wirken.
Rauhnächte – Ein magischer Begriff
Es gibt bestimmte Worte, deren Klang eine ganz bestimmte Art von Magie ausübt. Bereits das Betrachten der Buchstaben und das Aussprechen der Laute beeinflusst unseren Geist. Diese Klangfarben sind so stark, dass sie unsere Fantasie auf jeder Ebene beflügeln, Erinnerungen hochsteigen lassen und Assoziationen wecken.
Das Wort Rauhnächte gehört zu diesen magischen Begriffen, die auf eine schwer definierbare Weise eine kraftvolle Rolle in unserem Bewusstsein spielen.
Sprechen Sie doch mal das Wort Rauhnächte laut aus. Nicht nur einmal: Versuchen Sie, diesem Wort unterschiedliche Betonungen zu verleihen.
Welche Bilder steigen vor Ihrem geistigen Auge empor? Können Sie Winterstürme ums Haus tosen hören? Spüren Sie die zügellose Energie von Odins wilder Jagd? Oder fühlen Sie sich mehr eins mit der schützenden Umarmung von Mutter Erde und der Natur, die im Winter rastet?
Woher stammt aber der Begriff „Rauhnächte“? Laut einer verbreiteten Meinung hießen diese Nächte ursprünglich „Rauchnächte“, da viele Menschen in dieser Zeit ihre Häuser mit Kräutern räucherten, um böse Geister zu vertreiben und gute anzulocken.
Wieder andere sind der Meinung, das „Rauh“ im Namen leite sich vom mittelhochdeutschen Wort „ruch“ als früheres Synonym für „pelzig“ und „behaart“ ab. Dieser Begriff kann im Hinblick auf haarige, pelzige, ihr Unwesen treibende Dämonenwesen bei der Wortableitung eine Rolle spielen. Wieder andere sind der Ansicht, der Begriff komme von „Raunen“, „Runen“, ein altes Wort für „Orakeln“.
Die Rauhnächte werden gelegentlich auch Raunächte geschrieben. Beide Namen geben Aufschluss über die Bedeutung: Rau bezeichnet die rauen Nächte, Rauh leitet sich von Rauch oder der rauchigen Zeit ab - dem Rauch der wärmenden Feuer und der Räucherungen oder der Nebelschwaden, aus denen die Geister aufsteigen.
In diesen zwölf Nächten findet die Wilde Jagd statt - Odin jagt auf seinem Hengst Sleipnir durch die Lüfte, begleitet von seinen Raben, seinen Wölfen und den Seelen der Verstorbenen. Dieses raue Treiben entspricht der Schreibweise „rau“.
Die Grenzen zur Anderswelt werden durchlässiger
Die Wintersonnenwende – der Zeitpunkt, ab dem die Tage wieder länger werden – vermittelte schon unseren Ahnen das Gefühl, dass sich die Portale zwischen der diesseitigen und jenseitigen Welt öffnen. So glaubte man, dass derjenige, der sich in den Rauhnächten zu später Stunde noch draußen aufhielt, Wotan bzw. Odin, begegnen könne, dem Anführer der Totengeister – mit gar abscheulichen Geistern und Hexenwesen im Schlepptau.
Wer dagegen Glück hat, begegnet Frau Percht, die in einem goldenen Wagen über die Felder und Wiesen zieht und auf Natur und Menschen achtgibt (sie ist übrigens die Vorlage für Frau Holle im bekannten Grimm-Märchen). Ihr Hauptanliegen ist jedoch, dass die Menschen zuhause bleiben und zu sich finden. Außerdem ist sie als Fruchtbarkeitsgöttin für Geburten zuständig – andererseits aber auch für den Kindstod. Als eine Art „Erdmutter“ repräsentiert sie den gesamten Kreislauf des Lebens. Faule und Sündige werden von ihr bestraft – weshalb unsere Ahnen auch gerne Milch und Brot vor die Haustür stellten, um sie zu besänftigen.
Überhaupt können einem in den Rauhnächten vermehrt weibliche Gottheiten über den Weg laufen. Wie Frau Percht sind diese häufig ambivalent, bringen gleichsam Zerstörung und Fruchtbarkeit. Dies gilt bspw. auch für die drei Nornen, die Schicksalsweberinnen am Stamm des Weltenbaums, die in dieser Zeit die Lebensfäden und Verwicklungen (den „Wyrd“) spinnen, die das neue Jahr mit sich bringen soll. Die drei Nornen wurden später im Christentum durch die Heiligen Drei Könige ersetzt, welche die Sterne zu deuten vermögen.
