Die Wertformel - Julian Hosp - E-Book

Die Wertformel E-Book

Julian Hosp

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Beschreibung

Erfolgreich zu sein, sowohl im Beruflichen als auch im Privaten, das schaffen die wenigsten. Julian Hosp gelingt der Spagat zwischen seinem Leben als erfolgreicher Unternehmer und Investor und dem als liebevoller Ehemann und Vater. Daneben ist der Ex-Profisportler noch immer sportlich aktiv als Kitesurfer und Marathonläufer. Wie er seine Erfolgsprinzipien entwickelte und echten Wert für sich und sein Umfeld schaffen konnte, das zeigt er erstmals in diesem Buch anhand eindrucksvoller Einblicke in seine eigene Erfolgsstory. Es ist ein ultimativer Wegweiser für außergewöhnliche Resultate in Finanzen, Unternehmertum und im Privatleben – damit die Vereinbarkeit von Erfolg und Lebensqualität endlich gelingt.

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Seitenzahl: 338

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Dr. Julian Hosp

DieWertformel

Dr. Julian Hosp

DieWertformel

Richtig angewandtes Wissen für außergewöhnliche Resultate beim Investieren, in der Karriere und im Privaten

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Originalausgabe

1. Auflage 2024

© 2024 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages für Personen-, Sach- und Vermögensschäden Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

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Redaktion: Christine Rechberger

Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt, München

Umschlagabbildung: Adobe Stock/lulya

Satz: Zerosoft, Timisoara

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-799-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-560-4

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-559-8

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de.

Dieses Buch widme ich Ewald Serafini, einem wahren Freund und Wegbegleiter, dessen Unterstützung und Weisheit in allen Lebensphasen unersetzlich sind. Ewald ist in Zeiten der Ruhe mein Anker und in den Stürmen des Lebens mein Kompass. Er hat mir die wahre Natur der Freundschaft gezeigt: Sie besteht nicht nur im Teilen gemeinsamer Erfolge, sondern auch im gemeinsamen Überwinden von Herausforderungen, welche das Leben zu unvergesslichen Erlebnissen machen.

Inhalt

Danksagung

Teil I: Die Wertformel

Kapitel 1: 10 Millionen Dollar in 30 Minuten

Kapitel 2: Preis

Kapitel 3: Wert

Kapitel 4: Nutzen

Kapitel 5: Menschen und Skalierung

Kapitel 6: Seltenheit

Teil II: Anwendung der Wertformel

Kapitel 7: Investieren und Finanzen

Kapitel 8: Business und Unternehmertum

Kapitel 9: Leidenschaft in der Karriere

Kapitel 10: Hobbys, Freizeit, Wachstum

Kapitel 11: Liebe und erfüllende Beziehungen

Kapitel 12: Kinder und Erziehung

Kapitel 13: Familie, Freundschaften, Networking

Kapitel 14: Fitness und Gesundheit

Kapitel 15: Unvergessliche Erlebnisse

Kapitel 16: Wohltätigkeit und Spenden

Kapitel 17: Grenzenloser Erfolg, ultimative Freude, maximale Zufriedenheit

Anmerkungen

Über den Autor

Danksagung

Für Bettina, mein Fels in der Brandung, die mich in die höchsten Höhen begleitet und durch die tiefsten Täler geführt hat. Deine bedingungslose Unterstützung ist mein unerschütterliches Fundament, auf dem ich aufbaue und wodurch ich jeden Tag Energie bekomme. Deine Liebe ist das Licht, das in meiner Dunkelheit leuchtet und mich immer nach Hause führt.

Für meine Kinder, meine täglichen Lehrer in Geduld und Demut, die mich mit jeder Umarmung, jeder Frage und jedem Lachen daran erinnern, dass meine größte Herausforderung und zugleich meine größte Freude darin besteht, der beste Vater zu sein, der ich sein kann.

Für Ewald, den ich nicht nur einen Freund nennen darf. Dieses Buch mag dir gewidmet sein, doch es sind deine unerschütterliche Freundschaft und dein Rat, die es mit echtem Wert gefüllt haben.

Für Fabrizio, dessen scharfsinnige Einblicke und wertvoller Input dieses Buch von einer Idee zu einer Mission gemacht haben. Dein Beitrag ist auf jeder Seite zu spüren und hat dieses Werk im Kern gestärkt.

Für das gesamte Cake-Team, das mit Hingabe und Leidenschaft nicht nur meine Visionen teilt, sondern sie auch jeden Tag mit Leben erfüllt.

Und nicht zuletzt für die vielen Testleser und die Menschen, die mir auf diesem Weg Feedback gegeben haben. Ihr habt aus diesem Buch nicht nur ein Produkt meiner Gedanken, sondern ein Mosaik vieler Perspektiven gemacht.

Teil I

Die Wertformel

Kapitel 1

10 Millionen Dollar in 30 Minuten

»Geld macht nicht glücklich!«

1 Prozent der Menschen

»100.000 Euro würden alle meine Probleme lösen!«

99 Prozent der Menschen

Ich starre wie gebannt auf den Bildschirm meines Laptops und warte, bis die Kryptotransaktion von der Tauschbörse bestätigt wird. Dann erhalte ich die Benachrichtigung, dass mir gerade 170 Bitcoins gutgeschrieben wurden. Bei einem Bitcoin-Preis von circa 62.000 Dollar sind das knapp 10 Millionen Dollar. 10 Millionen Dollar – das ist nicht nur eine Zahl, sondern der Schlüssel zu unzähligen Träumen. Mit einem Bruchteil dieser Summe könnte man das neue Traumauto kaufen. Weniger als 10 Millionen Dollar würden schon reichen für eine Villa am Meer oder ein Penthouse in der Stadt der Träume. Mit dieser Summe könnte man theoretisch den Rest seines Lebens mit der Familie ohne finanzielle Sorgen leben. Losgelöst vom Druck der Arbeit wäre man selbst zusammen mit seinen Liebsten wohlversorgt.

Bitcoin, die erste und bekannteste Kryptowährung, wurde 2009 geschaffen als Reaktion auf die globale Finanzkrise. Es ist eine digitale Währung, die unabhängig von zentralen Banken oder Regierungen funktioniert. Über eine Technologie namens Blockchain ist es möglich, Geld zu senden und zu empfangen. Diese Technologie ist vorstellbar als eine Art digitales Buch, in dem alle Transaktionen aufgezeichnet werden, die für alle sichtbar sind, was für Transparenz und Sicherheit sorgt.

