Die Toten von St.James - Julia Herne - E-Book

Die Toten von St.James E-Book

Julia Herne

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Beschreibung

St. James, eine Kleinstadt in West Virginia, bekommt einen neuen Sheriff: Jared Marcus. Als dieser ein altes und leerstehendes Herrenhaus kauft, ahnt er nicht, dass er sich schon bald mit der grausamen Geschichte des Hauses auseinandersetzen muss, denn von der Lösung zweier alter Fälle hängt sein Leben ab.

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Die Toten von St. James
Ausführliche Information zu Autoren und Bücher finden Sie auf
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Epilog
Das Leben der Geraldine Lobster
Das Mädchen aus New Orleans
Mrs. Geraldine Lobster
Das ungeborene Kind
Paul
Maggie
Geraldines Tod
Stirb, mein Bruder!
Ich bin deine Tochter

Julia Herne

Die Toten von St. James

Ausführliche Information zu Autoren und Bücher finden Sie auf

www.JustTales.de

Thriller von Julia Herne

1. Auflage Dezember 2021

Ungekürzte Taschenbuchausgabe

JustTales Verlag, Bremen

Geschäftsführer Andreas Eisermann

Copyright © 2021 JustTales Verlag

An diesem Buch haben mitgewirkt:

Lektorat/Korrektorat: Astrid D. Rahlfs

Einbandgestaltung: Grit Richter, Eisermann Media GmbH

Buchsatz: Grit Richter, Eisermann Media GmbH

Druck & Bindung in Europa

Paperback

(ISBN 978-3-947221-32-5)

E-Book

(ISBN 978-3-947221-33-2)

Prolog

St. James, West Virginia, 1902

Helles Lachen drang aus dem kleinen Schlafzimmer in der Marble Street. Die Fenster waren mit Schnee bedeckt und frostiger Wind zog durch die kleine Stadt. Doch im Haus, in diesem einen Zimmer, knisterte der Kamin und strahlte eine wohlige Wärme aus.

Das junge Mädchen sprang nur in Unterwäsche und halterlosen Strümpfen über das Bett auf die andere Seite. Wild hingen ihre schwarzen Locken in ihr Gesicht, die dunkelbraunen Augen funkelten frech. »Fang mich doch«, sagte sie kichernd.

»Du Luder!«, kicherte Luther McConnon. Ich kriege dich schon.« Er selbst trug nicht mehr, als Gott ihm mitgegeben hatte. Allein die Aussicht, dieses Mädchen unter sich haben zu können, hatte ihn seine Kleidung schnell ablegen lassen.

Doch so leicht war Geraldine McCannister nicht zu haben. Das siebzehnjährige Mädchen aus New Orleans war frech genug, die Lust ihres Liebhabers auszunutzen. Für sie würde er sogar nackt durch den Schnee laufen.

Mit dem Finger lockte sie Luther zu sich, wackelte frech mit der Hüfte und biss sich auf die Unterlippe. Geraldine war das verruchte Mädchen, welches die Männer in diesem Teil des Landes nur aus der Zeitung kannten. Und doch hatte sie ihre Welt hinter sich gelassen. Wofür, war ihr jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Es war ihr auch egal. Einzig die körperliche Freude, die sie bei Luther empfand, zählte in diesem Augenblick.

Mit Genugtuung sah sie zu, wie Luther nach ihrem Körper gierte, als sie das linke Bein aufs Bett stellte und langsam den schwarzen Strumpf abrollte. Stück für Stück legte sie sinnliche Haut frei, von der sie nur zu genau wusste, was Luther damit anstellen wollte.

»Willst du mehr?«, fragte sie mit sinnlich-dunkler Stimme.

Luther nickte nur, schluckte hart und leckte sich über die Lippen.

Lächelnd zog sie den Strumpf aus, nahm ihn in die Hände und biss raubtierhaft in den Stoff, während sie leise schnurrte.

Immer wilder wurde die Gier in Luthers Blick und er kniete bereits mit einem Bein auf der anderen Bettseite. Viel fehlte nicht mehr und er wäre darüber gesprungen, nur um sich dieses Mädchen zu greifen.

Geraldine kicherte aufgedreht. Die Lust machte sie regelrecht high. Es war ein gefährliches Spiel, welchem sie sich hingaben, doch das Leben bestand für sie allein aus Lust und Spaß. Da blieb das Risiko nicht aus.

Mit einem lasziven Hüftschwung stellte sie auch das andere Bein auf die Matratze und streifte sich den Strumpf ab.

In ihr kribbelte es, als sie sah, wie Luther raubkatzengleich aufs Bett stieg, ihr immer näher kam.

Allein ein dünner Slip und das schwarze Korsett verhüllten ihren schlanken Körper, doch den lästigen Stoff legte sie schließlich ab und flitzte lachend um das Bett herum auf die andere Seite, als Luther nach ihrer Hand greifen wollte.

Der Mann, der nur ein einfacher Bäckerssohn war, strahlte alles an männlicher Energie aus, die Geraldine sich wünschte. Er begehrte sie, liebte sie, genoss sie in vollen Zügen. Nur zu gern ließ sie sich von ihm einfangen. Noch immer kicherte sie, als sie unter diesem Mann zum Liegen kam.

»Hab dich, kleines Luder«, raunte er und versank in einem tiefen Kuss.

Sie vergaßen Zeit und Ort, fühlten und lebten diesen Moment bis zur Besinnungslosigkeit. Es war ein himmlischer Rausch, dem sie verfielen.

Als die Sonne unterging, schreckte Geraldine aus einem tiefen Traum empor. Vor dem Bett, in der Dunkelheit, stand ein Mann. Das Feuer im Kamin war längst verglüht und so tastete sie nach dem der Kerze auf ihrer Seite des Bettes, die sie entzündete.

»Eduard!«, keuchte sie erschrocken.

Da stand der Mann, den sie in Kürze heiraten sollte vor dem Bett und funkelte sie zornig an. Eduard machte ihr Angst. Und sie wäre längst verschwunden, hätte sie das Geld für die teuren Zugfahrkarten. Doch sie hatte nichts. Alles, was sie einst besessen hatte, war ihr weggenommen worden.

»Ich habe dich nicht mit mir genommen, damit du nun hier in St. James weiter die Dirne spielst und mich zum Gespött der ganzen Stadt machst!«, sagte er mit bedrohlichem Unterton.

Langsam regte sich Luther neben Geraldine. Als er die Situation erkannte, sprang er aus dem Bett.

»Eduard!«

Doch dieser sah ihn nur eiskalt an. Im Licht der Kerze blitzte die Klinge seines Messers auf. Doch anstatt auf Luther loszugehen, verpasste er Geraldine zwei tiefe Schnitte in Arm und Bein. »Zieh dich an, Weib!«, fauchte er.

Blut sickerte aus den Wunden. Sie verschmierte es auf ihrem Körper, als sie lediglich das schwarze Kleid überstreifte.

»Sie ist die Meine. Wie kannst du es wagen, Hand an meine Verlobte zu legen?«, donnerte Eduard und hieb mit dem Messer nach Luther.

»Nein! Hör auf!«, schrie Geraldine und wollte sich auf ihren zukünftigen Mann stürzen, doch der sprang beiseite und schlug Geraldine die Faust ins Gesicht, sodass sie mitsamt ihrem Liebhaber zu Boden ging.

»Weg von ihr!« Eduard trat mit seinem schweren Stiefel nach dem Nebenbuhler, traf Gesicht, Hals und Brust, nahm Luther für einen kleinen Moment die nötige Luft zum Atmen, bevor sich Eduards Fuß auf den Hals des Mannes setzte.

So sehr er auch versuchte, freizukommen, er schaffte es nicht. Mehr und mehr erhöhte Eduard die Kraft in seinem Bein, presste die Luft aus Luthers Lungen. Nebeneinander lag das Liebespaar und starrte angsterfüllt zu dem gewaltigen Mann hinauf, der so bedrohlich über ihnen stand.

»Ich sollte euch beide töten. Euch, die ihr mich so schamlos und billig hintergangen habt. Aber ich werde dich am Leben lassen, Weib. Du sollst wissen, wo dein Platz ist. Für alle Zeit«, knurrte er dunkel und jagte sein Messer in Luthers linkes Auge.

Geraldine kreischte auf, genauso wie ihr Liebhaber, doch Eduard kannte kein Erbarmen. Hieb um Hieb metzelte er den Nebenbuhler nieder, sah zufrieden zu Geraldine, die über und über mit Luthers Blut getränkt war.

»Steh auf.« Er zerrte sie auf die Füße. »Merke es dir gut: Ich werde jeden abschlachten, der es wagt, dich zu berühren.«

Geraldine zitterte heftig, nickte schnell und schluchzte trocken auf. Die Angst in ihr schnürte sich fest um ihren Hals.

»Es ist dir nicht erlaubt, dir eine Woche lang das Blut abzuwaschen. Ich möchte, dass du es verinnerlichst, welchen schweren Fehler du begangen hast. Hast du mich verstanden?«, fragte er leise, aber deutlich.

»Ja …«

»Ja?«

»Ja, Sir«, schluchzte sie.

»Dann lass uns jetzt nach Hause gehen.« Treusorgend legte er den Arm um seine zitternde Verlobte, als er sie aus dem Haus führte.

