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Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Auf so eine zynische Idee muss man erst mal kommen: Ein ehemaliger Zolleinnehmer reist durch die russische Provinz und kauft mehreren Gutsbesitzern verstorbene Leibeigene ab, weil diese noch beim Finanzamt eingetragen sind und deshalb als Pfandobjekte an Kreditinstitute verkauft werden können. Auch wenn man sich im Zeitalter der Globalisierung längst an solche Formen des Zynismus gewöhnt hat – Gogols groteske Kritik am kaltblütigen Gewinnstreben hat nichts von ihrer Schärfe verloren.
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Seitenzahl: 777
Nikolai Gogol
Die toten Seelen
Aus dem Russischen von Hermann Röhl
Fischer e-books
Mit den Werkbeiträgen aus Kindlers Literatur Lexikon.
Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur.
Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.
In den Torweg des Gasthauses der Gouvernementsstadt N. fuhr eine ziemlich hübsche, mit Federn versehene kleine Britschke hinein, ein Wagen von der Art, wie ihn Junggesellen zu benutzen pflegen: Oberstleutnants a.D., Stabskapitäne, Gutsbesitzer, deren Besitz an Bauern nur etwa hundert Seelen beträgt, kurz, lauter Leute, die man Herren zweiten Ranges nennt. In der Britschke saß ein Herr, der nicht gerade schön war, aber auch kein häßliches Äußeres hatte; er war nicht zu dick und nicht zu dünn; man konnte ihn nicht eigentlich alt nennen, indes war er auch nicht allzu jung. Seine Ankunft erregte in der Stadt gar kein Aufsehen und war von keinen besonderen Ereignissen begleitet; nur zwei russische Bauern, die an der Tür der dem Gasthofe gegenüberliegenden Schenke standen, machten ein paar Bemerkungen, die sich übrigens mehr auf den Wagen als auf den Darinsitzenden bezogen. »Sieh mal«, sagte der eine zum andern, »was das für ein Rad ist! Was meinst du, kommt das heil hin, wenn die Reise bis nach Moskau geht, oder nicht?« – »Es wird schon hinkommen«, antwortete der andere. – »Aber nach Kasan, glaube ich, wird es nicht hinkommen?« – »Nein, nach Kasan wohl nicht«, antwortete der andere. Damit schloß das Gespräch. Und außerdem war noch, als die Britschke sich dem Gasthofe näherte, ein junger Mann vorbeigekommen, in weißen, sehr engen, kurzen Leinwandhosen, in einem modernen Frack, der das Chemisett sehen ließ, in welchem eine Tulaer Nadel mit einer kleinen bronzenen Pistole als Kopf steckte. Der junge Mann hatte sich zurückgewandt, die Equipage gemustert, mit der Hand seine Mütze festgehalten, die ihm beinah im Winde wegflog, und dann seinen Weg fortgesetzt.
Als der Wagen auf den Hof fuhr, wurde der Herr von dem Kellner empfangen, einem so lebendigen, beweglichen Menschen, daß man nicht einmal ordentlich erkennen konnte, was er für ein Gesicht hatte. Er kam hurtig mit der Serviette in der Hand herausgelaufen, eine lange Gestalt in einem langen, baumwollenen Oberrocke, dessen Taille fast im Genick saß, schüttelte sich die Haare zurück und führte den Herrn flink nach oben und dort den ganzen hölzernen Korridor entlang, um ihm das Zimmer zu zeigen, das ihm Gott beschieden hatte. Das Zimmer war von der bekannten Art; denn das Gasthaus war ebenfalls von der bekannten Art, d.h. genau so, wie die Gasthäuser in Gouvernementsstädten beschaffen zu sein pflegen, wo die Reisenden für zwei Rubel pro Tag ein ruhiges Zimmer bekommen, ein Zimmer mit Schaben, die wie getrocknete Pflaumen aus allen Winkeln hervorgucken, und mit einer immer durch eine Kommode zugestellten Tür nach dem anstoßenden Zimmer, wo der Nachbar haust, ein schweigsamer, ruhiger, aber außerordentlich neugieriger Mensch, der sich dafür interessiert, die Angelegenheiten eines anderen Reisenden bis auf die geringsten Kleinigkeiten kennenzulernen. Die äußere Fassade des Gasthauses entsprach seinem Innern: sie war sehr lang und hatte zwei Stockwerke; das untere ermangelte des Kalkbewurfes; man hatte an den dunkelroten Ziegelsteinen nichts weiter gemacht, und diese, an sich schon von schmutziger Farbe, waren durch die argen Unbilden der Witterung noch dunkler geworden. Das obere Stockwerk war mit der ewigen gelben Farbe angestrichen; unten befanden sich Läden mit Kumten, Stricken und Lammfellen. In einem dieser Läden, und zwar in einem an der Ecke gelegenen oder, richtiger gesagt, im Fenster hatte sich ein Sbitenverkäufer[1] etabliert, mit einem Samowar aus rotem Kupfer und einem Gesichte, das ebenso rot war wie der Samowar, so daß man aus der Entfernung glauben konnte, es ständen auf dem Fensterbrette zwei Samoware, wenn nicht der eine Samowar einen pechschwarzen Bart gehabt hätte.
Während der angekommene Herr sein Zimmer besah, wurden seine Sachen hereingetragen: vor allem ein weißer Lederkoffer, der schon etwas abgescheuert war, so daß man sah, er war nicht zum erstenmal auf Reisen. Das Hereintragen des Koffers besorgten der Kutscher Selifan, ein Mensch von kleiner Statur in einem kleinen Schafpelze, und der Diener Petruschka, ein Bursche von etwa dreißig Jahren, in einem weiten, abgetragenen Oberrock, den vorher offenbar sein Herr getragen hatte, ein Bursche mit etwas mürrischer Miene und sehr dicken Lippen und sehr dicker Nase. Nach dem Koffer wurde ein kleines Mahagonikästchen hereingetragen, mit einer eingelegten Einfassung von karelischem Birkenholz, ferner Stiefelhölzer und ein in blaues Papier eingeschlagenes gebratenes Huhn. Als all dies hereingetragen war, begab sich der Kutscher Selifan in den Stall, um für die Pferde zu sorgen; der Diener Petruschka aber richtete sich in einem kleinen Vorzimmer ein, einem sehr dunklen Hundeställchen, wohin er bereits seinen Mantel und zugleich einen ihm eigenen Geruch gebracht hatte; dieser Geruch haftete auch an einem Sacke mit allerlei für einen Diener unentbehrlichen Toilettegegenständen, den er demnächst hereintrug. In diesem Hundeställchen stellte er an der Wand ein schmales, dreibeiniges Bett auf, in das er ein kleines Ding hineinlegte, das einige Ähnlichkeit mit einer Matratze hatte; es war plattgedrückt und flach wie ein Fladen und vielleicht ebenso fettig wie der Fladen, den er schon von dem Gastwirte glücklich ergattert hatte.
Während die beiden Diener sich einrichteten und alles Nötige besorgten, begab sich der Herr in die Gaststube. Wie diese Gaststuben aussehen, das weiß jeder Reisende sehr genau: hier waren dieselben mit Ölfarbe gestrichenen Wände, die oben von dem Pfeifenqualm dunkel geworden und unten von den Rücken der verschiedenen Reisenden glänzend poliert waren, noch mehr aber von den Rücken der einheimischen Kaufleute; denn die Kaufleute kamen an Geschäftstagen in Gruppen von sechs und sieben Personen hierher, um ihre bestimmte Portion Tee zu trinken; derselbe verräucherte Plafond; derselbe verräucherte Kronleuchter mit einer Menge daranhängender Glaststückchen, die jedesmal hüpften und klingelten, wenn der Kellner über die abgetretenen Wachstuchläufer lief und kühn das Präsentierbrett schwenkte, auf dem eine solche Unmenge von Teetassen Platz gefunden hatte wie Vögel am Ufer des Meeres; dieselben in Öl gemalten Bilder an allen Wänden: kurz, es war hier genau so wie überall; allerdings fanden sich auch unterscheidende Eigentümlichkeiten: so war auf einem Bilde eine Nymphe mit so gewaltigen Brüsten dargestellt, wie sie der Leser gewiß noch nie gesehen hat. Ähnliche Spiele der Natur kommen übrigens auch auf allerlei historischen Bildern vor, von denen man nicht weiß, wann und woher und von wem sie zu uns nach Rußland eingeführt worden sind; manche sind allerdings sogar von unseren kunstliebenden hohen Herren eingeführt worden, die sie in Italien auf den Rat der sie begleitenden Kuriere gekauft haben. Unser Held nahm die Mütze ab und wickelte sich den wollenen, regenbogenfarbigen Schal vom Halse; solche Schals pflegen den Ehemännern die Gattinnen eigenhändig anzufertigen und geben denselben dann auch passende Verhaltungsmaßregeln, wie sie sich darin einwickeln müssen; wer sie aber für die Hagestolze macht, das kann ich nicht mit Sicherheit sagen; Gott mag’s wissen; ich habe solche Schals nie getragen. Nachdem der Herr sich den Schal abgewickelt hatte, ließ er sich ein Mittagessen geben. Während ihm die verschiedenen in Gasthäusern üblichen Gerichte serviert wurden, nämlich: Kohlsuppe mit Blätterpastete, welche letztere expreß für die Reisenden mehrere Wochen lang aufgehoben wird, Gehirn mit kleinen Erbsen, Bratwurst mit Kohl, gebratene Poularde mit Salzgurken und den ewigen Blätterpasteten, die immer aushelfen müssen, – während ihm also all dies teils aufgewärmt, teils geradezu kalt serviert wurde, veranlaßte er den Kellner, alles mögliche Zeug zu erzählen: wer das Gasthaus früher besessen habe, und wer es jetzt besitze, und ob es viel einbringe, und ob ihr Herr eine arge Kanaille sei, auf welche letztere Frage der Kellner wie gewöhnlich antwortete: »Oh, er ist ein furchtbarer Gauner, mein Herr!« Wie in dem aufgeklärten Westeuropa, so gibt es auch in dem aufgeklärten Rußland jetzt sehr viele achtbare Leute, die in einem Gasthause nicht speisen können, ohne mit dem Kellner zu reden und manchmal sogar ein paar vergnügliche Späßchen über ihn zu machen. Übrigens stellte dieser Reisende nicht lauter leere Fragen, sondern erkundigte sich mit großer Genauigkeit, wer in der Stadt der Gouverneur sei, wer der Gerichtspräsident, wer der Staatsanwalt, kurz, er ließ keinen einzigen bedeutenden Beamten aus; mit noch größerer Genauigkeit, ja mit besonders lebhaftem Interesse fragte er nach allen bedeutenden Gutsbesitzern: wieviel Seelen ein jeder habe, wie weit er von der Stadt entfernt wohne, sogar was er für einen Charakter habe, und wie oft er in die Stadt komme; er erkundigte sich aufmerksam nach dem Zustande der Gegend: ob es in ihrem Gouvernement keine schlimmen Krankheiten gegeben habe, Epidemien, tödlich verlaufende Fieber, Pocken und dergleichen; und nach allem fragte er mit einer Genauigkeit, die auf mehr als bloße Neugierde schließen ließ. In seinen Manieren hatte der Herr etwas Gesetztes und schneuzte sich außerordentlich laut. Es war nicht zu erkennen, wie er das eigentlich anstellte, aber seine Nase tönte wie eine Trompete. Diese anscheinend ganz unschuldige Eigenschaft erwarb ihm indes in hohem Grade die Achtung des Kellners, so daß dieser jedesmal, wenn er den betreffenden Ton hörte, seine Haare zurückwarf, sich respektvoll geraderichtete und, von seiner Höhe den Kopf herabbiegend, fragte, ob etwas gefällig sei.
