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Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Medienökonomie, -management, Note: 1,7, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Sozialwissenschaftliches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit werden Faktoren aufgezeigt, die bei der Rezeption und Produktion von Comedy relevant sind. Der Vergleich dieser Faktoren beschreibt, inwieweit Anforderungen und Erwartungen der Fernsehzuschauer an Comedy im Fernsehen mit den Vorstellungen von Comedy auf Seite der Produktion, sprich den Autoren, Regisseuren, Produzenten, Comedians usw., übereinstimmen. Zu diesem Zweck wurden Akteure der Produktion nach ihren Kriterien bei der Erzeugung von Fernsehcomedy befragt und mit vorhandenen Ergebnissen aus der Literatur auf Seiten der Rezipienten verglichen. Die Interviews wurden mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet und aus den Ergebnissen Faktoren der Fernsehproduktion von Comedy gebildet. Es zeigte sich, dass die, für die Rezipienten wichtigen Bedingungen, größtenteils auch bei den Produzenten bekannt sind und von diesen angewendet werden. Besonderen Wert wird hierbei auf Aktualität und Abwechslung gelegt. Diese Faktoren werden sowohl bei den Rezipienten als auch bei den Produzierenden als zentral angesehen für ein erfolgreiches Comedyformat. Lediglich der Wunsch nach aggressiven Inhalten seitens der Rezipienten wurde auf Seiten der Produktion nicht speziell genannt. Außerdem wird die wirtschaftliche bzw. medienökonomische Bedeutung von Comedyformaten für die deutsche Fernsehlandschaft näher betrachtet.
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Danksagung
Ein großer Dank gilt Prof. Dr. Winfried Schulz, der es mir ermöglichte, diese Diplomarbeit zum Themenbereich „Comedy im Fernsehen“ am Lehrstuhl der Politik- und Kommunikationswissenschaft einzureichen. Ebenfalls ein großer Dank geht an meine Betreuerin Maike Müller, die stets mit Rat und Tat zur Seite stand.
Herzlich danken möchte ich ebenfalls den Interviewpartnern, die mir für diese Arbeit zur Verfügung standen, vor allem Dirk Völler und Thorsten Sievert für die starke Unterstützung.
Besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mich immer unterstützten und mein Studium erst ermöglichten.
Zudem danke ich meinen Mitbewohnern Antonia und Tina für ihre Fürsorge und Veit für korrigierende Anmerkungen. Ein Dank geht auch an meinen Freund Andi, der immer ein offenes Ohr hatte und als Korrektor auftrat.
Weiterhin danke ich C., für ihre Zuneigung während meines Studiums, allen, die sich meine Sorgen anhörten, den Rotweinreben, K. Otellet und dem Nachtleben in Nürnberg.
Außerdem möchte ich allen Menschen danken, denen das Lachen so wie mir die liebste Gefühlsäußerung der menschlichen Existenz ist, denn nur durch das geliebte Lachen kam ich überhaupt zu diesem Thema. Diese Arbeit hätte 117 Bleistifte, 28 Radiergummis und 3 Lineale ver- schlungen, wenn sie per Hand geschrieben worden wäre.
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Im Gedenken an meinen Vater.
