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In "Die Versuchung" entfaltet Franz Werfel ein intensives und philosophisches Schauspiel, in dem der Dichter in einen tiefgründigen Dialog mit dem Erzengel und Luzifer tritt. Dieses Werk, das 1939 veröffentlicht wurde, reflektiert den inneren Konflikt zwischen Gut und Böse und die dunklen Abgründe der menschlichen Seele. Der literarische Stil ist geprägt von einer lyrischen Dichte und philosophischen Tiefe, die die Leser in die metaphysische Auseinandersetzung mit den grundlegenden Fragen des Daseins hineinzieht. In einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne verwebt Werfel mythologische und biblische Elemente zu einer facettenreichen Erzählung, die zur Reflexion anregt. Franz Werfel, ein bedeutender jüdischer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, war bekannt für sein Interesse an religiösen und existenziellen Themen. Angesichts der politischen Unruhen und dem heraufziehenden Zweiten Weltkrieg in Europa, der seine eigene Flucht und das Exil begleitete, wird deutlich, dass die Auseinandersetzung mit dem Gute und dem Böse für ihn eine persönliche und gesellschaftliche Dimension hatte. Diese Hintergründe verleihen seinem Werk zusätzliche Bedeutung und Tiefe. "Die Versuchung" ist eine fesselnde Lektüre für alle, die sich für die besonderen Fragestellungen der menschlichen Existenz interessieren. Werfels meisterhafte Erzählkunst fordert den Leser heraus, eigene Überzeugungen zu hinterfragen und sich auf eine gediegene philosophische Reise zu begeben. Lassen Sie sich von dieser tiefgründigen Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur und ihren inneren Konflikten inspirieren.
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DEM ANDENKEN GUISEPPE VERDIS *
Wüste
Der Dichter:
Sie haben vor den Pyramiden Aida aufgeführt. Ich jauchzte, als ich die superbe Auffahrt vor den berühmten Jahrtausenden sah.
Und diese Beleuchtungen, diese Fanfaren, diese Musik, die all die liebgewonnenen Theaterschicksale in luxuriös unsterbliche Melodien setzt. Ich war diesen Nachmittag so glücklich. Nichts als ein Kultus, ein ewiger Kniefall für dich, Miß Olivia. Warum hast du mir das getan? Wo ich doch jenes glückliche Lachen hatte, das in mir Tribünen und Automobile, Fellachen und Ladies, Sphynxe und Statistenbäuche, Kamele und Wiener Kaffees tanzen ließ.
Warum mußtest du sagen, daß ich jenem braunen, o-beinigen Baritonisten ähnlich sehe! Weißt du denn nicht, wie eitel ich bin? Mußt du mich täglich zerschmettern? Das erstemal, als wir uns in Luzern auf der Reunion im Hotel National sahen und ich dich bebend, wie kein Kaiser vor einem Staatsstreich, zum Twostep aufforderte . . . schweige, Mensch! Unsäglicher Schlemihl. Alles um dich siegt.
Nur du bist dumpf und zitterst vor jedem bißchen Leben, das du großartig das äußere nennst, und das dich, wenn du sicher bist, so seltsam gleichgültig läßt. Jeder Kellner unterjocht dich, jede Dirne blamiert dich.
Apropos, peinige nur dein Herz. In einem Münchener Weinlokal, hat nicht ein Herr aus Magdeburg, ein Statistiker des jährlichen Niederschlages, ein Wetterprophet, ein Kerl wie Weißbier, die süße Erika, die du wie ein Legendenwesen behandeltest, von deiner Seite gerissen?
Womit? Gott, ich muß zu meiner Schande gestehen, ich war die bessere Wurzen. —Womit? Mit welchem Heroentum? Er bestellte bei der Musik das Lied „Zeppelin kommt nach Berlin“, schlug mit den Fäusten den Takt, sprühte hinter seinem Zwicker, war eine durchwärmte, anschmelzende Büste von Vertraulichkeit und lustigem Wohlwollen . . . und hin war alles.
Das ist das Gesicht der Sieger!
Und du, Miß Olivia. Wie nenn’ ich dich?
Du Element, du Abend, du leiblos Üppige, du Regen im Saal!
Ich, ich sollte eifersüchtig sein!
Haha, hätt’ ich doch wenigstens die menschliche Kraft dazu.
Aber im Grunde verehre ich die anderen.
Das sind große Herren, in sich, voll Ruhe, Gemessenheit und Mittelpunkt. Sie haben das Leben wie sie’s wollen. Heute und morgen ist ihnen ein Ziel. Was daneben geht ein Malheur. Und du, Miß Olivia, was bist du ihnen? Etwas, was man erreichen und besitzen kann.
Begreift dich denn einer?