Eddy Stone und die intergalaktische Katze - Simon Cherry - E-Book

Eddy Stone und die intergalaktische Katze E-Book

Simon Cherry

3,8
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als Eddy eines Abends eine verwaiste Katze aufnimmt, hat er keine Ahnung, worauf er sich da einlässt. Als hätte er nicht schon genug Ärger mit seiner 5-jährigen Cousine Millie. Da kann er wirklich keine Katze gebrauchen, die sich als Alien einer weit entfernten Galaxie entpuppt. Nun hat Eddy beide am Hals und muss das Beste daraus machen. Blöd nur, dass er der Einzige ist, der die Vernichtung der Erde verhindern kann. Gemeinsam mit seiner Cousine, der intergalaktischen Katze, und weiteren skurrilen Gefährten macht er sich auf die Reise ins All, um den Planeten zu retten ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 221

Bewertungen
3,8 (18 Bewertungen)
7
4
3
4
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über den Autor

Über die Illustratorin

Titel

Impressum

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

Über dieses Buch

Als Eddy eines Abends eine verwaiste Katze aufnimmt, hat er keine Ahnung, worauf er sich da einlässt. Als hätte er nicht schon genug Ärger mit seiner 5-jährigen Cousine Millie. Da kann er wirklich keine Katze gebrauchen, die sich als Alien einer weit entfernten Galaxie entpuppt. Nun hat Eddy beide am Hals und muss das Beste daraus machen. Blöd nur, dass er der Einzige ist, der die Vernichtung der Erde verhindern kann. Gemeinsam mit seiner Cousine, der intergalaktischen Katze, und weiteren skurrilen Gefährten macht er sich auf die Reise ins All, um den Planeten zu retten …

Über den Autor

Simon Cherry kennt sich aus mit lustigen Ideen und Sprachspielereien. Er hat u.a. als Theater-Redakteur und als Journalist für The Daily Telegraph gearbeitet. Außerdem schreibt er Scripts und Drehbücher für Sketche und komische Theaterstücke. Eddy Stone und der Pirat in der Badewanne ist sein erstes Kinderbuch.

Über die Illustratorin

Mareikje Kersting, geb. 1981, machte eine Ausbildung zur Mediengestalterin und arbeitete mehrere Jahre in der Werbung. Später studierte sie an der Animation School in Hamburg Trickfilm und ist seit 2012 freiberuflich als Illustratorin und Designerin tätig. Mareikje Kersting lebt und arbeitet in Hamburg.

Übersetzung aus dem Englischen von Yvonne Hergane

Mit Illustrationen von Mareikje Vogler

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Titel der englischen Originalausgabe:

„Eddy Stone and the Alien Cat Mash-up“

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2017 by Simon Cherry

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2017 by Baumhaus in der Bastei Lübbe AG, Köln

Text- und Bildredaktion: Susanne George, Bergisch Gladbach

Umschlaggestaltung: Tanja Østlyngen unter Verwendung einer Illustration von Mareikje Vogler

Einbandmotiv: Mareikje Vogler, Hamburg

eBook-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN 978-3-7325-4939-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

1. Kapitel

In dem jemand pitschnass ist

„Ist kaputtgegangen.“

Eddy Stone sah seiner Cousine Millie ins Gesicht. Zwei große kugelrunde Augen blickten hinter dem Vorhang aus verwuschelten Locken hervor, die sich an den geröteten Wangen vorbei bis auf die Schultern des rosa Prinzessinnenkleides hinunterkringelten. Millie bot wirklich einen herzallerliebsten Anblick – wenn man von dem verdrehten Lenker absah, den sie in einer Hand hielt, und von der ölverschmierten Fahrradkette, die von der anderen Hand baumelte.

„Was meinst du damit?“, fragte Eddy. „Wie kann ein Fahrrad einfach so kaputtgehen?“

„Ich war das nicht.“ Millie biss sich auf die Unterlippe. „Aber was würde mit dem passieren, der es kaputtgemacht hat?“

„Der würde richtig großen Ärger kriegen“, erwiderte Eddy.

Ihre Unterlippe begann zu zittern.

Oh nein, dachte Eddy. Bitte nicht schon wieder weinen. Er hatte langsam echt genug von Millies Weinen – diesem Geheule, das schriller war als jede Polizeisirene und schneidender als das schärfste Messer. Genauer gesagt, Eddy hatte langsam echt genug von Millie insgesamt.

