Dr. Stefan Frank 2772 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2772 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Der kolumbianische Sprachlehrer Samuel und die deutsche Reiseverkehrskauffrau Sarah lernen sich in Bogotá an Samuels Sprachschule kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Nach wenigen Wochen folgt die Blitzhochzeit. Als frisch getrautes Ehepaar kehren die beiden nach München zurück mit dem Plan, ihr eigenes Reisebüro zu eröffnen. Samuel überschlägt sich, um tagsüber online die Website aufzubauen und das Business ans Laufen zu bringen und abends noch die sehr renovierungsbedürftigen Räumlichkeiten wiederherzurichten. Sarah bewundert ihren Mann für seinen unermüdlichen Elan, macht sich aber auch gleichzeitig Sorgen. Und das nicht unbegründet, denn Samuel geht längst über seine körperlichen Grenzen hinaus und verschweigt seiner Frau auch seine immer wiederkehrenden Rückenschmerzen und Taubheitsgefühle in den Händen ...

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Inhalt

Cover

Aus falschem Stolz

Vorschau

Impressum

Aus falschem Stolz

Samuel tut alles für seine junge Ehe und ignoriert seine gesundheitlichen Beschwerden

Der kolumbianische Sprachlehrer Samuel und die deutsche Reiseverkehrskauffrau Sarah lernen sich in Bogotá an Samuels Sprachschule kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Nach wenigen Wochen folgt die Blitzhochzeit. Als frisch getrautes Ehepaar kehren die beiden nach München zurück mit dem Plan, ihr eigenes Reisebüro zu eröffnen. Samuel überschlägt sich, um tagsüber online die Website aufzubauen und das Business ans Laufen zu bringen und abends noch die sehr renovierungsbedürftigen Räumlichkeiten wiederherzurichten. Sarah bewundert ihren Mann für seinen unermüdlichen Elan, macht sich aber auch gleichzeitig Sorgen. Und das nicht unbegründet, denn Samuel geht längst über seine körperlichen Grenzen hinaus und verschweigt seiner Frau auch seine immer wiederkehrenden Rückenschmerzen und Taubheitsgefühle in den Händen ...

»Ist das dein Ernst?«, wollte Denise von ihrer besten Freundin Sarah wissen und starrte sie mit großen, ungläubigen Augen an.

»Ja!«, lachte Sarah und fiel der immer noch völlig überrumpelten Denise in die Arme. »Ja, es ist mein Ernst!«

Der Tisch, an dem die beiden Freundinnen in einem Café in der Münchner Innenstadt saßen, fing an zu wackeln. Denise konnte gerade noch die beiden Gläser Aperol Spritz vor dem Umfallen retten und verhinderte damit eine nasse Katastrophe auf ihren hübschen Sommerkleidern.

»Jetzt mal der Reihe nach«, forderte Denise, als sie sich aus Sarahs überschwänglicher Umarmung gelöst hatte. Sie konnte immer noch nicht ganz glauben, was Sarah ihr gerade erzählt hatte – vielleicht hatte sie sie auch falsch verstanden? »Du hast mich gerade gefragt, ob ich deine Trauzeugin werde, weil du heiraten willst. In einer Woche.«

»Richtig.«

»Aber wen denn? Als ich dich vor vier Wochen zum Flughafen gebracht habe, warst du noch Single!«

»Ich weiß. Aber dann habe ich Samuel getroffen«, antwortete Sarah wie selbstverständlich.

»Den Typen mit der Sprachschule?«, erinnerte sich Denise, lehnte sich zurück und nahm einen großen Schluck von ihrem Feierabendgetränk. »Ich muss das erst mal verdauen. Meine beste Freundin ist verrückt geworden, soweit ich das beurteilen kann.«

»Ich weiß, es hört sich wirklich ein bisschen verrückt an«, gab Sarah zu und schaute ihre beste Freundin ernst an.

