Die stille Weite - Eva Maria Stohl - E-Book

Die stille Weite E-Book

Eva Maria Stohl

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Beschreibung

Alltagsstress, Hektik, Überforderungen und ständige Erreichbarkeit sind Geiseln unserer Zeit. Was aber passiert, wenn wir uns vornehmen aus diesem Karussell auszusteigen und bewusst, jeden Tag mehr und mehr lernen, wahrzunehmen was da ist. Ohne Ablenkungen. Ein Jahr lang täglich, in den Weiten des Weinviertels unterwegs, auf einer Reise zu sich selbst, hat Eva Maria Stohl, eine tiefere Verbundenheit zu sich herstellen und in die Zyklen des Lebens eintauchen lassen. Eva Maria Stohl ist Mental & Bewusstseinstrainerin und beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Trauma und Achtsamkeit.

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ÜBER DIE AUTORIN

Eva Maria Stohl ist 1983 in Wien geboren, lebt und arbeitet im wunderschönen Weinviertel, in Niederösterreich.

Zusammen mit ihrem Mann, ihren zwei Katern und Hund Oskar lebt sie in einem Häuschen im Grünen.

Neben dem landwirtschaftlichen Betrieb ihres Mannes gibt es einen großen „Selbstversorger-Garten”.

Eva Maria Stohl ist freischaffende Künstlerin und Autorin und arbeitet als Mentaltrainerin & Coach für Neurosystemische Integration und ganzheitlich-integrative Trauma-Arbeit.

Sie sagt über sich selbst, dass sie immer kreativ ist, egal wo, auch im Garten oder in der Küche. Eine ihrer größten Kraftquellen ist die Natur, egal ob draußen mitten in den Feldern ihrer stillen Weite oder in ihrem Garten. Sie mag es, sich von Impulsen leiten zu lassen. Seit Kindheit an ist sie hochsensitiv und hat ein Gespür für die Dinge und vor allem für Menschen. Sie findet in allem, was ihr begegnet, einen Sinn.

„Die Welt ist für mich ein so unglaublicher, schöner Ort, voller Wunder.

Das war nicht immer so. Ich glaube, dass wir die Welt zu einem friedlicheren Ort machen können, wenn wir in uns selbst Frieden schaffen.

Durch die Aufarbeitung und Integration unserer Traumata.”

Mehr Informationen unter: www.evamariastohl.at

Die „stille Weite“ ist meine Liebeserklärung an das Weinviertel.

Für all die wundervollen Impulse in und durch die Natur, die Menschen, denen ich in dieser Zeit begegnet bin, und meinen Mann, der mir den Raum und die Möglichkeit gegeben hat, über meine alten Erfahrungen hinauszuwachsen.

INHALT

VORWORT

EINLEITUNG

JAHRESZEITEN

DIE LANGSAMKEIT DES WINTERS

BEGINN

DAS GARTENJAHR

FEBRUAR IM SCHNEE

DIE ERSTEN SONNENSTRAHLEN

FREIHEIT UND DER BLICK IN DIE WEITE

FRÜHLING

MÄRZ

WURZELN

SCHWERKRAFT

DANKBARKEIT

EINSAMKEIT UND VERBUNDENHEIT

REGENTAGE

HERAUSFORDERUNGEN

DER BLICK IN DIE WEITE

GEMÜSE

CHAOS IM KOPF

MORGENSTUNDEN

TIEFPUNKTE

WILDBLUMEN

KLATSCHMOHN

ES GIBT IMMER AUCH WAS GUTES

NATURSCHAUSPIEL

VERLUSTE

JUNITAGE

VON DER INTUITION

GARTENLIEBE

VON SONNENBLUMEN, BIENEN UND VÖGELN

RAUS AUS DEN FEDERN

BILDER UND EMOTIONEN

VOM FLÜSTERN DES WINDES

WACHSTUM

GOLDENER SOMMER

HITZEWELLE

DÜRRE

PERSPEKTIVEN

FENSTER INS LEBEN

STERNENHIMMEL

IN NUR WENIGEN TAGEN

SICHTWEISEN

SEPTEMBER

MÜDIGKEIT

ERNTEZEIT

AUSSICHT

HERBSTREGEN

ENDE SEPTEMBER

KELLERGASSE

FUNKELNDER TANZ

NEBEL

HERBSTZEIT

KURZIMPULS

HERBSTSTÜRME

REHE IM NEBEL

WINTERFEST

NOVEMBER

GREIFVÖGEL IM WINTER

MITTEN IM NOVEMBER

STILLE

EISKRISTALLE

SCHNEE

WINTERHIMMEL

EIN ZYKLUS NEIGT SICH DEM ENDE ZU

DIE LUFT SCHMECKT NACH GLÜCK – SILVESTER

NACHWORT

VORWORT

Jeder Mensch braucht einen Ort, an dem er sich zu Hause fühlt. Damit meine ich nicht ein Haus oder eine Wohnung, sondern einen Ort, einen Platz auf der Erde, mit dem man sich verbunden fühlt. Manchmal für wenige Monate, Jahre, manchmal für immer.