„Ich meine …“, fügte er hastig hinzu. „Es ist super, dass du nichts damit zu tun hattest, dann kriegst du natürlich auch keinen Ärger.“ Hoffentlich reichte das aus, den drohenden Tränenfluss zu verhindern.

Die Unterlippe hörte auf zu beben. Gut – zumindest das würde ihm erspart bleiben.

Wobei „gut“ immer relativ war, wenn es um Millie ging. Bei Millie war „gut“ immer noch relativ … schlecht.

Das waren die ersten Weihnachtsferien, die Eddy in der kleinen Küstenstadt Tidemark Bay verbrachte, in dem Häuschen, das seine Eltern erst im vergangenen Sommer gekauft hatten. Er hatte sich so darauf gefreut, in den Ferien draußen im Schnee herumzutollen und sich drinnen entspannt mit Fernsehen und Videospielen die Zeit zu vertreiben. Aber der Teil mit „draußen“ war von einer ganzen Woche mit dunkelgrauem Himmel und so ziemlich jeder erdenklichen Sorte Regen – von fiesem Nieselregen bis zu strömenden Sturzbächen – regelrecht ertränkt worden. Nicht einmal die ortsansässigen Enten ließen sich noch draußen blicken. Und das mit dem entspannten Fernsehen und Spielen – tja, den Plan hatte Millie ganz schnell durchkreuzt.

Eddys Tante Maureen und sein Onkel Ken hatten Millie über die Ferien mitgebracht. Und alle Erwachsenen waren derselben Meinung gewesen, nämlich dass es für einen vierdreivierteljährigen Wirbelwind nichts Besseres gab als einen elfeinhalb Jahre alten, vernünftigen Cousin namens Eddy, der sie im Auge behalten und ihr mit gutem Beispiel vorangehen sollte.

Eddy war nicht derselben Meinung gewesen. Genauer gesagt, Eddy war erst gar nicht nach seiner Meinung gefragt worden.

An diesem Abend nun hatten die Erwachsenen beschlossen, es gäbe nichts Besseres, um sich auf Weihnachten vorzubereiten, als auszugehen und Spaß zu haben, und so waren sie ausgegangen, um Spaß zu haben.

„Wir sind gleich die Straße runter im Pub“, sagte Eddys Vater. „Wenn es irgendein Problem geben sollte – du hast ja dein Handy.“

Und so saß Eddy nun hier fest, mit Millie und dem Auftrag, sie zu beaufsichtigen und bei Laune zu halten. Sie war nicht mal halb so alt wie er, nicht mal halb so groß wie er, aber doppelt so nervig, wie seine Nerven es eigentlich verkraftet hätten.

Die Fahrradteile in ihren Händen schienen Millie nicht mehr zu interessieren. Sie ließ die Kette auf den Fußboden fallen, sodass der Teppich ein paar fette Ölflecken abbekam, dann warf sie den Lenker über die Schulter nach hinten. Er krachte erst gegen die Wandlampe und durchschlug deren Glasschirm, dann schepperte er auf das Tischchen runter und traf einen Stapel Weihnachtspostkarten, der daraufhin kein Stapel mehr war.

Eddy gab sich wirklich größte Mühe, mit Millie Geduld zu haben. Aber Millie verschlang im Handumdrehen so ziemlich jeden Funken Geduld, den er aufbringen konnte, und verlangte schon eine Sekunde später nach mehr, mehr, mehr.

„Lass uns mal alles einsammeln“, sagte Eddy seufzend und bückte sich nach der Fahrradkette. „Und danach mach ich mich am besten auf die Suche nach dem Rest des Fahrrads. Kannst du dich erinnern, wo du es liegen gelassen hast?“

„Ich weiß noch, dass es in deinem Zimmer war“, gab sich Millie hilfreich.

„In meinem Zimmer? Aber wieso denn das?“

„Es hat so müde ausgesehen, da dachte ich, es bräuchte ein kleines Nickerchen in deinem Bett“, erklärte Millie. „War ganz schön schwierig, es die Treppe hochzutragen.“

Eddy ging los, um das Rad wieder herunterzuholen. Während er die Treppe hochstieg, bestaunte er den langen Kratzer, der unübersehbar die Tapete zierte.

„Aber es ist jetzt nicht mehr in deinem Zimmer!“, rief ihm Millie hinterher. „Nicht, seit es aus dem Fenster gefallen ist.“

„Wie hat mein Fahrrad es geschafft, aus dem Fenster zu fallen?“, fragte Eddy mit aller Ruhe, die er aufbringen konnte.

