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Eine magische Welt, in der ein schrecklicher Krieg wütet. Ein Schattenmagier, der die Dunkelheit befehligt. Ein geheimnisvoller Fremder, dessen Finsternis auf eine harte Probe gestellt wird. Und ein Mädchen, das in der Lage ist, das Schicksal aller zu entscheiden … Anas Leben wird von wiederkehrenden Albträumen bestimmt, in denen sich ihr eine von Dunkelheit überschattete Welt offenbart. Als Traum und Realität miteinander verschmelzen, findet sie heraus, dass das Land Tús Nua nicht nur existiert, sondern sein Schicksal auf geheimnisvolle Weise mit ihrem Leben verwoben ist. Auf der Suche nach Antworten gerät sie zwischen die Fronten eines brutalen Krieges. Trost und Verständnis findet sie bei Thion, dem sie bereits in ihren Träumen begegnet ist. Doch ihm ist die Dunkelheit hörig …
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Seitenzahl: 492
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Copyright 2022 by
Dunkelstern Verlag GbR
Lindenhof 1
76698 Ubstadt-Weiher
http://www.dunkelstern-verlag.de
E-Mail: [email protected]
© Cover- und Umschlaggestaltung: Juliana Fabula | Grafikdesign – www.julianafabula.de/grafikdesign
Unter Verwendung folgender Stockdaten: shutterstock.com: ivan_kislitsin, Philipp Tur, Rroselavy, Graphic Compressor; freepik.com
ISBN: 978-3-910615-61-8
Für jene, die wir verloren haben –
weil euer Licht auch in der Dunkelheit weiterstrahlt.
Inhalt
Playlist
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Danksagung
Quellenverzeichnis
Triggerwarnung
Inhaltswarnung
Dieses Buch enthält Inhalte, die bei einigen Leserinnen und Lesern Unwohlsein hervorrufen oder potenzielle persönliche Trigger darstellen könnten. Eine detaillierte Auflistung der inbegriffenen Themen bzw. Szenen ist am Ende dieses Buches zu finden, da sie explizite Spoiler zur Geschichte enthält.
Playlist
Ruelle – Bad Dream
Tommee Profitt feat. Sam Tinnesz – Heart Of The Darkness
The Phantoms – Find You
Florence + The Machine – No Light, No Light
Tommee Profitt feat. Ruelle – Whose Side Are You On
Leet Mob – My Story
SYML – The War
XVI – Darkness
Seether – Breakdown
Sam Tinnesz feat. Zayde Wølf – Man Or A Monster
Daughtry – Heavy Is The Crown
Three Days Grace – The Real You
One Republic – Let’s Hurt Tonight
Generdyn feat. SVRCINA – Chosen
Teil1
FairOak
Kapitel 1
Ana
Die Finsternis legte sich wie ein dunkelgrauer Schleier über mich und nahm mich gefangen. Nebel, den der Wald bedrohlich ausatmete, floss schemenhaft durch die Düsternis. Feuchtigkeit breitete sich auf meiner Haut aus. Mein eigener Atem ging stoßweise. Er vermischte sich mit dem grauen Dunst, wurde von ihm fortgetragen und verschlungen.
Das Pochen meines Herzschlags wummerte in meinen Ohren und verzerrte sich, als ich mich um mich selbst drehte, um mich zu orientieren. Es war das Einzige, das ich hörte, ansonsten drang kein Laut zu mir. Fröstelnd schlang ich die Arme um meinen zitternden Körper. Ich achtete darauf, durch den Mund zu atmen, um den fauligen Geruch nach vermodertem Holz nicht riechen zu müssen.
»Okay, bleib ruhig«, flüsterte ich und wünschte, ich hätte mir etwas Wärmeres angezogen. Aber wer ging schon mit Mantel und Gummistiefeln ins Bett?
Langsam bewegte ich mich vorwärts, wobei sich meine nackten Zehen in feuchtes Moos gruben und ich mit ihnen an unebenen Wurzelflechten hängen blieb. Meine mit bunten Fruchtstücken bedruckte Pyjamahose hatte sich längst am unteren Saum mit Wasser vollgesogen. Vorsichtig streckte ich die Hand aus. Meine zitternden Finger berührten die raue Rinde eines Baumes.
Alles in mir schrie nach Flucht. Doch wohin?