Ich habe diesen Ort gefunden und ich nenne ihn meine „stille Weite“.

Natürlich gibt es so unglaublich viele schöne Orte auf dieser Welt und es geht auch nicht um besser, schöner oder schlechter, nein, es geht um einen Platz, an dem sich dein Herz wohlfühlt.

Einen Ort, an dem man wurzeln kann, es den richtigen Nährboden gibt. Sonne, Wasser und Dünger, man könnte sagen, einen Ort, an dem man wachsen und sich entwickeln kann.

Für mich hat es eine wichtige Bedeutung, weil ich nie wirklich wurzeln konnte. In meiner Familie gibt es Traumata (die seit Generationen weitergegeben werden), durch die es meinen Eltern nicht möglich war, mir ein Gefühl von Sicherheit und Verbundensein zu vermitteln. Viele Menschen tragen unbewusst Traumata in sich. Das bedeutet, dass viele Menschen das Gefühl von Co-Regulation nicht kennen, da sie sie als Kind nicht erhalten haben. Das lässt uns oft verschiedene Schutz- oder Kompensationsstrategien aufbauen. Viele Gefühle mussten unterdrückt, weggesperrt oder vermieden werden. In dieser Zeit, in der wir jetzt leben, können wir unserem alten Schmerz lernen zu begegnen und unser Bewusstsein verändern, indem wir beginnen Verantwortung für uns und unser Leben zu übernehmen und uns mit liebevoller Wertschätzung zu begegnen. Für mich ist wichtig geworden, mich sichtbar zu machen und zu zeigen, niemand ist mit seinen Gefühlen oder seinem Schmerz allein.

Drei Dinge sind dadurch für mich wichtig geworden.

Einen Ort finden, an dem ich wurzeln und mich entfalten kann.

Selbstregulation lernen und somit einen guten Zugang zu mir selbst und meinem Körper entstehen lassen.

Liebevolle Beziehungen zu Menschen aufbauen, von denen ich mich verstanden und wertgeschätzt fühle. Man sich gegenseitig unterstützt und respektiert. Somit korrigierende Erfahrungen machen kann, die es mir möglich machen, mich verbunden zu fühlen.

Ich weiß, dass in mir eine Kraft wohnt, die mich antreibt, im positiven Sinne. Diese heißt: Mut zur Neugier.

Ich habe mir immer die Neugier aufs Leben behalten, aber ich habe nie gelernt meine Stärken zu stärken, sondern an meinen Schwächen herumzudoktern.

Dabei stellt sich natürlich kein erfüllendes und zufriedenes Gefühl ein. Der Frust wächst, man versucht jeden Fehler zu korrigieren und wird immer perfektionistischer. Irgendwann ist man für andere überhaupt nicht mehr sichtbar. Man spürt sich ja kaum selbst noch. Was Nähe und Verbundenheit verhindert. Aber meine Neugier hat mich in eine traumasensible Ausbildung gebracht und ins Weinviertel, von da an habe ich begonnen mich wiederzufinden.

Ich möchte hier nicht meine ganze Geschichte erzählen. Nur so viel, dass es mir aufgrund meines Startes ins Leben nicht möglich war, mich sicher und geborgen zu fühlen. Ich habe es erlernen dürfen und ohne diese Weite und einen Anker an meiner Seite wäre es nicht möglich gewesen. Viel mehr möchte ich ermutigen wieder neugierig aufs Leben zu werden.

Auf uns – auf andere – auf die Natur und auf das Leben selbst.

Diese Welt ist ein so wundervoller Ort, er kann sicher, friedlich und freundlich sein, wenn wir beginnen in uns selbst einen solchen Ort zu gestalten.

Auf meinem Weg zu mir selbst haben mir meine Spaziergänge in der Natur, „Gartenarbeit“, Gemüseanbau, Mitarbeit im landwirtschaftlichen Betrieb meines Mannes und der Blick in die wunderschöne Weite des Weinviertels sehr geholfen. Es gab so viele Impulse, die ich mit der Zeit begonnen habe aufzuschreiben.

