Dr. Stefan Frank 2781 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2781 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Bewundernd registriert Dr. Stefan Frank immer wieder den empathischen und engagierten Einsatz der Hebamme Marika Hafner, die seit Kurzem in der Waldner-Klinik arbeitet und auch Stefan Frank und seine Patientinnen kompetent und tatkräftig unterstützt. Schon einigen Kindern haben die beiden einen guten Start ins Leben ermöglicht.
Doch so wie heute hat Dr. Frank seine Kollegin noch nie erlebt. Während er noch zögert, einen Kaiserschnitt bei einer schwierigen Geburt durchzuführen, plädiert Marika vehement für den Eingriff und reagiert sogar zornig: "Irgendwann ist es genug! Wir müssen jetzt handeln, ehe es vielleicht zu spät ist! Wir dürfen kein Risiko eingehen!"
In diesem Moment ist der erfahrene Arzt zunächst wie vor den Kopf gestoßen, folgt aber dann Marikas Vorschlag. Denn Stefan Frank weiß: Hinter dieser starken Reaktion muss noch etwas anderes, tiefer gehendes stecken. Und er ist fest entschlossen, es herauszufinden ...

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Inhalt

Cover

Hebamme mit Herz

Vorschau

Impressum

Hebamme mit Herz

Dr. Frank und das Schicksal einer engagierten Kollegin

Bewundernd registriert Dr. Stefan Frank immer wieder den empathischen und engagierten Einsatz der Hebamme Marika Hafner, die seit Kurzem in der Waldner-Klinik arbeitet und auch Stefan Frank und seine Patientinnen kompetent und tatkräftig unterstützt. Schon einigen Kindern haben die beiden einen guten Start ins Leben ermöglicht.

Doch so wie heute hat Dr. Frank seine Kollegin noch nie erlebt. Während er noch zögert, einen Kaiserschnitt bei einer schwierigen Geburt durchzuführen, plädiert Marika vehement für den Eingriff und reagiert sogar zornig: »Irgendwann ist es genug! Wir müssen jetzt handeln, ehe es zu spät ist! Wir dürfen kein Risiko eingehen!«

In diesem Moment ist der erfahrene Arzt zunächst wie vor den Kopf gestoßen, folgt aber dann Marikas Vorschlag. Denn Stefan Frank weiß: Hinter dieser starken Reaktion muss noch etwas anderes, tiefer gehendes stecken. Und er ist fest entschlossen, es herauszufinden ...

»Sie machen das wirklich großartig!«

Als gälte es, einen Preis zu gewinnen, feuerte die Hebamme Marika Hafner die werdende Mutter an.

Die Gebärende war allerdings anderer Ansicht. Nie in ihrem ganzen Leben hatte sie so gelitten wie in diesen Momenten.

»Ich kann nicht mehr«, ächzte sie. »Machen Sie, dass das aufhört.«

Während Marika die Frau weiter mit aller Kraft unterstützte, gab es für Dr. Stefan Frank nicht viel zu tun. Marika war eine Hebamme wie aus dem Bilderbuch. Sie hatte die Situation jederzeit im Griff. So nutzte der Allgemeinarzt und Geburtshelfer die Zeit, um sich um den werdenden Vater zu kümmern. Dieser war sichtlich mitgenommen.

»Bald ist es geschafft. Nur noch ein paar Wehen, dann ist der Muttermund vollständig eröffnet.«

»Meine arme Frau.« Dankbar nahm der Ehemann das Glas Wasser, das Dr. Frank ihm reichte. Versunken in ihren Schmerz ertrug seine Frau keine Berührungen, wollte keine Massagen und keine Akupressur, wie er es im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatte. Nie zuvor in seinem Leben hatte sich der junge Mann so überflüssig gefühlt wie in diesen Stunden und meinte sogar: »Wenn ich gewusst hätte, wie schwer so eine Geburt ist, hätte ich ihr das nicht zugemutet.«

Doch nun war es zu spät, und ihm blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass die Qual bald ein Ende hatte.

