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Geheimnisse, Intrigen und ein Mord über den Hügeln von Florenz
Die charmante Cosy Crime-Reihe geht spannend weiter!
Als Adele von ihrer Freundin Elsa in ihren prächtigen Palazzo in die Toskana eingeladen wird, zögert sie keine Sekunde. Denn wann bekommt man schon die Chance im Haus einer echten Medici Nachfahrin zu verweilen? Und das auch noch kurz nachdem bei Bauarbeiten ein berühmtes Gemälde von Botticelli gefunden wurde, wodurch die Familie nun ins Rampenlicht vieler Kunstliebhaber und der High Society rückt. Doch dann verschwindet bei Elsas Geburtstagsfeier plötzlich ein angesehener Kunstkritiker. Wurde er entführt? Gar ermordet? Adeles Spürsinn ist sofort geweckt. Natürlich sind auch direkt Anna und Louis an ihrer Seite. Zu dritt gehen sie dem Geheimnis auf die Spur und verlieren sich selbst in den Fäden der Intrigen. Können sie das Rätsel lösen, bevor ein weiterer Mord geschieht?
Alle Bände der Ein Fall für Anna Pilgram-Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden
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Der Tote im Moor (ISBN: 9783986372996)
Erste Leser:innenstimmen
„Habe mich sehr über die Fortsetzung der Ein Fall für Anna Pilgram-Reihe gefreut und bin direkt in das Buch und die italienische Landschaft versunken.“
„Ein Cosy-Crime, der in der Nähe von Florenz spielt – die perfekte Lektüre für den nächsten Toskana-Urlaub!“
„Das unterhaltsame Ermittler:innen-Trio Anna, Adele und Louis ist mit einem neuen Fall zurück, der zum Miträtseln einlädt.“
„Spannender Schreibstil mit unberechenbaren Wendungen und amüsanten Charakteren.“
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Als Adele von ihrer Freundin Elsa in ihren prächtigen Palazzo in die Toskana eingeladen wird, zögert sie keine Sekunde. Denn wann bekommt man schon die Chance im Haus einer echten Medici Nachfahrin zu verweilen? Und das auch noch kurz nachdem bei Bauarbeiten ein berühmtes Gemälde von Botticelli gefunden wurde, wodurch die Familie nun ins Rampenlicht vieler Kunstliebhaber und der High Society rückt. Doch dann verschwindet bei Elsas Geburtstagsfeier plötzlich ein angesehener Kunstkritiker. Wurde er entführt? Gar ermordet? Adeles Spürsinn ist sofort geweckt. Natürlich sind auch direkt Anna und Louis an ihrer Seite. Zu dritt gehen sie dem Geheimnis auf die Spur und verlieren sich selbst in den Fäden der Intrigen. Können sie das Rätsel lösen, bevor ein weiterer Mord geschieht?
Alle Bände der Ein Fall für Anna Pilgram-Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden
Erstausgabe März 2023
Copyright © 2024 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-98778-119-3 Hörbuch-ISBN: 978-3-98778-124-7 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98778-140-7
Covergestaltung: ArtC.ore-Design / Wildly & Slow Photography unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com: © RnDmS, © StevanZZ, © Fabiano's_Photo, © Iamkao99 Lektorat: Astrid Pfister
E-Book-Version 21.08.2024, 16:34:44.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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Geheimnisse, Intrigen und ein Mord über den Hügeln von Florenz Die charmante Cosy Crime-Reihe geht spannend weiter!
Der Septembermorgen war äußerst hochsommerlich, und die Piazza della Signoria füllte sich langsam mit Touristen. Louis und ich saßen in einem der kleinen Cafés, schlürften unsere vollkommen überteuerten, aber dennoch köstlichen Espressi und genossen den Blick auf all die Sehenswürdigkeiten, die hier geradezu miteinander wetteiferten. Der Palazzo Vecchio mit seinem imposanten Turm, die Loggia dei Lanzi, eine Art Freiluftmuseum voller beeindruckender Marmorstatuen, der Neptunbrunnen und zahlreiche traumhaft schöne Palazzi, deren Namen ich schon wieder vergessen hatte. Ich wurde mit Ende zwanzig anscheinend schon langsam senil.
Louis zog sein Mobiltelefon aus der Tasche, tippte aufs Display und schaute nach der Uhrzeit. „Gleich neun Uhr dreißig”, verkündete er mir.
Einen Moment lang sah ich ihn verständnislos an, und machte mir jetzt wirklich Sorgen, dass mein Gehirn anscheinend das reinste Nudelsieb war, doch dann verstand ich, was er mir damit sagen wollte. „Unser Videotelefonat mit Adele!”
„Ganz genau”, erwiderte Louis mit seinem spitzbübischen Lächeln, das ihn stets wie einen Fünfzehnjährigen aussehen ließ. In Wahrheit war er sogar ein paar Jahre älter als ich, doch das männliche Aussehen ließ noch auf sich warten. Schuld daran waren vermutlich seine Stupsnase, seine großen grauen Augen, die immer irgendwie unschuldig dreinblickten, und sein goldblondes Haar, das oft so verwuschelt war, als wäre er eben erst aus dem Bett gekrochen. Und natürlich das schelmische Grinsen, das er so häufig im Gesicht trug. Louis hatte eben ein sonniges Gemüt.