Anders als bei traditionellen Währungen gibt es bei Bitcoin eine Obergrenze von 21 Millionen Coins, was bedeutet, dass es nie mehr als diese Menge an Bitcoins geben wird. Dieses limitierte Angebot hat dazu beigetragen, dass viele Menschen Bitcoin als digitales Gold betrachten, als eine Absicherung gegen Inflation und Währungsabwertung. Im Laufe der Jahre haben sowohl die Popularität als auch der Wert von Bitcoin und anderen Kryptowährungen stark zugenommen, was teilweise an ihrer dezentralen Natur liegt, aber auch an ihrem Potenzial für schnelle Gewinne und ihrer Rolle als alternative Investitionsmöglichkeit.

Aber die Welt der Kryptowährungen ist nicht ohne Risiken. Starke Preisschwankungen, regulatorische Unsicherheiten und technische Hürden können für Anleger eine Herausforderung darstellen. Trotzdem haben diese digitalen Assets die Finanzwelt auf den Kopf gestellt. Sie bieten nicht nur Potenzial, sondern auch spannende neue Möglichkeiten – wie meine eigene Geschichte zeigt.

Im Oktober 2021 befindet sich Bitcoin auf einer Achterbahnfahrt, die die Welt in Atem hält. Gerade haben Kryptowährungen neue Höchststände erreicht, getrieben von einer Flut von Spekulationen, institutionellen Investitionen und einer wachsenden Akzeptanz in der Mainstream-Finanzwelt. Der Preis, der nur ein Jahr zuvor noch bei etwa 10.000 Dollar gelegen hatte, hat sich nun verzehnfacht, was zu einer Mischung aus Euphorie und Angst unter Anlegern führte. Einerseits ist die Versuchung groß, auf weitere Preissteigerungen zu setzen, inspiriert von Prognosen, die aussagen, dass ein Bitcoin bald die 100.000-Dollar-Marke knacken könne. Andererseits ist das Risiko eines plötzlichen Absturzes, wie wir ihn in der Vergangenheit bereits erlebt haben, nicht zu unterschätzen. Die Erinnerungen an den spektakulären Anstieg und den darauffolgenden Fall im Jahr 2017 sind noch frisch; eine Zeit, in der viele Investoren ihr Vermögen vervielfacht, aber auch verloren haben.

In diesem historischen Moment sitze ich also vor meinem Laptop, nur einen Klick entfernt von einer Entscheidung, die entweder als kluge Voraussicht oder als verpasste Gelegenheit in meine persönlichen Annalen eingehen könnte. Doch ich zeige keine Nervosität, kein Zögern. Das gleiche Prozedere habe ich ja bereits mehrmals durchlaufen und ich weiß, was mir bevorsteht: Ich muss die Coins durch Limit-Order so vorsichtig wie nur möglich in Euro oder Dollar tauschen, ohne den Bitcoin-Preis zu stark unter Druck zu setzen. So bekomme ich das meiste für meine Bitcoins.

Doch heute, am 19. Oktober 2021, ist etwas anders: Eine gelassene Bewegung, ein Wisch auf dem Touchpad, und mein Cursor schwebt über dem »Jetzt live gehen«-Button auf YouTube. »Ich verkaufe 10 Millionen Dollar Bitcoin! Kein Clickbait!«, kündigt der Titel meines Streams an.1 Die Spannung ist nicht nur eine Reaktion auf die hohen finanziellen Einsätze, sondern speist sich auch aus der Tatsache, dass ich im Begriff bin, meine eigene kleine Geschichte in einem Kapitel der Wirtschaftsgeschichte zu schreiben, das noch lange diskutiert werden würde. Live vor einem riesigen Publikum. Mit allen Fehlern und Erfolgen.

Die Zahl der Zuschauer im Chat nimmt von Sekunde zu Sekunde rasant zu. Viele von ihnen gehören zu den 200.000 Abonnenten meines YouTube-Kanals, die alarmiert sind durch die Benachrichtigung meines Livestreams mit einem riskanten Titel. Sie sind vertraut mit meiner Reise durch die Welt der Kryptowährungen, Aktien und Investitionen – ein treues Publikum, das meine Höhen und Tiefen miterlebt hat. Sie wissen um meine Bitcoin-Käufe in den Tagen, als der Preis noch in den Tausenden lag, und sind sich bewusst, dass diese 170 Bitcoins nur ein Teil meines Kryptovermögens darstellen.

Doch der Anblick von 10 Millionen Dollar auf einem Konto verursacht ein Wirrwarr an Emotionen bei meinen Zuschauern. Spekulationen und Zweifel fluten in den Chat: »Das ist Fake!«, schreiben manche aufgebracht. »Nie und nimmer verkauft er jetzt, der Preis geht doch auf 100.000 Dollar!«, versuchen andere zu beruhigen. »Clickbait!«, echauffieren sich einige, obwohl im Titel »kein Clickbait« steht. »Alter, ich glaub, ich seh einen Film«, schreibt einer, als er die 10 Millionen Dollar auf dem Bildschirm sieht.

Die Verwirrung ist groß. Die Fragen sind zahlreich. Viele der Zuseher können ihre eigenen Emotionen nicht einordnen. Ist das ein Fake? Oder tausche ich wirklich gerade eine lebensverändernde Summe an Bitcoin in »Geld«?