„Keine Ahnung“, erwiderte Millie. „Das ist ein großes Geheimnis.“

„Verstehe.“ Eddy versuchte, so gelassen wie möglich zu klingen. „Dann muss es wohl im Vorgarten gelandet sein.“

Er kam die Treppe wieder runter und nahm sich eine Taschenlampe aus dem Flurschrank. Ehrlich, auf die Nummer hätte er gut und gern verzichten können. Draußen war es tierisch kalt, ein scharfer Wind blies vom Meer herüber, peitschte den heftigen Regen gegen die Fenster und brachte den Briefkasten zum Klappern. Eddy schob den Riegel an der Haustür beiseite. Sofort riss ihm der Wind die Tür aus der Hand und ließ sie nach außen krachen.

„Woher kommt der Wind?“, fragte Millie, die auf der Treppe kauerte.

„Nicht jetzt.“ Eddy hielt sich eine Hand vor die Augen und schielte in den finsteren Abend hinaus.

Sein Fahrrad lag im Vorgarten auf der Seite, einen der Reifen in einem beängstigenden Winkel hochgereckt, und der Sattel setzte dort auf, wo normalerweise der Lenker war, aber davon abgesehen war es immerhin noch als Fahrrad zu erkennen.

Eddy angelte sich eine Regenjacke vom Haken neben der Tür und rannte hinaus. Der Wind ließ sich die Gelegenheit, ihn zu ärgern, nicht entgehen, und schlüpfte ihm so heftig hinten in den Kragen, die Ärmel hoch, ins Gesicht und in die Schuhe, dass Eddy in Sekundenbruchteilen pitschnass war.

„Ich hasse Regen“, sagte er und nahm dabei einen kräftigen Schluck davon. Hastig schnappte er sich das Fahrrad schob es Richtung Haus.

Doch als er sich gerade umdrehte, nahm er aus den Augenwinkeln etwas wahr, was auf dem Gartenpfad lag. Etwas Braunes. Oder zumindest Bräunliches. Das war in der Dunkelheit und bei dem Regen schwer zu erkennen. Es sah aus wie ein kleiner Stoffhaufen. Vielleicht hatte einer der Erwachsenen vorhin ein Tuch oder einen Pullover fallen lassen? Das Ding war jedenfalls total durchtränkt. Es musste dringend ins Trockene gebracht werden.

Eddy ging hin und bückte sich danach.

„Miau!“ Das Geräusch war kaum mehr als ein heiseres Krächzen.

Ängstlich wich das durchweichte Ding vor Eddy zurück.

„Eine Katze!“, rief Eddy. Was er aber auch nur an dem Miauen erkannt hatte. Denn das Tier hatte nichts Flauschiges oder Schnurriges an sich. Der Regen hatte ihm das Fell an den mageren Leib geklatscht, der Schwanz hing schlapp herunter, und Wasser tropfte von den Schnurrhaaren. Insgesamt war es ein völlig durchnässtes, zittriges Ding, das nicht nur mitleiderregend aussah, sondern sich auch sichtlich selbst bemitleidete.

„Hier kannst du nicht bleiben. Lass uns doch reingehen … Oh.“

Schon stapfte die Katze an ihm vorbei und durch die offene Haustür in den hellen, warmen Flur hinein.

„Was ist das denn?“, quietschte Millie. „Darf das überhaupt hier rein? Das macht ganz dolle Pfützen auf den Teppich.“

„Schon okay, das ist nur eine Katze. Und die Pfützen sind auch nur ein bisschen Wasser. Alles kein Weltuntergang“, sagte Eddy.

Doch schon sehr bald sollte er erfahren, dass er sich mit dieser Aussage in allen drei Punkten irrte. Ganz, ganz entsetzlich irrte.

2. Kapitel

In dem jemand hungrig ist

„Ich weiß, dass dir das nicht gefällt“, sagte Eddy, „aber wir müssen dich irgendwie trocken kriegen.“

Die Katze wand sich unter dem Handtuch, mit dem Eddy sie abrubbelte.