„Ich bin gespannt, was Adele uns heute wieder zu erzählen hat”, sagte er. „Bei ihren Berichten kommt man sich vor wie in einer Seifenoper, findest du nicht? Sie wäre die perfekte Klatschreporterin!”
„Auf jeden Fall”, pflichtete ich ihm bei.
Adele Ottenfels, Louis Neuhoff und ich, hatten einen Reiseclub gegründet. Das war vor zwei Monaten im englischen Dartmoor gewesen, wo wir gemeinsam einen Mordfall aufgeklärt hatten.
Also vielleicht ist Reiseclub die falsche Bezeichnung … aber dazu komme ich noch.
Mein Name ist übrigens Anna Pilgram, falls ich das noch nicht erwähnt habe – am Ende werden Sie mich noch für eine dieser unzuverlässigen Erzählerinnen halten, die derzeit so überhandnehmen. Frauen mit psychischen Problemen, Wahnvorstellungen, einem Alkoholproblem von epischen Ausmaßen …
Ich gehöre in keine dieser Kategorien, das versichere ich Ihnen!
Aber wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei unserem Club.
Adele, Louis und ich haben uns den Namen Mauerblümchen gegeben, weil wir alle drei in der Liebe … nun ja, so unsere Schwierigkeiten hatten. Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass besagter Trip, auf dem wir uns kennengelernt hatten, eine als Krimitour getarnte Singlereise gewesen war – auf der ich ausschließlich wegen meiner hinterhältigen Schwester Veronika gelandet war.
Louis war von seiner Mutter zu dieser Reise genötigt worden, da diese sich eine Schwiegertochter und ein paar hübsche Enkelkinder wünschte, und Adele … die hatte immerhin aus freien Stücken an der Turtel-Tour teilgenommen. Sie ging schon auf die siebzig zu, war Witwe, und hätte gern einen netten Mann kennengelernt, um mit ihm gemeinsam den Herbst des Lebens zu genießen, wie man so schön sagt.
Adele war das, was man eine Grande Dame nennt. Gebildet, kultiviert, immer perfekt gestylt und in der High Society zu Hause. Dabei war sie aber gleichzeitig auch sehr bodenständig geblieben. Keine Spur von Überheblichkeit, und ihr Humor war ausgesprochen schwarz.
Louis hatte mit Frau und Kindern nichts am Hut, denn er war mit Anfang dreißig noch auf der Suche nach seiner sexuellen Identität. Heterosexuell, homosexuell oder vielleicht doch asexuell? Wir wussten es nicht, und er ebenso wenig.
Er kleidete sich gern exzentrisch – milde ausgedrückt – von Goth bis Rock Star, von Rapper-Look bis Amadeus. Alles, nur nicht gewöhnlich. Leder, Lack, Samt, manchmal tiefschwarz, manchmal grellbunter Paradiesvogel.
Und was nun mich und meine romantischen Neigungen betrifft, falls Sie das unbedingt wissen möchten: Ich bin Single und das aus Leidenschaft. Männer können mir gestohlen bleiben. Freunde, wie ich sie in Louis und Adele gefunden habe, sind viel besser. Mein Modegeschmack lässt sich in wenigen Worten beschreiben: Ich bin Team Jeans und T-Shirt. So gut wie immer.
Adele war aktuell in einem traumhaft schönen Renaissance-Palast in den Hügeln von Florenz zu Gast, den eine alte Freundin von ihr sich als Sommerresidenz eingerichtet hatte, und erstattete uns laufend Bericht von ihren Erlebnissen in diesem Märchenschloss.
Adele war keine technophobe alte Frau, die moderne Kommunikationstechnologien scheute. Ganz im Gegenteil, sie hielt via Chatnachrichten und mittels Videotelefonie den Kontakt mit uns, um uns live aus dem herrlichen Palazzo zu berichten. Dabei wusste sie auch die zahllosen Gäste zu kommentieren, die sich nach einem Who-is-Who des europäischen Geldadels anhörten. Kunstkenner, Blaublüter, Industriemagnaten, Filmsternchen und andere Promis – Adele kannte sie fast alle und ließ sich gern über sie aus.
In der Zwischenzeit besichtigten Louis und ich als eifrige Touristen Florenz. Wir hatten – neben zahllosen kleineren Attraktionen – schon die Uffizien hinter uns und den Duomo, und ich hatte noch niemals zuvor in derart langen Menschenschlangen angestanden. Natürlich hätte ich mich niemals darüber beschwert, schließlich will man sich ja nicht als Kunstbanausin outen, nicht wahr?
