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Es ist ein sonniger Tag, Kinderlachen erfüllt die Luft, als zwei kleine Energiebündel über die saftig grüne Wiese tollen. Dr. Frank, der im Park seinen freien Tag verbringt, beobachtet die Familie schon länger. Er spürt, dass etwas nicht stimmt. Sein Blick fällt auf die junge Mutter. Ihr Teint ist zwar sonnengebräunt, doch Angst und Verzweiflung zeichnen ihr Gesicht, während sie gegen die Schwäche in ihrem Körper ankämpft. Jeder Schritt wirkt wie ein Kraftakt, als würde sie gleich zusammenbrechen. Ihr Mann, versunken in seine Zeitung, scheint die stille Not seiner Frau nicht wahrzunehmen. Ilona Prantl, gefangen in ihrem Leiden, ringt mit jedem Atemzug. Ihre Energie ist aufgebraucht, die Verzweiflung wächst. Dr. Frank erkennt ihre Not und bietet seine Hilfe an. Wird er zum Rettungsanker für die junge Frau, deren Leben so sehr aus den Fugen geraten ist?
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Seitenzahl: 127
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Braungebrannt und dauernd schlapp
Vorschau
Impressum
Braungebrannt und dauernd schlapp
Dr. Franks Patientin ist chronisch krank
Es ist ein sonniger Tag, Kinderlachen erfüllt die Luft, als zwei kleine Energiebündel über die saftig grüne Wiese tollen. Dr. Frank, der im Park seinen freien Tag verbringt, beobachtet die Familie schon länger. Er spürt, dass etwas nicht stimmt. Sein Blick fällt auf die junge Mutter. Ihr Teint ist zwar sonnengebräunt, doch Angst und Verzweiflung zeichnen ihr Gesicht, während sie gegen die Schwäche in ihrem Körper ankämpft. Jeder Schritt wirkt wie ein Kraftakt, als würde sie gleich zusammenbrechen. Ihr Mann, versunken in seine Zeitung, scheint die stille Not seiner Frau nicht wahrzunehmen. Ilona Prantl, gefangen in ihrem Leiden, ringt mit jedem Atemzug. Ihre Energie ist aufgebraucht, die Verzweiflung wächst. Dr. Frank erkennt ihre Not und bietet seine Hilfe an. Wird er zum Rettungsanker für die junge Frau, deren Leben so sehr aus den Fugen geraten ist?
»München stöhnt unter der Sommerhitze! Jahrhundertsommer stellt Stadt vor Herausforderungen!«
Lautstark pries ein junger Mann die Morgenzeitung an. Er schwenkte eine der Ausgaben wie eine Fahne in seiner Hand, während er versuchte, Blickkontakt zu den Passanten herzustellen, die an ihm vorübereilten. Die meisten ignorierten ihn völlig.
Eine Gruppe Touristen schob sich an ihm vorbei, die Augen auf ihren Reiseleiter gerichtet, der ihnen mit gelbem Schirm vorausging und auf Niederländisch soeben das nächste Ziel zu erklären schien, denn die Worte Filmstudio, Grünwald und een kwartier fielen. Die Reisegruppe scheuchte einen Schwarm Tauben vom Rand eines Brunnens auf. Einer der Vögel flog direkt über den Zeitungsverkäufer hinweg und ließ einen weißen Klecks auf seine Schulter fallen.
Im nächsten Moment rempelte ihn eine Frau an. Sie schien es jedoch nicht zu bemerken, denn sie starrte weiterhin auf ihr Handy und stürmte ohne ein Wort weiter.
Dem Zeitungsverkäufer entfuhr ein leises Seufzen.
Dr. Stefan Frank kramte in seiner Tasche nach ein paar Münzen und reichte sie ihm.
»Ich nehme ein Exemplar.«
»Super. Hier, bitteschön.« Der Verkäufer überließ ihm eine Ausgabe. »Auf der Rückseite finden Sie Veranstaltungstipps. Sind ein paar schöne Sachen dabei. Auch ein Konzert im Englischen Garten. Ich werde dort auch auftreten.«
»Sie sind Musiker?«, hakte Dr. Frank interessiert nach.
