Dorian Hunter 160 - Oliver Fröhlich - E-Book

Dorian Hunter 160 E-Book

Oliver Fröhlich

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Beschreibung

Das Bild zeigte schlicht ein Flammenmeer, das nicht einmal besonders kunstvoll gemalt war, aus dem vereinzelte Arme griffen. So mochte ein unbegabter Maler die Hölle darstellen. Oder das centro terrae.
Dennoch besaß das Werk eine so starke Ausstrahlung und Anziehungskraft, dass sich Dorian erst bewusst wurde, quer durch den Raum gelaufen zu sein, als er genau davor stand. Er streckte die Hand danach aus ... und strich mit den Fingerkuppen darüber.
Plötzlich explodierte die Welt. Die Flammen des Gemäldes erwachten zum Leben, schlugen aus der Leinwand und umschlangen den Dämonenkiller!

Im Vorhof des centro terrae treffen der Gevatter Tod, die Vampirin Rebecca, der Dunkle Archivar Zakum und die Dämonenjäger um Dorian Hunter direkt aufeinander. Wer von ihnen kann sich die Blutuhr aneignen ...?

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Seitenzahl: 98

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DIE BLUTUHR

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin hat Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort versteckt, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Auf der Suche nach dem Erbe des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst. Die Invasion der Janusköpfe von der Parallelwelt Malkuth wird mit Dorians Hilfe abgewehrt. Hermes Trismegistos wird klar, dass er für das Entstehen der Psychos auf Malkuth verantwortlich ist. Um zu büßen, geht er durch eins der letzten Tore nach Malkuth.

Olivaro, das frühere Oberhaupt der Schwarzen Familie und selbst ein Januskopf, beschließt, seine auf der Erde gestrandeten Artgenossen zu jagen. Ein Diener des Januskopfes Pyko hext Dorian eine magische Pest an. Der Dämonenkiller droht bei lebendigem Leib zu verfaulen. Olivaro opfert sein zweites Gesicht und befreit Dorian von der magischen Pest. In die Erleichterung mischt sich Trauer: Der Tod des Trigemus weist darauf hin, dass Hermes Trismegistos auf Malkuth gestorben ist.

Die Vampirin Rebecca, eine Jugendfreundin Cocos, greift immer unverblümter nach der Macht in der Schwarzen Familie und fordert den Erzdämon Luguri, den derzeitigen Fürsten der Finsternis, heraus. Dorian und Olivaro bergen eine Waffe gegen Rebecca, die geheimnisvolle Blutuhr. Dorian wird von Rebeccas Verbündeten gejagt und entkommt nur mit der Hilfe des Hausgeistes Zicci. Die Blutuhr gerät in die Fänge des mächtigen Gevatters Tod – genau wie Coco und Unga. Der Gevatter fordert Rebecca und Dorian auf, zu ihm ins centro terrae zu kommen.

DIE BLUTUHR

von Oliver Fröhlich

Vergangenheit

Angelina liebte es, wenn Menschen brannten.

Der Geruch nach gebratenem Fleisch und verschmortem Haar war unvergleichlich. Das Kreischen der als Hexen beschuldigten Frauen, das in ein liebliches Wimmern überging und schließlich verstummte. Die Flüche, die verurteilte Männer ausstießen, wenn die Flammen des Scheiterhaufens über ihre Haut leckten. Und die Mienen auf den Gesichtern der gaffenden Meute, die das Spektakel beobachtete. Diese einzigartige Mischung aus Entsetzen und Faszination. Was für ein Genuss!

O ja, die Kirche und ihre Schergen wussten, wie man Feste feierte. Dabei ahnten sie nicht einmal im Entferntesten, dass sie damit dem Feind dienten, den sie eigentlich bekämpfen wollten. Der Schwarzen Familie. Die wenigsten Delinquenten waren tatsächlich Hexen oder Hexer oder sympathisierten auch nur mit den dunklen Kräften. Und die paar echten Dämonen, die der Inquisition zum Opfer fielen, waren zu dumm und unvorsichtig gewesen, um den Fängen der Hexenjäger zu entgehen. Um sie war es nicht schade.

1. Kapitel

Angelina ließ den Blick über die versammelte Menge auf dem Marktplatz von Rothental im Schwarzwald wandern. Diesmal überwog das Entsetzen auf den Gesichtern, denn bei der angeblichen Hexe handelte es sich um ein vierzehnjähriges Mädchen, das man beschuldigt hatte, die Hühner eines Bauern verflucht zu haben, sodass sie keine Eier mehr legten. Außerdem habe Margit, so hieß die Kleine, den braven Bauern Hernfurt selbst in ihren Bann gezogen und ihn gezwungen, auf unzüchtigste Weise mit ihr zu verkehren. Hernfurt selbst hatte sie danach den Hexenjägern gemeldet.

