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Die Schleifzugkaravane ist eine Sammlung von Gedichten, die hauptsächlich zwischen 2008 und 2011 in Karlsruhe und Berlin entstanden. Es ist die erste Veröffentlichung des Autors.
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Seitenzahl: 36
Für Lior
Formsache Feierabend
Von Geistern und Gestirnen
Der große Unterschied
Die wiederholt scheiternden Beschriftungsversuche von Leitzordnern
Am Ende bleibt immer etwas übrig
1. Kapitel
Der Zufall
gab diesen Überlegungen
ganz unerwartete Verwendung
vorbei, vergessen
habs gegessen, habs getippt
bin müde und doch nicht glücklich
es ist schon spät, es regnet
und dennoch scheint alles möglich
es ist zu Weilen wie zuvor
immer wieder frisch verschmiert
man lässt ihn schlafen, lässt ihn träumen,
den großen Bär der Freizeitwogen
noch nie zuvor habe ich so viel
für eine Vorstellung gefühlt
sag Bescheid, wenn du bereit bist
Anständigkeit zu riskieren
Verlangen
es macht Freude
an dir zu kleben
einem Teenager
von fünfundzwanzig Jahren
nicht frei von Stolz
und voll von
erlerntem Misstrauen
Vereinsarbeit
Die Leiter steht
vorm Vereinsführerhäuschen
und es wird mit ihr
nicht das Dach repariert
die Zeiger stehen auf Wandel hier
doch niemand liest mehr die Uhr
Nicht jetzt
Abwesenheit
wird immer
komplexer
Nicht tanzen
du weißt,
wo ich Platz nahm
gestern nacht in der Disco
wo ich mich dem Gespräch hingab
und die Tanzfläche unberührt lies
ich hätte dir gerne
etwas gesagt
doch hab ich mein
eigenes Wort nicht verstanden
Getan, vorbei, bleibt die Planung
Ich weiß von meinen Taten
nicht mehr als die Fragen
welche ich stellte
bevor ich sie plante
Der Standortälteste
erfror in der Kälte
der ländlichen Wälder
aber immerhin
als Standortoberältester
Nachteinsatz
Die Mobiltelefon
beleuchtet den Balik-TAN
südlich
von Kandahar
unter Einsatz
eines Lebens
kulturelle Transmission
auf Feldern ähnlich derer
des Großvaters ernte ich Wein
ich sitze da und kippe mir
einen hinter die Binde
Traditionen zu erhalten
zeugt nicht von guten Eltern
ungewöhnliche Paarung
zusammen mit dem Rübenbauer
lag die Schwalbe auf der Lauer
nach einem frischen Stück
Fleisch
Adliges Findelkind
Schau nur
dort
die Schnur
wie wunderbar sie
im Winde sich schaukelt
vermutlich
stammt sie aus
einer Gauklerfamilie
Der Schriftsteller - oder: Lyrik-Algorithmus
die Schreibmaschine
steht auf der Waschmaschine
dort schreibt sie
fast wie von ganz allein
während des
Schleudergangs
Rudi und Udo
ich höre Udo immer rufen
„Rudi, hätsch mir noch n Bier?“
und der Kiosk schließt gelegentlich nur
als Säufer
muss man saufen
das versteh ich
aber wenn schon besoffen
geht es dann nicht auch
wenigstens fröhlich?
Grunge-Riveval 2011
Zum Visionär
habt ihr mich auserkoren
dabei hatte ich
von Resignation gesprochen
Kalküle
Singlespiele
seitenverkehrt
unüberlegt
Rollen getauscht
doch nicht verkehrt
freizügig
hingebungsvoll
dennoch nicht unbeschwert
beinahe gratis
manchmal um sonst
Berlin, - eigentlich kein Mädchenname?
Partyvolk
leicht eingerollt
in den ersten
Sonnenstrahlen
sitzt da wie gestern
auf den Stühlen
aber dieses Mal mit
Sonnenbrillen
Die Bettler
mit einem Schild
mit einer Begründung
verdienen rund ein Drittel mehr
als ihre unbeschrifteten
Kollegen
Leere ist auch unterhaltsam
weiße Blätter
scheinen netter
wenn es nichts
zu sagen gibt
Malheur
eine Farbstudie
für Regenjacken
nimmt heute deinen
Schlafplatz ein
verwaschenes Gelb
und tiefdunkles braun
liegen dort nebeneinander
Mit vereinten Kräften
wählten wir den Innenfutterglanz
doch zum Sieg verhalf nur
ungewöhnliches Auftreten
Ich lese meinem Sohn gerne Gutenachtgeschichten vor: leider ist das viel zu schnell vorbei
Die Mondfabel
schreibt sich am besten
in der Mittagssonne
Schwarzmarkt
ich hätte da
was abzugeben
es kost nicht viel
nur n bisschen eben
wie man es beschreiben kann?
der eine nennt es Tod
der andre nennt es Leben
das kann man sich schon leisten
wofür sich das gebrauchen lässt?
Das wisst ihr besser scheints als ich
Neunzehnhundertdreiundsiebzig
wurde der Scheerenweitwurf
in Australien verboten,
da sich zahlreiche Werfer selbst enthauptet hatten
seitdem erfreuen sich weniger gefährlichere Ersatzobjekte aus Holz
einer stetig wachsenden Beliebtheit
Klaustrophobie
„Ach du Scheiße! Schau mal da, der Klaus.“
„Oh nein! Dem will ich nicht begegnen.“
„Ich weiß schon, mach schnell – lass uns hier ins Schaufenster sehen.“
„Ja schnell!“
„So ist es gut.“
„Ist er schon weg?“
„Hier keine Spur mehr von ihm.“
„Ich werd mich mal, gen Norden drehen.“
„Die Luft ist rein, wir können gehen.“
Auf der anderen Seite des Schaufensters Klaus:
„Hallo Freunde! Was macht ihr denn hier? Schön euch zu sehen.“
Die Probe
...und bitte!!
...sehr schön, - gleich noch einmal.
...okay, aber wirkt etwas...
Nein, das war es noch nicht - neuer Versuch!
Schon besser, ...ja, jetzt hast du...
es gleich wieder...jetzt
bist du
ganz nahe dran
- … ;
okay, das war es
für heute für heute
machen wir Schluss
wir üben Übermorgen wieder