Dr. Stefan Frank 2792 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2792 E-Book

Stefan Frank

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Völlig außer Atem erreicht Dr. Frank die Waldner-Klinik und blickt direkt auf eine aufgeregte Menschenmenge vor der blockierten Fahrstuhltür. Im Inneren des stecken gebliebenen Fahrstuhls: Seine Patientin, Nadja Nowak, hochschwanger und in akuter Not. Während ein Patient hilflos berichtet, dass der Notruf bereits betätigt wurde, weiß Dr. Frank, dass er keine Sekunde zu verlieren hat.
"Lassen Sie mich durch", ruft er, drängt sich vor und hämmert gegen die Tür. "Hier ist Doktor Frank, können Sie mich hören?"
"Ja! Die Wehen kommen in immer kürzeren Abständen, und wir haben keinen Gynäkologen hier", informiert ihn ein nervöser Kollege aus der Radiologie. Neben ihm stecken noch Schwestern und Ärzte anderer Fachrichtungen fest - aber niemand mit Geburtserfahrung.
Dr. Frank atmet tief durch, bevor er die entscheidende Anweisung gibt.
"Hören Sie mir jetzt gut zu", ruft er in den Spalt, "wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen das Baby im Fahrstuhl zur Welt bringen."

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 130

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Notgeburt im Fahrstuhl

Vorschau

Impressum

Notgeburt im Fahrstuhl

Arztroman um einen dramatischen Start ins Leben

Völlig außer Atem erreicht Dr. Frank die Waldner-Klinik und blickt direkt auf eine aufgeregte Menschenmenge vor der blockierten Fahrstuhltür. Im Inneren des stecken gebliebenen Fahrstuhls: seine Patientin Nadja Nowak, hochschwanger und in akuter Not. Während ein Patient hilflos berichtet, dass der Notruf bereits betätigt wurde, weiß Dr. Frank, dass er keine Sekunde zu verlieren hat.

»Lassen Sie mich durch«, ruft er, drängt sich vor und hämmert gegen die Tür. »Hier ist Doktor Frank, können Sie mich hören?«

»Ja! Die Wehen kommen in immer kürzeren Abständen, und wir haben keinen Gynäkologen hier«, informiert ihn ein nervöser Kollege aus der Radiologie. Neben ihm stecken noch Schwestern und Ärzte anderer Fachrichtungen fest – aber niemand mit Geburtserfahrung.

Dr. Frank atmet tief durch, bevor er die entscheidende Anweisung gibt.

»Hören Sie mir jetzt gut zu«, ruft er in den Spalt, »wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen das Baby im Fahrstuhl zur Welt bringen.«

Voll bepackt öffnete Nadja Nowak in aller Herrgottsfrühe ihren Blumenladen an der Ecke. Die Vierundzwanzigjährige hatte schon seit Beginn ihrer Lehre von der kleinen Ladenfläche geträumt, die sich im noblen Münchner Vorort Grünwald befand, an dessen Rand sie aufgewachsen war.

Eisern hatte sie jeden Cent von ihrem Gehalt gespart, das sie in ihrer Ausbildung zur Floristin verdient hatte, um sich irgendwann den eigenen Laden leisten zu können. Mit einer kleinen Summe, die ihr die Oma vererbt hatte, und ihren eigenen Ersparnissen, war es Nadja vor einem Jahr dann endlich gelungen, die Traumimmobilie für die nächsten acht Jahre zu pachten und für einen erfolgreichen Start auszustatten.

Der Klinkerbau mit den roten Ziegeln besaß zwei bodentiefe Fenster, die an der Ecke in eine wunderschöne Tür zusammenliefen. Der kunstvolle Eingang schuf mit seiner blau-grünen Bleiverglasung genau das richtige Ambiente für die Sorte von Blumenladen, die Nadja sich in den Kopf gesetzt hatte.

Märchenhaft verspielt, aufregend anders, wie ein Ausflug in eine andere Welt – so sollte ein Besuch in ihrem Laden sein. Und Nadja hatte den richtigen Riecher bewiesen. Kaum ein Grünwalder verließ ihren Laden, ohne eins der besonderen Gestecke mitzunehmen. Regelmäßig wurde ihr berichtet, dass Bilder ihrer Arbeit auf diversen Social-Media-Plattformen herumschwirrten. Das war kein Wunder, denn die farbenfrohen, fantasievollen Sträuße eigneten sich perfekt zum Fotografieren.