Kapitel 1

Der neue Sheriff

St. James, West Virginia, August 2008

Der Sommer zeigte sich in seiner vollen Blüte. Die Berghänge am Horizont waren mit satten grünen Laubbäumen übersäht und am strahlend blauen Himmel schien die Sonne über der malerischen Kleinstadt St. James in West Virginia. Zuvor hatten tagelange Regenfälle den West Fork River bis zur Ufergrenze anschwellen lassen, wodurch das Rad der alten Mühle sich in der Ferne schnell drehte.

Das Gesicht in die Sonne haltend genoss Jared Marcus für einen Moment die Stille, die ihn in seinem schwarzen SUV umgab. Er konnte es kaum glauben, dass er Richmond tatsächlich verlassen, sich der Beförderung zum Captain widersetzt hatte und stattdessen dem Ruf der Natur gefolgt war. Er hatte genug vom Großstadtkrieg und wollte sich in einer kleineren Stadt niederlassen. Das kam das Angebot, den Posten des Polizeichefs zu übernehmen, durchaus gelegen. Sheriff Jared Marcus. In seinen Ohren klang dies bedeutend besser als Captain Marcus.

Von seiner Frau wegen eines Kollegen verlassen, hatte ihn auch familiär nichts in Richmond gehalten. Kinder hatte er nicht und sein bester Freund Larry war gerade erst wegen eines Jobangebotes mit seiner Familie nach Maryland gezogen. Sicher, er hatte Freunde in Richmond, doch auch die hatten ihn nicht von seiner Entscheidung abbringen können.

Sie hatten es versucht. Masha Gibbins zum Beispiel, Ahnenforscherin und zeitweise Geliebte, war von Jareds Versetzung nicht angetan, doch am Ende hatte auch sie gewusst, dass sie ihn nicht hätte halten können.

Vor zehn Minuten war er in St. James eingetroffen und befand sich auf dem Weg zum örtlichen Polizeirevier, um sich dort quasi zum Dienst zu melden. Der Bürgermeister wollte ihm persönlich die Schlüssel und den Stern übergeben. Fast war es, als würde ein Klein-Jungen-Traum in Erfüllung gehen, wenn er an den goldenen Stern dachte, der zukünftig seine Kleidung zieren würde. Welches Kind träumte nicht davon, einmal einen echten Sheriffstern tragen zu können? Er sah sich selbst vor Augen, wie er als Fünfjähriger zu Halloween stolz als Sheriff des Wilden Westens unterwegs gewesen war, mit einem goldenen Stern an seinem Hemd.

Jared zuckte zusammen, als es hinter ihm an der Kreuzung hupte. Schnell trat er auf das Gaspedal und überfuhr die Kreuzung. Er war zum ersten Mal hier. Bisher kannte er St. James nur von Bildern aus dem Internet. Ebenso sein Apartment in der Bourdon Street. Magda Kramer, die Maklerin, hatte ihm zahlreiche Fotos geschickt, doch am Ende zeigten sie eben nicht das gleiche Bild, welches man sich verschaffte, wenn man unmittelbar in den Räumlichkeiten stand.

Da das Apartment möbliert war, hatte er aus seinem gemeinsamen Haus mit seiner Ex-Frau Helen nicht viel mitgenommen. Persönliche Gegenstände, einige Möbelstücke seiner verstorbenen Eltern und sein Bett. Er hätte auch eine leere Wohnung mieten können, doch zum einen hatte er sich nicht dem Stress hingeben wollen, mit Helen auszudiskutieren, wem welches Möbelstück gehörte und zum anderen wollte er vollkommen neu beginnen. Er wollte Richmond hinter sich lassen: neue Wohnung, neuer Job, neue Kollegen und hoffentlich auch neue Freunde. Zu Masha hatte er vor seiner Abreise gesagt, er wolle stattdessen die Ruhe des Ortes genießen und das Kleinstadtfeeling in sich aufsaugen.

Er hatte nie in einer Kleinstadt gelebt. Ursprünglich stammte er aus Chicago. Dort hatte er auch seine Ausbildung zum Polizisten gemacht. Die Straßen dieser Stadt waren nicht für einen jungen Officer gemacht, der kaum mehr als achtzig Kilo wog, groß und schlaksig war und in seiner Uniform ausgesehen hatte wie in einem schlechten Halloweenkostüm. Die Chicagoer Polizeibehörde hatte schlicht keine passende Uniform gefunden, sodass sie geändert werden musste. Und der Schneider hatte von seinem Job etwa genauso viel verstanden wie Jared von dem seinigen.

Damals war er süße zwanzig Jahre alt gewesen. Naiv und unerfahren mit einem Partner, der sich nicht gescheut hatte, ihm genau zu zeigen, was er von dem Greenhorn hielt.

Als Jareds Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren und der zuständige Detektiv sie als einfache Unfallopfer bezeichnet hatte, obwohl der Verursacher betrunken Fahrerflucht begangen hatte, war der Ehrgeiz in dem jungen Polizisten geweckt worden. Er wollte nicht mehr nur in einem coolen Streifenwagen sitzen und eine schwere Knarre tragen. Die ursprünglichen Gründe für seine Berufswahl waren Geschichte. Er vernachlässigte alles und jeden in seinem Umfeld, nur um zu trainieren. Gewichte, Laufen, Waffen- und Kampftraining und parallel dazu die Schulung zum Detektiv. Es hatte sich gelohnt. Nun war er kräftig gebaut, trug sein Haar kurzrasiert und bei fast einem Meter achtzig war er mit seinem breiten Kreuz eine imposante Erscheinung. Zumindest hatte Masha das öfter erwähnt.

Zwei Jahre nach dem Tod seiner Eltern hatte er es in Chicago nicht mehr ausgehalten und hatte sich als Detektiv in Richmond beworben. Es war nicht schwer gewesen. Chicago wollte seinen Quertreiber loswerden und Richmond hatte aufgrund der erhöhten Kriminalität massiven Mangel an qualifizierten Leuten.

Nun, dreizehn Jahre später, wollte Jared erneut alles hinter sich lassen. Er hatte es satt, tagtäglich in die Mündung einer Pistole zu schauen, die irgendein Halbstarker ihm ins Gesicht hielt. Kinder, die prahlten, keine Angst vor dem Tod zu haben. Kinder, die oftmals schon alles gesehen hatten. Kinder, die durch das soziale Netz fielen, weil es niemanden scherte, dass die Mutter als Crackjunkie vor sich hin vegetierte.

In der West Second Street hielt Jared schließlich auf dem Parkplatz und stieg aus. Langsam nahm er die Sonnenbrille ab, während ein Lächeln über sein Gesicht huschte. Es gefiel ihm. Das Polizeigebäude bestand aus einer alten Holzfassade, die im Laufe der Jahre nachgedunkelt war. Vermutlich war das Haus einst aus Fichtenholz erbaut worden.

Jared hatte gehört, dass die Polizeistation in St. James zu den ältesten dieses Bundesstaates gehörte. Auf der knarrenden Veranda stand eine verwitterte Bank, die nicht so aussah, als sollte man sich darauf setzen. Wüsste er nicht, dass sich unter seinen Füßen Asphalt befand, konnte man meinen, dieses Gebäude stammte noch aus den alten Cowboyzeiten.

Entschlossen verschloss er die Tür seines SUV und betrat seinen neuen Arbeitsplatz. Der Vorraum war rustikal. Auch hier bestand so ziemlich alles aus Holz. Doch während die Wände in einem hellen, grau gestrichenen Ton gehalten waren, glänzte der Tresen in einem dunklen Kirschbaumholz.

Vier Türen gingen vom Vorraum ab. Dass an einer schon sein Name stand, ließ sein Herz freudig hüpfen. Sie erwarteten ihn.

»Hier mag jemand Grünpflanzen, was?«, murmelte Jared in sich hinein, denn der Raum war gespickt mit kleinen und großen Töpfen. Fotografien aus dem späten neunzehnten Jahrhundert hingen über sechs Stühlen gegenüber des Tresens. Neugierig schaute er sie sich an.

»Kann ich Ihnen helfen?«

Jared legte den Kopf schief, musterte die Frau mittleren Alters, die mit einer Kaffeetasse aus einer kleinen Küche gekommen war. Die dunkelblonden kurzen Haare waren mit hellen Strähnchen durchzogen und lockten sich im Nacken. Die Brille mit dem dunklen Rand verlieh ihr einen gewissen intellektuellen Touch. Jared wusste sofort, dass hinter der weißen Bluse und dem spießigen Rock eine Frau steckte, die definitiv die Hosen anhatte.

Er steckte seine Sonnenbrille in die Brusttasche seiner Jeansjacke. »Jared Marcus. Ich bin hier mit dem Bürgermeister verabredet.«

»Der neue Sheriff! Oh, herzlich willkommen in St. James. Wir freue uns, dass Sie da sind.« Schnell kam sie auf seine Seite und schüttelte Jared die Hand.

»Vielen Dank, Miss …?«

»Misterra, Sheriff. Judith Misterra. Aber wir sind hier nicht so förmlich. Einfach Judith.«

»Es freut mich, Judith.« Jared amüsierte die heftige Aufregung in ihrer Stimme, als sie ihm strahlend einen Kaffee anbot, bis ihr einfiel, dass er zuerst sein Büro sehen sollte.