»Ein bisschen?«, wiederholte Denise. »Streich das bisschen! Es hört sich völlig verrückt an!«

»Ja, ich weiß ... Aber du kennst mich: Ich würde nie etwas tun, wenn es nicht das Richtige für mich wäre. Von außen hört sich das bestimmt total doof an, aber ich bin mir ganz sicher. Bitte, vertrau mir einfach.«

Denise runzelte ihre Stirn und betrachtete ihre beste Freundin, die sie schon seit ihrem ersten gemeinsamen Tag im Kindergarten kannte.

»So einfach ist das nicht mit dem Vertrauen. Also, dir vertraue ich schon. Aber dem Typen nicht! Ich kenne ihn ja gar nicht und kann nicht beurteilen, ob er was im Schilde führt. Alles, was ich weiß, ist, dass er eine Sprachschule in Bogotá hat, die du besuchen wolltest, um Kolumbien besser kennenzulernen. Wohlgemerkt, um deinen Job als Reiseverkäuferin besser machen zu können. Nicht, weil du heiraten wolltest!«

Sarah zuckte die Schultern und schaute Denise unschuldig an.

»Du sagst doch selbst immer, dass man erst dann jemanden findet, wenn man aufhört, zu suchen«, erinnerte Sarah sie an ihre eigenen Worte.

»Das stimmt«, musste Denise zugeben. »Und ich wünsch mir nichts mehr, als dass du auch endlich dein Glück findest. Du hast es mehr als verdient, jemanden an deiner Seite zu haben, der dich liebt, so wie du bist.«

Denise hatte oft ein schlechtes Gewissen, weil sie seit zwei Jahren glücklich verheiratet war. Sarah, obwohl sie eine sehr attraktive Frau mit einer tollen Ausstrahlung war und dazu noch mitten im Leben stand, hatte hingegen fast nur Pech mit den Männern. Entweder wollten die Männer nur Spaß und waren nicht bereit für etwas Ernstes oder Sarah geriet in Beziehungen mit Männern, die ihre liebe Art ausnutzten.

»Tu mir den Gefallen und lern ihn kennen«, bat Sarah. »Mach dir dein eigenes Bild.«

»Ja, also, das ist ja wohl das Mindeste! Bevor irgendein Fremder denkt, er kann dich ehelichen, muss er erst mal an mir vorbei! Kennenlernen ist die Grundbedingung, wenn er dich heiraten will.«

»Das habe ich mir schon gedacht«, schmunzelte Sarah und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Wir haben noch zwanzig Minuten.«

»Du hattest doch gesagt, wir fahren zusammen nach Hause. Mit der Bahn um halb elf, das sind doch noch zwei volle Stunden«, wunderte sich Denise und sah, dass Sarahs Augen verräterisch funkelten. »Heißt das ... nein, oder?«

Sarah schaute sie mit ihrem typischen teuflischen Blick an, den Denise gut kannte. So angepasst und vorbildlich ihre beste Freundin war, manchmal gingen die Pferde mit ihr durch. Ein Blick genügte, und Denise wusste, dass Sarah irgendetwas ausgeheckt hatte.

»Samu kommt in zwanzig Minuten«, bestätigte Sarah nickend den Verdacht ihrer Freundin. »Damit du ihn unter die Lupe nehmen kannst.«

»Er ist hier? In Deutschland?«

Sarah nickte.

»Er ist einfach so mitgekommen? Was ist mit der Sprachschule? Wo ist er untergekommen? Ist er bei dir eingezogen? Was ist mit seinem Job?«

»Das kannst du ihn alles gleich selbst fragen«, lachte Sarah. »Aber bis dahin sollten wir die Zeit nutzen und über die Themen sprechen, die man nur unter Frauen besprechen kann.«

»Dann schieß los«, ergab Denise sich und musste nun auch lachen. »Das glaubt Patrick mir nie und nimmer.«

Nachdem Sarah noch eine Runde für sie beide bestellt hatte, begann sie zu erzählen. Wie lange sie vor ihrem Urlaub mit Samuel hin und her geschrieben hatte, um ihren Aufenthalt zu planen. Wie er ihr geholfen hatte, eine schöne Unterkunft zu finden, die genau das war, was Sarah sich vorgestellt hatte: Authentisch und fernab vom normalen Tourismus. Wie er sie, trotz höflichen Protests ihrerseits, mit seinem Auto vom Flughafen abgeholt hatte und sie schon am ersten Abend durch die aufregende Altstadt von Bogotá geführt hatte. Wie er jeden Morgen vor dem Sprachunterricht mit einem frisch gebrühten Kaffee vor ihrer Pension auf sie gewartet hatte. Wie toll er mit seinen Sprachschülern umging, wie gut er darin war, seine Angestellten der Sprachschule zu führen, die er vor drei Jahren gegründet hatte und die seitdem sehr erfolgreich lief.