»Jetzt ist es soweit«, verkündete Marika nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sie nicht nachgelassen hatte, der Gebärenden Mut zu machen, ihr Kraft zu geben. »Setzen Sie sich hinter Ihre Frau und halten Sie sie fest. Dann kann sie besser pressen.« Und zu ihrer Patientin gewandt sagte sie: »Bei der nächsten Wehe halten Sie die Luft an und pressen mit aller Kraft.«

Dr. Stefan Frank hielt sich im Hintergrund. Er war voll und ganz zufrieden mit der Arbeit der neuen Kollegin, die sein Freund, der Klinikleiter Uli Waldner, nach langer Suche endlich gefunden hatte. Marika Hafner war eine sympathische und äußerst kompetente junge Frau. Die ersten gemeinsamen Geburten hatten sie mit Bravour gemeistert. Das war keine Selbstverständlichkeit, wie Stefan Frank aus leidvoller Erfahrung wusste. Allzu oft entstand ein Konkurrenzkampf zwischen Hebamme und Geburtshelfer, der die Stimmung in den wichtigsten Stunden im Leben einer Frau beeinträchtigen konnte. Nicht so mit Marika. Obwohl sie einander kaum kannten, verstanden sie sich blind und ergänzten sich.

»Das war sehr gut. Ihr Kind bekommt eine fantastische Mama«, feuerte Marika ihre Patientin weiter an. »Und jetzt geht es auch schon weiter. Luft anhalten und pressen!«

»Wie oft denn noch?«, brüllte die werdende Mutter.

Hatte sie ihrem Mann wirklich vor ein paar Stunden erklärt, für dieses Kind alles zu geben? Doch dann passierte etwas Merkwürdiges. Obwohl sie am Ende ihrer Kräfte war, obwohl sie die Schmerzen kaum mehr ertrug, wusste sie plötzlich, dass die Hebamme recht hatte: Sie würde es schaffen! Beim nächsten Kommando schloss sie die Augen und presste, bis ihr schwindlig wurde.

»Sehen Sie!«, rief Marika plötzlich und lächelte Dr. Frank an. »Das Köpfchen ist da.«

Die frischgebackene Mutter öffnete die Augen. Mit der Hilfe ihres Mannes richtete sie sich ein wenig auf. Tatsächlich! Da war der Kopf ihres Kindes. Sie konnte es kaum glauben.

»Ein Mal noch, dann haben Sie es geschafft. Fest. Gut so.«

Ein kleiner, zorniger Schrei ertönte. Schlagartig verwandelte sich die Anspannung im Kreißsaal in Erleichterung. Für einen unfassbaren Moment lang schien die Zeit still zu stehen.

Als sich die Welt wieder zu drehen begann, flossen Tränen. Glückwünsche wurden ausgesprochen.

Während sich die Kinderärztin um das neugeborene Mädchen kümmerte, betreute Marika Hafner die Nachgeburt. Im Anschluss untersuchte Stefan Frank die junge Mutter und nähte die Geburtswunde. Schließlich wurde die kleine Familie auf ein Familienzimmer verlegt.

Bevor Dr. Frank in seine Praxis in Grünwald zurückkehrte, half er Marika beim Aufräumen.

»Ich bewundere jedes Mal wieder Ihre Ruhe und Gelassenheit. Und dann erst Ihre Herzlichkeit. Man könnte meinen, Sie wären mit allen werdenden Eltern verwandt«, sparte er nicht mit Lob. »Das wirkt sich sehr positiv auf die werdenden Mütter aus.«

Das Blut schoss Marika in die Wangen.

Sie bedankte sich, blieb aber bescheiden: »Ich denke, das ist ein Teil meiner Aufgabe als Hebamme. Eine Geburt ist das größte Wunder im Leben einer Frau. Es sollte nicht in Angst untergehen, sondern trotz der Schmerzen zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.«

Nicht zum ersten Mal bemerkte Stefan Frank die Wehmut in der Stimme seiner neuen Kollegin, den traurigen Ausdruck in ihren Augen.