»Aber ja. Noch langt es nicht ganz für den Lebensunterhalt, aber das wird.«
»Davon bin ich überzeugt.« Stefan Frank nickte seinem Gegenüber zu. »Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen. Und viel Erfolg heute Abend.«
»Danke.«
Der Grünwalder Arzt setzte seinen Weg fort. Er war zu einem Hausbesuch zum Kirchsteig gerufen worden. Die Adresse befand sich nur wenige Querstraßen von seiner Praxis in der Gartenstraße entfernt, deshalb hatte er sich entschieden, zu Fuß zu gehen.
Das bereute er nun beinahe, denn die Zeitungsberichte über die Hitzewelle waren beileibe keine Übertreibung. Die Sonne stach vom wolkenlosen Himmel, heizte die Luft auf Temperaturen weit über dreißig Grad auf und bescherte den Eisdielen Rekordeinnahmen. Das sommerliche Wetter hatte jedoch auch seine Schattenseiten. So hatten sich an diesem Vormittag zahlreiche Patienten mit Kreislaufbeschwerden und Schwindelattacken bei ihm eingefunden, weit mehr als an anderen Tagen.
Der Arzt war mit einiger Verspätung in seine Mittagspause gegangen.
Mittlerweile war es kurz nach vierzehn Uhr und die Sonne brannte ihm auf den Rücken. Er erwog, sich auf dem Rückweg zu seiner Praxis ein dänisches Softeis an der Eisbude an der Ecke zu genehmigen. So viel Zeit würde vor seiner Nachmittagssprechstunde gewiss noch sein, oder?
Er wollte die gerade gekaufte Zeitung in seine Tasche packen, als sein Blick auf die Ankündigung auf der Rückseite fiel.
Sommernachtskonzert im Englischen Garten. Junge Talente spielen klassische Musik.
Na, das ist doch was, ging es ihm durch den Kopf. Das könnte Alexandra auch gefallen. Sie liebt Musik und ein Konzert unter freiem Himmel ist immer etwas Besonderes. Wenn es heute Abend nicht allzu spät wird, könnten wir uns etwas zu essen einpacken, ein Picknick machen und anschließend den Musikern zuhören.
Bei dem Gedanken an seine Freundin huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Nach einem herben Verlust hatte er viele Jahre allein gelebt und nicht geglaubt, dass es für ihn noch einmal ein Glück geben könnte. Bis er Alexandra begegnet war. Mit ihrer Wärme, ihrem Charme und ja, auch ihrem Eigensinn, hatte die bezaubernde Augenärztin sein Herz im Sturm erobert. Alexandra sagte immer, was sie dachte. Und ihr Herz war groß genug, dass die ganze Welt hineinpasste. Er liebte sie von ganzem Herzen und achtete sorgsam darauf, sich genug Zeit für sie zu nehmen, auch wenn seine Arbeit als Hausarzt ihn oft in Atem hielt.
Vor ihm tauchte ein niedriges, mit Efeu bewachsenes Haus auf. Es duckte sich in den Schatten mächtiger Robinien und wurde von einem blühenden Garten umgeben, der bei diesem sommerlichen Wetter gewiss viel Zuwendung benötigte.
Im Erdgeschoss war ein kleines Antiquariat untergebracht. Ein »Geschlossen«-Schild an der Tür verriet, dass gerade keine Kunden in dem Geschäft empfangen wurden. In der Etage darüber wohnte seine Patientin.
Bettina Kersten, stand auf dem Schild neben der Tür.
Dr. Frank presste seinen Daumen auf die Klingel und vernahm von drinnen gedämpfte Schritte. Dann schwang die Tür vor ihm auf, und eine junge Frau in einem weit geschnittenen hellblauen Kleid trat vor ihn hin. Unter dem Stoff wölbte sich ihr Babybauch.
»Hallo, Frau Kersten«, sagte er.
»Herr Doktor.« Ihr Gesicht war hochrot und verhieß nichts Gutes. »Vielen Dank, dass Sie hergekommen sind. Ich wollte eigentlich zu Ihnen in die Praxis kommen, aber ich fühle mich furchtbar unwohl und diese Kopfschmerzen bringen mich beinahe um ...« Sie verzog das Gesicht. »Es tut mir wirklich leid wegen der Umstände.«
Dr. Frank winkte ab. »Das muss es nicht. Dafür bin ich doch da.«
»Bitte, kommen Sie herein.«
Sie trat von der Tür zurück, ließ ihn eintreten und stemmte sich vor ihm die Treppe hinauf. Dann schlurfte sie ihm voraus in ein kleines, aber gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer.