Sarah erzählte von seinen dunklen Augen, dem strahlenden Lächeln, seinem sportlichen Körper und seiner Lebenslust, die ansteckend und so anders war, als Sarah es bisher bei all ihren Exfreunden erlebt hatte.

»Du bist wirklich verliebt«, stellte Denise fest, als Sarah fertig war.

»Bis über beide Ohren«, versprach Sarah. »Er ist der Richtige für mich.«

»Ich gebe zu, es klingt so«, sagte Denise. »Aber ... es ist alles so schnell.«

»Ich weiß! Aber ich kann das Schicksal schließlich nicht beeinflussen. Und ich wäre doch dumm, wenn ich so einen tollen Mann gehen lasse, nur weil es zu schnell geht ..., oder?«

Denise dachte nach.

»Ihr könntet auch erst mal ganz normal zusammen sein«, schlug sie vor. »Du musst doch nicht sofort heiraten, oder?«

Demonstrativ legte Sarah ihre Hand auf die helle Tischdecke mit dem süßen Lochmuster, die dem kleinen Straßencafé mit dem Blick auf den Englischen Garten einen Hauch von Eleganz verschaffte.

»Aber er hat mich gefragt. Und es hat sich richtig angefühlt.«

Denise beugte sich über den Tisch, um den Ring besser sehen zu können.

»Er ist wunderschön«, musste sie zugeben.

»Samu hat ihn von seiner Großmutter bekommen, bevor sie gestorben ist. Seitdem hat er ihn verwahrt, zwölf Jahre lang, für die Eine. Und er sagt, diese Eine sei ich.«

»Und er ist der Eine für dich?«

Sarah nickte und wischte sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel.

»Ich bin ganz, ganz sicher.«

»Dann will ich dir nicht im Weg stehen«, gab Denise ihrer Freundin den Segen, den sie sich erhofft hatte. »Auch wenn es verrückt ist, nach vier Wochen einen Heiratsantrag anzunehmen. Aber wenn du sagst, er ist der Richtige, dann stehe ich dir zur Seite.«

»Und wirst meine Trauzeugin?«

»Natürlich«, versprach Denise und nahm Sarahs Hand, an der der Verlobungsring steckte, in ihre. »Eine Ehe ist ein ganz schönes Abenteuer. Und ihr werdet einige Herausforderungen meistern müssen, eure Leben zusammenzuführen wird nicht einfach. Was wäre ich für eine Freundin, wenn ich dich damit allein lassen würde?«

Die beiden Frauen nahmen sich in die Arme und hielten sich ganz lang fest.

»Danke«, flüsterte Sarah.

Sie war erleichtert, dass sich Denise nach dem ersten Schock so offen und verständnisvoll gezeigt hatte. Und wenn sie jetzt gleich Samuel persönlich kennenlernte, würde sie ihre Entscheidung zu heiraten noch besser nachvollziehen können. Jetzt musste er nur noch dichthalten und ein kleines, aber nicht ganz unwesentliches Detail ihrer Kennenlerngeschichte verschweigen. Ihre Kennenlerngeschichte war schon verrückt genug.

***

»Wie schön, dass Sie mal wieder bei uns sind«, begrüßte Marie-Luise Flanitzer Sarah, als diese sechs Wochen später zu ihrem Routinetermin in der Praxis von Dr. Stefan Frank erschien. »Der Herr Doktor ist noch in der Mittagspause«, erklärte sie die leere Praxis, die im hübschen Münchner Vorort Grünwald lag.