Er hätte gerne nachgefragt, was sie bedrückte, doch mit einem Blick auf die Uhr fuhr Marika schnell fort: »Jetzt muss ich mich leider entschuldigen. Doktor Waldner hat mich gebeten, die Klinikbesichtigung der werdenden Eltern zu begleiten. Ich werde sicher schon erwartet.«

Sie schenkte Dr. Frank ein entschuldigendes Lächeln und eilte davon, ehe er noch irgendetwas sagen konnte.

***

Lukas Oswald steckte den Kopf durch die Wohnzimmertür und sah hinüber zu seinem Bruder.

»Hast du dieses Stück komponiert?«

Leon saß am Flügel. Er lauschte auf die Töne, die hinauf an die Decke der Altbauwohnung getanzt waren. Als sie verklungen waren, griff er nach einem Bleistift und machte eine Korrektur auf dem Notenblatt. Erst dann drehte er sich um und grinste schief.

»Das ist mir heute Nacht eingefallen, als ich mal wieder nicht schlafen konnte«, erzählte er.

Lukas kam herein. Der Parkettboden knarrte unter seinen Füßen, als er sich an den Flügel lehnte.

»Das klingt fantastisch. Du solltest deine Stücke mal jemandem vorspielen, der sich mit Musik auskennt.«

»Du weißt doch, wie das ist«, seufzte Leon. »Jeder bestätigt dir dein großartiges Talent, aber niemand will das Risiko eingehen und dir eine Chance geben.« Er schüttelte den Kopf. »Denke doch nur an die Bar, in der ich jeden Abend spiele. Mein Brötchengeber verlangt, dass ich nur bekannte Melodien spiele. Von meinen eigenen Kompositionen will er nichts wissen.«

Versonnen strich Lukas mit der Hand über den glänzenden Lack des Instruments. Er wusste schon nicht mehr, wie oft sie dieses Gespräch geführt hatten.

»Vielleicht solltest du es wirklich mal mit einem Produzenten versuchen«, setzte er noch einmal an. »Nur eine Audition. Was hast du schon zu verlieren?«

»Meinen Stolz.« Leon starrte auf seine langen Finger, die noch immer auf den Tasten lagen.

»Pianistenfinger«, hatte seine Mutter immer gesagt und ihn nach Kräften unterstützt. Sie hatte die besten Musiklehrer engagiert, ihn zu Klavierstunden und zum Vorspielen gefahren – sehr zum Ärger seines Vaters, der die Träume seines zweiten Sohnes als Hirngespinste abgetan hatte.

Doch das war lange her. Die Ehe seiner Eltern war seit Jahren geschieden, der Kontakt zu Mutter und Vater nach hässlichen Streitereien abgebrochen.

»Ein Vorspiel ist allemal besser, als es überhaupt nicht mehr zu versuchen«, sagte Lukas in seine Gedanken hinein. »Ich weiß, dass es schwer ist. Aber du bist gut, Leon. Ich glaube an dich, und das solltest du auch tun. Du musst einfach dranbleiben.«

Gedankenverloren ließ Leon seine Finger über die Tasten tanzen. Eine kleine, hübsche Melodie entstand.

»Ich denke darüber nach«, versprach er und hob den Kopf. Seine braunen Augen ruhten auf Lukas. »Auf keinen Fall sollst du denken, ich würde dich ausnutzen. Du tust so viel für mich. Ohne dich wäre ich wahrscheinlich längst obdachlos.«

»Unsinn. Ich gebe dir doch gar kein Geld.«

»Aber du gewährst mir Asyl.« Leon ließ den Blick durch das Zimmer mit den kostbaren Orientteppichen und den raumhohen Bücherwänden wandern. »Ich hätte es schlechter treffen können.«

Die beiden lachten kurz zusammen. Die Kaminuhr schlug zur vollen Stunde. Seufzend stieß sich Lukas vom Flügel ab.

»Schon zehn Uhr. Langsam sollte ich mich auf den Weg ins Büro machen. Sonst geben meine Angestellten am Ende noch eine Vermisstenanzeige auf.« Er nickte Leon zu und durchquerte den Raum. An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Übrigens habe ich heute Abend ein Geschäftsessen. Du bist herzlich eingeladen, mich zu begleiten.«

»Als die Frau an deiner Seite?«

»Quatschkopf«, gab Lukas lachend zurück. »Vielleich triffst du dort jemanden, der dir weiterhelfen kann. Kontakte haben noch nie geschadet.«

»Heute Abend kann die ›Mondscheinbar‹ leider nicht auf mich verzichten. Aber ein andermal gerne.«

»Ich nehme dich beim Wort«, bekräftigte Lukas lächelnd und verließ das Zimmer.