»Judith, atmen Sie tief durch, okay? Ich bleibe noch einen Moment. Es wäre schade, wenn ich Sie jetzt schon verlieren würde, nur weil Sie vor lauter Aufregung einen Herzinfarkt bekommen.«

Sofort blieb sie stehen und lächelte. »Entschuldigen Sie. Es ist schön, dass Sie da sind. Der alte Sheriff, Gott sei seiner Seele gnädig, hatte einfach nichts mehr im Griff. Nun, sein Herz ebenfalls nicht.« Sie seufzte und öffnete die Tür, die rechts vom Tresen abging. »Ihr Büro, Sheriff.«

Jared schaute sich zufrieden um. Es war nicht groß, dafür aber gemütlich. Links neben der Tür standen helle Holzregale an den Wänden, gefüllt mit hunderten von Büchern über die Geschichte West Virginias und die aktuellen Gesetzestexte. Sogar die Verfassung hatte ihren Platz im Regal. Persönliche Gegenstände fand er jedoch nicht und nahm an, dass Judith sie nach dem Tod seines Vorgängers bereits hinausgeschafft hatte.

»Den Teppich hat mein Vater angefertigt«, erzählte sie stolz und deutete auf den Bodenbelag, auf dem Jared stand.

»Wirklich?«

»Ja, ich fand immer, dass er dem Raum eine heimelige Note gibt.«

»Da haben sie definitiv recht.« Jared lächelte sie amüsiert an.

»Ist er da? Judith, kochen Sie Kaffee und lassen Sie uns nicht warten. Was soll er denn für einen Eindruck bekommen«, hörte er eine tiefe Stimme aus dem Empfangsbereich, bevor der fremde Mann sein neues Büro betrat. Vorstehender Bauch, kaum noch ein Haar auf dem Kopf, aber dafür einen dichten grauen Kranz von einem Ohr zum anderen. Die große, schwere Hand schüttelte Jareds, bevor er überhaupt reagieren konnte. »Freut mich, dass Sie da sind, Mr. Marcus. Ach, was rede ich? Sheriff Marcus. Ich bin Bürgermeister McConnon. Ich hoffe, Sie haben eine angenehme Fahrt gehabt.«

Jared konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Diese überschwängliche Freude hier amüsierte ihn. »Ja, vielen Dank. Je näher ich St. James gekommen bin, desto mehr schien die Sonne. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen.« Jared überlegte kurz, doch das hier war sein Büro, also nahm er hinter dem dunklen Schreibtisch Platz.

Kaum hatte sich auch der Bürgermeister ihm gegenüber gesetzt, öffnete sich die Tür und beide Männer erhoben sich, als Judith hereinkam.

»Judith ist eine Perle. Sie werden sie sicher schätzen. Arbeitet schon … wie lange Sind Sie schon hier?«, fragte McConnon.

»Fünfundzwanzig Jahre werden es im Januar, Herr Bürgermeister.«

»Das ist eine lange Zeit«, sagte Jared anerkennend.

Judith zuckte die Schultern. »Ich habe hier gelernt und vier Sheriffs kommen und gehen sehen. Mir kann man nichts vormachen. Ich kenne die Pappenheimer dieser Stadt. Also ‒ kommen Sie zu mir, wenn Sie Fragen haben.«

Jared nickte amüsiert und wartete, bis Judith die Tür hinter sich geschlossen hatte.

»Nun, willkommen in St. James, Jared. Leider muss ich Ihnen sagen, dass Miss Kramer, ihre Maklerin, heute Morgen für einige Tage verreisen musste. Sie rief an und bat mich, Ihnen zu sagen, dass Sie die Schlüssel zum Apartment sofort bekommen, sobald sie zurück ist.«

Jared hob überrascht die Augenbrauen. Das passte ihm gar nicht. Er war davon ausgegangen, noch heute einziehen zu können. »Und wo soll ich bis dahin schlafen?«

»Silvie Paros führt eine kleine Pension und hat Ihnen ein schönes Zimmer vorbereiten lassen. Sie macht ein ausgezeichnetes Frühstück.«

Seufzend nickte Jared. Eine andere Wahl hatte er nicht.

»Kommen wir jetzt zum Wichtigsten. Deswegen sind Sie schließlich hier.« McConnon zog eine Akte aus seiner dunkelbraunen Ledertasche und entnahm dieser einen kleinen Stapel Papiere. »Gelesen haben Sie ihn schon, wie ich annehme?«, fragte er.

Jared musterte den Vertrag mit dem County, der ihn zum Sheriff ernennen würde. »Natürlich, Sir.«

»Sehr gut. Dann darf ich Sie feierlich um die Unterschrift bitten. Judith, kommen Sie bitte herein«, sagte er in die kleine Gegensprechanlage.

Jared hielt den goldenen Kugelschreiber in der Hand, den ihm McConnon gegeben hatte und wartete.

Keine Minute später trat Judith ein, um die Unterschriften beider Männer zu bezeugen. Anschließend schoss sie mit einer Digitalkamera zwei weitere Bilder für die West Folk Press und den St. James Daily, auf dem sich die beiden, zwischen der Nationalflagge und der Fahne von West Virginia stehend, die Hände schüttelten.

»Das gebe ich gleich in die Presseabteilung.« Judith nickte ihnen zu und verließ das Büro, während Jared sich setzte.

»Herzlichen Glückwunsch. Lassen Sie uns nächste Woche gemeinsam Lunch essen.«

Etwas überfahren von der ganzen Prozedur nickte Jared nur.

»Fein, meine Sekretärin wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen.«

»Ich freue mich.«

Der Bürgermeister verabschiedete sich und kaum saß Jared wieder auf seinem Stuhl, klopfte es an der Tür.

»Herein.«

»So, Sheriff, dann wollen wir Sie mal einkleiden. Ihren Stern haben Sie ja schon. Hier sind zwei Namensschilder für die Uniformen. Kommen Sie mit mir. Welche Größe haben Sie?«, plapperte Judith eifrig drauflos.

»Achtunddreißig. Und Schuhe bitte in zehneinhalb.« Jared folgte ihr in die Asservatenkammer.

»Hier lagern auch die Beweismittel, wenn wir mal welche haben. Und in diesem Raum liegen Uniformen, Schuhe und was Sie sonst noch brauchen. Ich kann es in die Pension bringen.«

»Ich nehme es nachher selbst mit. Ich möchte gern etwas essen und mich frisch machen.«

»Gut, eine kleine Führung gefällig?«

Jared stimmte neugierig zu und verließ mit Judith den Raum.

»Hier vorn ist mein Bereich. Ich bin hier die Sekretärin des Reviers. Früher gab es noch eine zweite, aber ich schaff das allein. Der Mann an Ihrem Wagen ist Fred Hugger. Er kümmert sich um alles Technische. Auch um die Autos. Ihr Wagen ist morgen bereit. Freddy, nimm deine Finger da weg«, rief sie aus dem Fenster.

Sofort hob der Mann mit Unschuldsmiene die Hände. »Das ist eine irre Anlage in diesem Auto.« Die fettigen, strähnigen Haare hingen ihm ins Gesicht, welches er mit einem schmutzigen Tusch abwischte. Hätte Jared ihn an einem anderen Ort getroffen, wäre er vermutlich dem Klischee »obdachloser Penner« verfallen. Dieses Großstadtdenken musste er wirklich ablegen.

»Ja, aber lass sie drin. Sie gehört dem neuen Sheriff.« Judith drehte sich zu Jared. »Er ist ein Bastler. Am liebsten würde er alles auseinandernehmen. Hier kommen wir in den Bürobereich Ihrer Deputies. Sie sind alle unterwegs. Drei Männer und zwei Frauen. Dort drüben sind die Toiletten.« Judith schritt schnell durch die Räume. Als würde ihr die Zeit davonlaufen.

»Hier haben wir einen Verhörraum. Wir haben nur einen. Dahinter kommen Sie in einen kleinen Gang, der zu zwei Zellen führt. Alle bestens überwacht. Mit Technik wird hier nicht gespart.«

Das hatte Jared bereits an der Funkanlage erkannt, die neben Judiths Schreibtisch stand. Und auch die Kameras, die den Zellen gegenüberhingen, schienen auf dem neusten Stand zu sein.

»Wir sind eine kleine Gruppe, aber jeder weiß, was er zu tun hat.«

»Was können Sie mir über diese Stadt sagen, was ich nicht aus dem Internet weiß?« Jared lehnte sich auf den Tresen und schaute seine Sekretärin fragend an.

»St. James ist ein schönes Städtchen. Und das sage ich nicht, weil ich hier geboren und aufgewachsen bin. Wir haben eine verhältnismäßig niedrige Kriminalitätsrate. Ein paar Betrunkene, jugendliche Randalierer, kaum Probleme mit Drogen. Ich denke, das Einzige, was diese Stadt wirklich belastet, sind die vielen Fälle von Raserei auf dem Highway.«

»Dafür ist die State Police zuständig«, gab Jared zu bedenken.