Inmitten eines Feldweges, umgeben von Weizen, Mais und Rüben, in der Stille und Weite bin ich mir selbst begegnet mit all den Emotionen, die ich vorher immer versucht habe wegzuarbeiten. Ich hoffe, dieses Büchlein ist eine Inspiration, um auf das eigene Tempo zu achten, sich Pausen zu erlauben, auf die eigenen Bedürfnisse zu lauschen, freundlich zu sein, zu sich selbst und zu anderen, und mit der Neugier eines Kindes die Welt nochmal zu entdecken, um selbst zu entscheiden: Wer möchte ich in dieser Welt sein?

EINLEITUNG

Ich habe dieses Buch innerhalb eines Jahreskreislaufes geschrieben. Im Laufe der Aufarbeitung meiner Traumata habe ich beschlossen, ein Jahr lang jeden Tag mit unserem Hund Oskar einen bewussten Spaziergang zu machen. Bis auf wenige Ausnahmen habe ich dieses Ziel für mich umgesetzt.

Während dieser Spaziergänge und der Auseinandersetzung mit meinen Themen hat mir die Natur die wundervollsten Impulse geschenkt, die ich begonnen habe, aufzuschreiben. Diese haben mir nicht nur geholfen, neue Sichtweisen zu finden, sondern auch, wieder einen natürlichen Zyklus in meinem Alltag zu finden. Wie oft habe ich nicht auf meine menschliche Natur gehört, sondern bin viel zu schnell unterwegs gewesen.

Dieses Buch darf auch einfach irgendwo mittendrin aufgeschlagen werden. Je nach Lust und Gefühl. Vielleicht auch, sich die Zeit für jeden einzelnen Impuls zu nehmen. Zu spüren und wahrzunehmen, was es mit einem macht.

Viel Freude und Inspiration beim Lesen,

In Verbundenheit Eva

Hinweis: Der Inhalt dieses Buches bezieht sich auf meine persönlichen Erfahrungen und entspricht auch diesen. Dieses Buch darf eine Inspirationsquelle sein, ersetzt aber keine möglicherweise notwendige Therapie oder einen Arztbesuch.

JAHRESZEITEN

Für mich ist es wunderschön, in einem Land leben zu dürfen, in dem es Jahreszeiten gibt.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter – ein so unglaublich schöner Kreislauf.

Bei meinem bewussten täglichen Spaziergang mit dem Hund beobachte ich, wie die Natur sich verändert. Kein Tag ist gleich. Dieser Prozess des Lebens, wie ich ihn nenne, ist tief mit unserer menschlichen Natur verbunden.

Ich glaube, dass wir Menschen diesen Kreislauf verlernt haben zu leben.

Mir kommt manchmal vor, dass wir jeden Tag gleich gestalten wollen und nicht mehr auf unsere inneren Impulse lauschen.

Wie leben wir unsere inneren Jahreszeiten? Leben wir den Winter überhaupt noch?

Wir sehnen uns nach einem Winter mit Schnee und Eiskristallen, aber bitte nur zu Weihnachten, denn sonst haben wir keine Zeit dafür. Oder im Sommer, wenn man hört, leider ziehen heute einige Wolkenfelder durch, aber morgen gibt es wieder strahlenden Sonnenschein. Brauchen wir keinen Regen mehr? Da werde ich oft richtig wütend.

Ich schreibe hier nicht über Umwelt und Klimaveränderungen, nein, ich möchte unsere inneren Veränderungen ansprechen und vielleicht einen kleinen Anstoß geben zu forschen, ob es noch genügend Platz gibt in unserem Leben für Jahreszeiten.

Ich bestaune dieses Wunder Frühling mit Ehrfurcht und Freude. Jede Kleinigkeit ist so aufregend. Die ersten Schneeglöckchen, die noch im Winter ihre Köpfchen durch die dicke Laubdecke strecken und die Vorboten des beginnenden Frühlings sind.

All die bunten Frühlingsblumen, das erste Summen einer Biene, die ersten warmen Sonnenstrahlen genießen oder die ersten Kräuter auf einem frischen Brot.

Die Vielfalt des Sommers, die langen Tage, wunderbare Sonnenuntergänge, die Felder, die voller Frucht stehen, ein wunderbares Gewitter, welches Abkühlung bringt, herrliche Früchte, deren Süße einen die Augen vor Genuss schließen lässt, oder das schattige Plätzchen unter einem Baum, welches zum Verweilen einlädt.

Ein dankbares Gefühl, wenn ich denke, im Herbst die Ernte des Jahres zu bestaunen, die sich färbenden Blätter, die jedes Mal aufs Neue mein Herz verzaubern mit diesen unglaublichen Farben, die leckeren Nüsse, die saftigen Äpfel, die gemütliche Stimmung, das Ausklingen der langen Sommertage, die Mystik eines nebligen Novembertages, ich liebe diese Tage.