»Kein Problem«, versicherte Sarah. »Ich bin ja auch viel zu früh.«

Schüchtern blieb sie an der Rezeption stehen und überlegte, wie sie die freundliche Praxisschwester auf den Grund ansprechen sollte, warum sie absichtlich früher gekommen war.

»Ich ... ich wollte Sie fragen, ob es in Ordnung ist, wenn ich ein Poster bei Ihnen aufhänge«, überwand sie sich schließlich und spürte, wie sie rot wurde. Es war ihr grundsätzlich unangenehm, andere Menschen um Hilfe zu bitten oder sie von etwas zu überzeugen.

»Worum geht es denn?«, wollte Marie-Luise wissen. »Wissen Sie, unser schwarzes Brett ist eigentlich ein werbefreier Ort.«

Beschämt nickte Sarah und verfluchte sich, auf Samuel gehört zu haben, der sie immer wieder dazu anhielt, überall, wo sie hinging, die bunten Poster aufzuhängen.

»Aber zeigen Sie doch mal her«, ermutigte Marie-Luise sie und stand auf, um hinter der Rezeption zu der Patientin zu gelangen. Ohne etwas zu sagen, zog Sarah eines der Poster hervor und rollte es aus. »Entdecke jetzt dein Kolumbien«, las Marie-Luise vor. »Maßgeschneiderte Reisen. Für dich. Von uns.«

Sarah hielt die Luft an. Aber neben Scham fühlte sie auch eine Portion Stolz auf die Idee, an der sie mit Samuel seit ihrem Kennenlernen gearbeitet hatte. Eine eigene Reiseagentur, die sich persönlich und mit viel Liebe zum Detail um die Wünsche ihrer Kundschaft kümmerte.

»Sie machen ein eigenes Reisebüro auf?«, wollte Marie-Luise beeindruckt wissen.

»Ja«, antwortete Sarah. »Wir starten erst mal ganz klein von zu Hause aus. Mein Mann hat uns eine hübsche Website gebastelt und die Beratung bieten wir über das Telefon an. Und ich bleibe weiterhin in meinem Angestelltenverhältnis im Reisebüro in der Innenstadt, bis wir wissen, ob die Idee überhaupt funktioniert.«

»Wat hör ick denn da?«, fragte Martha Gieseke, die gerade aus der Mittagspause kam und die Praxis betrat. »Sie haben ja wohl nicht geheiratet, ohne uns den jungen Mann vorzustellen, oder?«

»Es ging alles ganz schnell«, erklärte Sarah, die die Geschichte in den letzten Wochen gefühlt hundert Mal erzählen musste. Jeder, der ihr zufällig über den Weg lief, war im gleichen Maße überrascht darüber, dass sie eine der wichtigsten Lebensentscheidungen so spontan gefällt hatte – aber am Ende wünschte ihr jeder Glück und freute sich für sie.

»Sie haben geheiratet?«, konnte Marie-Luise es nicht glauben.

»Ja«, lachte Sarah. »Ich habe meinen Mann in meinem letzten Urlaub in Kolumbien kennengelernt. Ich habe seine Sprachschule besucht und ... was soll ich sagen, wir haben uns Hals über Kopf ineinander verliebt.«

Marie-Luise seufzte und fasste sich ans Herz.

»Ach, das freut mich so sehr für Sie«, gratulierte sie Sarah aufrichtig.

»Und Sie sind sicher, Kindchen, dass das die richtige Entscheidung war?«, hakte Schwester Martha in ihrer typischen forschen Berliner Art nach.

»Ja, ganz sicher«, bestätigte Sarah, die nicht weniger von Martha erwartet hatte, als dass sie ihr Wohl im Auge behielt. »Und wenn Sie wollen, können Sie ihn sich morgen mal ganz unauffällig anschauen. Ich habe ihm einen Termin hier gemacht, einen guten Hausarzt wie Doktor Frank zu haben, ist für Samuel schon mal ein guter Start in Deutschland.«

»Sehr klug, sehr klug«, war Martha zufrieden. »Dem werd ick ordentlich auf den Zahn fühlen. Aber keine Sorge, ick mach das ganz unauffällig.«

Marie-Luise und Sarah mussten laut lachen.

