Die Traumnovelle von Arthur Schnitzler: Reclam Lektüreschlüssel XL - Arthur Schnitzler - E-Book

Die Traumnovelle von Arthur Schnitzler: Reclam Lektüreschlüssel XL E-Book

Arthur Schnitzler

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Beschreibung

Reclam Lektüreschlüssel XL – hier findest du alle Informationen, um dich zielsicher und schnell vorzubereiten: auf Klausur, Referat, Abitur oder Matura! Differenziert, umfassend, übersichtlich! - Präzise Inhaltsangaben zum Einstieg in den Text - Klare Analysen von Figuren, Aufbau, Sprache und Stil - Zuverlässige Interpretationen mit prägnanten Textbelegen - Informationen zu Autor:innen und historischem Kontext - Hilfreiche Infografiken, Abbildungen und Tabellen - Aktuelle Literatur- und Medientipps - Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen - Zentrale Begriffe und Definitionen als Lernglossar Ehekrise: Der Arzt Fridolin und seine Frau Albertine merken plötzlich, dass sie, statt glücklich zu sein, von unerfüllten erotischen Wünschen getrieben sind. Beide geraten in nächtliche Erlebnisse, in denen Traum und Wirklichkeit verschwimmen.

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Seitenzahl: 126

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Arthur Schnitzler

Traumnovelle

Lektüreschlüssel XL für Schülerinnen und Schüler

Von Rudolf Denk und Christel Denk

Reclam

Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:

Arthur Schnitzler: Traumnovelle. Hrsg. von Sabine Wolf. Stuttgart: Reclam, 2021. (Reclam XL. Text und Kontext. 16130.) Diese Ausgabe des Werktextes ist seiten- und zeilengleich mit der in Reclams Universal-Bibliothek Nr. 18455.

 

E-Book-Ausgaben finden Sie auf unserer Website

unter www.reclam.de/e-book

 

 

Lektüreschlüssel XL | Nr. 15543

2022 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2022

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN978-3-15-962006-0

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015543-1

www.reclam.de

Inhalt

1. Schnelleinstieg

2. Inhaltsangabe

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

3. Figuren

Figuren in erzählenden Texten

Die Protagonisten

Frauenfiguren

Männer: Zur Typologie der Arztfiguren

4. Form und literarische Technik

Gattung

Aufbau

Dingsymbol und Leitmotive

Sprache und Stil

Erzählperspektive

Erzählte Zeit und Erzählzeit

5. Quellen und Kontexte

Die Bedeutung Freuds

Frühe Entwürfe

Arbeitsschritte 1916–21

Textfassungen 1922–25

Druckfassungen 1925/26

6. Interpretationsansätze

Schnitzlers Diagnose der Gesellschaft im Kontext der Wiener Moderne

Schnitzlers Diagnose der Beziehungen zwischen Frauen und Männern

Die Traumnovelle als dichterische Antwort auf Freuds Traumdeutung

Literarische Anspielungen

7. Autor und Zeit

8. Rezeption

Zeitgenössische Aufnahme der Traumnovelle

Filmische Adaptionen

Theaterbearbeitungen und Adaption als Graphic Novel

9. Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen

Aufgabe 1

Aufgabe 2

Aufgabe 3

Aufgabe 4

10. Literaturhinweise/Medienempfehlungen

Textausgabe

Zur Biografie des Autors

Zur Kulturgeschichte der Wiener Moderne

Ausgewählte Sekundärliteratur zur Traumnovelle

Schnitzler und der Film

Filmadaptionen

Ausgewählte Sekundärliteratur zu den Filmadaptionen

Adaption als Graphic Novel

Hörspiel und Hörbuch

11. Zentrale Begriffe und Definitionen

1. Schnelleinstieg

Erscheinungsjahr

1925/26 erster Vorabdruck in der Modezeitschrift Die Dame (Ullstein-Verlag) als Fortsetzungserzählung

1926 in Buchform (S. Fischer Verlag)

Gattung

Novelle

Ort und Zeit der Handlung

Wien mit den Schauplätzen Josefstadt (Wohnung), Schreyvogelgasse, Rathausplatz, Wickenburgstraße, Buchfeldgasse, Schönbrunner Hauptstraße, Kärntnerstraße mit den Hotels Erzherzog Karl und Bristol, Ottakring und Villenvorstadt Richtung Galitzinberg, Alserstraße, Allgemeines Krankenhaus, Leopoldstadt (s. Stadtpläne Abb. 1 und 2, S. 10 f.)