Doch nicht nur von Gestalten aus der Anderswelt, sondern auch von Menschen soll in dieser Zeit eine Gefahr ausgehen: Diejenigen, die ihre Seele an den Teufel verkauft hatten, verwandelten sich dann bspw. in Werwölfe und andere Wesen.
Manche unserer Ahnen wollten die Geister der Rauhnächte jedoch gar nicht vertreiben, sondern diese sogar heraufbeschwören. Von diesen mildtätigen Geistern – häufig in Gestalt der Verstorbenen – erhoffte man sich Rat und Segenswünsche fürs neue Jahr. Aus Niederbayern stammt etwa die Geschichte, dass Dorfeinwohner einst am Heiligen Abend einen Totenkopf ausgegraben hatten, mit dessen Hilfe sie Kontakt zu den Geistern herstellen wollten. Es heißt, die Einheimischen hätten dem Totenkopf Fragen gestellt, auf welche dieser ausführliche Antworten gegeben hatte. Später begann der Totenkopf jedoch, furchtbare Ereignisse zu prophezeien, worauf man versucht hatte, diesen verstummen zu lassen – allerdings ohne Erfolg. Erst einem Priester gelang es, den Totenkopf wieder zu vergraben.
Kindern, die in den Rauhnächten geboren werden, werden übersinnliche Fähigkeiten zugesprochen. Es kann aber auch vorkommen, dass das Schicksal frisch gebackenen Müttern nicht hold ist und diesen ein Wechselbalg untergeschoben wird – ein dämonisches Wesen, das gegen das eigene Kind ausgetauscht wird.
Spirituell veranlagte Menschen fühlen die Schwingungen der Rauhnächte besonders intensiv. Doch nicht nur diese, sondern alle Menschen können sich mit der erforderlichen Achtsamkeit für kurze Zeit mit der Anderswelt verbinden – und zwar, indem wir uns ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren, frei von jeglichen Bewertungen. Dann können wir tief in den Moment eintauchen und die Schwelle zur Anderswelt übertreten.
Es ist auch möglich, in den Nächten nach dem 21. Dezember zu fasten, infolgedessen man die Stimmen aus der Anderswelt deutlicher vernehmen kann. Dies ist sogar wissenschaftlich erklärbar: Beim Fasten gewinnt nach zwei Tagen der Parasympathikus die Oberhand, was mit mehr Ausgeglichenheit, Entspannung und mentaler Ruhe einhergeht. Zusätzlich kommt es zu einer erhöhten Produktion von Dopamin, Serotonin sowie von körpereigenen Cannabinoiden, was die Voraussetzungen für einen klaren Geist und ein erweitertes Bewusstsein schafft.
Das Tor zur jenseitigen Welt schließt am 5. Januar pünktlich um Mitternacht.
Im Bewusstsein der Menschen ist das Diesseits vom Jenseitigen, das grobstofflich Materielle vom Feinstofflichen getrennt. Einige sensitive Menschen haben einen intuitiven Zugang zur feinstofflichen Anderswelt. Schamanen wissen, ihn bewusst herzustellen. Ansonsten überstrahlt das Licht die Dunkelheit und das Bewusstsein überlagert das Unterbewusstsein oder Unbewusste.
Die Anderswelt ist jene Ebene des Seins, in der die Seele zu Hause ist. Auch andere beseelte Daseinsformen sind hier anzutreffen. Die Anderswelt wird bewohnt von den feinstofflichen Körpern der Menschen, Tiere und Pflanzen. Die Energiefelder von Steinen sind jenem sichtbar, der Zugang zur Anderswelt hat, und auch die unterschiedlichsten Tiergestalten finden sich hier. Sie können irdischen Tieren, denen Sie auch im Leben begegnen können, ähneln, aber auch fantasievolle bis skurril anmutende Züge aufweisen. Weiterhin sind in der Anderswelt mythische Wesenheiten wie Zwerge, Gnome, Feen und Elfen beheimatet.
Bei Menschen kommt das Unterbewusstsein gerne im Traum zur Sprache, wenn Verstand und Bewusstsein schlafen. Es übermittelt reale, aber auch surreal wirkende Bilder. Oft ist nach dem Aufwachen, wenn das Bewusstsein wieder die Regie übernimmt, alles vergessen oder Sie erinnern sich nur noch an verblassende Bruchteile Ihrer Träume.
