7,99 €
"Wenn ich dir sage, es ist nicht so schlimm - würdest du mir glauben?" Manchmal scheint der Zweifel stärker zu sein als alles andere. Wir vergessen alles Gute an uns und sehen schwarz. Uns fehlt die Kraft, wir sind taub und beinahe leblos. Wir stehen kurz davor aufzugeben - und dann ist da noch die Trauer. Wie geht es weiter? Wir wissen es nicht. Aber das Leben geht immer weiter. Desillusioniert und persönlich suchen die Gedichte eine Antwort auf die Frage, was uns Halt im Leben gibt. Sie regen ohne schwülstiges Mitleid zur Auseinandersetzung mit Trauer und Selbstzweifeln an, die dennoch - oder gerade deshalb - tröstlich sein kann. Und so steht am Ende ein Zuspruch: Nur Mut!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 17
Allen, die trauern. Allen, die zweifeln. Allen, die leben.
vor ein paar Jahren wollte mein Opa noch einmal in seinem Leben nach Marburg fahren und sich diese alte Stadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern und dem sich über ihr erhebenden Schloss ansehen. Es sollte sozusagen eine letzte größere Reise werden. Das mag sich merkwürdig anhören, aber mit 80 Jahren sind die Maßstäbe andere und so waren die etwa zwei Stunden Autofahrt von Kaiserslautern nach Marburg doch zu viel. Die letzte größere Reise ging dann an die Bergstraße im Odenwald. Es war ein Kompromiss, ein Zugeständnis – und zugegebenermaßen gibt es Schlimmeres als einen Urlaub gegen einen anderen zu tauschen –, aber Marburg hätte er dennoch gerne gesehen.
Als ich vor wenigen Wochen das erste Mal in meinem Leben durch Marburg ging, habe ich wie wohl viele vor mir über die beeindruckenden mittelalterlichen Fassaden und die schiefen kleinen Gassen gestaunt. Und ich musste an meinen Opa denken: Ihm hätte das hier gefallen. Er wusste, was gut war.
Mein Opa ist im letzten Jahr am 3. Juni 2021 verstorben. Er wurde 83 Jahre alt. Als ich ihn zum letzten Mal sah und dann das Krankenhaus verließ, hatte ich drei Wörter im Kopf, die ich damals weder einordnen konnte noch wollte. Vielleicht könnten sie einmal der erste Vers eines neuen Gedichts sein, vielleicht sind sie einfach nur ein Gedanke, den ich wieder verwerfe, ich wusste es nicht und wollte in dieser Situation auch nicht darüber nachdenken. Trotzdem tippte ich sie in mein Mobiltelefon. Es sind diese drei Wörter, die heute den Titel dieses Gedichtbands bilden: Eigene Engel erschaffen.