DogTeam - Ursula Löckenhoff - E-Book

DogTeam E-Book

Ursula Löckenhoff

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Beschreibung

Ursula Löckenhoff ist Expertin für Mehrhundehaltung. Sie erklärt, was es bei der Haltung von zwei oder mehr Hunden zu beachten gilt, damit eine harmonische Gruppe entsteht, in der sich Hund und Mensch wohlfühlen. Mit ihrem einzigartigen Ansatz zeigt sie, wie man Strukturen schafft, in die sich jeder Hund einbringen kann, und wie man als Hundehalter so kommuniziert, dass man die gesamte Gruppe erfolgreich führen kann. So entsteht ein echtes DogTeam, in dem jeder Hund seine Aufgabe findet und das auch im Freilauf und bei Fremdhundebegegnungen bestens funktioniert.

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Seitenzahl: 221

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WIDMUNG

ZU DIESEM BUCH

Auf die Frage, seit wann ich eigentlich „Mehrhundehalter“ bin, fällt mir spontan der Einzug von Celine ein. Wenn ich aber gründlicher darüber nachdenke, und da sieht man, wie selbstverständlich sich Hunde durch mein Leben bewegen, erinnere ich mich, dass es viel früher begann. Nur damals machte man einen (zwei, drei oder vier) Hund(e) nicht zum Thema – ein Wort wie „Mehrhundehalter“ gab es gar nicht: Der Hund war ein Hund, und zwei waren zwei Hunde!

Als ich noch ein Kind war, lebten wir mit einem wohlerzogenen Dalmatiner an unserer Seite. Mein Vater war strikt gegen die Aufnahme eines weiteren Hundes. Nur die rothaarige Katze Johnny Walker konnte ich zusätzlich durchsetzen und glauben Sie mir, ich habe wirklich alles versucht. Mein Vater blieb so lange eisern, bis ich Dackelmix Ivie aus dem Tierheim mit nach Hause brachte. So wie nur Hunde uns Zweibeiner zu ihren Zwecken manipulieren können, hatte sie meinen Vater gleich durchschaut. Ivie blieb und bereicherte unseren Haushalt viele Jahre um einen weiteren tierischen Mitbewohner.

Hund Hannes, ein Findelkind, ausgesetzt und gefunden, trat in mein Leben und begleitete mich 17 wunderbare Jahre lang. Er war in dieser Zeit mein einziger Hund. Aber genauer betrachtet, lebten Hannes und ich bis zum Auszug aus meinem Elternhaus unter einem Dach mit Ivie, um dann mit meinem damaligen Freund und seiner Hündin Coco eine Hunde-Patchwork-Familie zu bilden. „Einzig“ ist also relativ – vor allem aus Sicht des Hundes. Mit Hannes lernte ich meinen heutigen Mann kennen und wir gründeten eine Familie, die tatsächlich nur einen Hund hatte. Ein Jahr nachdem Hannes starb, kam mit Whippet Bruno wieder ein Hund ins Haus. Windhunde, so erfuhren wir, leben nicht gern ohne Artgenossen. So trafen mein Mann und ich ganz bewusst die Entscheidung für ein „Ja“ zur Mehrhundehaltung, als Brunos Schwester Celine von der Züchterin aufgrund körperlicher Mängel abgegeben wurde und bei uns einzog.

»Dich selbst lenke mit dem Kopf, andere aber lenke mit dem Herzen.«

Chinesische Weisheit

Zu dem Zeitpunkt war der Hund gesellschaftlich längst „thematisiert“ und zum Wirtschaftsfaktor geworden. Der Tierschutz rückte ins Rampenlicht, durch die immer stärker werdende digitale Vernetzung sogar Länder übergreifend. Und so ergriff der Auslandstierschutz auch mich. Ein Hund ist kein Hund, und da wo ich einem helfen kann, hat auch ein weiterer Platz. Meine Whippets teilten großzügig und halfen mir, meine aufgenommenen Schützlinge zu resozialisieren. Wir schulten uns bei jedem weiteren Hund und es stellte sich gar nicht mehr die Frage: „Hätte einer nicht auch gereicht?“

Heute führe ich ein familiäres Hundehotel, bin nach wie vor im In- und Auslandstierschutz aktiv und bin eine Befürworterin der Mehrhundehaltung. Der Mensch ist zwar der wichtigste Sozialpartner für den Hund, kann ihm aber keinen Artgenossen ersetzen. Bevor wir jedoch – aus rationalen oder emotionalen Gründen – einen weiteren Hund aufnehmen, sollten wir uns die Frage stellen, wer mit unserem treuen Gefährten harmonieren könnte. Mitleid beispielsweise war noch nie ein guter Berater und auch nicht jeder Hund möchte einfach so vergesellschaftet werden.

