Dramenanalyse - Romana Weiershausen - E-Book

Dramenanalyse E-Book

Romana Weiershausen

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Beschreibung

Was ist ein Drama? Und was Theater? Was charakterisiert die Kommunikationssituation im Drama? Wie lässt es sich systematisch und wie historisch erfassen? Welche Relevanz haben Gattungen und wie geht man mit ihnen um? Schließlich: Welche digitalen Methoden eignen sich zur Dramenanalyse? Dieses Studienbuch will ein Verständnis dafür vermitteln, was ein Drama ausmacht. Es erläutert alle wichtigen Grundlagen für die Analysepraxis und gibt einen Einblick in mediale und historische Zusammenhänge. Checklisten, Infografiken und Literaturempfehlungen runden den Band ab. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden. 

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Seitenzahl: 864

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Der Koran

Aus dem Arabischen übersetzt von Max HenningEinleitung und Anmerkungen von Annemarie Schimmel

Reclam

1960, 2023 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Covergestaltung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2023

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN978-3-15-962140-1

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-011431-5

www.reclam.de

Inhalt

Einleitung

Der Koran

Die Öffnende

Die Kuh

Das Haus ‘Imrān

Die Frauen

Der Tisch

Das Vieh

Der Wall

Die Beute

Die Reue

Jonas (Frieden sei auf ihm!)

Hūd

Joseph (Frieden sei auf ihm!)

Der Donner

Abraham (Frieden sei auf ihm!)

Al-Ḥiǧr

Die Bienen

Die Nachtfahrt

Die Höhle

Maria

Ṭā-hā

Die Propheten

Die Pilgerfahrt

Die Gläubigen

Das Licht

Die Unterscheidung

Die Dichter

Die Ameise

Die Geschichte

Die Spinne

Die Griechen

Luqmān

Die Anbetung

Die Verbündeten

Saba

Die Engel

Yā-sīn

Die sich Reihenden

Ṣād

Die Scharen

Der Gläubige

Erklärt

Die Beratung

Der Goldputz

Der Rauch

Das Knien

Al-Aḥqāf

Muhammad – der Herr segne ihn und spende ihm Heil!

Der Sieg

Die Gemächer

Qāf

Die Zerstreuenden

Der Berg

Der Stern

Der Mond

Der Erbarmer

Die Eintreffende

Das Eisen

Die Streitende

Die Auswanderung

Die Geprüfte

Die Schlachtordnung

Die Versammlung

Die Heuchler

Der gegenseitige Betrug

Die Scheidung

Das Verbot

Das Reich

Die Feder

Die Unvermeidliche

Die Stufen

Noah

Die Dschinn

Der Verhüllte

Der Bedeckte

Die Auferstehung

Der Mensch

Die Entsandten

Die Kunde

Die Entreißenden

Er runzelte die Stirn

Das Zusammenfalten

Das Zerspalten

Die das Maß Verkürzenden

Das Zerreißen

Die Türme

Der Nachtstern

Der Höchste

Die Bedeckende

Die Morgenröte

Das Land

Die Sonne

Die Nacht

Der lichte Tag

Dehnten wir nicht aus?

Die Feige

Das geronnene Blut

Die Macht (Al-Qadr)

Der deutliche Beweis

Das Erdbeben

Die Renner

Die Pochende

Das Streben nach Mehr

Der Nachmittag (Die Zeit)

Der Verleumder

Der Elefant

Quraiš

Der Beistand

Der Überfluss

Die Ungläubigen

Die Hilfe

Verderben! (Abū Lahab)

Die Reinigung

Das Morgengrauen

Die Menschen

Zu dieser Ausgabe

Zur Aussprache

Ausgewählte Bibliographie

Textausgaben und Übersetzungen

Sekundärliteratur

[5]Einleitung

Im Jahre 1955 fragten einige Studenten der Islamisch-Theologischen Fakultät in Ankara ihren Lehrer in der Koranlesekunst, einen gebildeten höheren Staatsbeamten, nach einer feinen Ausspracheveränderung in der Rezitation des Korans, indem sie behaupteten, seine Aussprache sei nicht der arabischen Grammatik entsprechend.

»Aber der Koran ist doch nicht arabisch!«, rief er entsetzt, »er ist doch Gottes Wort – wie könnt ihr ihn nach der arabischen Grammatik messen wollen?«

Die kleine Szene zeigt, wie der Glaube an die übernatürliche Herkunft des Korans und an seine absolute Unfehlbarkeit noch heute selbstverständlich für jeden Muslim ist, mag er den heiligen Text verstehen oder nur seine Worte hören und lernen, seine Zeichen nachschreiben.

Wie ist diese Urkunde zu solchem Einfluss gelangt? Dem Mekkaner Muhammad, aus der Sippe Quraiš, der aufgewachsen war innerhalb des vielfarbigen primitiven Heidentums seiner Stammesgenossen und der, wie manche andere seiner Zeitgenossen am Ende des 6. nachchristlichen Jahrhunderts, eine höhere Art der Religiosität suchte, wurden bei seinen Meditationen in der Höhle des Berges Ḥirā nahe der Stadt Mekka Visionen und Auditionen zuteil, und gestützt von dem Vertrauen seiner Gattin H˘adīǧa rang er sich zu der Überzeugung durch, zu seinen der Sünde des Götzendienstes anheim gefallenen Landsleuten als Warner gesandt zu sein. So begann er zu predigen, was ihn die Stimme des Engels, des »zuverlässigen Geistes«, hören ließ: Worte des drohenden Gerichtes für die, welche ihr Leben in Leichtfertigkeit und Verschwendung hinbringen, Verkündigung der ungeheuren Schrecken, welche die in Kürze erwartete Endzeit mit sich bringen sollte, Verheißung der rettenden Gnade Gottes für die, so sich bekehren und [6]Gutes tun. Der Akzent der Verkündigungen verlagert sich im Laufe der Zeit stärker auf die Beschreibung der Machtfülle Gottes, der aus dem Nichts, nur durch sein Wort »Sei!« Leben schafft, der die tote Wüste durch den Regen belebt und der am Ende der Zeiten auch die Toten wieder erwecken wird – ein Glaube, den die nüchternen mekkanischen Kaufleute weidlich verspotteten. Die Vielgötterei der Mekkaner wird als Abfall und größte Sünde gebrandmarkt: denn der Gott, der zugleich Schöpfer und Richter ist, kann nur ein einziger sein. Diese Einheit Gottes – und gleichzeitig seine auch in der kleinsten Bewegung sich offenbarende Aktivität – wird im Koran in immer neuen Wendungen bezeugt und seine Vielseitigkeit mit zahlreichen Beiworten umschrieben – er ist der Erste und der Letzte, der Hörende und der Sehende, der Liebende und der Zwingende, der Barmherzige und der Erbarmer. Die Muslime haben aus diesen seinen Attributen die oft im Gebet einzeln oder nacheinander wiederholten 99 schönsten Namen Gottes zusammengestellt.

In den späteren Jahren von Muhammads mekkanischer Tätigkeit – er begann etwa in seinem 40. Lebensjahr, um 610, zu predigen – enthalten die Offenbarungen viele Hinweise auf frühere Propheten, die, gleich ihm, von ihren Landsleuten nicht anerkannt worden sind, worauf ihre Länder vom Erdboden vertilgt wurden. In diesen Prophetengeschichten begegnen uns Abraham, der durch Ismā‘īl Stammvater der Araber geworden ist und im Laufe der Entwicklung für Muhammad eine immer größere Bedeutung erhielt: Er ist der Gläubige, welcher sich nicht vor Sonne und Mond, sondern vor dem, der sie bewegt, niederwarf, Vertreter einer Glaubenswahrheit, die älter als Judentum und Christentum ist; Urvater Adam ist es, vor dem sich die Engel zu beugen hatten, weil Gott ihn »die Namen lehrte« und ihm damit Gewalt über die Dinge gab; er wird nach koranischer Lehre, die keinen Erbsündenbegriff [7]kennt, zum Sachwalter (h˘alīfa) Gottes auf Erden eingesetzt, auf dass er und seine Nachkommen den rechten Pfad gehen und die Güter der Welt genießen und sie am Ende wieder dem Herrn des Alls zurückgeben; Noah und Idrīs (Henoch) tauchen in den Erzählungen auf; Moses, der Mann, zu dem Gott sprach; der tugendhafte Joseph, dessen Geschichte ein ganzes Kapitel, das 12., erzählt und dessen Gestalt von Dichtern und Mystikern unzählig oft als Symbol der göttlichen Schönheit verwendet worden ist; der geduldige Hiob, David und Salomo und noch manch anderer, bis zu Jesus, dem Sohn der Jungfrau Maria, der als Wundertäter mit dem belebenden Odem, als letzter der Propheten vor Muhammad, gepriesen wird.

Als Muhammad im Jahre 619 zunächst seine treue Gattin, dann seinen Oheim, der ihn immer gegen die feindlichen Mekkaner geschützt hatte, verlor, wurde seine Lage kritisch. Nach Verhandlungen mit Bewohnern der nördlich gelegenen Stadt Yaṯrib begab er sich 622, nachdem seine Anhänger ihm vorausgezogen waren, dorthin; seither ist der Ort als Medina (»die Stadt [des Propheten]«) berühmt. Die Offenbarungen, die nach der Übersiedlung nach Medina entstanden, zeigen häufig einen mehr legislativen Charakter. Denn Muhammad war inzwischen Gemeindehaupt, Politiker und Gesetzgeber geworden. Aus den in Medina entstandenen Stücken lernen wir die Kämpfe der Muslime mit den Mekkanern kennen, Sieg und Niederlage, Waffenstillstand von Ḥudaibīya und glücklicher Wiedereinzug des triumphierenden Propheten in seine Heimatstadt (630), die Auseinandersetzungen mit den Juden der Stadt und der Nachbaroasen; aber auch häusliche Bedrängnisse des Propheten, der nach dem Tode H˘adīǧas zahlreiche Frauen geheiratet hatte, Fragen des Ehe- und Erbrechts werden hier behandelt.