Ich lasse mich nicht aus dem Konzept bringen, starte den Stream und erkläre:

»Leute, ich habe euch gesagt, dass ich immer ehrlich zu euch bin. Ich habe euch gesagt, als ich Bitcoins gekauft habe, und ich sage euch, wenn ich sie wieder verkaufe. Heute ist dieser Tag gekommen. Ich will dazusagen, dass ich nicht verkaufe, weil ich glaube, dass der Bitcoin-Preis jetzt crasht, und ich will auch, dass ihr wisst, dass dies nur ein Teil meiner gesamten Investition ist. Ich verkaufe, weil meine Bitcoin-Position mittlerweile einen zu großen Prozentsatz in meinem Portfolio eingenommen hat und ich nicht ganz verstehe, warum der Preis gerade so extrem angestiegen ist in den vergangenen Tagen und Wochen. Da will ich lieber ein paar Chips vom Tisch nehmen, so wie ich das auch vier Jahre zuvor, 2017, bereits gemacht habe. Lieber hab ich dieses ›Fuck You Money‹ für meine Familie und mich. Und ich mach’ das live, damit ihr das mal selbst mitverfolgen könnt und auch wisst, dass ich das ernst meine.«

Damit wechsle ich auf »Bildschirm teilen« und beginne das Spektakel. Ich biete am Markt immer zehn Bitcoins gleichzeitig an, also knapp 600.000 Dollar am Stück. Vor kurzer Zeit noch waren das nicht einmal 40.000 Dollar, ein gutes Jahresgehalt … Doch 600.000 Dollar sind natürlich eine ganz andere Hausnummer. Beflügelt durch das »Gelddrucken« während der Covid-19-Pandemie, welches durch künstlichen Wirtschaftsstimulus eine Geldentwertung beziehungsweise Inflation erzeugt hat, und das starke Aufkommen von Trading und Glücksspiel bei vielen jungen Erwachsenen, haben gerade Kryptowährungen in den Jahren 2020 und 2021 einen wahrhaft kometenhaften Aufstieg erlebt. Ich bin seit 2014 in der Kryptowelt aktiv, doch solch einen Hype habe ich in all den Jahren nicht gesehen.

Jeder Klick ist eine Mischung aus Furcht und Stolz. Furcht, dass ich einen Fehler mache; Stolz, dass ich den Mut habe, ihn zu machen. Es ist ein nervenaufreibendes Spiel, bei dem ich sowohl Spieler als auch Einsatz bin. Die Summe wächst und mit ihr wächst die Last meiner Entscheidungen. Es ist ein Tanz auf dem Seil, ein Balanceakt zwischen Gier und Vernunft, zwischen Hoffnung und Realität.

Nach wenigen Minuten ist die erste Tranche getauscht. Bamm. Weiter geht’s mit den nächsten zehn Bitcoins. Limit Order. Und durch. Die nächsten zehn. Und immer weiter. Nach knapp 100 Bitcoins mache ich eine kurze Pause. Mit jedem verkauften Bitcoin fühle ich eine Mischung aus Erleichterung und Angst. Erleichterung, weil ich mein Portfolio diversifiziere und damit Sicherheit schaffe. Angst, weil ich mich frage: »Verpasse ich eine noch größere Chance? Was, wenn der Preis weiter steigt?« Diese Gedanken wirbeln wie ein Sturm in meinem Kopf. Ich erinnere mich an die Nächte, in denen ich wach lag und den Markt beobachtete, an die Diskussionen und Prognosen, die mich hierhergeführt haben. Es ist ein Gewirr aus Logik und Emotionen, aus strategischer Berechnung und tief verwurzelter Unsicherheit.

Im Chat machen sich mittlerweile Staunen, Schock oder Belustigung breit. Einige können das Geschehen nicht glauben. Andere haben Panik, dass ich etwas weiß, was sie nicht wissen, und fürchten, dass der Markt bald crashen wird. Andere wiederum versuchen zu beruhigen; sie meinen, dass der Preis noch viel weiter raufgehen und mein Verkauf sich als ein großer Fehler erweisen wird. Es gibt auch welche, die sich darüber lustig machen, dass ich durch mein Live auf YouTube extrem ineffizient traden und Tausende an Dollar verlieren würde.

Doch ich versuche all das zu ignorieren und mache mit meinem Plan weiter. Nach knapp 30 Minuten ist das Spektakel vorbei. Ich stoppe das YouTube-Live, atme kurz durch und starre auf mein Konto: Knapp über 9 Millionen Euro, umgerechnet 10 Millionen Dollar, sind zu sehen. Ich halte inne, noch nicht ganz realisierend, was gerade vorgefallen ist. Hast du jemals darüber nachgedacht, was du mit 10 Millionen Dollar machen würdest? Würdest du der Versuchung erliegen, alles auf eine Karte zu setzen, oder würdest du kühlen Kopf bewahren? Würdest du weitertraden für noch mehr Gewinn … Nur um dabei vielleicht alles zu verlieren und bei null starten zu müssen?

Ich für mich habe meine Entscheidung getroffen. Meiner Bank habe ich bereits Bescheid gegeben, dass eine ähnliche Überweisung wie in den vergangenen Tagen bevorstehen würde. Alle Dokumente bezüglich der Herkünfte der Ursprungsgelder habe ich im Vorhinein eingereicht, um alles reibungslos abwickeln zu können. Ich klicke auf »Abheben«, sende das Geld und der Kontostand im Tradingkonto springt auf null. Es ist ein Moment des Triumphs, aber auch einer der Reflexion: Habe ich das Richtige getan? Werde ich es bereuen? Diese Fragen werden mich noch lange begleiten, eigentlich sind sie ein ständiger Begleiter auf meinem Weg durch die Welt des Investierens.

Ein Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken: »Papa!«, schallt es herein. Viel mehr Wörter kann mein einjähriger Sohn noch nicht. In diesem Moment, als ich den Laptop schließe und aufstehe, scheint die Welt um mich herum stillzustehen. Die Zahlen auf dem Bildschirm, die Stimmen im Chat, das ständige Summen meines Handys – all das rückt in den Hintergrund. Ich eile also zur Tür und reiße sie auf. »Was gibt’s?« Da steht er, mein kleiner Racker, die Augen weit und erwartungsvoll, ein unschuldiges Lachen auf seinen Lippen. In diesem Augenblick wird mir bewusst, wie sehr sich meine Prioritäten über die letzten Monate verschoben haben. Es scheint, als wäre es gestern gewesen, als sich mein Leben nur um Kurse, Märkte und Investitionen drehte. Doch jetzt, mit diesem kleinen Menschen vor mir, verstehe ich, dass der finanzielle Erfolg, die klugen Investitionen und strategischen Entscheidungen nicht im Entferntesten die Freude, die Liebe und die Verantwortung widerspiegeln, die ich fühle, wenn ich meinen Sohn anschaue. Es geht nicht nur darum, ein Vermögen aufzubauen, sondern darum, eine Welt zu schaffen, in der mein Sohn sicher, glücklich und erfüllt aufwachsen kann. Jede Entscheidung, jeder Schritt, den ich mache, ist nun durch die Linse dieser neuen Priorität gefärbt. Es ist ein tiefgreifendes Verständnis, dass Geld zwar Freiheit und Sicherheit bringen kann, der wahre Wert im Leben aber aus den Beziehungen kommt, die wir pflegen, und den Momenten, die wir teilen.