»Grundsätzlich schon, allerdings sind wir hier so weit weg vom Schuss, dass wir es meist vor ihnen gemeldet bekommen. Die nächste größere Stadt ist über fünfzig Meilen entfernt. Ihr Territorium ist groß. Es reicht vom östlichsten Punkt des West Folk Rivers bis hoch in die Mangardschlucht. Das sind ein paar hundert Hektar.«

»Verstehe.«

»Ansonsten … Ladendiebstähle der Jugendlichen sind hier beliebt. Die High School ist klein. Aber unser Basketballteam ist hervorragend. Allerdings haben einige der Kids zu viel Langeweile, wenn Sie mich fragen.«

Jared lächelte. »Ist das nicht immer so?«

»Damals war es anders. Wir waren schwimmen im Baggersee, zelten und wir haben uns im Wildpark engagiert. Das zählt heute alles nicht mehr. Die jungen Leute sitzen zu Hause vor der Spielkonsole und glauben, sie wüssten, wie das Leben läuft.«

Nun seufzte Jared missmutig. »Es gibt Kids, die das tatsächlich wissen.«

»In Richmond?«

»Ja … oder in Chicago. Die Welt dreht sich in den Städten schneller.«

Kurz schwiegen die beiden und Jared dachte an seine eigene Jugend zurück, fernab vom Chicagoer Ghetto. Er war in liebevoller Obhut aufgewachsen. Nicht dort, wo schon Zehnjährige eine Pistole im Hosenbund hatten.

»Gut, Sie haben alles gesehen. Ich sag Ihnen jetzt was. Sie fahren die Straße hinunter bis zur Tankstelle. Dort biegen Sie rechts ab. Zweihundert Meter weiter kommen Sie zu Silvies Hotel: dem Panorama. Lassen Sie es sich gut gehen. Sie macht nicht nur ein ausgezeichnetes Frühstück. Schauen Sie sich die Stadt ohne Uniform an. Und morgen früh um sieben sind Sie hier und treten Ihren Dienst an, Sheriff Marcus.«

»Das klingt nach einem guten Plan«, sagte er zwinkernd und holte seine Jacke aus dem Büro. Als er jedoch nach den Tassen greifen wollte, schnaubte es hinter ihm.

»Das ist mein Job. Los, raus hier«, sagte sie und schob Jared aus seinem Büro.

Der grinste und trat kurz darauf in die Sonne hinaus. Während er auf seinen Wagen zuging, musterte er die Menschen. Instinktiv grüßte er. Etwas, was in Richmond niemand getan hatte.

Während er durch die Straßen fuhr, schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen. Es war schön hier. Helle Häuser, ein großer Park und vor dem Rathaus ein weitläufiger Platz. Dort reihten sich die üblichen Geschäfte aneinander. Während er an einer Kreuzung hielt, beobachtete er die Menschen, die an ihm vorbei über die Straße gingen. Drei Jugendliche, die über irgendetwas laut lachten, eine junge Frau mit einem Kinderwagen, eine weitere Frau mit einem wohlfrisierten weißen Pudel. Ein Trucker hielt an der Tankstelle und sprang aus dem Führerhaus, bevor er den Tankwart mit Handschlag begrüßte.

Jareds Blick glitt nach rechts die Straße hinunter, wo er in der Ferne die gelben Schulbusse der High School erkannte. Laut des Internets gingen die jüngeren Kinder auf die Junior High in Mason River, der nächstgrößeren Stadt, welche auch die Bezirksverwaltung des Countys beherbergte.

Als Sheriff betreute er eine Stadt mit 7700 Einwohnern. Eine typische amerikanische Kleinstadt.

Kapitel 2

Willkommen in St. James

Heftig zuckte Jared zusammen, als er am Morgen durch das laute Krähen eines Hahnes geweckt wurde.

»Himmel!«, platzte er heraus und hob den Kopf. Die Tierlaute waren verstummt und er blinzelte verschlafen in die aufgehende Sonne, die in sein Zimmer fiel. Nach seiner Uhr tastend fiel er ins Kissen zurück. Halb sechs, verdammt, es war viel zu früh. Und doch wollte er weder zu spät noch völlig verschlafen seiner neuen Mannschaft gegenübertreten. Für einen kleinen Augenblick lang rührte er sich nicht, hatte die Augen geschlossen und atmete den frischen Duft von Zedernholz und Lavendel ein, den dieses Zimmer ausfüllte. Ein bisschen fühlte er sich wie im Himmel. Keine Frage, er liebte sein Bett und er wusste, dass er nirgends besser schlafen würde, als eben darin. Doch auch dieses Bett war ein Traum.

Doch so schön dieser Traum auch war, es half alles nichts, er musste aufstehen. Die warme Bettdecke zurückschlagend, erhob er sich schließlich und um sich davon abzuhalten, wieder unter die Decke zu kriechen, öffnete er schnell das Fenster und ging dort, wo er stand, zu Boden. Vierzig Liegestütze und ebenso viele Sit-ups. Beinahe jeder Tag fing damit an. Seit fünfzehn Jahren.

Nach einer ausgiebigen Dusche stieg er in frische Unterwäsche und schwarze Socken, dann öffnete er den Kleidersack, der an der Tür zum Bad hing. Die dunkelblaue Uniform sah nagelneu aus, das Namensschild glänzte über dem Stern:

Sheriff J. Marcus.

Viel Verantwortung, aber dennoch gefiel es ihm.

Er zog sie an, strich das Hemd glatt und legte den schweren Gürtel um, in dem sich all die Utensilien befanden, die er im Alltag eines Polizisten gebrauchen konnte. Taschenlampe, Handschellen, Pfefferspray, ein paar schwarze Handschuhe, sein Reservemagazin und sein Taschenmesser. Er zog seine Schuhe an und entnahm aus dem Nachtschrank seine silberne Beretta, die er ins Holster an seinem Gürtel steckte.

»Guten Morgen, Sheriff!« Silvie Paros, eine in die Jahre gekommene rundliche Frau mit Rüschenschürze, kam ihm mit einer Kaffeekanne in der Hand entgegen. »Hab gerade neuen gekocht. Trinken Sie noch eine Tasse?«

Jared lächelte sie offen an. »Sehr gern. Haben Sie eine Tageszeitung da?«

»Natürlich. Der St. James Daily kommt jeden Tag. Ist ein hübsches Bild von Ihnen und dem Bürgermeister. Sie sollten es sich für Ihr Büro rahmen lassen«, sagte sie und reichte ihm die Zeitung, gefolgt von einer Tasse Kaffee. »Ich bring Ihnen Frühstück.«

»Nein, ich esse später. Vielen Dank«, murmelte Jared und schlug die Zeitung auf. Er hatte es mit seiner Ankunft aufs Titelbild geschafft. Auch wenn er auf solchen nicht das erste Mal prangte, so war es dieses Mal wenigstens ein erfreulicher Umstand.

Der St. James Daily platzte förmlich vor überschäumender Freude darüber, dass es einen neuen Sheriff in der Stadt gab. Scheinbar hatte der Bürgermeister seinen Lebenslauf an die Presse weitergegeben, sodass der Stadt nun alle wichtigen Daten bekannt waren.

Jared trank seinen Kaffee aus und faltete die Zeitung zusammen. »Silvie, ich danke Ihnen. Bitte lassen Sie mein Zimmer geschlossen. Ich bin da … sehr eigen. Ich mag es nicht, wenn aufgeräumt wird, während ich nicht da bin«, lächelte er sanft.

Und so, wie er es gewohnt war, runzelte sie die Stirn. »Meine Zimmermädchen sind absolut vertrauenswürdig.«

»Dessen bin ich sicher. Es ist … eine Macke. Ich brauche meine Privatsphäre. Kann ich mich darauf verlassen?«

»Natürlich!«

»Vielen Dank. Bis heute Abend.« Er zwinkerte ihr zu und verließ das Haus.

Mit verschränkten Armen stand er neben seinem Auto und musterte eine Gruppe Jugendlicher, die gerade in den Park auf der anderen Straßenseite einbogen. Sie registrierten ihn nicht. In ihrer Welt gab es in diesem Moment nur die laute Musik aus kleinen Lautsprechern und die Zigarette, die zwischen den drei Jungen und dem einzigen Mädchen hin- und herging. In Richmond hätte er sie vermutlich angesprochen und gebeten, die Zigarette auszumachen. Ganz sicher waren sie nicht älter als fünfzehn. Doch dieses Mal übersah er es. Seine erste Amtshandlung in dieser Stadt sollte nicht sein, diesen Kindern den Morgen zu ruinieren.

Stattdessen stieg er ins Auto und fuhr die Straße hinunter, die ihn zum Polizeirevier führte. Kaum hatte er auf seinem Parkplatz angehalten, stand Freddy Hugger vor ihm.

»Guten Morgen, Sheriff«, sagte er, nachdem er die Fahrertür förmlich aufgerissen hatte.

»Guten Morgen.« Jared musterte ihn mit erhobener Augenbraue. Aus noch unerfindlichen Gründen war ihm dieser Mann suspekt. Lag es an dessen Ausstrahlung? An dem schmuddeligen Aussehen? Obwohl er vermutlich nicht sehr viel älter war als er selbst, wirkte Hugger stark in die Jahre gekommen. Seine Haut war grau und faltig. Er hatte ein hageres Gesicht, welches von Strähnen fettigen Haares umrahmt wurde, das sich aus dem Zopf im Nacken gelöst hatte. Er war schlaksig, wie er selbst einst. Jared konnte die Knochen an den dünnen Armen ausmachen.

»Fred Hugger, richtig?«

»Ja, Sheriff!«

»Fred, in Zukunft lassen Sie mich erst mal ankommen, okay? Keine Überfälle am Morgen an meinem Auto.« Jared versuchte, die nötige Freundlichkeit in seine Stimme zu legen, auch wenn es ihm schwerfiel. »Und Finger weg von meiner Antenne.«

Sofort zog Fred die Hand zurück. »Sorry.« Er trat beiseite und Jared spürte dessen bohrenden Blick im Rücken, als er an ihm vorbeiging.