Und natürlich der Zauber des Winters, die Kraft der Regeneration und Stille, die diese Zeit einläutet.

Die erfrischende Luft, die lebendig macht, das Knirschen des gefrorenen Bodens beim Spazierengehen, die leuchtend roten Hagebutten, die Freude, wenn es im Advent zu schneien beginnt und es in der Küche nach frischen Keksen duftet, Eiskristalle an den Fenstern, glitzernder Schnee, beleuchtete Häuser, ein Geschenk. Wenn Stille einkehren darf, nicht nur in der Natur, sondern auch in unseren Herzen.

Ich bin dankbar für jede Qualität dieser vier Zeiten.

DIE LANGSAMKEIT DES WINTERS

Es ist Anfang Jänner und ich habe das Gefühl, dass es keine Atempause gibt. Kaum sind die Weihnachtsfeiertage vorbei, wird in gewohnter Hast weitergemacht.

Schon warten Fitnessgeräte und Frühlingsblumen in den Geschäften. Während bei mir noch der Christbaum steht.

Ich blieb heute während meines Spaziergangs stehen und blickte genüsslich um mich. Da fiel mir bewusst auf, dass die Natur keine schnellen Wechsel kennt, die Tage werden langsam wieder heller. Nicht von heute auf morgen. Auch die Pflanzen schlafen noch tief und fest und erwachen langsam wieder. Mit jedem Tag kommt mehr Leben zurück in die Natur.

Gerade jetzt im Winter kann ich diese Langsamkeit noch mehr beobachten. Ich möchte mehr Zeit haben, um in das neue Jahr zu starten. Mich langsam regenerieren, um wieder in die Kraft zu kommen, mich auf den neuen Zyklus zu freuen. Wieder zu beginnen, neue Ziele oder Visionen zu kreieren. Ich möchte nicht gehetzt werden, mit schlechtem Gewissen umgarnt, mich gleich wieder mit voller Power irgendwo hineinstürzen müssen, um dann irgendwann abzustürzen. Ausgebrannt sein, bevor ich für etwas brennen konnte.

Jeden Tag gibt es ein wenig mehr vom Tag, jeden Tag ein wenig mehr Licht, mehr Grün. Genauso werde ich es auch machen. Meinen Rhythmus wieder langsam mehr in die Aktivität bringen. Natürlich weiß ich, dass nicht jeder von uns diese Möglichkeit hat, aber wie schnell oder wie hastig wir durchs Leben gehen, darauf haben nur wir selbst Einfluss.

Zwischen all den Jahres-, Monats- und Wochenplänen darf ich mir die Frage stellen: Was ist heute wichtig? Was ist heute für mich wirklich wichtig?

Wie möchte ich in diesen Tag starten, mit welcher Qualität?

Ich darf den natürlichen Rhythmus meiner eigenen Natur wiederfinden und leben lernen.

BEGINN

Auch wenn im Jänner noch der tiefste Winter über dem Land liegt, riecht die Luft schon frisch und manchmal nach dem Erwachen der Natur. Das Gefühl, wieder ein neues Jahr zu beginnen, lässt den Tag gleich in einem anderen Licht strahlen.

Der Boden ist noch tiefgefroren und jeder Schritt, den ich auf die harte, trockene Erde setze, ist mit einem leichten Knirschen verbunden. In manchen Furchen und Rillen lässt sich ein wenig vom letzten Schnee entdecken. Die Sonne steht bereit und ist bereits voller Strahlkraft. Ein herrlicher Wintertag liegt vor mir. Die frische, kalte Luft erfüllt meine Lungen und gibt mir so viel Kraft und Sauerstoff, dass ich mich vollständig lebendig fühle.

Der Jänner war nie einer meiner Lieblingsmonate, da ich den Zauber des Dezembers nur schwer loslassen kann. Mittlerweile genieße ich diesen Neustart, wobei ich sagen muss, dass für mich das Jahr erst mit dem Frühlingsbeginn so richtig startet.

Noch liegt für mich das Land in einer tiefen Ruhe und Regenerationsphase. Ich beginne erst so langsam wieder neue Ziele und Pläne für die kommenden Monate zu entwickeln.

Erst wieder einen Rhythmus finden, um sich mit diesem neuen Jahr zu verankern, sich überlegen, welche Qualität möchte ich diesem Jahr schenken und mit welcher Ausrichtung möchte ich ihm begegnen, mit diesen Gedanken lasse ich meinen Blick über die sanfte Hügellandschaft schweifen.