Zeit: 1903/04 (s. Historischer Hintergrund, S. 8)

Aufbau

Von Schnitzler in 7 Kapitel gegliedert

Erzählperspektive

Neutrale Erzählperspektive in Kap. I wechselt ab Kap. II zur personalen Erzählhaltung aus der Sicht Fridolins. Seine Innensicht wird mit Innerem Monolog und Erlebter Rede wiedergegeben.

Historischer Hintergrund

Genaue Zeitangabe Schnitzlers fehlt, aber es gibt versteckte Hinweise auf die Zeit:

Habsburgerreich > Erzherzöge unter den Maskierten der Geheimgesellschaft (S. 73)

Aschermittwoch > Bericht im Abendblatt über »Heringsschmaus in den Sophiensälen« (S. 28) am heutigen Abend

1903 > Konferenz zum Bau der Bagdad-Bahn (S. 28)

1903 > Theaterbrand in den USA, wahrscheinlich in Chicago (S. 84)

Diese Hinweise aus der Zeitungslektüre Fridolins sowie die Anspielungen auf viele Obdachlose und Prostituierte verweisen auf den historischen Hintergrund vor dem Ersten Weltkrieg in Wien (S. 121).

Abb. 1: Stadtplan von Wien aus dem Jahr 1911 mit den vom Protagonisten besuchten Stadtteilen.

Abb. 2: Ausschnitt mit den Schauplätzen der Handlung

Die Erzählung umfasst ausgehend von einem im Rückblick berichteten Maskenball am Rosenmontag, dem letzten der Faschingszeit, einen Tag und zwei Nächte im Leben des Arztes Fridolin und seiner Frau Albertine. Diese »Redoute«, auf der jeder der beiden eine rätselhafte Begegnung mit Maskierten hat, löst eine Krise in der Beziehung des Paares aus, die zu großer Verunsicherung und – vor allem bei Fridolin – zu einer Beziehungskrise, Hinterfragen alter RollenmusterVertrauenskrise hinsichtlich seiner Ehe führt. Das Ehepaar, das dem gehobenen Bürgertum um 1900 angehört, wird durch Andeutungen und Erzählungen von Träumen, die die erotischen Wünsche des Unterbewussten zeigen, tief erschüttert. Traditionelles bürgerliches Denken über die Rollen von Mann und Frau wird widerlegt durch die Erkenntnisse der Psychoanalyse, die in Wien Professor Sigmund Freud entwickelt hat und die auch der Arzt Arthur Schnitzler auf seine Weise bestätigt. Schnitzler formt diese Erkenntnisse in Erzählungen und Dramen um, zeigt komplexe Figuren, die durch das Bewusstwerden ihres Unter- und Unbewussten in ihrer bürgerlichen Existenz verunsichert werden.

Schnitzler entwickelt als einer der Vertreter der Wiener Geistesgeschichtlicher KontextModerne in seiner Literatur neue Liebes- und Beziehungsmodelle. Er zeigt, wie der Philosoph und Physiker Ernst Mach beschrieben hat,1 dass das menschliche Subjekt keine scharf zu fassende Struktur besitzt, sondern nach vielen Seiten zerfließt und damit nicht zuverlässig fassbar ist.

Schnitzler entwirft durch seinen medizinischen und psychologischen Blick auf die konventionelle Institution der Ehe ein neues Rollenverständnis der Partner im Experiment.

Er verwendet neue Formen unsicheren ErzählensErzähltechniken, die Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren zu vermitteln scheinen, in Wirklichkeit jedoch uns Leser verunsichern und mit offenen Fragen zurücklassen.

2. Inhaltsangabe

Die in Wien um 1900 spielende novellistische Erzählung Traumnovelle von Arthur Schnitzler erstreckt sich zeitlich über zwei Nächte und einen Tag, genau 34 Stunden, im Eheleben von Fridolin, einem Arzt, und Albertine, die beide durch eine Krise zu neuen Erkenntnissen ihrer Beziehung gelangen. Die erzählte Zeit läuft nicht chronologisch ab. Die Chronologie wird mehrfach durch Rückblicke auf Vergangenes und Träume durchbrochen.