Nach Muhammads Meinung – und nach der Aussage des Korans (»Rezitation«) selbst – decken sich die an ihn ergangenen [8]Offenbarungen mit denjenigen, welche frühere Völker durch ihre Propheten erhalten haben. Das, was Moses in der Tora, David im Psalter und Jesus im Evangelium ihre Völker gelehrt haben, soll auch den Arabern in ihrer Sprache verkündet werden. Deshalb ist der Koran in der »Nacht der Macht« im Monat Ramadān – dem 9. Monat des Mondjahres – herabgesandt worden; als solcherart geheiligter Monat wurde der Ramadān zum Fastenmonat bestimmt. Der offenbar als einmaliges Ereignis aufgefassten »Herabsendung« (Sure 97) – d. h. wohl der ersten Offenbarung, die den Keim der Entwicklung in sich trug – folgten dann Auditionen, seltener Visionen, in denen Muhammad das, was in der »Mutter des Buches« – der alle göttliche Weisheit enthaltenden himmlischen Urschrift – geschrieben war, in der Sprache seines Volkes vernahm, so dass er es nun weiterverkünden konnte. Diese Eingebungen erschienen ihm selbst als Wunder; als die Mekkaner von ihm verlangten, er solle Wunder vollbringen wie die früheren Propheten, verwies er auf die Verse des Korans, denen der kennzeichnende Name āyat »Wunderzeichen« beigelegt wird; kein Sterblicher könne, so heißt es im Koran, gleiche oder ähnliche Worte und Gedanken hervorbringen! Muhammad – so wird ihm im Koran bestätigt – sei kein Dichter: Die Offenbarungen sind nicht in dem schon in vorislamischer Zeit höchst entwickelten und überaus verfeinerten, in Metrik, Reimkunst und Knappheit der Diktion unübertrefflichen poetischen Stil geschrieben, sondern in Reimprosa; zunächst in den kurzen zuckenden Sätzen, wie sie die Wahrsager jener Zeit zu verwenden pflegten; später werden die Satzglieder länger, der ursprüngliche eschatologische Schwung verebbt. Die Reimprosa, in der freilich die Reime hie und da recht frei behandelt werden, führt gelegentlich zu seltsamen Formbildungen, so den fortgesetzten Dualen in Sure 55. Für den Muslim jedoch ist die Sprache des Korans unübertrefflich, unnachahmbar und in ihrer Vielseitigkeit, ihrer Harmonie [9]und Ausdrucksfähigkeit das unbedingte Zeugnis von Gottes Urheberschaft. Goethe drückt es so aus: »Der Stil des Korans ist seinem Inhalt und Zweck gemäß streng, groß, furchtbar, stellenweis wahrhaft erhaben; so treibt ein Keil den andern, und darf sich über die große Wirksamkeit des Buches niemand verwundern.«

Ein ägyptischer Gelehrter jedoch formuliert seine Ansicht über den Stil des heiligen Buches folgendermaßen:

»Die Form des Korans spiegelt weder die seßhafte Sanftheit des Städters noch die nomadische Rauheit des Beduinen wider. Sie besitzt im rechten Maße die Süße der ersteren und die Kraft der letzteren.

Der Rhythmus der Silben ist gehaltener als in Prosa und weniger ausgeführt als in Poesie. Die Pausen kommen weder in Prosaform noch im Stil der Poesie, sondern mit harmonischer und rhythmischer Symmetrie.

Die gewählten Worte sind weder zu banal noch zu selten, sondern werden als Ausdruck bewundernswürdigen Adels angesehen.

Die Sätze sind in würdigster Art so ausgedrückt, dass die kleinstmögliche Anzahl von Worten verwendet wird, um Gedanken von äußerstem Reichtum auszudrücken […].

Koranische Rede ist deutlich übermenschlich, weil sie das psychologische Gesetz durchbricht, dass Intellekt und Gefühl immer in umgekehrtem Verhältnis zueinander stehen. Im Koran treffen wir konstante Zusammenarbeit dieser beiden antagonistischen Kräfte, denn wir finden, dass in den Geschichten, Argumenten, Doktrinen und Gesetzen sowie moralischen Prinzipien die Worte sowohl eine überzeugende Lehre als eine gefühlsmäßige Stärke haben […]. Wenn wir […] zur Struktur einer Sure und des ganzen Korans übergehen, finden wir einen überall gegenwärtigen Plan, den kein Mensch hätte erfinden können.«

[10]Die Tatsache, dass sich zahlreiche Erzählungen im Koran auf das Leben der alttestamentlichen Propheten und das Leben Jesu beziehen, bedeutete für Muhammad nichts als die Übereinstimmung der von ihm verkündeten Lehre mit den vorher geoffenbarten Wahrheiten. Ja, noch mehr: Wo seine Offenbarungen von den jüdischen und christlichen Überlieferungen abweichen, ist es für ihn – und für jeden Muslim – klar, dass die anderen Völker ihre Überlieferungen gefälscht haben; denn Muhammads Überzeugung, seine eigenen Erkenntnisse Wort für Wort von Gott erhalten zu haben und in ihnen die abschließende und alles andere umfassende und korrigierende Wahrheit zu sehen, lässt natürlich keinen Zweifel an der Wahrheit der koranischen Offenbarung zu; und für den Muslim wäre es unmöglich, einen Propheten der Lüge oder falschen Mitteilung zu zeihen. Deshalb kann, um nur ein Beispiel zu nennen, der Muslim die Kreuzigung Jesu nicht akzeptieren, da der Koran sie nicht anerkennt – dem historischen Zeugnis des Neuen Testaments wird die überhistorische göttliche Offenbarung gegenübergestellt, die für den gläubigen Muslim ungleich schwerer wiegt als ein Buch, das er ohnehin für eine durch Menschenhand veränderte Quelle hält. Da der Koran hinwiederum die Jungfraugeburt anerkennt, wird der Muslim sie auch gegen moderne liberalistische Zweifel verteidigen.

Die zahlreichen Erzählungen von alt- und neutestamentlichen Gestalten im Koran haben von Anbeginn der Auseinandersetzung des Christentums mit dem Islam die Gelehrten beschäftigt. In der Regel wird dabei Muhammad eine mehr oder minder bewusste Übernahme dieser Stoffe von christlichen und jüdischen Mitbürgern zugeschrieben – Arabien war um die Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert von zahlreichen Christen verschiedener Bekenntnisse bewohnt, da es in den Einflusssphären Irans und Ostroms, nestorianischen und monophysitischen Christentums lag; der christliche Eremit in seiner [11]Zelle war den Arabern, wie die Poesie zeigt, kein Fremder, und die Handelsbeziehungen zu den syrischen Provinzen sowie nach dem Irak taten ein Übriges, um wenigstens vage Kenntnisse von den Glaubensvorstellungen und Riten des Christentums bis nach Mekka dringen zu lassen. Auf der anderen Seite waren die Könige Südarabiens schon im 6. Jahrhundert zum Judentum übergetreten, und jüdische Kolonien fanden sich verschiedentlich in Arabien. So lagen die Einflüsse gewissermaßen in der Luft. Wie die Juden in Medina den Propheten schon wegen seiner unklaren Vorstellungen von alttestamentlichen Personen verspottet hatten, so haben diese angeblichen oder wirklichen Entlehnungen, falschen Zitierungen usw. auch in der christlichen Polemik gegen den Islam eine wichtige Rolle gespielt und Stoff für die refutatio (wie der Jesuit Maracci seine 1698 erschienene lateinische Koranübersetzung und Einleitung nannte) geliefert; sie dienten zum Beweis dafür, dass Muhammad die Wahrheiten der anderen Religionen »mit hässlichem arabischen Kamelunrat umpflanzet« habe (Herder). – Die Diskussion darüber, was Muhammad aus dem Judentum aufgenommen habe – nicht nur an Erzählungen, sondern an allgemeinen Glaubensvorstellungen und rituellen Handlungen –, hat eine umfangreiche Literatur hervorgerufen (erwähnt seien nur Autoritäten wie Hirschfeld, Horovitz, Geiger, Torrey, Katsh), während die christlichen Einflüsse auf die Entstehung des Islam am sachlichsten und behutsamsten von Tor Andrae geprüft worden sind.

Ebenso sind die eventuellen iranischen, sabäischen und natürlich auch die altarabischen Vorbilder für die im Koran vorhandenen Glaubenskonzeptionen untersucht worden: So entstammt die Waage beim Jüngsten Gericht altägyptischer, die zum Jenseits führende Brücke iranischer Glaubenswelt u. a. Doch darf man niemals vergessen, dass keine Religion aus dem Nichts gegründet wird, sondern immer an vorhandene [12]Glaubensgrundlagen anknüpft und sich der vorhandenen Sprache und Vorstellungswelt anpassen muss, um sich überhaupt verständlich zu machen. Nicht das, was ein Religionsstifter von den Früheren übernimmt, sondern die Art, wie er es zu einem neuen Ganzen zusammenfügt, ist das wichtigste Problem.