Warm war es hier oben unter dem Dach, obwohl die Jalousien geschlossen waren.
Dr. Frank stellte seine Einsatztasche ab. »Und jetzt erzählen Sie mal in Ruhe.«
Die Patientin atmete tief durch. »Ich bin mit furchtbaren Kopfschmerzen aufgewacht und seit dem Morgen wollen sie gar nicht vergehen, sondern werden immer noch schlimmer. Als wäre mein Schädel in einem Schraubstock eingespannt. Schwummrig ist mir auch. Meine Haut spannt, als würde sie gleich über mir aufplatzen. Und mein Herz rast.« Sorgenvoll sah sie zu ihm auf.
Ihre Beschwerden deuteten auf einen stark erhöhten Blutdruck hin.
»Wie war es in den vergangenen Tagen?«, wollte Dr. Frank wissen.
»So ähnlich, nur noch nicht so schlimm wie heute.«
»Ich verstehe. Haben Sie noch andere Schmerzen?«, fragte Dr. Frank.
»Nein, zum Glück nicht. Die Kleine ist auch munter und boxt mich liebend gern.« Mit einem leisen Lächeln strich sie über ihren Bauch.
Der Hausarzt lächelte. »Das ist ein gutes Zeichen. Ich möchte Sie gern erst einmal untersuchen, Frau Kersten, danach wissen wir bestimmt schon mehr.«
Sie nickte bereitwillig und schwieg, während er ihr Herz und ihre Lungen abhörte, ihren Blutdruck maß und sich vergewisserte, dass es ihrem Baby gut ging.
Wie er es befürchtet hatte, war ihr Blutdruck tatsächlich stark erhöht. Noch nicht bedrohlich, aber doch so, dass er einschreiten musste. Ödeme, also Wassereinlagerungen, konnte er keine finden. Das war immerhin etwas. Seine Fragen nach Sehstörungen und Verwirrtheit verneinte sie.
»Ihr Blutdruck ist deutlich zu hoch, Frau Kersten. Ich möchte Sie in die Klinik überweisen, wo weitere Untersuchungen möglich sind und man sie sorgfältig überwachen kann. Im Augenblick sehe ich keine Gefahr für Ihr Baby und Sie, und damit das so bleibt, sollten wir vorsichtig sein.«
»Ins Krankenhaus?« Ihre Augen weiteten sich. »Ist das wirklich nötig, Herr Doktor?«
Er nickte. »Es ist das Beste für Sie. Sollten die Werte weiter steigen, können die Kollegen zeitnah reagieren. Mit etwas Schonung und viel Ruhe könnte es Ihnen bald gut genug gehen, um nach Hause zurückzukehren.«
»Und wenn ich nicht in die Klinik gehe?«, fragte die Schwangere leise.
Dr. Frank sah seine Patientin ernst an. »Dann könnten die Werte eskalieren und zu einer Präeklampsie oder sogar zu Krampfanfällen führen. So weit wollen wir es nicht kommen lassen.«
Er erklärte ihr, dass er ihr ein Mittel geben würde, das ihren Blutdruck behutsam senken würde und die Kopfschmerzen damit lindern sollte. Dann griff er zu seinem Handy und bat in der Leitstelle um einen Krankentransport in die Waldner-Klinik.
Man versprach ihm, dass der Wagen in acht Minuten eintreffen würde.
Stefan Frank blieb bei seiner Patientin.
»In der Waldner-Klinik sind Sie in guten Händen«, versprach er ihr.
»Ich habe Angst«, gestand sie ihm leise. »Kliniken sind mir unheimlich.«
»Das geht wohl jedem so, aber ich versichere Ihnen, dass meine Kollegen gut auf Sie und Ihr Baby aufpassen werden.«
Sie nickte zittrig.
Eine Kliniktasche hatte sie bereits gepackt. Die war eigentlich für die Entbindung gedacht, würde ihr jedoch auch jetzt gute Dienste leisten.