Die Wahrheit sah anders aus, wie Angelina wusste. Denn sie war es gewesen, die an so manchem Morgen die Eier aus dem Stall gestohlen hatte, um sie für ihre dämonischen Rituale zu verwenden. Eines Tages hatte sie dabei beobachtet, wie Hernfurt, ein hässlicher Kerl mit schwarzen Zähnen, einer schiefen Nase, wässrigen Augen, einer fleckigen Glatze und einem narbenzerfurchten Gesicht, das unschuldige Mädchen vergewaltigte. Kein Wunder, denn eine Frau, die auch nur einen Funken Verstand und ihr Augenlicht noch besaß, würde sich ihm niemals freiwillig hingeben.

Nun stand der Bauer am Rand des Marktplatzes und beobachtete die Verbrennung mit gierigem Blick. Er war der Einzige in der Menge, auf dessen Lippen ein Lächeln lag.

Angelina überlegte, ob sie dem Widerling am Abend einen Besuch abstatten sollte. Sie stellte sich seine Miene vor, wenn sie ihn umgarnte und seine Lenden in Wallung brachte, und wie sein Verlangen in Entsetzen umschlug, wenn sie sich die Kleider vom Leib riss und unter der Haube blondes, fast weißes Haar zum Vorschein kam, aus dem zwei kleine Hörner ragten. Die zierlichen schwarzen Flügel auf ihrem Rücken und der Teufelsschwanz würden ihn vollends um den Verstand bringen.

Mit einem Illusionszauber könnte sie ihm ein ansehnlicheres Äußeres verleihen und ihn dann so lange reiten, bis seine Kräfte und das Leben ihn verließen. Die Menschen aus Rothental würden es für die letzte Rache der Kindhexe Margit halten.

Eine magische Ausstrahlung riss sie aus dem erquicklichen Gedankenspiel.

Sie löste den Blick von Bauer Hernfurt und schaute erneut über die versammelte Menge. Frauen mit verweinten Augen und rotgesichtige Männer, denen die Strapazen des Alltags in die Züge geschrieben standen. Kinder, die das Gesicht gegen die Schürzen ihrer Mütter drückten, um das Schauspiel der Hexenverbrennung nicht mit ansehen zu müssen. Dort ein altes Weiblein mit einem Korb voll Kräuter am Arm, da ein Mann mit strengem Blick und spitzer Nase. Weiter hinten eine junge, aber ausgezehrt und müde wirkende Frau, die einem Säugling die Brust gab.

Angelina betrachtete jeden Bauern, Händler, Küfer und Schmied, jede Schneiderin, jede Magd. Doch an niemandem nahm sie etwas Besonderes wahr. Woher stammte also die Ausstrahlung?

Nicht unter den Gaffern, sondern näher beim Scheiterhaufen wurde sie fündig. Dort, wo zwei Hexenjäger und die Vertreter der Kirche standen und zufrieden das Ergebnis ihrer Arbeit begutachteten.

Aber welcher von ihnen?

Die Kirchenmänner kamen nicht infrage, denn sie trugen Holzkreuze, die vor ihrer Brust baumelten und deren Anblick der Teufelin Angelina ein leichtes Unwohlsein bescherte. Also einer der Hexenjäger. Der junge große mit dem wallenden schwarzen Haar oder der ältere kleine mit Glatze und grauem Vollbart? Beide waren in weite braune Kutten gewandet und verzichteten auf Glaubenssymbole. Die Kreuze der Männer neben ihnen schienen sie nicht zu stören. Und keiner würdigte Angelina auch nur eines Blickes, obwohl ein Hexer oder ein Dämon ihre Ausstrahlung spüren müsste.

Die Teufelin vermochte nicht genau zu sagen, was sie an der magischen Aura so faszinierte. Aber Angelinas Gefühl verriet ihr, dass die Aura es wert war, ihr Geheimnis zu ergründen. Sie wirkte fremdartig, wie nicht von dieser Welt. Und sie verhieß Macht.

Oder redete sie es sich nur ein, weil sie sich gern mit den großen Dämonen der Schwarzen Familie umgab? Für einige Monate war sie sogar Asmodis Gespielin gewesen, bevor es sie wieder in die Welt hinausgezogen hatte auf der Suche nach eigener Lust und dem Leid der Menschen.

Für die brennende Margit hatte sie kein Auge mehr übrig. Es zählten nur noch die Hexenjäger – oder besser, der Hexenjäger, von dem die Ausstrahlung ausging. Außerdem war das Mädchen längst tot und deshalb uninteressant.

Zehn Minuten vergingen, zwanzig Minuten, eine halbe Stunde.