Für den frommen Muslim bestehen Fragen wie die eben erörterten kaum. Wenn er wirklich eine Übernahme fremden Stoffes anerkennen sollte, so nur im Sinne der Bestätigung des schon vorhandenen Offenbarungsgutes; im Allgemeinen aber wird er die Originalität der koranischen Offenbarung verteidigen. Muhammad Abdallah Draz, Professor für Koranauslegung an der ältesten und wichtigsten Universität im islamischen Gebiet, der Azhar in Kairo, dessen Meinung über den koranischen Stil oben zitiert wurde, hat in einem Artikel (in: Morgan 1958) jede Möglichkeit eines fremden Einflusses ausgeschlossen und hat sogar scharf die Idee von sich gewiesen, der Prophet habe durch Nachdenken zu der im Koran enthüllten Erkenntnis gelangen können, da er selber keine Ahnung von religiösen und legislativen Fragen gehabt habe, ehe die Offenbarung einsetzte: »Bis zu einem gewissen Grade hätte die Vernunft ihm den Unsinn der Götzenanbetung zeigen können und die Sinnlosigkeit des Aberglaubens – aber wie hätte er wissen können, wie sie zu ersetzen sind? Nicht durch bloßes Denken können Fakten, gewusste und frühere Ereignisse beschrieben werden – und doch ist der Koran immer in völliger Übereinstimmung mit den grundlegenden Gegebenheiten der Bibel, auch mit solchen, die Muhammad unbekannt waren.«

Die Offenbarungen, die Muhammad etwa von seinem 40. Lebensjahr (um 610) bis nahe zu seinem Tode (632) begleiteten, wurden von seinen Anhängern auswendig gelernt und zum großen Teil auch auf verschiedenes Schreibmaterial – Knochen, Leder u. a. – geschrieben. Aber erst nach dem Tode Muhammads ging man daran, die verstreuten Stücke [13]zusammenzustellen. Es gab mancherlei Lesarten einzelner Verse, durch die Vieldeutigkeit der damals noch wenig entwickelten arabischen Schrift bedingt; doch wurde in der Regierungszeit des dritten Kalifen ‘Utmān (644–656) eine grundlegende und allgemein akzeptierte Redaktion geschaffen, neben der die anderen Formen, mit ihren leichten Abweichungen, aus dem Gebrauch verschwanden; nur einzelne Lesartverschiedenheiten hielten sich im Gebrauch. Es fehlt jedoch noch eine kritische Ausgabe des Korans, die alle Varianten des Textes angibt.

Die Ordnung der Suren (Kapitel) erfolgte nach einem höchst einfachen und im Orient nicht ungebräuchlichen System: Man ordnete sie in absteigender Länge. Da jedoch die ersten Offenbarungen verhältnismäßig kurze Stücke waren, während die Suren der medinensischen Zeit ausgedehnte Kapitel mit langen Sätzen sind, wurde die chronologische Ordnung durch dieses Prinzip in Unordnung gebracht. Doch ist es mit stilkritischen historischen Untersuchungen nicht unmöglich, zumindest im Großen die ursprüngliche Reihenfolge der Suren wiederherzustellen; Nöldekes bahnbrechende Forschungen haben den Weg hierzu gewiesen, andere Forscher haben sein Werk fortgesetzt. Dass jedoch in dieser wie auch in philologisch-exegetischer Hinsicht nie alle Probleme gelöst werden können, wenn auch die besten orientalischen Kommentare zu Hilfe genommen werden, darauf hat Paret hingewiesen. Die Koranausgaben geben zu Beginn jeder Sure meist an, ob sie mekkanischen oder medinensischen Ursprungs ist; gelegentlich sind jedoch Einsprengsel aus anderem Zusammenhang innerhalb einer Sure zu finden, und die Ordnung kann durch Verschiebungen gestört sein – man vergleiche die Schwierigkeiten ähnlicher Art bei der Untersuchung der alttestamentlichen prophetischen Bücher! Einzelne europäische Gelehrte haben in ihren Koranübersetzungen die Suren in der von ihnen angenommenen chronologischen Reihenfolge übersetzt (Bell, [14]Blachère). Die richtige Reihenfolge der Verse zu kennen ist vor allem darum wichtig, weil sich die Bedeutung mancher Ausdrücke im Laufe der Zeit verschoben hat und weil manche Verse durch spätere abrogiert oder korrigiert worden sind: So wird der Wein zunächst als Gottesgabe gepriesen, dann aber um seiner gefährlichen Wirkungen willen verboten. Diese dem abendländischen Kritiker so menschlich erscheinenden Zeichen des Schwankens beunruhigen den normalen muslimischen Frommen jedoch gar nicht (vgl. Sure 2,11; 16,101).

Die Suren werden eingeleitet durch die Fātiḥa, oft als Vaterunser des Islam bezeichnet, ein schlichtes Gebet, das jeder Muslim beim täglichen Pflichtgebet ebenso wie beim freien Gebet spricht, das auch für Verstorbene gebetet wird und das Hauptanliegen des Islam, die Bitte um die Rechtleitung auf Gottes Pfade, ausdrückt. Den Schluss bilden zwei kleine Suren, genannt al-mu‘auwiḏatān (113; 114), die gegen Zauber und alles Übel schützen sollen, während der logische Schluss durch die 112. Sure, das Bekenntnis der absoluten Einheit Gottes, gebildet wird, ein kurzes Kapitel, das in Theologie und Mystik, in Volksglauben und Philosophie sowie in der Polemik eine schwer zu überschätzende Rolle spielt. – Zu Beginn von 29 Suren finden sich geheimnisvolle Buchstabengruppen, die möglicherweise auf kleine frühere Privatsammlungen oder Besitzer des betreffenden Exemplars hinweisen, aber von der Spekulation auf die verschiedenste Art ausgedeutet worden sind, da man einen tiefen und geheimnisvollen Sinn in ihnen vermutete; man wählt einzelne von ihnen gelegentlich sogar zu Eigennamen, so Ṭā-hā (Sure 20) oder Yā-sīn (Sure 36). Ihr Rätsel ist noch nicht gelöst. Die Titel der Suren sind später hinzugefügt worden. Jede Sure beginnt mit der sogenannten Basmala, der Formel Bismi’ llāhi’ r-raḥmāni’ r-raḥīm »Im Namen Gottes des Barmherzigen, des Erbarmers«, und bei der Rezitation des Korans oder auch nur eines seiner Verse wird kein Muslim [15]vergessen, diese Formel vorher auszusprechen, wie er überhaupt jede Arbeit mit diesen Worten beginnt.

Es versteht sich, dass nach dem Tode Muhammads das durch ihn verkündete Wort für die junge Gemeinde, die sich rapide über das vorderasiatische Gebiet, über Ägypten, Nordafrika, Iran ausbreitete und achtzig Jahre nach dem Hinscheiden des Propheten am Atlantik, am unteren Indus und in Transoxanien stand (711), eine unermessliche Bedeutung haben musste. Hier fand man alle Grundlagen für religiöse Haltung, für Staatsführung, für das private Leben, für Diesseits und Jenseits. Freilich waren viele Andeutungen so knapp und nur aus einer konkreten Situation heraus zu verstehen, dass man die Vertrauten des Propheten fragen musste, in welchem Zusammenhang dieses oder jenes geschehen sei; und so entwickelte sich die Kenntnis der Worte und Taten des Propheten zu einer eigenen neuen Wissenschaft. Selbst wichtigste religiöse Handlungen, wie die Pilgerfahrt nach Mekka, die letzte der Fünf Säulen des Islam (d. h. Glaubensbekenntnis, fünfmaliges tägliches Gebet, Fasten im Ramadān, Almosengeben, Pilgerfahrt), sind nur durch die ergänzenden Überlieferungen von Muhammads eigener Handlungsweise zu verstehen, nicht aus den wenigen Andeutungen im Koran.

Die Überzeugung, dass der Koran Gottes Wort sei, die dem Propheten und seinen Anhängern selbstverständlich war durch das eigene Zeugnis der Offenbarung, wurde zu einem theologischen Problem im 9. Jahrhundert, als die Schule der Mu‘tazila, um gegen dualistische Einflüsse die Einheit Gottes ganz scharf herauszuarbeiten, dafür hielt, dass der Koran zwar Gottes Wort sei, aber, wie alle seine Attribute, nicht gleichewig mit ihm. Dagegen erhob sich die Orthodoxie, und nach langen Auseinandersetzungen, in denen zunächst die Mu‘tazila Oberhand zu gewinnen schien, wurde das Dogma der Orthodoxie, dass der Koran ungeschaffen sei, allgemein akzeptiert. »Das, [16]was zwischen beiden Einbanddeckeln ist, ist Gottes unerschaffenes Wort.« Zweifellos haben zu dieser Entwicklung Berührungen der islamischen Theologen mit der christlichen Logostheologie beigetragen. Wie Christus der ungeschaffene Logos ist, »mit dem Vater in einerlei Wesen«, so ist der Koran für den Muslim das unerschaffene Wort Gottes, das sich durch das Instrument Muhammad geoffenbart hat; wie für das Christentum die Nacht der Geburt Christi das höchste Fest ist, so für den Muslim die »Nacht der Macht«, in welcher der Koran erstmals offenbart wurde.

Als vollkommener Ausdruck des göttlichen Wesens und Willens kann aber der Koran nicht in eine andere Sprache übersetzt werden. Für den Muslim ist der Gedanke einer »Übersetzung« untragbar, da für ihn der Koran so viele Feinheiten, Tiefen, Schönheiten und himmlische Weisheit enthält, dass jede Umformung der Worte und ihre Wiedergabe durch ein anderes Medium als das der arabischen Sprache unmöglich und unzulässig ist. Ja, sogar gegen seine Umschreibung in Lateinschrift haben noch vor kurzer Zeit türkische Theologen geeifert. Es kann bestenfalls der Sinn des Korans andeutend wiedergegeben werden – eine moderne englische Übersetzung trägt bezeichnenderweise den Titel The Meaning of the Glorious Koran, und die Übersetzungen in die islamischen Volkssprachen, wie Persisch, Türkisch, Urdu usw., sind in der Regel vom Originaltext begleitet, oft auch als Interlinearübersetzungen gemacht.