Ich nehme ihn bei den Hüften und werfe ihn in die Luft. Er quiekt und kichert, sein Lachen füllt den ganzen Raum – es ist ein Klang, der mir mehr Freude und Stolz bringt als jeder erfolgreiche Deal oder Gewinn. In seinen strahlenden Augen sehe ich nicht nur die Unschuld und das Wunder der Kindheit, sondern auch die Zukunft – eine Erinnerung daran, warum ich tue, was ich tue. Warum ich mich während des letzten Jahrzehnts so intensiv mit dem Investieren auseinandergesetzt habe. Warum ich mehrere Unternehmen aufgebaut habe. Warum ich unpopuläre, jedoch richtige Entscheidungen getroffen habe. Warum ich all mein aufgebautes Wissen anwendete, um außergewöhnliche Resultate zu erzielen. Warum der Stress der letzten Jahre seinen Preis wert war.

Preis und Wert … Diese zwei Begriffe, die ich jahrelang zu verstehen und zu meistern versucht habe, bekommen eine ganz neue Dimension, wenn ich meinen Sohn ansehe. Ja, ich habe den Preis des Risikos, der harten Arbeit und der ständigen Unsicherheit bezahlt, aber der Wert, den ich nun in meinem Leben habe, ist unermesslich und unvergleichlich. In seinem Lachen, in seiner Neugier, in seiner Liebe finde ich die ultimative Bestätigung, dass der wahre Reichtum im Leben aus viel mehr besteht als nur aus Zahlen auf einem Bildschirm. Sie sind ein Spiegelbild meiner Entscheidungen, Ängste, Hoffnungen und Träume. Sie repräsentieren die ständige Balance zwischen Preis und Wert, zwischen materiellem Erfolg und emotionalem Wohlbefinden.

Im Laufe der folgenden Kapitel werden wir tiefer in diese Überlegungen eintauchen und einerseits erforschen, wie Konzepte rund um den Begriff Wert unser Leben formen, und andererseits lernen, wie wir dies nutzen können, um ein Leben aus grenzenlosem Erfolg, ultimativer Freude und absoluter Zufriedenheit zu führen. Dieses erste Kapitel war nur der Anfang einer Reise, die uns herausfordern, inspirieren und uns zeigen wird, wie wir das Beste aus dem machen können, was wir haben und wer wir sind … Die Formel über Wert wird uns den Weg weisen, wie richtig angewandtes Wissen zu außergewöhnlichen Resultaten führt, egal ob im Finanziellen, Unternehmerischen oder im Privaten.

Kapitel 2

Preis

»Heute kennt man den Preis von allem, doch den Wert von nichts.«

Oscar Wilde

Ich erinnere mich noch genau an einen meiner ersten »AktienTipps« eines guten Kitesurf-Kumpels vor knapp 15 Jahren. Nach einer intensiven Kitesession auf der paradiesischen Insel El Coche in Venezuela lagen wir beide erschöpft, aber aufgekratzt am Strand, tranken einen Cocktail und unser Gespräch wechselte von den Wellen des Meeres zu den Wellenbewegungen des Marktes. Er war damals schon tiefer in die Welt der Investments eingetaucht als ich und sprach mit Begeisterung von einer Gelegenheit, die ich »nicht verpassen« sollte.

»Julian, du musst dir das anschauen«, sagte er, während er seinen Laptop herausholte, sich an einen Tisch der Strandbar setzte und mir den Chart einer Firma namens Kal Energy zeigte. »Ihre Aktien sind in den letzten Monaten um 50 Prozent gefallen. Das ist die Kaufgelegenheit!« Ich schaute auf den Bildschirm und sah die drastische Entwicklung. Der Preis war tatsächlich um die Hälfte gefallen. »Wow, halber Preis!«, sagte ich. »Das klingt wie ein Schnäppchen.« – »Genau«, stimmte er zu, »du bekommst die Aktien jetzt für einen Spottpreis. Der Preis kann von hier aus nur bergauf gehen!«

Angetrieben von der Vorstellung eines großen Coups und der scheinbaren Einfachheit des Deals, ließ ich mich überzeugen. »Okay, ich bin dabei«, sagte ich, ohne viel nachzudenken und ohne auch nur einen Schimmer Ahnung zu haben, wer oder was Kal Energy war, worin ich da investieren und auf welche Risiken ich mich einlassen würde. Da ich generell wenig über Aktieninvestments wusste und nicht einmal ein Aktienkonto hatte, schrieb ich meinem Bankberater, ob ich die Aktie über die lokale Hausbank kaufen könnte. Der Bankberater riet mir dringend davon ab: »Julian, die Aktie ist reine Spekulation, wenn du das wirklich machen willst, investiere vielleicht 1000 Euro – maximal.« Angespornt durch den niedrigen Preis sagte ich zu und investierte 1000 Euro mit der Traumvorstellung, Millionen damit zu verdienen.

Drei Monate später hatte ich gelernt, dass der Wert einer Aktie, obgleich er schon 50 Prozent gefallen war, trotzdem noch mal um 100 Prozent fallen konnte. Kal Energy war pleite und der Preis der Aktien war auf null gefallen.2 Mein investiertes Geld? Weg. Glücklicherweise »nur« 1000 Euro; mein Kumpel jedoch hatte all sein Geld durch »das Schnäppchen« verloren. Die Lektion daraus? Fehlanzeige. Leider verstand ich damals noch zu wenig, denn nur kurze Zeit später verlor auch ich mein gesamtes Geld – mit Immobilien in Brasilien und binären Optionen am Aktienmarkt.

Die Lektion aus heutiger Sicht? Nur weil der Preis fällt, heißt das nicht, dass das Produkt billiger geworden ist. Ein niedrigerer Preis bedeutet nicht automatisch einen besseren Kauf. Ich hatte damals noch nicht das richtige Wissen rund um Investitionen angewendet, um außergewöhnliche Resultate zu erlangen, denn ich verstand vor 15 Jahren die Wertformel noch nicht. Es sollte noch ein paar Jahre dauern, bis ich tatsächlich den Grundstein dafür legen konnte, dass ich knapp zwei Jahrzehnte später mehrere Millionen in 30 Minuten machen würde.