In ein paar Tagen wollten wir uns mit Adele treffen und eine Tour durch die Toskana und Umbrien unternehmen. Abseits der ausgetretenen Touristenpfade natürlich, denn Louis war Reiseblogger, der seinen Followern gern Geheimtipps servierte. Was in der Toskana meiner Meinung nach eine Herausforderung war. Jedes Dorf mit hundert Seelen war hier eine Touristenattraktion, die von Menschen aus allen Teilen der Welt belagert wurde.
Adele, die sehr vermögend war, hatte die Idee für diese gemeinsame Reise gehabt und sie auch gleich zur Gänze finanziert, bevor Louis oder ich hatten Protest einlegen können. Das war unglaublich großzügig von ihr, und ich war fest entschlossen, die Mauerblümchen-Tour in vollen Zügen zu genießen.
In diesem Augenblick gab Louis’ Mobiltelefon einen leisen, melodiösen Ton von sich. Er tippte aufs Display, und im nächsten Moment füllten bereits Adeles Gesicht und ihr kurzer blonder Haarschopf das Bild. Sie begrüßte uns herzlich, wie es ihre Art war, doch irgendetwas stimmte nicht mit ihr, das war mir sofort klar.
In den Tagen zuvor hatte sie gelächelt und gestrahlt wie eine 100-Watt-Glühbirne und hatte immer sogleich wild drauflosgeredet, und uns von ihren neuesten Erlebnissen berichtet. Ich hatte das Gefühl, bereits jeden Gast des Palazzos, und die gesamte Familie Grunwald zu kennen, auch wenn das bestimmt nicht der Fall war. Zuzüglich einer ganzen Menge jener illustren Gäste, die derzeit im Haus weilten oder an den Abenden zu den festlichen Dinnerpartys erschienen.
Elsa Grunwald, Adeles Freundin und Hausherrin des Palazzos, beging dieser Tage nämlich ihren siebzigsten Geburtstag – mit einem rauschenden Fest, das sich über fast eine ganze Woche erstreckte.
Bis jetzt war Adele also in bester Feierlaune gewesen, heute jedoch lag ihre Stirn in tiefen Falten, und bevor sie zu sprechen begann, blickte sie sich wie eine Verschwörerin nervös um. Zuerst links über ihre Schulter, dann rechts, wohl um sicherzugehen, dass sie nicht belauscht wurde.
„Alessandro Pagano ist verschwunden”, flüsterte sie mit todernster Miene. „Heute Nacht. Er wurde ermordet, vermute ich.”
Louis starrte auf den Handybildschirm.
„Woahh!”, entfuhr es ihm. „Nicht so schnell! Was sagst du da? Ist das dein Ernst?”
Er warf mir einen unauffälligen, fragenden Seitenblick zu, und ich wusste genau, was er damit sagen wollte.
Unsere liebe Adele besaß nämlich eine überbordende und ausgesprochen morbide Fantasie. Sie liebte es, sich Gedanken über wildfremde Menschen zu machen, sich Geschichten über sie auszudenken – und im Zweifelsfall gleich das Schlimmste anzunehmen.
Was nicht hieß, dass sie damit nicht gelegentlich richtig lag. Bei der Reise ins englische Dartmoor, bei der wir drei uns kennengelernt hatten, waren wir in einem Krimihotel gewesen, dort aber unvermittelt in einen echten Mordfall hineingestolpert, den wir dann mit vereinten Kräften gelöst hatten. Ich konnte es immer noch nicht glauben.
Jetzt wollte Adele uns weismachen, dass erneut ein Mord in ihrem Umfeld geschehen war? Ausgerechnet im Palazzo ihrer Freundin?
„Ich bin mir ganz sicher”, flüsterte sie aufgeregt weiter. „Das ist ein Fall für die Mörderblümchen, sage ich euch. Ihr müsst sofort hierherkommen. Ich habe auch schon eine Idee, wie ich euch einschleusen werde.”
Mauerblümchen … Mörderblümchen. Wir waren nicht bloß Singles, sondern anscheinend auch irgendwie dazu bestimmt, Verbrechen magisch anzuziehen, sobald wir zusammenkamen. Ich hatte, ehrlich gesagt, nicht damit gerechnet, je wieder in einen Mordfall verwickelt zu werden. So etwas geschah im wahren Leben einfach nicht, nur in jenen Krimis, die wir alle drei so gern lasen. Sollte ich mich geirrt haben?
Unmöglich, sagte ich mir. Adele musste sich da in etwas hineingesteigert haben.
„Was ist denn überhaupt passiert?”, fragte ich sie. „Wer war dieser Alessandro Pagano?”
Bestimmt hatte sie uns in den letzten Tagen schon von dem Mann erzählt. Denn der Name kam mir irgendwie vertraut vor, doch ich konnte mir die Details zu seiner Person einfach nicht mehr ins Gedächtnis rufen. Adele hatte zu viele Leute unter die Lupe genommen, um uns dann alles über sie zu erzählen, ob wir es nun wissen wollten oder nicht. Oder es war – Sie wissen schon – meine beginnende Demenz. Aber jetzt höre ich mit diesem Thema auf, versprochen! Sonst glaube ich am Ende noch selbst daran.