Nach dem Mittagessen trank der Herr eine Tasse Kaffee und setzte sich auf das Sofa, wobei er sich ein Kissen hinter den Rücken schob, das, wie in russischen Gasthäusern üblich, statt mit elastischer Wolle mit etwas gestopft war, was mit Ziegeln und Kieselsteinen die größte Ähnlichkeit hatte. Hier begann er zu gähnen und ließ sich daher auf sein Zimmer führen, wo er sich hinlegte und zwei Stunden schlief. Nachdem er sich auf diese Weise erholt hatte, schrieb er, der Bitte des Kellners nachkommend, auf ein Stück Papier seinen Rang, Vornamen und Familiennamen, damit dies gebührendermaßen der Polizei mitgeteilt werde. Während der Kellner die Treppe hinunterstieg, las er auf dem Zettel buchstabierend folgendes: »Kollegienrat Pawel Iwanowitsch Tschitschikow, Gutsbesitzer, in eigenen Angelegenheiten.«
Während der Kellner immer noch an dem Zettel herumbuchstabierte, ging Pawel Iwanowitsch Tschitschikow selbst aus, um sich die Stadt anzusehen. Er schien mit ihr zufrieden zu sein, denn er fand, daß die Stadt anderen Gouvernementsstädten nichts nachgab: die gelbe Farbe der Steinhäuser fiel stark ins Auge, während das Dunkelgrau der Holzhäuser bescheiden wirkte. Die Häuser waren teils ein-, teils zwei-, teils anderthalbstöckig; im letzteren Falle hatten sie jenes ewige Halbgeschoß, das nach der Ansicht der Baumeister der Gouvernementsstädte so hübsch ist. An manchen Stellen sahen diese Häuser wie verloren aus in Straßen von gewaltiger Breite und zwischen endlosen Holzzäunen; an anderen Stellen drängten sie sich auf einen Haufen zusammen, und hier war mehr Leben und Bewegung der Bevölkerung zu spüren. Es fanden sich auch vom Regen fast verwaschene Schilder mit Brezeln und Stiefeln, hier und da auch mit einem gemalten blauen Paar Hosen und dem Namen irgendeines »Schneiders aus Warschau«; dann wieder war da ein Mützengeschäft mit der Aufschrift: »Wasili Fjodorow, Ausländer«; an einer anderen Stelle war ein Billard gemalt mit zwei Spielern in Fracks, wie sie bei uns auf dem Theater die Gäste zu tragen pflegen, die im letzten Akte auf die Bühne kommen. Die Spieler waren dargestellt, wie sie mit den Queues zielten, die Arme etwas nach hinten hinausdrehten und die Beine krumm bogen, als ob sie soeben ein Entrechat in der Luft gemacht hätten. Unter dem Ganzen stand geschrieben: »Hier ist ein Restaurant.« Hier und da standen Tische mit Nüssen, mit Seife und mit Pfefferkuchen, die wie Seife aussahen, einfach auf der Straße. Auch fand sich eine Garküche mit einem gemalten, dicken Fische und einer darinsteckenden Gabel. Am häufigsten begegnete ihm der schon schwärzlich gewordene zweiköpfige kaiserliche Adler, der jetzt bereits durch die lakonische Inschrift »Trinkstube« ersetzt ist. Das Pflaster war überall ziemlich schlecht. Er warf auch einen Blick in den Stadtgarten, der aus dünnen, nur schlecht fortkommenden Bäumchen bestand, unten mit Stützen in Gestalt von Dreiecken, die sehr hübsch mit grüner Ölfarbe angestrichen waren. Obgleich übrigens die Bäumchen nicht höher als Schilf waren, so wurde doch in den Zeitungen bei Schilderung einer Illumination von ihnen gesagt: »Unsere Stadt ist dank der Fürsorge des Stadthauptmannes mit einem Garten geschmückt, der aus schattigen, breitästigen Bäumen besteht, die an schwülen Tagen eine angenehme Kühle spenden«, und »es war sehr rührend zu sehen, wie die Herzen der Bürger vor überwältigender Dankbarkeit zitterten, und wie sie Ströme von Tränen vergossen zum Zeichen der Erkenntlichkeit gegen den Herrn Stadthauptmann.« Nachdem er sich bei einem Polizisten eingehend erkundigt hatte, wie er am nächsten gehen könne, wenn er nach dem Dom, nach dem Gericht und zum Gouverneur wolle, ging er hin, um sich den Fluß anzusehen, der mitten durch die Stadt floß; unterwegs riß er einen an einen Pfeiler angehefteten Theaterzettel ab, um ihn, wenn er nach Hause gekommen sein würde, in Ruhe durchzulesen, blickte einer auf dem Holztrottoir vorübergehenden Dame starr ins Gesicht, der ein Bursche in einer militärischen Livree mit einem Bündel in der Hand folgte, und nachdem er noch einmal seine Augen über alles hatte hinschweifen lassen, wie wenn er sich die Lage des Ortes gut einprägen wollte, begab er sich nach Hause und, auf der Treppe von dem Kellner ein wenig unterstützt, geradeswegs in sein Zimmer. Nachdem er Tee getrunken hatte, setzte er sich an den Tisch, ließ sich eine Kerze geben, zog den Theaterzettel aus der Tasche, hielt ihn nahe an das Licht und las ihn durch, wobei er das rechte Auge ein wenig zusammenkniff. Übrigens enthielt der Zettel nicht viel Bemerkenswertes: es wurde Kotzebues »Sonnenjungfrau« gegeben, in welchem Stücke den Rolla Herr Poplowin und die Kora Fräulein Sjablowa spielte; die übrigen Personen waren noch weniger bemerkenswert; indes las er auch sie alle durch, gelangte sogar bis zu dem Preise der Parterreplätze und ersah, daß der Zettel in der Druckerei der Gouvernementsverwaltung gedruckt war; dann drehte er ihn nach der anderen Seite herum und sah zu, ob sich vielleicht auch dort noch etwas befinde; aber da er nichts fand, so rieb er sich die Augen, rollte den Zettel sauber zusammen und legte ihn in sein Kästchen, wohin er alles zu legen pflegte, was ihm in die Hände kam. Er schloß den Tag mit einer Portion kalten Kalbsbratens, einer Flasche kislyja Schtschi[2] und einem festen Schlafe, wobei er das ganze Pumpwerk in Bewegung setzte, wie man sich in manchen Gegenden des weiten russischen Reiches ausdrückt.