Im Supermarkt

Hast du jemals eine Investition getätigt oder einen Kauf gemacht, nur weil der Preis niedrig war? Wenn du zum Beispiel in den Supermarkt gehst, wie ist dort dein Einkaufsverhalten? Greifst du instinktiv zum günstigsten Produkt oder beeinflusst das Preisschild deine Entscheidung kaum? Ist für dich das billigste Angebot gleichbedeutend mit einem klugen Kauf oder bist du der Überzeugung, dass ein höherer Preis auch höhere Qualität bedeutet?

Im Supermarkt funktioniert das größtenteils instinktiv und nur bei einigen wenigen Produkten denkst du länger nach. Aus deinen Erfahrungen hast du gelernt, bei manchen Produkten auf den Preis zu achten, während bei anderen der Wert im Vordergrund steht. Meist weißt du bereits, welchen Joghurt du willst, ob Bio-Obst oder nicht, ob Fleisch vom Metzger oder nicht usw. Produkte mit höherer Qualität oder höherem Nährwert können einen höheren Preis haben, aber auch einen größeren Wert bieten. Sonderangebote oder Eigenmarken können günstiger sein, aber ähnlichen Wert bieten. Es geht darum, das Gleichgewicht zwischen dem, was du ausgibst, und dem, was du dafür erhältst, zu finden. Die Preis- versus Wertfrage hast du dir selbst längst über all die Jahre Schritt für Schritt beantwortet, sodass das Einkaufen heute vornehmlich ohne viel Nachdenken klappt. Doch bei größeren Anschaffungen wie etwa Küchengeräten, die du nicht regelmäßig tätigst, wird die Wahl komplexer. Hier wird jeder Schritt sorgfältig überlegt, denn die Auswirkungen sind langfristig spürbar. Und noch schwieriger wird es bei Investments. Egal, ob es um Aktien geht, wie in der Geschichte zuvor, oder um Immobilien.

Preismenschen und Wertmenschen

Ein paar Jahre nach der Kal-Energy-Misere begann im Alter von 22 Jahren meine Reise in die Welt der Immobilien. In Innsbruck, der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, lockten Einzimmerwohnungen mit 30.000 bis 40.000 Euro Kaufpreis, eine ideale Gelegenheit für einen jungen Investor. Doch die Banken sahen in mir, dem Medizinstudenten und selbstständigen Profikitesurfer, ein Risiko. Sie zögerten, mir zu vertrauen, und forderten 50 Prozent Eigenkapital – eine enorme Hürde. Der Rest des Darlehens kam mit hohen Zinsen, sodass die Mieteinnahmen kaum die Kosten decken konnten. Das klassische Dilemma eines jungen Investors, konfrontiert mit den strengen Regeln der Finanzwelt.

Mehr als 20.000 Euro Eigenkapital aufzutreiben war für mich eine beachtliche Herausforderung. Ich stand kurz davor, die Immobilien-Investition aufzugeben und mich stattdessen wieder auf Aktien zu fokussieren. Doch dann öffnete ein Gespräch mit meinem Mentor Paul, den du vielleicht aus 25 Geschichten für mein jüngeres Ich kennst, mir die Augen. Er war ein extrem erfolgreicher Unternehmer kurz vor der Rente, welcher mir durch all sein Wissen und seine Erfahrung aufzeigte, dass ich nicht am Wert, sondern am Preis meiner potenziellen Investments festhing. Diese Erkenntnis war ein Wendepunkt, der mich dazu anregte, meine Strategie neu zu überdenken und nach wertvolleren Möglichkeiten Ausschau zu halten.

Paul meinte damals: »Der Grund, warum du von niemandem den Kredit bekommst, ist, weil dein Investment zu wenig Wert liefert. Du suchst aber erst gar nicht nach Investments mit mehr Wert, weil du ein Preismensch bist und nicht zuerst auf den Wert schaust.« Meine Antwort darauf: »Was hilft es mir, nach teureren Immobilien Ausschau zu halten, wenn ich mir diese gar nicht leisten kann?« Doch Paul ließ diesen Einwand nicht gelten: »Teuer und billig ist nicht der Preis allein. Es ist das Verhältnis von Preis und Wert. Wenn der Preis über dem Wert liegt, ist es teuer. Liegt der Preis unter dem Wert, ist es günstig.«

Pauls Ratschlag war klar: Suche nach Immobilien, die Wert bieten, nicht nur nach dem niedrigsten Preis. Genau das war Jahre zuvor mein Problem beim Kauf von Kal-Energy-Aktien gewesen, wo ich rein in einen Preis-Chart investiert hatte. Bei meiner bisherigen Immobilien-Strategie stand ebenfalls der Preis im Fokus, genauer gesagt das, was mein Budget zuließ: kleinere Wohnungen mit wenig Potenzial. Banken zögerten bei solchen Objekten, da das Risiko für sie und für mich hoch war. Kreditnehmer wie ich waren meist selbst nicht recht finanzstark und schwache Mieter verursachten oft Zahlungsausfälle. Ein finanzieller Sicherheitspuffer war praktisch nicht vorhanden.

Pauls Weisheit lehrte mich, über den Horizont meiner bisherigen Grenzen hinauszublicken und nach wertvolleren, lohnenderen Investitionsmöglichkeiten zu suchen. Also begann ich, gezielt nach Immobilien Ausschau zu halten, die nicht nur interessante Mietrenditen versprachen, sondern auch durch Renovierungen oder Umbauten an Wert gewinnen konnten. Als ich die ersten Objekte in der 100.000-Euro-Kategorie inspizierte, war mein Blick noch immer stark preiszentriert und ich hatte erneut Zweifel, ob ich mir diese würde leisten können. Doch bei einer Wohnung bot sich eine außergewöhnliche Chance: die Teilung in zwei Einheiten mit einer potenziellen Mietrendite von fast 15 Prozent pro Jahr. Dazu kam ein separater Parkplatz, der verkauft werden konnte. Zu meiner Verblüffung zeigte sich die Bank bei dieser Konstellation viel offener und verlangte nur 20 Prozent Eigenkapital, solange ich den Parkplatz veräußerte. Plötzlich waren die benötigten 20.000 Euro Eigenmittel für ein vielversprechendes 100.000-Euro-Objekt ausreichend. Ursprünglich außerhalb meiner Vorstellungswelt, offenbarte sich diese Wohnung als ein verborgener Schatz. Durch die Fokussierung auf den Wert, nicht auf den Preis, konnte ich die Bank überzeugen, da auch sie nun ihre notwendigen Sicherheiten hatte.