Nach und nach löste sich die Menge auf. Auch Angelina verbarg sich in dem Schatten eines kleinen Steinhauses.

Die Männer am Scheiterhaufen wechselten noch einige Worte, schüttelten sich gegenseitig die Hände und gingen davon. Die Hinrichtungsstätte ließen sie zurück, als Warnung für die braven Bürger, sich nur ja nicht mit Teufelsbrut und Hexenvolk einzulassen.

Und endlich – als die Hexenjäger auseinandergingen – erkannte Angelina, von welchem die Ausstrahlung ausging. Der Große mit dem wallenden Haar. Er wirkte nicht wie ein Hexer oder gar Dämon auf sie, und doch ließ die Aura, die ihn umgab, keinen anderen Schluss zu.

Angelina verfolgte ihn. Zwischen den Häusern hindurch, vorbei am Dorfbrunnen und der Schenke, hinein in den Wald.

In den Wald? Was wollte er denn dort?

Gelegentlich musste sich die Teufelin hinter Büschen verbergen, wenn der Hexenjäger stehen blieb und sich umsah. Kein einziges Mal lief sie wirklich Gefahr, von ihm entdeckt zu werden.

Nach einer halben Stunde erreichten sie eine kleine ärmliche Hütte, die sich zwischen die Bäume duckte. Angelina hielt sich seit mehreren Wochen in Rothental auf. Zeit genug, um zu wissen, dass hier ein buckliges Weiblein namens Griseldis gehaust hatte, die erst am letzten Freitag auf dem Scheiterhaufen gelandet war. Man hatte ihr vorgeworfen, mit dem Teufel zu buhlen – als ob Asmodi sich mit hässlichen Hutzelweibchen abgeben würde! – und versucht zu haben, das Tor zur Hölle aufzustoßen.

Lächerliche Anschuldigungen. Umso mehr war Angelina überrascht gewesen, bei Griseldis eine geringe magische Aura wahrgenommen zu haben, als man sie dem Feuer überantwortete. Sie war tatsächlich eine Hexe gewesen, wenn auch eine jämmerlich schwache.

Was konnte der Hexenjäger noch in ihrer Hütte wollen?

Der Kerl trat zur Tür, blickte sich noch einmal um und trat ein.

Angelina huschte aus ihrem Versteck hinter einer Tanne und schlich zu der Kate. Sie entdeckte ein Fenster und wollte hindurchspähen, doch ein von innen befestigtes Tuch versperrte ihr den Blick. Vorsichtig griff sie danach und schob es ein winziges Stück zur Seite. Gerade weit genug, um durch einen Spalt zu erkennen, was dort drinnen vor sich ging.

Der Hexenjäger entzündete gerade die fünfte von sechs Kerzen, die so auf einem Tischchen standen, dass sie ein Dreieck bildeten. Es folgte die letzte Kerze, dann zog er aus einer weiten Tasche seiner Kutte einen Folianten, legte ihn ins Zentrum der Figur und schlug ihn auf. Ein paarmal ging er auf und ab, als hadere er mit etwas, knetete die Finger, murmelte vor sich hin und blickte immer wieder zu dem Buch.

Die Ausstrahlung! Nun erkannte Angelina, dass sie nicht von dem Hexenjäger ausging, sondern von dem Folianten auf dem Tisch. Im Schein der Kerzen hatte sie für einen Augenblick die rot gefärbten hieroglyphenartigen Lettern auf dem Einband gesehen.

Sieh mal einer an, das Bürschchen versucht sich also in den Schwarzen Künsten.

Genug der Heimlichkeit. Es wurde Zeit, sich das Buch aus der Nähe anzusehen.

Angelina ging zur Tür und drückte sie auf. Inzwischen stand der Hexenjäger wieder vor dem Tisch und war so in das Studium des Folianten vertieft, dass er ihr Eintreten nicht bemerkte.

»Wenn du nicht vorsichtig bist, wirst du in dem Hexenfeuer landen, für das du sonst die Nahrung sammelst.«

Er quiekte und fuhr herum.

»Was ... wer bist du?«, stammelte er. »Was suchst du hier?«

»Diese Frage könnte ich auch dir stellen. Was will ein Hexenjäger in der Hütte einer überführten Hexe? Wieso interessiert er sich für ein magisches Buch?«

»Was unterstellst du mir da?«, begehrte er auf. Er hatte sich gefangen und schlüpfte wieder ganz in seine Rolle. »Ich untersuche die Hinterlassenschaften von Griseldis Furtwanger. Das Feuer reinigte ihre Seele. Ich reinige ihre Hütte. Ihre schändlichen Habseligkeiten müssen untersucht werden, um mehr über das Wirken der schwarzen Mächte zu erfahren und ihnen noch entschlossener entgegentreten zu könn...«