„Der Kunstexperte”, wisperte sie aufgeregt. „Der das Gutachten für das Botticelli Gemälde erstellt hat. Ein sehr angesehener Mann, auch weit über die Grenzen Italiens hinaus.”
Mit dieser Erklärung kehrte meine Erinnerung zurück. Seit Tagen schwärmte Adele uns schon von dem Gemälde vor und hatte uns auch bereits mehrere Schnappschüsse davon geschickt.
Es war eine Sensation in der Kunstwelt gewesen. Vor einigen Wochen hatte man bei Bauarbeiten in Elsa Grunwalds toskanischem Palazzo eine Wandmalerei entdeckt. Eine Anbetung der Heiligen Drei Könige. Das Fresko war zwar prächtig, aber in schlechtem Zustand gewesen, also hatte Elsas Tochter Caterina einen Restaurator angeheuert. Der wiederum hatte den Verdacht geäußert, dass es sich bei dem Werk um eine Arbeit des berühmten Sandro Botticelli handeln könnte.
Der Palazzo, den Elsa Grunwald gekauft hatte, war einst von einem Mitglied einer Nebenlinie der Medici erbaut worden. Anscheinend hatten selbst diese entfernteren Verwandten über immense Vermögenswerte verfügt, und Botticelli hatte im 15. Jahrhundert mehr als nur eine Auftragsarbeit für die Familie angefertigt. Dass eine Malerei von ihm in dem Palazzo aufgetaucht war, kam also nicht vollkommen überraschend, und auch das Sujet des Freskos – die Heiligen Drei Könige – hatte Botticelli mehr als nur einmal auf die Leinwand gebannt.
Alessandro Pagano, der Kunstexperte von Florenz, war mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt worden – und kurz darauf war die Sensation perfekt gewesen. Er hatte bestätigt, dass es sich bei der Anbetung der Heiligen Drei Könige tatsächlich um ein Werk von Botticelli handelte und hatte Elsa damit zur stolzesten Kunstbesitzerin in ganz Europa gemacht.
Der Wert eines solchen Bildes ging natürlich ins Unermessliche. Botticelli hatte so weltberühmte Bilder wie den Frühling oder die Geburt der Venus gemalt, doch er hatte nicht am Fließband, beziehungsweise mithilfe einer riesigen Werkstatt voller Assistenten produziert, wie beispielsweise Rubens es getan hatte.
Sprich: es gab nur eine überschaubare Anzahl von Meisterwerken, die ihm zugeschrieben wurden, und die Mehrzahl davon war im Besitz von Museen.
Außerdem musste ich als eingefleischter Dan Brown Fan bei dem Namen Botticelli natürlich sofort an das berühmte Inferno denken, das der Künstler illustriert hatte und das in dem gleichnamigen Thriller von Dan Brown eine entscheidende Rolle spielte.
Dass jemand bei sich zu Hause im Wohnzimmer mit einem Botticelli prahlen konnte … das hatte die Welt der Kunstsammler in Ekstase versetzt. Adele hatte uns ausgiebig darüber berichtet.
Und jetzt sollte ausgerechnet dieser Kunstexperte verschwunden sein? Entführt … oder ermordet gar, wenn es nach Adele ging?
„Er war so ein netter junger Mann”, sagte Adele jetzt, fuhr sich durchs Haar und brachte es damit in Unordnung.
Als Louis auf diese Aussage hin zu grinsen begann, fügte sie rasch hinzu: „Nein, nicht, was du schon wieder denkst! Nichts Amouröses. Er war einfach nur ein netter junger Mann, und wirklich sehr gut auf seinem Fachgebiet. Ich habe in den wenigen kurzen Gesprächen mit ihm unglaublich viel über die Kunst des – ach, das spielt doch jetzt keine Rolle mehr.”
Sie strich sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr und verzog das Gesicht.
„Gestern Abend saß ich beim Dinner wieder neben Alessandro”, fuhr sie fort, „und … nun, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll … er sah irgendwie verstört aus, versteht ihr? Vollkommen durch den Wind. Ich meine, er ist – er war, muss ich wohl sagen – ein eher ernster junger Mann, nicht zu Späßen aufgelegt, aber gestern Abend, das war mehr als bloß schlechte Laune! Ich habe ihn gefragt, ob ihn etwas bedrücke, und ob ich ihm irgendwie helfen könne. Wisst ihr, was er da gesagt hat?”
„Was denn?”, fragte Louis prompt.
„Er sagte: Adele, Sie haben mir doch neulich erzählt, dass Sie schon einmal ein Verbrechen aufgeklärt haben, gemeinsam mit Ihren Freunden.”
Ein entschuldigendes Lächeln huschte über ihr faltiges Gesicht. „Ich habe ihm von unserer Dartmoor-Reise erzählt, wisst ihr. Aber wirklich nur ganz kurz. Ich wollte nicht mit unseren detektivischen Leistungen prahlen.”