„Ich wollte schon immer eine Katze haben“, sagte Millie und hüpfte vor Aufregung auf und ab. „Ich nenne sie jetzt Herr Fluffischnuckischnurripfoti und werde sie auf immer und ewig lieb haben!“

Eddy dachte, vom Regen halb ersäuft zu werden sei eigentlich schon Strafe genug für einen Abend, da müsse man nicht auch noch so einen lächerlichen Namen verpasst bekommen. Aber er sagte keinen Ton, um Millie nicht zu verärgern. Außerdem war es egal, wie sie die Katze nannte – das Tier würde eh nicht lange bleiben. Es trug zwar weder Halsband noch eine Marke, von der man seine Herkunft hätte ablesen können, aber bestimmt stammte es aus einem der Nachbarhäuser und hatte sich nur verlaufen. Katzen fielen schließlich nicht einfach so vom Himmel. Bei dem grässlichen Wetter konnte Eddy erst mal nichts tun, aber er nahm sich vor, sich gleich morgen früh auf die Suche nach dem Besitzer zu machen.

Die Katze, nun als Herr Fluffischnuckischnurripfoti bekannt, krabbelte unter dem Handtuch hervor. Das Fell, das zu einem grellen Rotgelb getrocknet war, stand in alle Richtungen ab. Steif und schnuppernd stand die Katze da und wirkte alles andere als fluffi und schnurri. Und als Millie eine Hand ausstreckte, um sie zu streicheln, schlug sie sofort mit der Pfote nach ihr. Und geriet dann so aus dem Gleichgewicht, dass sie fast umgefallen wäre.

„Armer Herr Fluffischnuckischnurripfoti“, sagte Millie. „Du brauchst doch keine Angst zu haben.“

„Bestimmt muss er sich erst an uns gewöhnen“, meinte Eddy.

„Ich glaube, er braucht einen Freund, und ich weiß auch schon einen – Horrisboris.“ Millie stapfte nach oben. „Jeder mag Horrisboris.“

Horrisboris war Millies Lieblingskuscheltier. Ihre Mutter – Eddys Tante Maureen – hatte ihn gestrickt. Tante Maureen strickte mit großer Leidenschaft – und auf eine ganz besondere, einzigartige Weise.

„Strickmuster sind nur was für Anfänger“, pflegte sie zu sagen. „Echte Strickprofis wandeln die immer ab.“

Wahrscheinlich hatte Horrisboris’ Leben mit einer stinknormalen Strickanleitung für einen Eisbären angefangen, dachte Eddy. Oder für einen Pelikan. Oder vielleicht auch einen Polizisten. Wenn Tante Maureen erst mal loslegte, konnte man das echt schlecht sagen. Aber als was auch immer er mal angefangen hatte – inzwischen hatte sich Horrisboris in eine klumpenförmige, blau-gräuliche Kreatur verwandelt, die einen sackartig hängenden Hintern, einen breiten roten Mund, große Glupschaugen und einen knallorangen Haarpuschel auf dem Kopf hatte.

Millie liebte Horrisboris heiß und innig. Aber in der Annahme, dass es auch jedem anderen so ging, täuschte sie sich doch sehr. Als sie Herrn Fluffischnuckischnurripfoti das Kuscheltier vor die Nase schleuderte, machte die Katze augenblicklich einen Satz nach hinten und verschwand durch die offene Tür ins Wohnzimmer.

„Warum hat er das gemacht?“, fragte Millie.

„Er braucht Zeit, um sich hier wohlzufühlen“, sagte Eddy. „Lass uns am besten rübergehen und uns ruhig neben ihn setzen. Wir können ja fernsehen oder so.“

Argwöhnisch beäugte die Katze sie aus der hintersten Zimmerecke und wirkte in etwa so entspannt wie ein Schokoladeneis beim Anblick eines Heizlüfters. Eddy nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Gerade lief ein Werbespot für irgendein Duftzeugs, das Männern helfen sollte, an Weihnachten angenehmer zu riechen. Und dann folgte ein Spot, in dem eine schlanke graue Katze über einen flauschigen Teppich flanierte.

„Katzen sind nicht einfach nur Freunde“, seufzte eine Stimme über die leise Schmusemusik hinweg. Die Katze rieb sich an den Beinen einer Frau. „Sie sind Familie. Und Ihre Familie hat nur das Beste verdient.“ Die Frau öffnete eine Dose Katzenfutter und richtete saftig schimmernde Fleischbröckchen in einer weißen Schüssel an.

Herr Fluffischnuckischnurripfoti torkelte langsam auf den Fernseher zu, hob eine Pfote und tappte damit auf den Bildschirm.

