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Die Dramaqueen schildert ihre schlimmste Woche voller Patzer und Fehler. Sie lässt dabei keine der berühmten sieben Hauptsünden aus. Was Hochmut, Habgier, Begehren, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit bewirken, zeigen ihre Ausrutscher in nur einer Woche. Ein Lesevergnügen für Kinder und Erwachsene zum nachdenklichen Schmunzeln.
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Seitenzahl: 67
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Von mir über mich
FREITAG
Mein Zorn und der Wutanfall
SAMSTAG
Meine Faulheit und die Katastrophe
SONNTAG
Mein Begehren und der Heimeinzug
MONTAG
Mein Neid und der Computercrash
DIENSTAG
Meine Habgier und mein Totalverlust
MITTWOCH
Mein Hochmut und mein Fall vom Pferd
DONNERSTAG
Meine Völlerei und Essen aus Langeweile
Nachlese
Meine Mama nennt mich gern
Das kommt daher, weil ich schon mal gern ein bisschen übertrieben losheule oder aufstampfe. Also wenn mir was nicht passt, versuche ich, durch einen kleinen Ausbruch etwas zu meinen Gunsten rauszuholen.
Ich versuche das natürlich auch im Umgang mit anderen Kindern, weil ich mir oft keinen Rat weiß. Leider bin ich ziemlich klein, oder besser kurz und nicht sehr kräftig. Sobald andere über mich von der „Kleinen“ sprechen, ärgert mich das. Opa muss ich immer mit dem Ellbogen anstoßen, weil er oft bei Diskussionen meint:
„Lass doch die Kleine!“
Dann werfe ich: „Große!“ dazwischen und er korrigiert sich manchmal.
Beim nächsten Mal spricht er aber wieder von mir als der „Kleinen“. Meine früheren Mitschüler beachteten mich kaum und schupsten mich auch gern weg. Ehrlich gesagt, habe ich Angst, mich deshalb zu prügeln. Mädchen machen das nicht so oft wie einige Jungs. Dann kommt bei mir noch hinzu, dass ich viele alltägliche Sachen einfach nicht zu Stande bringe, auch wenn ich das heimlich schon oft geübt habe. Fast alle Kinder können sich zum Beispiel die Schuhe zubinden, ich aber nicht. Das fällt kaum auf, wenn sich ein Klettverschluss am Schuh befindet, aber ohne, sehe ich alt aus. Auch Reißverschlüsse finde ich tückisch. Manche bekomme ich zu, andere nicht, vor allem, wenn sie doppelseitig zu öffnen sind.
Peinlich ist mir auch, dass ich mich beim Po-Abputzen oft etwas ungeschickt anstelle. Vielleicht ist es aber auch nur aus Hektik oder Faulheit. Mama weiß dann Bescheid und hilft mir. Das ist natürlich am bequemsten. Aber sie kommentiert dann meistens: „Du bist aber nun eigentlich alt genug, das allein hinzubekommen, oder?“
Das finde ich dann wieder blöd und zicke dann rum.
Sie hat das Spielchen natürlich längst durchschaut und lässt mich stur toben.
„Na Dramaqueen, wieder beruhigt?“
Dann schnaufe ich nur und stampfe dazu kurz ein paarmal auf. Später weiß ich meist selbst nicht mehr, warum ich mich eigentlich so aufgeregt habe. Jetzt bin ich über diese Schrei- und Tobsucht-Phase schon fast weg, also bleibe cooler. Aber deshalb habe ich es noch lange nicht leicht.
Als tiefbegabtes Mädchen war ich von den Normalschulen schwer enttäuscht. Die haben mich da mit einer Betreuerin in eine Klasse gesteckt, wo sich keiner für mich interessierte. Im Gegenteil, haben mich die meisten angestarrt, als sehe ich nicht normal aus, nur weil ich ein bisschen kürzer kleiner bin, eine Brille trage und nach dem Essen auf den Klamotten sichtbar ist, was es in der Schule gab.
Es hat auch kaum einer mit mir gespielt. Bei Ballspielen, stelle ich mich eher ungeschickt an und wo ich mitspiele, verlieren sie meistens. Dann wollte mich keiner gern wieder in seiner Mannschaft. Das ist ein blödes Gefühl, wenn man immer die letzte ist und die meisten das Gesicht verziehen, weil ich dabei bin. Beim Rennen stolpern andere auch, aber bei mir lachen wiehern alle.
Elli und Elmo aus unserer Großfamilie verstehen mich und nehmen mich immer in Schutz. Sie sind aber nicht an meiner Schule, sondern Elli macht schon ihr Abi und Elmo ist in einer anderen Schule für Schlauere als mich.