Kapitel I

Die Erzählung beginnt um 21 Uhr mit einem Märchen, das auf Tausendundeine Nacht anspielt. Die etwa sechsjährige Tochter des Paares liest als Gutenacht-Geschichte den Textanfang vor, bis das Kinderfräulein die Kleine ins Bett bringt. Die Eltern blicken nun auf einen Analepse auf die Redoute des VorabendsMaskenball am Vorabend zurück, auf dem jeder von beiden kurze aufwühlende Begegnungen mit maskierten Teilnehmern hatte. Sie entziehen sich jedoch den Versuchungen der Maskierten und genießen im Buffet einen schönen Abend wie zwei frisch Verliebte; zu Hause erleben sie eine Liebesnacht wie schon lange nicht mehr. In der üblichen Routine läuft der darauffolgende Tag ab, für Fridolin als Arzt und für Albertine als Hausfrau und Mutter. Die in der Abendunterhaltung aus dem Halbbewussten schattenhaft auftauchenden Maskierten der Redoute lösen durch Andeutungen, Aussparungen und Übertreibungen eifersüchtige Reaktionen bei den Eheleuten aus. Durch den Stimmungsumschwung herausgefordert erzählt Albertine von ihren sexuellen Wünschen gegenüber einem jungen Frühere BegegnungenDänen, den sie im letzten Sommer in den gemeinsamen Ferien in Dänemark flüchtig gesehen hat. Nur die plötzliche Abreise des Dänen verhindert eine Annäherung Albertines. Erregt und betroffen von dem Geständnis berichtet auch Fridolin von einer ihn aufwühlenden Begegnung am Strand mit einem nackten jungen Mädchen, das er auf dem Steg vor einer Badehütte frühmorgens erblickt hat. Fridolin bleibt gebannt stehen; erst die energische Handbewegung des Mädchens bringt ihn zur Umkehr.

Beide Ehepartner sind von diesen Geständnissen ihrer Erlebnisse gegenseitig gekränkt, versprechen sich jedoch auf Albertines Vorstoß hin, derartige Gedanken und Wünsche in Zukunft einander zu erzählen. Ihr GeständnistaumelGeständnistaumel treibt sie immer weiter. Albertine erzählt, dass sie am Vorabend ihrer Verlobung dem schönen jungen Mann vor ihrem Fenster, also Fridolin, alles gewährt hätte, hätte er nur das richtige Wort gesprochen. Fridolin reagiert entsetzt, geprägt von der herkömmlichen Auffassung der Rolle einer Frau. Da er zu einem ärztlichen Notfall gerufen wird, bleibt eine weitere Klärung offen.

Kapitel II

Der jahrelang herzkranke PatientenbesuchPatient Fridolins, ein Hofrat, ist bereits verstorben, als Fridolin in der Wohnung eintrifft. Das Kapitel zeigt Fridolins Wahrnehmungen und Reflexionen über die muffige und ungelüftete Wohnung sowie zu der 27 Jahre alten Tochter Marianne. Sie ist während der jahrelangen Pflege ihrer Eltern zunehmend verblüht. Marianne erwähnt bekümmert ihren verschollenen Bruder und berichtet, dass sie ihren Verlobten, einen angehenden Professor der Geschichte, bald heiraten wird. Fridolin konstatiert in Gedanken, dass sie diesen Mann nicht lieben kann, sonst wäre ihr Aussehen attraktiver. Er genießt jedoch, wenn auch peinlich berührt, ihr Mariannes LiebesgeständnisLiebesgeständnis an ihn, den Hausarzt, in dessen Nähe sie gerne bleiben möchte. Als der Verlobte Dr. Roediger und nahe Verwandte eintreffen, verabschiedet sich Fridolin rasch.

Kapitel III

Vor dem Haus in der Schreyvogelgasse erscheint ihm die Szenerie in der Wohnung des Hofrats gespenstisch unwirklich. Seine Bitterkeit gegenüber Albertine, an die er denken musste, als Marianne zu seinen Füßen lag, führt zur Entscheidung, auf keinen Fall nach Hause zu gehen. Er will ein Kaffeehaus aufsuchen, um Beginn der ersten nächtlichen OdysseeAbstand zu gewinnen. Während ihm die bereits begonnene Verwesung des Toten durch den Kopf geht, ist er froh und glücklich, noch jung zu sein, eine attraktive Frau zu haben und jederzeit die Möglichkeit, eine oder gar mehrere Geliebte sich halten zu können. Aus seinen Gedanken wird er durch eine Gruppe von angetrunkenen Korpsstudenten gerissen, deren letzter ihn bewusst rempelt und mit dem Blick provoziert. Aus Furcht vor den möglichen Folgen eines Duells wendet er sich unter dem höhnischen Lachen des Studenten rasch ab. Alle Gefahren, denen er in seinem Beruf ausgesetzt ist, steigen in ihm auf. Als erlösend empfindet er, dass alle Menschen, denen er in den letzten Stunden begegnet ist – seine Familie eingeschlossen – ins Gespenstisch-Halbbewusste versinken.