„Miau!“ Es hörte sich eher an wie Husten.

„Er will damit sagen, dass er Hunger hat“, erklärte Millie. „Er hat die Werbung gesehen und will jetzt Abendessen haben. So ein schlaues Tier!“

Die Katze tappte wieder auf den Bildschirm.

„Oh, darauf hätte ich auch selber kommen können“, sagte Eddy. „Na, dann los. Ich glaube, da ist noch ein Stück Hähnchenbrust im Kühlschrank, das kann er haben.“

Sie holten ein Schüsselchen aus dem Küchenschrank, kippten das in Stücke geschnippelte Fleisch hinein und stellten es auf den Fußboden.

„Bitte schön, Herr Fluffischnuckischnurripfoti“, sagte Millie. „Leckerlecker!“

Die Katze schlich langsam um die Schüssel herum und beschnupperte misstrauisch den Inhalt. Dann drehte sie sich um, platzierte ihren Hintern auf der Schüssel und wackelte hin und her.

„Iiiiihh!“, rief Millie. „Was macht der denn da?“

„Wirklich seltsam“, sagte Eddy. „So was hab ich noch nie gesehen.“

Herr Fluffischnuckischnurripfoti saß einen Augenblick still, als warte er auf etwas. Dann hievte er sein Hinterteil aus der Schüssel, drehte sich um und versenkte die Schnauze zwischen den Fleischstückchen. Als er den Kopf wieder hob, kaute er langsam und bedächtig, als würde er eine neue Gemüsesorte probieren.

Da dröhnte eine akustische Explosion aus Blechbläsern, Beats und Bellen aus dem Wohnzimmer herüber.

„Komm mit“, sagte Eddy. „Der Hundeheld geht los.“ Hastig stürmten er und Millie ins Wohnzimmer und warfen sich auf das Sofa vor dem Fernseher.

„Der Hundeheld“ war die neueste, top angesagte Actionserie über einen Hundedetektiv, der jede Woche böse Schurken daran hinderte, ihre Pläne zur Übernahme der Weltherrschaft in die Tat umzusetzen. Er war mal ein ganz normaler Hund gewesen, aber dann hatte ihm ein geheimnisvolles Flohhalsband plötzlich gleich mehrere Superkräfte verliehen, von superschneller Rennfähigkeit über superharte Krallen und superlautem Gebell bis hin zu superkräftigen Pfoten. Dank der Maske, die er über den Augen trug, wusste niemand, wer er war, aber das Pfotenabdruck-Logo auf seinem Umhang und seiner Mütze war überall berühmt. Die Liste der Welpen, die er schon aus reißenden Flüssen, brennenden Häusern und verschlossenen Wandschränken gerettet hatte, war inzwischen ellenlang.

Und er war nicht nur im Fernsehen ein Hit. Eddys Eltern besaßen ein Geschäft für schicke Haustier-Kostüme (tja, wer hat schon perfekte Eltern?), und die Hundeheld-Maske, der Hundeheld-Umhang und die Hundeheld-Mütze waren die absoluten Renner im Laden. Sie waren beliebter als die Sherlock-Holmes-Kombi aus Weste, Pfeife und Detektivmütze oder die komplette Königin-Viktoria-Ausstattung, die sogar in extrakleinen Größen für Meerschweinchen erhältlich war. Hunderte Hunde aller Rassen, vom Dackel bis zur Dänischen Dogge, würden an Weihnachten feststellen, dass sie die Feiertage dank ihrer Besitzer in Maske, Umhang und Mütze mit dem berühmten Pfotenabdruck-Logo verbringen mussten. Oder zumindest so lange, bis sie es geschafft hatten, sich von dem Kostüm zu befreien und es im Garten zu verbuddeln, wenn Herrchen und Frauchen gerade nicht hinschauten.

Gebannt sahen Eddy und Millie dem neuesten Abenteuer des Hundehelden zu, in dem ein besonders böser Bösewicht mit einem geheimen Unterwasser-Stützpunkt, eine riesige Echse und ein Plan zum Diebstahl von Belgien vorkamen. Doch sie waren nicht die Einzigen, die von der Fernsehserie gefesselt waren. Als sie in der ersten Werbeunterbrechung den Blick vom Bildschirm lösten, sahen sie die Katze, die neben ihnen saß und ebenfalls auf den Fernseher starrte.