Leise fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und kurz darauf die Wohnungstür. Leon war alleine. Eine Weile saß er gedankenverloren am Flügel. Schließlich richtete er den Blick wieder auf das handgeschriebene Notenblatt. Noch einmal spielte er sein neues Lied, um die Noten danach zu all den anderen in den Hefter zu stecken, wo sie in Ruhe verstauben konnten.

***

Nach ein paar sonnigen Tagen lag am nächsten Morgen die kühle feuchte Oktoberluft schwer über der Stadt. Auf dem Weg zur Arbeit zog Marika Hafner ihren Schal enger um den Hals und beschleunigte die Schritte.

Nebel schwebte über den Rasenflächen neben dem Gehweg, hüllte Baumstämme und Sträucher ein, dass sie fast unwirklich und wie Traumgebilde wirkten. Schnuppernd hob Marika die Nase. Früher hatte sie diesen Duft nach feuchter Erde und nassem Laub geliebt. Doch seit vergangenem Jahr war er untrennbar mit dem Todestag ihrer Zwillingsschwester Caroline und ihres ungeborenen Babys verbunden.

War wirklich schon ein ganzes Jahr vergangen? In diesem Jahr hatte Marika an vieles gedacht, nur nicht an ihre Arbeit. Sie hatte sich Zeit genommen, um zu trauern und um darüber nachzudenken, wie es weitergehen sollte. Darüber war ihre Beziehung zu Sven zerbrochen, weil er ihren Schmerz nicht verkraftet hatte. Zu ihrer eigenen Überraschung war Marika erleichtert darüber gewesen, nun nur noch an sich denken zu müssen. Es war niemand mehr da, auf den sie Rücksicht nehmen, dessen Mitleid sie ertragen musste. Niemand, dessen hilflos-aufmunternde Worte sie an den Rand des Abgrunds schickten.

Aber es war eben auch niemand mehr da gewesen, der sie in den Arm genommen oder sie von ihren trüben Gedanken, ihrer Einsamkeit abgelenkt hatte. Das war auch der Grund, warum sie nach reiflicher Überlegung beschlossen hatte, einen Neuanfang zu wagen. Sie hatte ihre Heimat verlassen und war ins weit entfernte München gezogen, um die Stelle als freie Hebamme an der Waldner-Klinik anzunehmen. Denn eines war ihr in diesem Jahr klar geworden: Marika brauchte endlich wieder Menschen um sich.

Unter dem Siegel der Verschwiegenheit hatte sie dem Klinikleiter Uli Waldner schon im Bewerbungsgespräch ihre Geschichte erzählt. Er musste wissen, womit sie zu kämpfen hatte, und war feinfühlig auf sie eingegangen. Eigentlich hatte er eine Hebamme mit festen Arbeitszeiten gesucht. Doch für Marika Hafner mit ihrer Erfahrung und Qualifikation hatte er ein neues Modell geschaffen. Jetzt war sie freie Mitarbeiterin auf Abruf in der Waldner-Klinik.

Mit diesen Gedanken erreichte Marika schließlich die Klinik. Ein paar Autos parkten am Straßenrand. Das Licht in den Fenstern verriet, dass das Krankenhaus bereits erwacht war. Marika atmete tief durch und trat auf die Eingangstür zu.

Anfangs war es ihr schwergefallen, die Klinik zu betreten. Seit dem Tag, an dem ihr Herz in tausend Stücke gesprungen war, hatte sie keine Geburt mehr begleitet. Ihre beste Freundin Dana hatte ihr geraten, einen Psychologen aufzusuchen, um den Tod ihrer Zwillingsschwester und ihres ungeborenen Neffen zu verarbeiten. Doch das hatte Marika nicht gewollt. Sie wusste, dass es hart werden würde. Trotzdem wollte sie alleine zurechtkommen. Caroline und ihre Erinnerung an sie sollten ihr alleine gehören. Sie wollte sich nicht dabei helfen lassen, den Schmerz zu verarbeiten und sich des Traumas zu entledigen, um später mit leichterem Herzen weiterzuleben.