Dadurch hat der Koran ungeheure Wichtigkeit für die gesamte islamische Kultur gewonnen. Er ist der Schlüssel für das islamische Geistesleben von Westafrika bis zu den Philippinen. Seine Unübersetzbarkeit hat alle Völker, die den Islam annahmen, gezwungen, Arabisch zu lernen oder sich zumindest die arabische Schrift anzueignen: daher die Einheitlichkeit der Schrift im gesamten islamischen Kulturbereich, mochte die [17]arabische Konsonantenschrift, die nur die drei langen Vokale a-i-u schreibt und sich im Übrigen mit Vokalzeichen für die kurzen Vokale begnügt – die jedoch in der Mehrzahl der Texte nicht mitgeschrieben oder nur an schwierigen Stellen eingesetzt werden –, mochte diese Schrift auch für das Türkische und Persische, das Berberische oder Paschto, das Malaiische oder das Sindhi noch so ungeeignet sein: Islamisierung bedeutete Vereinheitlichung der Schrift, Einströmen arabischer Wörter und Redensarten in die Sprache, eine Entwicklung, von der erst in letzter Zeit einige westlich orientierte, nationalstolze Völker abgegangen sind. Auch derjenige, der sonst nichts von der arabischen Sprache kannte, musste zumindest die im Gebet verwendeten kurzen Suren lernen, wenn er auch ihren Sinn nicht verstand: Aber er sprach und spricht sie, besonders die Fātiḥa, mit Andacht, als das Wort Gottes, das er gewürdigt ist auszusprechen. So auch der Häfiẓ, derjenige, welcher den Koran auswendig kennt und ihn entsprechend den verschiedenen Modulationen vorträgt: Die meisten, die als Knaben in den nichtarabischen Ländern beginnen, das heilige Buch auswendig zu lernen (wobei sie, nach der Fātiḥa, bei der letzten Seite anfangen), verstehen seinen Wortlaut nicht. – Die Rezitationskunst ist außerordentlich hoch entwickelt, und auch der Außenstehende kann von einer guten Rezitation, deren technische Einzelheiten er freilich nicht zu beurteilen vermag, mitgerissen werden, während sich der umstehenden oder -sitzenden Menge hie und da ein Ach, ein Schluchzen, ein Seufzen, ein Huuu!, ein langgezogenes »Allah!« entringt.

Um den Sinn des Korans auch Nichtarabern verständlich zu machen, entwickelte sich die Grammatik; Wörterbücher, Lexika sind dem ernsten Studium des heiligen Buches ebenso zu verdanken wie stetig wachsende Kommentare. Wir nennen nur den dreißigbändigen Kommentar des Tabarī im frühen 10. Jahrhundert, den berühmten Kaššāf des Zamah˘šarī, den [18]Kommentar des Baiḍāwī im 13. und den tafsīr al-Ǧalālain des Suyūṭī im 15. Jahrhundert von den in arabischer Sprache geschriebenen Auslegungen, die mit gründlicher philologischer und historischer Schulung Vers für Vers des Korans zu erklären sich bemühten. Dazu kommen die zahllosen Kommentare in den islamischen Volkssprachen und die Abhandlungen über die im Koran angeschnittenen Einzelfragen. Goldziher hat in seinen grundlegenden Vorlesungen Die Richtungen der islamischen Koranauslegung die Entwicklung von der ersten Periode, der Konstituierung des Textes, bis zum Modernismus hin verfolgt. Ein Zug zu mythologischer Ausschmückung mancher Berichte von alten Zeiten im Koran, wie er offenbar im frühen Islam herrschte, wurde von der Orthodoxie nicht gefördert; doch haben es sich die Prediger nicht nehmen lassen, die Einzelheiten von Paradies und Hölle, die im Text nur angedeutet waren, in den glühendsten Farben vor ihren Zuhörern auszumalen.

Aber auch die Philosophen haben versucht, den Koran nach ihrer Weise auszulegen, und ganz besonders ist es die Mystik, die sich die Grundlagen für ihre Anschauungen aus dem koranischen Text nimmt. Das scheint zunächst erstaunlich, da ein flüchtiger Blick in den Koran ihn als Ausdruck nüchterner Gesetzesreligion erscheinen lassen muss, in dem nichts Mystisches zu finden ist. Jedoch lässt sich die Frömmigkeit der ersten islamischen Asketen aus ihrer zitternden Hingabe an den Herrn des Gerichts, aus ihrer Sündenfurcht und ihrem Eifer in der Erfüllung der Vorschriften des Gebets, des Fastens und der Wohltätigkeit ableiten. Sie waren es, die mit den Geboten und Verboten des Korans in einer schon recht verweltlichten Zeit Ernst machten, und sie haben immer versucht, den lebendigen Kontakt mit dem Koran zu behalten. Man erzählt von Mystikern, die 7000 Auslegungen eines einzigen Koranverses kannten und in einer Nacht die Erklärungen eines Verses nicht [19]ausschöpfen konnten. Freilich sahen sie hier Geheimnisse, die einem normalen Leser unzugänglich bleiben. Doch sind viele koranische Verse zu Lieblingsthemen für die Meditation der Mystiker und Dichter geworden, so der berühmte Vers Sure 7,172, da Gott die ungeschaffenen Seelen anredet und sie bekennen lässt, dass er ihr Herr ist – liebstes Thema der Dichter, die hier die Urewigkeit ihrer Liebe und Sehnsucht angedeutet finden. Oder der eigentümliche Lichtvers (Sure 24,35), der Gott als Licht des Himmels und der Erde preist, oder der Thronvers (Sure 2,255), der kunstvoll geschrieben zahlreiche Moscheen ziert, oder jene Verse, die aussagen »Er liebt sie und sie lieben Ihn« (Sure 5,54) und von den Mystikern als Hinweis auf die zuvorkommende Liebe Gottes und die Möglichkeit wechselseitiger Liebe zwischen Mensch und Schöpfer angesehen worden sind; die Vision der 53. Sure, die Andeutung der Nachtreise Muhammads (Sure 17,1) und all jene Verse, die bekennen, dass alles Geschaffene Gott gehört und zu ihm zurückkehren wird.

Gerade durch die Mystik ist die Symbolik des Korans so tief in die orientalische Dichtung aller Zungen eingedrungen, dass das Verständnis dieser Poesie oft gar nicht möglich ist ohne eine gute Kenntnis des Korans. Wenn die Wange der Geliebten »wie lichter Tag« ist, so wird auf die einleitenden Worte der 93. Sure hingewiesen; wo von den Propheten und ihren Eigenheiten, vom Atem des jesusgleichen Freundes, vom tanzenden Berg die Rede ist, soll der Leser sogleich die Beziehung zu der als bekannt vorausgesetzten koranischen Erzählung finden – eine ähnliche Bibelvertrautheit, die es ermöglichte, die Alltagssprache mit Zitaten aus der Heiligen Schrift oder Andeutungen zu durchsetzen, war ja im deutschen Protestantismus früherer Zeiten auch vorhanden. Selbst orientalischer Humor ist oft nur aus den einem Laien zunächst kaum verständlichen Anspielungen auf den Koran und Verdrehungen seiner Ausdrücke verständlich, so jene türkische Anekdote, nach der ein [20]Bektāšī-Derwisch auf die Frage, warum er das Gebet nicht verrichte, mit dem koranischen Wort »Nahet euch nicht dem Gebet!« antwortet, die Fortsetzung »wenn ihr trunken seid usw.« aber auslässt (Sure 4,43).

Die Koranauslegung, die so stark auch die Volksfrömmigkeit beeinflusst hat, ist verständlicherweise auch in den islamischen Sekten je nach deren Erfordernissen getrieben worden. So versuchen die Schiiten, zahlreiche Verse auf ‘Alī, den Vetter und Schwiegersohn des Propheten und ihrer Meinung nach den wahren Kalifen, zu deuten; andere Verse werden wiederum gegen die ersten Nachfolger Muhammads ausgelegt, abgesehen davon, dass der Šī‘a zufolge manche auf ‘Alīs besondere Rolle anspielende Verse von den übelmeinenden ersten Kalifen eliminiert worden seien.

Die allegorische Exegese ist am weitesten getrieben in der Koranauslegung der Isma‘ilīya, der Siebener-Šī‘a, die den treffenden Namen Bāṭinīya, Leute des »inneren Sinnes«, tragen und es verstanden haben, ihre Anhänger in verschiedenen Stufengängen in die differenzierten Geheimnisse jedes Koranverses einzuweihen, so den wörtlichen Sinn am Ende hinter sich lassend.