Mein Mentor Paul unterscheidet Preismenschen und Wertmenschen. Viele Menschen sind Preismenschen, da der Preis ein offensichtliches, unmittelbares Maß ist. Preisschilder in Geschäften, Aktienkurse an der Börse, Kryptopreise auf dem Markt – sie alle bieten eine klare, schnelle Orientierung. Oft ist das Budget das limitierende Element im Leben der Menschen, wodurch der Fokus zwangsläufig auf dem Preis liegt. Preismenschen sind oft risikoavers. Sie neigen dazu, sich auf den sofort sichtbaren Preis zu konzentrieren, weil sie Angst haben, zu viel für etwas zu bezahlen, das ihren Bedürfnissen nicht entspricht oder das sie woanders günstiger finden könnten. Sie sind besorgt über mögliche Verluste und ziehen es daher vor, die sicherere, kurzfristig kostengünstigere Option zu wählen. Dieser einfache, sichtbare Indikator wird somit zur ersten und manchmal einzigen Überlegung. Doch der ständige Fokus auf den Preis kann dazu führen, dass der tiefere Wert eines Produkts oder einer Investition übersehen wird, was langfristig nicht vorteilhaft ist.

Wertmensch zu sein ist zwar anspruchsvoller, aber letztlich lohnender. Sich auf den Wert zu konzentrieren, erfordert intensive Überlegungen und ein Verständnis dafür, was langfristig wirklich wichtig ist. Es geht darum, über den momentanen Preis hinauszusehen und zu erkennen, was ein Produkt oder eine Dienstleistung wirklich zum Leben beiträgt, und sich erst danach zu überlegen, welchen Preis man bereit wäre, dafür zu bezahlen. Wertorientierte Menschen denken oft weiter voraus. Sie sind bereit, jetzt mehr zu investieren, weil sie an die langfristigen Vorteile glauben. Ihre Kaufentscheidungen sind häufig in einer langfristigen Perspektive verwurzelt, in der Überzeugung, dass die anfangs höheren Kosten durch die Langlebigkeit, die verbesserte Leistung oder den größeren Genuss, den das Produkt oder die Dienstleistung bietet, mehr als wettgemacht werden. Dies führt zu bewussteren, nachhaltigeren Entscheidungen, die auf lange Sicht zu größerer Zufriedenheit und Erfolg führen.

Verstehen wir diese psychologischen Antriebe, können wir besser nachvollziehen, warum Menschen unterschiedliche Entscheidungen treffen, wenn es um Preis und Wert geht, und warum die meisten Menschen, so wie ich damals auch, eher Preismenschen und nicht Wertmenschen sind. Denk einmal selbst darüber nach: In welchen Bereichen deines Lebens bist du eher ein Preismensch und in welchen eher ein Wertmensch? Wie würdest du deine eigene Balance zwischen Preisbewusstsein und Wertschätzung beschreiben? Glaubst du, dass sich das im Laufe der Zeit bei dir verändert hat oder in Zukunft verändern sollte?

Öl als Investment bei Preis- und Wertmenschen

Betrachten wir beispielsweise eine Investition in Öl: Als Preismensch fokussierst du dich auf den Chart, um den Preis vorauszusagen. Steigt der Trend, jubelst du; fällt er, kommt die Panik. Nun stell dir vor, du willst dein Auto betanken und der Spritpreis sinkt. Deine Reaktion? Freude über günstigeres Tanken. Warum? Weil du genau weißt, welchen Wert 1 Liter Sprit für dich hat. Du weißt, wie weit das Auto damit fährt und welchen Wert du durch die zurückgelegte Distanz oder den Zeitgewinn bekommst. Du achtest hier klar zuerst auf den Wert und danach auf den Preis. Ganz anders beim Investieren in Öl: Hier hoffst du wahrscheinlich nur, dass der Preis steigt, ohne den tatsächlichen Wert zu kennen.

Vielleicht denkst du, dass der Vergleich von Öl als Investment und Sprit als Konsumgut hinkt. Doch ich sehe das anders. Du könntest nämlich das Gedankenexperiment vom Tanken zu einer Investition machen. Stell dir vor, du kaufst Sprit für 2 Euro pro Liter. Auf dem Heimweg triffst du jemanden, der dir 10 Euro pro Liter bietet, weil er dringend Sprit benötigt. Ursprünglich hattest du nicht vorgehabt, den Sprit zu verkaufen, sondern seinen Wert für dich zum Fahren zu nutzen. Aber bei einer solchen Preissteigerung von 500 Prozent in so kurzer Zeit ergreifst du die Gelegenheit und verkaufst.

Beim reinen Spekulieren auf den Ölpreis hast du den Wert des Öls nie bedacht, du hast lediglich den Chart vor Augen gehabt. Beim Tanken hast du jedoch zuerst den Wert ins Auge gefasst, und als der Preis in kurzer Zeit um das Fünffache gestiegen ist, hast du die Preissteigerung zum Verkaufen genutzt. Wie du in den nächsten Kapiteln bald lernen wirst, muss das auch beim Investieren das Ziel sein: zuerst den Wert zu verstehen und dann auf den Preis zu schauen. Eigentlich gilt das nicht nur beim Investieren, sondern in allen Lebensbereichen: Wert zuerst, Preis danach.

Warren Buffett

Jemand, der das besser macht als viele andere, ist Warren Buffett, das Orakel von Omaha. Er ist ein Meister des Verständnisses von Wert. Er lehrt nicht nur, dass der wahre Wert eines Unternehmens oder einer Anlage oft weit über den aktuellen Preis hinausgeht, vielmehr zeigt seine gesamte Lebensphilosophie, dass es weitaus befriedigender ist, in Qualität zu investieren, selbst zu einem fairen Preis, als kurzfristigen Schnäppchenpreisen nachzujagen.