„Natürlich nicht”, sagte Louis, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt.
Adele nickte und sprach rasch weiter. „Plötzlich sagte Alessandro zu mir: Ich bin vielleicht Zeuge eines abscheulichen Kapitalverbrechens geworden, und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll.”
„Ein abscheuliches Kapitalverbrechen?”, warf ich neugierig ein. „Sprach er von Mord?”
Adeles runzelte erneut die Stirn. „Was denn sonst? Details habe ich leider keine aus ihm herausbekommen, obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben und ihn ganz schön mit Fragen gelöchert habe. Ihr wisst ja, ich kann recht, ähm, beharrlich sein.”
Oh ja, das konnte sie. Sie führte mitunter Verhöre wie ein Großinquisitor, und man hatte dabei trotzdem immer den Eindruck, bloß eine nette Plauderei mit einer älteren Lady zu führen. Dass dieser Alessandro Pagano ihr widerstanden hatte, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
„Er kippte bloß ein paar Gläser Wein hinunter, wollte mir aber partout nicht mehr über diesen Mord erzählen, den er angeblich bezeugt hatte.”
„Was immer bezeugt genau heißen mag”, warf Louis ein. „Mitangesehen? Belauscht?”
„Keine Ahnung”, sagte Adele.
Louis warf mir einen kurzen Blick zu, dann wandte er sich wieder an Adele auf dem Bildschirm. „Aber du hast natürlich nicht aufgegeben und diesen Alessandro, ähm, ein wenig in die Mangel genommen, nehme ich an. Ganz behutsam natürlich.”
„Selbstverständlich! Sehr behutsam. Ich habe ihn wie ein rohes Ei behandelt. Aber schließlich brachte ich ihn so weit, dass er sich mit mir unter vier Augen treffen wollte. Nach dem Dinner, im Botticelli Salon. Dieser wurde nach dem Bild neu benannt, als man es dort hinter dem alten Wandverputz entdeckt hatte. Um 23.00 Uhr. Denn um diese Zeit wären wir ungestört, meinte er.”
„Er tauchte dann aber nicht auf, stimmt’s?”, mutmaßte ich.
„Ganz genau. Ich wartete und wartete. Dann dachte ich mir, dass er es sich wahrscheinlich anders überlegt hatte, und dass er doch nicht mit mir reden wollte über dieses Verbrechen, das er erwähnt hatte.”
„Vielleicht war er sich nicht sicher, ob wirklich ein Verbrechen geschehen war”, warf Louis ein.
„Nicht auszuschließen”, erwiderte Adele.
Doch in ihren warmen braunen Augen, die jetzt zu dunklen Schlitzen verengt waren, konnte ich erkennen, dass sie keine Sekunde an diese Möglichkeit glaubte. Wie gesagt, meine Freundin hatte eine ausgeprägte Fantasie, wenn es um Verbrechen aller Art ging, insbesondere um Mord.
„Ich ging also auf sein Zimmer”, fuhr Adele fort. „Elsa hat ihn diese Woche, für ihre großen Geburtstagsfestlichkeiten, im Palazzo einquartiert, wisst ihr. Jeder Gast, der das Gemälde bewundern will, sollte auch die Möglichkeit haben, mit einem erstrangigen Kunstexperten darüber philosophieren zu können. Deswegen wollte sie Alessandro im Haus haben. Wie auch immer, er war jedenfalls nicht auf seinem Zimmer. Seine Tür war nicht versperrt, deshalb habe ich einen kleinen Blick hineingewagt. Sein Gepäck war noch da, alles sah unberührt aus. In einem Palazzo gibt es bestimmt keine Gäste, die etwas mitgehen lassen, versteht ihr. Also schließt auch niemand sein Zimmer ab.”
Sie machte eine kurze Pause, in der sie erneut misstrauisch nach rechts und links über ihre Schulter blickte, dann fuhr sie fort: „Ich habe nach Alessandro gesucht, ihn aber auch sonst nirgendwo im ganzen Palazzo oder im Garten gefunden. Nirgendwo, versteht ihr? Er war wie vom Erdboden verschluckt.”
„Wirklich seltsam”, murmelte Louis.
„Das ist aber noch nicht alles”, sagte Adele. „Heute Morgen sagte man mir, dass Alessandro gestern Abend abgereist sei. Ich fragte nach, um wie viel Uhr. Oh, spät, ich weiß es nicht mehr genau, sagte mir Elsa. Anscheinend hat er sich nicht einmal bei ihr verabschiedet, aber sein Zimmer war heute Morgen tatsächlich leer … alles verschwunden. Aber das passt doch vorne und hinten nicht, was meint ihr? Gestern Abend beim Essen hat er kein Wort davon erwähnt, dass er abreisen wollte, und sein Gepäck war nach elf Uhr nachts, als ich nach ihm gesucht habe, noch in seinem Zimmer. Nein, da muss es ja eigentlich sogar schon fast Mitternacht gewesen sein. Ich habe nämlich ewig lang bei unserem Treffpunkt auf ihn gewartet und bin erst danach zu seinem Zimmer gegangen. Wie auch immer …” Sie holte tief Luft und näherte sich ihrer Handykamera, bis ihr Gesicht fast den ganzen Bildschirm ausfüllte.