„Miau!“, machte Fluffischnuckischnurripfoti heiser, als ein Werbespot für Katzenfutter über den Bildschirm flimmerte – diesmal mit einer einst-sehr-aber-jetzt-nicht-mehr-so-sehr-berühmten Fernsehköchin, die an dem Futter schnupperte und dann der Welt erklärte, es rieche so gut, dass sie es glatt selbst probieren würde.

„Klar doch“, sagte Eddy.

„Miau!“, wiederholte die Katze und hob eine Pfote Richtung Fernseher.

„Er hat immer noch Hunger“, sagte Millie.

„Das kann aber nicht sein“, widersprach Eddy. „Nicht nach der Riesenportion Hühnchen.“

„Miau!“, beharrte die Katze.

„Anscheinend doch“, sagte Millie.

„Okay“, gab Eddy sich geschlagen. „Dann schauen wir mal, was sich in der Küche noch so finden lässt.“

Eine Dreiviertelstunde später hatte der Hundeheld den Bösewicht besiegt und Belgien gerettet – und dazu zwei superniedliche Cockerspaniel-Welpen, die die Riesenechse eigentlich zum Mittagessen hatte verspeisen wollen. Jetzt schlabberte der Hundeheld mit seiner superstarken Zunge mehrere Liter Eiscreme mit Rindergeschmack, die sein Herrchen für ihn gemacht hatte – der liebe alte Mr Henderson, der lustigerweise so kurzsichtig war, dass er vom Doppelleben seines Hundes keine Ahnung hatte.

Innerhalb dieser Dreiviertelstunde hatte es drei weitere Werbeunterbrechungen mit je einem Werbespot für Katzenfutter gegeben. Und bei jedem hatte Fluffischnuckischnurripfoti gemaunzt und gemaunzt und nach mehr Fressen verlangt. Nach dem Hühnchen hatte er sich also eine Dose Thunfisch, eine Scheibe Schinken, das Innere eines Fischstäbchens und ein übrig gebliebenes Würstchen einverleibt. Und jetzt, direkt nach der Sendung, lief schon wieder der Werbespot mit der schlanken grauen Katze.

„Miau!“, machte Fluffischnuckischnurripfoti. Und rülpste.

„Mit der Katze stimmt doch irgendwas nicht“, sagte Eddy.

„Miau!“

„Ach was!“, sagte Millie. „Das ist doch mein Herr Fluffischnuckischnurripfoti, die tollste Katze der Welt. Bestimmt hat er immer noch Hunger.“

„Hunger? Schau ihn dir doch mal an – sein Bauch ist so rund, dass er fast über den Boden schleift.“

„Ich hole ihm noch was. Ich hab dich so lieb, Fluffischnuckischnurripfoti! Na, komm mit.“

Millie ging Richtung Küche, und die Katze folgte ihr sofort, wenn auch etwas schwerfällig mit ihrem dicken Bauch.

Eddy hörte, wie die Kühlschranktür aufging. Und wieder zu. Und dann Geklapper, als Millie im Küchenschrank stöberte.

„Da ist noch eine Packung Milchreis!“, rief sie herüber. „Mögen Katzen Milchreis?“

„Lass es lieber“, sagte Eddy. „Er hat schon genug gefressen.“

Aber Millie hörte nicht auf ihn. „Das werden wir ja gleich rausfinden.“

Ein paar Sekunden später kam sie wieder ins Wohnzimmer.

„Deine Katze hat gekotzt“, sagte sie.

3. Kapitel

In dem jemand pudelmützig ist

„Ich weiß, was Katzen gern zum Frühstück fressen“, sagte Eddys Onkel Ken lautstark zum Rest der Familie, die sich um den Küchentisch versammelt hatte. „Mausdamer Käse!“ Er gackerte.

Wenn Onkel Ken redete, wurde immer gegackert und gelacht. Meistens war Onkel Ken derjenige, der gackerte und lachte.

„Oder eine schöne Schale Mausli“, sagte Eddys Vater.

So ging das immer, wenn die zwei Brüder zusammen waren. Sie konnten einfach nicht aufhören, sich gegenseitig mit immer schlechteren Wortwitzen zu übertrumpfen.

„Wir haben nichts mehr im Haus, was wir ihr geben können“, sagte Eddy. „Die hat gestern Abend schon alles gefressen. Und wieder ausgekotzt.“

„Vielleicht wollte sie sich das alles nur noch mal durch den Kopf gehen lassen“, grölte Eddys Vater.