Soviel sei vorab gesagt: Mehrhundehaltung muss man leben wollen. Es gibt keine Universallösung für ein harmonisches Zusammenleben mit mehreren Hunden, denn jeder Haushalt hat seine ganz eigenen, individuellen Abläufe. Machen wir uns bewusst, dass wir eine Gemeinschaft bilden, in der der Mensch als Gruppenleiter die Verantwortung dafür trägt, seine Hunde authentisch und klar zu führen. Im Hinterkopf sollten wir behalten, dass Hunde uns viel besser verstehen als wir denken. Setzen wir das im Miteinander ein, vereinfacht das die Kommunikation erheblich.

Ich möchte Ihnen eine andere, sehr ursprüngliche Seite unserer Hunde zeigen und zusammen mit Ihnen erarbeiten, wie man mit den eigenen Hunden oder auch den aufgenommenen Gasthunden eine harmonische Gruppe bildet. Das natürliche „Bedürfnis nach Zugehörigkeit“ spielt dabei eine große Rolle.

Viel Freude beim Lesen und Entdecken neuer Möglichkeiten im Zusammenleben mit mehr als einem Hund wünscht Ihnen, Ihre

Ursula Löckenhoff

LEITFADEN 1 – DAS MITEINANDER

—Die Gruppe bietet dem Einzelnen Sicherheit und Geborgenheit. Über das Zugehörigkeitsgefühl bringt sich jeder gruppenkonform ein.

DIE GRUPPE — Basis der Mehrhundehaltung

WIE ALLES BEGANN

Eine Gruppe bietet Schutz, Intimität und Geborgenheit. Sie ist eine Gemeinschaft in gegenseitiger Verbundenheit und gilt als ursprünglichste Form des Zusammenlebens.

Soziale Kompetenz hat also evolutionären Ursprung: Es wurden die Individuen selektiert, die stabile, verlässliche und starke Beziehungen eingingen. Einzelgänger lebten gefährlich, im Kollektiv dagegen war die Nahrungsbeschaffung viel leichter und auch Gefahren wurden erfolgreicher gemeinsam abgewehrt. Das galt für Wölfe genauso wie für Menschen.

Wird der Haushalt mit mehr als einem Hund geteilt, ist es hilfreich, diese Ursprünge im Hinterkopf zu behalten. Wir bilden mit unseren Hunden eine Gemeinschaft, das heißt, je besser wir sie verstehen, desto harmonischer gestaltet sich das Zusammenleben. Natürlich geht es heute weniger um den Überlebenskampf, aber der Wunsch nach gegenseitiger Verbundenheit, Geborgenheit und Schutz ist geblieben. Ich nutze im Zusammenleben mit meinen Hunden genau dieses Grundbedürfnis eines Jeden nach Zugehörigkeit. Auf den folgenden Seiten möchte ich Ihnen gern zeigen, wie man sich als Mensch in der Mehrhundehaltung einbringt und worauf geachtet werden sollte, um ein gut aufgestelltes DogTeam zu bilden.

»Ein treuer Freund ist ein starker Schutz. Wer den findet, der findet einen großen Schatz.«

Altes Testament

VOM WOLF ZUM HAUSTIER

Irgendwann vor langer Zeit gesellte sich der Wolf zum Menschen. Ob nun ein paar Wölfe erkannten, dass es Vorteile haben könnte, sich dem Menschen anzuschließen, oder umgekehrt, der Mensch den Wolf als Helfer für seine eigenen Unzulänglichkeiten und gute Ergänzung für die Gemeinschaft heranzog, sei dahingestellt. Als der Wolf mit dem Menschen eine Gemeinschaft einging, war er nicht länger Wildtier, sondern ein Haustier, das sich im Lauf der Jahre immer mehr auf den Menschen einstellte. Während der Domestikationsphase pflanzten sich nur die Hunde fort, die bereit waren mit dem Menschen Bindungen einzugehen und so den an sie gestellten Anforderungen gerecht wurden. Anfangs beschränkte sich die Symbiose zwischen Mensch und Hund noch auf die gemeinsame Jagd, dann kam das Hüten der Viehherden hinzu. Die Hunde aber, die den Menschen nicht als Sozialpartner verstanden, wurden aussortiert. Die Anforderungen an den Hund wurden im Lauf der Zeit immer vielschichtiger und aus der Selektion entwickelte sich die Zucht. Es entstanden die unterschiedlichsten Rassen, die heute, sowohl optisch wie charakterlich, eine bunte Vielfalt an Hundetypen bieten. Eines aber haben alle Hunde gemeinsam: Über die Domestikation wurde genetisch festgelegt, dass der Mensch der wichtigste Sozialpartner für den Hund ist.