Der ganze folgende Tag war den Besuchen gewidmet. Der Ankömmling stattete allen Würdenträgern der Stadt Besuche ab. Er machte eine Respektsvisite bei dem Gouverneur, der, wie sich herausstellte, ebenso wie Tschitschikow, weder dick noch dünn war, den Annaorden am Halse trug und sogar, wie man sagte, bereits zu einem Ordensstern eingegeben war, übrigens ein sehr gutmütiger Mensch war und sogar selbst manchmal auf Tüll stickte. Dann begab er sich zum Vizegouverneur, dann zum Staatsanwalt, zum Gerichtspräsidenten, zum Polizeimeister, zum Branntweinpächter, zum Inspektor der fiskalischen Fabriken –, schade, daß es einigermaßen schwer ist, all die Gewaltigen dieser Welt aufzuzählen; aber es genügt zu sagen, daß der Ankömmling, was Besuche anlangt, eine ganz außerordentliche Rührigkeit bekundete; er begab sich sogar zu dem Inspektor des Medizinalwesens und zu dem städtischen Baumeister, um ihnen seinen Respekt zu bezeigen. Und dann saß er noch lange in seiner Britschke und überlegte, wem er wohl noch einen Besuch abstatten könnte; aber es waren weiter keine Beamten mehr in der Stadt vorhanden. In den Gesprächen mit diesen Herren verstand er es sehr kunstvoll, einem jeden zu schmeicheln. Bei dem Gouverneur ließ er so beiläufig die Bemerkung einfließen, wenn man in sein Gouvernement komme, fühle man sich wie im Paradiese; die Wege seien überall wie von Samt; eine Regierung, welche die hohen Verwaltungsposten mit weisen Männern besetze, verdiene dafür das höchste Lob. Dem Polizeimeister sagte er etwas sehr Schmeichelhaftes über die städtischen Polizisten; und in den Gesprächen mit dem Vizegouverneur und dem Gerichtspräsidenten, welche noch bloß Staatsräte waren, bediente er sich sogar versehentlich zweimal der Anrede »Exzellenz«, was ihnen sehr gefiel. Die Folge davon war, daß der Gouverneur ihn gleich für denselben Tag zu einer kleinen Abendgesellschaft in seinem Hause einlud; und ebenso machten es auch die übrigen Beamten: der eine lud ihn zum Mittagessen ein, ein anderer zu einer Partie Boston, der dritte zu einer Tasse Tee.
Von sich selbst viel zu reden, das schien der Reisende zu vermeiden; wenn er aber von sich sprach, so tat er es in allgemeinen Ausdrücken, mit bemerkenswerter Bescheidenheit und bediente sich in solchen Fällen etwas buchmäßiger Redewendungen: er sei ein unbedeutender Wurm auf dieser Welt und verdiene nicht, daß man sich viel um ihn kümmere; er habe viel in seinem Leben durchgemacht und in seiner dienstlichen Tätigkeit viel für Wahrheit und Recht zu leiden gehabt; er besitze viele Feinde, die ihm sogar nach dem Leben getrachtet hätten; jetzt suche er, in dem Wunsche endlich zur Ruhe zu kommen, sich einen Ort, wo er dauernd wohnen könne, und da er nun nach dieser Stadt gekommen sei, so habe er es für seine unabweisliche Pflicht gehalten, den ersten Würdenträgern derselben seinen Respekt zu bezeigen.
Das war alles, was man in der Stadt über diese neue Persönlichkeit erfuhr, die nicht ermangelte, sich unverzüglich auf der kleinen Abendgesellschaft beim Gouverneur zu zeigen. Tschitschikows Vorbereitung zu dieser kleinen Abendgesellschaft nahm mehr als zwei Stunden in Anspruch, und hierbei bewies er eine solche Sorgfalt für die Toilette, wie man sie keineswegs überall findet. Nach einem kleinen Mittagsschläfchen ließ er sich alles zum Waschen Nötige bringen und rieb sich sehr lange beide Backen mit Seife, indem er sie von innen mit der Zunge stützte; darauf nahm er dem Kellner das Handtuch von der Schulter und trocknete damit sein volles Gesicht von allen Seiten ab, wobei er mit den Ohren anfing und vorher dem Kellner ein paarmal gerade ins Gesicht prustete; dann legte er vor dem Spiegel das Chemisett an, zupfte sich zwei Härchen aus, die aus der Nase hervorstanden, und stand unmittelbar darauf in einem preiselbeerfarbenen, mit glänzenden Tüpfelchen versehenen Fracke da. Nachdem er sich so angekleidet hatte, fuhr er in seinem eigenen Wagen zum Gouverneur, durch außerordentlich breite Straßen, die nur von einigen erleuchteten Fenstern aus schwach erhellt waren. Das Haus des Gouverneurs aber war so erleuchtet, als ob dort ein Ball stattfände; Equipagen mit Laternen kamen herangerollt, vor dem Portal standen zwei Gendarmen, von weitem schrien die Vorreiter, kurz, alles war, wie es sich gehört. Als Tschitschikow in den Saal trat, mußte er für einen Augenblick die Augen zusammenkneifen, weil der Glanz der Lichter, der Lampen und der Damentoiletten gar zu groß war. Alles war mit Licht übergossen. Schwarze Fracks huschten einzeln und in Gruppen hier und dort umher, wie Fliegen an einem heißen Julitage über den weißen glänzenden Zucker kriechen, wenn die alte Wirtschafterin ihn am offenen Fenster in kleine, glitzernde Stücke zerschlägt: alle Kinder haben sich um sie versammelt, sehen zu und verfolgen neugierig die Bewegungen ihrer schwieligen Hände, die den Hammer schwingen; die luftigen Schwadronen der Fliegen aber fliegen, von der leichten Luft getragen, kühn herein, wie wenn sie da die Herren wären; sie benutzen die Schwachsichtigkeit der alten Frau und die Sonne, die ihr die Augen blendet, und setzen sich auf die appetitlichen Stücke, teils einzeln, teils in dichten Schwärmen. Gesättigt von dem reichen Sommer, der ihnen auch ohnedies auf Schritt und Tritt leckere Gerichte darbietet, sind sie überhaupt nicht in der Absicht zu essen hereingeflogen, sondern nur um sich zu zeigen, auf dem Zuckerhaufen hin und her zu spazieren, die Hinter- oder Vorderbeinchen aneinander zu reiben oder sich mit ihnen unter den Flügeln zu kratzen oder mit den beiden ausgestreckten Vorderfüßchen sich auf dem Kopfe zu reiben, sich umzudrehen und wieder wegzufliegen und mit neuen zudringlichen Schwadronen wieder herbeizufliegen.
Tschitschikow hatte noch nicht Zeit gehabt sich umzusehen, als ihn schon der Gouverneur unter den Arm faßte, um ihn sogleich seiner Gemahlin vorzustellen. Der fremde Gast gab sich auch hierbei keine Blöße: er brachte ein Kompliment vor, das für einen Mann in mittleren Jahren, der keinen allzu hohen und keinen allzu niedrigen Rang hatte, sehr passend war. Als die Paare der Tanzenden sich aufstellten und alle übrigen Gäste an die Wand drängten, betrachtete er sie, die Hände auf den Rücken legend, ein paar Minuten lang sehr aufmerksam. Viele Damen waren schön und nach der Mode gekleidet; andere aber hatten angezogen, was eben in der Gouvernementsstadt zu haben war. Die Männer bildeten hier wie überall zwei Kategorien. Die einen waren dünn und scharwenzelten immer um die Damen herum; manche von ihnen waren so qualifiziert, daß man sie nur mit Mühe von Petersburgern unterscheiden konnte: sie hatten ebenso sorgsam und geschmackvoll frisierte Backenbärte oder einfach gut aussehende, ganz glatt rasierte, ovale Gesichter, setzten sich in ebenso lässiger Manier zu den Damen, redeten ebenso Französisch und brachten die Damen ebenso zum Lachen, wie es in Petersburg geschieht. Die zweite Kategorie von Männern bildeten die Dicken und solche wie Tschitschikow, d.h. solche, die nicht allzu dick, aber auch nicht gerade dünn waren. Diese hielten sich im Gegensatz zu den ersteren von den Damen fern und blickten nur seitwärts, ob die Diener des Gouverneurs noch nicht die grünen Whisttische aufgestellt hätten. Sie hatten volle, runde Gesichter, manche sogar mit Warzen; ein oder der andere war auch pockennarbig. Sie trugen das Haar weder in Tollen noch in Locken, noch in der Art, die die Franzosen »Hol mich der Teufel!« nennen; das Haar war bei ihnen entweder ganz kurz geschoren, oder es lag glatt an; die Gesichtszüge aber waren meist rundlich und kräftig. Dies waren die achtbaren Beamten der Stadt. Leider verstehen es auf dieser Welt die Dicken besser als die Dünnen, ihre Interessen wahrzunehmen. Die Dünnen dienen meistens als Hilfsarbeiter oder werden nur in der Liste geführt und versuchen bald hier bald dort ihr Heil; ihr ganzes Wesen hat etwas gar zu Luftiges, Windiges und erweckt keine Hoffnungen für die Zukunft. Die Dicken dagegen bekleiden niemals Nebenstellen, sondern immer Hauptämter, und wenn sie irgendwo sitzen, so sitzen sie da fest und voll Selbstvertrauen, so daß eher die Stelle unter ihrem Gewichte zittert und zusammenbricht, als daß sie davongingen. Äußeren Glanz lieben sie nicht; ihre Fracks haben keine so gute Fasson wie die der Dünnen; aber dafür sammelt sich in ihren Kassetten der Segen Gottes. So ein Dünner hat nach drei Jahren auch nicht eine Seele übrig, die nicht verpfändet wäre; aber bei einem Dicken kann man ganz beruhigt sein: irgendwo am Ende der Stadt taucht auf einmal ein Haus auf, das er auf den Namen seiner Frau gekauft hat, dann am anderen Ende noch ein Haus, dann in der Nähe der Stadt ein kleines Dörfchen, dann ein ordentliches Kirchdorf mit allen Appertinenzien. Schließlich nimmt der Dicke, nachdem er Gott und dem Kaiser treu gedient und sich die allgemeine Achtung erworben hat, seinen Abschied, zieht um und wird Gutsbesitzer, ein prächtiger, echt russischer, gastfreier Herr, und führt ein gutes Leben. Nach seinem Tode aber verlieren seine dünnen Erben wieder, wie das russischer Brauch ist, im Handumdrehen das gesamte väterliche Vermögen.