Die Rauhnächte sind die Zeit des Jahres, in der sich das Bewusstsein, das Licht im Außen, zurückzieht. Sie sind die Jahresnacht, die Zeit der Dunkelheit, des Unbewussten, des Unterbewusstseins. In der Tagesnacht sind es Träume, die aus der unbewussten Ebene des Seins sprechen, in der Jahresnacht sind es die Wesenheiten der Anderswelt, die in Erscheinung treten. Lassen Sie es zu, dass sich auch Ihr Bewusstsein zurücknimmt, lassen Sie sich auf die Dunkelheit ein - dann können Sie die feinstofflichen Kräfte, die Wesenheiten der Anderswelt, das Jenseitige vielleicht erspüren. Schamanen suchen gezielt Zugang zur Anderswelt, um zu Krafttieren Kontakt aufzunehmen, um mit den Seelen der Verstorbenen zu kommunizieren, um auf der feinstofflichen Ebene zu heilen und manchmal auch, um im Materiellen Einfluss zu nehmen.
Ähnlich gehen Tierkommunikatoren vor: Sie nehmen Kontakt zur Seele eines Tieres auf und lassen es zu Wort kommen. Tiere nehmen übrigens auch in den Rauhnächten eine besondere Rolle ein.
Ein wenig anders verhält es sich in den Rauhnächten insofern, dass nicht ein Mensch aus dem Diesseits die Barriere zur feinstofflichen Welt überwindet, sondern in dieser Zeit der Dunkelheit deren Wesenheiten und Kräfte stärker in das Diesseits vordringen. Es heißt, die Grenzen sind in dieser dunklen Zeit dünn, die Schleier zwischen den Welten durchlässiger, die Schwelle kann leichter überwunden werden.
Das bietet selbstverständlich auch Ihnen die Chance, sich dem zu öffnen, die Wesenheiten und Kräfte um Sie herum wahrzunehmen, ihnen zu lauschen. Sie können sich auf die Zeichen und das Geschehen in der Umgebung einstimmen und auf sich wirken lassen.
Die Grenze zur Anderswelt wird dünner, das bezieht sich außerdem auf die Zeitqualität: Vergangenheit und Zukunft sind in dieser mythologischen Nicht-Zeit zugänglicher. Das ist der Grund für die Bezeichnung „Losnächte“ bei den Kelten und Germanen - die Rauhnächte wurden zur Zukunftsschau genutzt.
Details zur Anderswelt finden Sie bei Interesse in meinem Buch „Die Rauhnächte – Die Zeit zwischen den Jahren und Welten“.
Die Sehnsucht nach Identität und Sinnhaftigkeit
Mehr denn je sehnen sich die Menschen danach, ihre Wurzeln und ihr wahres Selbst zu finden und wieder im Einklang mit der Natur und allen Aspekten des Kosmos zu leben. Gerade in der heutigen Zeit der stetigen Reizüberflutung und eines immer schneller werdenden Tempos, wächst die Sehnsucht nach Entschleunigung, gleichermaßen aber auch nach Halt und Zuversicht. Das Bedürfnis, Traditionen und althergebrachte Bräuche wieder aufleben zu lassen, wächst kontinuierlich. Zugleich verspüren immer mehr Menschen eine Sehnsucht nach der Natur, nach Einfachheit und Sinnhaftigkeit. Aller technischen Errungenschaften zum Trotz bedarf der Mensch mehr denn je Zeiten des Rückzugs von der digitalisierten und automatisierten Welt.
Insbesondere die Zeit zwischen den Jahren eignet sich als Möglichkeit und als Aufruf zur Einkehr, zum Innehalten, zur Innenschau und zur Besinnung. Die Zeit der Stille ermöglicht es uns, zur Ruhe zu kommen, neue Kraft zu tanken, sowie das Vergangene des alten Jahres zu reflektieren und die Chancen des neuen Jahres zu begrüßen.
Altes abschließen, Neues beginnen - dies sind die vorrangigen Motive der Rauhnächte. Die Kraft für den Abschied vom Alten sowie für Erneuerung, Wandel und Aufbruch schöpfen wir aus der Ruhe, der Stille und nicht zuletzt auch aus der Dunkelheit.
Altes und Belastendes wird losgelassen, um Raum für Neues zu schaffen. Die Regeneration und Erneuerung in der Natur sind eine Chance für den Menschen, sich dieser Erneuerung im Einklang mit dem Rhythmus des Lebens anzuschließen.