ZUTATEN FÜR EINE GRUPPE

Meine Hunde, auch unsere Hundegäste, leben mit uns im Haus und nehmen am Familienalltag teil. Wir leben in einer Gemeinschaft und fühlen uns wohl im Miteinander.

»Wo keine Gemeinschaft ist, da kann auch keine Freundschaft sein.«

Platon

Die Hunde sind die Gruppenmitglieder, wobei das DogTeam nicht zu groß sein sollte, nur so können sich alle Hunde miteinander austauschen und untereinander soziale Beziehungen knüpfen. Der Mensch übernimmt die Aufgabe, die Gruppe zu leiten, denn auch eine Hundegruppe braucht einen Gruppenleiter – ich möchte es „Leitmensch“ nennen. Er definiert Normen, Werte und Tagesabläufe und etabliert ein Regelwerk, bei dem sich die Hunde in einem gesunden Maß einbringen können. Darüber hinaus wird eine eigene Gruppenkultur geschaffen, die den Alltag für alle „Angehörigen“ passend strukturiert. Jeder kennt jeden und ist sich des anderen bewusst. Über den sozialen Austausch werden unterschiedliche oder auch gleiche Interessen sowie individuelle Aufgaben gefunden.

In meiner Gruppe kann ich Whippet Elsa dabei beobachten, wie sie rasend schnell große Bögen rennt, während Schäferhund Wolfi, typisch Hütehund, sie am liebsten auf der Stelle halten würde. Er setzt ihr also nach, um sie zu begrenzen. Während des „Fangspiels“ gehen beide ihren rassetypischen Interessen nach. Dabei erfüllen beide eine Aufgabe, die sie jeweils zufriedenstellt.

Die innerhalb der Gruppe ablaufenden sozialen Interaktionen sind für mich immer wieder aufs Neue spannend zu beobachten. Die Gruppe schafft Vertrautheit, es werden Freundschaften aber auch Konflikte ausgetauscht.

Der Mensch leitet seine Hunde im Miteinander an.

Ein weiteres Beispiel: Wolfi weiß, dass Elsa mitten im „Fangspiel“ umdreht, sich ihm entgegenstellt, um ihn fest in die Lefze zu beißen. So kann sie sich gegen den größeren Rüden positionieren. Schon während sie wendet, weicht Wolfi aus, natürlich nicht, ohne sich gleichzeitig lautstark zu beschweren. Elsa weiß, dass ich aufgrund Wolfis nicht zu überhörender Beschwerde eingreife und die Situation in ihrem Sinne löse. Wolfi ist das auch recht, denn wer hat schon gern einen Whippet in der Lefze hängen? Beide Hunde interagieren unter meiner Aufsicht. Sie wissen, dass ich sie jeweils schütze und was sie vom anderen in bestimmten Situationen zu erwarten haben.

Dieses Wissen ist nichts anderes als eine Erwartungssicherheit, die für die Hunde, genauso wie für ihren Leitmenschen, auf den in und mit der Gruppe gemachten Erfahrungen basiert.

RUDEL ODER GRUPPE

Bleiben wir zunächst bei der Definition des Begriffes „Gruppe“. Müssten wir nicht von einem Rudel sprechen, wenn wir an mehr als einen Hund denken? Nein, nicht wirklich, denn ein Rudel ist ein Familienverbund, sprich Eltern- und Jungtiere. Halten wir mehr als einen Hund, sind diese jedoch meist zusammengewürfelt: unterschiedliche Elterntiere einer oder verschiedener Rassen. Wölfe beispielsweise leben im Rudel und bilden eine Familiengruppe. Ein Teil der Nachkommen verbleibt bei den Elterntieren.

Die anderen wandern ab, um Partner zu suchen und eigene Familien beziehungsweise Rudel zu gründen. Bei wild lebenden Haushunden konnte in Studien beobachtet werden, dass nicht der Familienverbund, sondern der Standort – das Territorium – für Nahrung, Fortpflanzungspartner und Sozialpartner beim Zusammenhalt solcher Gruppen die tragende Rolle spielt. Kommen Hunde in Großgruppen zusammen, bilden sich Untergruppen mit regelmäßigen Sozialkontakten und rudelähnlichen Strukturen, aber ohne die familiären Bindungen eines Wolfsrudels.

