Dr. Stefan Frank 2774 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2774 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Andrej Nowak lebt ein Leben in Dunkelheit. Dann, wenn andere Menschen schlafen, verlässt er das Haus. Der Vierunddreißigjährige leidet unter XP - der Mondscheinkrankheit. Jeder noch so kleinste Sonnenstrahl verursacht bei ihm übelste Verbrennungen, die sofort zu Hautkrebs führen können. Der IT-Experte hat kaum Kontakte und lebt zurückgezogen in Grünwald.
Als die quirlige Noomi in sein Leben tritt, schöpft er wieder Hoffnung auf eine Liebe. Aus Angst vor Ablehnung behält er seine Krankheit zunächst für sich. Je näher sich die beiden kommen, desto mehr lässt Andrej Noomi in sein Leben und in sein Herz. Als er endlich bereit ist, sich vollends auf sie einzulassen, erlebt er die schönste Liebesnacht mit ihr. Doch am nächsten Morgen öffnet sie alle Fenster, und gleißendes Sonnenlicht verbrennt seine Haut ...

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Inhalt

Cover

Der Mann, der sich nur nachts zeigte

Vorschau

Impressum

Der Mann, der sich nur nachts zeigte

Sonnenlicht wird für Andrej zur tödlichen Gefahr

Andrej Nowak lebt ein Leben in Dunkelheit. Dann, wenn andere Menschen schlafen, verlässt er das Haus. Der Vierunddreißigjährige leidet unter XP – der Mondscheinkrankheit. Jeder noch so kleinste Sonnenstrahl verursacht bei ihm übelste Verbrennungen, die sofort zu Hautkrebs führen können. Der IT-Experte hat kaum Kontakte und lebt zurückgezogen in Grünwald.

Als die quirlige Noomi in sein Leben tritt, schöpft er wieder Hoffnung auf eine Liebe. Aus Angst vor Ablehnung behält er seine Krankheit zunächst für sich. Je näher sich die beiden kommen, desto mehr lässt Andrej Noomi in sein Leben und in sein Herz. Als er endlich bereit ist, sich vollends auf sie einzulassen, erlebt er die schönste Liebesnacht mit ihr. Doch am nächsten Morgen öffnet sie alle Fenster, und gleißendes Sonnenlicht verbrennt seine Haut ...

Elektronische Bässe füllten den Raum aus. Dazwischen tummelten sich Männer und Frauen in Grüppchen, alle mit Bedacht gekleidet, aber so geschickt, dass es zufällig aussah. Die Männer tranken und unterhielten sich, während sie Frauen hinterherschauten, die sich durch die Menge ihren Weg zur Bar bahnten. Die Frauen setzten ihr charmantestes Lächeln auf, um süß zu wirken, obwohl sie in Wahrheit ganz schön gerissen waren.

Andrej Nowak hatte diese Szenen schon zigmal beobachtet. Ab Donnerstagabend verwandelte sich Münchens Innenstadt in einen Dschungel, in der die Männchen den Weibchen imponieren wollten und am Ende die Stärksten unter ihnen die Weibchen begatten durften.

Gelangweilt wandte sich Andrej auf dem Barhocker der Theke zu und schaute hinunter auf sein Glas. Wodka. Dahinter stand ein weiteres Glas. Darin befand sich Wasser. Andrej griff nach dem Wasserglas und trank einen Schluck. Den Wodka hatte er lediglich zu Alibizwecken bestellt. Wie jeden Donnerstag. So musste er sich niemandem gegenüber rechtfertigen, warum er nichts trank.

Neben sich spürte er einen Körper, der ihm nahe kam. Sein Blick streifte die Frau, die sich scheinbar beiläufig an ihn gedrängt hatte, um beim Barkeeper eine Bestellung aufzugeben. Sie war hübsch, aber nichts Besonderes. In seinen Augen sahen alle Frauen in dem Club gleich aus. Lange Haare, die ihnen in wallenden Wellen über die Schulter fielen. Dichte schwarze Wimpern, die wenigsten davon echt. Lange manikürte Nägel, ebenso unecht. Und die schlanken Körper in figurbetonende Kleidung gepresst. Die Dame neben ihm bildete keine Ausnahme.