Auch Judith sprang sofort auf, als er den Eingangsbereich betrat.

»Stopp!« Er hob den Finger und sie blieb augenblicklich stehen.

»Ich bin neu und es kommt jetzt vielleicht unhöflich bei Ihnen an, aber wenn ich ankomme, dann muss niemand sofort aufspringen. Bleiben Sie entspannt sitzen. Ein Guten Morgen, Jared reicht vollkommen.«

Judith zögerte, dann setzte sie sich langsam. »Also schaffen Sie es, die Tür allein zu öffnen?« Mit einem Kopfnicken deutete sie zur Bürotür.

»Ja, ich bin schon ein großer Junge.« Jared lachte leise und betrat sein Büro. »Von wem sind die Blumen?«, fragte er angesichts des großen Straußes auf seinem Tisch.

»Vom Daily. Sie fanden vielleicht Ihr Bild so schön.«

»Dann sollten Sie sich diesen Strauß auf den Tresen stellen oder auf den kleinen Tisch neben der Tür. Sie haben das Bild geschossen.« Kurzerhand stellte er die Vase um und nickte. »Sieht gleich viel einladender aus. Habe ich heute schon irgendwelche Termine?«

»Nein. Ich habe gedacht, Sie möchten vielleicht Ihr Team kennenlernen und dann ein wenig auf Streife gehen.«

Zustimmend nickte Jared und betrat sein Büro. »Und wo ist mein Team? Es ist sieben.«

Judith warf einen Blick auf den Plan. »Ihr stellvertretender Sheriff Oliver Phyllips ist Kaffee und Donuts holen. Annie Simmons und Mike Vederson hatten die Nachtschicht und müssten gleich hier ankommen. Sie haben sich vor ein paar Minuten per Funk gemeldet. Tja, und Joslin Holyrath und Malcolm Hasbought sollten längst hier sein.«

Mit verschränkten Armen stand Jared am Tresen und schaute zur Tür. Hinter ihm gluckste es leise. Judith verbiss sich offensichtlich das Lachen.

»Erzählen Sie mir etwas über Fred Hugger«, bat er, ohne sie anzuschauen.

»Unseren Mechaniker? Er ist wirkt auf Fremde sicher etwas seltsam, aber er versteht wirklich etwas von Autos. Mein Mann sagte allerdings, dass er nicht unbedingt das intelligenteste Spermium auf dem Weg zur Eizelle war.«

Nun drehte sich Jared doch ein wenig und schaute über seine Schulter, bevor er lachte. »Nett.«

»Er ist okay, aber manchmal etwas übereifrig. Er weiß es nicht besser.«

Das Läuten der Türglocke ließ Jared zurück zum Eingang schauen, wo drei Polizisten das Revier betraten.

»Guten Morgen.« Eine Polizistin seines Alters mit einem langen brünetten Pferdeschwanz und leuchtend blauen Augen nahm ihre Mütze ab und streckte ihm die Hand entgegen. »Deputy Annie Simmons. Freut mich, Sheriff!«

Er erwiderte den Gruß und schaute die beiden Herren an. »Vederson und Hasbought … Hasbought, Sie kommen zu spät.«

Mike Vederson lachte leise. Er war das, was man gemeinhin als den coolen Cop bezeichnete. Muskelbepackt, jung, athletisch und attraktiv. In Chicago würde dieser Kerl definitiv in den caritativen Kalender heißer Polizisten kommen, den es alljährlich gab.

Malcolm Hasbought grinste verlegen und strich sich den dunkelblonden Pony aus der Stirn. »Meine Frau hatte Schwierigkeiten, mich gehen zu lassen, Sir.«

»Sie sind erst seit zwei Wochen verheiratet. Haben Sie Nachsicht«, stichelte Annie und lachte leise.

»Dann entschuldige ich das mal.« Jared schüttelte auch diesen beiden die Hände, so wie seinem Stellvertreter Phyllips, der soeben eingetreten war und schnell den Kaffee und die Schachtel mit den Donuts abgestellt hatte.

»Schön, dass Sie da sind. Ich hoffe, Sie trinken gern einen guten Kaffee.«

»Wer nicht. Wer fehlt jetzt noch?«

»Joslin. Sie hat mich angerufen. Ihre Tochter ist krank. Zwar ist ihr Mann zu Hause, aber sie macht sich dennoch Sorgen. Sie ist sicher gleich da.«

Langsam nickte Jared. »Na schön. Gehen wir in mein Büro. Ich möchte nur eine kurze Teamsitzung zum Kennenlernen. Der Nachtdienst sollte schlafen gehen.«

Phyllips verteilte den Kaffee und Judith ließ die Donutschachtel herumgehen, als auch die Letzte des Teams abgehetzt in das Büro stürmte.

»Tief durchatmen.« Jared schaute sie amüsiert an, denn die junge Frau sah als, als würde sie gleich kollabieren. Mit ihren schwarzen kurzen Haaren sah sie aus, als sei sie in einen Sturm geraten. Die Wangen leuchteten dunkelrot, als sie Jared beschämt anschaute.

»Was müssen Sie nur für einen Eindruck von mir haben. Ich bin sonst immer pünktlich.«

Abwehrend hob Jared die Hand. »Alles, was wichtig für mich ist, ist dass Sie Ihren Job machen. Mehr zählt nicht. Als ich das erste Mal mit dem Bürgermeister gesprochen habe, sagte er mir, dass hier eine der besten Truppen im Staat arbeitet. Es habe sogar schon Auszeichnungen gegeben.«

»Ja, Sir!«

»Gut, dann muss ich mir keine Gedanken darum machen, dass hier jemand sitzt, der nicht weiß, was er zu tun hat.« Jared machte eine kleine Pause, bevor er weitersprach. »Ich bin der Sheriff dieser Stadt, aber ich bin auch genauso euer Partner, wie jeder andere hier. Mehr noch als unseren Ehemännern beziehungsweise Ehefrauen müssen wir einander vertrauen können. Das ist mir das Wichtigste. Absolutes Vertrauen. Ich bin neu, ihr kennt mich nicht und ich weiß, dass ich es mir verdienen muss. Und das werde ich. Bitte nennt mich einfach Jared.«

Die Polizisten nickten anerkennend.

»Fein. Dann freue ich mich auf die Zusammenarbeit!«

Sechs Tage nach seiner Ankunft in St. James bog Jared gerade in die Jefferson Avenue ab und hielt an der Kreuzung. Vor ihm lag das helle Gebäude der High School, welches noch für zwei Wochen leerstehen würde. Es waren noch immer Sommerferien im Distrikt.

»Basis an Wagen eins«, kam es knirschend aus dem Lautsprecher der Funkanlage. Jared griff nach dem Mikrofon. »Ich höre.«

»Magda Kramer hat angerufen und wollte dich sprechen. Sie ist im Büro, falls du endlich deine Wohnungsschlüssel haben möchtest«, sagte Judith.

»Na wunderbar. Ich mache Pause.« Jared hängte das Mikro zurück und fuhr auf den nahegelegenen Saferty Supermarktparkplatz, wo er seinen Wagen wendete.

Magda Kramer hatte ihr Maklerbüro in der Innenstadt. Über diesen Begriff hatte Jared gestern lachen müssen, doch Annie war noch nie in einer richtigen Großstadt gewesen. Für sie beinhaltete die Innenstadt das Rathaus mit dem Bürgermeister, die kleine Einkaufsmeile, wo sich vor allem Souvenirshops aneinander reiten, den Marktplatz vor der Kirche und einige Büros. Vor dem Maklerbüro hielt er an und stieg aus.

»Guten Morgen, Sheriff«, rief ihm der Pfarrer zu und hob grüßend die Hand.

»Guten Morgen. Wie geht’s Ihren Schäfchen?«

Der Pfarrer lachte und presste die Handflächen aneinander, als würde er beten wollen. »Meine Schäfchen kommen zu wenig beichten. Wann sehe ich Sie?«

»Gar nicht. Wenn ich anfange zu beichten, bekommen der Herr und ich nur wieder Streit. Vertrauen Sie mir, es ist besser so.« Jared winkte ihm amüsiert und betrat das Büro. »Mrs. Kramer?«

»Miss Kramer. Sheriff Marcus, ich freue mich, Sie kennenzulernen. Und es tut mir unsagbar leid, dass ich bei Ihrer Ankunft nicht zugegen sein konnte. Aber der Tod meines Onkels zwang mich zu einer Reise nach Cincinnati.«

»Das tut mir leid zu hören.«

»Er war schon alt. Aber ich musste nach seinem Haus sehen. Nun, jetzt sollten wir uns um Ihre Wohnung kümmern.« Sie schob ihm einen Umschlag über den Tisch. Das sind Ihr Mietvertrag und die Wohnungsschlüssel. Die Räume sind frisch renoviert worden und befinden sich in einem einwandfreien Zustand. Sollten Sie jedoch Probleme haben, scheuen Sie sich nicht, zu mir zu kommen.«

»Vielen Dank. Ich werde nach dem Dienst hinfahren und endlich einziehen. Meine Möbel sind bereits gestern angekommen.« Lächelnd und zufrieden schüttelte er die Hand der Dame.