Wir können nicht verhehlen, daß Überlegungen ziemlich derselben Art auch Herrn Tschitschikow beschäftigten, während er die Gesellschaft musterte, und die Folge davon war, daß er sich schließlich zu den Dicken gesellte, wo er fast lauter bekannte Gesichter vorfand: den Staatsanwalt mit sehr dichten, schwarzen Augenbrauen und einem etwas zwinkernden linken Auge, wie wenn er sagen wollte: »Komm mit in das andere Zimmer, Bruder, ich will dir da etwas sagen«, übrigens einen ernsthaften, schweigsamen Menschen; den Postmeister, einen Mann von kleinem Wuchse, aber einen Witzbold und Philosophen; den Gerichtspräsidenten, einen sehr vernünftigen, liebenswürdigen Menschen. Alle diese Herren begrüßten ihn wie einen alten Bekannten, worauf sich Tschitschikow verbeugte, etwas schräg nach der Seite zu, jedoch nicht ohne Anmut. Dabei machte er auch sogleich die Bekanntschaft des sehr umgänglichen, höflichen Gutsbesitzers Manilow sowie des dem Ansehen nach etwas plumpen Sobakewitsch, der ihm gleich von vornherein stark auf den Fuß trat und dazu nur sagte: »Bitte um Entschuldigung!« Alsbald forderte man ihn auch auf, an einer Whistpartie teilzunehmen, was er mit einer ebensolchen höflichen Verbeugung annahm. Sie setzen sich an einen grünen Tisch und standen erst zum Abendessen wieder auf. Alle Gespräche hörten vollständig auf wie das immer der Fall ist, sobald die Leute sich einer ernsten Beschäftigung widmen. Der Postmeister war ja zwar für gewöhnlich sehr redselig, aber auch er machte, sobald er die Karten in die Hand genommen hatte, sofort ein sehr nachdenkliches Gesicht, bedeckte die Oberlippe mit der Unterlippe und behielt diese Haltung während des ganzen Spieles bei. Wenn er ein Bild ausspielte, schlug er kräftig mit der Hand auf den Tisch und sagte dabei, wenn es eine Dame war: »Mach, daß du wegkommst, du alte Popenfrau!« und wenn es ein König war: »Mach, daß du wegkommst, du Tambowscher Bauer!« Und der Gerichtspräsident erwiderte: »Den werde ich beim Schnurrbart kriegen! Die werde ich beim Schnurrbart kriegen!« Manchmal, wenn einer eine Karte auf den Tisch warf, entfuhr ihm ein Ausdruck von dieser Art: »Ach was, auf gut Glück! ’n Herz hat ein jeder!« oder auch einfach ein Ausruf »Trefflich, Treffer!« »Pike, Picknick, Pickel, Pikanterie!« In dieser Weise hatten sie in ihrer Gesellschaft die Farben umgetauft. Nach Beendigung eines Spieles wurde, wie das üblich ist, ziemlich laut gestritten. Unser fremder Gast stritt ebenfalls, aber in sehr kunstvoller Weise, so daß alle sahen, daß er stritt, es aber in einer sehr angenehmen Weise tat. Niemals sagte er: »Sie spielten aus«, sondern immer: »Sie beliebten auszuspielen«, »ich hatte die Ehre, Ihre Zwei zu stechen«, und anderes in dieser Art. Um seine Gegner noch mehr zu besänftigen, präsentierte er ihnen allen jedesmal seine silberne, emaillierte Schnupftabaksdose, auf deren Boden man zwei Veilchen bemerken konnte, die er um des Geruches willen hineingelegt hatte. Die Aufmerksamkeit des Reisenden fesselten namentlich die Gutsbesitzer Manilow und Sobakewitsch, deren wir oben Erwähnung getan haben. Er erkundigte sich sofort nach ihnen, indem er gleich dort den Gerichtspräsidenten und den Postmeister ein wenig beiseite rief. Einige Fragen, die der Neuangekommene stellte, zeugten nicht nur von seiner Wißbegierde, sondern auch von seiner Gründlichkeit; denn er erkundigte sich vor allen Dingen danach, wieviel Seelen ein jeder von ihnen besitze, und in welchem Zustande sich ihre Güter befänden, und dann erst fragte er nach ihren Vornamen und Vatersnamen. Darauf gelang es ihm in kurzer Zeit, die beiden Herren völlig zu bezaubern. Der Gutsbesitzer Manilow, ein noch keineswegs bejahrter Mann, der zuckersüße Augen hatte und sie jedesmal zusammenkniff, wenn er lachte, war von ihm ganz hin. Er drückte ihm sehr lange die Hand und bat ihn inständig, er möchte ihm die Ehre erweisen, zu ihm auf sein Gut zu kommen, das nach seiner Versicherung nur fünfzehn Werst von der Stadt entfernt lag, worauf Tschitschikow mit einer sehr höflichen Verneigung des Kopfes und einem herzlichen Händedrucke erwiderte, er sei nicht nur mit dem größten Vergnügen bereit, dies zu tun, sondern halte es auch für seine heiligste Pflicht. Sobakewitsch sagte ebenfalls etwas lakonisch: »Bitte, kommen Sie auch zu mir!« und scharrte dabei mit einem Fuße, der in einem Stiefel von so riesiger Größe steckte, daß man, von Herrn Sobakewitsch abgesehen, schwerlich irgendwo einen hineinpassenden Fuß hätte finden können, insonderheit in jetziger Zeit, wo auch in Rußland die Riesen auszusterben beginnen.
Am anderen Tage war Tschitschikow zum Mittag- und Abendessen beim Polizeimeister, wo sie sich um drei Uhr nach dem Mittagessen zum Whist hinsetzten und bis zwei Uhr nachts spielten. Dort lernte er unter anderen den Gutsbesitzer Nosdrew kennen, einen flotten jungen Mann von etwa dreißig Jahren, der ihn gleich nach den ersten drei, vier Worten zu duzen anfing. Mit dem Polizeimeister und dem Staatsanwalt stand Nosdrew ebenfalls auf du und du und verkehrte mit ihnen freundschaftlich; aber als sie sich hinsetzten, um hoch zu spielen, musterten der Polizeimeister und der Staatsanwalt außerordentlich aufmerksam seine Stiche und prüften fast jede Karte, mit der er herauskam. Am anderen Tage verbrachte Tschitschikow den Abend beim Gerichtspräsidenten, der seine Gäste, unter denen sich auch zwei Damen befanden, in einem etwas fettigen Schlafrock empfing. Dann war er auf einer Abendgesellschaft beim Vizegouverneur, auf einem großen Diner beim Branntweinpächter, auf einem kleinen Mittagessen beim Staatsanwalt, das übrigens viel gekostet haben mußte; dann auf einem Imbiß nach der Messe, den der Bürgermeister gab, und der ebenfalls soviel wert war wie ein Diner. Kurz, er konnte auch nicht eine Stunde zu Hause bleiben und kam in den Gasthof nur, um dort zu schlafen. Der Reisende verstand es, sich in all diese Verhältnisse hineinzufinden, und zeigte sich als einen erfahrenen Weltmann. Um was sich auch das Gespräch drehen mochte, er wußte sich immer daran zu beteiligen: war von einem Gestüte die Rede, so sprach er auch über Gestüte; redete man über gute Hunde, so machte er auch hierüber sehr sachverständige Bemerkungen; disputierte man über eine vom Gerichtshofe vorgenommene Untersuchung, so zeigte er, daß ihm auch das Gerichtsverfahren nicht unbekannt sei; fand eine Erörterung über das Billardspiel statt, so gab er sich auch in betreff der Kenntnis des Billardspieles keine Blöße; redete man über die Tugend, so sprach er auch über die Tugend sehr gut, sogar mit Tränen in den Augen; oder über die Fabrikation des Branntweins, so wußte er auch über die Fabrikation des Branntweins Bescheid; oder über Steuerinspektoren und Steuerbeamte, so urteilte er auch über diese so, als ob er selbst Steuerbeamter und Steuerinspektor gewesen wäre. Bemerkenswert aber war, daß er dies alles mit einer gewissen Gesetztheit auszustatten verstand, daß er es verstand, sich gut zu benehmen. Er redete weder zu laut noch zu leise, sondern gerade so, wie es sich gehörte. Kurz, von welcher Seite man ihn auch ansehen mochte, er war ein ordentlicher Mensch. Alle Beamten waren über die Ankunft dieser neuen Persönlichkeit erfreut. Der Gouverneur sagte über ihn, er sei ein wohlgesinnter Mensch, der Staatsanwalt, er sei ein vernünftiger Mensch; der Gendarmerieoberst äußerte sich dahin, er sei ein gelehrter Mensch, der Gerichtspräsident, er sei ein kenntnisreicher und achtungswerter Mensch, der Polizeimeister, er sei ein achtungswerter und liebenswürdiger Mensch, die Frau des Polizeimeisters, er sei der liebenswürdigste und umgänglichste Mensch. Selbst Sobakewitsch, der nur selten von jemandem etwas Gutes sprach, sagte, als er ziemlich spät aus der Stadt nach Hause gekommen war, sich schon vollständig ausgezogen hatte und sich zu seiner mageren Frau ins Bett legte: »Ich bin beim Gouverneur zum Abendessen gewesen, mein Herzchen, und beim Polizeimeister zum Diner und habe da einen Kollegienrat Pawel Iwanowitsch Tschitschikow kennengelernt, einen sehr angenehmen Menschen!« Worauf seine Frau »Hm!« antwortete und ihn mit dem Fuße stieß.