„War das ganz braun und klebrig?“, fragte Onkel Ken.

„Bitte, nicht beim Frühstück!“, sagte Tante Maureen.

Millie lachte. „Ja, es sah genauso braun und klebrig aus wie Kacka.“

„Danke aber auch“, sagte Tante Maureen.

„Bitte“, erwiderte Millie. „Aber wofür eigentlich, Mum?“

„Ich geh mal los und versuche rauszufinden, wo die Katze hingehört“, beschloss Eddy.

„Aber in einer halben Stunde bist du wieder da“, sagte seine Mutter. „Wir müssen die letzten Kostümbestellungen losschicken, damit sie rechtzeitig vor Weihnachten ankommen. Deine Tante und dein Onkel haben netterweise angeboten, beim Verpacken zu helfen, also musst du solange auf die kleine Millie aufpassen.“

„Schon wieder?“, sagte Eddy.

„In deinem Alter kann es nicht schaden, ein bisschen Verantwortung zu übernehmen“, erwiderte seine Mutter.

„Aber ich hab doch auch Ferien. Da soll man doch Spaß haben.“

„Ach, wir werden schon Spaß haben“, sagte Millie. „Wir können Pony spielen, genau wie gestern.“

„Ich esse garantiert nicht noch mal Gras“, sagte Eddy. „Das schmeckt ekelhaft.“

„Ich fand es eigentlich ganz lecker“, meinte Millie.

„Du hast doch nur kurz draufgebissen und es dann ausgespuckt, als du dachtest, ich guck nicht hin“, sagte Eddy. „Ich hab’s genau gesehen.“

„Trotzdem fand ich es ganz lecker“, beharrte Millie. „Ich finde auch Erbsen ganz lecker, und die spuck ich auch wieder aus.“

„Was machen wir bloß mit dir?“ Tante Maureen seufzte. Die anderen schwiegen, zu höflich, um zu sagen, was ihrer Meinung nach mit Millie gemacht werden sollte. „Es ist wirklich lieb von dir, dass du dich um sie kümmerst, Eddy.“

„Ja, ich weiß“, sagte er. „Dann geh ich jetzt mal.“

„Vergiss deine Pudelmütze nicht!“, sagte seine Tante.

„Die könnte doch nie jemand vergessen“, sagte Onkel Ken. „Egal, wie sehr man es auch versucht.“

Die Pudelmütze war noch so einer von Tante Maureens Spezialentwürfen, ein gestricktes Gebilde aus roter und grüner Wolle, in das sie – schließlich stand Weihnachten vor der Tür – etliche farbige Bändchen, Stechpalmenzweige aus Plastik, eine batteriebetriebene Lichterkette und mehrere Lamettastreifen eingewebt hatte. Dieses Prachtstück war einmalig auf der Welt – oder eher zweimalig, denn für Millie hatte Tante Maureen natürlich auch eins gestrickt.

Eddy liebte seine Pudelmütze. Er fand es schön, dass die Leute lächelten, wenn sie ihn ansahen. Nur die Lichterkette machte er nicht an – zumindest nicht bei Tag. Er zog sich die Mütze über die Ohren und stapfte hinaus. Der kalte Nieselregen piekte in seine Wangen. Eddy klopfte an unzählige Türen. Aber niemand wusste etwas über eine vermisste rot getigerte Katze. Schließlich hatte er das letzte Haus in der Straße erreicht: Clifftop Cottage. Bestimmt lohnte es sich gar nicht, da zu klingeln, denn innerhalb des hohen schmiedeeisernen Zauns würde eine Katze hier wohl keine zwei Minuten überleben. Nicht, solange es Brutus gab.

Dabei wusste Eddy nicht einmal, was Brutus eigentlich für ein Hund war. Er hatte mal seinen Besitzer gefragt, aber die Antwort hatte nur gelautet: „Ein großer.“ Okay, der Besitzer hatte hinzugefügt, Brutus würde keiner Fliege was zuleide tun. Eddy vermutete jedoch, dass Brutus Fliegen nur deswegen links liegen ließ, weil es wesentlich größere Beute gab, die zu jagen viel mehr Spaß machte. Nachbarn zum Beispiel.