© Katharina Will

Hunde vergessen nicht: Meine Hundegäste erinnern sich bei jedem erneuten Urlaubsantritt an ihr Zugehörigkeitsgefühl.

IN GUTER GESELLSCHAFT

Im Duden findet sich folgende Definition zum Begriff Gruppenbildung: „Bildung, Entstehung einzelner Gruppen innerhalb einer größeren Gemeinschaft von Menschen oder Tieren.“

Egal ob es sich nun um regelmäßige Hundetreffen, Spaziergänge in Hundebegleitung, Besuch in der Hundeschule oder andere ähnliche Zusammenkünfte handelt: In guter Gesellschaft gruppiert man sich gern! Innerhalb von Großgruppen bilden sich wiederum Gemeinschaften mit gemeinsamen Interessen, die als kleinere Einheiten entsprechend rege Sozialkontakte pflegen. Die mitgeführten Hunde eingeschlossen, denn auch sie bilden bei solchen Treffen situative Gemeinschaften mit den Hunden, deren Gesellschaft ihnen angenehm ist.

Wichtig: Dass der Hund außerhalb des Hauses gern Kontakte knüpft, impliziert noch lange nicht, dass er mit einem neuen Kumpel vergesellschaftet werden möchte.

»Bei der Wahl eines weiteren Hundes sollten Herz und Verstand zusammenkommen.«

Ursula Löckenhoff

In der Mehrhundehaltung trifft der Hundehalter die Entscheidung, welcher neue Vierbeiner die Gemeinschaft bereichern soll. Bevor wir nun – aus rationalen oder emotionalen Gründen – einen weiteren Hund aufnehmen, lohnt sich also die Überlegung: Wer harmoniert denn überhaupt mit unserem treuen Gefährten und tut man ihm einen Gefallen mit einem weiteren Hund?

© Ursula Löckenhoff

Windhunde brauchen Gesellschaft von Gleichgesinnten.

DAS KONSTRUKT DOGTEAM

Wie immer im Leben, ist nichts so einfach, wie es scheint. Wachsen Ihnen bei einem Hund schon graue Haare, sollten Sie sich gut überlegen, ob wirklich ein zweiter aufgenommen werden soll. Ein Hund, der die Probleme des ersten lösen muss, das kann kaum gehen. Und gleich zwei Hunde aufzunehmen, weil sie angeblich unzertrennlich sind, davon rate ich ebenfalls ab. In der Ruhe liegt die Kraft, und so sollte auch ein DogTeam langsam wachsen. Auf diese Weise lassen sich ausreichend Erfahrungen sammeln, und Sie können sich mit Ihrem Team weiterentwickeln. Und das sollte man wissen: Ausruhen ist fehl am Platz! Auch nicht, wenn man ein wunderbares Team aufgebaut hat, denn die Konstellationen innerhalb einer Hundegruppe sind nie starr – das Konstrukt DogTeam ist nie fertig. Gleichbleibende Mitglieder bieten eine gewisse Stabilität, aber auch hier bleibt es dynamisch. Allein die Alterungsprozesse bringen Umstrukturierungen mit sich. So werden in der Entwicklung einer Gruppe manchmal Phasen ausgelassen oder übersprungen oder die Gruppe fällt zurück und man fängt wieder von vorn an – egal wie, in jedem Fall ist der Einsatz des Leitmenschen gefordert. Regeln müssen aufgefrischt, Abläufe klarer eingehalten und der Einzelne eventuell in seiner Position gestärkt oder aber auch gemäßigt werden.

Deutlicher wird dies natürlich, wenn die Mitglieder häufig wechseln, beispielsweise bei der Aufnahme von Pflege- oder Gasthunden. Der Mensch trägt als Gruppenleiter die Verantwortung für die Hunde, die er sich vertraut gemacht hat. Bei weiteren Hunden werden bereits vorhandene Probleme nicht kleiner, das Gegenteil ist eher der Fall. Ein Zusammenleben mit mehreren Hunden sollte man sich also nicht verklärt romantisch vorstellen: Es ist anstrengend, erfordert Einsatz, ist abwechslungsreich und nie langweilig – man muss es leben wollen. Die Liebe zu jedem einzelnen der Hunde, kombiniert mit Führung und Struktur, lässt Vertrautheit und Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe wachsen. Wenn der Einzelne zur Gemeinschaft gehören möchte, wenn er innerhalb der Gruppe ein harmonisches Miteinander und im Außenauftritt eine geordnete Einheit anstrebt, dann sichert er als Unterstützer des Leitmenschen das Fortbestehen der Gruppe. Hunde vergessen übrigens nicht. Habe ich mit meinen Gästen einmal dieses innige Band geknüpft, kann ich bei erneutem Gruppeneintritt genau an dieses Zugehörigkeitsgefühl wieder anknüpfen. Das ist jedes Mal aufs Neue berührend.