»Willkommen in St. James, Sheriff Marcus.«

Am Abend hielt Jared auf dem für ihn reservierten Parkplatz neben dem Apartmentkomplex. Das Haus war groß und hatte eine hellgelbe Fassade. Der große Gemeinschaftsgarten erstreckte sich bis zum Wald, während links neben dem Grundstück der West Folk River vorbeifloss. Gerade als er das Haus betreten wollte, öffnete sich die Tür und ein junges Paar trat hinaus.

»Guten Abend, Sheriff. Wir haben gehört, dass Sie unser neuer Nachbar werden«, sagte der Mann lächelnd und schüttelte Jared die Hand. »Timo Phelps. Das ist meine zukünftige Frau Sara.«

»Ich freue mich.« Jared ließ den Blick schnell und unauffällig über die beiden gleiten.

»Wir müssen los, Timo. Mum wartet mit dem Essen. Willkommen in unserer Gemeinschaft, Sheriff«, sagte Sara.

Jared trat beiseite, um sie durchzulassen und betrat kurz darauf den Fahrstuhl, der ihn in die Dachgeschosswohnung bringen würde. Während er die Tür aufschloss, hörte er ein lautes Poltern und gleich darauf ein Kind laut schreien. Seine Augenbrauen hoben sich, als ein Mann laut etwas Unverständliches rief. Jared hoffte inständig, dass dies nicht der Normalzustand in diesem Haus war.

Hinter ihm schloss sich die Tür und er stand in seinem großen Wohnzimmer, von dem eine offene Küche abging. Große Fenster boten ihm einen Blick auf die waldbewachsenen Hänge des Mangard National Forest, die bis zur Schlucht emporreichten. Eine asphaltierte Straße führte hinauf und Jared wurde klar, dass er an seinem ersten freien Tag einen Ausflug in die Umgebung machen sollte, um jeden Winkel seines Distrikts kennenzulernen.

Sein neues Wohnzimmer war hell eingerichtet, mit einer cremefarbenen Couch, die jedoch ziemlich abgewohnt wirkte. Vielleicht sollte er sich doch das eine oder andere Möbelstück leisten.

Mit dem Fahrstuhl war es kein Problem, die einzelnen Teile seines Bettes hereinzubringen und so konnte er sich am Abend endlich auf der ihm bekannten Matratze ausstrecken.

Doch bereits in der zweiten Nacht wurde ihm bewusst, warum er sich mit Helen ein Haus gekauft hatte. Irgendwo unter ihm brüllte ein Kind aus Leibeskräften und schickte ihn beinahe aus dem Bett, so sehr erschrak er sich. Erfolglos versuchte Jared, diese störende Geräuschkulisse zu ignorieren, legte sich das zweite Kissen über den Kopf und schloss schließlich, trotz der Wärme, das Fenster.

Leiser und gedämpfter drangen die Laute des Kindes noch zu ihm und er fragte sich, warum sich niemand darum kümmerte. Sollte es nicht aufhören zu brüllen, wenn man es auf den Arm nahm, ihm die Flasche gab oder die Windel wechselte? Er kannte sich mit Kleinkindern nicht so gut aus, hatte stets nur Larrys zwei Mädchen um sich gehabt. Doch er hatte nie bei ihm geschlafen. Er wusste nur aus den Erzählungen seines besten Freundes, dass Kinder still waren, wenn man ihnen eine Flasche in den Mund schob.

Müde lief er am nächsten Morgen die Treppe hinunter, als sich eine Wohnungstür öffnete.

»Guten Morgen, Sheriff«, murmelte ein junger Mann, an dessen Beinen ein kleiner Junge stand und ihn fest umklammerte, während der Blick des Kindes an Jared selbst klebte.

»Guten Morgen.« Jared konnte nicht anders, er lachte leise, als der Mann herzhaft gähnte, während er in einer Kiste voller Schuhe wühlte. »War die Nacht ebenso kurz wie meine?«

Nun richtete der Mann sich auf. »Oh … haben Sie unsere Tochter gehört?«

»Wenn sie es war, die die halbe Nacht gebrüllt hat, ja.«

»Das tut mir sehr leid. Sie bekommt Zähne und ist kaum zu beruhigen.«

Jared winkte ab. »Schon gut. Ich werde mich daran gewöhnen.« Er hob die Hand zum Abschied und als er die Treppe weiter hinunterging, hörte er die Stimme des Kindes fragen: »Daddy, der Mann hat einen Stern an seinem Hemd. Wie ein Cowboy.«

»Das ist der neue Sheriff. Die haben alle einen Stern. Und nun geh rein und sag Mommy, ich kann deine Gummistiefel nicht finden.«

Jared verließ das Haus und stieg in seinen Wagen. Das Thermometer zeigte jetzt schon satte sechsunddreißig Grad an und es war erst halb acht. Dieser Tag würde besonders heiß werden.

Auch die nächsten wurden nicht besser. Weder waren die Nächte ruhiger noch die Tage kühler. Es schien, als würde sich auch das Gemüt der Einwohner aufheizen.

Joslin und Mike hatten am Vorabend eine Schlägerei in einer Bar am Rande der Stadt aufgelöst und zwei der Männer in Gewahrsam genommen. Die Entscheidung, sie freizulassen, lag bei Jared oder seinem Stellvertreter Oliver, doch als Jared um kurz vor neun ins Revier kam, stand der Bürgermeister am Tresen.

»Mr. McConnon, was führt Sie zu uns?«, fragte Jared und nickte Judith zu.

»Keith Lorrey.«

Jared, der in der kurzen Zeit seines Aufenthalts in dieser Stadt noch nicht jeden Einwohner kannte, hob fragend die Augenbrauen und schaute zwischen Judith und McConnon hin und her.

»Er sitzt zur Ausnüchterung hinten«, erklärte seine Sekretärin. Gestern Abend war Dr. Cooper da und hat den beiden Blut abgenommen, um den Alkoholpegel zu bestimmen. Er lag bei beiden über 2,6 Promille. Sie hatten reichlich getankt.«

»Okay, war schon jemand bei ihnen?«

»Oliver hat ihnen etwas zu essen und Kaffee gebracht.«

»Gibt es einen Bericht? Ich wüsste gern, was passiert ist.« Jared warf erneut einen Blick zu McConnon. »Und was wollen Sie von Lorrey?«

»Er ist der Bruder meiner Schwägerin. Sie bat mich, nach ihm zu sehen und ihn nach Hause zu bringen.«

»Ich verstehe.« Jared nahm den Bericht von Judith und überflog ihn. »Sachbeschädigung und Körperverletzung. Sir, der Wirt hat die beiden Männer angezeigt.«

»Der Wirt hat eine Affäre mit Keiths Frau. Natürlich erhebt er Anzeige. Er ist nicht gerade objektiv.«

»Es spielt keine Rolle, wie Sie wissen. Die Anzeige steht. Da ist es unerheblich, in welchem Verhältnis er zu dem Verdächtigen steht. Er muss nach Masonriver gebracht werden. Dort entscheidet die Richterin, ob er auf Kaution frei oder in Untersuchungshaft kommt. Das wissen Sie doch.«

McConnon schnaubte abfällig. »Er ist ein dummer Junge, der sich einer Barprügelei hingegeben hat. Das ist harmlos.«

Jared atmete tief durch. Er war müde und hatte noch keinen Kaffee und McConnons unprofessionelle Denkweise ärgerte ihn.

»Sir, bei allem Respekt, aber Sie sind ebenfalls nicht besonders objektiv. Es gibt Vorschriften und an die halte ich mich.« Er wandte sich an seine Sekretärin. »Wer ist frei und kann Justin Ward und Keith Lorrey nach Masonriver bringen?«

Judith schaute auf den Plan. »Oliver und Malcolm. Sie werden ungefähr zwei Stunden brauchen.«

»Gut, veranlasse das bitte.«

McConnon hatte sich keinen Zentimeter gerührt.

»Kann ich noch etwas für Sie tun?«, fragte Jared.

»Bauschen Sie das Ganze nicht auf und entlassen Sie die beiden. Die Anzeige kann dennoch laufen. In der Regel sperren wir Mitglieder unserer Gemeinde nicht für so viele Stunden ein.«

Leise und doch hörbar seufzte Jared. »Sir, ich werde nicht wiederholen, was die Vorschriften besagen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Richterin die beiden auf Kaution gehen lässt. Aber ihretwegen ist ein Mann im Krankenhaus. Das geht über eine kleine Prügelei hinaus. Es gibt Gesetze. Auch für den Bruder der Schwägerin des Bürgermeisters. Es tut mir leid. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag.« Jared wandte sich ab, für ihn war das Gespräch beendet. »Judith, wärst du so nett und würdest mir einen Kaffee bringen?«

Diese nickte und machte sich auf den Weg, während Jared sein Büro betrat.