„Bestimmt ist dem armen Mann etwas zugestoßen, Freunde! Er wurde mundtot gemacht, wegen dieses Verbrechens, von dem er mir leider nicht mehr erzählen konnte. Ich habe heute Morgen im Internet schon die Telefonnummer seines Büros herausgesucht. Ich habe angerufen und seine Sekretärin erreicht, aber die wusste nichts davon, dass er früher zurückkommen wollte. Er sei bis Dienstag im Palazzo von Signora Grunwald zugegen, sagte die Dame mir am Telefon. Ein sehr steifes junges Fräulein. Immerhin konnte ich sie überzeugen, mir seine Mobilnummer zu geben, aber das Handy war ausgeschaltet. Der Mann ist tot, das sage ich euch! Und wir müssen seinen Mörder finden.”
„Aber auf welchen Mord hat er sich mit seinen Andeutungen bezogen?”, fragte ich. „Fehlt denn außer ihm noch jemand von den Bewohnern oder den Gästen des Palazzos?”
„Die Bewohner sind noch alle vollzählig vorhanden”, sagte Adele. „Gäste sind im Moment einfach zu viele dort, als dass ich den Überblick hätte, wer vielleicht fehlen könnte. Die meisten von ihnen wohnen ja nicht hier im Haus. Sie kommen, um sich den Botticelli anzusehen, bleiben zum Nachmittagskaffee oder zum Abendessen und verschwinden dann wieder. Wenn einer von denen abgemurkst wurde, wäre es mir womöglich gar nicht aufgefallen, fürchte ich. Wir müssen die Sache unbedingt in die Hand nehmen … Untersuchungen anstellen, Spuren finden und hartnäckig schnüffeln, ihr wisst schon. Das ist ein Fall für die Mörderblümchen.”
„Sollten wir nicht …”, begann Louis, doch er hatte keine Chance, einen Einwand vorzubringen.
Denn Adele redete, ohne Atem zu schöpfen, weiter: „Ich habe schon den perfekten Vorwand gefunden, unter dem ich euch in den Palazzo einschleusen kann. Wenn ihr jetzt in eurem Hotel auscheckt, könntet ihr in einer knappen Stunde hier sein, nicht wahr?”
Louis und ich versuchten erst gar nicht, Adele zu widersprechen. Erstens war das aussichtslos, wenn sich die alte Dame einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, und Zweitens waren wir wohl beide … nun ja, sagen wir mal, zumindest ein bisschen neugierig geworden.
Schließlich waren wir ja alle Krimi-Fans, das war eine der Gemeinsamkeiten, die uns verband – und wann erhielt man schon die Gelegenheit, in einem Renaissance Palast aus dem 15. Jahrhundert, in dem kein Geringerer als Sandro Botticelli die Wände verziert hatte, ein bisschen Miss Marple zu spielen? Oder Hercule Poirot, was Louis anging.
Als unser Taxi auf dem Parkplatz des Palazzos vorfuhr, herrschte dort gerade hektische Aktivität. Luxusschlitten kamen an und fuhren ab, Menschen in Kleidern, für die ich wohl ein Jahresgehalt hätte hinblättern müssen, stiegen aus und ein, und traten durch die große Tür des historischen Gebäudes.
Der Palazzo saß auf einem jener sanften Hügel, für die die Toskana weltberühmt ist, inmitten eines Parks, der sich über einige Terrassen in die Tiefe erstreckte, und schon hier auf dem Vorplatz hatte man einen atemberaubenden Blick über Florenz.
Mit dem nötigen Kleingeld konnte man wirklich so gut wie alles im Leben kaufen. Jedenfalls ein einzigartiges Heim.
Wir wurden von einem Butler in Empfang genommen, der wie ein Italiener aussah und auch mit einem südländischen Akzent sprach, doch er begrüßte uns in fast fehlerfreiem Deutsch. Die Grunwalds legten anscheinend Wert darauf, auch in ihrem Ferienhaus von deutschsprachigen Angestellten umgeben zu sein.
Ferienhaus …
Wenn dieser Palazzo der Zweitwohnsitz der Grunwalds war, wie mochte dann wohl erst das Stammhaus der Familie aussehen? Adele hatte erwähnt, dass Elsa und ihr schon verstorbener Ehemann ursprünglich in München zu Hause waren.
Ich versuchte, mir vorzustellen, welche Art von Villa Elsa und ihre Kinder dort bewohnen mochten, doch dabei hatte ich meine Schwierigkeiten. Es musste schon ein Schloss sein, um diesem Palazzo hier Konkurrenz machen zu können.
Der Butler fragte nach unseren Namen, dann nickte er, als habe er bereits den ganzen Tag ausschließlich auf uns gewartet.