Wenn ich im Unterricht nicht mitkam oder mich langweilte, hat mich meine Betreuerin einfach aus der Klasse genommen. Besonders Mathe fiel mir sehr schwer, obwohl meine Oma Mathelehrerin ist und sich wirklich Mühe gab und gibt. Mama hat auch immer wieder Rechenaufgaben aufgeschrieben, aber es hat wenig gebracht. Selbst das Zählen von Geld fällt mir schwer. Deshalb haben mich manche MitschülerInnen wohl auch beklaut, weil ich mir selten merken kann, wieviel Taschengeld ich habe. Ich mache mir allerdings nicht viel aus Geld. Die meisten brauchen es für Naschereien. Ich mag aber keine Bonbons oder Schokolade. Das finden die anderen Kids auch komisch. Ich kaufe mir von meinem Taschengeld lieber Salat oder Naschitomaten. Das finden die meisten verrückt. Ich mag eben Gemüse und besonders Zwiebeln. Dafür war ich aber auch noch nie richtig krank.
Mit dem Lesen klappt es besser. Wenn mir Worte beim Üben fehlen, erfinde ich einfach welche. Mama korrigiert das hartnäckig, aber ich habe von Opa aufgeschnappt, dass Phantasie wichtiger als Wissen sei. Er hat das auf einem Stein stehen, wo EINSTEIN drauf steht, als sehe man nicht, dass es sich um einen Stein handelt.
Das Schreiben fällt mir allerdings schwerer. Am besten klappen WhatsApp, wenn die Worte im Display schon nach dem Tippen von ein zwei Buchstaben vorgegeben sind. Dann brauche ich bloß drauf zu fingern und nicht jeden einzelnen Buchstaben zu wissen. Opa buchstabiert mir immer, wenn ich Mama von seinem Handy aus was schreibe und wissen will, wie ein Wort richtig getippt wird.
In den Berliner Zoo haben sie mich aus der Schule auch nicht mitgenommen. Das fand ich voll blöd und habe geheult, was aber zu nichts geführt hat. Manche Kinder waren in der alten Schule besonders gemein. Sie hänselten mich.
„Hau ab, du Blöde“
Oder: „Verpiss dich, Doofi.“
Da habe ich mich immer mit meiner Lieblingspuppe Anna getröstet. Ich besitze sie schon so lange ich denken kann und sie ist mir richtig ans Herz gewachsen. Mit den Jahren sieht sie dunkler aus, an manchen Stellen richtig schwarz. Opa hänselt mich deshalb immer und fragt, aus welchem Land denn meine Puppe käme?
„Afghanistan, Syrien oder einem Staat aus Afrika? Deine Anna sieht inzwischen aus wie eine Flüchtlings-Puppe, jedenfalls wie eine mit Mi-gra-tions-Hintergrund. Da solltest du aufpassen, dass sie nicht ausgewiesen wird.“
Dann presse ich Anna ganz fest an mich und gebe ihr einen dicken Kuss, auch wenn Opi kopfschüttelnd kritisiert:
„Knutsch die Puppe nicht dauernd. Die Sabber klebt ja schon in den Augen und Ohren.“
Das stimmt aber gar nicht. Denn die Augen wurden gerade erst operiert, weil sie rauszufallen drohten oder Anna schielte.
Auch der Puppenkörper hat schon einiges hinter sich. Sprechen kann meine Anna auch nicht mehr, seitdem irgendein Aufpasser am Flughafen in Annas Bauch nach dem Durchleuchten auf dem Gepäckband eine Bombe vermutete. Ich habe fürchterlich gebrüllt und Riesenangst um Anna gehabt. Der Polizist hat dann gemerkt, dass meine Puppe nur Batterien im Bauch hatte. Jetzt ist sie stumm.
Mama hat mich aber schön getröstet und Opa wollte mir eine farbige Puppe von seiner Südafrikareise mitbringen. Aber er hat bei seiner Safari in Südafrika leider keine schwarze Puppe kaufen können, sondern nur weiße in Geschäften gesehen. Das wundert mich, denn ich habe ja schon Babys und niedliche farbige Kids mit Kraushaar gesehen.
Jetzt bin ich in einer Spezialschule mit Behinderten. Das ist auch nicht so prickelnd, aber ok. Viele meiner Mitschüler brauchen Hilfe, weil sie im Rollstuhl sitzen, oder nicht richtig hören und sprechen können. Gebärdensprache finde ich ganz schön, auch wenn meine neu erlernten Fuchteleien nur schwer zu erkennen sind. Manche unserer Schüler sind auch zu schlau für eine normale Schule. Die langweilen sich da und zappeln zu viel. Weil alle aus meiner speziellen Schule in dem Wohnheim Adonis in Füwa untergebracht sind, wollte ich da auch unbedingt hin. Manche wundert das, weil wir in einem kleinen Haus mit Garten in dem Kurort Bad Saarow wohnen. Morgens hat mich immer ein Bus abgeholt und nach 16.00 Uhr zurück gebracht. Mama konnte es aber nicht schaffen, immer rechtzeitig zu Hause zu sein und Oma und Opa waren auch nicht immer sprungbereit.
Zu Hause bin ich nicht gern allein. Ich bekomme erstens die Haustür nicht immer auf und zweitens ist mir unheimlich. Es stimmt aber nicht, dass das vom zu vielen fernsehen kommt. Ich sehe meistens nur KiKa und nicht die vielen blöden Serien.
Mama und meine Großeltern fanden es sehr mutig von mir, dass ich ins ADONIS Internat wollte, na könnt ihr ja gleich lesen.