Es gab kaum eine Nacht, die ich nicht hier verbrachte. Dabei wusste ich nicht einmal, wo sich dieses ›Hier‹ überhaupt befand. Ich war nie auf einen Ausweg gestoßen, wagte es jedoch nicht, aufzugeben.
Zu groß war meine Angst vor dem, was im Wald lauerte.
Etwas, das mich hier nicht haben wollte.
Träume waren schon seltsam. Unberechenbar. Wie oft hatte ich versucht, eine Lösung für sie zu finden? Wie oft geglaubt, eine gefunden zu haben?
Und doch schlichen sie sich fast jede Nacht in meinen Kopf. Brachen, trotz der Regelmäßigkeit, jedes Mal so bedrohlich wie eine Flutwelle über mich herein.
Mein Großvater hatte versucht, mir zu helfen. Er hatte mich zu Therapiestunden und in Schlaflabore geschleppt – aber die Träume waren geblieben. Und mit ihnen eine Beklemmung, wie ein unsichtbarer Schmerz, der mich auch tagsüber nicht losließ, begleitet von einer schier endlos langen Liste an Fragen.
Ich schloss die Augen und lehnte meine Stirn gegen die Baumrinde. Heiße Tränen liefen meine Wangen hinab. Nur einen Moment, mehr brauchte ich nicht, dann würde ich weiterlaufen. Einen Augenblick, nur solange, bis ich die Anwesenheit der Kreatur bemerken würde.
Bisher hatte ich sie nie gesehen – aber ich wusste, dass sie da war.
Ganz nah.
Meine Fingernägel krallten sich in die Rinde. Ich werde den Weg hier rausfinden. Früher oder später werde ich es schaffen.
Und was dann?, meldete sich die fiese, wispernde Stimme in meinem Kopf.
Knurrend ignorierte ich die Worte, hob das Kinn und lief los. Ohne Ziel, völlig orientierungslos, bloß weiter. Ich rannte immer schneller, stolperte über Wurzeln und stieß mit den Schultern gegen Baumstämme. Haarsträhnen verfingen sich in den Ästen und ziepten an meiner Kopfhaut.
Keuchend kam ich zum Stehen und stützte mich mit einer Hand an einem Stamm ab. Die kalte Luft brannte mir in der Lunge.
Zwei, drei Schritte stolperte ich vorwärts, bevor ich mich erneut festhielt. Meine Knie gaben nach. Mir entfuhr ein Schluchzen und ich raufte mir die Haare.
Es war aussichtslos. Ich würde keinen Weg hinausfinden. Niemals.
Wozu sollte ich es überhaupt noch versuchen, Nacht für Nacht? Diese Albträume raubten mir die Kraft, um den jeweils nächsten Tag durchzustehen. Verwehrten mir die Erholung, die ich so dringend brauchte.
Ich konnte mich doch auch hier hinlegen, auf das Moos. Mein Pyjama war sowieso schon völlig verschmutzt und von der Nässe vollgesogen. Meine Finger strichen über das weiche, dunkelgrüne Geflecht.
Ich war so müde.
»Nur einen Moment«, flüsterte ich und ließ mich zur Seite fallen. Meine Schulter sank in den Morast ein. Für ein paar Sekunden empfand ich die Kälte intensiver, regelrecht schmerzhaft, und ich rollte mich wie eine Katze zusammen. Mit einem Seufzen schloss ich die Augen und blendete die Unannehmlichkeiten aus. Stellte mir vor, mit einem Buch und einer heißen Tasse Tee in meinem Bett unter einer kuschligen Decke zu liegen.
Mein Magen knurrte.
»Grandpa? Ist das Essen schon fertig?«, rief ich in die Stille, aber es kam nur ein leises Murmeln über meine eiskalten Lippen.
Anstelle einer Antwort wurde das Knurren lauter. Bedrohlicher.
Moment mal ... ich hatte doch gar keinen Hunger?
Mein Herz setzte einen Schlag aus, nur um dann doppelt so schnell wie vorher zu pochen. Ich riss die Augen auf und fuhr hoch. Ich war nicht allein. Was auch immer hier sein Unwesen trieb, es hatte mich gefunden.
Mein Blick zuckte umher und fokussierte sich schließlich auf zwei leuchtend helle Punkte in der Finsternis. Ein gelbes, nein, fast golden schimmerndes Augenpaar starrte mir entgegen.
Schnell kämpfte ich mich auf die Beine.
Vergessen waren Müdigkeit und Kälte.
Überstürzt drehte ich der Kreatur den Rücken zu und sprintete los. Ich war noch nicht weit gekommen, als ich vor mir ein bläuliches Schimmern wahrnahm.
Das war neu.
Es leuchtete knapp über dem Waldboden und dehnte sich der Länge nach wie ein dünner Faden aus.
Ob mir dieses Licht den Weg hier hinaus zeigte?
Mir klebte das feuchte Haar im Gesicht und ich strich es mir aus den Augen, um mich besser auf meinen Weg konzentrieren zu können.
Unbeholfen blieb ich an den dicken Baumstämmen hängen und kratzte mir an der rauen Rinde die Haut auf. Nach einigen Metern hatten sich meine Augen an das Schimmern gewöhnt, sodass ich den Hindernissen leichter ausweichen konnte.
Das Knurren, das das Tier nun ausstieß, war dunkler. Näher.
Es war direkt hinter mir und so laut, dass mir das Dröhnen bis ins Mark fuhr und mich erzittern ließ.
Ich wandte den Kopf um und verlor meinen Weg aus den Augen.
Mein Fuß verhakte sich unter einer Wurzel, ich geriet ins Straucheln und prallte mit der linken Hand gegen einen Baum. Mein kleiner Finger wurde brutal nach hinten umgebogen, dann beherrschte der Schmerz mein gesamtes Denken.
Ich schrie. Sterne tanzten in meinem Blickfeld. Ich stolperte über etwas, verlor das Gleichgewicht und fiel nach vorn. Unsanft landete ich mit dem Brustkorb auf der Erde. Sämtliche Luft wurde aus meiner Lunge gepresst. Ich rang nach Atem und stemmte mich japsend mit der unverletzten Hand hoch.
Ich erstarrte und das Husten blieb mir in der Kehle stecken, als ich sah, worauf ich gelandet war – oder vielmehr: auf wem.
»Was zum ...?«
Genau hier endete das Schimmern und ich starrte in das Gesicht eines Jungen. Er musste ungefähr zehn oder elf Jahre alt sein. Halb verborgen lag er unter Wurzeln, Moos und herabgefallenen Blättern. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt, die Augen geschlossen und die Gesichtszüge wirkten entspannt.
War er tot? Ich hob meine zitternde Hand, aber wagte es nicht, ihn zu berühren. Zaghaft nahm ich nur eine seiner dunklen Strähnen und rieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Sein Haar war trocken und weich.
Wie war das möglich? Ich selbst war mittlerweile bis auf die Knochen durchnässt, so als wäre ich samt Kleidung in einen Fluss gesprungen.
Das Knurren der Kreatur erklang erneut. Sie war schon ganz nah. Lauerte auf ihre Beute. Ich wollte fort von hier, aber ich konnte diesen Jungen nicht einfach liegen lassen. Ich musste wissen, ob das Kind am Leben war, und es in Sicherheit bringen.
Eilig legte ich meine Hand an seinen Hals und tastete nach der Schlagader. Ehe ich mich auf seinen Puls konzentrieren konnte, schlug der Junge die Augen auf und ein Stromschlag zuckte durch meinen Körper.
~~~
Mit einem spitzen Schrei erwachte ich in warmer Dunkelheit. Schwitzend richtete ich mich auf und mir entfuhr ein Schmerzenslaut. Mein Finger pochte unerbittlich und das Brennen lähmte meine ganze Hand. Auch mein anderer Arm kribbelte, doch der Schmerz ließ bereits nach.
Noch immer orientierungslos lehnte ich mich zur Seite und tastete nach dem Schalter der Nachttischlampe. Dabei streiften meine Finger die langen Blätter der Grünlilie, die nur eine von vielen Pflanzen in unserem Haus war. Sie sollte, wie die Efeutute auf meinem Schreibtisch und die Aloe Vera auf dem Fenstersims, für einen besseren Schlaf sorgen. Zumindest behauptet das mein Großvater. Ich hielt das ganz klar für ein Gerücht.
Blinzend stellte ich fest, dass meine Haut schmutzverschmiert war. Vorsichtig und ohne meine verletzte Hand zu belasten, schlug ich die Bettdecke zurück.