Mitten im Komfort von geheizten Wohnräumen und geschützt vor widrigem Wetter, mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten und ausreichend Nahrung versehen, sehnen wir uns mehr denn je nach Einfachheit, nach Beständigkeit, nach Unverfälschtheit, nach Erdung, ja auch nach dem rettenden Hafen. Nach der Hektik des Jahres, das geprägt ist durch das Streben nach beruflichem Erfolg und Anerkennung, weiter durch immer umfangreichere To-do-Listen und das kontinuierliche Abarbeiten von beruflichen und privaten Projekten, dürsten wir nun nach Stille und nach einer Auszeit für die überreizte Seele und für den ständig beanspruchten Geist.
Wir kommen in den Rauhnächten auch intuitiv zur Erkenntnis, dass Zufriedenheit, Erfüllung und Heil-Sein nicht im Außen, sondern nur in und bei uns selbst erreicht werden können. In der Zeit zwischen den Jahren wird uns oft bewusst, wie weit wir uns von der Natur, dem Leben und auch von unserem eigenen Selbst entfernt haben. Die Entfremdung von uns selbst, die eigene Entwurzelung und unser Unheil-Sein wird uns oft in der Zeit, in der wir uns auf uns selbst besinnen, schmerzlich deutlich.
Der viel gepriesene Intellekt, der Glaube an die Wissenschaft und an die Ratio, stoßen an ihre Grenzen, der eigentliche Lebenssinn gerät in Vergessenheit, was zwangsläufig zu Identifikationsproblemen führt.
Die Rauhnächte bieten im Gegensatz dazu einen Zugang in eine Welt der Magie, der Spiritualität und des Geheimnisvollen. Dunkelheit, Stille, nicht Vorhersehbares, das Streben nach Natur und Natürlichkeit bestimmen diese Tage, die jenseits des Trubels und der Hektik des Alltags liegen.
Nun liegt es an uns, uns dem Zauber der Rauhnächte unvoreingenommen zu öffnen, an dessen Ende es zu einem wirklichen Neubeginn kommen kann.
Zeit der Stille
Wir erleben jedes Jahr erneut, wie sich eine unsichtbare Hand ganz allmählich über die Landschaft zu senken scheint, die alle Geräusche dämpft, und wie alles Vertraute und Lebendige nach und nach fremd und karg und abweisend erscheint. Das Leben scheint aus der Welt zu weichen, und für viele Lebewesen bedeutet der Wintereinbruch gleichermaßen den Tod.
Der Schönheit und Majestät des Winters tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil. Wenn Reif und Frost Bäume, Weiden und Wiesen glitzern lassen, wenn kristallklare Eiszapfen von den Hausdächern und den Ästen der Bäume hängen, dann legt die Natur ihren Winterschmuck an, nicht minder prächtig als die im Sonnenlicht leuchtenden Blätter und Blüten in der Jugend des Jahres. Die Erdgöttin wandelt sich, sie trägt ihr Frostkleid. Ihre zauberische Schönheit ist jedoch nicht ohne Grimm. Ihre Stimme gewinnt einen ganz eigenen, mahnenden Klang im Rascheln der trockenen, gefrorenen Blätter, die wir vor kurzer Zeit noch so kraftstrotzend und lebendig gesehen haben.
Ihre Stimme zeigt sich auch im unbarmherzigen Heulen des eisigen Windes, der uns daran erinnert, wie verletzlich wir und unsere Werke sind und wie sehr wir uns die Naturkräfte gewogen halten müssen. Sie, die Erdgöttin, ist die alte weise Frau, die uns leiten und lehren kann.
Nerthus, die Erdmutter, erinnert uns an die Vergänglichkeit von allem, was unter Sonne und Mond seine Bahnen zieht - und sie erinnert uns daran, dass sie nicht nur die Gebärerin des Frühlings, sondern auch die Totengöttin Nehalennia ist, die die Tiefen der Unterwelt regiert.
Nerthus:Nordisch-germanische Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin. Göttliche Mutter der Vanen, der mythologischen Gottheiten des vorgermanischen Europas. Ihr Name bedeutet„Erde“.
Nehalennia:Germanische Göttin. Sie gilt als Erdgöttin, als Fruchtbarkeitsgöttin, aber auch als Todesgöttin, der häufig ein Hund zur Seite steht.