Jede Reformbewegung im Islam hat sich gleichfalls am Koran zu orientieren. Als im 19. und 20. Jahrhundert die islamische Welt mit den technischen Errungenschaften des Abendlandes konfrontiert wurde, erhob sich vielerorts die Frage, wie weit das scheinbar beschränkte Weltbild, die eschatologische Erwartung, die Anspielungen auf Probleme der privatesten Lebensgewohnheiten des Propheten, sich mit der neuen Zivilisation in Einklang bringen ließen. Die modernistischen Bewegungen, die zunächst in Indien aus der Begegnung mit der britischen Macht, dann in Ägypten und in der Türkei sich entfalteten, suchten und fanden ihre eigenen Ideen im Koran. Sie gelangten zu der Überzeugung, dass es die Muslime seien, [21]die im Laufe der Jahrhunderte um den einfachen Kern des heiligen Buches eine Unmenge von Literatur zweiter und dritter Hand, Kommentare und Superkommentare, gehäuft und so den lebendigen schöpferischen Atem dieser Schrift fast erstickt hätten. Es sei, so behaupten Modernisten aller Richtungen, höchste Zeit, auf die koranische Offenbarung als einzige Grundlage des Islam zurückzugehen (manche schließen selbst die kanonische Überlieferungsliteratur aus); richtig interpretiert, gebe der Koran Weisung für jeden denkbaren Fall im privaten und politischen, im religiösen und sozialen Bereich. Wenn moderne Wissenschaft und traditionelle Koranauslegung nicht übereinstimmten, dann sei der Fehler im mangelnden Verständnis der koranischen Offenbarung zu suchen. Sir Muhammad Iqbāl, der große Dichter-Philosoph des indo-persischen Islam und geistiger Vater Pakistans, hat in seinem Buch der Ewigkeit die »Welt des Korans«, die sich dem Sehenden immer neu entfaltet, überschwänglich gepriesen, wie er auch in seiner Philosophie stets am Koran als einziger Richtschnur für das muslimische Denken und Handeln festgehalten hat, nicht zögernd, selbst die Gedanken Bergsons und Einsteins in geistvoller Interpretation in den Versen des heiligen Buches wiederzufinden.

Ist Iqbāls Interpretationskunst jedoch philosophisch unterbaut und liefert ein interessantes Gebilde moderner islamischer Weltschau, so haben andere moderne Koraninterpreten mit ihrem Versuch, vom elektrischen Licht bis zur Atombombe alles in den Worten des Korans wiederzufinden, dem islamischen Modernismus eher geschadet als genützt. Dazu gehören auch Versuche, wie sie die Aḥmadiya-Bewegung in ihren Übersetzungen macht, alle eschatologischen Anspielungen aus dem Koran hinwegzuinterpretieren zugunsten einer flach rationalistischen Deutung, derzufolge etwa die packende und im Urtext hochpoetische Sure 81 eine Schilderung der Zukunft [22]geben will, in der die »Tiere zusammengeführt sind«: nämlich in Zoologischen Gärten … und was dergleichen Entgleisungen mehr sind. Die Aḥmadiya ist die einzige islamische Sekte, welche Koranübersetzungen nicht nur gestattet, sondern fördert und sich dadurch, wie auch aus anderen Gründen, in Gegensatz zum orthodoxen Islam stellt.

Wie der Koran durch die Jahrhunderte hin die Grundlage jeder religiösen und philosophischen Richtung, unerschöpfliche Symbolquelle für Mystik und Dichtung, immer wieder bewährter Trost für Millionen von Gläubigen gewesen ist – ob sie auch seine Worte gleich nicht verstanden –, so darf auch seine Bedeutung für die bildende Kunst nicht unterschätzt werden. Der Islam hat sich möglichst weitgehend von der Darstellung lebender Wesen ferngehalten, dafür ist aber die Ornamentik – Arabeske und geometrisches Ornament – und noch mehr die Schriftkunst von alters her in den islamischen Ländern gepflegt worden. Das Wort Gottes in möglichster Vollkommenheit zu schreiben war der höchste Ehrgeiz der Kalligraphen, ganz gleich, ob sie in den ersten Jahrhunderten die wuchtige, eckige Kūfī-Schrift, deren Strenge sich langsam lockerte, auf Pergament malten, ob sie die Buchstaben auf kunstvoll ornamentierten Grund setzten, ob sie aus Versen des Korans jene herrlichen Schriftfriese entwarfen, die dann in Stein gehauen oder in schimmernder Fayence eingelegt die Tore und Kuppeln der Moscheen krönten, ob sie die gewaltigen Seiten der für einen Herrscher bestimmten Koran-Exemplare mit harmonisch bewegter Nash˘i- oder Ṭūlūṭ-Schrift in Schwarz und Gold füllten oder winzige, nur mit der Lupe zu entziffernde Koran-Exemplare schrieben, deren Anfangsseiten meist mit reichem Rankenwerk, mit goldenen und blauen Arabesken verziert waren und die in kunstvolle Leder- oder Lackeinbände kamen – jeder Kalligraph, Vergolder, Steinmetz, Mosaikleger, Buchbinder tat sein Bestes, um dem Wort Gottes eine würdige äußere [23]Form zu geben; und viele Herrscher haben im Laufe der Jahrhunderte selbst kunstreiche Koran-Exemplare geschrieben.

In wie vielen Häusern hängen anstelle der in anderen Kulturen üblichen Bilder eingerahmte Koransprüche in zierlichem Duktus, die nicht nur den Sinn des frommen Bewohners immer wieder auf das heilige Buch richten sollen, sondern gleichzeitig als Schutzmittel, als Amulette, verwendet werden. Wie viele Taxichauffeure haben nicht ihren winzigen Koran als Talisman an der Windschutzscheibe hängen! Und in wie vielen Häusern sieht man über dem Bett der Eheleute einen in einer gestickten schönen Seidenhülle hängenden Koran, der gewissermaßen den ehelichen Frieden sichern soll.

Da im Koran selbst anbefohlen wird, nur Reine dürften ihn berühren, wird er in einer besonderen Hülle aufbewahrt, und Unreine – wie etwa menstruierende Frauen – dürfen das Exemplar nicht anrühren; erst nach der großen Waschung ist es ihnen wieder zugänglich. Rezitiert werden darf der Text ebenfalls nur von einem Gläubigen im Zustande ritueller Reinheit. Um den hohen Rang des Korans zu dokumentieren, pflegt man ihn – zumindest in der Türkei – auf den höchsten Bord im Bücherregal zu stellen oder in Bauernhäusern wohl auch sorglich an der Decke aufzuhängen. Bevor man ihn öffnet, küsst man ihn.

Hier ist der Glaube an das Wort Gottes zwischen beiden Buchdeckeln bis zu seiner letzten Konsequenz getrieben; so weit, dass manche Fromme sogar die jetzt in der Türkei übliche Druckanordnung für göttlich geoffenbart halten und aus den Zahlen und Buchstabenwerten nicht etwa nur der Suren, nein sogar der durch eine erst seit wenigen Jahrhunderten bestehenden Tradition eingeteilten Seiten magische Interpretationskünste versuchen. Gegen die ersten Versuche, den Koran zu drucken, hatte sich ohnehin bei den Frommen Widerstand erhoben, da man fürchtete, Druckfehler könnten den Text [24]entweihen. Vielerlei mit dem Koran getriebene Praktiken streifen schon an Magie. Die Macht des göttlichen Wortes ist für den Muslim wirksam, ob er sie verstehe oder nicht, und die Rezitation dieser oder jener Sure, die drei-, sieben- oder vierzigmal wiederholt wird, gilt als ein verdienstlicher Akt, kann auch die Erfüllung eines Gelübdes sein: »Wenn das und das geschieht, will ich vierzig Yā-sīn rezitieren!« – Yā-sīn, die 36. Sure, wird vor allem für die Verstorbenen rezitiert, gilt aber auch sonst als besonders wirkungsvoll.

So gründet sich das islamische Leben in allen seinen Äußerungen auf den Koran. Dass eine Übersetzung, die, von Nichtmuslimen verfasst, von Nichtmuslimen gelesen wird, dem Leser schwer einen Eindruck von der Macht gibt, die dieses Buch für rund 350 Millionen Gläubige hat, ist selbstverständlich. Doch hat sich in den letzten Jahrzehnten ein Wandel in unserem abendländischen Verständnis gegenüber der islamischen Kultur angebahnt. Eine französische Gelehrte, Denise Masson, hat es unternommen, durch einen sorgfältigen Vergleich der im Koran ausgesprochenen Grundlehren über Gott, Welt, Schöpfung, Jenseits, Prophetologie u. a. mit den Lehren des Judentums und des Christentums eine Grundlage für eine bessere Verständigung zwischen den drei großen Religionen, die doch einer gemeinsamen historischen Wurzel entsprungen sind, zu schaffen. Das Anliegen aller drei ist, wie Masson mit Recht betont, den Menschen zu zeigen, dass alles von Gott kommt und wieder zu ihm zurückkehren wird.

Und wenn dem deutschen Leser eine unbefangene Aufnahme dieser Gedanken schwerfallen mag durch die vielen Probleme juristischer, politischer und sehr privater Natur, die im Koran neben diesem Hauptgedanken zu finden sind, die aber für den Muslim nichts anderes besagen, als dass jede seiner Lebensäußerungen in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes sein soll, einem Willen, nach dessen Warum man nicht fragen [25]kann – wenn diese für unser Gefühl fremdartige Verquickung der religiösen und alltäglichen Sphäre ihn zunächst verwirren mag, so ist es gut, sich hier an Goethe zu erinnern, der den Koran in den Noten und Abhandlungen zum West-östlichen Divan so gekennzeichnet hat:

»Glauben und Unglauben teilen sich in Oberes und Unteres; Himmel und Hölle sind den Bekennern und Leugnern zugedacht. Nähere Bestimmung des Gebotenen und Verbotenen, fabelhafte Geschichten jüdischer und christlicher Religion, Amplifikationen aller Art, grenzenlose Tautologien und Wiederholungen bilden den Körper dieses heiligen Buches, das uns, sooft wir auch darangehen, immer von Neuem anwidert, dann aber anzieht, in Erstaunen setzt und am Ende Verehrung abnötigt.«

Annemarie Schimmel

[27]Der Koran

erste Sure

Die Öffnende1

Geoffenbart zu Mekka

1 (0) Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen!