© Ursula Löckenhoff

Der Hundehalter ist verantwortlich für die Aufstellung seines DogTeams.

»Die Liebe zu jedem einzelnen der Hunde, kombiniert mit Führung und Struktur, lässt Vertrautheit und Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe wachsen!«

Ursula Löckenhoff

GIVE ME FIVE

Wir leben mit unseren Hunden in einer Gemeinschaft, für die wir soziales Verhalten im Miteinander benötigen. Der eine oder andere Leser nimmt eventuell sogar noch zusätzlich Gasthunde wie Pflege- oder Urlaubshunde auf. Ein stimmiges Gruppengefüge lässt sich nicht trainieren, man muss es sich erarbeiten. Mit den „Give me five“ gebe ich Ihnen einen Leitfaden für ein harmonisches Miteinander mit Ihren Hunden an die Hand.

Leitfaden 1 – Die Gruppe bietet dem Einzelnen Sicherheit und Geborgenheit. Über das Zugehörigkeitsgefühl bringt sich jeder gruppenkonform ein. Hier im ersten Kapitel „Die Gruppe“ erläutere ich ausführlich, wie und warum sich Gruppen bilden und was dabei beachtet werden sollte.

Leitfaden 2 – Der Mensch übernimmt die Gruppenleitung und ist damit als Leitmensch Orientierungspunkt für den Einzelnen und die Gruppe. Das zweite Kapitel zeigt dem Hundehalter, wie er sich als Gruppenleiter einbringen und positionieren kann, und welche Möglichkeiten ihm dabei zur Führung seiner Gruppe zur Verfügung stehen.

Leitfaden 3 – Regeln strukturieren die Gruppe und ihren Alltag. Das dritte Kapitel vermittelt, wie wichtig Strukturen für eine Gemeinschaft sind. Ein Regelwerk, bei dem sich die Hunde gruppenkonform einbringen können, schafft Sicherheit für den Einzelnen und die Gruppe und ist damit ein entscheidender Wohlfühlfaktor.

Leitfaden 4 – Eine verständliche Kommunikation ist die Basis für soziale Interaktionen. In Kapitel vier veranschauliche ich, wie die Hunde im sozialen Austausch miteinander agieren. Was sagt mir das über meine Hunde und was kann ich daraus lernen? Wie können die Erkenntnisse genutzt und im Alltag umgesetzt werden, um sich noch verständlicher auszudrücken?

Leitfaden 5 – Das Denken in Räumen hilft, das Gruppenziel zu sichern und zu halten. Das fünfte Kapitel beschreibt, wie Hunde in Räumen denken und nach Begrenzungen suchen. Ich zeige, auf welche Weise der Hundehalter diese Räume erkennen, definieren und nutzen kann, um die Gruppe durch den Alltag zu führen. Über das Raumdenken gelingt es, das gemeinsame Ziel zu manifestieren:

Sicherung der Gruppe nach innen durch ein harmonisches Zusammenleben.

Sicherung der Gruppe nach außen durch Abbilden einer geordneten Einheit.

Hand in Hand mit unseren Hunden

GRUPPENLEITER

Rotten sich Hunde in freier Wildbahn zusammen, entscheiden sie selbst, mit wem sie sich zusammenfinden oder wem sie aus dem Weg gehen wollen. In der Mehrhundehaltung übernimmt der Hundehalter diese Auswahl und so wie ein Fußballtrainer seine Mannschaft zusammenstellt, so formt auch er seine Hundegruppe.

Dieses Kapitel hilft dabei, sich selbst zu reflektieren und darüber nachzudenken, ob man das Leben mit mehreren Hunde in Angriff nehmen möchte und welche Voraussetzungen man schaffen sollte.