»So macht man sich nicht unbedingt beliebt, Sheriff.«

»Mir war nicht klar, dass ich in St. James einen Beliebtheitswettbewerb gewinnen muss.« Jared schaute den Bürgermeister an. »Sie haben eine Tochter, nicht wahr?«

»Zwei.«

»Wie alt sind sie, wenn ich fragen darf?«

»Dreizehn und achtzehn.«

Jared nickte. »Läge Ihre Tochter im Krankenhaus, weil zwei Männer ihre Differenzen nicht mit Worten, sondern mit den Fäusten austragen mussten, würden Sie diese Männer sicher eigenhändig nach Masonriver bringen, nicht wahr?« Er wartete keine Reaktion ab, sondern sprach gleich weiter. »Wir sollten unsere Objektivität in jeder Situation bewahren. Guten Tag, Sir.«

Als der Bürgermeister gegangen war, stellte Judith eine Tasse Kaffee auf den Tisch. »Er war sauer.«

»Das ist mir egal. Ich werde die Vorschriften nicht umgehen. Auch für den Bürgermeister nicht.« Jared hielt beim Schreiben eines Protokolls inne. »Mache ich mich unbeliebt, wenn ich sage, dass ich ihn nicht besonders mag? Schon am Wochenende beim Feuerwehrfest ist er mir unangenehm aufgefallen.«

»Was hat er getan?«

»Es ist seine Art, mit Frauen zu reden. Ich kann es nicht so recht beschreiben.« Jared suchte nach Worten. »Er hatte eine sehr dominante, autoritäre, wenig respektvolle Art an sich und das, obwohl seine Frau neben ihm stand. Und dazu dieser durchdringende Blick. Vor allem bei jungen Frauen. Er hat auch Joslin so angeschaut, obwohl ihr Mann dabei war.«

»Riley kommt übrigens auch aus Chicago. Ihr habt etwas gemeinsam und er mag McConnon auch nicht besonders. Wegen Ihres Postens hält er sich vermutlich zurück. Aber letztes Jahr bei der Weihnachtsfeier in Masonriver sah er einen Moment so aus, als wolle er ihn verprügeln.«

Jared schüttelte fassungslos den Kopf. »Und ich würde ihn sogar verstehen.«

Drei Wochen nach Jareds Dienstbeginn lud er seine Belegschaft in das kleine Steakhouse ein, welches am Rande des Marktplatzes lag. In einem separaten Raum wollte er seinen Einstand geben und hatte dazu auch die Partner seiner Teammitglieder dazu geholt. Es war ein entspannter Abend, auch wenn Malcolm und Mike Uniformen trugen und auf ihr Bier verzichten mussten, da sie im Dienst waren. An Mikes Gürtel klemmte das Funkgerät, welches mit der Zentrale in Masonriver verbunden war. Diese war vierundzwanzig Stunden besetzt und nahm Notrufe entgegen, wenn Judith nicht im Dienst war.

Jared stand auf, als gerade jedem ein Teller mit warmem, hausgemachtem Apple Pie serviert wurde. Sofort verstummten die Gespräche.

»Nun bin ich seit drei Wochen in St. James und fühle mich mehr und mehr zu Hause. Auch wenn es des Nachts immer noch sehr laut ist. Aber nichts ist lauter, als der Verkehrslärm einer Großstadt. Riley kann das bestätigen«, grinste Jared, worauf der junge Mann nickend zustimmte. »Also ein Pluspunkt. Ich hatte schon viele Kollegen und einige Partner während meiner Zeit bei der Polizei, aber nirgends wurde es mir so leicht gemacht wie hier und dafür danke ich euch.« Er hob sein Glas, was jeder einzelne von ihnen erwiderte.

»Zentrale an Einheit zwei St. James Police.«

Mike, der sich gerade eine Gabel von dem hausgemachten Apple Pie in den Mund gesteckt hatte, griff nach dem Funkgerät. Bevor er jedoch mit vollem Mund antworten konnte, nahm Malcolm ihm das Gerät amüsiert ab. »Schluck erst runter. St. James Police hört.«

»Aus der Bar Jerckys kam eben ein Notruf. Der Anrufer sagte, dass der Wirt angegriffen wurde.«

»Wir fahren hin.« Malcolm erhob sich, gab seiner Frau Ruby einen kleinen Kuss und wartete auf Mike, der sich schnell noch eine Gabel voll in den Mund steckte.

»Ist das nicht die gleiche Bar wie vor ein paar Tagen?«, fragte Jared.

»So ist es.«

»Lorrey und Ward sind auf Kaution frei. Sie werden nicht so dumm sein und gleich wieder auf den Kerl losgehen, oder?«, überlegte Jared.

»Der Typ treibt’s mit Lorreys Frau«, erklärte Mike. »Der ist vermutlich erst zufrieden, wenn der Kerl aus dem Weg geräumt ist.« Die beiden Polizisten verschwanden und Jared, der aufgestanden war, setzte sich wieder. »Sind die beiden für Gewalttätigkeiten bekannt?«

»Ward ja. Er war schon immer schnell mit den Fäusten. Keith ist eigentlich recht friedlich, aber vermutlich hat Mike recht.«

Einen Moment schwiegen alle, während Jared, der aus Gewohnheit sein Funkgerät dabeihatte, es etwas lauter stellte, Mike anfunkte und ihn bat, ihn auf dem Laufenden zu halten. »Wenn wir Lorrey und Ward erneut festnehmen müssen, können sie gleich nach Masonriver. McConnon wird das gar nicht gefallen«, vermutete Oliver.

Jared nickte und bei leisen Gesprächen warteten sie auf eine Rückmeldung, die nach fünfzehn Minuten prompt kam.

»Einheit zwei an Einheit eins«, kam es knackend.

»Einheit eins, ich höre.« Jared sah zu, wie die Ehepartner seines Teams aufstanden und diskret den Raum verließen. Was gesprochen wurde, ging sie nichts an.

»Ward hat sich mit Händen und Füßen gegen die Festnahme gewehrt und Lorrey hat Mike an der Augenbraue verletzt. Ich brauche Verstärkung. Mike muss genäht werden.«

»Oliver und ich sind unterwegs«, antwortete Jared und schob den Stuhl zurück.

»Ich fahre zu Mike ins Krankenhaus«, sagte Annie. »Jared, vielen Dank für die Einladung.«

Er nickte lächelnd, verabschiedete sich schnell und machte sich dann mit Oliver auf den Weg.

Vor der Bar blinkte das Licht des Streifenwagens und beleuchtete Mikes blutverschmiertes Gesicht, der sich eine Kompresse auf die Augenbraue presste und Ward, der sichtbar wütend im Streifenwagen saß. Malcolm presste Keith Lorrey auf den Asphalt, der sich trotz gefesselter Hände noch immer wehrte. »Hey, jetzt gib Ruhe, verdammt!«, fauchte er.

»Malcolm, setz ihn in den Streifenwagen.« Jared trat zu Mike. »Ist der Krankenwagen unterwegs?«

»Er war schon da. Sie haben den Wirt und einen zweiten Gast mitgenommen und mir eine Kompresse zum Draufdrücken gegeben. Ich fahr gleich selbst hin.«

Jared zog den Stoff etwas weg und hob die Augenbrauen. »Das sieht tief aus. Lass es versorgen. Sind die beiden auf Waffen untersucht?«

»Ja, sind beide sauber.« Malcolm atmete schwer. »Der Typ ist echt aggressiv. Dabei sollte er vielleicht mit der lieben Gattin reden, statt hier um sich zu prügeln.«

»Definitiv. Malcolm, bring Mike ins Krankenhaus. Ich begleite Oliver nach Masonriver.«

Als Jared am nächsten Morgen aufs Revier kam, musste er ein Lachen unterdrücken. Mike hatte scheinbar einen kräftigeren Schlag abbekommen, als es am Abend den Anschein gehabt hatte. Unterhalb des Pflasters hatte sich am Jochbein ein Bluterguss gebildet. »Entschuldige«, sagte Jared und biss sich auf die Lippe. »Er hat dich doch ganz schön erwischt.«

Mike knurrte nur leise und ließ sich auf den Stuhl im Eingangsbereich fallen.

»Was sagt der Arzt?«

»Zwei Tage Innendienst.«

Jared nickte. »Okay, du hängst mit deinen Berichten ohnehin hinterher.«

Mike war ein Cop, der am liebsten auf der Straße unterwegs war. Ein Umstand, den er sehr gern betonte. Nur am Schreibtisch zu sitzen nervte ihn massiv und doch fügte er sich.

Noch vor dem Mittagessen tauchte McConnon auf. »Ist er da?«, hörte Jared seine Stimme aus dem Vorraum.

»Moment, ich melde Sie an.«

»Nicht nötig. Ich bin sicher, dass er mich erwartet.«

Jared schüttelte über so viel Dreistigkeit den Kopf und lehnte sich zurück, als sich die Tür öffnete. Hinter McConnon stand Judith, die ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte. »Natürlich, Herr Bürgermeister«, sagte sie mit einer deutlichen Spur Ironie in der Stimme.

»Dürfte ich bitte Einsicht in den Bericht bekommen?«

»In welchen Bericht, Sir?«

»Das wissen Sie genau. Ich möchte wissen, was Keith Lorrey vorgeworfen wird.«

»Waren Sie in Masonriver?«

»Da komme ich gerade her«, knurrte McConnon.

»Und dort haben Sie keine Auskunft bekommen?«

»Ich will keine Auskunft, ich will den Bericht Ihrer Deputies lesen.«

Jared seufzte. »Mike!«

Der kam an und schaute fragend hin und her. »Guten Morgen, Herr Bürgermeister.«

»Gibt es einen Bericht?«, fragte Jared ihn, bevor McConnon etwas sagen konnte.

»Ich bin gerade dabei.«

»Sagen Sie mir, was passiert ist«, forderte McConnon mit barschem Ton.