Wie war das möglich?
Ich war patschnass, was ich zumindest auf den Nachtschweiß schieben konnte, aber für die Dreckflecken, die meinen Pyjama bedeckten, hatte ich keine vernünftige Erklärung.
Ein Klopfen an meiner Zimmertür ließ mich zusammenzucken und die tiefe Stimme meines Großvaters drang durch das Holz. »Ana? Ist alles in Ordnung?«
Schnell zog ich mir die Decke bis unters Kinn. »Ja, Grandpa, i-ich bin okay«, stammelte ich und suchte im Chaos meines Gehirns nach einer Erklärung. »Ich wollte mir nur etwas zu trinken holen und habe mich gestoßen.«
Oder so ähnlich, fügte ich in Gedanken hinzu.
Die Tür wurde geöffnet und Grandpa sah herein. Sein kurzes, graues Haar stand wirr in alle Himmelsrichtungen und in seinem von Falten durchzogenen Gesicht zeichnete sich neben der Müdigkeit auch Sorge ab. »Hattest du einen Albtraum?«
Ich schüttelte den Kopf und hoffte, dass er mein feuchtes Haar im schummrigen Licht übersah. »Nicht weiter tragisch. Du kannst wieder ins Bett gehen.«
Er schenkte mir ein sanftes Lächeln und kam meinen Worten, wenn auch widerwillig, nach.
Grandpa wusste, dass ich die Sache gerne runterspielte und wie es mir wirklich ging. Aber ich wollte ihn nicht weiter belasten. Er hatte schon genug um die Ohren.
Nachdem Mum und Dad vor zehn Jahren gestorben waren, hatte er mich allein großgezogen. Und verdammt, ich machte es ihm mit meinen Launen oft nicht leicht. Das war nicht der einzige Grund, weshalb ich ihm meist mit meinen Problemen aus dem Weg ging. Die Worte »geteiltes Leid ist halbes Leid« waren nur eine Farce. Die Wahrheit war, dass das Gefühl zu ersticken größer wurde, sobald andere mir zu nahe kamen. Sobald sie sich meiner Sorgen annahmen, mich trösteten.
Ich hasste es.
Nachdem Grandpas Schritte auf dem Flur verklungen waren und ich das Klicken seiner Schlafzimmertür hörte, atmete ich die angestaute Luft aus.
Langsam stieg ich aus dem Bett und betrachtete verwirrt meine mit feuchtem Schlamm überzogenen Zehen und den durchnässten Pyjama. Jeder Muskel schmerzte. Mein Finger war geschwollen und bereits bläulich verfärbt, sodass ich fürchtete, er könnte gebrochen sein.
War ich schlafgewandelt? Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es nicht geregnet hatte. Nein, etwas an meinem Traum hatte sich verändert – und damit meinte ich nicht einmal die Verletzungen und den Dreck, auch wenn das sicher das Eigenartigste an dieser Nacht war.
Noch nie hatte sich die Kreatur so deutlich bemerkbar gemacht. Und dieser Junge ... wer war er? Was war mit ihm geschehen?
Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, als ich daran dachte, wie jung er war. Und er war dort ganz allein ...
Meine Träume waren in den vergangen zehn Jahren stets gleich abgelaufen. Nur heute war es anders gewesen. Das Einzige, was mir einfiel und die Sache erklären könnte, war, dass ich mich bewusst dazu entschieden hatte, nicht mehr fortzurennen.
Ich zwang mich, die Fragen, auf die ich sowieso keine Antworten hatte, in eine imaginäre Schublade zu stecken. Es war wichtig, aus den nassen Sachen herauszukommen, ehe ich mir eine Erkältung einfing.
Ich schielte zu meinem Wecker und stellte bedauernd fest, dass ich nicht einmal mehr zwei Stunden hatte, bevor ich mich für die Schule fertig machen musste. Ein Blick nach unten und auf mein Bett verdeutlichte mir, dass die Nacht wohl vorbei war.
Leise trat ich auf den Flur und tapste ins Badezimmer, wo ich erschrocken mein Spiegelbild betrachtete. Ich sah so aus, wie ich mich fühlte und wie man eben aussah, nachdem man blindlings und mitten in der Nacht durch den Wald gerannt war. Mein langes braunes Haar war nass und verfilzt. Schürfwunden und Schlammspritzer zierten meine blassrosa Haut und ich überlegte, wie ich das Grandpa erklären sollte.
