Die Siebenschläferschnecke - Lisa Eidam - E-Book

Die Siebenschläferschnecke E-Book

Lisa Eidam

0,0

Beschreibung

Bei Idas Oma trampelt ein trauriges Tier alle Rosen im Garten platt, Fridas Mama wird beim Einkaufen von einer schrecklichen Angst überrumpelt, auf der Schulter von Hannos Papa sitzt ein struppiges Monster und gibt Befehle, Toms Bruder schützt sich mit Goldfolie und Nudelsieb gegen feindliche Strahlen und die Mama von Mimi und Paul ist mal so glücklich, wild und kunterbunt wie ein Löwenäffchenpapagei und mal so traurig, müde und erschöpft wie eine Siebenschläferschnecke. Alle Kinder haben etwas gemeinsam: Sie haben eine Angehörige oder einen Angehörigen mit einer psychischen Erkrankung und sie fühlen sich dadurch oft hilflos, traurig und überfordert. Manchmal schämen sie sich auch, sind wütend oder haben große Angst und machen sich Sorgen. Aber was ist eine psychische Erkrankung eigentlich? Welche psychischen Erkrankungen gibt es und wie kann man sie behandeln? Kleine und große Leserinnen und Leser können in diesen fünf verschiedenen Geschichten Menschen kennenlernen, die mit einer psychischen Erkrankung leben. Zusätzliche Informationen zu jedem Krankheitsbild finden sich im Anschluss einer jeden Geschichte. Jede Erkrankung wird genauer erklärt und es werden Wege der Behandlung und Unterstützung beschrieben. Dieses Buch bietet die Möglichkeit, Kinder mit psychisch erkrankten Angehörigen sensibel aufzuklären, sie emotional zu entlasten und ihnen Mut zu machen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 66

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Lisa Eidam wurde 1991 in Wetzlar geboren, studierte Soziale Arbeit in Siegen und Frankfurt a.M. und absolvierte eine Ausbildung zur Suchttherapeutin. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt sie in dörflicher Ruhe am Waldrand in der Nähe von Marburg und verbringt die Abende am liebsten auf ihrem Balkon mit Freunden und lustigen Gesellschaftsspielen. Lisa liebt Orchideen und freut sich an allem, was bunt blüht. Sie sammelt Pinsel und Farbtuben, die dann zum Einsatz kommen, wenn eine künstlerische Idee auf die Leinwand gebracht werden möchte. Mit großer Leidenschaft schreibt und illustriert sie seit 2018 nebenberuflich Kinderbücher über sensible Themen. Wenn die Sonne scheint, findet man Lisa im Garten zwischen Tomaten- und Chilipflanzen oder auf wildbewachsenen Waldwegen.

Said Hooboty Fard wurde 1982 in Gießen geboren und ist im Rhein-Main-Gebiet aufgewachsen. Zum Studieren und zur Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie kehrte er nach Gießen zurück. Seitdem wohnt und arbeitet er dort. Mittlerweile hat er Kinder, die auch sehr gerne im Umland von Gießen leben. Seine Interessen sind Bücher, das Mittelalter und Fantasie sowie Live- und Pen and Paper Rollenspiele. Am liebsten quatscht er stundenlang mit seinen Lieben über alle nur denkbaren Themen und ist immer wieder glücklich darüber, wenn er merkt, dass man unterschiedlicher Meinung sein kann, sich trotzdem total gerne hat und vielleicht sogar noch was aus der Meinung des anderen lernen kann. Said ist total gerne in der Welt unterwegs und spart gerade für einen neuen Campingbus, weil sein letzter nach über einer Millionen Laufkilometern endgültig kaputtgegangen ist.

Inhalt

Was ist eine psychische Erkrankung?

Omas Ärmes Dier

Möchtest du mehr über die Depression wissen?

Mamas große Angst

Möchtest du mehr über die Panikstörung wissen?

Papas Kontrollmonster

Möchtest du mehr über die Zwangsstörung wissen?