»Hi«, begrüßte sie ihn mit einem Lächeln, das für Zahnpastawerbung geeignet gewesen wäre.

Er nickte nur, da er auch die scheinbar zufälligen Begegnungen sofort durchschaute.

»Ganz allein hier?«

Auch der Spruch war ihm nicht unbekannt.

»Ein Freund von mir steckt hier irgendwo«, antwortete er, ohne sie anzusehen. Er hatte keine Lust auf Konversation, zumal die Unterhaltung so oberflächlich bleiben würde, wie sie begonnen hatte.

»Vielleicht kann ich dir Gesellschaft leisten«, raunte die Frau ihm zu, während sie ihr Getränk entgegennahm.

Aus ihrem Mund stieg der unverkennbare Geruch von zu viel Alkohol auf. In ihrer Hand befand sich ein großes Glas mit einer Flüssigkeit, die in drei unterschiedlichen Farben leuchtete.

»Du bist hoffentlich nicht mit dem Auto hier«, bemerkte Andrej mit einem Wink auf das Glas in ihrer Hand.

»Ich weiß nicht mal, wie ich nach Hause kommen soll«, erwiderte die Frau und sog süffisant an ihrem Strohhalm. Aus großen unschuldigen Augen sah sie ihn an. »Vielleicht kannst du mich heimbringen?«

Andrej wandte sich ab, sah dem Barkeeper nach, der von einem Punkt zum nächsten eilte, um den zahlreichen Bestellungen nachzukommen, trank sein Glas mit dem Wasser aus und stand auf.

»Also gut«, antwortete er der Frau, ohne sie anzuschauen.

Zwei Stunden später verließ er ihr winziges Appartement irgendwo am Stadtrand Münchens. Während sein One-Night-Stand schon schlief, hatte er sich angezogen und die Tür so leise wie möglich hinter sich zugezogen.

Nun stand er draußen inmitten einer Straße, die ihm unbekannt war. Die hohen Häuser um ihn herum waren bunt beleuchtet. Eine Ampel schaltete gerade auf Rot, als ein Sportwagen herannahte. Aus seinem Inneren wummerte Musik, sodass sich Andrej fragte, wie die Insassen des Wagens die Lautstärke auf so engem Raum aushalten konnten.

Einen Moment noch verharrte Andrej auf der Stelle. Nur kurz, um das Leben um sich herum aufzusaugen. Um die Geräusche der Stadt in seinem Kopf zu speichern, die Bewegungen zu verfolgen, die Passanten reden und lachen zu hören. Um nicht aufzufallen, holte er sein Smartphone hervor, als würde er auf jemanden warten. Stattdessen las er die E-Mail eines Kunden, der ihn damit beauftragte, die Homepage seiner Firma zu überarbeiten. Andrej tippte schnell eine Antwort und steckte das Handy wieder in die Tasche. Dann ging er zu seinem Auto.

Die dünne Lederjacke knirschte unter seinen Bewegungen. Als er im Inneren seines Wagens saß, verharrte er einen Moment. Es war vier Uhr morgens. Nicht mehr lange, und die Sonne würde aufgehen. Bis dahin musste er zu Hause in Grünwald sein. Während er den Motor anließ, fragte er sich, was er mit dieser Nacht dazugewonnen hatte. Nichts.

***

»Ganz ehrlich? Wenn ich noch weiter auf den Kuchen schauen muss, dann muss ich brechen!«

Rebekka sah mit angewidertem Blick auf die Prinzregententorte, die Schwarzwälder-Kirsch und die Himmelstorte, aus deren Mitte Sahne herausquoll. Ihr Bauch wölbte sich unter ihrer Hand. Außenstehende hätten vermuten können, die Mittdreißigerin wäre schwanger gewesen. Nur ihre Schwestern und ihre Mutter konnten nachvollziehen, was Rebekka gerade empfand. Das überwältigende Völlegefühl, wenn Oma Margot mal wieder viel zu viel gebacken und dann ihre Nachkommen dazu aufgefordert hatte, noch ein Stückchen zu essen. Sonst würde der Rest schlecht werden. Es wäre doch ihr Geburtstag. Dabei sah sie ihre Opfer mit traurigen Oma-Augen an, sodass diese sich nicht mehr gegen das Gebaren der Seniorin wehren konnten. Mit dem immer selben Ergebnis.