Wir können uns aus den unterschiedlichsten Gründen für eine Mehrhundehaltung entscheiden: Der unsichere Hund braucht Unterstützung, der kleine Hund soll einen großen an die Seite bekommen oder es soll ganz einfach ein weiterer Hund ins Haus. Egal welche Gründe dabei eine Rolle spielen: Es ist eine Entscheidung des Hundehalters. Er ist verantwortlich für die Aufstellung seines DogTeams, für die Stimmung innerhalb der Gruppe und für den Außenauftritt. Mitleid ist beim Zusammenstellen der Gruppe sicher ein falscher Berater und auch rein nach Optik zu gehen, führt nicht zum Ziel. Herz und Verstand sollten bei der Auswahl des weiteren Hundes Hand in Hand gehen und der bereits vorhandene Hund sollte natürlich auch ein „Mitspracherecht“ bekommen.

»Soll Gemeinschaft gelingen, dann muss ich mehr für sie tun, als ich von ihr erwarte.«

Peter Amendt, Franziskaner

VORAUSSETZUNGEN FÜR MEHRHUNDEHALTUNG

Bevor ein weiterer Hund ins Haus kommt, müssen alle Beteiligten in die Entscheidungsfindung involviert und damit einverstanden sein. Schließlich handelt es sich ja um ein weiteres Familienmitglied. Es sollte dabei im Vorfeld geklärt werden, wer der Hauptverantwortliche für die Hunde ist. Bei uns war das recht einfach, obwohl meine älteste Tochter noch mit ihren beiden Hunden mit im Haus wohnte, war dennoch klar, dass ich es bin. Bildet man beispielsweise eine Hunde-Patchwork-Familie, also beide Partner bringen Hunde mit in die Beziehung ein, dann sollte auch hier festgelegt werden, wer als Leiter zuständig ist. Natürlich können dabei Aufgaben innerhalb der Gemeinschaft aufgeteilt werden, zum Beispiel wer die Hunde füttert oder wer sie pflegt. Aber wie schon erwähnt: Jede Gruppe braucht einen Gruppenleiter, dadurch werden Kommunikationsprobleme und Missverständnisse innerhalb der Gemeinschaft vermieden.

Vor Aufnahme eines zusätzlichen Hundes sollte ebenfalls geklärt werden, ob das soziale Umfeld einverstanden ist, beispielsweise Vermieter, Nachbarn oder Arbeitgeber. Es könnten sonst Situationen entstehen, die sich nach dem Familienzuwachs nur unzureichend bis gar nicht lösen lassen. Ein weiterer ganz wichtiger Punkt, der außerdem überdacht werden sollte, sind die Kosten: Futter, Ausstattung, Auto, Tierarzt, Steuer, Versicherung, Urlaub (und vieles mehr). Mehrhundehaltung ist kostenintensiv, muss daher unbedingt finanziell abgesichert sein. Gern vergessen wird eine Vertretung für den Notfall zu organisieren, für ein Ausfallen bei Krankheit oder aber auch bei Festlichkeiten. Für einen Hund lässt sich meist jemand finden – aber müssen zwei, drei oder ganz viele untergebracht werden, wird dies erfahrungsgemäß schwierig, vor allem wenn es zügig gehen muss.

Jeder Hund, den wir uns vertraut machen, vertraut uns.

QUALITÄTEN DES LEITMENSCHEN

Mit jedem weiteren Hund steigen auch die Anforderungen an den Hundehalter. Je mehr Hunde gehalten werden, desto mehr sollten folgende Qualitäten zur Verfügung gestellt werden können:

Zeit – Ein Hund macht Arbeit, zwei noch mehr. „Zusammen ist Hund weniger allein”, kann nicht Grundlage für einen weiteren Hund sein, denn der wichtigste Sozialpartner für den Haushund ist der Mensch. Für mehrere Hunde braucht man entsprechend mehr Zeit.

Verantwortungsbewusstsein – Jeder Hund, den wir uns vertraut machen, vertraut uns. Je mehr Hunde, desto mehr ist der Hundehalter in der Verantwortung.

Konsequenz / Zielstrebigkeit – Je mehr Hunde im Haushalt wohnen, desto konsequenter sollte die Erziehung erfolgen. Soziales Verhalten muss erlernt und Tagesabläufe ritualisiert werden, das vereinfacht das Zusammenleben. Planlosigkeit in der Mehrhundehaltung führt ins Chaos.

Souveränität / Geduld / Stressresistenz – Der souveräne Leitmensch lässt sich nicht schnell beeindrucken, ist geduldig und leitet seine Hunde vorausschauend und sicher durch den Alltag. Er ist der Orientierungspunkt für den Einzelnen und für die Gemeinschaft.