Und so nehmen auch unsere Lieder und Geschichten im Winter einen dunkleren Klang an, und der Lauf der Welt scheint sich immer mehr, gleichsam bis zum Stillstand, zu verlangsamen.
Eines der ältesten Symbole der Menschheit, das uns schon auf den Keramiken der Jungsteinzeit begegnet, ist die Spirale. Sie ist eine Abstraktion, der Natur abgeschaut - sie findet sich an eingerollten Farnen, als Grundmuster der Fruchtstände vieler Pflanzen, in Perfektion im Inneren des Schneckenhauses verborgen.
Folgt der Blick einer spiralförmigen Linie, kann er entweder von außen nach innen wandern, mehr und mehr auf die Mitte fokussierend, oder dort beginnen und nach und nach immer mehr nach außen fortschreiten, auf einer sich ausdehnenden Bahn.
Möglicherweise erkannten bereits unsere frühen Vorfahren darin eine Darstellung der entgegengesetzten schöpferischen Dynamiken: Die Expansion des Frühlings, in dem die Leben spendenden Kräfte sich nach außen in die Welt verströmen - und die allmähliche Stagnation und Konzentration der Energien zum Ende des Erntejahres und im Winter, wenn das Leben sich in sich selbst zurückzieht.
Noch deutlicher drückt dieses Phänomen die Doppelspirale aus, die in der Mitte beginnt, sich nach und nach entfaltet bis zu einem Maximum, dann vollkommen harmonisch und bruchlos in eine Gegenbewegung übergeht und sich schließlich wieder zu einem Punkt zusammenzieht. Unzählige Male erscheint die Doppelspirale auf Schmuckstücken der Bronzezeit. In der Triskele, der Dreifachspirale, die man so häufig in der keltischen und germanischen Kunst antrifft, verbinden sich drei Spiralen zu einem unendlichen Zyklus von Ausdehnung und Zusammenziehung, was das fortwährende Ein- und Ausatmen des Universums. widerspiegelt.
Es gibt viele Möglichkeiten, an dieser inneren Dynamik teilzuhaben. Instinktiv spüren wir in der Zeit des Jahreswechsels, dass es nun Zeit ist, Altes und Überflüssiges loszulassen, Unerledigtes abzuschließen und in und mit uns selbst reinen Tisch zu machen, um bereit für die Zukunft zu sein.
Gleichzeitig wächst in uns der Wunsch, an der Schwelle des neuen Jahres einen Blick hinüber ins neue Jahr zu wagen, um zu erfahren, was uns dort erwartet. Dies motiviert uns, Orakel zu befragen - eine durchaus zweischneidige Angelegenheit, wie unsere Vorfahren wussten.
Zwar konnte man in bestimmten Nächten an besonderen Orten den Liebsten oder die Liebste sehen, die einem bestimmt waren. Doch wenn man sie ansprach, konnte aus der Hochzeit auch eine Beerdigung werden.
In anderen Nächten konnte man das Vieh im Stall mit menschlichen Worten über Dinge sprechen hören, welche das nächste Jahr mit sich bringen würde. Doch man musste ganz still sein, sonst verflog der Zauber - oder im schlimmsten Fall kehrte sich das versprochene Glück in Unglück.
Das Still-Sein in der Begegnung mit dem Magischen spielt in unzähligen Volkssagen und Märchen eine Rolle. Nennt man den hilfreichen Hausgeist beim Namen, so verschwindet er für immer, und die Hausarbeit, die einem vorher so wunderbar leicht von der Hand ging, wird wieder Mühsal und Plackerei.
Spricht der ungebetene Beobachter einer Feenhochzeit in seinem Erstaunen nur ein einziges Wort, so verschwindet die ganze Hochzeitsgesellschaft im Nu, als sei sie niemals da gewesen. Das Wort Stille besitzt magische Qualitäten, und das falsche Wort zur falschen Zeit kann das feine Gespinst der Kräfte zerstören, die am Werk sind - ebenso wie der richtige Segens- oder Abwehrspruch die feindlich gesonnenen Alpe und Truden in die Flucht schlägt. Unzählige Sagen und Märchen berichten von Zauberwesen, die magische Geschenke bringen können. Doch stets gibt es ein Tabu, das nicht überschritten werden darf - ansonsten verwandelt sich aller magisch erworbene Reichtum wieder in wertlose Kohlen, Pech und totes Holz.
Die Bedeutung von Einkehr und Stille in den Rauhnächten
Die nach innen gerichtete Spirale führt uns zu unserer eigenen Mitte.