»Ich glaube, ich muss auch so schon brechen«, stöhnte Noomi, die es ihrer Schwester gleichtat.

Sie rieb sich den Bauch in der irrsinnigen Hoffnung, dass er sich unter der Berührung gleich entspannen würde.

»Jetzt ist es aber mal gut«, schimpfte ihre Mutter Simone, die ihre Töchter manchmal noch behandelte, als hätten sie nie das Erwachsenenalter erreicht. »Die Oma hat sich so viel Mühe gemacht.«

»Ich habe auch noch Kartoffelsalat und Würstchen«, wandte Oma Margot ein und stand von der harten Bank auf.

Die Sitzgruppe aus Nussbaumholz, deren Federn jede Sitzende unter ihrem Po spüren konnte, diente der Familie seit Jahrzehnten für Feierlichkeiten. Sie war das Herzstück des familiären Wohnzimmers. Simone Müller war zurück nach Grünwald gezogen, nachdem ihr Vater vor elf Jahren gestorben war. Als Alleinstehende war sie zudem frei in ihrer Entscheidung gewesen.

»Oma«, riefen die drei Enkelinnen gleichzeitig als Zeichen dafür, dass sie nun wirklich keinen Kartoffelsalat mehr unterbringen konnten.

»Was denn?«, rief die Alte unschuldig und rieb sich die Hände an ihrem geblümten Kittel ab, bevor sie die Prinzregententorte nahm, um sie im Kühlschrank zu verstauen.

»Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir den Kartoffelsalat morgen essen. Wir haben doch nur deshalb zweimal Kaffee getrunken, damit du die Kuchenreste nicht wieder in der Nachbarschaft verteilst.«

»Da braucht ihr aber diesmal keine Angst zu haben«, murrte die nun Achtzigjährige und verließ das Wohnzimmer mit der Tortenplatte in den Händen.

Noomi, Elisa und Rebekka tauschten fragende Blicke.

»Wie meint sie das denn?«, fragte Elisa.

Im Gegensatz zu ihren Schwestern hielt sich die Älteste an einen strikten Ernährungsplan. Als Sportlerin konnte sie sich keine Ausnahmen erlauben, pflegte sie immer zu sagen. Noomi glaubte, dass sich Elisa durchaus Ausnahmen erlaubte, eben nur nicht auf Omas Feierlichkeiten, weil sie sonst gemästet würde. So wie der Rest von ihnen.

»Ach, egal«, winkte Simone ab und schnappte sich die anderen beiden Tortenplatten, deren Reste gefährlich schwankten.

Als nur noch die Schwestern zurückgeblieben waren, entstand eine erwartungsvolle Stille.

»Seid ihr euch auch sicher, dass das alles andere als egal ist?«, fragte Rebekka.

Sie war das Gegenteil von Elisa. Mit ihren ein Meter Achtzig war sie nicht nur groß, sie neigte auch zu Übergewicht, das sie jedoch mit Stolz trug. Rebekka liebte es zu kochen. Diese Leidenschaft wollte sie sich nicht durch gesellschaftliche Zwänge kaputtmachen lassen.

»Was ist los, Oma?«, fragte Noomi gleich, nachdem sich die Seniorin wieder an den Tisch gesetzt hatte.

»Was?«, fragte sie, machte große Augen und langte nach der zierlichen Kaffeetasse.

Ihre von Rheuma geplagten Finger krümmten sich um den Henkel des Tässchens.

»Na, das mit den Nachbarn. Hast du Streit mit ihnen?«, half Noomi auf die Sprünge.

Manchmal war es schwierig, mit Margot ein Gespräch zu führen. Sie sprach nicht nur lieber über Vergangenes, sondern hörte auch schlecht.

»Wieso sollte ich Streit mit denen haben?« Die Seniorin schien nun erst recht verwirrt. Sie schlürfte aus ihrer Tasse, setzte diese ab und sah erst dann, dass sie leer war.

»Weil du doch gesagt hast, dass wir keine Angst haben müssten, dass du den Kuchen zu den Nachbarn bringst, Oma«, erklärte Rebekka, wobei sie jedes Wort einzeln betonte.