Humor – Hunde bringen einen zum Lachen. Lebt man mit mehr als einem „Komiker“ unter einem Dach, kann deren lustiger Einfallsreichtum mitunter eigenartige bis sehr spezielle Verläufe annehmen. Hier hilft ein guter Humor, denn er erspart einem so manches graue Haar.

THEORIE, EINE GUTE BASIS

Der Markt bietet zum Thema „Hund“ und mittlerweile auch zur „Mehrhundehaltung“ eine große Auswahl an Fachliteratur. Es gilt, sich immer wieder neu einzustellen, zuzuhören und weiterzulernen. Jeder Hund ist ein Individuum, bringt seine eigene Persönlichkeit und Geschichte mit und sorgt damit für eine Änderung im Gruppengefüge. Eine fundierte Theorie war noch nie schädlich, bevor man sich in die Praxis stürzt. Und da bekanntlich viele Wege nach Rom führen, gilt es zu selektieren: Was ist „meins“, wo will ich hin und auf welche Art erreiche ich mein Ziel? TV-Dokumentationen und -Berichte, sowie YouTube-Videos runden das Angebot ab und visualisieren die Vielfalt (von oberflächlich bis anspruchsvoll) an Methoden für einen gelungenen Umgang im Miteinander mit seinen Hunden. Es gibt also genügend Möglichkeiten, sich theoretisch zu orientieren und fortzubilden. Sitzt die Theorie, sollte man sein Wissen in die Praxis übertragen, sich ausprobieren und üben.

Klare Haltung zeigen, deeskaliert Eifersucht. Leonie betreut ihre Hunde nach unseren Familienregeln.

ERFAHRUNGEN SAMMELN

Praktische Erfahrungen zur Mehrhundehaltung, auch zu den unterschiedlichen Hundetypen, deren Eigenarten und Problematiken, lassen sich in Hundepensionen oder Tierheimen sammeln. In praxisorientierten Seminaren oder beim Anschluss an einen Dogwalker und seiner Hundegruppe können diese unter professioneller Anleitung umgesetzt und gefestigt werden. Schließt man sich einer gut geführten Hundegruppe an, wird dem interessierten Beobachter schnell klar, dass man mehrere Hunde nicht über reinen „Gehorsam“ führen kann. Hunde werden in einer Gemeinschaft unglaublich kreativ, wenn es darum geht, ihren Mensch auszutricksen. Schließlich können sie uns viel besser lesen, als wir sie. Lässt sich zum Beispiel bei Willi im Einzeltraining das „Sitz-Platz-Fuß-Aus“ jederzeit einfordern, klappt das noch lange nicht, wenn man mit Willi und Wilhelmine unterwegs ist. Hier reicht es nicht aus, seine Führungsqualitäten über ein einstudiertes „Down“ zu demonstrieren, und auch der Einsatz von aversiven Mitteln, wie einer Wasserpistole, wirkt in einer Gruppe eher albern (zumal sie den einen oder anderen eventuell verschreckt).

Ein Beispiel Erinnern Sie sich daran, dass Sie beim strengen Nachhilfelehrer saßen und sich kaum getraut haben, Ihr Kaugummi im Mund zu bewegen? Im Klassenverbund mit dem gleichen Lehrer, genauso auf absoluten Gehorsam bedacht, reichte ein kleiner Reiz aus, um Sie zum Kichern zu bringen. Es ließ sich einfach nicht unterdrücken und je mehr man gluckste, desto mehr Kinder stimmten mit ein, bis schließlich das ganze Klassenzimmer grölte und tobte. So ähnlich verhält es sich auch mit unseren Hunden.

GUT VORBEREITET

Theoretische Vorbereitung:

Fachliteratur zum ThemaSeminare und Webinare zum ThemaVideos (beispielsweise TV-Dokumentationen oder YouTube-Videos)Planung und Ziel definieren (zum Beispiel Arbeitshunde Sporthunde, Familienhunde: Was sollen die Hunde erfüllen?)

Praktische Vorbereitung

Praktische Erfahrungen in Hundepensionen oder Tierheimen sammelnAnschluss mit oder ohne Ersthund an die Gruppe eines DogwalkersGeführte Hundeausläufe mit dem Ersthund besuchenAufnahme eines Gasthundes (Urlaubs- oder Pflegehund)

SPEZIAL: AUFNAHME EINES PFLEGEHUNDES — aus dem Ausland

In den ausländischen Tierheimen warten alte und junge, kleine und große Mixe genauso wie Rassehunde auf eine zweite Chance.Als Pflegestelle kann man diesen Hunden ein Sprungbrett auf dem Weg ins Glück bieten.