Eine derartige, sehr schmeichelhafte Meinung hatte sich über den Fremden in der Stadt gebildet, und sie hatte Bestand, bis eine ganz eigentümliche, seltsame Handlung desselben, von der der Leser alsbald erfahren soll, fast die ganze Stadt in die größte Verwunderung versetzte.
Schon über eine Woche wohnte der fremde Herr in der Stadt, fuhr zu Abendgesellschaften und Diners und verbrachte auf diese Weise die Zeit, wie man zu sagen pflegt, sehr fidel. Endlich entschloß er sich, seine Visiten über das Weichbild der Stadt hinaus auszudehnen und die Gutsbesitzer Manilow und Sobakewitsch zu besuchen, denen er das versprochen hatte. Vielleicht veranlaßte ihn dazu noch ein anderer, mehr materieller Grund, eine ernstere, ihm mehr am Herzen liegende Angelegenheit. Aber von alledem wird der Leser allmählich und rechtzeitig Kenntnis erhalten, wenn er nur die Geduld hat, die vorliegende Erzählung durchzulesen, die allerdings sehr lang ist und sich immer mehr in die Breite ausdehnen wird, je mehr sie sich dem Ende nähert, das dann das Ganze krönt.
Dem Kutscher Selifan war der Auftrag gegeben worden, frühmorgens die Pferde an die bekannte Britschke zu spannen; Petruschka hatte Befehl erhalten, zu Hause zu bleiben und das Zimmer und den Koffer zu behüten. Für den Leser wird es nicht überflüssig sein, diese beiden Leibeigenen unseres Helden näher kennenzulernen. Allerdings sind sie nicht besonders merkwürdige Personen, sondern solche, die man als zweiten oder gar dritten Ranges bezeichnet, und sie bilden in unserer Erzählung nicht die Haupttriebräder, sondern werden von diesen nur hier und da berührt und leicht gestreift; aber der Verfasser liebt es außerordentlich, in allem gründlich zu sein, und will von diesem Gesichtspunkte aus, obwohl er selbst Russe ist, mit solcher Akkuratesse verfahren wie ein Deutscher. Das wird übrigens nicht viel Zeit und Raum in Anspruch nehmen, weil nicht viel zu dem hinzuzufügen ist, was der Leser schon weiß, daß nämlich Petruschka einen etwas weiten, braunen, von seinem Herrn abgelegten Oberrock trug und, wie Leute seines Standes gewöhnlich, eine dicke Nase und dicke Lippen hatte. Von Charakter war er eher schweigsam als gesprächig; er hatte sogar einen edlen Bildungsdrang, d.h. einen Drang, Bücher zu lesen; hinsichtlich des Inhaltes derselben war er nicht wählerisch: es war ihm völlig gleichgültig, ob er ein Abenteuer eines verliebten Helden oder einfach eine Fibel oder ein Gebetbuch vor sich hatte, – er las alles mit gleicher Aufmerksamkeit; hätte man ihm ein Lehrbuch der Chemie in die Hand gegeben, so würde er auch das nicht zurückgewiesen haben. Ihm gefiel nicht sowohl das, worüber er etwas las, sondern am meisten das Lesen selbst oder, besser gesagt, der Prozeß des Lesens selbst, daß da aus den Buchstaben immer ein Wort herauskam, ein Wort, das manchmal sogar etwas bedeutete. Diese Lektüre betrieb er meist in liegender Haltung, im Vorzimmer, auf seinem Bette und der Matratze, die infolgedessen platt und dünn wie ein Fladen geworden war. Außer der Leidenschaft für die Lektüre hatte er noch zwei Gewohnheiten, aus denen sich zwei andere charakteristische Züge seiner Persönlichkeit ergaben: erstens, in den Kleidern zu schlafen, so wie er war, in demselben Rock, und zweitens, immer eine ihm eigene Luft, einen ihm eigenen Geruch mit sich zu führen, der einigermaßen an den Geruch eines stark bewohnten Zimmers erinnerte. Er brauchte nur irgendwo sein Bett aufzuschlagen, mochte auch das Zimmer bis dahin unbewohnt gewesen sein, er brauchte nur seinen Mantel und seine Habseligkeiten dorthin zu bringen, und sofort schien es, als hätten in dem betreffenden Zimmer schon zehn Jahre lang wer weiß wie viele Leute gewohnt. Wenn Tschitschikow, ein sehr empfindlicher und in manchen Fällen sogar kapriziöser Mensch, frühmorgens diese Luft in seine frische Nase einzog, so runzelte er nur die Stirn, schüttelte den Kopf und sagte: »Weiß der Teufel, Bruder, du schwitzt wohl? Du solltest wirklich einmal ins Bad gehen!« Petruschka gab darauf nie eine Antwort, sondern suchte sich schnell mit irgend etwas zu beschäftigen: entweder trat er mit der Bürste an den dahängenden Frack seines Herrn heran, oder er räumte einfach irgend etwas weg. Was mochte er denken, während er so schwieg? Vielleicht sagte er im stillen zu sich: »Du bist auch der Richtige! Daß dir das noch nicht langweilig geworden ist, vierzigmal ein und dasselbe zu wiederholen!« Was ein Leibeigener denkt, während ihm sein Herr eine Belehrung erteilt, das weiß nur Gott allein. Also das wäre es, was wir fürs erste über Petruschka zu sagen haben. Ein ganz anderer Mensch war der Kutscher Selifan. Aber der Verfasser schämt sich stark, seine Leser so lange von Leuten niederen Standes zu unterhalten; denn er weiß aus Erfahrung, wie ungern sie mit den unteren Schichten Bekanntschaft machen. Der Russe ist nun einmal so: er empfindet ein leidenschaftliches Verlangen, mit jemand bekannt zu werden, der auch nur eine Rangstufe über ihm steht, und eine rein äußerliche Bekanntschaft mit einem Grafen oder Fürsten ist ihm wertvoller als alle sonstigen noch so engen, freundschaftlichen Beziehungen. Der Verfasser fürchtet sogar für seinen Helden, der nur Kollegienrat ist. Hofräte mögen vielleicht mit ihm bekannt zu werden wünschen; aber diejenigen, die es schon bis zum Generalsrange gebracht haben, die werfen auf ihn am Ende nur einen jener verächtlichen Blicke, die der Mensch auf alles wirft, was zu seinen Füßen herumkriecht, oder, was noch schlimmer ist, sie gehen mit einer für den Verfasser niederschmetternden Nichtbeachtung an ihm vorüber. Aber wie kränkend auch das eine wie das andere sein mag, wir müssen doch zu unserem Helden zurückkehren. Nachdem er also noch am vorhergehenden Abende die nötigen Befehle gegeben hatte, stand er am andern Morgen sehr früh auf, wusch sich und rieb sich vom Kopf bis zu den Füßen mit einem nassen Schwamme ab, was er nur sonntags tat, und es war gerade Sonntag. Darauf rasierte er sich so sorgfältig, daß seine Backen an Glätte und Glanz der reine Atlas wurden, zog den preiselbeerfarbenen Frack mit den leuchtenden Tüpfelchen und darüber den großen Bärenpelz an, stieg die Treppe hinab, wobei der Kellner ihn bald auf der einen bald auf der anderen Seite stützend unter den Arm faßte, und setzte sich in die Britschke. Mit Gepolter fuhr die Britschke aus dem Torwege des Gasthofes auf die Straße hinaus. Ein vorbeigehender Pope nahm die Mütze ab; einige Gassenjungen mit unsauberen Hemden streckten die Hände hin und riefen: »Gnädiger Herr, geben Sie uns armen Waisen etwas!« Da der Kutscher bemerkte, daß der eine von ihnen die größte Lust hatte, auf das hintere Trittbrett zu klettern, so versetzte er ihm einen Schlag mit der Peitsche. Die Britschke begann nun auf den Steinen ihre Sprünge zu machen. Nicht ohne lebhafte Freude erblickte der Insasse von weitem den gestreiften Schlagbaum, der zu erkennen gab, daß das Pflaster, wie alle anderen Erdenqualen, bald ein Ende nehmen werde, und nachdem Tschitschikow sich noch einige Male ziemlich heftig den Kopf an der Wagendecke gestoßen hatte, fuhr er endlich auf weichem Boden dahin. Kaum hatten sie die Stadt hinter sich, als sie auch schon auf beiden Seiten des Weges in die übliche Wildnis hineingerieten: mit Gras bewachsene Erdhöcker, Tannenwald, niedriges, dünnes, junges Fichtengestrüpp, angebrannte alte Baumstämme, Heidekraut und ähnliches nutzloses Zeug. Es kamen Dörfer, die in langer Linie an der Landstraße entlang lagen; die Häuser hatten, was ihre Bauart anlangt, mit alten aufgeschichteten Holzhaufen Ähnlichkeit, waren mit grauen Dächern versehen und unter denselben mit geschnitzten hölzernen Verzierungen ausgestattet, in Form von herabhängenden gemusterten Handtüchern. Wie gewöhnlich saßen auf den Bänken vor den Torwegen einige Bauern in ihren Schafpelzen und gähnten; Frauen mit dicken Gesichtern und zusammengeschnürten Brüsten sahen aus den oberen Fenstern; aus den unteren schaute ein Kalb heraus, oder ein Schwein steckte seinen kleinäugigen Kopf ins Freie. Kurz, ganz das bekannte Bild. Nachdem sie am fünfzehnten Werstpfahl vorübergefahren waren, erinnerte sich Tschitschikow, daß hier, nach Manilows Angabe, dessen Dorf liegen mußte; aber auch der sechzehnte Werstpfahl flog an ihnen vorbei, und das Dorf war immer noch nicht zu sehen, und wenn ihnen nicht zwei Bauern entgegengekommen wären, so wäre es ihnen kaum gelungen, hinzufinden. Auf die Frage, ob das Dorf Samanilowka noch weit sei, nahmen die Bauern die Mützen ab, und der eine von ihnen, der der klügere war und einen keilförmigen Bart trug, antwortete: »Meinst du vielleicht Manilowka und nicht Samanilowka?«
»Nun ja, Manilowka.«
»Manilowka! Wenn du noch eine Werst weiterfährst, dann hast du es, das heißt dann geradezu nach rechts.«
»Nach rechts?« fragte der Kutscher.
