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In Victor Hugos Buch "Ein Doppelquartett" taucht der Leser in eine raffiniert gestaltete Geschichte ein, die von vier einzigartigen Liebespaaren erzählt wird. Der literarische Stil Hugos ist geprägt von poetischer Intensität und tiefgründiger Charakterzeichnung, die den Leser in die Gemütszustände der Protagonisten eintauchen lässt. Das Buch thematisiert auf faszinierende Weise die Komplexität menschlicher Beziehungen und zeigt Hugos künstlerische Meisterschaft in der Darstellung von Emotionen. Ein Doppelquartett wird oft als Höhepunkt von Hugos Schaffen angesehen und besticht durch seine zeitlose Relevanz und literarische Tiefe. Victor Hugo, einer der bedeutendsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, war bekannt für seine politische Aktivität und soziales Engagement. Seine Erfahrungen und Beobachtungen flossen in seine Werke ein und verliehen ihnen eine zusätzliche Dimension. "Ein Doppelquartett" reflektiert Hugos humanistische Haltung und sein tiefes Verständnis für die menschliche Natur. Dieses Buch ist ein absoluter Genuss für Liebhaber klassischer Literatur, die sich von Hugos meisterhafter Erzählkunst fesseln lassen möchten.
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Inhaltsverzeichnis
In diesem Jahr heckten vier junge Pariser einen »guten Spaß« aus. Einer war von Toulouse, der zweite von Limoges, der dritte von Cahors, der vierte von Montauban. Aber sie waren Studenten, und wer Student sagt, sagt Pariser. In Paris studieren heißt in Paris geboren werden.
Die jungen Leute waren unbedeutend. Jeder hat solche Gesichter gesehen; vier Stichproben vom Typ des ersten besten. Nicht gut und nicht schlecht, nicht gelehrt und nicht ohne Kenntnisse, weder Genies noch Einfaltspinsel; schön von dem reizvollen April, den man »zwanzig Jahre alt sein« nennt. Es waren irgendwelche vier Oscars; denn damals gab es die Arthurs noch nicht. »Verbrenne ihm Arabiens Düfte«, sang die Romanze, »denn Oscar naht, und sehen darf ich ihn.« Man hatte den »Ossian« in sich aufgenommen, die Eleganz war skandinavisch und schottisch. Das reine englische Genre setzte sich erst später durch, und kaum hatte der erste Arthur, Wellington, in der Schlacht bei Waterloo gesiegt.
Diese Oscars nannten sich Félix Tholomyès, aus Toulouse; Listolier, aus Cahors; Fameuil, aus Limoges; der letzte, Blachevelle, aus Montauban. Natürlich hatte ein jeder seine Geliebte. Blachevelle liebte Favourite, die so hieß, weil sie nach England gereist war. Listolier betete Dahlia an, die als Kosenamen einen Blumennamen trug. Fameuil vergötterte Zéphine, eine Abkürzung von Joséphine. Tholomyès hatte Fantine, die Blonde genannt wegen ihres schönen, sonnengoldenen Haares.
Favourite, Dahlia, Zéphine und Fantine waren vier entzückende Mädchen, duftend und strahlend, noch ein wenig Näherinnen, da sie ihre Nadel nicht ganz niedergelegt hatten. Die Liebelei hatte sie ihrer Arbeit entfremdet, aber von ihren Gesichtern ging ein Rest des frohen Genügens aus, das mit ihr verbunden ist, und in ihren Seelen blühte noch die Blume der Ehrbarkeit, die im Weibe den Verlust der Jungfräulichkeit überlebt. Eine der vier nannte man die Junge, weil sie die geringste Zahl von Jahren hatte, und eine die Alte; die Alte war dreiundzwanzigjährig. Um nichts zu verheimlichen: Die drei anderen waren im Wirrwarr des Lebens erfahrener, leichtfertiger und oberflächlicher als die blonde Fantine, die noch an ihrer ersten Illusion hing.
Dahlia, Zéphine und zumal Favourite hätten das nicht von sich sagen können. Schon mehr als eine Episode wies ihr kaum begonnener Roman auf, und der Liebhaber, der im ersten Kapitel Adolphe hieß, hieß etwa Alphonse im zweiten, Gustave im dritten. Armut und Koketterie sind zwei schädliche Ratgeberinnen; jene murrt, diese schmeichelt, und beide flüstern sie, jede auf ihrer Seite, den schönen Töchtern des Volkes ins Ohr. Die schlechtbewachten Seelen hören auf sie. Daraus erklären sich ihr Straucheln und die Gehässigkeit, die sie mit Steinen bewirft. Man entmutigt sie durch den Glanz alles dessen, was unbefleckt und unzugänglich ist. Ach! Wenn die weiße Jungfrau hungern müßte!
Favourite, die in England gewesen war, wurde von Zéphine und Dahlia bewundert. Sie hatte sehr früh eine Häuslichkeit gehabt. Ihr Vater war ein brutaler, alter Mathematikprofessor, der gaskognische Mundart sprach. Unverheiratet, gab er Privatstunden. Als er jung war, hatte er eines Tages das Kleid einer Kammerfrau sich an einem Ofenschirm anhaken sehen, und dieser Zwischenfall hatte ihn verliebt gemacht. Die Frucht war Favourite. Sie traf hin und wieder ihren Vater, der sie begrüßte. Eines Morgens war eine alte Frau, die wie eine Betschwester aussah, bei ihr eingetreten und hatte zu ihr gesagt: »Sie kennen mich nicht, Fräulein?« – »Nein.« – »Ich bin deine Mutter.« Dann hatte die Alte das Büffet geöffnet, getrunken und gegessen, eine Matratze bringen lassen, die ihr gehörte, und sich behaglich eingerichtet. Diese Mutter, zänkisch und fromm, sprach nie mit Favourite, ganze Stunden äußerte sie kein Wort; sie frühstückte, speiste mittags und abends für vier, ging hinunter, um bei dem Pförtner gesellschaftliche Empfänge abzuhalten, und schimpfte auf ihre Tochter.
Dahlia war zu Listolier, wohl auch zu anderen, und zum Müßiggang dadurch verleitet worden, daß sie allzu hübsche rosige Nägel hatte. Wie sollte man diese Nägel zur Arbeit zwingen? Zephine hatte Fameuil erobert mit ihrer niedlichen, schmollenden und zärtlichen Art, »Ja, mein Herr!« zu sagen.