Nehmen wir ein konkretes Beispiel aus Buffetts Karriere, das diese Philosophie veranschaulicht: seine Investition in Coca-Cola Mitte der 1980er-Jahre. Zu der damaligen Zeit war Coca-Cola bereits eine gut etablierte und erfolgreiche Marke, aber Buffett sah etwas, das andere übersahen: den unglaublichen langfristigen Wert des Unternehmens. Obwohl die Aktie nicht gerade billig war und andere Investoren möglicherweise nach »besseren Deals« suchten, erkannte Buffett, dass der wahre Wert von Coca-Cola in seiner Markendominanz, seinem loyalen Kundenstamm und seinem Potenzial für anhaltendes Wachstum lag.

Buffett erwarb etwa 6,2 Prozent des Unternehmens für rund 1,3 Milliarden Dollar. Obwohl einige Marktkommentatoren Buffett damals für verrückt hielten, einen so »teuren« Preis zu bezahlen, erwies sich sein Investment in Wert über die Jahre hinweg als eines der profitabelsten in der Geschichte von Berkshire Hathaway, der Firma von Buffett. Im Jahr 2023 entsprach allein die von Coca-Cola an Berkshire Hathaway ausgeschüttete Dividende circa 700 Millionen Dollar.3 Dies sind knapp 50 Prozent Rendite für Buffett in nur einem einzigen Jahr. Nicht schlecht für ein »teures Investment«.

Ein Verständnis über den Unterschied zwischen Preis und Wert ist mehr als nur eine finanzielle Lektion; es ist eine Lebensphilosophie, die das Potenzial hat, jede Entscheidung zu beeinflussen, die wir treffen. Wir leben in einer Welt, die uns ständig mit Preisschildern konfrontiert, die unsere Aufmerksamkeit auf das sofort Sichtbare lenken. Doch hinter jedem Preis verbirgt sich eine Geschichte, ein Wert, der nicht immer gleich ersichtlich ist; und dieser Preis kann uns leicht in die Irre führen, wenn wir nicht ein tieferes Verständnis für den dahinterliegenden Wert besitzen. Hast du einmal etwas gekauft, nur weil es »billig« war, und hast später festgestellt, dass es nicht den gewünschten Wert hatte? Oder kannst du dich an ein gegenteiliges Ereignis in deinem Leben erinnern, wo du wissentlich in »Wert« investiert hast und es sich dann doppelt gelohnt hat?

Wie wir noch besprechen werden, kann die Philosophie des Wertes auf viele Lebensbereiche übertragen werden, nicht nur auf Aktien oder Immobilien. Es geht darum, bewusste und wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen, die auf einer gründlichen Bewertung des Wertes basieren und nicht nur auf dem momentanen Preis. Es geht darum, das richtige Wissen anzuwenden, um außergewöhnliche Resultate zu erhalten. So können wir sicherstellen, dass unsere Investitionen – egal ob in Aktien, Immobilien oder das eigene Leben – uns langfristig die größtmögliche Zufriedenheit und Rendite bringen.

Im nächsten Kapitel bauen wir auf diesem Verständnis auf und erkunden die Wertformel – ein Konzept, das uns hilft, den Wert in verschiedenen Aspekten unseres Lebens präziser zu bewerten und zu maximieren. Wir lernen, wie wir unsere Entscheidungen, von Investitionen bis hin zu persönlichen Beziehungen, durch eine klare und strukturierte Herangehensweise verbessern können.

Kapitel 3

Wert

»Ein jeder ist so viel wert, wie die Dinge wert sind, um die es ihm ernst ist.«

Marc Aurel

Wie wir im vorherigen Kapitel gesehen haben, ist die Berechnung von Wert eine extrem wichtige, jedoch hochkomplexe Aufgabe. Wie misst man den Wert von Wasser, das lebensnotwendig, aber oft kostenlos ist? Oder den Wert des Lebens selbst, eine ethisch schwierige Frage. Was ist ein Gemälde von unschätzbarem emotionalen Wert? Wie bewertet man Liebe, Freundschaft oder Gesundheit? 1 Million Euro zu besitzen klingt verlockend, doch wenn tägliche Kopfschmerzen den Preis darstellen, müssen wir uns fragen, was echter Wohlstand ist. Ist es das Geld auf unserem Konto oder die Freiheit von Schmerzen? Ähnlich verhält es sich mit dem Dilemma eines Milliardärs, wenn er dafür nie wahre Liebe finden wird. Wiegen Milliarden die Einsamkeit auf? Diese Fragen laden uns ein, über die Bedeutung und den Wert von Gesundheit, Liebe und Wohlstand in unserem Leben zu reflektieren.

Wertvoller als Gold

Als ich 15 Jahre alt war, stand ein bedeutender Wendepunkt in meinem Leben bevor: Ich zog nach Amerika, weit weg von zu Hause, von meiner Familie und allem Vertrauten. Es war eine aufregende, aber auch einschüchternde Zeit voller Unsicherheit und Vorfreude auf das, was kommen würde. Bevor ich aufbrach, gab mir meine Oma ein Geschenk, das bis heute einen unbezahlbaren Wert für mich hat: eine Goldkette.

Ich erinnere mich noch genau an den Moment: Meine Oma rief mich zu sich, ihre Hände zitterten leicht vor Alter und Aufregung, als sie eine kleine, sorgfältig verpackte Schachtel öffnete. Darin lag eine zarte Goldkette, schlicht, aber schön. Ihr Blick traf den meinen und sie sagte mit einer Stimme, die Wärme und Hoffnung trug: »Dieses Stück war immer bei mir, Julian. Nun möchte ich, dass es dich auf deinem Weg begleitet und dir Glück bringt. Solltest du einmal Probleme in Amerika haben, kannst du das Gold jederzeit verkaufen und wieder zurück nach Österreich kommen.«

Die Kette war somit nicht nur ein Stück Schmuck; sie war ein Symbol für Liebe, Erinnerung und Zugehörigkeit. Sie erzählte von der Geschichte meiner Familie, von der Stärke und dem Überlebenswillen meiner Oma, von den Träumen und Hoffnungen, die sie für mich hatte. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass der wahre Wert dieser Kette nicht in ihrem Gewicht in Unzen oder ihrem Marktpreis zu messen war. Ihr Wert lag in der emotionalen Verbindung, in den Erinnerungen und Bedeutungen, die sie in sich trug.

Als ich in Amerika ankam, fühlte ich mich hin und wieder verloren und allein, getrennt von allem, was mir vertraut gewesen war. In diesen Momenten der Einsamkeit und des Zweifels griff ich nach der Kette, spürte ihr kühles Gold an meiner Haut und erinnerte mich an die Worte meiner Oma. Sie gab mir Trost und Kraft, erinnerte mich daran, woher ich kam und wer mich immer unterstützen würde, egal, wie weit ich von zu Hause entfernt war.