»Ach so«, erwiderte die Ältere und schüttelte den Kopf, als würde darin eine andere Unterhaltung stattfinden.

»Die Oma glaubt, dass es nebenan nicht mit rechten Dingen zugeht«, erklärte nun Simone, die den Raum betrat und sich wieder auf ihren Platz setzte.

Sie hatte Apfelschorle mitgebracht, die sie sich in die benutzte Kaffeetasse goss.

»Igitt, Mama, nimm doch ein Glas«, sagte Elisa und verzog das Gesicht, als sie die angebräunte sprudelnde Brühe in der Tasse ihrer Mutter begutachtete.

»Hab dich nicht so«, entgegnete Simone und trank zum Beweis die Tasse aus. Das war nicht schwer, da sie sowieso nur die Größe eines großzügigen Fingerhuts hatte.

»Wieso sollte es denn nicht mit rechten Dingen zugehen?«, kam Noomi auf das eigentliche Gesprächsthema wieder zurück. »Der Eberhard kann doch kaum noch das Bett verlassen.«

Noomi war mit ihren dreißig Jahren nicht nur die Jüngste und somit das Küken der Familie. Sie wurde von allen als süß bezeichnet. Das lag vor allem an ihrem Namen. Oma Margot hatte ihr einmal erklärt, dass ihre Tochter Simone eine theologische Phase gehabt hatte. Während dieser Zeit hatte sie die Bibel nach feministischen Stellen abgesucht. Sie hatte geglaubt, fündig geworden zu sein, als sie die Geschichte Rut im Alten Testament gelesen hatte.

Noomi war die Schwiegermutter der Rut gewesen, die sich um ihre letzte Anverwandte gekümmert hatte, nachdem alle anderen verstorben waren. Der Name Noomi hatte Simone so gut gefallen, dass sie ihn gleich für das Kind in ihrem Bauch reserviert hatte. Zu Noomis Leidwesen bedeutete der hebräische Name die Süße, die Liebliche. Dass die Jüngste der drei Töchter dazu auch noch wirklich ungemein süß aussah, machte es nicht besser.

»Letztens habe ich von Pflegerinnen gelesen, die ihre Schützlinge beklauen«, rief Rebekka dazwischen. »Um mehrere Tausende. Wird der Eberhard beklaut, Oma?«

»Der Eberhard hat sein Leben lang gewusst, wie er das Geld zusammenhalten muss. Als würde der sich auch nur den Schimmel vom Brot nehmen lassen«, warf Oma Margot ein. »Der ist jetzt außerdem im Heim. Das Haus haben die Kinder verkauft.«

Alle Enkelinnen warteten gespannt. Oma Margot blieb still.

»Und?«, hakte Elisa daher nach.

Simone goss sich einen weiteren Schluck der Apfelschorle in die Tasse.

»Da wohnt jetzt jemand anderes«, antwortete Oma Margot, jedoch mit solch unheilverkündender Stimme, dass allen klar wurde, dass sie sich auf der richtigen Fährte befanden.

»Und?«, machte Elisa wieder.

»Wirst du dir jetzt gefälligst ein Glas holen, Simone«, schimpfte Margot ihre Tochter. »Das kann man ja nicht mitansehen.« Nach einer kurzen Pause fuhr sie schließlich fort: »Der ist kriminell.«

»Aha«, machte Noomi, die sich ein Lachen kaum verkneifen konnte.

Margot gehörte einer Generation an, die sich an strikte gesellschaftliche Normen und Konventionen hielt. Nur allzu oft hatten die Mädchen ihr erklärt, dass es nicht gleich kriminell war, wenn jemand sonntags die Wäsche draußen aufhing.

»Hat er sonntags Wäsche draußen ...«, wollte Noomi gerade fragen, wurde aber mit einer wirschen Geste von ihrer Oma unterbrochen.

»Ach, die Wäsche. Unheimlich ist er, der Herr Nowak, unheimlich. Zeigt sich nur nachts. Wie so ein Spukgespenst«, offenbarte die Alte.

»Vielleicht arbeitet er ja im Schichtdienst, Oma«, erklärte Rebekka.