Eine sehr junge Straßendirne MizziStraßendirne, die sich Mizzi nennt, erregt seine Aufmerksamkeit. Obwohl er in ihrer Blässe sofort eine Todgeweihte diagnostiziert, folgt er dennoch zögernd, fast willenlos ihrer Einladung. Fridolin lehnt aus Furcht vor Ansteckung ihre Liebesdienste ab. Sie versteht seine Bedenken und zieht sich ihrerseits zurück. Da sie sein Geldgeschenk ablehnt, beschließt er, ihr am folgenden Tag ein Päckchen mit Wein und Süßigkeiten zu schicken.

Kapitel IV

Nach der missglückten Episode mit der Dirne strebt er noch weiter weg vom Nachhauseweg. Er erreicht ein Kaffeehaus »niederen Ranges« mit wenig Gästen. Als Fridolin von seiner Zeitung aufblickt, erkennt er am gegenüberliegenden Tisch seinen ehemaligen Kommilitonen, den Polen NachtigallNachtigall, der, im Studium gescheitert, sich mit Klavierspielen in Lokalen in allen möglichen Ländern über Wasser hält. Der schäbige Abendanzug zeigt, dass Nachtigall am unteren Ende der Gesellschaft angekommen ist. Da er in seinen Bericht einfließen lässt, dass er zwar nicht im Großbürgertum engagiert wird, dafür aber in geheimen Gesellschaften, beginnt Fridolin nachzufragen und drängt seinen alten Freund, ihn auf die geheime Orgiastische GeheimgesellschaftGesellschaft mitzunehmen, bei der er diese Nacht spielt. Nachtigalls Andeutungen von nackten Frauen auf dem geheimen Treffen erregen Fridolins Phantasie. Nachtigall versucht jedoch Fridolin abzuwiegeln, indem er ihm die Schwierigkeiten vor Augen führt: Kostüm und Maske seien erforderlich, außerdem sei eine Parole nötig, um eingelassen zu werden. Nachtigall erfahre die Parole erst in der Kutsche der Geheimgesellschaft und außerdem habe um ein Uhr nachts kein Kostümverleih mehr geöffnet. Nachtigall verzögert mit einem Vorwand die Abfahrt der für ihn bestimmten Kutsche.

Fridolin ist so entschlossen, dass es ihm gelingt, beim Beim MaskenverleiherMaskenverleih eine Mönchskutte mit Pilgerhut und Maske zu leihen. Im Kostümdepot des Verleihers Gibiser erlebt Fridolin ein verstörendes Ereignis: Gibisers Tochter – als Pierrette verkleidet – kokettiert mit zwei als Femrichtern in roten Masken verkleideten jungen Männern. Als der scheltende Maskenverleiher die Polizei holen will, flüchtet Pierrette in Fridolins Arme, der von der verlockenden Anmut der Kindfrau und ihrem Duft sehr berührt ist. Gibiser gegenüber bietet er Schutz und Hilfe für die Tochter und gibt sich als Arzt und damit Fachmann zu erkennen. Der Maskenverleiher schiebt ihn mitsamt seiner Kostümierung höhnisch lachend zur Tür hinaus.

Über die neuerliche erotische Episode nachzudenken, bleibt Fridolin keine Zeit. Er muss das Passwort erfahren, eine Kutsche mieten, um dem schwarzen geheimnisvollen Gefährt mit Nachtigall folgen zu können. Dass die Parole ausgerechnet »Parole »Dänemark«Dänemark« (S. 41) lautet, scheint ihm kein Zufall zu sein. Die Kutschen halten in einer Villengegend Richtung Galitzinberg.