»Ja, nach rechts«, antwortete der Bauer. »Das ist dann der Weg nach Manilowka; aber ein Dorf Samanilowka gibt es gar nicht. So heißt das Dorf, nämlich sein Name ist Manilowka; aber Samanilowka gibt es überhaupt nicht. Da geradezu auf dem Berge wirst du ein steinernes, zweistöckiges Haus sehen, das Herrschaftshaus; in dem wohnt nämlich der Herr selbst. Das ist Manilowka; aber ein Dorf Samanilowka gibt es hier ganz und gar nicht und hat es nie gegeben.«
Sie fuhren weiter, um Manilowka zu suchen. Als sie noch zwei Werst gefahren waren, kamen sie an eine Stelle, wo ein Landweg abzweigte; aber sie legten auf diesem wohl noch zwei, drei, vier Werst zurück, und das steinerne, zweistöckige Haus war immer noch nicht zu sehen. Da erinnerte sich Tschitschikow, daß, wenn einen ein Freund auf sein fünfzehn Werst weit entferntes Gut einladet, dies bedeutet, daß nach dem Gute gut dreißig Werst sind. Das Dorf Manilowka konnte durch seine Lage nicht viele Menschen reizen. Das herrschaftliche Haus stand für sich allein auf einem freien Platze, nämlich auf einer Anhöhe, die für alle Winde, denen es beliebte zu blasen, offen dalag. Der Abhang der Anhöhe, auf der es stand, war mit kurzgeschorenem Rasen bekleidet. Auf ihm waren nach englischer Manier zwei, drei Beete mit Fliedersträuchen und gelbblühenden Akazienbüschen verstreut; fünf bis sechs Birken streckten hier und da in kleinen Gruppen ihre kleinblättrigen, dünnbelaubten Wipfel in die Höhe. Unter zweien derselben befand sich eine Laube mit einer flachen, grünen Kuppel, blauen Holzsäulen und der Aufschrift: »Tempel des einsamen Nachdenkens«; unten lag ein mit Entengrütze bedeckter Teich, was übrigens in den englischen Parks russischer Gutsbesitzer keine Seltenheit ist. Am Fuße dieser Anhöhe und zum Teil noch auf dem Abhange selbst lagen kreuz und quer dunkelgraue, aus Balken gebaute Bauernhäuser, die unser Held aus unbekannten Gründen sofort zu zählen begann; er zählte ihrer mehr als zweihundert. Nirgends wuchs zwischen ihnen ein Baum oder sonst etwas Grünes; überall sah man nur Holzbalken. Das Bild belebten zwei Weiber, welche ihre Kleider malerisch aufgehoben und auf allen Seiten untergestopft hatten, bis an die Knie im Teiche herumwateten und an zwei Querhölzern ein zerrissenes Schleppnetz hinter sich herzogen; in diesem sah man zwei Krebse, die sich darin verwickelt hatten; auch glitzerte darin ein Plötz. Die Frauen schienen untereinander in Streit begriffen zu sein und sich über irgend etwas zu zanken. Seitwärts in der Ferne sah man einen dunklen Fichtenwald mit einem langweiligen, bläulichen Schimmer. Selbst das Wetter schien sich in seinem Charakter der Örtlichkeit anzupassen: es war ein nicht gerade heller und nicht gerade düsterer Tag; ein Tag von hellgrauer Farbe; eine solche Farbe findet man nur noch bei den alten Uniformen der Garnisonsoldaten, dieses friedlichen, aber sonntags zum Teil betrunkenen Militärs. Um das Bild vollständig zu machen, fehlte es auch nicht an einem Hahne, diesem Vorherverkündiger der Witterungsveränderungen, der, trotzdem sein Kopf bei gewissen Courmachereien von den Schnäbeln anderer Hähne bis aufs Gehirn zerhackt war, dennoch sehr laut krähte und sogar mit den arg zerzupften Flügeln schlug. Als Tschitschikow sich dem Gehöfte näherte, bemerkte er auf der Freitreppe vor der Haustür den Hausherrn selbst in einem grünen Rocke aus Kammgarn; er hatte die Hand als Schirm über den Augen an die Stirn gelegt, um den herankommenden Wagen besser erkennen zu können. In dem Maße, wie die Britschke sich der Haustür näherte, wurden seine Augen fröhlicher und sein Lächeln breiter.
»Pawel Iwanowitsch!« rief er endlich, als Tschitschikow aus der Britschke stieg: »Also haben Sie doch endlich auch einmal an uns gedacht!«
Die beiden Freunde küßten sich herzlich, und Manilow führte seinen Gast ins Zimmer. Obgleich die Zeit, die sie zum Durchschreiten des Flures, des Vorzimmers und des Eßzimmers brauchten, ziemlich kurz ist, so wollen wir doch versuchen, ob wir sie nicht dazu benutzen können, etwas über den Hausherrn zu sagen. Aber hier muß der Verfasser bekennen, daß ein solches Unternehmen sehr schwierig ist. Weit leichter ist es, Charaktere von größerem Kaliber zu schildern: da braucht man nur die Farben mit der ganzen Hand auf die Leinwand zu werfen: schwarze, sengende Augen, überhängende Augenbrauen, eine von Runzeln durchfurchte Stirn, ein über die Schulter geworfener schwarzer oder feuerroter Mantel, – und das Porträt ist fertig. Aber all diese Herren, deren es auf der Welt so viele gibt, die auf den ersten Blick einander sehr ähnlich sind, an denen man aber bei näherem Hinsehen eine Menge kaum erfaßbarer Besonderheiten entdeckt, diese Herren sind furchtbar schwer zu porträtieren. Hier muß man die Aufmerksamkeit auf das äußerste anspannen, um all die feinen, beinah unsichtbaren Züge wahrzunehmen, und überhaupt ist dazu ein tiefer, in der Wissenschaft der Menschenkenntnis geschärfter Blick erforderlich.