Ich besitze diese Kette heute noch und sie ist wahrscheinlich das Älteste, was ich besitze. Sie begleitet mich durch Höhen und Tiefen, durch Erfolge und Misserfolge. Sie ist mehr als ein Schmuckstück; sie ist ein Stück Heimat, das ich immer bei mir trage, wo auch immer auf der Welt ich bin. Wenn ich die Kette ansehe, sehe ich nicht nur das Gold; ich sehe die Hoffnungen und Träume meiner Familie und die vielen Wege, die ich seitdem beschritten habe.

Meine emotionale Verbundenheit mit der Goldkette zeigt, dass der wahre Wert eines Objekts oft weit über seinen materiellen Wert hinausgeht. Es geht um die Geschichten, die Erinnerungen und die Gefühle, die damit verbunden sind. Meine Goldkette ist für mich unbezahlbar, weil sie nicht in Unzen Gold zu berechnen ist, sondern in den unzähligen Momenten der Liebe, Ermutigung und Zugehörigkeit, die sie repräsentiert.

Die Wertformel

Warren Buffett, stark beeinflusst von seinem Mentor Benjamin Graham, betrachtet den Wert eines Investments durch die Linse des Discounted Cash Flow (DCF). Mit dieser Bewertungsmethode wird die Summe zukünftiger Cashflows berechnet, die dann auf den heutigen Wert abgezinst werden. Hierbei wird der Zinseszinseffekt berücksichtigt, wodurch der Wert eines Unternehmens als der gegenwärtige Wert aller zukünftigen Cashflows definiert wird. Dieser Ansatz ermöglicht es, den Wert eines Unternehmens zu ermitteln, unabhängig von aktuellen Marktschwankungen.

Die Discounted-Cashflow-Formel ist ein mächtiges Werkzeug für finanzielle Bewertungen, doch sie stößt an ihre Grenzen, wenn es um einen Wert geht, der keinen direkten Cashflow erzeugt. Wie bewertet man zum Beispiel meine Goldkette, welche nicht in monetären Flüssen ausgedrückt werden kann? Hier fordert uns das Leben auf, über den monetären Horizont hinauszublicken und Werte zu erkennen, die nicht in Bilanzen erscheinen, aber dennoch das Fundament unseres Daseins bilden.

Vor etwa zehn Jahren, im Jahr 2014, betrat ich die Welt der Kryptowährungen – nicht mit dem Ziel der Preis-Spekulation, sondern um in Wert zu investieren. Diesen Ansatz hatte mein Mentor Paul mir mitgegeben und ich hatte sowohl beim Kitesurfen als auch als Arzt versucht, ihn umzusetzen. Ich hatte begonnen, darüber nachzudenken, wie man nicht nur Cashflow-generierende Investments wie Aktien, Anleihen und Immobilien, sondern eigentlich alles im Leben bewerten könnte.

Es war ein tropischer, regnerischer Nachmittag, als ich mich in einem kleinen, versteckten Café inmitten der belebten Straßen von Bangkok niederließ. Die Wände waren mit Büchern vollgestellt und das gedämpfte Licht schuf eine Atmosphäre, die zum Nachdenken einlud. Einige Tage zuvor hatte ich seit langer Zeit wieder einmal von Kryptowährungen gehört und mein Kopf war voller Fragen und Ideen, die ich aus meinen bisherigen Erlebnissen und Fehlschlägen gesammelt hatte. Ich wusste, dass ich auf der Suche nach etwas war, nach einer Formel oder einem Konzept, das mir helfen würde, die Welt um mich herum besser zu verstehen. Ich wollte den Wert begreifen, den echten, tiefgründigen Wert von allem, was wichtig ist. In diesem Fall ging es mir darum, wie man Bitcoin bewerten könnte; etwas, das man nicht anfassen konnte, das keinen Cashflow abwarf und von vielen als reines Spekulationsobjekt abgegolten wurde.

Ich bestellte einen Kaffee und schlug mein Notizbuch auf, das schon viele meiner Gedanken und Skizzen enthielt. Ich begann mit einer Frage, die mich seit Langem beschäftigte: »Was macht etwas wirklich wertvoll?« Meine Gedanken schweiften zurück zu den Geschichten meiner Mentoren, zu den Investments in Immobilien und Aktien, den vielen Gesprächen mit anderen Investoren. All diese Erfahrungen hatten etwas gemeinsam: Sie offenbarten, dass Wert so viel mehr ist als ein Preisschild.

Ich griff nach dem Stift und begann meine Gedanken zu ordnen. Nutzen, schrieb ich zuerst. Was macht etwas nützlich? Ist es die Fähigkeit, ein Bedürfnis zu erfüllen, ein Problem zu lösen, Freude oder Sicherheit zu bringen? Der Nutzen schien der Kern von allem zu sein, der Anfangspunkt, der bestimmt, ob etwas überhaupt in Betracht gezogen wird.

Aber irgendwie fehlte etwas in dieser Formel für Wert. Der Gedanke ließ mir keine Ruhe, und plötzlich erinnerte ich mich an meine Goldkette. Trotz ihres emotionalen Wertes für mich wäre sie für jemand anderen nicht von gleichem Wert. Für mich war sie deshalb wertvoll, weil es nur eine einzige Version von ihr gab. Würde ich die Kette verlieren, würde selbst ein Replikat nicht den gleichen Wert besitzen. Seltenheit, schrieb ich als drittes Wort auf. Die Seltenheit eines Nutzens, seine Einzigartigkeit und Exklusivität, schien ein entscheidender Faktor zu sein.

Ich starrte auf die drei Wörter vor mir: Nutzen, Menschen, Seltenheit. Ich begann sie in verschiedenen Kombinationen zu betrachten, versuchte, sie in eine Formel zu bringen, die Sinn ergab. Meine Gedanken rasten, als ich Verbindungen und Muster zu erkennen begann. Was, wenn der Wert tatsächlich aus der Kombination dieser drei Elemente entstand? Was, wenn man sie multiplizieren könnte, um eine Art Wertmaßstab zu schaffen?

Ich spürte eine aufregende Mischung aus Nervosität und Euphorie, als ich anfing, die Formel aufzuschreiben: