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Dr. Stefan Frank - dieser Name bürgt für Arztromane der Sonderklasse: authentischer Praxis-Alltag, dramatische Operationen, Menschenschicksale um Liebe, Leid und Hoffnung. Dabei ist Dr. Stefan Frank nicht nur praktizierender Arzt und Geburtshelfer, sondern vor allem ein sozial engagierter Mensch. Mit großem Einfühlungsvermögen stellt er die Interessen und Bedürfnisse seiner Patienten stets höher als seine eigenen Wünsche - und das schon seit Jahrzehnten!
Eine eigene TV-Serie, über 2000 veröffentlichte Romane und Taschenbücher in über 11 Sprachen und eine Gesamtauflage von weit über 85 Millionen verkauften Exemplaren sprechen für sich:
Dr. Stefan Frank - Hier sind Sie in guten Händen!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 2500 bis 2509 und umfasst ca. 640 Seiten.
Zehn Geschichten, zehn Schicksale, zehn Happy Ends - und pure Lesefreude!
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BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben
Für die Originalausgaben:
Copyright © 2019 by
Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
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Für diese Ausgabe:
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Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Covermotiv: © Natali_Mis/shutterstock
ISBN: 978-3-7517-8295-1
https://www.bastei.de
https://www.luebbe.de
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Cover
Titel
Impressum
Inhalt
Dr. Stefan Frank 2500
Schicksalsstunde für Dr. Frank
Dr. Stefan Frank 2501
Rette meine Schwester, Dr. Frank!
Dr. Stefan Frank 2502
Sturz ins Bodenlose
Dr. Stefan Frank 2503
Diagnose: ein einziges Rätsel
Dr. Stefan Frank 2504
Eine Schwester gibt auf
Dr. Stefan Frank 2505
Noteinsatz im Kindergarten!
Dr. Stefan Frank 2506
Dann trage ich dich durchs Leben
Dr. Stefan Frank 2507
Meiner Schwester helfe ich selbst!
Dr. Stefan Frank 2508
Warum hast du nichts gesagt?
Dr. Stefan Frank 2509
Schwester oder Todesengel?
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Contents
Schicksalsstunde für Dr. Frank
Als es für den Grünwalder Arzt um alles ging
In diesem großen Jubiläumsband erwartet Sie eine dramatische Geschichte, in der Dr. Stefan Frank um seine Existenz fürchten muss. Eine abgewiesene Frau sinnt auf Rache und bringt den beliebten Grünwalder Arzt in eine furchtbare Lage …
Neben dieser spannenden Geschichte hält Band 2500 viele andere Überraschungen für Sie bereit. Betrachten Sie beispielsweise die Titelbilder vergangener Dr. Frank-Ausgaben, und erleben Sie so eine kleine Zeitreise durch die letzten Jahrzehnte. Außerdem erwarten Sie als Extra unglaubliche, aber wahre Fallgeschichten aus der Medizin, die Sie staunen lassen werden.
Martha Giesecke erschien an der Tür zum Sprechzimmer und warf ihrem Chef einen fragenden Blick zu. Stefan Frank nickte ihr unmerklich zu.
„Luise“, sagte sie daraufhin, „komm mal mit mir. Wir haben eine Überraschung für dich.“
Die Siebenjährige war bereits von ihrem Stuhl gehüpft, denn Überraschungen in Dr. Franks Praxis lockten sie immer, außerdem konnte sie nicht mehr still sitzen.
„Darf ich, Mama?“, fragte sie zwar noch, aber da sie nicht ernsthaft mit einer ablehnenden Antwort rechnete, war sie bereits auf dem Weg zur Tür.
„Ja, sicher, Mäuschen“, antwortete ihre Mutter, und weg war die Kleine.
Viola Achinger wandte sich ihrem Hausarzt zu.
„War das jetzt Absicht?“, fragte sie unsicher. „Wollen Sie etwas mit mir besprechen, Herr Dr. Frank?“
Stefan Frank bedachte sie mit einem prüfenden Blick. Frau Achinger war eine sehr aparte junge Frau. Die fast schwarzen Haare trug sie kinnlang, der Pony verdeckte beinahe ihre Augenbrauen. Sie hatte überraschend blaue Augen in einem zarten Gesicht mit kleiner Nase und einem hübsch geschwungenen Mund.
Wenn sie im Wartezimmer saß und auch Männer anwesend waren, so hatte ihm Martha Giesecke berichtet, dann konnten diese ihre Blicke kaum von Viola Achinger abwenden. Das glaubte Dr. Frank gern.
„Ja“, antwortete er auf ihre Frage, „und ich denke, Sie wissen auch, was ich mit Ihnen besprechen möchte.“
Sie errötete heftig, wobei sie seinem Blick auswich, aber sie sagte nichts.
Er wartete noch einige Sekunden, doch ihm wurde schnell klar, dass er den Anfang würde machen müssen.
„Wie lange soll das noch so weitergehen? Das mit Ihnen und Ihrem Mann, meine ich.“
Die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich, aber noch immer war die junge Frau nicht bereit, etwas zu antworten. Ihre Lippen begannen zu zittern.
„Sie sind unglücklich“, fuhr Stefan Frank im selben ruhigen Tonfall wie zuvor fort. „Ihre Ehe ist längst gescheitert, aber Sie trennen sich nicht, weil Sie denken, dass Luise ihren Papa braucht.“
„Ist das denn nicht so?“ Viola Achingers Stimme war so leise, dass Dr. Frank Mühe hatte, ihre Worte zu verstehen.
„Wenn er für die Kleine da wäre, sicher. Aber das ist er doch nicht.“ Stefan Frank wartete einen Moment, bevor er seine nächste Frage stellte. „Hat Ihr Mann wieder eine neue Freundin?“
„Schon seit ein paar Wochen“, erwiderte seine Patientin bedrückt. „Er … er ist kaum noch zu Hause. Wenn ich versuche, mit ihm zu reden, dann behauptet er, dass ich Gespenster sähe. Außerdem brauche ein Mann nun einmal eine gewisse Freiheit, um glücklich zu sein. Aber ich … ich kann so nicht leben.“
„Warum tun Sie es dann? Wie oft haben Sie schon hier bei mir gesessen, unglücklich, in Tränen aufgelöst? Und wie oft haben Sie sich schon geschworen, ihn dieses Mal endlich zu verlassen? Und doch sind Sie bislang jedes Mal geblieben.“
„Ich denke immer noch, dass ich Luise den Papa nicht wegnehmen kann. Sie hängt an ihm, sie wird …“
„Sie hängt an ihm, aber sie leidet unter der Situation, Frau Achinger. Und sie will, dass ihre Mama endlich wieder glücklich ist und lacht, wie früher. Sie haben einen Mann verdient, der Sie zu schätzen weiß. Ich bin sicher, dass es diesen Mann irgendwo gibt – und nach allem, was ich von Ihnen höre, bin ich ebenso sicher, dass Ihr Mann für Sie nicht der Richtige ist.“
„Woher wollen Sie wissen, dass Luise unter der Situation leidet?“
„Ich habe sie beobachtet, solange sie hier bei uns war. Und ich habe gehört, wie sie spricht, was sie sagt. Sie macht sich Sorgen um Sie, das vor allem. Und sie ist traurig, Frau Achinger. Sie tun Ihrer Tochter nichts Gutes, wenn Sie an Ihrer Ehe festhalten, die schon vor Jahren gescheitert ist. Sie brauchen einen Mann, der Sie liebt. Und den Sie lieben.“
Wieder wurde Viola Achinger rot, wieder wich sie seinem Blick aus, und er fragte sich, ob es diesen Mann vielleicht schon gab – ohne dass seine Patientin sich das bislang eingestanden hatte. Er konnte es nur hoffen, denn das würde ihr die Entscheidung, die sie schon vor Jahren hätte fällen sollen, sehr erleichtern.
„Sie lieben doch Ihren Mann schon lange nicht mehr“, sagte er sanft.
„Das stimmt“, gab sie zu. „Ich habe mich von Frederiks Charme täuschen lassen, ich habe nicht gesehen, was er mit diesem Charme verbirgt. Ich war ja auch noch sehr jung, als ich ihn kennenlernte. Er hat meine Unerfahrenheit ausgenutzt. Wahrscheinlich war es das, was ihn vor allem angezogen hat. Aber das war ja schon bald nicht mehr genug.“
Ihre Stimme klang bitter, aber Stefan Frank hörte auch den Zorn heraus, den sie bislang immer hinuntergeschluckt hatte. Er war direkt froh darüber, denn wenn sie ihren Zorn zuließ, würde sie es vielleicht endlich schaffen, die Initiative zu ergreifen.
„Sie machen mir Mut, Herr Dr. Frank. Meinen Sie, ich soll mit Luise über die Situation reden? Ich dachte bislang immer, dass sie noch zu klein ist.“
„Sie ist nicht zu klein, um traurig zu sein“, gab Stefan Frank zu bedenken. „Man darf Kinder nicht unterschätzen, sie haben ein feines Gespür für unterschwellige Strömungen. Es wird ihr nicht gefallen, wenn sie hört, dass Sie über eine Trennung nachdenken – aber die jetzige Situation gefällt ihr auch nicht. Kindern ist es natürlich immer am liebsten, wenn ihre Eltern sich verstehen und zusammen bleiben. Aber wenn das nicht möglich ist, dann ist eine klare Trennung besser.“
„Es ist seltsam für mich, dieses Gespräch mit Ihnen zu führen“, gestand Viola.
„Warum, wenn ich fragen darf?“
„Weil Sie all das aussprechen, was ich sonst nur denke. Ich führe ja über dieses Thema endlose Selbstgespräche mit mir. Meistens versuche ich, mich davon zu überzeugen, dass es gut für uns alle ist, wenn ich wenigstens noch so lange durchhalte, bis Luise alt genug ist, um eine Scheidung besser zu verkraften. Ich weiß, Sie haben schon einige Male versucht, mir zu sagen, dass ich Ihrer Ansicht nach falschliege, aber so klar wie heute haben Sie sich noch nie geäußert.“
„Doch, das habe ich durchaus getan, aber sie waren bislang nicht bereit, sich auf ein solches Gespräch einzulassen“, erwiderte Stefan Frank gelassen. „Haben Sie Freundinnen, mit denen Sie Ihre Probleme besprechen?“
„Über meine Ehe kann ich nur mit meiner besten Freundin offen sprechen, sie versteht mich. Alle anderen finden Frederik so charmant und attraktiv, dass schon die kleinste kritische Bemerkung über ihn auf Unverständnis stößt.“
Viola verstummte plötzlich, wieder errötete sie.
„Vielleicht hatten sie alle schon Affären mit ihm“, setzte sie leiser hinzu. „Komisch, dass mir dieser Gedanke jetzt erst kommt. Ich glaube nicht, dass Frederik in dieser Hinsicht Skrupel hat.“
„Sollte es so sein, wären diese Frauen kaum Ihre Freundinnen“, bemerkte Stefan Frank.
„Das sind sie eigentlich auch nicht“, stellte Viola fest. „Ich weiß gar nicht, warum ich mich immer noch mit ihnen getroffen habe, eigentlich haben wir uns nichts zu sagen.“ Zum ersten Mal, seit Stefan dieses Gespräch begonnen hatte, sah sie ihn direkt an. „Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Herr Dr. Frank.“
„Haben Sie jetzt keine Angst mehr?“, fragte der Grünwalder Arzt lächelnd.
„Doch, aber ich werde trotzdem handeln“, versprach Viola.
„Dann nehmen Sie jetzt bitte auf der Untersuchungsliege Platz, sonst wird Luise irgendwann ungeduldig werden.“
Die Untersuchung ergab, dass Viola einen grippalen Infekt gut überstanden hatte, und so verabschiedete sie sich wenig später, nachdem sie Stefan Frank ein weiteres Mal für seine „Denkanstöße“, wie sie es jetzt nannte, gedankt hatte.
„Mami!“, rief Luise, als Viola das Sprechzimmer verließ. „Ich durfte ein Schokoplätzchen essen und ein Bild ausmalen. Hier, es ist schon fast fertig.“
Luise sah aus wie eine jüngere Ausgabe ihrer Mutter, dachte Dr. Frank einmal mehr. Auch an ihr würden die Blicke anderer eines Tages hängen bleiben – vor allem die der Männer.
Viola bewunderte das Bild, dankte Martha Giesecke herzlich für die gute Betreuung ihrer Tochter, verabschiedete sich von Marie-Luise Flanitzer – Marthas jüngerer Kollegin, die vorne am Empfang saß – und verließ die Praxis mit hoch erhobenem Kopf.
„Sie ist ganz anders gegangen, als sie gekommen ist“, bemerkte Martha Giesecke, als sie das Sprechzimmer betrat, um zu sehen, ob Dr. Frank bereit war, den nächsten Patienten zu empfangen – einen jungen Mann, der beim Joggen mit dem Fuß umgeknickt und gestürzt war. „Haben Sie mit ihr gesprochen, wie Sie es vorhatten, Chef?“
Stefan nickte. Er beriet sich oft mit Martha, war sie doch schon so lange seine Mitarbeiterin, dass sie beruflich zu seiner engsten Vertrauten geworden war und er sich seine Praxis ohne sie gar nicht mehr vorstellen konnte.
Sie wirkte gelegentlich brummig, aber sie hatte ein weiches Herz, das immer und überall für die Patientinnen und Patienten schlug. Sie merkte sich alles, was diese ihr bei der Blutabnahme oder beim Gewichtmessen anvertrauten, und sie hatte alle Krankengeschichten im Kopf.
„Sie hat sich Ihre Worte offenbar zu Herzen genommen“, fuhr Martha fort, „so sah sie jedenfalls aus.“
„Warten wir ab, ob ihr Mut anhält, wenn sie ihrem Mann gegenübersteht, Schwester Martha.“
„Der sollte mir mal in die Finger kommen“, murmelte Martha. „Der würde sich wundern! Der Nächste ist Herr Kolbe, Chef. Unfall beim Joggen, er kann kaum laufen.“
„Hoffentlich kein Bruch.“
Martha Giesecke schüttelte den Kopf. Wie so oft, hatte sie bereits eine Diagnose erstellt, und erstaunlicherweise lag sie nur selten falsch.
„Eher eine schlimme Prellung.“
Nachdem Stefan Frank den jungen Mann untersucht hatte, kam er zu demselben Ergebnis, was ihn nicht wunderte.
Nachdem auch Herr Kolbe sich verabschiedet hatte, trank Stefan Frank einen Kaffee, um seine Lebensgeister wieder zu wecken. Die Sprechstunde neigte sich dem Ende zu, aber einige Patienten warteten noch auf ihn.
Er öffnete auch noch das Fenster, um ein paar Atemzüge frischer Luft zu schnappen, dann rief er nach Schwester Martha, um ihr zu sagen, es könne weitergehen.
***
„Sie ist verheiratet“, erklärte Sebastian Weiler unglücklich. „Und sie ist die Mutter einer meiner kleinen Patientinnen. Ich muss sie mir aus dem Kopf schlagen, Leo.“
Er war ein gut aussehender Mann von dreiunddreißig Jahren, mit schönen blauen Augen, dichten dunkelblonden Haaren und einem anziehenden Lächeln. Vor Kurzem hatte er die Praxis eines alten Kinderarztes in München-Schwabing übernommen – ein seltener Glücksfall für einen so jungen Mediziner.
Aber Sebastian war hochbegabt, schon mit sechzehn hatte er Abitur gemacht. Das anschließende Medizinstudium hatte er ebenfalls in Rekordzeit beendet, und natürlich war er auch besonders schnell Facharzt geworden.
Er war, vielleicht gerade wegen seiner Hochbegabung, zurückhaltend bis schüchtern, und niemals sprach er über seine bisherigen Leistungen, weil er begriffen hatte, dass sie in anderen eher Ängste und Abwehr bis hin zu Neid und Eifersucht weckten.
Er tat sich schwer damit, auf Menschen zuzugehen und sich mit ihnen anzufreunden. Leo Heinze, der ihm jetzt gegenübersaß, war der Erste gewesen, in dessen Gesellschaft er sich von Anfang an wohlgefühlt hatte.
Sebastians Schüchternheit galt freilich nicht für sein Auftreten in der Praxis. In der Gesellschaft von Kindern hatte er sich schon immer wohlgefühlt, bei ihnen war er angstfrei. Er nahm sie ernst und hörte genau und geduldig zu. Wenn es nötig war, die Stimmung zu lockern, konnte er auch herumalbern. Es hatte bislang kein Kind gegeben, das beim zweiten Besuch in seiner Praxis noch vor Angst geweint hätte.
Leo war ein ganz anderer Typ, schon äußerlich. Er war deutlich breiter als Sebastian, hatte einen dichten krausen Haarkranz, eine wahre Löwenmähne in hellem Braun, und ein breites, gutmütiges Gesicht, das zu seinem Körper passte. Seine braunen Augen strahlten Wärme aus. Er wirkte anziehend, obwohl er im klassischen Sinne nicht gut aussah, und war wohl deshalb selten ohne Freundin gewesen.
Aber er hatte sein Herz bereits vergeben, an Katrin Ehrlich, eine engagierte junge Erzieherin. Leo selbst war Bauzeichner, langweilte sich aber in seinem Beruf und dachte über ein Architekturstudium nach.
„Ja, es hört sich so an, als tätest du gut daran, sie möglichst schnell zu vergessen“, sagte er jetzt. „Fang am besten gleich damit an, bevor du dich noch weiter in ein Gefühl hineinsteigerst, das keine Erfüllung finden wird.“
„Das versuche ich jetzt schon, seit sie das erste Mal mit ihrer Tochter bei mir in der Sprechstunde war. Ich habe ja immer gedacht, diese Sache mit der ‚Liebe auf den ersten Blick‘ sei Quatsch, aber bei ihr …“ Sebastian brach ab, den Blick in die Ferne gerichtet. „Es war wie ein Blitzschlag“, fuhr er schließlich fort. „Ich kann es nicht anders beschreiben.“
Leo war ein geduldiger Mensch, und so wies er seinen Freund nicht etwa darauf hin, dass sie dieses Gespräch nicht zum ersten Mal führten und dass Sebastian seit Wochen im Grunde immer das Gleiche sagte. Stattdessen ging er freundlich und zugewandt auf die Worte seines Freundes ein.
„Aber du hast doch offenbar keine Chance“, gab er zu bedenken.
„Sie wirkt nicht glücklich“, entgegnete Sebastian hartnäckig.
„Ach?“
„Ja, das ist mir am Anfang nicht aufgefallen, aber die letzten beiden Male sah sie richtig elend aus, mit tiefen Schatten unter den Augen. Und sie hat kein einziges Mal gelächelt. Ich glaube nicht, dass ich mir das einbilde. Sie wirkt sogar von Mal zu Mal unglücklicher. Und manchmal, wenn sich unsere Blicke begegnen, wird sie rot, und ich denke dann, dass sie mich vielleicht auch mag. Also habe ich vielleicht doch eine Chance, Leo.“
Das war eine neue Entwicklung, auf die sich Leo erst einstellen musste. Bisher war auch Sebastian davon ausgegangen, dass er keine Chancen bei der schönen Mutter seiner kleinen Patientin hatte.
„Dann wirst du wohl abwarten müssen“, meinte er schließlich. „In so einer Situation fände ich es falsch, wenn du den ersten Schritt machst.“
„Habe ich mir auch schon gedacht“, murmelte Sebastian. „Ich bin ja sowieso nicht gerade der geborene Draufgänger.“
Ihre Blicke begegneten sich, beide lächelten unwillkürlich. Leo war erleichtert. Es war das erste Mal, dass Sebastian etwas von seiner sonstigen Gelassenheit zeigte. Insgeheim machte sich Leo schon seit einiger Zeit Sorgen um seinen Freund, weil er so häufig deprimiert und unglücklich war – wegen dieser Frau, die für ihn unerreichbar war. Oder schien. Vielleicht war sie das ja doch nicht.
„Du meinst also, ihre Ehe ist unglücklich?“
„Es könnte sein. Ihre kleine Tochter kommt mir sehr nervös vor, und sie sieht ihre Mutter ständig besorgt an, als hätte sie Angst um sie. Normalerweise reden Kinder von sieben Jahren unbefangen über ihre Väter oder Mütter, auch wenn die gerade nicht anwesend sind. Aber die kleine Luise beißt sich immer auf die Lippen, wenn ihr das Wort ‚Papa‘ einmal herausgerutscht ist – und dann sieht sie sofort ihre Mutter an, um zu sehen, wie die darauf reagiert.“
„Das ist schon seltsam“, gab Leo zu.
„Und deshalb fällt es mir eben so schwer, sie mir aus dem Herzen zu reißen.“
Leo nickte nur und fand, dass jetzt der geeignete Zeitpunkt gekommen war, um Sebastian die Neuigkeit zu verkünden, die ihm schon die ganze Zeit auf der Seele brannte.
„Wir heiraten, Kati und ich“, erklärte er. „Und wir möchten gern, dass du unser Trauzeuge bist.“
Sebastian fuhr auf, als ihm klar wurde, dass sein Kummer bislang ihr einziges Thema gewesen war, weil er seinem Freund nicht einmal die kleinste Möglichkeit gelassen hatte, auch etwas von sich zu erzählen.
Er schämte sich und brachte das auch zum Ausdruck, nachdem er Leo herzlich gratuliert und ihm versichert hatte, es werde ihm eine Ehre und Freude sein, bei der Hochzeit als Trauzeuge zu fungieren.
„Tut mir leid, dass ich dir schon wieder die Ohren vollgequatscht habe, wo du doch etwas viel Wichtigeres zu erzählen hattest“, sagte er reumütig. „Ich versuche, mich zu bessern. Es tut mir sowieso nicht gut, mit den Gedanken immer um ein- und dieselbe Sache zu kreisen. So oder so: Ich muss damit aufhören. Wann soll eure Hochzeit denn stattfinden?“
Nun war es Leo, der redete. Erstaunt und noch immer beschämt, dass er so mit sich selbst beschäftigt gewesen war, sah Sebastian, wie sein Freund auflebte. Offenbar waren Katrin und er sich schon länger darüber einig, dass sie heiraten wollten, denn es erwies sich, dass die Planungen weit fortgeschritten waren.
Zugleich merkte Sebastian, wie gut es ihm tat, seine Gedanken auf etwas anderes zu richten als auf seine vermutlich aussichtslose Liebe.
Er ließ sich jedenfalls mitreißen von Leos Freude auf das bevorstehende Ereignis, und als sie sich schließlich trennten, fühlte er sich zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder etwas besser.
***
„Hier ist die Liste“, verkündete Maite Bender Sie war Violas beste Freundin und zugleich ihre Chefin, was jedoch noch nie zu Konflikten zwischen den beiden ungleichen Frauen geführt hatte.
Maite war, genau wie Viola, Augenoptikerin, aber anders als Viola besaß sie ein eigenes Geschäft. Viola war ihre Angestellte. Sie hatte wieder arbeiten wollen, als Luise in die Schule gekommen war, und Maites Geschäft hatte ihr am besten gefallen.
Außerdem war Maite ihr bei den Arbeitszeiten am weitesten entgegengekommen. Sie konnte ja nur arbeiten, wenn Luise in der Schule war oder anderweitig betreut wurde. Sie bekamen das jedoch gut hin, es gab nur selten Probleme.
„Was für eine Liste?“, fragte Viola erstaunt.
„Eine Liste, auf der steht, was du zu tun hast, bevor du mit deinem Mann über die Scheidung redest“, erklärte Maite. „Zuerst gehst du zu meiner Anwältin und lässt dich beraten. Sie hat mich damals durch meine Scheidung gelotst, und sie hat das super gemacht. Du kannst ihr vertrauen. Tu alles, was sie dir sagt, dann bist du auf der sicheren Seite. Aber da ich mir denken kann, welche Ratschläge sie dir geben wird, habe ich dir ein paar davon – die wichtigsten – schon einmal aufgeschrieben. Je eher du beginnst, dich vorzubereiten, desto besser.“
Viola las sich die Liste durch und blickte anschließend fassungslos auf.
„Ich soll Beweise für seine Untreue sammeln?“, fragte sie.
„Ja, das sollst du unbedingt. Er wird alles leugnen und sich als Muster von Ehemann darstellen, wenn es ans Eingemachte geht.“
„Ans Eingemachte?“
„Ihr habt keinen Ehevertrag. Er hat das Geld verdient, du hast, solange Luise klein war, nicht gearbeitet. Schon mal was von Versorgungsausgleich gehört?“
„Ich will aber von Frederik kein Geld annehmen!“
„Das ist falscher Stolz. Außerdem, schätze ich, wird dir gar nichts anderes übrig bleiben. Lass dich beraten, Viola, so schnell wie möglich. Soll ich einen Termin für dich ausmachen?“
„Jetzt gleich?“
„Natürlich jetzt gleich. Der Entschluss ist gefasst, wozu noch zögern?“
Viola dachte an ihr Gespräch mit Dr. Frank.
„Gut“, entschied sie dann, „mach einen Termin aus.“
Maite griff zum Telefon. Das Gespräch dauerte nicht lange, sie sah zufrieden aus, als sie sich ihrer Freundin wieder zuwandte.
„Du hast Glück, sie bleibt morgen länger in ihrer Kanzlei, damit sie sich deine Geschichte noch anhören kann.“
Viola stützte den Kopf in beide Hände. So lange hatte sie gezögert – und jetzt auf einmal ging es so schnell, dass ihr beinahe schwindelig davon wurde.
***
„Tut mir leid, dass das heute so blöd gelaufen ist“, sagte Dr. Franks Freundin Alexandra Schubert an einem Freitag zwei Wochen später, als sie ihn anrief. Sie klang gehetzt, als hätte sie einen Dauerlauf hinter sich, während Stefan Frank leicht genervt wegen des tobenden Verkehrs auf dem Weg nach Schwabing war. Er wollte in die Waldner-Klinik, wie jeden Tag nach dem Ende seiner Sprechstunde.
„Mir tut es auch leid, Alexa, aber das Schicksal war gegen uns.“
Eigentlich hatten sich Alexandra und er wenigstens kurz noch einmal sehen wollen, bevor sie nach Hamburg flog, aber ihr war ein Notfall dazwischengekommen. Alexandra war Augenärztin, sie war in die Praxis einer älteren Kollegin im Münchner Vorort Grünwald als Partnerin eingestiegen und fühlte sich dort sehr wohl.
Alexandra war eine attraktive Frau von Anfang vierzig. Er fand, sie sah höchstens aus wie fünfunddreißig. Hellbraune Locken umrahmten ihr hübsches Gesicht, das von lebhaften Augen beherrscht wurde. Sie war temperamentvoll und leidenschaftlich und wie ein Sturm in Stefans bis dahin so ruhiges Leben gefegt. Er konnte – und wollte – es sich gar nicht mehr anders vorstellen.
„Wir sehen uns dann am Sonntagabend“, fuhr Alexandra fort. „Das Taxi steht schon vor der Tür, ich bin spät dran. Mach keine Dummheiten, während ich in Hamburg bin.“
„Danke gleichfalls“, erwiderte er lächelnd. „Ich werde mir Mühe geben.“
Sie kicherte, und damit war das Gespräch beendet.
Vor einigen Tagen hatte sie einen Anruf ihrer Nichte Paula bekommen, die in Hamburg mit ihrem Vater lebte. Ihre Mutter war Alexandras bereits verstorbene Schwester. In heller Aufregung hatte Paula ihrer Tante berichtet, ihr Vater wolle wieder heiraten, Alexandra müsse daher unbedingt sofort kommen, um das Schlimmste zu verhindern. So panisch hatte sie geklungen, dass Alexandra sich tatsächlich entschlossen hatte, nach Hamburg zu reisen, obwohl sie fand, dass ihr Schwager durchaus das Recht hatte, sich noch einmal zu verlieben.
Sie hing sehr an Paula, was Stefan gut verstehen konnte. Das Mädchen war ja alles, was ihr von ihrer Schwester geblieben war, und je älter Paula wurde, desto ähnlicher sah sie ihrer Mutter. Das wiederum band Alexandra noch enger an sie.
Stefan Frank fuhr gemächlich weiter, jetzt stresste ihn der Verkehr nicht mehr, er nahm ihn einfach hin, während er seinen Gedanken nachhing. Und so war er beinahe erstaunt, als er bemerkte, dass er die Klinik schon erreicht hatte.
Er fuhr auf den Parkplatz und machte dann, wie immer, zuerst die Runde bei seinen stationär aufgenommenen Patienten. Anschließend würde er im Chefbüro einen Kaffee mit seinem Freund Ulrich Waldner trinken. Ulrich hatte diese Klinik gegründet, die er heute zusammen mit seiner Frau Ruth leitete.
Ulrich und er, dachte Stefan, das war eine lange Geschichte. Sie kannten sich ja schon ewig, schon seit dem Studium, und waren seinerzeit schnell Freunde geworden. Später waren sie eine Zeit lang getrennte Wege gegangen, zumindest beruflich, denn Freunde waren sie immer geblieben. Aber Stefan hatte Allgemeinmediziner werden wollen, Ulrich Chirurg. Stefans Traum war eine eigene Praxis gewesen, Ulrich hatte schon früh die Leitung einer eigenen Klinik angestrebt.
Seit er diese eröffnet hatte, konnten sie endlich zusammenarbeiten, denn Stefan hatte Belegbetten in der Waldner-Klinik. Und da er seine Patientinnen und Patienten regelmäßig besuchte, weil er fand, dass sie Anspruch auf eine gute Betreuung durch ihren Hausarzt hatten – die meisten seiner Kollegen hielten ihn deshalb für verrückt –, sahen Ulrich und er sich regelmäßig.
Manchmal, wenn die Zeit knapp war, sahen sie sich nur kurz, manchmal dehnte sich der Kaffee, den sie in Ulrichs Büro tranken, über zwei Stunden aus, weil sie so viel miteinander zu besprechen hatten.
Und regelmäßig waren Stefan und Alexandra im Penthouse der Klinik zu Gast, denn dort wohnten die Waldners in einer großzügigen Wohnung mit einer noch großzügigeren Dachterrasse. Sie hatten dort schon wunderbare Abende und halbe Nächte verbracht.
Diese Erinnerungen sorgten dafür, dass Stefan Frank lächelte, als er das Zimmer der ersten Patientin betrat, die er an diesem Tag besuchen wollte. Und es zeigte sich, dass es ein Lächeln war, das sie dringend gebraucht hatte, denn sie war traurig und musste aufgeheitert werden.
Dr. Frank brauchte für die Besuche seiner vier Patienten in der Klinik anderthalb Stunden, denn es schien einer jener Tage zu sein, an denen er vor allem zuhören und trösten musste. Manchmal war er schon nach einer halben Stunde fertig – wenn seine Patienten Besuch hatten oder schliefen oder aus anderen Gründen nicht ansprechbar waren. Aber heute war es anders, und er richtete sich danach.
Es wunderte ihn daher nicht, dass Ulrich schon an der Tür seines Büros stand und nach ihm Ausschau hielt.
„Ich dachte, du kommst gar nicht mehr!“, rief er aus, als er seinen Freund um die Ecke biegen sah.
„Ich hatte viel zu tun, Uli“, erklärte Stefan.
Sie umarmten sich freundschaftlich, bevor sie Platz nahmen. Ulrich hatte bereits alles vorbereitet und schenkte Kaffee ein.
„Aber es gab doch keine Komplikationen, oder?“, fragte er, als er Stefan eine Tasse reichte. „Ich habe gehört, dass die Genesung deiner Patienten gute Fortschritte macht.“
„Ja, es waren eher psychische Probleme. Sorgen um den Arbeitsplatz, die alte Mutter, die jetzt nicht so gut versorgt ist, den Ehemann, der mit den Kindern überfordert ist, die Tochter, die erst dreizehn ist, aber schon einen Freund hat und neulich nach der Pille gefragt hat.“ Stefan trank einen Schluck Kaffee. „Das ganz normale Leben, Uli.“
„Ist Alexa schon in Hamburg?“
„Sie dürfte noch in der Luft sein. Und Ruth?“
„Schon in den Bergen mit ihrer Freundin, sie hatte wirklich eine Pause nötig. Hoffentlich haben die beiden gutes Wetter, sie wollen ja wandern.“
„Bleibt es bei unserem Plan für morgen?“
„Aber natürlich, ich wüsste nicht, was dagegenspräche: Wir beide, wie in alten Zeiten.“
„Na ja, vielleicht nicht ganz wie in alten Zeiten, aber ein gutes Restaurant, ein schöner Film, anschließend vielleicht noch irgendwo etwas trinken – und dann ab zu dir ins Penthouse, wo wir vielleicht noch ein letztes Glas genießen, bevor wir wie in alten Zeiten leicht angeheitert in die Betten fallen?“
„Damals waren es eher selten Betten“, erinnerte Ulrich ihn mit breitem Lächeln. „Eher Sofas, Luftmatratzen oder auch einfach ein flauschiger Teppich. Wir waren, was das betrifft, nicht sehr anspruchsvoll in jungen Jahren.“
„Das stimmt.“
„Wir könnten nach dem Kino mal wieder in eine Bar gehen. Vielleicht eine, wo jemand Klavier spielt. Oder gibt es solche Bars heute nicht mehr?“
„Ich bin da auch nicht auf dem Laufenden, aber ich denke schon, dass es die noch gibt. Gut, der Plan steht also. Vorher werde ich mich ausschlafen und mal wieder ein bisschen durch den Wald laufen.“
„Früher sind wir auch oft zusammen losgezogen.“
„Losgezogen – wie das klingt! Lass das nicht unsere Frauen hören, die denken sonst, wir wollten über die Stränge schlagen.“
„Komisch“, sagte Ulrich ehrlich erstaunt, „aber mir ist nicht einmal der Gedanke an so etwas gekommen. Daran merkt man doch, dass wir reifer geworden sind, oder?“ Er lachte, als er Stefans Gesicht sah. „Na ja, bei dir liegen die Dinge anders. Ich bin ein seit Langem glücklich verheirateter Ehemann, während du ja immer noch ziemlich frisch verliebt bist.“
„So fühlt es sich zumindest an“, gab Stefan zu. Er stand auf und drückte seinen verspannten Rücken durch. „Ich fahre zurück, Uli. Wann soll ich dich morgen abholen?“
„Komm doch gegen sechs. Ich reserviere irgendwo hier in der Nähe einen Tisch für uns. Der Film fängt ja erst spät an, ich glaube, nach neun, da haben wir alle Zeit der Welt.“
Auch auf dem Rückweg fuhr Stefan langsam, er hörte klassische Musik dabei. Als er den Wagen vor seinem Haus in der Grünwalder Gartenstraße abstellte, wo er nicht nur wohnte, sondern auch praktizierte, meldete sich sein Handy.
Alexandra war heil in Hamburg angekommen.
***
„Worüber denn, Mami?“, fragte Luise, als Viola am Samstag zu ihr sagte, sie beide wollten einen Spaziergang machen, vielleicht ein Eis essen und dabei über etwas Wichtiges reden.
„Das sage ich dir dann schon. Lass uns erst einmal losgehen.“
Etwas an Violas Stimme schien die Kleine einzuschüchtern, denn weitere Fragen stellte sie nicht, was ungewöhnlich für sie war. Sie war lebhaft, neugierig und quirlig. So wenig sie still sitzen konnte, so wenig konnte sie sich gedulden – normalerweise. An diesem Samstag aber wartete sie, bis Viola für jede von ihnen ein Eis gekauft hatte, mit dem sie dann langsam durch den Englischen Garten schlenderten.
Endlich fand Viola, dass sie lange genug gewartet hatte.
„Der Papa und ich, wir verstehen uns nicht mehr gut, das hast du ja wahrscheinlich gemerkt.“
Luise blieb stehen und sah ihre Mutter an.
„Lasst ihr euch scheiden?“ Ganz sachlich fragte sie das.
Viola schluckte. Sie hatte zwar ihr Ziel ziemlich schnell ansteuern wollen, aber nicht damit gerechnet, dass Luise ihr quasi zuvorkommen würde.
„Ich habe mit Papa noch nicht darüber gesprochen, aber ich denke, es wäre das Beste.“
„Du weinst manchmal abends“, sagte Luise mit leiser Stimme.
Das hatte das Mädchen also gehört!
„Ja, weil ich nicht mehr glücklich bin.“
„Liebt Papa eine andere Frau?“, fragte Luise. Ihre Stimme klang jetzt nicht mehr sachlich, es hatte sich ein furchtsamer Unterton eingeschlichen.
Viola wurde immer unruhiger. Offenbar hatte Luise vom Unglück ihrer Ehe viel mehr mitbekommen, als ihr bewusst gewesen war. Sie hatte sich eingebildet, ihre Fassade sei perfekt gewesen, so perfekt, dass niemand dahinterschauen konnte, auch Luise nicht. Nun erwies sich, dass das ein Trugschluss gewesen war.
Ausflüchte, erkannte sie, waren hier fehl am Platze, und so zwang sie sich zu einer offenen Antwort.
„Ich weiß es nicht, Mäuschen. Ob das Liebe ist? Jedenfalls ist er im Augenblick lieber mit einer anderen Frau zusammen als mit mir.“
Viola fiel auf, wie ruhig sie das sagen konnte. Vor einem Jahr wäre sie bei diesen Worten noch in Tränen ausgebrochen, doch darüber war sie längst hinaus, merkte sie. Es war ihr nicht gleichgültig, das nicht, denn eine Kränkung war Frederiks Verhalten noch immer, aber sie tat ihr nicht mehr weh. Sie konnte beinahe mit einem Achselzucken darüber reden.
„Und kann ich ihn dann nie mehr sehen?“
„Wie kommst du denn auf die Idee? Du kannst ihn sehen, sooft du willst … also, wenn er Zeit hat, meine ich. Wir wohnen dann nicht mehr zusammen, aber du kannst ihn besuchen. Er bleibt ja dein Papa, für immer.“
Luise leckte gedankenverloren an ihrem Eis, sie stand noch immer am selben Fleck.
„Aber wenn er lieber mit dieser Frau zusammen ist als mit dir, dann störe ich ihn vielleicht“, wandte sie ein.
Wo hatte sie das her, wer gab ihr solche Gedanken ein, fragte sich Viola, bis ihr einfiel, dass Luises beste Freundin Kaja bereits geschiedene Eltern hatte. Wahrscheinlich waren solche Fälle keine Ausnahme. Heute gehörten Ehescheidungen wohl zum Alltag, und natürlich redeten die Kinder darüber.
„Das kann ich mir nicht vorstellen“, behauptete sie wider besseres Wissen, denn in Wirklichkeit war Frederik imstande, alles um sich herum zu vergessen, wenn er wieder einmal hinter einer neuen Frau her war – nicht nur seine Ehefrau, sondern auch seine Tochter und seine Freunde.
„Ist er wieder auf der Jagd?“, hatte Maite sie einmal gefragt, und das traf es ziemlich genau. Wenn Frederik „auf der Jagd“ war, hatte er nur noch Augen für sein Ziel.
Luise sagte nichts, setzte sich jedoch langsam wieder in Bewegung.
„Ich werde mit ihm reden, wenn er von seiner Geschäftsreise zurückkommt“, fuhr Viola fort. Es fiel ihr schwer, das Wort „Geschäftsreise“ ohne Unterton auszusprechen. „Aber ich wollte, dass du Bescheid weißt.“
„Müssen wir dann wegziehen?“ Wieder hatte Luises Stimme einen bangen Unterton. „Ich will nicht weg, Mami!“
Eigentlich war Viola davon ausgegangen, dass sie mit ihrer Tochter würde ausziehen müssen, um ein längeres Hin und Her zu vermeiden. Die Wohnung lag gut, und sie war noch halbwegs bezahlbar – Frederik würde sie nicht ohne Weiteres aufgeben wollen.
Aber die Anwältin, bei der sie zwei Tage zuvor gewesen war, hatte sie gefragt, warum sie eigentlich gehen wolle, statt ihn wegzuschicken. Er hätte mehr Geld, er könne also leichter etwas Neues finden als sie. Und diese erfahrene, energische ältere Frau hatte ihr noch ein paar andere gute Ratschläge gegeben, die Viola zu beherzigen gedachte. Sie hatte bereits damit angefangen.
„Ich will auch nicht weg“, sagte sie daher, „sondern mit dir in der Wohnung bleiben. Ich werde deinen Papa bitten, auszuziehen. Außerdem war ich schon bei einer Anwältin und habe mich beraten lassen wegen der Scheidung.“
„Und wenn Papa auch nicht wegwill?“, hakte Luise nach.
„Dann haben wir ein Problem, aber das versuchen wir zu lösen, wenn es auftritt. Es kann ja auch sein, dass er froh ist, wegzukommen und endlich tun und lassen zu können, was er will.“
Wieder blieb Luise stehen.
„Aber wenn er nicht wegwill, weil er uns doch lieber hat als die Frau?“
Viola ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihrer Tochter zu sein.
„Es ist nicht die erste Frau, zu der dein Papa sich hingezogen fühlt, Mäuschen. Du hast das früher vielleicht noch nicht so mitbekommen, aber das geht schon eine ganze Weile so. Und es wird so weitergehen. Wenn ihm die Frau langweilig wird, kommt er zurück, hält eine Weile still, und dann geht alles von vorn los. Ich kann das nicht mehr, und ich will es auch nicht mehr. Ich will einen Mann haben, der mich liebt und sich nicht ständig für andere Frauen interessiert.“
Luise nickte ernsthaft, das verstand sie.
„Das ist wie bei mir und Paul“, erklärte sie. „Als der gesagt hat, dass er lieber Sofie zur Freundin haben möchte. Und dann wollte Sofie ihn nicht, und dann wollte er wieder mich, und dann wollte er doch lieber Kaja zur Freundin. Da hatte ich auch keine Lust mehr.“
„Ja, es ist genauso wie bei dir und Paul“, stimmte Viola zu.
„Aber ich habe ihn trotzdem noch lieb“, sagte Luise nach einer Weile.
„Deinen Papa? Oder Paul?“
Die Antwort ließ auf sich warten.
„Ich glaube, beide.“
„Hauptsache, du lässt dir von Paul nicht auf der Nase herumtanzen!“
Wieder verging eine ganze Weile, ohne dass Luise etwas sagte. Dann jedoch blieb sie abermals stehen.
„Ich bin froh, wenn du nicht mehr weinst und wenn ihr nicht mehr streitet“, sagte sie. „Ich habe immer Herzklopfen gehabt, wenn ich gehört habe, dass ihr streitet. Und wenn du geweint hast, musste ich auch weinen.“
Viola schloss sie in die Arme.
„Ich hoffe, das können wir bald hinter uns lassen“, flüsterte sie.
Kurz darauf gönnten sie sich ein weiteres Eis, und Luise fing an, über andere Dinge zu sprechen, die ihr wichtig waren.
***
„Wie läuft es in Hamburg?“, fragte Stefan, als er am Samstag mit Alexandra sprach.
„Wenn du mich fragst: Paula ist hysterisch. Ich meine, sie kann doch nicht erwarten, dass ihr Vater bis an sein Lebensende allein bleibt! Gut, ich habe im ersten Moment auch schlucken müssen und einen ziemlich dummen Gedanken gehabt …“
„Welchen?“
„Na ja, irgendwie hätte es mir, glaube ich, schon gefallen, wenn nach meiner Schwester keine Frau mehr für Bobby infrage gekommen wäre. Du weißt schon, ewige Liebe, auch über den Tod hinaus. Aber gleichzeitig weiß ich, dass das Unsinn ist. Und ich merke, dass seine Freundin gut für ihn ist, er wirkt viel offener als früher. Ich bin froh, dass ich den späten Rückflug gebucht habe, sicher werde ich die Zeit für Paula morgen noch brauchen. Es ist echt schwer, vernünftig mit ihr zu reden.“
„Nur weil ihr Vater eine Freundin hat? Oder gibt es dafür noch andere Gründe?“
„Sie hadert immer noch mit ihrem Aussehen, ist, glaube ich, unglücklich verliebt, und dann steht natürlich der Schulstress wie ein Berg vor ihr. Da kommt einiges zusammen.“
„Dann war es ja gut, dass du nach Hamburg gefahren bist.“
„Auf jeden Fall, ich schätze mal, ich war in der Hinsicht in letzter Zeit etwas nachlässig. Wenn man jung ist, wachsen sich normale Probleme schnell zu Katastrophen aus, wenn man nicht frühzeitig gegensteuert. Und da Bobby verliebt ist, konnte er nicht gegensteuern, weil sein Gehirn mit anderen Dingen beschäftigt war als mit seiner Tochter.“
„Du willst sagen: Weil du gerade nicht verliebt bist, kannst du Paula viel besser helfen als ihr Vater?“
Alexandra lachte herzlich.
„Danke, das habe ich wohl verdient. Ach, Stefan, ich liebe dich.“
„Na ja, das musstest du jetzt natürlich sagen, damit ich nicht vollends in Depressionen versinke. Aber ich liebe dich auch.“
„Und? Was treibt ihr heute Abend, ihr beiden Strohwitwer?“
„Essen, Kino, vielleicht noch eine Bar.“
Alexandra pfiff durch die Zähne.
„Eine Bar! Ihr habt euch offenbar einiges vorgenommen. Ich hoffe, ihr kommt voll auf eure Kosten! Ich vermisse dich schrecklich, Stefan.“
„Ich vermisse dich auch. Schade, dass du nicht früher zurückkommst. Dann hätten wir wenigstens den Abend noch zusammen verbringen können.“
„Ich sehe, was sich machen lässt, okay? Vielleicht wird Paula über Nacht vernünftig, dann versuche ich umzubuchen. Bis morgen dann, und viel Spaß heute Abend.“
„Danke gleichfalls kann ich ja wohl nicht sagen, viel Spaß wirst du kaum haben.“
Ein langer Seufzer antwortete Stefan, dann schickte Alexandra ihm ein paar Küsse durchs Telefon und verabschiedete sich.
Auch Stefan seufzte. Er vermisste seine Freundin wirklich sehr.
***
„Komm schon, Sebastian, geh mit Katrin und mir essen“, bat Leo. „Es tut dir nicht gut, wenn du am Samstagabend allein in deiner Wohnung hockst.“
„Noch schlimmer wäre es nur, den Abend mit einem glücklich verliebten Paar zu verbringen“, entgegnete Sebastian. „Ich weiß deine Bemühungen zu schätzen, aber ich werde euch nicht dabei zusehen, wie ihr liebevolle und sehnsüchtige Blicke tauscht und nur darauf wartet, dass das Essen endlich vorbei ist, damit ihr euch guten Gewissens von mir verabschieden und zu Hause übereinander herfallen könnt.“
„Aber so wäre es nicht!“ Doch Leo bemühte sich vergeblich, er begriff, dass Sebastian sich nicht würde überreden lassen. „Dann gehe ich jetzt“, sagte er schließlich. „Aber ich habe kein gutes Gefühl dabei.“
„Du musst dir um mich keine Sorgen machen“, behauptete Sebastian. „Ich gehe wahrscheinlich aus, mache in einer Bar eine Frau an und schleppe sie ab, um mich davon zu überzeugen, dass ich so etwas überhaupt kann.“
„Du kannst es nicht“, bemerkte Leo trocken. „Lass es also lieber gleich bleiben. Außerdem willst du überhaupt keine Frau abschleppen, jedenfalls keine, die dir zufällig in einer Bar über den Weg läuft.“
„Was weißt du denn schon?“, murrte Sebastian.
„Eine ganze Menge, weil wir nämlich seit Wochen über die Mutter deiner Patientin sprechen, die du nicht aus dem Kopf bekommst.“
„Geh schon, Leo, ich komme klar, ehrlich. Ich wünsche euch einen schönen Abend. Grüß Katrin von mir. Aber es stimmt, was ich gesagt habe: Ein Abend mit einem glücklich verliebten Paar überfordert mich im Augenblick. Dem bin ich nicht gewachsen.“
„Auch wenn es mir nicht passt: Ich verstehe dich“, gab Leo zu. „Wir telefonieren morgen, okay?“
„Okay“, stimmte Sebastian zu.
Er hatte sich eingebildet, er werde froh sein, wenn Leo gegangen war, aber er hatte sich getäuscht. Plötzlich ertrug er seine leere Wohnung nicht, und er hatte das Gefühl, ihm würde die Decke auf den Kopf fallen, wenn er nicht bald flüchtete.
Er würde irgendwo etwas essen gehen, dann vielleicht ins Kino – und anschließend würde er einen Ort aufsuchen, wo ein alleinstehender, unglücklich verliebter Mann nicht weiter auffiel. Er würde sich stilvoll betrinken, sich dann zu Hause ins Bett legen und, wenn er Glück hatte, den halben Sonntag verschlafen. Danach wäre ein weiteres Wochenende geschafft.
Denn wirklich schlimm waren nur die Wochenenden. Während der Woche hatte er nicht mit melancholischer Stimmung zu kämpfen, weil immer so viel zu tun war, dass er kaum zum Grübeln kam.
Manchmal ging er deshalb sogar an den Wochenenden in die Praxis, denn etwas zu tun gab es immer. Aber weil es dann so ruhig in der Praxis war, hielt er das auch nicht so gut aus. Um sich wohlzufühlen, brauchte er Hektik, Stress und Betrieb um sich herum.
Jedenfalls fand er, dass sein Plan für diesen Samstag gut war. Er durfte sich nur nicht davon abbringen lassen.
***
Frederik kam am späten Samstagnachmittag überraschend nach Hause. Angeblich hatte er Viola schon vor Wochen gesagt, dass seine „Dienstreise“ samstags enden würde, aber vor Wochen war davon überhaupt noch nicht die Rede gewesen. Er erfand seine Dienstreisen ja, wie er sie brauchte.
Aber sie machte sich nicht die Mühe, ihn darauf hinzuweisen. Er hatte extrem schlechte Laune, was darauf hindeutete, dass etwas nicht so gelaufen war wie geplant, doch das war nicht ihr Problem.
„Wir müssen reden“, sagte sie daher. Luise war bei ihrer Freundin Kaja, die Gelegenheit war also günstig.
„Worüber?“, fragte er mürrisch. Er sah nicht einmal auf.
Sie betrachtete ihn, wie er mit unwilligen Bewegungen seine Tasche auspackte und die Sachen in den Schrank pfefferte. Sie machte keinerlei Anstalten, ordnend einzugreifen, obwohl er offenbar damit rechnete, denn bisher hatte sie das ja immer getan. Doch das gehörte endgültig der Vergangenheit an.
„Über unsere Scheidung“, antwortete sie gelassen.
Er reagierte nicht sofort, offenbar nahm er erst mit Verspätung wahr, was sie gesagt hatte. Dann aber richtete er sich auf und betrachtete sie wie ein fremdartiges Insekt.
„Was soll das?“, fragte er. „Drehst du jetzt auch noch durch?“
„Wieso auch noch?“, fragte sie, immer noch ganz ruhig.
„Hör auf mit deinen Spitzfindigkeiten!“, rief er aufgebracht. „Was soll dieses Gerede von einer Scheidung?“
„Ich will mich scheiden lassen, das ist alles. Ich habe mir deine Affären jetzt lange genug angesehen, mir reicht es, Frederik. So einfach ist das. Ich will, dass du ausziehst – und zwar so bald wie möglich. Such dir eine Wohnung, die deinen Ansprüchen genügt und in der sich dein Liebesleben voll entfalten kann. Ich will mit dir nicht mehr zusammen sein.“
Er war fassungslos. Und mit einem Mal, wie er so vor ihr stand, mit halb offenem Mund und einem eindeutig dümmlichen Ausdruck im Gesicht, fand sie ihn überhaupt nicht mehr attraktiv.
Ja, er war immer noch groß, hatte diese breiten Schultern, die ihr damals so gut gefallen hatten, und auch sein dichter dunkler Haarschopf hatte sich gegenüber den Anfangszeiten ihrer Liebe nicht verändert. Aber mit seinem Gesicht war etwas passiert, und es wunderte sie nun beinahe, dass ihr das nicht schon früher aufgefallen war.
Er war zehn Jahre älter als sie, er würde demnächst vierzig werden, und das, dachte sie jetzt, sah man ihm an. Er hatte einen Bauchansatz, seine Wangen begannen schlaff zu werden, und unter seinen Augen hatte er eindeutig Tränensäcke. Außerdem hingen seine Mundwinkel herunter, weil er schlechte Laune hatte. Wo war der attraktive Frederik geblieben, in den sie sich einst verliebt hatte?
Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und packte ihre Handgelenke.
„Rede nicht so!“, herrschte er sie an. „Du bist meine Frau …“
„Sagst du das auch deiner jeweiligen Freundin? Dass ich deine Frau bin?“ Mit einem Ruck befreite Viola sich aus seinem festen Griff. „Fass mich nicht noch einmal an! Du betrügst mich seit Jahren, und ich weiß wirklich nicht, warum ich mir das bis jetzt habe gefallen lassen. Aber damit ist nun endgültig Schluss.“
Er trat einen Schritt zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte höhnisch.
„Ich ziehe hier nicht aus“, erklärte er. „Und ich bin gespannt, wie du mich dazu zwingen willst.“
„Meine Anwältin hat mir vorhergesagt, dass du so reagieren wirst“, erklärte Viola. „Aber sie hat da schon ein paar Ideen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es deinem Ruf in der Firma gut bekäme, wenn ich anfangen würde, schmutzige Wäsche zu waschen. Und glaube mir, das würde ich, wenn du es darauf anlegst, mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen.“
Er änderte die Strategie, da er merkte, dass er auf dem bislang eingeschlagenen Weg nicht weiterkam.
„Du hast keinerlei Beweise für deine Behauptung, dass ich dich seit Jahren betrüge.“
Viola lächelte ihn an.
„Bist du dir da so sicher? Du hast dir wenig Mühe gegeben mit deinen Lügen. Offenbar hast du mich für so dumm und naiv gehalten, dass du dachtest, ich würde alles schlucken, was du mir erzählst. Oder du dachtest, dass ich noch immer blind vor lauter Liebe bin. Aber das ist schon sehr lange her, Frederik.“
Sie sah an seiner Reaktion, dass ihre Worte ihn offenbar an einer empfindlichen Stelle getroffen hatten. Er war sich seiner Sache wohl sehr sicher gewesen, wenn ihm nicht einmal der Gedanke gekommen war, die Geduld seiner Frau könne eines Tages erschöpft sein. Und offenbar war er auch davon ausgegangen, dass sie nicht auf die Idee kommen würde, sich jemals ihrer Haut wehren.
Sie nahm an, er würde ab jetzt peinlich darauf achten, keine weiteren Hotelrechnungen oder etwa sein Smartphone herumliegen zu lassen. Und seiner Sekretärin in der Firma würde er einschärfen, dass sie sich nicht verplappern durfte, wenn seine Frau anrief. Aber das machte nichts, sie hatte die Zeit, seit sie bei der Anwältin gewesen war, gut genutzt.
Sie wunderte sich selbst darüber, wie gelassen sie blieb, und damit war sie offenbar nicht allein. Ihr Mann betrachtete sie, als nähme er sie nach langer Zeit zum ersten Mal wieder bewusst wahr, und erneut änderte er seine Strategie.
Er kam einen Schritt näher, seine Stimme klang jetzt sanft und einschmeichelnd, fast so wie früher. Doch Viola hörte den Unterschied und erkannte die Anstrengung, die es ihn kostete. War er immer schon ein so miserabler Schauspieler gewesen? Auch das war ihr früher nicht aufgefallen. Mit Blindheit geschlagen, dachte sie selbstkritisch.
„Du kannst doch nicht vergessen haben, wie glücklich wir gewesen sind“, sagte Frederik mit sanfter Stimme. „Und ich glaube einfach nicht, dass von deiner Liebe zu mir nichts mehr übrig sein soll. Denk an Luise – willst du aus unserem kleinen Mädchen ein unglückliches Scheidungskind machen? Soll sie sich in Zukunft zwischen dir und mir entscheiden müssen?“
„Luise weiß Bescheid“, erklärte Viola kühl. „Und es wird eher so sein, dass du in Zukunft Mühe haben wirst, dich zwischen deiner jeweiligen Freundin und deiner Tochter zu entscheiden.“
Er zuckte zurück, als hätte sie ihn geschlagen.
„Du hast zuerst mit Luise gesprochen?“
„Ja, sie war mir in dem Fall wichtiger als du, entschuldige, bitte. Ich wollte nicht, dass sie unvorbereitet ist, falls das zwischen dir und mir hässlich zu werden droht. Aber vielleicht denkst du noch einmal in Ruhe darüber nach, ob du nicht vielleicht einfach froh bist, dass du dich in Zukunft nicht mehr um Ausreden bemühen musst, sobald du eine Nacht mit einer anderen Frau verbringen willst. Ich stelle mir vor, dass das für dich eine Erleichterung sein muss.“
„Meine Güte“, sagte er, „du wirkst ja richtig verbittert!“
Viola lächelte wieder.
„Tatsächlich? Das würde mich wundern, denn so gut wie gerade jetzt habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Und nun werde ich Luise abholen. Wirst du hier sein, wenn wir zurückkommen, oder hast du andere Pläne?“
Er kniff die Augen zusammen, offenbar auf der Suche nach einer Antwort, mit der er sie treffen konnte.
Viola wartete einige Sekunden, dann zuckte sie mit den Schultern und wandte sich ab, um das Zimmer zu verlassen.
„Es spielt auch keine Rolle“, sagte sie. „Aber du solltest dir überlegen, wo du schlafen willst. Wenn du mich fragst: Geh zu deiner Freundin, oder buch dir ein Hotelzimmer.“
Nach diesen Worten ging sie hinaus, gleich darauf verließ sie die Wohnung.
Es war nicht weit bis zu Luises Freundin, und sie hatte es nicht eilig, also ließ sie sich Zeit – auch weil sie nun doch merkte, dass sie nicht ganz so gelassen war, wie sie es sich gewünscht hätte. Ihr Herz schlug schnell, ihre Handflächen waren feucht. Der kurze Spaziergang würde ihr guttun.
Sie achtete nicht auf andere Passanten, und so erschrak sie richtig, als jemand sie mit Namen begrüßte.
„Guten Abend, Frau Achinger.“
Sie blickte auf und spürte, wie ihr sofort das Blut in die Wangen schoss. Ausgerechnet Dr. Weiler musste sie jetzt begegnen!
„Oh, guten Abend, Herr Doktor“, erwiderte sie. „Entschuldigen Sie, ich war in Gedanken und habe Sie nicht gesehen.“
„Das habe ich bemerkt.“
Ihr fiel auf, dass er auch nicht unbedingt entspannt wirkte. Vielleicht hatte er gerade ein ähnliches Gespräch hinter sich wie sie? Der Gedanke, er könnte sich von seiner Freundin getrennt haben, während sie Frederik erklärt hatte, sich scheiden lassen zu wollen, ließ sie beinahe in hysterisches Gelächter ausbrechen.
„Ich … ich bin auf dem Weg zu Luises Freundin“, erklärte sie, „Luise war den ganzen Nachmittag bei ihr.“ Was rede ich da, dachte sie, das interessiert ihn doch gar nicht!
„Ach so, ja. Ich … ich gehe etwas essen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“
„Danke, ebenfalls. Wir kommen dann nächste Woche zur Impfung.“
„Ich freue …“, begann er, biss sich dann aber auf die Lippen und schüttelte den Kopf über sich selbst. „Grüßen Sie Luise von mir“, bat er. „Auf Wiedersehen, Frau Achinger.“
„Auf Wiedersehen, Herr Doktor.“
Verwirrt ging sie weiter. Hatte er sagen wollen, dass er sich freute, wenn sie zur Impfung kamen? So war es ihr vorgekommen, aber warum hätte er sich freuen sollen? Sie freute sich allerdings immer, wenn sie mit Luise zu ihm in die Praxis gehen konnte, und das gestand sie sich jetzt zum ersten Mal offen ein.
Sie ging gern in seine Praxis, weil sie ihn mochte. Ja, sie mochte ihn sogar sehr. Sie redete gern mit ihm, und sie hörte ihm gerne zu, wenn er sich mit Luise unterhielt.
Er hatte eine ganz eigene Art, auf Kinder einzugehen, sie fand seine Einfühlsamkeit bewundernswert. Er sprach mit Kindern wie Herr Dr. Frank mit Erwachsenen, und sie schätzte sich glücklich, gleich zwei solche Ärzte gefunden zu haben.
Mal ganz davon abgesehen, dass Dr. Weiler ein ausgesprochen gut aussehender Mann war, mit einem liebenswürdigen Lächeln und diesen schönen blauen Augen … Er war so anders als Frederik, er wirkte eher sanft und zurückhaltend, und sie hatte ihn noch nie mit lauter Stimme reden hören. Ob er das überhaupt konnte? Laut werden?
Sie hing diesen Gedanken nach, die sie verwirrten, weil sie nicht wusste, woher sie auf einmal kamen. Oder sie wusste es vielleicht doch.
Sie war so mit ihrer unglücklichen Ehe beschäftigt gewesen – zumindest in den letzten beiden Jahren –, dass sie andere Männer schlicht und einfach nicht wahrgenommen hatte. Bis sie mit Luise zum ersten Mal bei Dr. Weiler gewesen war und er sich mit einem Lächeln Luise zugewandt und ihr gleich einen Witz erzählt hatte.
Luise, die vorher vor Angst ganz starr gewesen war, hatte sich ausgeschüttet vor Lachen.
Das war der Anfang gewesen. Seitdem leuchteten seine Augen immer auf, wenn er sie beide sah – aber sie war eben nicht sicher, ob sie nicht auch bei allen anderen Besuchern aufleuchteten. Vielleicht gehörte das dazu, sozusagen als Vertrauen bildende Maßnahme, um seinen kleinen Patientinnen und Patienten die Angst zu nehmen?
Sie blieb vor dem Haus stehen, in dem Kaja wohnte. Nein, dachte sie, er sieht nicht alle so an, das weiß ich einfach. Ich glaube, er sieht nur uns so an. Oder mich.
Ihr Herz machte einen kleinen Satz, weil diese Erkenntnis sie erschreckte und gleichzeitig froh machte. Aus einem offenen Fenster hörte sie Luise und ihre Freundin lachen.
Sie atmete einmal tief durch, dann klingelte sie.
***
„Schöner Film“, bemerkte Ulrich, als Stefan und er das Kino verließen. „Aber auch etwas deprimierend, findest du nicht?“
„Doch, aber er hat mir trotzdem gefallen. Was ist jetzt? Gehen wir noch etwas trinken, wie neulich besprochen, oder nicht?“
„Es soll eine interessante neue Bar hier in der Nähe geben. Eine Bar mit Klaviermusik.“
„Dann nichts wie hin.“
Es war gar nicht so einfach, die Bar zu finden, denn sie befand sich in einem Hinterhofgebäude. Als sie eintraten, stellten sie fest, dass es für Barbesucher wohl noch recht früh war, denn sie fanden ohne Probleme einen freien Tisch.
Ulrich entschied sich, einen Whisky zu trinken, Stefan hatte Lust, wieder einmal einen Gin zu probieren. Erst nachdem sie die Bestellung aufgegeben hatten, sahen sie sich um. Der Raum war mit dunklem Holz verkleidet, das gedämpfte Licht schmeichelte nicht nur der Umgebung, sondern auch den Gästen.
„Hier sehen wir direkt wieder jung aus“, bemerkte Ulrich. „Es ist schön hier, und der Pianist kann sich auch hören lassen.“
Auch Stefan war zufrieden mit ihrer Wahl. Ihm gefiel nicht nur das gedämpfte Licht, das für Augen und Nerven gleichermaßen entspannend war, auch dass es hier so leise war, wusste er zu schätzen.
Die Klaviermusik bildete lediglich einen Hintergrund für die Gespräche der Gäste, die als leises Gemurmel wahrnehmbar waren. Und wer nur dem Pianisten zuhören und sich nicht unterhalten wollte, suchte sich einfach einen Platz in der Nähe des Klaviers. Etliche Gäste hatten das getan.
„Gute Wahl“, sagte Stefan und nickte seinem Freund anerkennend zu.
„Was ich nicht so ganz verstanden habe“, sagte Ulrich nach einer Weile, „ist der Schluss des Films. Wollte er nun zurückkehren oder nicht?“
„Nein, auf keinen Fall!“, erwiderte Stefan. „Sonst hätte er doch alles aufgeben müssen, was er liebte!“
Ulrich widersprach lebhaft, und schon waren sie in eine angeregte Diskussion vertieft. Langsam füllte sich die Bar, alle Tische waren mittlerweile besetzt, nur an ihrem Tisch waren noch zwei Plätze frei. Als zwei Frauen auf sie zukamen und fragten, ob sie sich dazusetzen dürften, waren sie nicht glücklich darüber, aber sie hätten es unhöflich gefunden, abzulehnen.
„Bitte sehr, nehmen Sie Platz“, sagte Ulrich.
Stefan und er setzten ihre Diskussion fort, bis keinem von ihnen mehr ein Argument einfiel, mit dem er den anderen hätte überzeugen können.
„Das müssen wir dann wohl so stehen lassen“, stellte Stefan fest. „Wir müssen uns ja auch nicht immer einig sein.“
Ulrich grinste und bestellte einen weiteren Whisky und noch einen Gin für Stefan.
„Aber nur noch einen, Uli!“
„Ach was, so eine Gelegenheit wie heute kommt nie wieder.“
„Genau“, sagte die eine der beiden Frauen, die an ihrem Tisch Platz genommen hatten, „man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Prost!“
Sie war rothaarig und trug dazu ein rotes Kleid, das ziemlich freizügig geschnitten war. Sie sah, dachte Stefan, attraktiv, aber ein bisschen gewöhnlich aus. Sie trug zu viel Schmuck, und dieser funkelte allzu sehr, um echt zu sein. Außerdem hatte sie eindeutig zu viel Make-up aufgetragen. Am Arm war sie tätowiert – er sah eine rote Rose mit einem Herzen im Hintergrund.
Ihre Freundin hatte hellblonde Haare, war aber ein ähnlicher Typ: Das Kleid ein bisschen zu eng, zu kurz und zu tief ausgeschnitten, die Haare zu blond, zu viel Schmuck, zu viel Make-up. Ihr Tattoo saß seitlich am Hals. Ansonsten war sie ebenfalls nicht unattraktiv, nur eben auf diese Art, die er nicht anziehend fand.
Er wandte sich wieder seinem Freund zu und erkannte an dessen Gesichtsausdruck, dass er zu ähnlichen Ergebnissen gekommen war. Wenn sie ihre Gläser geleert hatten, würden sie gehen.
Sie versuchten, ihr Gespräch fortzusetzen und den Frauen auf diese Weise klarzumachen, dass sie an weitergehendem Kontakt nicht interessiert waren. Doch die beiden Frauen hatten offenbar andere Pläne. Sie leerten ihre Gläser zügig.
„Wie wär’s“, fragte die Blonde, „wenn ihr beiden Jungs uns zum nächsten Drink einladen würdet? So jung kommen wir nie wieder zusammen! Und ihr beiden seht aus, als könnte man mit euch einen richtig schönen Abend verbringen.“ Sie winkte der Bedienung, die auch sofort erschien. „Unsere beiden Freunde laden uns zum nächsten Drink ein – zwei doppelte Martinis, bitte.“
„Kommen sofort“, sagte die Bedienung und war wieder verschwunden, bevor Stefan oder Ulrich sich von ihrer Überraschung über die Unverfrorenheit der beiden Frauen erholt hatten und Einspruch erheben konnten.
„Jetzt guckt doch nicht so! Ihr wollt doch nicht etwa Spielverderber sein?“, fragte die Rothaarige. „Ich wohne hier ganz in der Nähe, wenn ihr nett seid, lade ich euch noch zu mir nach Hause ein. Meine Freundin Romy würde auch mitkommen.“
Stefan und Ulrich wechselten einen Blick. Die beiden Frauen schienen nicht begreifen zu wollen, dass sie sich die Falschen ausgesucht hatten. Sie würden also deutlicher werden müssen.
Stefan sah sich in der Bar um. Es wäre ihm seltsam vorgekommen, jemanden vom Personal um Hilfe zu bitten – Uli und er würden es doch schaffen, zwei angetrunkenen Frauen klarzumachen, dass sie keinen Abend zu viert anstrebten?
Er sah, dass Ulrich kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren, und da er wusste, dass sein Freund sehr laut werden konnte, beschloss er, einzugreifen und die fällige Klarstellung selbst vorzunehmen. Er traute sich zu, das diskreter zu erledigen als Ulrich.
„Hören Sie“, sagte er, „mein Freund und ich, wir haben einiges miteinander zu besprechen.“
„Aber dabei stören wir doch überhaupt nicht, Süßer!“, sagte die Blonde.
Diese Anrede brachte bei Ulrich das Fass zum Überlaufen.
„Meine Damen“, sagte er, „das haben Sie sich hübsch ausgedacht, aber mein Freund und ich sind an Ihrer Gesellschaft nicht interessiert. Würden Sie das bitte zur Kenntnis nehmen? Und Ihre Drinks zahlen Sie auch selbst, ich kann mich nicht erinnern, Sie eingeladen zu haben.“
Die Drinks wurden in diesem Augenblick gebracht.
„Damit das klar ist“, wandte sich Stefan an die Bedienung, „wir haben diese beiden Damen nicht eingeladen, und wir werden ihre Getränke auch nicht bezahlen. Wir wären viel lieber allein an diesem Tisch geblieben.“
Die Bedienung sah ihn so verdutzt an, als hätte sie solche Worte noch nie gehört.
Bei den beiden Frauen jedoch war die Botschaft endlich angekommen. Die Blonde stand so ungestüm auf, dass ihr Stuhl polternd zu Boden fiel.
„Komm, Silvie, wir gehen“, zischte sie. „Mit Männern, die so geizig sind, wollen wir nichts zu tun haben!“
Die Rothaarige erhob sich ebenfalls, sie maß die beiden Freunde mit einem verächtlichen Blick.
„Ihr seid richtige Jammerlappen“, stieß sie hervor, bevor sie ihrer Freundin zum Ausgang folgte.
„Und die Martinis?“, rief die Bedienung ihnen nach, bevor ihr klar wurde, dass die beiden Frauen auch ihre ersten Getränke noch nicht bezahlt hatten. Sie stellte das Tablett auf dem Tisch ab und stürzte ihnen hinterher.
„Meine Güte“, murmelte Ulrich, „was man alles erlebt, wenn man mal ohne Frau unterwegs ist! Zum Glück sind sie jetzt weg. Hast du die Tätowierungen gesehen?“
Stefan nickte. Was für eine absurde Begegnung!
***
Sebastian war leider immer noch nüchtern, dabei war er fest entschlossen gewesen, sich zu betrinken, um hinterher einfach ins Bett zu fallen und sofort einzuschlafen – ohne langes Grübeln. Aber er vertrug nun einmal nur eine begrenzte Menge an Alkohol. Trank er mehr, wurde ihm übel, dann hörte er automatisch auf.
Hinzu kam, dass ihn das Treiben an einem der Nachbartische so faszinierte, dass er das Trinken darüber vergaß. Da saßen zwei Männer im besten Alter, gut aussehende, gepflegte Männer mit klugen Gesichtern, die sich bereits angeregt unterhalten hatten, als er gekommen war.
Zuerst hatte er allein am Tisch gesessen und ihrem leise geführten Gespräch recht gut folgen können. Sie waren im Kino gewesen, wie er, und hatten zufällig denselben Film gesehen, über dessen Ende sie jetzt diskutierten. Da er sich beim Verlassen des Kinos ähnliche Fragen wie sie gestellt hatte, fand er die Argumente, die sie austauschten, außerordentlich interessant.
Dann jedoch hatte sich ein junges Paar zu ihm gesetzt und sich ebenfalls unterhalten, sodass er den beiden Männern am Nebentisch nicht länger hatte zuhören können.
Doch wenig später war es noch einmal richtig interessant geworden: Zwei Frauen hatten sich zu den Männern gesetzt und versucht, sie anzumachen. Er hatte sich gefragt, ob sie Erfolg haben würden. In dieser Hinsicht musste man ja – seiner Erfahrung nach – mit allem rechnen. Wenn es um Sex ging, passierten die unwahrscheinlichsten Dinge.
Aber in diesem Fall war es so, dass die beiden seriösen Herren nach der ersten Überraschung deutliche Worte fanden und den Frauen klarmachten, dass sie bei ihnen nicht landen würden. Respekt, dachte er. Die meisten anderen hätten sich wohl auf die mehr oder weniger deutlichen Angebote eingelassen.
Außer ihm schien niemand das Treiben am Nachbartisch zu beobachten. Das junge Paar an seinem Tisch war so mit sich selbst beschäftigt, dass es seine Umwelt vollkommen vergessen hatte. Und so war es bei den meisten anderen auch.
Nur zwei düster aussehende Männer in einer Ecke konnten ihre Augen nicht von der Rothaarigen und der Blonden am Nachbartisch abwenden. Ob sie sie kannten und ihnen heimlich gefolgt waren, um zu sehen, was sie trieben, wenn sie allein waren?
Ein Stuhl flog zu Boden, die Frauen standen auf, wurden etwas lauter, traten den Rückzug an. Die Kellnerin stellte ihr Tablett ab und rannte ihnen nach, um zu kassieren. Die beiden sympathischen Männer, die jetzt wieder allein an ihrem Tisch saßen, tauschten erleichterte Blicke.