In einem hohen Bogen warf Nadja ihren Mantel mitsamt ihrer Tasche auf den türkisblauen Samtsessel, der für wartende Kundschaft bereitstand. Um ein Haar erwischte sie eins der riesigen Monsterablätter, die sich aus dem Regal nach vorne in die Verkaufsfläche drängten, so als wäre man im Dschungel.

»Entschuldige«, säuselte Nadja und streichelte das symmetrisch gelöcherte Blatt. »Was musst du dich auch immer überall mitreindrängen?«

Gespannt schloss Nadja die Tür zum hinteren Raum auf, in dem ihre Lieferung vom Großmarkt auf sie wartete. Obwohl Nadja sich sehr gut auskannte und genau wusste, was sie wollte, war auch sie nicht vor Überraschungen gefeit. Doch nach ein paar gekonnten Handgriffen, mit denen sie die zusammengebundenen Blumen und Blätter unter die Lupe genommen hatte, stellte sie glücklich fest, dass heute einer der Morgen war, an denen alles in einem Top-Zustand war.

Zielsicher schnappte sie sich ein paar Blumen und legte diese nebeneinander auf ihre Arbeitsfläche. Nach einem kurzen Blick auf den rosa Zettel, auf dem sie ihre Bestellungen notierte, entschied sie sich, mit dem Bouquet für Dr. Alexandra Schubert anzufangen.

Die Augenärztin war die Lebensgefährtin von Dr. Frank, dem beliebten Grünwalder Hausarzt, den auch Nadja regelmäßig als Patientin besuchte. Sie wünschte sich ein kleines Gesteck für ein intimes Abendessen mit ihrem Freund zur Feier ihres Jahrestages. Nadja freute sich. Die beiden waren ein tolles Paar, und die Tatsache, dass Alexandra an solch schöne Details dachte, sprach Bände über ihre Liebe. Mit einem verträumten Lächeln machte sich die Floristin an die Arbeit.

***

»Guten Morgen, Schatzi«, begrüßte Carola Nowak ihre Tochter.

Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange und fischte ein Blütenkätzchen aus Nadjas Hochsteckfrisur, aus der sich schon einige blonde Strähnen gelöst hatten.

»Du siehst mal wieder aus wie eine Vogelscheuche«, meinte Carola und lachte.

»Eine hübsche Vogelscheuche?«, fragte Nadja, die wusste, dass ihre Mutter es nie böse meinte.

»Die Hübscheste«, versprach ihre Mutter und band sich die Schürze um, die Nadja schon auf die Arbeitsfläche gelegt hatte.

»Es ist übrigens nicht mehr Morgen«, berichtigte Nadja sie und zwinkerte ihrer Mutter zu, die sich das Ausschlafen fast nie nehmen ließ.

Dabei war Carola Nowak alles andere als faul. Seit Nadja denken konnte, hatte ihre Mutter bis spät in die Nacht hinein Überstunden und über Jahre hinweg mehrere Jobs gleichzeitig gemacht. Die Mittvierzigerin hatte Nadja schon früh zur Welt gebracht und wusste, was harte Arbeit bedeutete. Obwohl sie alleinerziehend gewesen war, hatte es Nadja an nichts gefehlt, und ihre Mutter hatte alles getan, um die Abwesenheit von Nadjas Vater auszugleichen. Nadja war froh, ihre Mutter als Angestellte zu haben. Nicht nur, weil sie so fleißig war und sie einfach gern mit ihr zusammenarbeitete, sondern weil sie ihr auf diese Weise das Ausschlafen zurückgeben konnte.

»Was soll ich sagen?«, erwiderte Carola grinsend. »Das ist der Luxus, den man sich mit einer erfolgreichen Tochter leisten kann. Ausschlafen ist etwas Wunderbares.«

»Erfolgreich können wir erst sagen, wenn ich mit dem Laden ein paar gute Jahre hinter mir habe«, gebot Nadja dem Stolz ihrer Mutter Einhalt.