2 (1) Lob sei Allah, dem Weltenherrn,

3 (2) Dem Erbarmer, dem Barmherzigen,

4 (3) Dem König am Tag des Gerichts!

5 (4) Dir dienen wir und zu Dir rufen um Hilfe wir;

6 (5) Leite uns den rechten Pfad,

7 (6) Den Pfad derer, denen Du gnädig bist,

(7) Nicht derer, denen Du zürnst, und nicht der Irrenden.

zweite Sure

Die Kuh

Geoffenbart zu Medina

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen!

1 (1) A. L. M.2

2 Dies Buch, daran ist kein Zweifel, ist eine Leitung für die Gottesfürchtigen,

[28]3 (2) Die da glauben an das Verborgene und das Gebet verrichten und von unsrer Gabe spenden:

4 (3) Und die da glauben an das, was auf dich herabgesandt ward und herabgesandt ward vor dir, und fest aufs Jenseits vertrauen.

5 (4) Diese folgen der Leitung ihres Herrn, und ihnen wird’s wohl ergehen.

6 (5) Siehe, den Ungläubigen ist’s gleich, ob du sie warnst oder nicht warnst, sie glauben nicht.

7 (6) Versiegelt hat Allah ihre Herzen und Ohren, und über ihren Augen ist eine Hülle, und für sie ist schwere Strafe.

8 (7) Etliche der Menschen sprechen wohl: »Wir glauben an Allah und an den Jüngsten Tag«; doch sind sie keine Gläubigen.

9 (8) Betrügen wollen sie Allah und die Gläubigen, und nur sich selber betrügen sie und wissen es nicht.

10 (9) Ihre Herzen sind krank, und Allah mehrt ihre Krankheit, und für sie ist schwere Strafe für ihr Lügen.

11 (10) Spricht man zu ihnen: »Stiftet nicht Verderben auf der Erde«, so sprechen sie: »Wir sind ja die Rechtschaffenen.«

12 (11) Ist’s aber nicht, dass sie die Verderbenstifter sind? Doch wissen sie’s nimmer.

13 (12) Spricht man zu ihnen: »Glaubet, wie die Leute gläubig wurden«, so sprechen sie: »Sollen wir glauben, wie die Toren glaubten?« Ist’s aber nicht, dass sie die Toren sind? Doch begreifen sie’s nicht.

14 (13) Wenn sie mit den Gläubigen zusammentreffen, so sprechen sie: »Wir glauben«; sind sie jedoch allein mit ihren Satanen3, so sprechen sie: »Siehe, wir stehen zu euch und treiben nur Spott.«

[29]15 (14) Allah wird sie verspotten und weiter in ihrer Rebellion verblendet irre gehen lassen.

16 (15) Sie sind’s, die erkauft haben den Irrtum für die Leitung, doch brachte ihr Geschäft ihnen keinen Gewinn, und nimmer waren sie geleitet.

17 (16) Sie gleichen dem, der ein Feuer anzündet; und so es alles ringsum erleuchtet, nimmt Allah ihr Licht von hinnen und lässt sie in Finsternissen, dass sie nicht sehen.

18 (17) Taub, stumm und blind, so tun sie nicht Buße.

19 (18) Oder gleich einer Wetterwolke vom Himmel, geschwängert von Finsternissen, Donner und Blitz … ihre Finger stecken sie in ihre Ohren vor den krachenden Schlägen in Todesgrausen, aber Allah umgibt die Ungläubigen.

20 (19) Der Blitz benimmt ihnen fast das Augenlicht; sooft er aufflammt, wandeln sie in ihm, erlischt er jedoch über ihnen, so stehen sie da; und so Allah wollte, raubte Er ihnen Gehör und Gesicht, denn Allah hat Macht über alle Dinge.

21 O ihr Menschen4, dienet euerm Herrn, der euch und die Früheren erschaffen; vielleicht fürchtet ihr Ihn.

22 (20) Der euch die Erde zu einem Bett gemacht und den Himmel darüber erbaut, und vom Himmel Wasser herniedersandte und durch dieses Früchte hervorbrachte zu eurer Nahrung. Stellt Ihm daher nicht Götter zur Seite, wo ihr’s wisset.

23 (21) Und so ihr in Zweifel seid über das, was Wir auf Unsern Diener herniedersandten, so bringt eine gleiche Sure hervor und rufet eure Götzen zu Zeugen, so ihr wahrhaft seid.

24 (22) Wenn ihr’s jedoch nicht tut – und ihr vermögt es [30]nimmer –, so fürchtet das Feuer, dessen Speise Menschen und Steine5 sind und das bereitet ward für die Ungläubigen.

25 (23) Verheiße aber denen, die glauben und das Rechte tun, dass Gärten für sie bestimmt sind, durcheilt von Bächen; und sooft sie gespeist werden mit einer ihrer Früchte als Speise, sprechen sie: »Dies war unsre Speise zuvor«; und ähnliche werden ihnen gegeben; und darinnen werden sie reine Gattinnen empfahen und sollen ewig darinnen verweilen.

26 (24) Siehe, Allah schämt sich nicht, ein Gleichnis mit einer Mücke zu machen oder mit etwas darüber; denn die Gläubigen wissen, dass es die Wahrheit von ihrem Herrn ist. Die Ungläubigen aber sprechen: »Was will Allah mit diesem Gleichnis?« Viele führt Er hierdurch irre, und viele leitet Er recht; doch nur die Frevler führt Er irre;

27 (25) Die den Bund Allahs nach seiner Aufrichtung brechen und zerschneiden, was Allah geboten hat verbunden zu sein, und auf der Erde Verderben anstiften, sie werden die Verlorenen sein.

28 (26) Wie glaubet ihr nicht an Allah, wo ihr tot waret und Er euch lebendig machte? Alsdann wird Er euch töten, alsdann wird Er euch lebendig machen, alsdann kehrt ihr zu Ihm zurück.

29 (27) Er ist’s, der für euch alles auf Erden erschuf; alsdann stieg Er zum Himmel empor und bildete ihn zu sieben Himmeln; und Er hat Macht über alle Dinge.

30 (28) Und als dein Herr zu den Engeln sprach: »Siehe, Ich will auf der Erde einen einsetzen an Meiner Statt6«, da [31]sprachen sie: »Willst Du auf ihr einen einsetzen, der auf ihr Verderben anstiftet und Blut vergießt? Und wir verkünden Dein Lob und heiligen Dich.« Er sprach: »Siehe, Ich weiß, was ihr nicht wisset.«

31 (29) Und Er lehrte Adam aller Dinge Namen; dann zeigte Er sie den Engeln und sprach: »Verkündet mir die Namen dieser Dinge, so ihr wahrhaft seid.«

32 (30) Sie sprachen: »Preis Dir, wir haben nur Wissen von dem, was Du uns lehrtest; siehe, Du bist der Wissende, der Weise.«

33 (31) Er sprach: »O Adam, verkünde ihnen ihre Namen.« Und als er ihnen ihre Namen verkündet hatte, sprach Er: »Sprach Ich nicht zu euch: Ich weiß das Verborgene der Himmel und der Erde, und Ich weiß, was ihr offenkund tut und was ihr verberget?«

34 (32) Und als Wir zu den Engeln sprachen: »Werfet euch nieder vor Adam«, da warfen sie sich nieder bis auf Iblīs7, der sich in Hoffart weigerte und einer der Ungläubigen ward.

35 (33) Und Wir sprachen: »O Adam, bewohne du und deine Frau den Garten8 und esset von ihm in Hülle und Fülle, wo immer ihr wollt; aber nahet nicht jenem Baume, sonst seid ihr Ungerechte.«

36 (34) Aber der Satan ließ sie aus ihm straucheln und vertrieb sie aus der Stätte, in der sie weilten. Und Wir sprachen: »Hinfort mit euch! Der eine sei des andern Feind; und auf der Erde sei euch eine Wohnung und ein Nießbrauch für eine Zeit.«

37 (35) Und es empfing Adam von seinem Herrn Worte9, [32]und Er kehrte sich wieder zu ihm; denn siehe, Er ist der Vergeber, der Barmherzige.

38 (36) Wir sprachen: »Hinfort mit euch von dort allesamt! Und wenn zu euch von Mir eine Leitung kommt, wer dann Meiner Leitung folgt, über die soll keine Furcht kommen, und nicht sollen sie traurig sein.10

39 (37) Wer aber nicht glaubt und Unsre Zeichen verleugnet, die sollen des Feuers Gefährten werden; in ihm sollen sie ewig verweilen!«

40 (38) O ihr Kinder Israel, gedenket Meiner Gnade, mit der Ich euch begnadete, und haltet Meinen Bund, so will auch Ich den Bund mit euch halten; Mich allein sollt ihr ehren.

41 Und glaubet an das, was Ich herabsandte zur Bestätigung eurer Schrift, und seid nicht die ersten Ungläubigen und verkaufet nicht Meine Zeichen für winzigen Preis; Mich allein sollt ihr fürchten.

42 (39) Und kleidet nicht die Wahrheit in die Lüge und verbergt nicht die Wahrheit wider euer Wissen.11

43 (40) Und verrichtet das Gebet und gebt Almosen und beugt euch mit den Beugenden.

44 (41) Wollt ihr den Leuten Frömmigkeit gebieten und eurer Seelen vergessen, wo ihr doch die Schrift leset? Habt ihr denn keine Einsicht?

45 (42) Und nehmt eure Zuflucht zur Geduld und zum Gebet; siehe, fürwahr, es ist ein schweres Ding, nur nicht für die Demütigen,

46 (43) Die da glauben, dass sie ihrem Herrn begegnen werden, und dass sie zu Ihm heimkehren.