Einen Partner, der sie begleiten konnte, gab es nicht. Bettina Kersten lebte allein und hatte auch noch nie über den Vater ihres Babys gesprochen.
Wenig später traf der Rettungswagen ein.
Dr. Frank ließ die beiden Sanitäter herein. Es waren Sebastian Prantl und sein Kollege Manuel. Die beiden Männer brachten einen Krankensitz mit, um die Schwangere nach draußen zu tragen.
»Grüß Gott. Dann wollen wir mal. Wie ...« Sebastian Prantl stockte mitten im Satz und versteifte sich, als wäre er soeben auf eine Landmine getreten und als könnte jede hastige Bewegung eine Explosion auslösen. Sein Blick heftete sich auf die Patientin, schweifte von ihrem Gesicht zu ihrem Babybauch und sekundenlang schien er wie versteinert. Doch bevor jemand etwas tun oder sagen konnte, nickte er ausatmend. »Wir werden Sie jetzt zu unserem Wagen bringen. Einverstanden?«
Die Augen der Schwangeren waren groß und kugelrund geworden.
Sie nahm einen tiefen Atemzug. Dann nickte sie zittrig. »Einverstanden.«
Wie seltsam, ging es Dr. Frank durch den Kopf. Es macht beinahe den Eindruck, als würden sich die beiden kennen. Allerdings scheint keiner von ihnen es zugeben zu wollen. Täusche ich mich oder gibt es hier wirklich ein Geheimnis zwischen ihnen?
***
»Was war denn das, sag mal?« Manuel bedachte Sebastian mit einem Blick, der durch Wände hätte gehen können.
»Versuchst du, eine Röntgenaufnahme von meinem Schädel zu machen?«, brummte Sebastian. »Mit bloßem Auge?«
»Lenk nicht ab«, mahnte sein jüngerer Kollege. »Du weißt genau, was ich meine. Du und unsere Patientin – ihr kennt euch bereits, oder? Da war eine gewisse Spannung in der Luft. Oder willst du behaupten, das hätte ich mir nur eingebildet?«
»Ich will gar nichts behaupten«, wich Sebastian aus und fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht.
Nach dem letzten Einsatz fühlte er sich fünfzig Jahre älter und spürte ein Gewicht auf seinen Schultern, das vorher noch nicht da gewesen war.
Irgendwann holt einen die Vergangenheit eben doch ein, ging es ihm durch den Sinn. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander wie aufgescheuchte Tauben. Er konnte kaum klar denken, geschweige denn hatte er einen Sinn für ein Verhör. Doch daran war sein Kollege auch gar nicht interessiert, wie sich nun zeigte, denn statt weiter mit Fragen in ihn zu dringen, sagte er nur:
»Wenn jemand in seinem Leben schon etliche Fehler gemacht hat, dann bin ich das.« Manuel lehnte sich mit dem Rücken gegen den Einsatzwagen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich kann von Glück sagen, in Doktor Frank einen Mentor und Fürsprecher gefunden zu haben. Er hat etwas in mir gesehen, das ich nicht mal selbst gesehen habe, und er hat mir geholfen, die Ausbildung zum Sanitäter abzuschließen. Ohne ihn wäre ich vermutlich entweder tot oder im Knast.«
Sebastian richtete seinen Blick erstaunt auf seinen Kollegen. Manuel hatte schon früher Andeutungen gemacht, dass er eine bewegte Vergangenheit hinter sich hatte, aber so offen hatte er noch nie geredet.
»Ich weiß, man muss dazu stehen, was man gemacht hat, sonst wird alles nur schlimmer.« Manuel zog die Schultern hoch und ließ sie langsam wieder sinken. »Verstehst du, was ich damit sagen will?«
»Ich will nicht drüber reden«, grollte Sebastian.