Tobi und die Schutzausrüstung

Möchtest du mehr über die Schizophrenie wissen?

Löwenäffchenpapagei und Siebenschläferschnecke

Möchtest du mehr über die Bipolare Störung wissen?

Kleines Lexikon

Liebe Eltern, liebe Angehörige,

Literaturverzeichnis

Weitere Bücher von Lisa Eidam zum Thema Sucht und psychische Erkrankung

Was ist eine psychische Erkrankung?

Wenn Gedanken und Gefühle auf dem Kopf stehen, eine Achterbahnfahrt machen oder vielleicht gar nicht mehr sortiert und gespürt werden können, spricht man von einer psychischen oder einer seelischen Erkrankung.

Menschen mit einer solchen Erkrankung leiden oft sehr stark darunter. Sie sind häufig nicht mehr dazu in der Lage, ihren Alltag zu organisieren. Manchmal kann die psychische Erkrankung einen Menschen auch so sehr verändern, dass dieser für sich und andere nicht mehr wiederzuerkennen ist, oder sogar gefährlich für sich und andere werden kann.

Du wirst in diesem Buch verschiedene Menschen kennenlernen, die mit einer psychischen Erkrankung leben. Auch wirst du erfahren, welche Möglichkeiten der Unterstützung es gibt.

Menschen mit einer Bipolaren Störung erleben eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Sie schwanken dann zwischen starken Glücksgefühlen und großer Traurigkeit.

Menschen mit einer Depression sind oft sehr traurig, müde und erschöpft. Es gibt auch psychische Erkrankungen, bei der man zum Beispiel Dinge sieht, die gar nicht da sind, Stimmen hört, sich verfolgt oder beobachtet fühlt.

Das Gute aber ist, dass es für viele dieser Erkrankungen eine Behandlungsmöglichkeit gibt. Das nennt man dann Therapie.

Ärztinnen und Ärzte, die sich am besten mit diesem Gebiet auskennen, sind Psychiaterinnen und Psychiater. Es gibt auch Therapeutinnen und Therapeuten, die Betroffene unterstützen können.

In der Therapie kann sich zum Beispiel der Mensch mit einer psychischen Erkrankung gemeinsam mit der behandelnden Person auf Spurensuche in die Vergangenheit begeben und dabei die Ursachen und Auslöser für die Krankheit aufdecken. Die Therapeutin oder der Therapeut kann dann dabei unterstützen, das Erlebte zu verarbeiten und Wege aufzeigen, wie man damit nun im Hier und Jetzt umgehen und das Leiden mildern kann.

Neben der Therapie können auch Medikamente oder verschiedene Entspannungstechniken helfen, die Krankheit zu behandeln. Aber dazu später mehr.

Für dich ist wichtig:

Wenn du jemanden kennst, der von einer psychischen Krankheit betroffen ist, bleib mit deinen Sorgen nicht alleine, sondern hole dir Rat bei einem Erwachsenen, dem du vertraust und über deine Gefühle sprechen kannst!

Komplizierte Wörter?

In diesem Buch wirst du vielen Wörtern begegnen, die du so vielleicht noch nicht gehört oder gelesen hast. Falls du ein Wort nicht verstehst oder mehr zu diesem Wort erfahren möchtest, kannst du im Kleinen Lexikon nachschauen. Dort werden dir diese Fachwörter genauer erklärt.

Nach jeder Kurzgeschichte folgt für dich ein kleiner Fachteil zur Erklärung der jeweiligen Erkrankung und ihrer Behandlungsmöglichkeiten. Bei der Beschreibung der Erkrankungen beziehen wir uns auf die Kriterien der ICD-10 und des DSM-5. Das sind zwei wichtige Fachbücher, die bestimmte Merkmale einer Krankheit festlegen.