»Ja, ja, das sagst du immer. Dabei solltest du dich mal darüber freuen, wie gut es dir finanziell geht!«, forderte die Mutter. »Du bist immer viel zu bescheiden.«

»Ich will nur keine Enttäuschung erleben«, versuchte Nadja zu erklären, warum sie sich auf ihr erstes Geschäftsjahr nicht zu viel einbilden wollte. »Vielleicht hatte ich am Anfang nur Glück.«

»Das ist kein Glück, Liebes«, seufzte ihre Mutter und schaute sie liebevoll an. »Du hast Talent und bist die fleißigste Person, die ich kenne. Nach mir, natürlich. Du hast dir deinen Erfolg ehrlich verdient.«

»Wenn du meinst ...«, murmelte Nadja und machte ein trauriges Gesicht.

Carola beobachtete ihre Tochter einen Augenblick. Gebückt stand sie vor der Arbeitsfläche und friemelte konzentriert einen Haselzweig, der die Form eines Korkenziehers besaß, zwischen feuerroten Tulpen durch die schmale Öffnung einer hohen Vase. Direkt vor ihr standen schon drei ausladende Blumensträuße und zwei Tischgedecke, die fertig zur Abholung waren, und Carola hätte darauf wetten können, dass Nadja sich noch keine Pause gegönnt hatte. Mit ihren zarten Fingern erschuf ihre Tochter wie im Zeitraffer ein Blumenarrangement nach dem anderen und das tagein, tagaus. Und obwohl Carola wusste, dass es ihrer Tochter unglaublichen Spaß machte, kam sie nicht umhin zu merken, dass in Nadjas Augen seit geraumer Zeit so etwas wie Trauer lag.

»Willst du mir nicht langsam mal sagen, was los ist?«, fragte Carola vorsichtig und setzte sich auf den kleinen Drehstuhl. »Soll ich uns einen Kaffee machen und du erzählst einfach mal, was dir auf der Seele liegt?«

»Ich weiß es doch selbst nicht«, wandte sich Nadja um eine direkte Antwort.

»Ist es der Laden?«

»Nein«, versicherte Nadja schnell. »Ich liebe meine Arbeit. Ohne den Laden würde es mir sicher schlechter gehen.«

»Dann muss es ja etwas zu Hause sein«, stellte Carola fest. »Du bist ja nur auf der Arbeit oder die paar Stunden zu Hause mit Rico.«

Nadja ließ die Blumenschere sinken und setzte sich mit hängenden Schultern auf den anderen Stuhl.

»Ist es Rico?«, ließ Carola nicht locker. »Hat er was angestellt?«

»Ach, du weißt doch wie er ist«, rückte Nadja endlich mit der Sprache heraus. »Er hat nichts angestellt. Aber ... ach, er ist einfach so wie immer.«

»Was ist denn das Problem? Fehlt die Zärtlichkeit?«

»Nein, nein«, musste Nadja zugeben. »Romantik war ja noch nie sein Ding, große Worte oder Gesten, das ist nicht Rico. Aber das muss auch nicht sein.«

»Aber was fehlt dir dann?«

Nadja schaute ihre Mutter lange an.

»Hat er immer noch keinen Job gefunden?«, tippte Carola richtig. »Es ist doch jetzt schon drei Jahre her.«

»Er sagt, dass es total schwer ist, etwas Passendes zu finden. Aber ich glaube, das ist nur eine Ausrede.«

»Meinst du, er will gar nicht arbeiten?«

»Doch, irgendwie schon. Manchmal gibt er auch zu, dass ihm das nicht guttut. Das Nichtstun. Aber das Problem ist, dass er außer Aushilfsjobs nicht viele Möglichkeiten hat.«

»Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.« Carola war sich sicher, dass noch etwas anderes dahintersteckte. »Rico ist in der Blüte seines Lebens, ein kerngesunder, sportlicher Mann. Und ein guter Handwerker ist er doch auch, oder?«

»Ja, er ist total begabt, was handwerkliche Dinge angeht. Aber dafür müsste er halt erst mal eine Ausbildung machen und das sieht er irgendwie nicht ein. Er sagt, er will gleich Geld verdienen und nicht drei Jahre für einen Hungerlohn malochen.«

»Ja, aber das Leben ist doch kein Wunschkonzert«, ärgerte sich Carola. »Wenn er ewig so weiterlebt und immer nur Aushilfsjobs annimmt, wie will er denn da je eine Familie ernähren?«

»Ich weiß nicht, ob Rico an so etwas wie Kinder überhaupt denkt«, sagte Nadja traurig.