„Signora Pilgram und Signor Neuhoff, ich werde Sie auf Ihr Zimmer geleiten”, sagte er mit einer höflichen Verbeugung. „Wenn Sie mir bitte folgen würden.”
Louis, ganz der Gentleman, wollte sich unsere beiden Koffer schnappen, doch der Butler ging mit einem entschiedenen Stirnrunzeln dazwischen. „Nicht doch, Signore, das wird Giacomo für Sie erledigen. Bitte hier entlang.”
Als wir dem Mann in das kühle und dunkle Innere des alten Palastes folgten, hatte ich den Eindruck, an seinem Hinterkopf seine Gedanken ablesen zu können: Was für Barbaren, die ihr Gepäck selbst tragen wollen …
Er führte uns eine riesige Freitreppe hinauf bis in den dritten Stock. Wir folgten ihm durch Korridore voller wertvoller Kunstwerke, bewunderten im Vorbeigehen Bronze- und Marmorstatuen, und Ölgemälde an den Wänden, die auch in einem Museum hätten hängen können, bis er schließlich vor einer großen nussbraunen Tür anhielt.
„Bitte sehr, Signori, Ihre Gästesuite.” Er mochte Italiener sein, doch er beherrschte die näselnde Aussprache und das steife, hyperkorrekte Gebaren des perfekten Butlers ebenso gut wie die besten britischen Vertreter dieses Berufsstandes.
Er drückte die Klinke hinunter und machte eine einladende Geste mit seinen Händen, die natürlich in weißen Handschuhen steckten. „Treten Sie bitte ein. Giacomo wird in Kürze Ihr Gepäck bringen. Wenn Sie Wünsche oder Fragen haben, wählen Sie einfach die Null auf Ihrem Haustelefon. Meine Kollegen und ich stehen Ihnen jederzeit zur Verfügung.”
Wie in einem Luxushotel, ging es mir durch den Kopf. Anscheinend liebten es die Grunwalds, zahlreiche Gäste in ihrem beeindruckenden Heim willkommen zu heißen und hielten daher alle Annehmlichkeiten bereit, die man sich nur wünschen konnte.
Bevor ich fragen konnte, wer von uns beiden – Louis oder ich – nun diese Suite bewohnen würde, und wo sich die zweite befand, wandte sich der Butler auch schon wieder zum Gehen. Geschmeidig wie eine Katze huschte er aus dem Zimmer.
Louis und ich blieben zu zweit inmitten des riesigen Gemachs zurück.
Rechterhand befand sich ein King Size Himmelbett, linkerhand ein großer Schrank, der locker ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel hatte. Dazu kam noch ein Schminktischchen, ein samtbezogenes Sofa, auf dem eine ganze Familie mitsamt ihren Haustieren Platz gefunden hätte und ein antiker Schreibtisch, der aussah, als habe schon Casanova hier seine Memoiren verfasst.
Wobei … hatte der nicht drei Jahrhunderte nach den Medici gelebt? Meine Geschichtskenntnisse bedurften dringend einer Auffrischung.
„Sieht ganz so aus, als wären wir hier gemeinsam untergebracht”, sprach Louis meine Gedanken aus.
„Adele”, murmelte ich, „was hat sie nur wieder ausgeheckt? Sie glaubt doch hoffentlich nicht, dass sie uns auf so plumpe Weise verkuppeln kann, oder?”
Louis grinste. „Ich würde sagen, sie schuldet uns eine Erklärung.”
Er schaltete sein Mobiltelefon ein und rief sie kurzerhand an.
Adele nahm den Anruf schon beim ersten Klingeln entgegen, und Louis schaltete das Gespräch auf Lautsprecher.
„Hallo, meine Lieben, seid ihr schon angekommen?”, flötete sie mit Samtstimme. „Wunderbar. Wo ist denn euer Zimmer? Welches Stockwerk?”
Euer Zimmer. Sie wusste also davon, dass wir eines teilen sollten. Oder besser gesagt: Sie steckte bestimmt selbst hinter diesem Arrangement.
Dabei wusste Adele doch ganz genau, dass ich glücklicher Single war, und dass Louis eher nicht dem weiblichen Geschlecht zugetan war, auch wenn er diesbezüglich noch in der Experimentalphase steckte, wie er es auszudrücken pflegte.
Weder er noch ich legten am Telefon Protest ein, aber sobald Adele zu uns stoßen würde, schuldete sie uns definitiv eine Erklärung.
Louis beschrieb ihr den Weg, den wir in Begleitung des Butlers genommen hatten, um zu unserem Zimmer zu gelangen, und knappe zehn Minuten später – kurz nachdem Giacomo unser Gepäck abgeliefert hatte – tauchte Adele bei uns auf.
„Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?”, sagte ich, indem ich mit der Hand auf das riesige Himmelbett wies.
