Dunkle Pforten - Anonym - E-Book

Dunkle Pforten E-Book

Anonym

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Beschreibung

Unter der Morgenpost hatte er einen anonymen Brief gefunden, der folgende Worte enthielt: »Ihre Frau betrügt Sie. Wenn Sie Gewissheit haben wollen, brauchen Sie sich nur die Mühe zu machen, ihr zu folgen, wenn sie ihre Modistin in der rue d'Anglaise besucht. Eine wohlmeinende Freundin.« Zehn Minuten starrte er auf die verstellten Schriftzüge der unbekannten Absenderin, die es anscheinend für nötig gehalten hatte, ihm die Augen zu öffnen. »Also meine Frau betrügt mich!«

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Dunkle Pforten

... oder: Warum es oftmals von Nutzen sein kann, sich ein Hintertürchen offen zu halten.

Zwei ungenierte Geschichten

nach privaten Typoskripten aus den

1930er Jahren, versehen mit einigen unzweideutigen Zeichnungen.

eISBN 978-3-95841-783-0

© by Cupitora in der BEBUG mbH, Berlin

Der Don Juan seiner Erkenntnis

Unter der Morgenpost hatte er einen anonymen Brief gefunden, der folgende Worte enthielt:

»Ihre Frau betrügt Sie. Wenn Sie Gewissheit haben wollen, brauchen Sie sich nur die Mühe zu machen, ihr zu folgen, wenn sie ihre Modistin in der rue d’Anglaise besucht.

Eine wohlmeinende Freundin.«

Zehn Minuten starrte er auf die verstellten Schriftzüge der unbekannten Absenderin, die es anscheinend für nötig gehalten hatte, ihm die Augen zu öffnen.

»Also meine Frau betrügt mich!«

Leise sprach er diese Worte vor sich hin und trommelte dabei nervös auf die Schreibtischplatte. Dann zündete er sich eine Zigarette an, inhalierte den wohlduftenden Rauch, blies ihn von sich, lehnte sich zurück und überdachte in philosophischer Ruhe die Situation.

Er malte sich in Gedanken aus, wie seine hübsche kleine Frau, von der er bisher eine durchaus solide, bürgerliche Vorstellung hatte, einen heimlichen Geliebten besuchte, ihn leidenschaftlich umarmte und küsste, sich mit dessen Hilfe entkleidete, um sich dann in aller Unzucht und Schamlosigkeit dem beliebten Spiele der geschlechtlichen Vereinigung hinzugeben! Seine kleine bürgerliche Frau!! – War so etwas möglich?!

Vor vier Jahren hatte er damals die zwanzigjährige Fleure geheiratet, ein keusches, unschuldiges Mädchen von berückender Anmut, wohlgebildetem Körper und einer entwaffnenden Sittsamkeit, die ihm volle Gewähr für eheliche Treue zu geben schien, die er aber selber nicht halten konnte, da sein erotisches Temperament stets nach den delikaten Stimulatien technisch vollendeter Kokotten verlangte.

Nie hatte er gewagt, seine ausschweifenden Wünsche der eigenen Gattin bekannt zu geben und nur bei den Vertreterinnen der Halbwelt frönte er den stimulierenden Lüsten der fleischlichen Wollust, deren sein blasiertes Naturell bedurfte.

Er hatte Fleure nie anders als in normaler Weise besessen, und ihre Vereinigungen waren im letzten Jahre immer seltener geworden. Und obwohl seine Zuneigung zu seiner Gattin nicht abgenommen hatte, von seiner Begierde konnte er das kaum behaupten.

So war allmählich eine gewisse Gleichgültigkeit in sexueller Beziehung bei ihm eingetreten, und da Fleure nicht darunter zu leiden schien, glaubte er nur in ihrem Sinne zu handeln, wenn er sie schonte und sie nicht der Gefahr einer Schwangerschaft aussetzte, auf die sie beide keinen sonderlichen Wert legten.

Desto fleißiger besuchte er die Stätten galanter Vergnügungen, und in manchem verschwiegenen Boudoir einer wissenden Liebespriesterin genoss der bald fünfzigjährige Mann die Wonnen der geschlechtlichen Ausschweifungen, für die ihn seine angetraute Frau zu gut und auch nicht begabt erschien.

Und da niemals eine Klage bei dieser laut geworden war, glaubte er nur ihren Wünschen entgegenzukommen, wenn er Fleure mit seinen Liebkosungen verschonte und auswärts die Sensationen suchte, die ihm das eheliche Schlafzimmer versagte.

Und nun hatte sich die kleine harmlose Frau selbständig gemacht und ihm das Schicksal so mancher Ehemänner bereitet! Sie hatte einen Geliebten – vorausgesetzt, dass die anonyme Briefschreiberin recht hatte, was er merkwürdigerweise kaum bezweifelte.