Carola nickte und legte ihrer Tochter tröstend die Hand auf den Oberschenkel.

»Du weißt, ich mag Rico. Aber so wie du sprichst, klingt es nicht gerade so, als wäre er der Mann, mit dem du dir eine Zukunft aufbauen kannst.«

Nadja schluckte. »Aber ... ich mag den Gedanken, dass ich mit meinem ersten Freund alt werde.«

»Das ist ein schöner Gedanke«, bestätigte sie ihre Mutter. »Aber wie stellst du dir das vor? Du sagtest, du willst einmal Mutter werden. Willst du dann weiter Vollzeit arbeiten? Kinder lassen sich nicht nebenbei zur Welt bringen und großziehen. Das kostet Zeit, und die bleibt dir nicht, wenn du euch alle mit dem Laden über die Runden bringen musst.«

»Ich denke noch gar nicht an Kinder«, wehrte Nadja entschieden ab. »Das ist viel zu früh. Auch für mich. Ich will lieber noch ein paar Jahre arbeiten, Geld zur Seite legen und irgendwann genug haben, damit ich mir eine kleine Wohnung kaufen kann. Zusammen mit meinem Mann.«

»Aber siehst du denn Rico als diesen Mann? Kannst du dir das vorstellen?«

Nadja zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Wenn ich daran denke, was er tun müsste, damit er in dieses Bild passt ..., dann sehe ich einen anderen Menschen, der nicht so ist wie er.«

»Dann solltest du ihm das genauso sagen«, schlug die Mutter vor. »Glaub mir, das ist das Beste. Du musst ja nicht gleich die Beziehung beenden. Ich verstehe, dass ihr euch in all den Jahren sehr nah seid und euch blind vertraut, das sollte man nicht kampflos aufgeben. Aber er muss sich ändern, wenn er eine Zukunft mit dir will.«

»Wenn das mal so einfach ginge«, entgegnete Nadja unsicher. »Ich kann ihm zwar sagen, was ich mir von ihm wünsche, aber ich habe total Angst, dass er das gar nicht umsetzen kann.«

»Er muss das ja nicht alles allein und von heute auf morgen machen. Du könntest ihm deine Hilfe anbieten.«

»Das habe ich ja schon tausendmal versucht! Immer, wenn ich ihn unterstütze, artet es in Streit aus«, erinnerte sich Nadja an die häufigen Male, die das Paar in letzter Zeit gestritten hatte. »Egal, was ich vorschlage, es scheint ihn noch weiter zu demotivieren. Erst wird er wütend, und nach dem Streit sitzt er wie ein Häufchen Elend bei uns auf der Couch und sagt, es sei hoffnungslos mit ihm.«

»Vielleicht ist es das, vielleicht nicht«, dachte Carola laut nach. »Das wird nur die Zeit zeigen. Red mit ihm, sag ihm, was Sache ist. Wie es dann mit eurer Beziehung weitergeht, liegt zu einem großen Teil in seiner Hand. Wahrscheinlich kannst du ihm das wirklich nicht abnehmen.«

»Genau davor habe ich Angst«, gab Nadja zu, »wenn alles an ihm liegt, ruiniert er im Alleingang unsere Beziehung.«

»Wenn du so denkst, mein Schatz, ist es vielleicht längst zu spät für euch«, sagte die Mutter ehrlich und nahm ihre Tochter tröstend in den Arm.

***

»Das sind ja interessante Tulpen«, staunte Alexandra Schubert, als sie am Mittag ihre Bestellung bei Nadja abholte.

»Das sind Papageientulpen«, erklärte die Floristin, die sich freute, wenn sich ihre Kundschaft genauso von der Vielfalt der Blumenwelt begeistern ließ wie sie selbst. »Diese ausgefransten Ränder sehen aus wie Papageienfedern, daher der Name.«

Alexandra nickte beeindruckt. »Das werde ich mir merken.«

»Diese Züchtung gibt es sogar in Regenbogenfarben«, erzählte Nadja.

»Es gibt nichts, was es nicht gibt«, schmunzelte die Augenärztin und ging weiter zu dem Regal vor der Arbeitsfläche, auf dem die Bestellungen auf ihre Besitzer warteten.