Als Marika einen Stoß am Arm fühlte, zuckte sie zusammen. Die Dame, die sie auf ihrem Weg ins Innere der Klinik gestreift hatte, murmelte eine Entschuldigung und eilte weiter. Und auch für Marika wurde es Zeit. Lange genug hatte sie zu Hause gesessen und sich in Erinnerungen verloren. Es wurde Zeit, ihren Platz im Leben wiederzufinden.

Der vertraute Geruch nach Desinfektionsmitteln, Medikamenten und einem Hauch von Kaffee wehte ihr entgegen.

Die Schwester am Empfangstresen hob die Hand und winkte ihr zu.

»Da sind Sie ja, Marika. Doktor Frank sucht Sie schon verzweifelt. Haben Sie Ihr Handy nicht dabei?«

Versunken in die Vergangenheit musste Marika das Klingeln überhört haben.

»Was ist los?«, erkundigte sie sich rasch.

»Eine Beckenendlage hat sich überraschend auf den Weg gemacht. Der Doktor braucht Sie dringend.«

»Ich bin schon auf dem Weg.«

Mit einem Schlag war alles andere vergessen – ein Gefühl, das Marika im vergangenen Jahr schmerzlich vermisst hatte. Mit dem sicheren Gefühl, mit der Waldner-Klinik die richtige Entscheidung für sich und ihre Zukunft getroffen zu haben, lief sie los.

***

Schon von Weitem hörte Marika das Stöhnen der werdenden Mutter auf dem Klinikflur. Sie stürmte in den Vorraum des Kreißsaals. In Windeseile zog sie sich um und wusch die Hände. Keine zehn Minuten später stand sie neben Dr. Frank. Die Ringe unter seinen Augen zeugten von einer langen Nacht.

»Gut, dass Sie da sind. Die Fruchtblase ist geplatzt, aber das Baby liegt ungünstig«, berichtete er, was vorgefallen war.

Marika zog die Handschuhe an und trat ans Bett der werdenden Mutter. Die Frau, blass und schweißgebadet, hielt sich an den Bettseiten fest. Ihr Keuchen und Stöhnen ging durch Mark und Bein. Marika legte eine Hand auf ihre Schulter.

»Alles wird gut«, sprach sie beruhigend auf die werdende Mutter ein. »Sie sind nicht alleine. Wir stehen das zusammen durch.«

Nach einer kurzen Untersuchung wandte sie sich an Dr. Frank. Gemeinsam beschlossen sie die nächsten Schritte.

»Sehr schön«, bestätigte Marika schließlich mit einem zufriedenen Nicken. »Ich werde versuchen, das Baby von außen in die richtige Position zu schieben.«

Das gesamte Team arbeitete hochkonzentriert. Krankenschwestern eilten hin und her, brachten Instrumente und bereiteten Medikamente vor. Die Monitore piepten im Chor. Der werdende Vater erkundigte sich besorgt nach dem Wohlergehen seiner Frau.

Die Bemühungen zeigten den gewünschten Erfolg. Endlich lag das Baby richtig. Trotzdem zog sich die Geburt weiter in die Länge. Irgendwann musste Dr. Frank in die Praxis fahren.

»Ich melde mich, falls sich in den nächsten paar Stunden etwas Entscheidendes tut«, beruhigte Marika ihren Kollegen.

Doch als Dr. Frank gegen Abend wieder in die Klinik kam, lag die arme Frau noch immer in den Wehen. Zwischendurch hatte Marika zwei anderen Kindern auf die Welt geholfen und ein paar Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt. Seit zwei Stunden wachte sie nun wieder ununterbrochen an der Seite ihrer Patientin.

»Sie kommen gerade richtig.« Wenn Marika erleichtert darüber war, den Arzt zu sehen, ließ sie es sich nicht anmerken. »Ich denke, es ist Zeit für einen Kaiserschnitt.«