»Das glaube ich Ihnen sofort«, kicherte Sarah und freute sich, dass Samuel gleich zu Beginn seines neuen Lebens in Deutschland eine so freundliche und kompetente Arztpraxis besuchen konnte.

»Die beiden haben ein Reisebüro aufgemacht«, erklärte Marie-Luise ihrer Kollegin und tippte auf das Poster.

»Det hängen wir natürlich sofort bei uns auf«, entschied Martha und nahm Sarah das Poster resolut aus der Hand, um es mit ein paar Heftzwecken am schwarzen Brett aufzuhängen. »Eigentlich machen wir keine Werbung, aber für ein so junges Unternehmen und ein frisch getrautes Ehepaar können wir schon mal eine Ausnahme machen.«

Martha zwinkerte Sarah wohlwollend zu, ging einen Schritt zurück und betrachtete das Plakat.

»Sieht sehr schön aus«, urteilte sie schließlich. »Ick bin sicher, det wird ein voller Erfolg!«

***

»Das riecht aber lecker«, stellte Sarah fest, als sie nach ihrem Arzttermin nach Hause kam.

»Ich dachte, du freust dich, wenn wir gemeinsam essen«, sagte Samuel, küsste seine Frau zur Begrüßung und nahm ihr die Einkäufe ab, die sie auf dem Heimweg erledigt hatte. »Das ist ja viel zu schwer! Das nächste Mal sagst du mir Bescheid, dann treffe ich dich beim Supermarkt.«

Sarah konnte ihr Glück immer noch nicht fassen. Samuel war der aufmerksamste Mann, den sie je kennengelernt hatte. Nicht nur, was die großen Dinge, wie zum Beispiel die Planung und Umsetzung ihrer gemeinsamen Geschäftsidee, anging, war auf ihn Verlass. Auch in den kleinen Alltagssituationen bewies Samuel ihr jeden Tag aufs Neue, dass er ein Mensch war, der gerne für andere sorgte. Allein das machte ihn in ihren Augen zu einem guten Ehemann und Teampartner.

»Ich bin gern ..., wie heißt das? Dein Packesel!«

Sarah lächelte. Samuels Deutsch war schon in Kolumbien ausgezeichnet gewesen, aber seit er zu ihr gezogen war, war kein Tag vergangen, an dem er nicht mit einem neuen Wort oder Sprichwort um die Ecke gekommen war. Dass ihn Sprachen immer schon interessiert hatten und er deswegen Sprachlehrer geworden war, hatte sie natürlich gewusst. Aber dass ihm die Begeisterung für die Feinheiten der deutschen Sprache so sehr dabei helfen würde, sich fast schon problemlos hier einzuleben, hatte sie doch etwas überrascht. Gleichzeitig erfüllte sie es mit tiefer Erleichterung, wenn sie sah, wie gut er zurechtkam.

»Und jetzt erzähl von deinem Tag. Wie war es beim Arzt? War alles in Ordnung?«

»Ja. Wie immer, ich bin topfit.«

»Das bist du wirklich. Sieh dich an, du siehst fantastisch aus«, lobte er und küsste sie erneut, bevor er mit den Einkäufen in die Küche ging. Sarah hatte noch nie so viele Komplimente bekommen wie von ihm.

»Ich habe das Poster aufgehängt«, rief sie ihm hinterher und schlüpfte aus ihren Sandalen.

»Sauber«, rief er.

Sauber war sein aktuelles Lieblingswort. Natürlich kannte er die ursprüngliche Bedeutung, hatte aber bei seinem letzten Spaziergang, der ihn am Skatepark vorbeigeführt hatte, festgestellt, dass Jugendliche es gleichbedeutend mit toll, ausgezeichnet und klasse benutzten. Und da Samuel die meisten Dinge, die ihm im Leben begegneten, toll, ausgezeichnet und klasse fand, benutzte er »sauber« beinahe inflationär.

»Ich mach mich kurz frisch«, erklärte Sarah und verschwand im Bad, um sich die Hände zu waschen.