»Ist es das?«, hoffte Alexandra und zeigte auf die flache Schale, in der Nadja ein kleines Kunstwerk aus Haselnussgrün und zwei tiefroten Rosen geschaffen hatte.

»Du sagtest ja, dass Stefan ein Naturbursche ist«, erinnerte sich Nadja. »Das Haselnussgrün sieht immer so lebendig und ursprünglich aus, finde ich.«

»Ja, überhaupt nicht künstlich oder gezüchtet«, stimmte Alexandra begeistert zu. »Ich hätte nie gedacht, dass es mit so was Elegantem wie Rosen zusammenpasst, aber das tut es.«

»Ich wollte eigentlich erst Dahlien nehmen, aber dann habe ich mich erinnert, dass Stefans Praxis inmitten eines wunderschönen Rosengartens liegt.«

»Stefan liebt seine Rosen über alles«, bestätigte Alexandra. »Er ist immer ganz traurig, wenn sie im Herbst nach und nach ihre Blütenblätter verlieren. Danke, Nadja, du hast dich mal wieder selbst übertroffen!«

Verlegen blickte die Floristin zu Boden und ging zur Kasse.

»Ich werde dir beim nächsten Mal berichten, wie das Gesteck ankam«, versprach Alexandra.

»Vielleicht erwähnt er ja morgen was.«

»Ach, hast du einen Termin bei ihm?«

Nadja nickte. »Ich habe seit ein paar Wochen Probleme mit dem Kreislauf«, erzählte sie. »Und vor ein paar Tagen ist jetzt auch noch ein flaues Gefühl im Magen dazugekommen.«

»Ich drück dir die Daumen, dass es schnell wieder besser wird«, verabschiedete sich Alexandra. »Es klingt ja nach etwas, dass du leicht wieder in den Griff bekommen kannst.«

»Ja, das schätze ich auch«, beruhigte Nadja ihre Kundin. »Wahrscheinlich ist es nur etwas Vorübergehendes.«

***

»Wow«, staunte Stefan Frank, als er am Abend nach Hause kam und sah, was Alexandra vorbereitet hatte.

Seine Freundin hatte gelbe und rote Tücher über die Stehlampen gehängt, um ein wunderschön warmes Licht im Wohnzimmer zu zaubern. Der runde kleine Tisch aus der Küche stand in der Mitte des Raumes, mit einer strahlend weißen Tischdecke und war mit dem Silber eingedeckt, das Stefan von seiner geliebten Mutter geerbt hatte.

»Du hast ja sogar die Kristallgläser rausgeholt! Wo hast du die denn gefunden?«

»Mit der Taschenlampe bewaffnet in der Kiste auf dem Dachboden«, erklärte Alexandra stolz. »Komm, wir weihen sie gleich ein.«

Gekonnt öffnete sie die Flasche Champagner, die sie in dem silbernen Sektkübel kaltgestellt hatte, und schenkte den beiden vorsichtig ein.

»Alles Gute zum Jahrestag«, prostete sie ihrem Freund zu und warf ihm einen Luftkuss zu. Nachdem beide ein paar Schlucke des prickelnden Getränks getrunken hatten, konnte Stefan nicht anders, als seine Alexandra weiter zu loben.

»Das sieht alles aus wie in einem Film. Wie du alles eingedeckt hast, die Teller mit dem zarten Goldrand, die vielen Besteckteile – ich komm mir vor wie im edelsten Lokal der Stadt!«

»Du bist im edelsten Lokal der Stadt«, versicherte sie und lachte verschmitzt.

Stefans Blick fiel endlich auf das Gesteck. »Und die Blumen.« Langsam fuhr er mit seinen Fingern über die samtigen Blütenblätter der tiefroten Rose. »Black Baccara«, bestimmte er die Sorte korrekt. »Das ist eine sehr exklusive Sorte unter den Edelrosen.«

Alexandra musste schmunzeln. Wenn Stefan erst einmal anfing, über Rosen zu fachsimpeln, fand er kein Ende mehr.

»Was für eine außergewöhnlich schöne Färbung! Sie ist eine der dunkelsten Rosen der Welt. Das Bordeaux-Rot wirkt so geheimnisvoll und dramatisch, findest du nicht? Und erst die Beschaffenheit der Blätter! Hier, fass doch mal an!«

Die beiden Rosen schimmerten im Kerzenlicht, als bestünden sie aus Seide oder Samt.