Als Philosoph prüfte er mit kalter Schärfe seine Empfindungen. Obwohl er stets behauptete, keine Anlage zur Eifersucht zu haben, spürte er doch etwas wie einen kleinen Schmerz bei dem Gedanken, dass Fleure ihn betrog; aber zugleich glaubte er bei sich ein Gefühl feststellen zu dürfen, das einer Erregung glich, dessen Wurzel nicht die der Eifersucht waren.

Fast schämte er sich, aber zweifellos empfand er eine Art von Kitzel bei der Vorstellung eines körperlichen Betruges seiner jungen Frau; und je länger er dabei blieb, sich den imaginären Vorgang im Geiste auszumalen, desto wollüstig erregter wurde er.

Als passionierter Voyeur war er oft Zuschauer bei geschlechtlichen Exzessen zwischen lesbischen Kokotten gewesen; aber auch wollüstige Vereinigungen von Weib und Mann liebte er zu beobachten. Es hatte ihn stets maßlos erregt, wenn in seinem Beisein eine Vertreterin des schönen Geschlechtes mit einem männlichen Partner das reizvolle Spiel der Liebe ausführte, wenn er das geile Umschlingen der nackten Leiber sehen und das entzückte Stöhnen der Genießenden hören konnte!

Das Eindringen des männlichen Gliedes in die unzüchtig dargebotene Scheide des lüsternen Weibes zu beobachten, bedeutete für ihn seit langem eine durch nichts zu überbietende Freude, und oft schon hatte er auf eigenen körperlichen Genuss verzichtet, wenn er nur Gelegenheit hatte, dem Wollustakt eines Liebespärchens zuzuschauen.

Aber er zögerte auch nicht, wenn es galt, als Nachfolger in die Scheide eines schönen Mädchens mit seinem durch das unzüchtige Schauspiel mächtig erregten Gliedes einzudringen und dort seinen Samen zu landen, wo kurz vorher ein anderer Partner die Spuren seiner wollüstigen Ejakulation gelassen hatte, und er musste dem berüchtigten Marquis de Sade voll und ganz beistimmen, wenn dieser behauptete, dass eine kurz vorher besamte Weiberscheide weit heißer und wollüstiger sei.

Es war seltsam: schon die Möglichkeit, dass Fleure sich außereheliche Freuden suchen könnte, ihren reizvollen Leib einem anderen schenken, die wundernette, so anmutig gebildete, mit zartem blonden Flaum besetzte Liebesspalte einem unerlaubten männlichen Gliede zum Genusse anbieten könnte –, diese Vorstellung allein hatte es fertig gebracht, dass sich die Waffe des grübelnden Mannes bemerkbar machte, ohne dass er es nötig gehabt hätte, sie, wie er es liebte, mit seinen Fingern zu massieren! Ja, das Anschwellen wurde so lästig, dass Charles sich veranlasst fühlte, den drängenden Priap zu entblößen, nachdem er sich erhoben und die Tür seines Arbeitszimmers verschlossen hatte.

Sich in einem der bequemen Sessel niederlassend und sein erigiertes Glied wollüstig geilend, überließ er sich seinen unzüchtigen Vorstellungen und sah im Geiste Fleure nackt im Bette eines fremden jungen Mannes liegen. –

Dieser wird wahrscheinlich nicht so zurückhaltend sein, wie er es selber getan hatte! – Zweifellos wird jener alle perversen Unzüchtigkeiten mit seiner Geliebten betreiben, die diese in der Ehe nicht kennengelernt hatte! Er wird sich kaum mit dem normalen Akt zufrieden geben, denn jeder heimliche Liebhaber hat den begreiflichen Ehrgeiz, die Frau eines anderen mit Sensationen geschlechtlicher Art zu beglücken, um sie zu berauschen und sich hörig zu machen.

Er setzt voraus, dass die Geliebte der alltäglichen ehelichen Zärtlichkeiten überdrüssig ist nach neuen Stimulatien verlangt und sich daher bedeutend schamloser gibt, als sie es in der ehelichen Umarmung wagt, um ihrem angetrauten Manne keine schlechte Meinung von sich beizubringen.

Charles wusste das aus eigener Erfahrung: fast alle verheirateten Frauen hatten im Verkehr mit ihm behauptet, dass die eigenen Ehemänner niemals so unzüchtig mit ihnen verfahren seien und solch aufreizende Berührungen ausgeführt hätten mit denen er sie beglückte.