Vielleicht konnte nur Gott allein sagen, was für ein Charakter Manilow eigentlich war. Es gibt eine Art von Menschen, von denen man zu sagen pflegt: sie sind ganz eigenartige Leute, nicht Fisch, nicht Fleisch. Vielleicht muß man auch Manilow zu diesen rechnen. Dem Aussehen nach war er ein stattlicher Mensch; seine Gesichtszüge entbehrten nicht einer gewissen Anmut; aber dieser Anmut war, wie es schien, allzuviel Zucker zugesetzt; sein Benehmen und seine Umgangsformen zeigten das Bestreben, sich die Neigung anderer zu erwerben und Bekanntschaften anzuknüpfen. Er hatte ein verlockendes Lächeln, war blond und blauäugig. Im ersten Augenblicke des Gespräches mit ihm sagte man unwillkürlich: »Was ist das für ein angenehmer, gutherziger Mensch!« In dem darauffolgenden Augenblicke sagte man nichts, und im dritten sagte man: »Weiß der Teufel, was das für ein Kunde ist!« und ging weg, so weit als möglich; konnte man aber nicht weggehen, so empfand man die tödlichste Langeweile. Es war von ihm kein hitziges oder auch nur eifriges Wort herauszubekommen, wie man es doch fast von jedem hört, wenn man sein Lieblingsthema berührt. Jeder Mensch hat doch sein Lieblingsgebiet: der eine interessiert sich für Jagdhunde; ein anderer glaubt ein großer Kenner der Musik zu sein und ein wunderbares Verständnis für all ihre tiefen Stellen zu haben; ein dritter besitzt eine Meisterschaft darin, gut zu dinieren; ein vierter möchte im Leben eine Rolle spielen und wenigstens einen Zoll höher stehen, als es ihm vom Schicksal beschieden ist; ein fünfter, der sich mit seinen Wünschen mehr einschränkt, schwärmt und träumt davon, wie er wohl mit einem Flügeladjutanten auf der Promenade spazieren gehen könne, damit es seine Feinde und seine Bekannten und sogar unbekannte Leute sähen; ein sechster ist von der Natur mit einer Hand begabt, die den unnatürlichen Wunsch verspürt, an einem Karo-As oder an einer Zwei eine Ecke umzubiegen, während einem siebenten nur so die Hand juckt, irgendwo Ordnung zu stiften und sich mit einem Postmeister oder den Postknechten einzulassen, – kurz, jeder hat sein Lieblingsgebiet, aber Manilow hatte keines. Zu Hause redete er sehr wenig; größtenteils überlegte er und dachte nach; aber worüber er nachdachte, das war vielleicht auch wieder nur Gott dem Herrn bekannt. Daß er sich mit der Wirtschaft beschäftigt hätte, konnte man nicht sagen; er fuhr sogar nie auf die Felder; die Wirtschaft ging von selbst so leidlich. Wenn der Verwalter sagte: »Es wäre gut, gnädiger Herr, das und das zu tun«, so antwortete er gewöhnlich: »Ja, es wäre nicht schlecht«, und rauchte seine Pfeife weiter; denn dieses Pfeiferauchen hatte er sich angewöhnt, als er noch beim Militär stand, wo er für einen sehr bescheidenen, sehr zartfühlenden und sehr gebildeten Offizier galt. »Ja, das wäre wirklich nicht schlecht«, wiederholte er noch einmal. Wenn ein Bauer zu ihm kam und, sich mit der Hand das Genick kratzend, sagte: »Gnädiger Herr, erlaube mir, auf Arbeit wegzugehen und die Abgabe zu erarbeiten«, so sagte er, seine Pfeife rauchend: »Nun, so geh!« und es kam ihm gar nicht in den Sinn, daß der Bauer einfach ging, um sich zu betrinken. Manchmal, wenn er von der Freitreppe auf den Hof und auf den Teich hinblickte, redete er davon, daß es gut wäre, wenn man von dem Hause aus einen unterirdischen Gang anlegte oder über den Teich eine steinerne Brücke baute, auf der sich zu beiden Seiten Läden befänden; und in den Läden sollten Kaufleute sitzen und allerlei geringe Waren verkaufen, die die Bauern nötig hätten. Dabei bekamen seine Augen ein außerordentlich süßes Aussehen, und sein Gesicht nahm einen sehr zufriedenen Ausdruck an. Übrigens endeten alle diese Projekte nur mit bloßen Worten. In seinem Arbeitszimmer lag immer ein Buch, mit einem Lesezeichen bei Seite vierzehn; dieses Buch las er beständig, schon seit zwei Jahren. In seinem Hause fehlte ewig etwas: im Salon standen schöne Möbel, mit einem prächtigen Seidenstoffe bezogen, der gewiß sehr viel Geld gekostet hatte; aber auf zwei Sesseln fehlte er, und diese Sessel standen einfach mit Matten bedeckt da; übrigens warnte der Hausherr mehrere Jahre lang jedesmal seine Gäste mit den Worten: »Setzen Sie sich nicht auf diese Sessel; sie sind noch nicht fertig.« In einem anderen Zimmer waren überhaupt keine Möbel, obgleich er in den ersten Tagen nach der Hochzeit gesagt hatte: »Mein Herzchen, wir werden morgen dafür sorgen müssen, daß in dieses Zimmer wenigstens provisorisch Möbel hineingestellt werden.« Am Abend wurde ein sehr prächtiger Leuchter von dunkler Bronze mit den drei Grazien des Altertums und mit einem prächtigen Lichtschirm aus Perlmutter auf den Tisch gestellt und daneben ein einfacher, invalider, lahmer, sich seitwärts neigender Messingleuchter, der ganz voll Talg war, was weder der Hausherr noch die Hausfrau, noch die Dienerschaft beachtete. Seine Frau … übrigens waren sie miteinander vollständig zufrieden. Trotzdem sie schon mehr als acht Jahre verheiratet waren, brachte immer noch jeder von ihnen dem anderen entweder ein Stückchen Apfel oder ein Stück Konfekt oder einen Nußkern und sagte mit einer rührend zärtlichen Stimme, die die größte Liebe ausdrückte: »Mach dein Mündchen auf, mein Herzchen; ich werde dir etwas Schönes hineinstecken.« Es versteht sich von selbst, daß sich dann das Mündchen mit viel Anmut öffnete. Zum Geburtstage überraschten sie einander mit Geschenken, etwa mit einem Futteral für die Zahnbürste in Perlenstickerei. Und wenn sie zusammen auf dem Sofa saßen, so legte sehr oft, ohne jeden erkennbaren Grund, der eine seine Pfeife, die andere ihre Handarbeit, falls sie eine solche gerade in den Händen hatte, hin, und sie drückten einander einen so schmachtenden, langen Kuß auf die Lippen, daß man während desselben mit Leichtigkeit eine kleine Strohzigarre hätte aufrauchen können. Kurz, sie waren, was man nennt: glückliche Menschen. Allerdings hätte man finden können, daß im Hause noch vieles andere zu tun war, als sich lange Küsse zu geben und Geburtstagsgeschenke herzustellen, und man hätte allerlei Fragen aufwerfen können: z.B. warum in der Küche die Speisen in so dummer, sinnloser Weise bereitet wurden; warum die Speisekammer recht leer war; warum die Wirtschafterin stahl; warum die Diener unsauber und trunksüchtig waren; warum das ganze Gesinde maßlos lange schlief und in der ganzen übrigen Zeit Dummheiten trieb. Aber all dies waren unwürdige Gegenstände, und Frau Manilowa hatte eine gute Erziehung genossen. Eine gute Erziehung empfängt man bekanntlich in den Pensionaten; in den Pensionaten aber bilden bekanntlich drei Hauptgegenstände die Grundlage der menschlichen Tugenden: die französische Sprache, die für ein glückliches Familienleben unentbehrlich ist, das Fortepiano, um dem Gatten angenehme Stunden zu bereiten, und endlich das speziell wirtschaftliche Gebiet: das Stricken von Börsen und anderen Geschenken. Übrigens werden auch mancherlei Umänderungen und Vervollkommnungen der Methoden vorgenommen, besonders in der heutigen Zeit: all dies hängt wesentlich von der Einsicht und den Fähigkeiten der Pensionsvorsteherinnen selbst ab. In manchen Pensionaten wird so verfahren, daß zuerst das Fortepiano, dann die französische Sprache und dann erst das wirtschaftliche Gebiet herankommt. Aber manchmal macht man es auch so, daß man zuerst das wirtschaftliche Gebiet nimmt. d.h. das Stricken von Geschenken, dann die französische Sprache und danach erst das Fortepiano. Die Methoden sind eben mannigfaltig. Es schadet nichts, wenn wir anmerken, daß Frau Manilowa … aber ich muß bekennen, es ist mir sehr peinlich, über Damen zu reden, und überdies wird es Zeit, daß ich zu unseren beiden Helden zurückkehre, die schon mehrere Minuten lang vor der Tür des Salons gestanden und sich wechselseitig gebeten haben, zuerst hineinzugehen.
»Haben Sie die Güte und beunruhigen Sie sich nicht meinetwegen; ich werde nach Ihnen hineingehen«, sagte Tschitschikow.
»Nein, Pawel Iwanowitsch, nein; Sie sind der Gast«, erwiderte Manilow, indem er mit einer Handbewegung auf die Tür hindeutete.
»Machen Sie keine Umstände, bitte, machen Sie keine Umstände; bitte, gehen Sie voran!« sagte Tschitschikow.
»Nein, verzeihen Sie, ich werde es nicht zulassen, daß ein so angenehmer, gebildeter Gast nach mir hineingeht.«
»Wieso denn gebildet? … Bitte, gehen Sie voran!«
»Nicht doch; belieben Sie voranzugehen!«
»Aber warum denn?«
»Nun, eben deshalb!« sagte Manilow mit einem angenehmen Lächeln.
Endlich gingen die beiden Freunde gleichzeitig seitwärts in die Tür und drängten einander dabei ein bißchen. »Gestatten Sie mir, Ihnen meine Frau vorzustellen!« sagte Manilow. »Mein Herzchen! Pawel Iwanowitsch!«
Wirklich erblickte Tschitschikow eine Dame, die er vorher, als er in der Tür mit Manilow Verbeugungen gemacht hatte, noch gar nicht bemerkt hatte. Sie war nicht häßlich, und ihr Anzug stand ihr gut. Sie trug ein gutsitzendes seidenes Kleid von blasser Farbe; ihre feine, kleine Hand warf eilig etwas auf den Tisch und preßte das Batisttaschentuch mit den gestickten Ecken zusammen. Sie erhob sich von dem Sofa, auf dem sie saß. Tschitschikow trat zu ihr hin und küßte ihr nicht ohne Vergnügen die Hand. Frau Manilowa sagte mit etwas schnarrender Aussprache, er mache ihnen durch seinen Besuch eine große Freude, und es sei kein Tag vergangen, an dem ihr Mann nicht von ihm gesprochen habe.
»Ja«, bestätigte Manilow, »sie fragte mich immer: ›Warum kommt denn dein Freund nicht?‹ – ›Warte nur, mein Herzchen‹, antwortete ich, ›er wird schon kommen.‹ Und da haben Sie uns nun endlich Ihres Besuches gewürdigt. Sie haben uns damit wirklich einen Genuß bereitet, einen Maitag, einen Festtag des Herzens …«
Als Tschitschikow hörte, daß es schon bis zu Festtagen des Herzens gekommen war, wurde er etwas verlegen und antwortete bescheiden, er habe keinen bekannten Namen und keinen bemerkenswerten Rang.