Omas Ärmes Dier

Depression

Seit Opa Herbert im Himmel ist, bekommt Oma Erna Besuch vom Ärmen Dier. Ärmes Dier heißt “armes Tier" in der Sprache, die Oma immer mit dem Opa Herbert gesprochen hat. Sie sagt, sie hat dieses Ärme Dier an besonders traurigen Tagen. Manchmal ist Oma so traurig, dass sie tagelang nicht aufstehen möchte. Oma war glücklicher, als Opa noch lebte. Seit Opas Tod hat sie sich sehr verändert. Ida erinnert sich gerne an die Zeit, als der Opa noch lebte und das Ärme Dier noch nicht da war. Nichts schmeckte so gut auf einem Sonntagsbrötchen wie Omas selbstgemachte Erdbeermarmelade. Ida liebte es, für Oma die Erdbeeren im Garten zu pflücken. Dort gab es immer so viel zu entdecken. Oft spielte sie gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder Paul Verstecken zwischen all den Sträuchern und kunterbunten Blumen. Opa baute mit Leidenschaft Futterstellen in seiner Werkstatt für all die Vögel im Garten.

Seit Opas Tod ist der Garten nicht mehr bunt. Die Blumen sehen traurig aus. Die Vogelfutterstellen werden nicht mehr angeflogen, weil es dort keine Körnchen mehr gibt.

Erdbeeren und blühende Rosen hat Oma auch schon lange keine mehr.

Ob die das Ärme Dier gefressen hat?

Wenn Ida gemeinsam mit Paul bei Oma zu Besuch ist, erzählen sie ihre besten Witze und den neusten Quatsch aus der Schule.

Paul zeigt seine genialsten Zaubertricks. Das sind die wenigen Momente, in denen Oma lacht.

„Heute wollen wir Oma eine Freude machen", sagt Mama und packt drei wunderschöne Rosentöpfe in den Kofferraum.

„Wir bringen sie zu Oma und pflanzen sie in ihren Garten.“ „Aber was ist mit dem Ärmen Dier? Das trampelt doch in Omas Garten herum und frisst die schönen Blumen!“, sagt Ida besorgt.

„Das Ärme Dier? Damit meint Oma ihre Traurigkeit. Aber Oma ist leider etwas mehr als nur traurig. Sie ist krank geworden. Diese Krankheit nennt man Depression“, erklärt Mama.

„Wieso ist sie krank geworden?“, fragt Paul sorgenvoll.

Mama erklärt: „Eine Depression kann unterschiedliche Ursachen haben. Wir gehen davon aus, dass sich Oma seit dem Tod von Opa oft einsam fühlt. Zusammen haben sie viel unternommen. Sie waren ein gutes Team.“

„Opa war körperlich noch sehr fit, hat Oma viel im Garten geholfen und Erledigungen mit dem Auto gemacht. Vieles schafft die Oma nun alleine nicht mehr und natürlich vermisst sie den Opa sehr.“

„Aber wir können Oma doch helfen", erwidert Ida. „Das stimmt“, sagt Mama, „und das möchten wir auch. Oft fällt es Oma aber sehr schwer, unsere Hilfe anzunehmen.

Manchmal ist ihr das alles zu viel.“ „Wird Oma denn nun immer so traurig sein oder kann sie auch wieder gesund werden?“, fragt Paul.

„Letzte Woche“, erzählt Mama, „war ich mit Oma bei einer Ärztin, die sich gut mit der Krankheit auskennt. Sie war sehr freundlich und hat Oma gut beraten. Oma wird bald eine Tagesstätte besuchen. Dort kann sie an manchen Tagen in der Woche für ein paar Stunden die Zeit mit anderen Menschen verbringen, denen es ähnlich geht wie ihr. Wir haben uns die Einrichtung letzte Woche angeschaut und Oma war ganz zuversichtlich."

„Meinst du das Ärme Dier verschwindet dann?“, fragt Paul.

„Wir hoffen es alle. Die Ärztin hat Oma noch ein Medikament verschrieben, ein Antidepressivum.

Oma muss es über einen längeren Zeitraum einnehmen, damit die Depression besser wird“, erklärt Mama.