Selbst die sprödeste Frau erlaubt einem Liebhaber weit schamlosere Dinge als ihrem Ehemanne – sie gibt sich in einem unerlaubten Verhältnis meist rückhaltloser und unzuchtvoller weil die Hemmung der ehelichen Achtung fort fällt und nur die tierischen Begierden sprechen.

Hier beginnt die Gefahr für mich, sagte sich der sinnende Mann. Verlieren wollte ich die charmante Frau auf keinen Fall, trotzdem sie ihn betrog! – Er musste den Streich des Feindes parieren und ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen.

Großzügig wie er war, wollte er der geliebten Frau alle geschlechtliche Wollust gönnen, die ihr Naturell verlangte.

Wenig belastet mit körperlicher Eifersucht, störte ihn der Gedanke nicht besonders, dass die Schleimhäute ihrer Vagina mit denen eines anderen männlichen Instrumentes in Berührung kamen.

Und fraglos würde Fleure geschickt genug sein, Folgen zu vermeiden, die auch kaum zu befürchten waren, da die junge Frau nach ärztlichem Befund erst durch eine kleine gefahrlose Operation in die Lage versetzt werden konnte, mit einiger Sicherheit Nachkommenschaft zu erzeugen.

Das Bespritzen mit männlichem Samen bedeutete also kaum eine Komplikation, und Fleure sollte sich den angenehmen Luxus gestatten, furchtlos dem wollüstigen Sekret zu begegnen.

Ihre Untreue brauchte demnach keine Spuren zu hinterlassen, und ungehemmt konnte sie sich dem Genuss einer vollkommenen Hingabe überantworten.

Die Gefahr für Charles bestand also nur darin, dass seine Frau mehr Vergnügen bei ihrem Liebhaber hatte als bei ihm selber, und dieser Umstand könnte dazu führen, dass sie ihn verließe, was er äußerst schmerzhaft empfinden würde. –

Nein, nein! Trennen konnte er sich unmöglich von ihr! Sein Egoismus war aber so uneigennütziger Art, dass er bereit war, ihr alle Freuden zu gönnen, selbst die des körperlichen Betruges!

Aber – fragte sich der philosophische Mann – ist mein Egoismus uneigennützig?! Ist der Kitzel, den ich bei der Vorstellung ihrer Wollust empfinde, nicht wiederum Lust für mich?! Saug ich nicht aus Fleures Genuss Vergnügen für mein durstiges Hirn? Kann ich die Erregung, die mich beherrscht, anders als selbstisch bezeichnen? – – – Also nur keinen Selbstbetrug!

Ein faunisches Lächeln überflog das Antlitz des sich noch immer geilenden Mannes.

Das steife Glied genießerisch streichelnd, baute er seine visuellen Vorstellungen noch intensiver aus und zauberte sich eine Wollustorgie vor, die seine abgründige Phantasie immer heftiger entzückte.

Die meisten Männer leben in dem Glauben, dass sie ihre Frauen zur Treue anhalten können, wenn sie sie nur mit den normalen Liebkosungen beglücken. Aber in jedem Weibe, das sinnliche Temperament zu Eigen hat, lodert im Unterbewusstsein das Verlangen nach erotischen Exzessen.

Wie viele Frauen hatte Charles erlebt, die als spießig und durchaus bürgerlich galten, die aber einmal geweckt, ausschweifender als professionelle Liebespriesterinnen wurden! –

Er hatte Verbindungen mit einer durchaus ehrbaren Frau gehabt, die während ihrer bürgerlichen Ehe von dem heimlichen Wunsch verfolgt war, sich als Venus Callipygos betätigen zu dürfen und unendlich glücklich war, diese köstliche Perversität endlich mit ihm ausführen zu können.

Eine andere, höchst ehrbare Frau, die seinen Verführungskünsten nach langem Kampfe unterlegen war, gestand ihm heimlich ihre Neigung ein, sich schlagen zu lassen, und unterwarf sich mit heulender Wollust seinen heftigen Züchtigungen, die sie von ihrem Gatten vergeblich erwartet hatte und dem gegenüber sie derartige Wünsche nicht zu äußern wagte.

Wieder eine andere entzückte sich rasend dabei, an seiner Waffe zu saugen, und huldigte diesem Bedürfnis mit einer Leidenschaft, die Charles bis zur Erschöpfung schwächte. Ihr eigener Mann hatte diese wollüstige Übung stets als unanständig abgelehnt; um so eifriger überließ sich nun dieses Weib ihrer Neigung bei ihrem Liebhaber.

Eine als unnahbar bekannte Frau eines Bankiers, die noch recht jung war, verging vor Wonne und Vergnügen, wenn Charles sie beim Akt wie eine Hure behandelte und den Geschlechtsakt durch Aussprechen schamloser Worte würzte.