„Jeder Tag, an dem Du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag“(Charly Chaplin)
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Mit dem offiziellen Start des Gemeinschaftsprogramms „Deutsches Fernsehen“ am 1. November 1954 begann das Massenmedium Fernsehen seinen Siegeszug in Deutschland (vgl. Stuiber, 1998a: 216). Dies gelang nur durch Angebot eines massenattraktiven Programms, weshalb schon zu Beginn des Sendebetriebs auf Unterhaltung gesetzt wurde. LiveÜbertragungen von Theateraufführungen sollten neue Zuschauer für das Fernsehen begeistern. Speziell durch komische Unterhaltung versuchten die neuen Fernsehmacher, ein Massenpublikum zu erreichen (vgl. Bleicher, 2003: 76f). Deshalb war Komik im Fernsehen bereits in dieser Frühphase„ein zentraler Faktor in der Durchsetzung des Fernsehens als Massenmedium“(Bleicher, 2003: 76). Diese Entwicklung wurde nicht zuletzt von Peter Frankenfeld und Heinz Erhardt mit gestaltet, die sozusagen die Vorläufer der heutigen Comedystars waren (vgl. Bleicher, 2003: 77). Mit der Einführung des privaten Fernsehens weitete sich das Angebot an Unterhaltungssendungen massiv aus, insb. im Bereich der komischen Unterhaltung. Dies begründet sich unter anderem im Erfolg von Lachformaten, den sie seit jeher beim Fernsehpublikum haben (vgl. Gerhards/Klingler, 2000: 96). Durch die Zunahme des wirtschaftlichen Erfolges der Privatsender und der Entwicklung des Volkshumors zur Comedy, bilden Comedysendungen seit Mitte der 1990er Jahre einen festen Be-standteil des Unterhaltungsprogramms im deutschen Fernsehen. Die Nachfrage an diesen Formaten wird hauptsächlich durch Fernsehproduktionsfirmen gestillt, die als Zulieferer die deutschen Fernsehveranstalter mit Comedysendungen versorgen. Damit diese ökonomisch erfolgreich agieren können, müssen sie die Bedürfnisse und Ansprüche von Zielgruppen und Fernsehsendern befriedigen. Besonders wichtig ist hierbei die Zielgruppe der 14 - 49-jährigen, die in ihrer Gesamtheit von der Werbeindustrie bevorzugt wird. Das liegt unter anderem an der Konsumfreude und Aufgeschlossenheit gegenüber Werbung, die dieser Altersgruppe zugesprochen wird (vgl. Kiefer, 1997: 199). Wie später fest zu stellen sein wird,
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zählen die 14 - 49-jährigen außerdem zu den stärksten Konsumenten von Comedysendungen. Es liegt also nahe, dass privates Fernsehen Comedy sendet, um ein attraktives Werbeumfeld zu bieten und Zuschauer aus der erwünschten Zielgruppe an das Programm zu binden. Insofern ist es für die Produktionsseite von zentraler Bedeutung, Wünsche der Zuschauer bzgl. Comedy im Fernsehen zu kennen und bei der Produktion zu berücksichtigen. Um welche Faktoren es sich bei der Rezeption von Comedy handelt und inwieweit diese von den Produzenten genutzt werden, soll die vorliegende Arbeit aufzeigen. Dies geschieht durch einen Vergleich der verschiedenen Faktoren, die für Rezeption und Produktion von Comedy im Fernsehen von Bedeutung sind. Zum Verständnis von Comedy als Begriff wird im ersten Kapitel eine Definition sowie die Einordnung der verschiedenen Comedyformate in die Fernsehunterhaltung vorgenommen. Außerdem wird die medienökonomische Bedeutung von Comedy näher betrachtet. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Zuschauern von Comedy im Fernsehen. Außer der Resonanz bei den Zuschauern und möglicher Erklärungsmodelle für die Rezeption von Comedy werden die einzelnen Faktoren, die bei der Rezeption eine Rolle spielen, für den späteren Vergleich beschrieben.
Kapitel drei ist der Produktion von Comedy gewidmet. Nach einem Überblick zu den einzelnen Berufsbildern in der Fernsehproduktion wird das methodische Vorgehen zur Bildung der Produktionsfaktoren erläutert. Im Anschluss werden die herausgebildeten Faktoren, sowie externe Vorgaben, die von der Produktionsseite berücksichtigt werden müssen, dargestellt. Außerdem wird in diesem Kapitel auf Gründe für den Erfolg von Comedy sowie die wirtschaftliche Bedeutung für Fernsehsender und Produktionsfirmen eingegangen.
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Das vierte und letzte Kapitel befasst sich mit dem Vergleich der Faktoren von Rezeption und Produktion. Es werden sowohl Ergebnisse als auch Schlussfolgerungen erläutert. Abschließend findet eine Schlussbetrachtung der gesamten Arbeit statt.
Um das Lesen dieser Arbeit zu erleichtern, wird bei geschlechtlich unterscheidbaren Begriffen die männliche bzw. neutrale Form benutzt. Selbstverständlich bezieht sich dies auch auf die weibliche Form, die als implizit vorhanden angesehen wird.
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Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollen Comedyformate im Fernsehen näher betrachtet werden. Deshalb ist es sinnvoll, die Bedeutung des Begriffes Comedy zu erläutern, da es unterschiedliche Definitionen gibt. Aus diesem Grund soll Comedy, wie sie in dieser Arbeit zu verstehen ist, nachfolgend beschrieben und eingegrenzt werden.
In gewisser Weise ist Comedy in Deutschland eine Erfindung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens (vgl. Röhl, 2000: 45), insb. des WDR. Die erste Sitcom im deutschen Fernsehen war nämlich „Ein Herz und eine Seele“, die auf der englischen Vorlage „Till Death us do part“ basiert und 1973 erstmalig vom WDR ausgestrahlt wurde.1Allerdings gelang der Durchbruch dieses Genres erst mit der verstärkten Ausstrahlung amerikanischer und englischer Comedyserien durch die privaten Fernsehveranstalter und Entertainer wie etwa Harald Schmidt (vgl. Doetz, 2000: 50). Deswegen ist in dieser Arbeit das Privatfernsehen Bezugspunkt hinsichtlich Comedy im Fernsehen, auch wenn hier und da auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen verwiesen wird.
Seit den frühen 90er Jahren des letzten Jahrhunderts ist Comedy fester Bestandteil der privaten Fernsehunterhaltung in Deutschland. Insofern kann Comedy zunächst als Unterhaltung im Fernsehen verstanden werden, die als Sendeform einen großen Anteil an der Programmstruktur der Fernsehsender hat. Bisweilen wurde sogar von einem„Comedy-Boom“gesprochen (vgl. Auswahl: Bleicher, 2003: 84; Gerhards/Klingler, 2003: 96; Lambernd, 1998: 57 u. 81f; Pätzold/Röper, 1999: 462; Schumacher/Hammer, 2000: 562).2Gerade deshalb ist es interessant, sich etwas genauer mit Comedy als Begrifflichkeit auseinander zu setzen.
1Vgl. http://www.kabel1.de/serienlexikon/ergebnis.php?action=exact&id=1585, Stand:
25.09.2004.
2Vgl. weiterhin: Felix, 2000: 184f; Hillenbach, 1996: 132ff; Lambernd, 2000: 35f; Prom-
mer u.a., 2003: 59; Schmidt, 2002: 196; Strasser/Graf, 2000: 7.
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Im Oxford Advanced Learners Dictionary of current english findet sich unter dem Begriff Comedy folgende Definition:„comedy [is a] light or amusing play or film, usu[ally] with happy ending“(ebd., 1989: 229). Damit ist bereits der Grundcharakter von Comedy beschrieben. Demnach handelt es sich um leichte Unterhaltung, die amüsiert, entweder in Form eines Theaterstücks oder als Film. Im Deutschen entspricht dies der Komödie oder Komik, die bereits vor der großen Comedywelle als Fernsehunterhaltung präsent war (vgl. Schneyder, 2003: 24; Schumacher/Hammer, 2000: 562; Sievert, 2004; Strasser/Graf, 2000: 7f).
Comedy ist in erster Linie Komik oder eben eine komödiantische Darstellung, die unter dem englischen Begriff in Deutschland als Abgrenzung zum Kabarett sowie den Komikern und Witzeerzählern der 1970er und 1980er Jahre benutzt wird (vgl. Sievert, 2004). Die modernen Komiker der Comedyszene werden deshalb auch Comedians genannt, was übersetzt das selbige bedeutet.
Davon ausgehend stellt sich natürlich die Frage, was letztendlich komisch ist und somit Comedy als Darbietung erklärt. Grundlegend gilt sicher, dass all das als komisch angesehen werden kann, was Menschen zum Lachen animiert. Dies ist auch das vornehmliche Ziel von Comedy bzw. Humorsendungen im Fernsehen, nämlich die Zuschauer unter Zuhilfenahme von humoristischen Aktivitäten zu unterhalten und zum Lachen zu bringen (vgl. Dreksler, 2004; Schmidt, 2002: 196; Theede, 2004). Wobei natürlich jeder Mensch unterschiedliche Präferenzen und Ansprüche an Humorkommunikation hat und somit nicht jeder über dieselben Dinge lachen kann.3Außerdem wird postuliert, dass eine Comedy-Darbietung glücklich endet (vgl. auch Charney, 1991: 79 u. 88ff; Neale/Krutnik, 1990: 11ff). Vorausgehende Ausführungen zeigen, dass es keine einheitliche Definition für Comedy gibt, da es bei der Frage, warum jemand über etwas lacht, um inhaltliche Belange geht, die niemals allgemeingültig sein können.
3Die Hintergründe, weshalb jemand Comedy im Fernsehen rezipiert und welcher Mensch
über welche Art von komischer Unterhaltung lacht, werden im zweiten Kapitel näher er-läutert.
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Dennoch ist es möglich, ein Grundgerüst herauszuarbeiten, das beschreibt, was Comedy als Unterhaltungsform im Fernsehen darstellt.
Auch wenn Comedy als Fernsehunterhaltung in ihrer Darstellung nicht unbedingt der Realität entspricht, da oftmals absurd, ist bei den unterschiedlichen Comedyformaten meist Alltag und Menschliches Gegenstand der komischen Unterhaltung (vgl. Broder, 1994: 15; Neale/Krutnik, 1990: 11f; Sievert, 2004). Dies ist ähnlich den Soap Operas, Daily Talks oder Reality-TV-Formaten, die in erster Linie den Alltag als mediales Ereignis zeigen (vgl. Gleich, 2001: 524; Schäfer, 2002: 176).„Comedy reflektiert das Alltagsgeschehen und stellt es in humoristischer Form dar, so daß sich die Rezipienten über vertraute Begebenheiten amüsieren können.“(Lambernd, 1998: 58).
Komik entsteht, wenn das Außergewöhnliche mit dem Alltäglichen in Verbindung gebracht wird. Es ist z.B. außergewöhnlich und absurd, eine homosexuelle Raumschiffbesatzung darzustellen. Es wird allerdings noch komischer, wenn genau diese Besatzung sich mit ganz alltäglichen Belangen befasst wie etwa Namenstag, Übergewicht oder Käsesahne.4Meist kommen aber ganz „normale“ Menschen in ungewöhnliche Situationen oder erleben komische Begebenheiten, die in der Realität relativ unwahrscheinlich sind und letzten Endes zum Lachen und Amüsieren anregen (vgl. Brown/Bryant, 1983: 145). Comedy ist demnach„ein humorvolles Abbild der Welt“(Sievert, 2004). Bei diesem Nachahmen der Realität geht es immer darum, möglichst schnell und zielgerichtet auf die komische Unterhaltung, das Lustige im Realen zu kommunizieren (vgl. Kalkofe, 2000: 213).
4Vgl. bullyparade, „Unser (T)Raumschiff“ ist eine Persiflage auf die US-Serie „Raumschiff
Enterprise“ und somit eine ironische Darstellung des täglichen Fernsehprogramms; die
„bullyparade“ ist eine Entwicklung und Produktion von Michael „Bully“ Herbig, Produzent,
Regisseur, Autor und Geschäftsführer der herbX Firmengruppe mit Sitz in München.
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Fernsehkritiker sowie Freunde des Kabaretts sehen dagegen in der Comedybewegung etwas anderes als nur die humorvolle Darstellung des Alltäglichen und der Realität. Nach ihrer Meinung handelt es sich bei Comedy lediglich um Schwachsinn,„sinnentleerte Blödeleien und Witze“(Bleicher, 2003: 82), die keinen ernsteren Inhalt transportieren (vgl. Bolz, 1997; Seeßlen, 1994) und einfach nur zum Lachen anregen sollen (vgl. Lambernd, 1998: 89f; Michel-Andino, 2000: 73). In erster Linie bediene sich Comedy an Tabubrüchen (vgl. Auswahl: Bleicher, 2003: 83; Hickethier, 2002: 97; Lambernd, 1998: 50ff)5und produziere unsinnigen Klamauk und Nonsens, wie er bereits in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts als Fernsehunterhaltung existent war, wie z.B. „Nonstop Nonsens“6, „Otto“7oder „Klimbim“8(vgl. Bolz, 1997; Lambernd, 1998: 89ff; Strasser/Graf, 2000: 7).