»Sind Sie mit dem falschen Bein aufgestanden?«, rutschte es Mike heraus, dem manchmal der nötige Respekt vor Menschen in ranghöheren Positionen fehlte.

»Mike!« Jared schüttelte den Kopf.

»Sorry. Also, Keith hat auf den Wirt eingeprügelt, als wir ankamen. Als er sich während der Festnahme gewehrt hat, verpasste er mir das hier.« Mike deutete auf seine Augenbraue.

»Er hat ausgesagt, dass er den Wirt nicht berührt habe und dass Ward ihn geschlagen hätte.«

Mike runzelte die Stirn. »Ich hab es gesehen. Malcolm und drei andere Gäste auch. Aus der Nummer kommt er nicht raus.«

McConnon starrte Mike wütend an und verließ Türen knallend das Revier.

»Sorry, aber der ist doch nicht normal«, murmelte Mike.

Jared schwieg dazu, aber im Stillen gab er Mike durchaus recht.

Kapitel 3

Ein neues Zuhause

Als der September sich dem Ende zuneigte und die letzten warmen Sommertage längst vorüber waren, wurde Jared am Morgen erneut von lauten Stimmen geweckt, die in seine kleine Wohnung drangen. Seit sechs Wochen hörte er sich die Streitigkeiten der Familie Flaury an. Entweder gab sie zu viel Geld aus oder er interessierte sich nicht für die Familie. Dazwischen brüllte der Junge, dass er keine Lust hätte, dieses oder jenes zu tun und auch das Baby brüllte verdammt oft.

Sein Blick fiel auf den Wecker. Es war Samstag früh, kurz vor halb sechs. Wütend stand er auf, zog sich eine Jogginghose und ein Shirt über und verließ die Wohnung. Bisher hatte er darauf verzichtet, sich zu beschweren. Immer wieder hatte sich das Paar entschuldigt und er hatte abgewunken, doch nun reichte es ihm. Entschlossen klopfte er gegen die Tür, die prompt aufgerissen wurde, als hätte Mr. Flaury nur auf dieses Klopfen gewartet.

»Was?«, fragte er pampig, hob dann aber die Augenbrauen. »Sheriff?«

»Guten Morgen. Darf ich erfahren, warum Sie um diese Uhrzeit über Ihren Haushalt streiten müssen?«

»Wie bitte? Was geht Sie das an, worüber wir streiten?«

»Wenn es so laut hergeht, dass ich jedes Wort verstehe, kann ich doch auch mitdiskutieren, oder? Haben Sie mal auf die Uhr geschaut? Es ist mitten in der Nacht. Hören Sie auf, über den Abwasch zu streiten und erledigen Sie ihn einfach, dann kann sich Ihre Frau um das brüllende Baby kümmern und andere Menschen in diesem Haus können noch schlafen.« Jared hob die Hand, um Entgegnungen seines Nachbarn abzuwürgen. »Ich habe wirklich viel Verständnis, aber das ist auch irgendwann vorbei.«

Flaury warf Jared einen knappen Blick zu und knallte die Tür zu. Einen kleinen Moment stand Jared mit erhobenen Augenbrauen vor der geschlossenen Tür, machte dann aber kehrt. Er war Polizist. Das nächste Mal würde er als eben dieser an die Tür hämmern. Vielleicht machte das mehr Eindruck als in Jogginghose und Shirt.

Mit nicht gerade der besten Laune fuhr er um kurz nach sechs zum Revier. Schlafen konnte er eh nicht mehr.

Als er in die Mayland Avenue abbog, entdeckte er eine kleine Gruppe Jugendlicher, die sichtlich angetrunken und laut grölend aus dem Park kam. In den Händen hielten sie Bierflaschen und Zigaretten.

Damals, an seinem ersten Tag, wollte er ihnen nicht den entspannten Morgen ruinieren, aber jetzt würde er ganz sicher etwas sagen.

Er stellte sich ihnen mit dem Wagen in den Weg und stieg aus. »Guten Morgen, Gentlemen.«

»Oh Mann, ehrlich?«, stöhnte ein rothaariger Junge auf.

»Ja, ehrlich. Bierflaschen dort bitte in den Mülleimer, Zigaretten aus und dann möchte ich die Ausweise sehen.«

Die fünf Jungs starrten ihn fassungslos an.

»Waren Sie nie jung und bis zum Morgen auf einer Party?«, versuchte es ein anderer.

Jared deutete nur schweigend auf den Mülleimer. »Heute noch.«

Zwei der fünf fügten sich murrend, der Rest rührte sich nicht.

»Ich werde die Flasche nicht wegwerfen, nur weil er schlechte Laune hat«, platzte der Größte von ihnen heraus.

»Wie bitte?« Jared trat auf ihn zu und sah ihm in die Augen. »Möchtest du das widerholen?«

»Nein.«

»Bitte?«

»Nein, Sir.« Sichtlich genervt erwiderte der Jugendliche den Blick.

»Dann werft sie in den Mülleimer!«

Hinter ihm hielt ein Streifenwagen und Mike stieg aus. »Gibt’s Probleme, Sheriff?«

»Ich bin nicht sicher. Gibt es die?« Jared funkelte den anderen an.

»Nein, Sir.«

Widerwillig warfen die Jugendlichen die Bierflaschen in den Müll.

Mike zu sehen klärte Jareds Wut etwas. Ob es an dessen entspannter Art, den Menschen gegenüberzutreten lag, wusste er nicht, aber bei ihm wirkte es gut.

»Das ist die letzte Verwarnung. Geht nach Hause. Und brüllt nicht durch die Straßen. Seh ich euch noch einmal mit Alkohol, werde ich eure Eltern informieren.«

Mike lehnte am Auto und schaute den Jugendlichen nach. »Du siehst müde aus. Was machst du schon hier? Du fängst doch erst am späten Vormittag an.«

»Ich konnte nicht schlafen.« Jared trat neben ihn und schaute in den grauen Himmel. »Warst du auch so?«

»Wie? Alkohol, Zigaretten und Party?«

»Ja.«

»Nein, ich war ein Fitnessfreak. Ich trank mal abends ein Bier, aber das war es. Ich habe nie geraucht. Dafür war ich aber auch der Langweiler. Party war nie meins. Ich bin lieber Billard spielen gegangen. Und du?«

Jared lachte leise. »Ich war der Streber. Ich habe nur gelernt. Mein bester Freund Larry war der Partymensch und wollte mich immer mitnehmen, aber das war nicht meine Welt.«

»Wie wäre es mit Frühstück im Diner? Dann mach ich endlich eine Pause.«

Jared willigte ein und fuhr seinem Deputy hinterher.

Scheinbar hatte Jareds morgendlicher Auftritt bei seinen Nachbarn Früchte getragen, wenn auch nur für kurze Dauer. Doch schon bald war er wieder Zeuge täglichen Streitigkeiten. Das und der Lärm von der Hauptstraße vor seinem Fenster raubten ihm den Schlaf und die sonst so gute Laune.

Eines Nachmittags, während einer Fahrt durch die Stadt, fuhr er über die Brücke an der alten Mühle. Es fing langsam an zu dämmern und leichter Nieselregen setzte ein. Er war diese Straße noch nie gefahren und die Häuser wurden immer weniger. Er befand sich am südlichen Ende der Stadt, weit entfernt vom Highway, von der Innenstadt und, wie Jared feststellte, weit weg von all dem Lärm. Er kam rechts an einem kleinen Haus vorbei, dem ein anderes gegenüberstand. Etwa eine halbe Meile entfernt lag der West Fork River und vor ihm, hinter der nächsten Biegung, tauchte ein Haus auf. Mächtig ragte es in den grauen Himmel.

Langsam fuhr Jared bis zum Zaun, der stellenweise eingerissen war und an dem hin und wieder Balken fehlten. Er stieg aus und warf die Tür seines Wagens zu. Es war eines der alten, zweistöckigen Herrenhäuser, umgeben von dicken Säulen, einer großen, überdachten Veranda und einem scheinbar riesigen Garten. Fernab der Stadt zog dieses Haus Jared regelrecht in seinen Bann. Es war perfekt. Das Einzige, was er hörte, war der Fluss und der Wind in den Bäumen.

Natürlich war sich Jared bewusst, dass er es von oben bis unten vermutlich komplett renovieren musste, doch als Hobbyhandwerker war das nur noch mehr ein Grund, sich dieses Haus genauer anzuschauen. Sein Blick fiel auf ein großes Schild, das in der Ecke des Gartens stand, welcher zur Straße zeigte: Zu Verkaufen

Jared lächelte und holte sein Handy aus der Tasche, mit dem er die Nummer auf dem Schild wählte.

»Kramer Immobilien.«

»Miss Kramer, ich freue mich, Sie zu erreichen. Hier ist Sheriff Marcus.«

»Oh, wie schön, von Ihnen zu hören. Wie geht es Ihnen?«

»Ziemlich gut. Ich stehe in der Hampton Street. Das leerstehende Haus gefällt mir. Zumindest das, was ich sehen kann. Ich nehme an, es steht noch zum Verkauf?«

Miss Kramer schwieg kurz, dann fragte sie: »Das Herrenhaus?«

»Genau das.«

»Ja … ja, natürlich. Wollen Sie es sich anschauen? Es muss viel gemacht werden.«

»Das wäre kein Problem.«

»Und es ist voll möbliert.«