Und so entschied Eddy, Clifftop Cottage auszulassen. Er versuchte, auf Zehenspitzen einen Bogen um das Haus zu machen, um Brutus’ Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken, da trat er auf ein trockenes Baumblatt. Und das erzeugte ein Geräusch, als hätte jemand zwei Straßen weiter einen Kartoffelchip mit dem Schuh zerkrizzelt. KRRRZZZRRZZZ! Ein Geräusch, das ausreichte, um Brutus aufzuwecken und in eine Bestie zu verwandeln, die innerhalb von Sekundenbruchteilen unter ohrenbetäubendem Gebell über den Rasen von Clifftop Cottage angeschossen kam.

WDRÄNG! Der Riesenhund warf sich so heftig gegen das Gartentor, dass das Geschepper Eddys Zähne klappern ließ.

WOFF! Das unheilvolle Bellen ließ Eddy die Haare zu Berge stehen.

Brutus’ Besitzer sagte immer, das sei Brutus’ Art, sich mit jemandem anfreunden zu wollen. Aber Eddy hatte noch nie erlebt, dass seine Freunde sofort unkontrollierbar zu sabbern anfingen, wenn sie ihn sahen.

WOFF! Eddy wirbelte herum und lief die Straße hinunter.

WOFF! WOFF! Er rannte und rannte, bis er endlich vor seiner eigenen Haustür wieder in Sicherheit war.

Seine Mutter stand schon im Mantel auf der Schwelle. „Gut, dass du da bist“, sagte sie, als Eddy hereinkam. „Millie spielt gerade im Wohnzimmer am Computer. Mittagessen steht im Kühlschrank. Ich muss los, die anderen sind schon weg. Macht euch einen schönen Tag!“

„Wie kann ein Tag schön sein, wenn Millie dabei ist?“, keuchte Eddy, aber seine Mutter war bereits auf halbem Weg den Gartenpfad hinunter und hörte ihn nicht mehr. Er schälte sich aus seiner nassen Jacke und nahm die Pudelmütze ab. Noch ein, zwei ruhige Minuten, dann würde er sich auf den Weg zu Millie machen, um zu sehen, was die so trieb.

Aber da stand sie schon an der Wohnzimmertür.

„Wie haben Katzen eigentlich geschrieben, bevor es Tastaturen gab?“, fragte sie.

„Wie bitte?“, sagte Eddy.

„Ich meine, sie können doch mit den Pfoten schließlich keinen Stift halten, oder? Haben sie sich den zwischen die Zähne geklemmt, oder haben sie die Pfoten in Farbe getunkt und ganz große Buchstaben geschrieben, oder wie?“

„Katzen können nicht schreiben“, erklärte Eddy.

„Haha“, sagte Millie. „Klar können sie.“

„Nein, glaub mir. Können sie nicht.“

„Tja, das musst du Herrn Fluffischnuckischnurripfoti dann wohl erst noch klarmachen“, sagte Millie. „Er wollte wissen, ob wir ein Hempi…dings haben.“

„Ein was?“, fragte Eddy.

„Ein Humpfi…perfi… Ach, keine Ahnung. Komm einfach mit, er hat’s auf dem Computer getippt.“

4. Kapitel

In dem jemand verblüfft ist

Eddy folgte Millie ins Wohnzimmer. Die Katze saß auf dem Schreibtisch neben dem Computer. Auf dem Bildschirm prangte eine Nachricht.

„Ich bin auf euren Planeten gekommen, um eurer Bevölkerung wichtige Informationen zu überbringen“, las Eddy vor, „aber meine Kommunikationsplattform ist fehlerhaft. Die perforierte hemisphärische Diffusionsschallwand hat einen Ermüdungsbruch und muss ersetzt werden.“ Eddy runzelte die Stirn. „Na klar doch“, sagte er. „Eine Katze aus dem Weltall. Das hat sich dein Vater ausgedacht, stimmt’s? Du kannst ‚perforierte hemisphärische Diffusionsschallwand‘ nicht mal aussprechen, geschweige denn richtig schreiben, aber das klingt ganz nach der Sorte Scherz, wie Onkel Ken sie lustig findet. Okay, netter Versuch, haha. Aber um mich reinzulegen, müsst ihr euch schon was Besseres einfallen lassen.“

Er dachte, Millie würde jetzt, wo sie durchschaut war, in Gekicher ausbrechen. Aber sie lächelte nicht mal.

„Ich kann sehr wohl ‚pfefferierte heimiserische Divisionsschalwand‘ aussprechen. Aber das stammt weder von mir noch von Dad. Außerdem schreibt die Katze gerade wieder was, guck doch hin!“