Echnaton - Johannes Baerlap - E-Book

Echnaton E-Book

Johannes Baerlap

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Beschreibung

Ein neuer Patient wird auf eine psychiatrische Station eingeliefert. Echnaton, der so genannt wird, weil er sich für die Reinkarnation eines ägyptischen Pharaos hält, trifft dort auf alte Bekannte. Da er durch seine unkonventionelle Art und auch sein häufiges Vor-sich-hin-plappern beim Pflegepersonal aneckt, wird er gemobbt und schließlich auf eine andere Station gebracht. Mit viel Insiderhumor erzählt das Stück vom Leben auf einer geschlossenen Station, unterschwelliger oder offener Gewalt, aber auch von Liebe und Mitgefühl.

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Seitenzahl: 43

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Raimund gewidmet

Personen

Echnaton, Patient auf der geschlossenen Abteilung

Hilfspfleger Kuntz

Die Große Schwester, Stationsleitung

Der Stationsarzt

Der Oberarzt

Wompepi, Patient

Lars-Ulrich, Patient

Der Anstaltspfarrer

Die Freundin Echnatons

Ein Pfleger

Ein Patient

Gott

Inhaltsverzeichnis

Akt

Szene

Szene

Szene

Szene

Szene

Akt

Szene

Szene

Szene

Szene

Szene

Akt

Szene

Szene

Szene

Epilog

1. Akt

1. Szene

Der Eingangsbereich einer geschlossenen psychiatrischen Station. Auf der linken Seite des Raumes die so genannte „Atosilbar“ mit Tresen und einem Medikamentenschrank, rechts eine Sitzecke mit einer Couch, einem Tisch und zwei Stühlen. Über der Couch ein großes Bild von van Gogh, auf dem Tisch einige Zeitschriften.

Die GROSSE SCHWESTER steht am Medikamentenschrank, öffnet nacheinander mehrere Medikamentenflaschen und träufelt davon in einen Medikamentenbecher. Sie stellt den Becher auf den Medikamentenschrank und geht nach rechts ab. Von links kommt ECHNATON herein, begleitet vom Hilfspfleger KUNTZ und einem weiteren Pfleger. Sie fassen ihn links und rechts unter den Armen.

ECHNATON (brabbelt halblaut vor sich hin). Da bist du wieder mal zu Hause, Akin, da wo du hingehörst, du Verrückter. Hättest du nur auf Eje gehört, er wusste immer, wann es Zeit ist, mit der Theologie aufzuhören, ja, er hatte alles im Griff, hat den jungen Tutanchamun ausgebildet und für ihn regiert, er konnte ja auch nichts daran machen, dass alles wieder zum Amun ging, die Zeit war wohl vorbei, alle schrien „Gib mir Gold, gib mir Bier, gib mir Getreide, gib uns unsere Götter zurück“, keiner dachte, was ich dachte, unverstanden war ich, einen Aussätzigen haben sie mich genannt, sie haben mich aus den Königslisten gestrichen, sie haben meinen Namen ausgemerzt, so wie ich den des Amun aus den Kartuschen getilgt habe. Gelitten habe ich für sie, der einzige Sohn, der den Vater kannte, der ihn verstanden hat, der seine Weisheit über Ägypten ausgegossen hat wie die Sonne ihre Strahlen.

PFLEGER. So, Tutanchamun, jetzt setzt du dich erst mal hin und wartest, bis der Arzt kommt. (Zu Kuntz). Ich möchte nicht wissen, was der sich eingefahren hat. (Beide drücken ihn auf die Couch).

KUNTZ (geht zum Medikamentenschrank und kommt mit dem Becher zurück). Der Begrüßungstrunk vom Oberarzt. Schön den Mund aufmachen und nicht wieder ausspucken!

ECHNATON (trinkt). Geile Medikamente habt ihr da. Schmeckt fast wie Rosenwasser, nur ein bisschen bitter. Was war denn drin?

KUNTZ. Fünfzig-fünfzig-fünfzig, wie immer.

ECHNATON. Ach so. (Schaut in die Ferne und beginnt wieder zu brabbeln). Merit, bist du es die ruft? Ich höre deine Stimme. Denkst du an mich, geliebte Tochter und Gemahlin? Auch du warst eine Königin, als Nafrit auf ihr Altenteil ging. Auch sie hat mich nicht mehr verstanden, nur du, meine Tochter, du warst die einzige. Alles wusstest du, was ich wusste, und mehr als das, du besitzt die Weisheit der Frau. Dein Lächeln war mir Ratgeber in allen Fragen, doch auch du musstest gehen. Wo bist du, meine Geliebte, nah oder fern, sprich zu mir! Wo bist du?

PFLEGER. Ich glaube, er hört Stimmen. Wirst du alleine mit ihm fertig, Kuntz?

KUNTZ. Das mach ich schon. (Zu Echnaton). Du gehst jetzt ins Raucherzimmer. Wenn der Arzt kommt, rufen wir dich.

PFLEGER. Ich mach mich dann vom Acker, Kuntz. Grüß die Große Schwester. (Geht nach links ab. Man hört das Klirren eines Schlüsselbundes).

ECHNATON (geht langsam nach rechts ab, brabbelt). Nun bin ich wieder hier, Merit. Nun haben sie mich wieder eingesperrt. Wofür, Merit, ich tue doch niemandem etwas? Das ewige Rauchen. Die ewige Wiederkehr. Die Atosilbar. Wofür, Merit, wofür? Darf ich meinen Glauben nicht leben? Wir müssen uns verstecken, Merit, unsere Identität auslöschen, unsere Vergangenheit tilgen, sonst kriegen sie uns immer wieder, Merit, immer wieder! (Geht ab).

KUNTZ (spricht zu sich selber). So, der ist versorgt. Mann, hab ich einen Hunger. Rauchen könnte ich auch eine. Hoffentlich kommt der Arzt bald. (Schaut auf die Uhr und bringt den leeren Becher zur Atosilbar. Die Große Schwester tritt ein, geht zur Atosilbar und schlägt eine Akte auf).

GROSSE SCHWESTER. Ach, Kuntz, hat der Neue seine Medikamente gekriegt?

KUNTZ. Alles in Ordnung.

GROSSE SCHWESTER. Der Arzt kommt in zehn Minuten.

KUNTZ. In zehn Minuten?

GROSSE SCHWESTER. Du kannst schon in den Pausenraum gehen. Aber lass mir eine Tasse Kaffee über.

KUNTZ. Alles klar. (Geht ab).

GROSSE SCHWESTER (macht verschiedene Haken und kleine Notizen in die Akte). Fünfzig Haldol, fünfzig Neurocil, fünfzig Atosil, renitent, nicht ansprechbar, wurde von der Polizei eingeliefert, weil er nackt über eine Wiese lief, langjährig bekannte Psychose wahrscheinlich auf Grund von Drogenkonsum, paranoider Charakter, verwahrlost, hält sich für einen ägyptischen Pharao. (Schließt die Akte, steht auf und geht ab).

2. Szene

Von links tritt der STATIONSARZT ein, steckt seinen Schlüsselbund in die Tasche, geht zur Atosilbar, schlägt die Akte auf und macht einige Notizen. Von rechts tritt die GROSSE SCHWESTER ein.

GROSSE SCHWESTER. Ach, Herr Doktor, schön, dass Sie so schnell da sind. Soll ich ihn holen lassen?

STATIONSARZT (freundlich