[33]47 (44) O ihr Kinder Israel, gedenket Meiner Gnade, mit der Ich euch begnadete, und dass Ich euch vor aller Welt bevorzugte.

48 (45) Und fürchtet einen Tag, an dem eine Seele für eine andre nichts leisten kann, an dem von ihr keine Fürbitte angenommen und kein Lösegeld genommen wird und ihnen nicht geholfen wird.

49 (46) Und gedenket, als Wir euch vom Volke Pharaos erretteten, das euch mit schlimmer Pein heimsuchte; sie erschlugen eure Knaben und ließen nur eure Mädchen am Leben; dies war eine große Prüfung von euerm Herrn.

50 (47) Und als Wir für euch das Meer teilten und euch erretteten und das Volk Pharaos vor euerm Angesicht ertränkten.

51 (48) Und als Wir mit Moses vierzig Nächte lang den Bund schlossen; alsdann, in seiner Abwesenheit, nahmt ihr euch das Kalb und sündigtet.

52 (49) Alsdann vergaben Wir euch nach diesem, auf dass ihr dankbar wäret.

53 (50) Und als Wir dem Moses die Schrift und die Unterscheidung12 gaben, auf dass ihr geleitet würdet.

54 (51) Und als Moses zu seinem Volke sprach: »O mein Volk, ihr habt euch dadurch versündigt, dass ihr euch das Kalb nahmt. Kehret um zu euerm Schöpfer und schlagt (die Schuldigen unter) euch tot. Dies wird euch Gutes einbringen bei euerm Schöpfer.« Und so kehrte Er sich wieder zu euch, denn Er ist der Vergeber, der Barmherzige.

55 (52) Und als ihr spracht: »O Moses, nimmer glauben wir dir, bis wir nicht Allah deutlich schauen«, da erfasste euch das Wetter vor euern Augen.

56 (53) Alsdann erweckten Wir euch wieder nach euerm Tode, auf dass ihr dankbar wäret.

[34]57 (54) Und Wir ließen die Wolken euch überschatten und sandten hernieder auf euch das Manna und die Wachteln: »Esset von dem Guten, das Wir euch zur Speise gaben.« Und nicht wider Uns frevelten sie, sondern wider sich selber.

58 (55) Und als Wir sprachen: »Betretet diese Stadt und esset von ihr in Hülle und Fülle, wo immer ihr wollt, und tretet ein in das Tor unter Niederwerfung und sprechet: ›Hittatun!‹13, Wir wollen euch eure Sünden verzeihen und wollen das Heil der Frommen mehren!«

59 (56) Da vertauschten die Ungerechten das Wort mit einem andern, das nicht zu ihnen gesprochen ward,14 und Wir sandten auf die Ungerechten Zorn vom Himmel hernieder für ihren Frevel.

60 (57) Und als Moses Wasser für sein Volk verlangte, sprachen Wir: »Schlag mit deinem Stabe den Felsen.« Und es entsprangen ihm zwölf Quellen, so dass alles Volk seine Tränke kannte.15 »Esset und trinket von Allahs Gabe und sündigt hinfort nicht auf Erden durch Verderbenstiften.«

61 (58) Und als ihr spracht: »O Moses, nimmer halten wir’s aus bei einerlei Speise. Bitte deinen Herrn für uns, dass Er uns hervorbringe, was die Erde sprießen lässet an Gemüse und Gurken und Knoblauch und Linsen und Zwiebeln«, sprach er: »Wollt ihr das Bessere mit dem Schlechteren eintauschen? Fort mit euch nach Ägypten, dort findet ihr das Verlangte!« Und sie wurden mit Schimpf und Elend geschlagen und zogen sich Allahs Zorn zu, darum, dass sie Allahs Zeichen verleugneten und die Propheten ungerechterweise ermordeten; dies darum, dass sie rebellierten und Übertreter waren.

[35]62 (59) Siehe sie, die da glauben, und die Juden und die Nazarener und die Sabäer16 – wer immer an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag und das Rechte tut, die haben ihren Lohn bei ihrem Herrn, und Furcht kommt nicht über sie, und nicht werden sie traurig sein.

63 (60) Und als Wir mit euch den Bund schlossen und über euch den Berg17 hoben, (da sprachen Wir:) »Haltet, was Wir euch gaben, mit Kräften und bedenket, was darinnen ist, auf dass ihr gottesfürchtig seid.«

64 (61) Nach diesem aber kehrtet ihr euch ab, und ohne Allahs Huld und Barmherzigkeit gegen euch wäret ihr verloren gewesen.

65 Ihr kennt doch diejenigen unter euch, die sich in betreff des Sabbats vergingen, zu denen Wir sprachen: »Werdet ausgestoßene Affen18!«

66 (62) Und Wir machten sie zu einem Exempel für Mit- und Nachwelt und zu einer Lehre für die Gottesfürchtigen.

67 (63) Und als Moses zu seinem Volk sprach: »Siehe, Gott gebietet euch eine Kuh19 zu opfern«, sprachen sie: »Treibst du Spott mit uns?« Er sprach: »Da sei Gott vor, dass ich einer der Toren wäre.«

68 Sie sprachen: »Bitte deinen Herrn für uns, uns zu erklären, was es für eine Kuh sein soll.« Er sprach: »Siehe, Er spricht, [36]es sei eine Kuh, weder alt noch ein Kalb; in mittlerem Alter zwischen beiden; und nun tut, was euch geboten ist.«

69 (64) Sie sprachen: »Bitte deinen Herrn für uns, uns zu erklären, von welcher Farbe sie sein soll.« Er sprach: »Siehe, Er spricht, es sei eine gelbe Kuh von hochgelber Farbe, eine Lust den Beschauern.«

70 (65) Sie sprachen: »Bitte deinen Herrn für uns, uns zu erklären, wie beschaffen sie sein soll; denn siehe, alle Kühe scheinen uns ähnlich, und siehe, so Allah will, sind wir geleitet.«

71 (66) Er sprach: »Siehe, Er spricht, es sei eine Kuh nicht gefügsam durch Pflügen der Erde und Bewässern des Ackers; sie sei gesund, und es sei kein Makel an ihr.« Sie sprachen: »Nun kommst du mit der Wahrheit.« Hierauf opferten sie die Kuh, doch fast hätten sie’s nimmer getan.

72 (67) Und wenn ihr jemand ermordetet und über den Mörder strittet, und Allah herausbringen wollte, was ihr verheimlichtet,

73 (68) Dann sprachen Wir: »Schlagt ihn mit einem Stück von ihr.« So macht Allah die Toten lebendig und zeigt euch Seine Zeichen, auf dass ihr verständig würdet.

74 (69) Nach diesem aber verhärteten sich eure Herzen und wurden zu Stein und noch härter; und siehe, es gibt Steine, aus denen Bäche entströmen; andre spalten sich und es entströmt ihnen Wasser; andre wiederum fürwahr, welche aus Furcht vor Allah niederstürzten; und Allah ist nicht achtlos eures Tuns.

75 (70) Wünscht ihr, dass sie20 euch Glauben schenken? Aber ein Teil von ihnen hat Allahs Wort vernommen und verstanden und hernach wissentlich verkehrt.21

[37]76 (71) Wenn sie den Gläubigen begegnen, so sprechen sie: »Wir glauben«; wenn sie jedoch allein untereinander sind, so sprechen sie: »Wollt ihr ihnen erzählen, was Allah euch offenbarte, auf dass sie mit euch darüber vor euerm Herrn streiten?« Seht ihr das denn nicht ein?

77 (72) Wissen sie nicht, dass Allah weiß, was sie verhehlen und was sie offenkund’ tun?

78 (73) Unter ihnen gibt’s auch Ungelehrte, welche die Schrift nicht kennen, sondern nur Phantasien, und nur Vermutungen haben.

79 Aber wehe jenen, welche die Schrift mit ihren Händen schreiben und dann sprechen: »Dies ist von Allah«, um sich dafür winzigen Preis zu erkaufen. Wehe ihnen um die Schrift ihrer Hände, und wehe ihnen um ihren Gewinn!

80 (74) Und sie sprechen: »Das Feuer wird uns nur gezählte Tage berühren.« Sprich: »Habt ihr mit Allah einen Bund (daraufhin) gemacht? Dann wird Allah nimmer Seinen Bund brechen. Oder sprecht ihr von Allah, was ihr nicht wisset?«

81 (75) Nein, wer Übles erworben hat und wen seine Sünde umgibt, jene werden des Feuers Gefährten sein und werden ewig darinnen verweilen.

82 (76) Wer aber glaubt und das Rechte tut, die werden des Paradieses Gefährten sein und werden ewig darinnen verweilen.

83 (77) Und als Wir mit den Kindern Israel einen Bund schlossen, (sprachen Wir:) »Dienet keinem denn Allah, tut Gutes euern Eltern und Verwandten und Waisen und Armen und sprecht von den Leuten nur Gutes und verrichtet das Gebet und entrichtet das Almosen.« Hernach kehrtet ihr euch bis auf wenige ab und wurdet abtrünnig.

84 (78) Und als Wir einen Bund mit euch schlossen, dass ihr nicht euer Blut vergösset und euch nicht aus euern Wohnungen vertriebet, da gelobtet ihr es, und ihr waret selber Zeugen.

[38]85 (79) Dann aber waret ihr diejenigen, die ihr euch erschlüget, und ihr vertriebt einen Teil von euch aus seinen Wohnungen, indem ihr in Sünde und Feindschaft einander wider sie beistandet. Kommen sie aber als Gefangene zu euch, so löset ihr sie aus, wo es euch doch verwehrt war, sie zu vertreiben. Glaubt ihr denn nur einen Teil der Schrift und verleugnet einen andern? Wer aber solches unter euch tut, den trifft kein andrer Lohn als Schande in diesem Leben, und am Tag der Auferstehung werden sie der schwersten Strafe überantwortet werden; denn Allah ist nicht achtlos eures Tuns.