»Sie haben alles«, unterbrach ihn Manilow mit demselben angenehmen Lächeln, »Sie haben alles und sogar noch mehr.«
»Welchen Eindruck hat Ihnen unsere Stadt gemacht?« fragte Frau Manilowa. »Haben Sie die Zeit dort angenehm verlebt?«
»Es ist eine sehr hübsche Stadt, eine schöne Stadt«, versetzte Tschitschikow, »und ich habe meine Zeit sehr angenehm zugebracht; die Gesellschaft ist sehr entgegenkommend.«
»Und wie haben Sie unseren Gouverneur gefunden?« sagte Frau Manilowa.
»Nicht wahr, ein höchst achtenswerter, höchst liebenswürdiger Mensch?« fügte Manilow hinzu.
»Durchaus richtig«, versetzte Tschitschikow, »ein höchst achtenswerter Mensch. Und wie er sich in sein Amt eingelebt hat, welch ein Verständnis er für dasselbe besitzt! Man kann nur wünschen, daß wir recht viele solche Männer hätten.«
»Wie er es versteht, einen jeden in der richtigen Art zu behandeln, wissen Sie, und in seinem ganzen Benehmen Taktgefühl zu zeigen«, fügte Manilow lächelnd hinzu und kniff vor Vergnügen beinah ganz die Augen zusammen, wie eine Katze, die man leise mit dem Finger hinter den Ohren krabbelt.
»Ein sehr umgänglicher, angenehmer Mann«, fuhr Tschitschikow fort. »Und welch ein Künstler! Ich hatte das gar nicht für möglich gehalten: wie schön er allerlei Sachen für den häuslichen Gebrauch stickt! Er hat mir eine von ihm selbst gearbeitete Börse gezeigt: es gibt wenige Damen, die so kunstvoll sticken können!«
»Und der Vizegouverneur, nicht wahr, was für ein lieber Mensch?« sagte Manilow und kniff dabei wieder die Augen etwas zusammen.
»Ein sehr, sehr würdiger Mann«, antwortete Tschitschikow.
»Nun, erlauben Sie, aber wie urteilen Sie über unseren Polizeimeister? Nicht wahr, ein sehr angenehmer Mensch?«
»Außerordentlich angenehm, und welch ein kluger, belesener Mensch! Ich habe bei ihm mit dem Staatsanwalt und dem Gerichtspräsidenten zusammen bis zum frühen Morgen Whist gespielt. Ein sehr, sehr würdiger Mann!«
»Nun, und was für eine Meinung haben Sie über die Frau des Polizeimeisters?« fügte Manilow hinzu. »Nicht wahr, eine sehr liebenswürdige Dame?«
»Oh, sie ist eine der würdigsten Damen, die ich überhaupt kenne«, antwortete Tschitschikow.
Hierauf ließen sie den Gerichtspräsidenten und den Postmeister Revue passieren und nahmen auf diese Weise fast alle Beamten der Stadt durch, die sich sämtlich als höchst würdige Personen herausstellten.
»Sie verbringen Ihre Zeit immer auf dem Lande?« fragte Tschitschikow endlich auch seinerseits.
»Meistens leben wir auf dem Lande«, erwiderte Manilow. »Manchmal jedoch fahren wir nach der Stadt, nur um mit gebildeten Menschen zusammenzukommen. Wissen Sie, man verwildert ganz, wenn man fortwährend so zurückgezogen lebt.«
»Sehr richtig, sehr richtig«, versetzte Tschitschikow. »Etwas anderes wäre es allerdings«, fuhr Manilow fort, »wenn wir eine gute Nachbarschaft hätten, wenn zum Beispiel ein Mann da wäre, mit dem man etwa über guten Ton und liebenswürdiges Benehmen reden oder irgendein wissenschaftliches Gespräch führen könnte, um so den Geist anzuregen; das würde, um mich so auszudrücken, dieses Brachfeld …« Hier wollte er eigentlich noch weitersprechen; aber er merkte, daß er etwas aus dem Geleise kam, schwenkte nur ein paarmal die Hand in der Luft umher und fuhr dann fort: »Dann natürlich würden das Landleben und die Zurückgezogenheit sehr viele Annehmlichkeiten haben. Aber wir haben hier absolut niemanden … Wir lesen nur manchmal den ›Sohn des Vaterlandes‹.«
Tschitschikow erklärte sein völliges Einverständnis damit und fügte hinzu, daß nichts angenehmer sein könne, als zurückgezogen zu leben, den Anblick der Natur zu genießen und manchmal ein Buch zu lesen …
»Aber wissen Sie«, bemerkte Manilow, »wenn man keinen Freund hat, mit dem man sich aussprechen kann …«
»Oh, das ist richtig, das ist vollkommen richtig!« unterbrach ihn Tschitschikow. »Was helfen einem dann alle Schätze der Welt? ›Habe nicht Geld, sondern habe gute Menschen, mit denen du verkehrst‹, hat ein weiser Mann gesagt.«
»Und wissen Sie, Pawel Iwanowitsch«, sagte Manilow, und auf seinem Gesichte zeigte sich ein geradezu widerlich süßer Ausdruck, ähnlich einer Mixtur, die ein gewandter, in der vornehmen Welt praktizierender Arzt unmäßig versüßt, um damit den Patienten zu erfreuen, »dann empfindet man sozusagen eine Art von seelischem Genuß … So zum Beispiel jetzt, wo der Zufall mir das, ich kann sagen, seltene, ideale Glück verschafft hat, mit Ihnen reden und Ihr angenehmes Gespräch genießen zu können …«
»Aber ich bitte Sie, was ist das für ein angenehmes Gespräch? … Ich bin ein unbedeutender Mensch und weiter nichts«, antwortete Tschitschikow.
»Oh, Pawel Iwanowitsch! Gestatten Sie mir offenherzig zu sein: ich würde mit Freuden die Hälfte meines Vermögens hingeben, wenn ich dafür einen Teil der guten Eigenschaften erlangen könnte, die Sie besitzen! …«
»Im Gegenteil, ich würde es meinerseits für das größte …«
Es läßt sich nicht sagen, wie weit dieser beiderseitige Ausbruch der Gefühle der beiden Freunde noch gegangen wäre, wenn nicht ein Diener hereingekommen wäre mit der Meldung, daß das Essen fertig sei.
»Ich bitte gehorsamst«, sagte Manilow. »Sie werden entschuldigen, wenn es bei uns kein solches Mittagessen gibt wie in vornehmen Häusern und in den Residenzen; bei uns gibt es einfach nach russischem Brauche Kohlsuppe, aber aus gutem Herzen. Ich bitte gehorsamst.«
Nun stritten sie wieder noch eine Weile darum, wer zuerst hineingehen sollte, und endlich schob sich Tschitschikow seitwärts in das Eßzimmer hinein.
In dem Eßzimmer standen schon zwei Knaben, Manilows Söhne, die sich in den Jahren befanden, wo man die Kinder schon mit am Tische sitzen läßt, aber noch auf hohen Stühlen. Neben ihnen stand ihr Lehrer, der sich höflich und lächelnd verbeugte. Die Hausfrau setzte sich hinter ihre Suppenterrine; der Gast erhielt seinen Platz zwischen dem Hausherrn und der Hausfrau; der Diener band den Kindern die Servietten um den Hals.
»Was für liebe Kinder!« sagte Tschitschikow, indem er sie anblickte. »Wie alt sind sie denn?«
»Der ältere ist sieben und der jüngere ist gestern gerade sechs geworden!« sagte Frau Manilowa.
»Themistoklus!« sagte Manilow, sich zu dem älteren wendend, der sich bemühte, sein Kinn frei zu machen, das der Diener mit in die Serviette hineingebunden hatte. Tschitschikow zog die Augenbrauen ein wenig in die Höhe, als er diesen in der Hauptsache griechischen Namen hörte, welchem Manilow aus einem unerfindlichen Grunde die Endung us gegeben hatte; aber er bemühte sich sofort, seinem Gesichte wieder den gewöhnlichen Ausdruck zu verleihen.
»Themistoklus, sage mir: welches ist die beste Stadt in Frankreich?«
Hier richtete der Lehrer seine ganze Aufmerksamkeit auf Themistoklus, und es machte den Eindruck, als ob er ihm in die Augen springen wolle; aber schließlich beruhigte er sich vollständig und nickte mit dem Kopfe, als Themistoklus sagte: »Paris.«
»Und welches ist bei uns die beste Stadt?« fragte Manilow wieder.
Der Lehrer blickte den Knaben wieder mit gespannter Aufmerksamkeit an.
»Petersburg«, antwortete Themistoklus.
»Und welche noch?«
»Moskau«, antwortete Themistoklus.
»Ein kluger Knabe, ein prächtiges Kind!« sagte darauf Tschitschikow. »Nun sagen Sie nur«, fuhr er fort, indem er sich mit dem Ausdrucke staunender Verwunderung zu Manilow wendete, »in so jungen Jahren schon solche Kenntnisse! Ich muß Ihnen sagen, daß in diesem Kinde große Fähigkeiten stecken!«
»Oh, Sie kennen ihn noch nicht!« antwortete Manilow. »Er besitzt einen außerordentlichen Scharfsinn. Der jüngere da, Alkid, der ist nicht so rasch; aber dieser hier, wenn dem etwas vorkommt, ein Käfer, ein Schmetterling, ist er gleich mit den Augen dahinter her, läuft ihm nach und richtet seine Aufmerksamkeit darauf. Ich habe ihn für das diplomatische Fach bestimmt. Themistoklus!« fuhr er fort, sich von neuem zu ihm wendend, »willst du Gesandter werden?«
»Ja«, antwortete Themistoklus, an einem Bissen Brot kauend und mit dem Kopfe nach rechts und links umherschlagend.