»Nix da«, erwiderte Margot barsch und wurde wieder lauter. »Kriminell ist der. Alle Fenster hat er verdunkelt. Und manchmal kommen da Typen vorbei, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagt. Alles Verbrecher.«

»Und warum glaubst du, dass das Verbrecher sind?«, fragte Elisa, nun schon genervt, weil sie die Vorurteile ihrer Oma nur zu gut kannte. Daher war ihre Aufmerksamkeit auch nun mehr auf ihr Handy gerichtet als auf das Gespräch.

»Lederjacken tragen sie, alle miteinander. Und tagsüber ist es da drüben wie tot. Nachts geht dann das Licht an. Wie so ein, so ein ...«

Nun stockte die Seniorin.

»Vampir?«, fragte Elisa und wischte auf ihrem Handy herum.

»Drogenbaron«, korrigierte Margot mit erhobenem Zeigefinger. In ihren Augen loderte ein Feuer, während sie sich über den neuen Nachbarn ärgerte.

»Woher weißt du denn, wie Drogenbarone aussehen, Oma?«, warf Rebekka ein. »Hast du am Sonntag wieder Tatort gesehen?«

»Oh nein«, kicherte Noomi schließlich. »Lief am Mittwoch nicht wieder Aktenzeichen XY ungelöst?« Sie hielt sich belustigt eine Hand vor den Mund.

Nun legte auch Elisa ihr Handy beiseite. Die Unterhaltung war plötzlich wieder interessant geworden.

Dann meinte sie: »Könnt ihr euch noch erinnern, als die Folge mit dem Überfall auf das Rentnerpaar kam? Oma hat zwei Wochen lang mit Taschenlampe am Fenster geschlafen.«

Alle Mädchen brachen in Lachen aus. Nur Mutter Simone verdrehte die Augen, musste aber auch schmunzeln.

»Oma, wie war das eigentlich, als du das erste Mal im Fernsehen Alf gesehen hast?«, fragte Noomi lachend.

»Was?«, fragte Oma, die so tat, als hörte sie nicht, obwohl ihre Augen das Gegenteil verrieten. »Macht euch nur lustig! Ich sag euch, der Nowak ist ein Krimineller. Da geht irgendwas vor.«

»Nowak«, wiederholte Noomi den Namen, »klingt slawisch. Woher kennst du überhaupt seinen Namen?«

»Mama hat am Türschild spioniert«, antwortete Simone für die Seniorin.

»Nix habe ich. Ich wollte ihn nur in der Nachbarschaft willkommen heißen. Aber er hat nicht mal aufgemacht, der feine Herr«, schimpfte Margot weiter auf ihn. »Jetzt lasst uns Rommé spielen.«

Simone stand auf und ging zu dem dunklen Sideboard hinüber, in dessen Schublade die abgewetzten Karten lagen. Vorsichtig schloss sie die Schublade wieder, da das Wohnzimmermobiliar immer noch so behandelt wurde, als wäre es neu. Trotz seiner dreißig Jahre.

»Vielleicht konnte er gerade nicht aufmachen, weil er nicht wusste, wo er die vielen Geldbündel verstecken sollte«, scherzte Rebekka weiter. Dann schlug sie mit beiden Händen auf den Tisch. »Ich finde ja, wir sollten dem mal nachgehen.«

Ihre Schwestern setzten sich augenblicklich aufrechter auf ihren Stuhl. Noomi klatschte in die Hände und grinste über das gesamte Gesicht.

»Wir schleichen uns rüber«, schlug sie vor.

»Und suchen nach Schlupflöchern in den Fenstern«, stimmte auch Elisa zu.

»Nein, nein, viel zu auffällig«, wiegelte Rebekka ab. »Es darf nur eine von uns gehen. Zu dritt fallen wir sofort auf. Schaut mal, draußen wird es schon dunkel. Da ist die Geldwäsche sicher schon in vollem Gange.«

»Aber wer geht?«, fragte Noomi. Es war unausweichlich, dass sich alle Gesichter auf sie richteten. Sie war nicht nur die zierlichste der drei Schwestern, sondern auch die kleinste. »Na, gut«, gab sie sich geschlagen. »Aber gebt mir erst noch einen Schluck von Omas Likörchen. Dann kann ich wenigstens behaupten, ich wäre betrunken, falls ich erwischt werde.«

***