Die Aufnahme eines Hundes aus dem Ausland darf jedoch keinesfalls unterschätzt werden. Ein seriös arbeitender Tierschutzverein nimmt sich Zeit, um zu informieren, was es bedeutet, als Pflegestelle aktiv zu sein. Die erfahrenen Helfer vor Ort beurteilen die Tierheimhunde und gemeinsam wird überlegt, welcher der vielen Tierheimbewohner zur Pflegefamilie, der Wohnsituation und den bereits vorhandenen Hunden passen könnte. Eine übereilte „Rettung“ und Mitleid hilft hilft den Hunden in Not nicht: Eine vernünftige Beratung dagegen minimiert Missverständnisse und daraus resultierende Probleme erheblich.

VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE PFLEGESTELLE

Mindestens ein sicherer, sozialer Ersthund

Die ausländischen Hunde leben meist in Gruppen, sind oft nur wenig auf den Mensch geprägt und kennen auch häusliche Situationen nicht. Ein sicherer Ersthund gewährleistet, dass sich der aufgenommene Schützling zunächst am Hund orientieren kann. Er lernt so schneller zu verstehen, was von ihm in seinem neuen Leben als Haustier erwartet wird.

Hundeerfahrung

Die Pflegestelle sollte hundeerfahren sein. Ihre Kenntnisse und praktischen Fähigkeiten sollten im Vorfeld auf den aufzunehmenden Pflegehund abgestimmt werden. Bei einem chronisch kranken oder gehandicapten Hund darf zum Beispiel nicht Mitleid der Beweggrund für eine Aufnahme sein, sondern die Freude daran, eine eventuell aufwendige Betreuung zu leisten.

Zeit, Geduld, gute Nerven und Einfühlungsvermögen

Nur wer darüber ausreichend verfügt, kann dem Schützling einen guten Start ermöglichen. Manche Erziehungsdefizite wurden im ausländischen Tierheim nicht festgestellt wie zum Beispiel fehlende Stubenreinheit oder Verlassensängste.

Diese beiden warten gelassen auf die Ankunft des neuen Pflegehundes. Sie werden dem neuen Schützling souverän zur Seite stehen und ihm zeigen, was von einem Familienhund erwartet wird.

Eigeninitiative bei der Vermittlung des Pflegehundes

Der Verein bietet eine Plattform für die Vermittlung, aber aussagekräftige Fotos vom Pflegehund, sowie ein passender und detaillierter Beschreibungstext müssen von der Pflegestelle verfasst werden. Man sollte ausreichend Zeit haben für die Beantwortung der Anfragen per E-Mail, für Telefonate und für den Besuch der Interessenten, die sich den Hund anschauen und gegebenenfalls adoptieren wollen.

Zustimmung zur Überprüfung durch den örtlichen Amtstierarzt

Ein seriös arbeitender Verein lässt die Hunde per Traces-Verfahren (offizielles Meldeverfahren zur Verbringung von Tieren innerhalb der EU) nach Deutschland einreisen. Das deutsche Amt registriert vorab sowohl den Verein, als auch die Pflegestelle. Eventuell geht dies mit einem Besuch des Veterinärs einher. Das ausländische Amt überprüft vor der Ausreise den Gesundheitszustand der jeweiligen Tiere. Es bestätigt dem deutschen Amt die Angaben zum Hund, den Ausreisetermin, den zuständigen Verein und die Adresse der Pflegestelle.

SPEZIAL: PFLEGESTELLEN-ALLTAG — Aufnehmen, liebevoll anleiten, loslassen

In den vielen Jahren aktiver Tierschutztätigkeit, konnte ich – und tue es noch – die unterschiedlichsten Hunde auf ihr neues Leben vorbereiten und passende Familie für sie finden.

Der aufgenommene Pflegehund muss lernen, was in seinem neuen Leben von ihm erwartet wird. Er braucht eine Anleitung, wie er sich als Haus- und Familienhund verhalten soll, Erziehung und oft auch medizinische Versorgung.

Geduld und Verantwortung

Selbst wenn die Pflegestelle im Vorfeld beraten wurde, können nicht immer alle Eventualitäten abgeklärt werden, denn die Hunde kennen meist nichts anderes als ein Leben auf der Straße oder im Tierheim. Sie müssen lernen, auf glatten Böden zu laufen, sich an Treppen, Fensterscheiben oder auch Fernseher gewöhnen. Sie müssen verstehen, dass die Küche keine Selbstbedienungstheke und die Fernbedienung kein Hundekauartikel ist.