Die Sperren der Zeit - David Hunko - E-Book

Die Sperren der Zeit E-Book

David Hunko

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Beschreibung

Die Sperren der Zeit sind unergründlich – das Leben hält für jeden von uns Schwierigkeiten, Probleme und Hindernisse bereit, die überwunden werden wollen und am Ende den Weg aus der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft ebnen. Beschreiten Sie mit dem Autor diesen lyrischen Pfad und schenken Sie Ihren eigenen Gedanken Bedeutung, die beflügelt durch die Gedichte auf ihre eigene Reise gehen.

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David Hunko

Die Sperren der Zeit

Gedichte

AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG

FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK

Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit.Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.

©2022 FRANKFURTER LITERATURVERLAG

Ein Unternehmen der

FRANKFURTER VERLAGSGRUPPE GMBH

Mainstraße 143

D-63065 Offenbach

Tel. 069-40-894-0 ▪ Fax 069-40-894-194

E-Mail [email protected]

Medien- und Buchverlage

DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN

seit 1987

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de.

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Titelbild: Nathan Dumlao/Unsplash

ISBN 978-3-8372-2661-4

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose,

wie jeder Fluß der Nil ist,

auch der andere Fluß, die Zeit,

in ihrem Schwemmland Vergangenheit,

aus dem die Rose erblüht und die Mauern von Bam,

Jeanne d’Arc und ein neues Orleans,

in den fernen Sümpfen Kastiliens,

ohne Aragon, ohne Baskenland,

im Staub der zerfallenen Conquistadoren,

die alle in Christo kamen

und doch nicht kannten die Liebe Johannas,

die Rose im Sand ...

nach den Wassern des Nil.

Ich weiß, eine Rose wird ewig sein,

auch der Wein und die Lieder des Hafiz,

Schiraz, der Liebe Herzenspein

und der himmelsschimmernde Lapis.

Ich weiß, immer werden die Frauen fühlen

die Sehnsucht von toten Dichtern,

wie stets auch die Weiten des Sandes kühlen

die Herzen von lebenden Richtern.

Ich weiß, eine Frau wird der Richter sein,

die schickt mich in Wüsten hin,

und vor den Dichtern die Frage allein:

Warum ich denn traurig bin?

Auf der Straße, die uns nach Hause führt,

stehen die Sperren der Zeit,

es gibt keine Heimkehr, kein Vaterland,

wir bleiben in farblosen Schatten

und träumen das Land,

wo wir glücklich waren,

glücklich trotz aller Zäune,

die heute viel höher und dichter sind,

doch von jeglichen Träumen befreit,

fest gebaut um die Welt herum,

daß nicht einmal fliehen bleibt.

La fille du pape

merci a Bartolomeo da Venezia

Adieu mes amours und Lucrezia;

Wer mag sich deiner erinnern,

kein Papst trägt heut’ deinen Namen mehr,

was blieb, ist ein Bild,

ins Museum gehangen,

in die Stille erloschener Kraft,

nicht lächelnd, was niemanden wirklich berührt,

stattdessen die Brust die Augen verführt,

entblößt schon ein halbes Jahrtausend lang,

alt, wie das Lied von Josquin;

Das Lied kennen die Männer wohl kaum,

die heute im Anblick schmachten,

vielleicht hilft es dir, auch die Namen nicht,

derer, die dich verachten,

Bartolomeo schuf dich, vom Altern befreit,

Adieu, mon amour, bis bald ...

Die Schiffe aus Palos,

das Gold Montezumas,

Cortez, der Uxmal nie sah,

der Adler, die Schlange,

das Silberland,

Jorge und Che und Carlito;

Wußte Malinche, die Spanien gebar,

was kastilisch heißt ’infinito‘?

Auf Feldern der Nebel ist unfaßbar,

geschichtslos und vor jeder Zeit,

so seltsam, wie Glückliches unsagbar

und Trauriges sprachlos bleibt.

In seinen Schwaden, so sagte man,

naht das versprochene Sterben

und gestern sah ich im Glaube daran,

viel Tode zu Nebel werden;

Ich bin nicht das Sterben, was Zeit berührt,

Ich bin eine Ewigkeit,

nicht bin ich die Antwort, von Fragen verführt,

nur Leere, nur Dunkelheit.

Meine erste Erinnerung ist Belgien;

die Mauern von Kortrijk, die Toten Yperns

und Jan Breughel aus Brügge,

dessen Gesang jene Laute enthielt,

die kehlig und heiser nach welschem Blut begehrten

und Philipp dem Schönen,

Roi de France,

diese Ahnung bescherten,

die Flandern ist;

Vlaanderen aus Asche und Göttertod,

der Wolken, der Trauer, der Zärtlichkeit

und dieser Traurigkeit,

die immer ist,

in allem,

in den endlosen Weiden der Kühe,

in Himmeln,

schweren, tränenverhangenen, düsteren Himmeln,

unter deren Last sich die Ebene müht

das Meer zu begreifen;

deine unfaßbare, uralte Seele, die,

so tief und so kalt hoch im Norden versteckt,

sich nur träumen läßt hinter’m Regenflor –

c’est l’amour de la mer de la mort ...

Weißt du, mein Kind, noch heute bestimmt

wird sich das Weltenrad weiterdrehen

und alles nimmt fort der Wind,

von dem wir nur Staubwolken sehen.

Alles zerfällt, alles wird Staub,

die Bücher, die Häuser, die Frauen,

der Löwe, die Rosen, das Eichenlaub,

selbst die Himmel, die wunderbar blauen.

Kein König, kein Dichter entrinnt dem Zerfall,

dem Bröckeln der Wirklichkeiten,

auch ihr Wort löst auf sich im Widerhall

der gleichsam ersterbenden Zeiten.

Drum siehe, mein Kind, alles ist Wind,

was du siehst, hast du gerade verloren,

der Staub ist, was deine Augen sind,

die Welt bist du eben geboren.

Wenn der Himmel dröhnt

und die Erde stöhnt,

werden die Römer wiederkommen,

werden, die längst schon verronnen,

von den Toten noch einmal erstehen,

um zu sehen

Karthagos Elefanten, spanische, dicke Infanten,

die Heere der Griechen und Darius,

die Pyramiden der Schädel am großen Fluß,

die Lager, die Fahnen, die Knochen,

all das, was im Laufe zerbrochen,

und so sie denn dies auch alles gesehen,

werden beruhigt sie von dannen gehen,

wissend, das wär’noch der selbe Ort,

von dem sie einstmals gezogen,

nur die Vögel wär’n tiefer geflogen.

Selten nur kehren die Schwäne zurück,

selten die weißen Schwäne,

manchmal nur, wenn ein Augenblick

genügt, in dem ich mich sehne

nach Dir