Sie grinste nur und drückte und küsste mich erst einmal zur Begrüßung. Louis erfuhr die gleiche Behandlung. Dann ließ sie sich auf dem familientauglichen Sofa nieder, streckte ihre Füße aus, die in zarten goldbestickten Sandalen mit atemberaubend hohen Absätzen steckten, und ließ sich gegen die Rückenlehne sinken.
„Ich brauchte doch eine Erklärung, warum ich euch plötzlich und so dringend hier in Elsas Palazzo einladen wollte”, sagte sie. Sie grinste, kein bisschen verlegen, dann löste sie ihre Arme von der Rückenlehne des Sofas und beugte sich vor.
„Ich habe Elsa erzählt, dass du einer der angesagtesten Reiseblogger bist”, wandte sie sich an Louis. „Mit Tausenden von diesen Anhängern oder wie die heißen. Die alle gar nicht genug von deinen Reisetipps kriegen können, und die auch allesamt sehr an Kunst interessiert sind, weil du doch selbst ein leidenschaftlicher Fan der Malerei bist.”
„Iiiich?”, entgegnete Louis fassungslos. „Ich kann einen Rembrandt nicht von einem Vermeer unterscheiden …”
„Da hast du den Beweis”, fiel Adele ihm ins Wort. „Dass du diese Namen überhaupt kennst, als Junge deiner Generation … das beweist doch, wie kunstaffin du bist.”
„Also hör mal, Adele”, protestierte Louis prustend, „Erstens bin ich wirklich kein Junge mehr, und Zweitens: Denkst du ernsthaft, dass alle jungen Menschen die ultimativen Kulturbanausen sind, oder was?”
Sie grinste verlegen. „Äh … nein. Aber doch einige. Wie auch immer, du bist auf jeden Fall ein großer Kunstliebhaber, deine Fans sind es auch, und deswegen willst du unbedingt eine … wie nennt man das … eine Reportage auf deinem Blog machen … über Elsas Palazzo … und natürlich über den Botticelli. Er ist wirklich atemberaubend, sage ich euch.”
„Dass ich einer der angesagtesten Reiseblogger bin, ist übrigens auch Wunschdenken, liebe Adele”, protestierte Louis weiter. „Schön wär’s, aber da ist noch viel Luft nach oben.”
Adele zog die Augenbrauen hoch und wedelte mit der Hand. „Lass uns das jetzt nicht weiter diskutieren, okay? Wir haben Wichtigeres zu tun. Wir müssen einen Mord aufklären. Oder besser gesagt zwei. Denn irgendwer muss ja abgemurkst worden sein, schon bevor Alessandro Pagano verschwand. Er musste schließlich sterben, weil er Zeuge dieser Bluttat geworden war. Womöglich wurden wir beim Dinner belauscht … als er mir gegenüber diese Andeutung gemacht und ich ihm daraufhin Löcher in den Bauch gefragt habe.”
„Entschuldige, Adele, aber hast du nicht etwas vergessen?”, unterbrach ich ihren atemlosen Redefluss. „Louis ist also der ultimative Kunstblogger, schön und gut, wirklich eine geniale Tarnung, die ihm hoffentlich nicht um die Ohren fliegen wird … aber was ist mit mir? Was hast du Elsa über mich erzählt, und warum teile ich das Zimmer mit Louis?”
„Liegt das nicht auf der Hand?”, gab Adele zurück.
Angesichts des Himmelbetts musste ich kein Sherlock Holmes sein, um die richtige Schlussfolgerung zu ziehen. „Was bin ich? Louis’ Geliebte?”
Adele strahlte. „Das war doch das Naheliegendste, oder nicht? Deswegen musstest du ihn unbedingt begleiten. Weil ihr unzertrennlich seid. Nur so konnte ich euch beide ins Haus einschleusen.”
Sie setzte ein noch breiteres Grinsen auf und wies dann auf die imposante Bettstatt.
„Ihr werdet bestimmt viel Spaß in diesem schönen Zimmer haben.”
„Ganz sicher”, sagte Louis, dann kicherte er los. Sein Lachen war so ansteckend, dass ich einfach nicht anders konnte, als miteinzustimmen. Dabei hatte ich Louis und mich selbst vor meinem inneren Auge, wie wir friedlich schnarchend nebeneinander in diesem Luxusbett schlafen würden … wie ein altes Ehepaar … kein Gedanke an Sex.
Erst vor ein paar Tagen, als wir in Florenz zusammengetroffen waren und uns darüber ausgetauscht hatten, wie unsere vergangenen Monate verlaufen waren, hatte Louis jenen jungen Polizisten erwähnt, den er bei unserem Fall im Dartmoor kennengelernt hatte. Detective Sergeant Edward Race. Louis und dieser Ermittler hatten inmitten unserer Mordermittlungen Zuneigung zueinander gefasst.
Ich hatte eigentlich gedacht, dass Louis mit Edward in Kontakt bleiben würde, dass die beiden vielleicht sogar – trotz der beachtlichen Distanz – zu einem Liebespaar werden würden.
Doch daraus war anscheinend nichts geworden.