86 (80) Sie sind die, welche das irdische Leben für das Jenseits erkaufen; deshalb soll ihre Strafe ihnen nicht erleichtert werden, und sie sollen keine Hilfe finden.

87 (81) Und dem Moses gaben Wir die Schrift und ließen ihm Gesandte nachfolgen; und Wir gaben Jesus, dem Sohn der Maria, die deutlichen Zeichen und stärkten ihn mit dem Heiligen Geist. Sooft euch aber ein Gesandter brachte, was euch nicht gefiel, wurdet ihr da nicht hoffärtig und ziehet einen Teil der Lüge und erschlugt andere?

88 (82) Und sie sprachen: »Unsre Herzen sind unbeschnitten.« Nein; verflucht hat sie Allah wegen ihres Unglaubens, und so glaubten nur wenige.

89 (83) Und als zu ihnen ein Buch22 von Allah kam, ihre frühere Offenbarung zu bestätigen – und zuvor hatten sie um Sieg über die Ungläubigen gefleht –, und als nun zu ihnen kam, was sie kannten, da verleugneten sie es. Drum Allahs Fluch auf die Ungläubigen!

90 (84) Für einen schlechten Preis verkauften sie ihre Seelen, dass sie nicht glaubten an das, was Allah niedergesandt, aus Neid, dass Allah in Seiner Huld, wem von Seinen Dienern Er [39]will, offenbart. Zorn über Zorn haben sie sich zugezogen. Und die Ungläubigen trifft schändende Strafe.

91 (85) Und als man zu ihnen sprach: »Glaubet an das, was Allah auf euch niedersandte«, sprachen sie: »Wir glauben an das, was auf uns niedergesandt ward.« Sie glauben aber nicht an das Spätere, wiewohl es die Wahrheit ist, bestätigend, was sie besitzen. Sprich: »Und weshalb erschlugt ihr Allahs Propheten zuvor, so ihr Gläubige seid?«

92 (86) Und es kam auch Moses mit den deutlichen Zeichen zu euch. Dann aber nahmt ihr euch das Kalb in seiner Abwesenheit und sündigtet.

93 (87) Und als Wir den Bund mit euch schlossen und den Berg über euch hoben, (sprachen Wir:) »Nehmet an, was Wir euch brachten, mit Kräften und höret.« Sie sprachen: »Wir hören und rebellieren.« Und sie mussten um ihres Unglaubens willen das Kalb in ihre Herzen trinken. Sprich: »Schlimmes befahl euch euer Glaube, so ihr Gläubige seid.«

94 (88) Sprich: »Wenn eure künftige Wohnung bei Allah für euch besonders ist und nicht für die andern Menschen, so wünschet euch den Tod, wenn ihr wahrhaft seid.«

95 (89) Nimmer aber vermögen sie’s zu wünschen wegen dessen, was ihre Hände vorausgesandt. Und Allah kennt die Frevler.

96 (90) Und fürwahr du findest, dass sie noch gieriger am Leben hängen als die Götzendiener. Der eine von ihnen wünscht tausend Jahre zu leben; aber nicht brächte er sich fern von der Strafe, auch wenn er am Leben bliebe. Und Allah schaut ihr Tun.

97 (91) Sprich: »Wer Gabriels Feind ist«, – denn er ist’s, der deinem Herzen mit Allahs Erlaubnis (den Koran) offenbarte, als eine Bestätigung des Früheren und eine Leitung und eine Heilsbotschaft für die Gläubigen:

98 (92) Wer ein Feind ist Allahs und Seiner Engel und Seiner [40]Gesandten und Gabriels und Michaels, (den trifft Allahs Zorn) denn siehe, Allah ist ein Feind der Ungläubigen.

99 (93) Und auch zu dir sandten Wir deutliche Zeichen hernieder, und nur die Frevler glauben sie nicht.

100 (94) Sooft sie einen Bund (mit dir) eingehen, will ihn ein Teil von ihnen verwerfen? Ja, die meisten von ihnen glauben nicht.

101 (95) Und als zu ihnen ein Gesandter von Allah kam, ihre Offenbarung bestätigend, da warf ein Teil jener, denen die Schrift gegeben war, Allahs Buch hinter ihren Rücken, als ob sie es nicht kenneten.

102 (96) Und sie folgten dem, was die Satane wider Salomos Reich lehrten; nicht dass Salomo ungläubig war, vielmehr waren die Satane ungläubig, indem sie die Leute Zauberei lehrten und was den beiden Engeln in Babel, dem Hārūt und Mārūt23, offenbart war. Doch lehrten sie keinen, bevor sie nicht sprachen: »Wir sind nur eine Verführung; sei daher kein Ungläubiger.« Von ihnen lernte man, womit man Zwietracht zwischen Mann und Frau stiftet; doch konnten sie niemand ohne Allahs Erlaubnis damit Schaden tun. Und sie lernten, was ihnen schadete und nichts nützte; und sie wussten wohl, dass, wer solches erkaufte, keinen Teil hätte am Jenseits. Und fürwahr, um Schlimmes verkauften sie ihre Seelen. O dass sie es wüssten!

103 (97) Hätten sie aber geglaubt und wären gottesfürchtig gewesen, so hätten sie bessern Lohn von Allah erhalten. Hätten sie das doch gewusst!

104 (98) O ihr, die ihr glaubt, sprechet nicht: »Rā‘inā«, [41]sondern sprechet: »Unẓurnā«24 und gehorchet; denn den Ungläubigen wird schmerzliche Strafe zuteil.

105 (99) Die Ungläubigen unter dem Volk der Schrift und den Götzendienern wünschen nicht, dass irgendetwas Gutes von euerm Herrn auf euch herabgesandt wird. Allah aber erwählt für Seine Barmherzigkeit, wen Er will, denn Allah ist voll großer Huld.

106 (100) Was Wir auch an Versen aufheben25 oder in Vergessenheit bringen, Wir bringen bessere oder gleiche dafür. Weißt du nicht, dass Allah über alle Dinge Macht hat?

107 (101) Weißt du nicht, dass Allahs ist die Herrschaft der Himmel und der Erde und dass ihr außer Allah keinen Schützer noch Helfer habt?

108 (102) Oder wollt ihr euern Gesandten fragen, wie Moses zuvor gefragt ward? Wer aber den Glauben mit dem Unglauben vertauscht hat, der ist schon abgeirrt vom ebenen Weg.

109 (103) Viele vom Volke der Schrift möchten euch, nachdem ihr gläubig geworden, wieder ungläubig machen, aus dem Neid ihrer Seelen, nachdem ihnen die Wahrheit deutlich kundgetan ward. Vergebt ihnen und meidet sie, bis Allah mit Seinem Befehl kommt. Siehe, Allah hat Macht über alle Dinge.

110 (104) Und verrichtet das Gebet und zahlt die Armenspende; und was ihr Gutes für eure Seelen voraussendet, das werdet ihr finden bei Allah. Siehe, Allah schaut euer Tun.

111 (105) Und sie sprechen: »Nimmer geht ein ins Paradies ein andrer denn Juden oder Nazarener.« Solches sind ihre [42]Wünsche. Sprich: »Bringt her euern Beweis, so ihr wahrhaft seid.«

112 (106) Nein; wer sein Angesicht Allah hingibt26 und Gutes tut, der hat seinen Lohn bei seinem Herrn, und keine Furcht kommt über sie, und nicht werden sie traurig sein.

113 (107) Und es sprechen die Juden: »Die Nazarener (fußen) auf nichts«; und es sprechen die Nazarener: »Die Juden (fußen) auf nichts.« Und doch lesen sie die Schrift. Ebenso sprechen gleich ihren Worten die, so da keine Kenntnis haben. Allah aber wird richten unter ihnen am Tag der Auferstehung über das, worin sie uneins sind.

114 (108) Und wer ist sündiger als wer verhindert, dass in Allahs Moscheen Sein Name genannt wird, und sich beeifert, sie zu zerstören?27 Jene können sie nicht anders als in Furcht betreten. Hinieden trifft sie Schande und im Jenseits schmerzliche Strafe.

115 (109) Und Allahs ist der Westen und der Osten, und wohin ihr euch daher wendet, dort ist Allahs Angesicht.28 Siehe, Allah ist weit (und breit) und wissend.

116 (110) Und sie sprechen: »Allah hat einen Sohn erzeugt.« Preis Ihm! Nein; was in den Himmeln und auf Erden, alles gehorcht Ihm.

117 (111) Der Schöpfer der Himmel und der Erde, und so Er ein Ding beschließt, spricht Er nur zu ihm »Sei!« und es ist.

118 (112) Und es sprechen die, welche kein Wissen haben: »Wenn doch Allah zu uns spräche oder du uns ein Zeichen brächtest!« So sprachen auch gleich ihren Worten die Früheren; ihre Herzen sind einander ähnlich; schon zeigten Wir deutlich die Zeichen für Leute von Glauben.

[43]119 (113) Siehe, Wir entsandten dich mit der Wahrheit als einen Freudenboten und einen Warner; und nicht wirst du nach den Bewohnern des Höllenpfuhls befragt werden.

120 (114) Nicht werden die Juden und die Nazarener mit dir zufrieden sein, es sei denn du folgtest ihrer Religion. Sprich: »Siehe, Allahs Leitung, das ist die Leitung.« Und fürwahr, folgtest du nach dem, was dir an Kenntnis zuteil ward, ihren Gelüsten, so würdest du bei Allah keinen Schützer noch Helfer finden.

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