»Verstehe. Wenn du es dir anders überlegst, dann weißt du, wo du mich findest.«
»Darauf würde ich an deiner Stelle lieber nicht warten.« Die Worte waren kaum heraus, als er sich wünschte, sie zurücknehmen zu können. So barsch hatte er seinen Kollegen nicht abweisen wollen. »Tut mir leid«, fügte er hinzu. »Das ist nur ... ein wunder Punkt, weißt du.«
»Du meinst: dein wunder Punkt.«
»Hm-m.« Er hielt seine Antwort absichtlich vage, weil die Begegnung an ihm nagte. Verdammt, und wie sie an ihm nagte. Als wäre es nicht schlimm genug, dass an diesem Tag ein Einsatz den nächsten gejagt hatte, musste er nun auch noch ... Nein, er wollte nicht an sie denken. »Gehen wir einen Kaffee trinken?«
»Gegen einen Koffeinschub habe ich nie etwas einzuwenden.«
Manuel schien ihm seine Einsilbigkeit nicht übelzunehmen. Sein Vater stammte aus Spanien, seine Mutter aus Deutschland. Doch sie waren beide früh gestorben und er hatte sich allein durchschlagen müssen. So viel wusste Sebastian. Und er ahnte, dass das Leben seinen Kollegen nicht mit Samthandschuhen angefasst hatte.
Sie gingen in ihre wohlverdiente – und lange aufgeschobene – Pause, ließen die Notaufnahme hinter sich und steuerten die Cafeteria der Waldner-Klinik an.
Hinter ihnen lagen endlose Stunden, in denen sie durch die Stadt gejagt waren, um Patienten zu helfen. Die Hitze beeinträchtigte nicht nur den Kreislauf, sondern machte auch unaufmerksam, was zu Unfällen und gefährlichen Missgeschicken führte. Was sie an diesem Tag an Blutungen, Knochenbrüchen, Hitzschlägen und Herzbeschwerden erlebt hatten, reichte für einen ganzen Monat.
In der Cafeteria stand Maja hinter dem Tresen und füllte gerade Teller mit Kuchenstücken in der Kühltheke nach. Sie arbeitete seit einem Monat hier und hatte nicht nur das Angebot an süßen Köstlichkeiten aufgestockt, sondern flirtete auch für ihr Leben gern. Mit ihrem blonden Wuschelkopf und den sinnlich geschwungenen roten Lippen erinnerte sie Sebastian ein wenig an Marilyn Monroe.
»Was kann ich für euch tun, Männer?«, fragte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag. »Ich hab schon gehört, dass es heute in der Notaufnahme rund geht. Ihr habt heute bei mir drei Wünsche frei. Als Entschädigung.«
Ihr Blick heftete sich auf Sebastian und ihr Lächeln vertiefte sich.
»Kaffee genügt vollauf«, murmelte er.
Das brachte ihm einen freundschaftlichen Knuff von Manuel in die Seite ein.
»Du musst unseren Brummbär entschuldigen, Maja«, sagte der. »Die Hitze bekommt ihm nicht.«
»Wie wäre es dann mit Eiscafé für euch beide? Mit einem Sahnetupfer obenauf?«
»Klingt gut, aber bitte ohne Sahne«, wehrte Sebastian ab.
»Was wäre das Leben ohne eine kleine Sünde?« Sie zwinkerte ihm zu.
»Nicht für mich.«
»Spielverderber.« Manuel grinste. »Dann nehme ich eben seine Sahne mit.«
»Kommt sofort.« Sie bedachte Sebastian mit einem intensiven Blick, dann wandte sie sich um und verschwand hüftenschwenkend hinter dem Tresen.
»Ich wünschte, sie würde mich nur ein einziges Mal so ansehen wie dich.« Manuel blickte ihr nach und seufzte leise.
»Lade sie doch mal ein. Ich bin nicht scharf darauf, unsere Bekanntschaft über ein ›einen Kaffee bitte‹ zu vertiefen.«
»Weil sie nicht dein Typ ist?«, hakte sein Kollege nach.
»Weil ich verheiratet bin und nicht vorhabe, meine Frau zu betrügen.«
Nicht noch einmal jedenfalls, fügte er stumm hinzu und hatte das Gefühl, eine Zentnerlast würde sich auf ihn herabsenken. Es hatte eine Affäre gegeben. Einen Ausrutscher, obwohl dieser Ausdruck etwas verharmloste, das beinahe das Ende seiner Ehe bedeutet hatte. Noch einmal würde er sein Familienglück bestimmt nicht aufs Spiel setzen.
Einmal und nicht wieder!