Mit Verkleidung und Parole gelangt er in einen schwarz ausgeschlagenen Saal einer klassizistischen In der Villa der OrgieVilla. Die Besucher sind als Mönche und Nonnen verkleidet und alle maskiert. Ein Harmonium spielt eine altitalienische geistliche Arie, zu der eine hohe Frauenstimme singt. Eine Nonne mit dunkel funkelnden Augen und rotgeschminktem Mund unter dem Schleier fordert ihn mehrfach auf, die Gesellschaft unverzüglich zu Die schöne Warnerinverlassen. Die geheimnisvolle Schöne zieht ihn so in ihren Bann, dass er sich weigert, ihrer Aufforderung zu folgen. Als die Musik sich ins Weltliche wandelt und Nachtigall mit frechen, wilden Melodien einen Aufschrei der Sängerin provoziert, sind alle Nonnen verschwunden und zwar in einen hellen Nebenraum, wo sie, das Gesicht durch Schleier unkenntlich, sonst aber nackt der Männer harren, die ihre Kutten abgeworfen sich in bunten Kavalierskleidern auf die Frauen stürzen. Eine wilde Walpurgisnacht hebt an, die Fridolin, als Einziger noch im Mönchskostüm, aus einer dunklen Ecke beobachtet. Er spürt, dass er selbst auch beobachtet wird.

Ein erneuter Versuch der unbekannten Schönen, ihn zum Verlassen der Gesellschaft mit Androhung der Folgen für sein zukünftiges Leben zu bewegen, scheitert an seiner Begierde nach ihrem Körper. Er fühlt den Mut, trotz drohender Gefahren zu bleiben. Gehen will er nur, wenn sie mitkommt. Er denkt dabei an alle die gescheiterten erotischen Begegnungen dieser Nacht: Marianne, die junge Prostituierte Mizzi, das kindliche Mädchen Pierrette und beschließt, aus dieser Gesellschaft nicht wieder zu fliehen. Da er die EntdeckungHausparole auf Anfrage nicht kennt, wollen die Kavaliere ihm die Maske wegreißen und ihn züchtigen. Doch seine Warnerin rettet ihn, indem sie sich als Opfer anbietet. Worin das Opfer besteht, erfährt Fridolin nicht; als Fridolin mit Gewalt aus der Villa gezerrt wird, sieht er nur noch, dass die Schöne sich Die Warnerin opfert sichdemaskiert und offenbar allen Männern hingibt. Fridolin kann ihr Antlitz nicht sehen. Auf der Straße wird er durch einen unaufhaltsamen Zwang in die unheimliche Kutsche der Gesellschaft geworfen, die ihn auf ein freies Feld vor der Stadt befördert. Voll Wut und Scham muss er feststellen, eine begierig ersehnte Herausforderung nicht bestanden zu haben. Er beschließt, die unbekannte Schöne am nächsten Tag auf jeden Fall aufzufinden und alle an ihn gerichteten sexuellen Angebote dieser Nacht zu Ende zu führen, bevor er zu Albertine zurückkehrt. Gleichzeitig zweifelt er, ob die Erlebnisse dieser Nacht nicht nur ein Traum oder Fieberdelirium gewesen seien.

Kapitel V

Um 4 Uhr morgens kommt er zu Hause an, verbirgt seine Verkleidung im Schrank des Behandlungszimmers. Albertine findet er schlafend. Ihre verzerrte Miene, die er so nicht kennt, und ihr schrilles Auflachen erschrecken ihn zutiefst. Beim Aufwachen erklärt Albertine, sehr verwirrt geträumt zu haben.

Nach mehrfacher Aufforderung erzählt sie ihm einen Albertines TraumTraum, in dem sich reale Begebenheiten, Gedanken, Träume und sexuelle Wünsche assoziativ aneinanderreihen: In der Nacht vor der Hochzeit der beiden kommt Fridolin im orientalischen Prinzengewand, von Sklaven über den Wörthersee gerudert, zu seiner Braut. Er hebt sie aus dem Fenster. Auch sie trägt ein orientalisches Prinzessinnengewand. Sie schweben im Nebel zum Brautgemach auf einer Waldlichtung mit einer hohen Felswand im Hintergrund. Nach der Hochzeitsnacht sind am Morgen alle Kleider der beiden verschwunden. Während Fridolin Kleider in der Stadt besorgen muss, kommt der »Däne« (S. 62) zu Albertine und schläft mit ihr, während die Szene sich in eine Wiese mit vielen Liebespaaren wandelt. Alle Konventionen fallen in diesem Bacchanal. Gleichzeitig wird Fridolin nackt gefangen, zur Burg einer