Seufzend wandte ich mich ab und drehte das Badewasser auf.
Nachdem ich die Temperatur eingestellt hatte, lief ich eilig in mein Zimmer zurück, zog die verschmutzte Bettwäsche ab und ging damit nach unten. Ich entledigte mich meines Pyjamas und stopfte ihn zusammen mit den Laken in die Waschmaschine. Schnell füllte ich Waschmittel in den Behälter und schaltete die Maschine an.
Einen Moment lang blieb mein Blick an der sich drehenden Trommel hängen.
Der Mond leuchtete hell in die kleine Waschküche hinein und ließ mein Gesicht im Bullauge kalkweiß erscheinen. Meine Augen waren schreckgeweitet und der Mund stand offen.
Fröstelnd schlang ich die Arme um mich, bevor ich mich kopfschüttelnd abwandte und wieder nach oben ging.
~~~
Als ich Grandpas Schritte auf der Treppe vernahm, saß ich bereits fertig angezogen, in einer Hand einen Löffel, die andere unter einem Eisbeutel liegend, in der Küche. Ich schluckte das Müsli hinunter und wappnete mich innerlich für das bevorstehende Gespräch. Ich versuchte erst gar nicht, die zahlreichen Schürfwunden in meinem Gesicht und auf den Händen zu verbergen. Mein Großvater hatte ein Gespür dafür, wie es in mir aussah. Manchmal wünschte ich, es wäre nicht so.
»Morgen«, murmelte er verschlafen.
Er war es gewohnt, mich so früh schon fertig angezogen in der Küche anzutreffen, obwohl ich noch reichlich Zeit hatte, bevor ich zum Bus musste. Grandpa wusste genau, dass ich nach den Albträumen kein Auge mehr zumachen konnte. Andere hätten jede mögliche Minute, die sie mit schlafen verbringen konnten, ausgenutzt.
Mein Großvater schlurfte hinter mir vorbei zum Küchenschrank und nahm sich seine Best-Grandpa-Tasse heraus, die ich ihm vor ein paar Jahren zum Geburtstag gekauft hatte. Der Schriftzug war mittlerweile schon fast verblasst und ich beschloss, die Augen im Einkaufszentrum nahe meiner Schule nach einer neuen offen zu halten. Ich holte tief Luft und legte den Löffel ab. Als er sich zu mir umdrehte, um nach der Teekanne zu greifen, zuckte er so heftig zusammen, dass er beinahe die leere Tasse fallen ließ.
»Ana«, stieß er entgeistert hervor. Sein Blick wanderte zwischen meinem Gesicht und dem Eisbeutel hin und her. »Was ist passiert?«
Ja, Ana, was ist passiert?, fragte meine innere Stimme gehässig.
Natürlich hatte ich in der Badewanne genug Zeit, mir eine glaubwürdige Geschichte auszudenken.
»Nachdem ich mir den Zeh gestoßen habe – der überhaupt nicht mehr wehtut! –, konnte ich nicht mehr einschlafen. Ich musste an die frische Luft und bin in den Park gegangen. Na ja, dort habe ich nicht aufgepasst und bin gestürzt. Ich glaube, mein Finger könnte vielleicht gebrochen sein?« Ich redete schnell, gab meinem Grandpa kaum Zeit darüber nachzudenken. Die letzten Worte formulierte ich eher wie eine Frage und untermalte sie mit einem missglückten Grinsen.
Ich beobachtete, wie ihm die Gesichtszüge entglitten und er mich mit offenem Mund anstarrte.
»Ich weiß nicht, was ich schlimmer finde – dass du dich nachts allein rausschleichst oder wie du aussiehst.«
Stirnrunzelnd sah ich ihn an. »Na, vielen Dank für das Kompliment.«
Stöhnend fuhr er sich übers Gesicht, stellte die Tasse ab und setzte sich neben mich. »Zeig mal her.«
Ich nahm den Eisbeutel von meiner Hand und hielt sie ihm hin. Der Finger war am Mittelgelenk dick angeschwollen und neben einer leichten Abschürfung blau verfärbt.
Grandpa brummte. »Wir fahren lieber ins Krankenhaus.«
»Muss das sein? Musst du nicht zu Arbeit?«, fragte ich, verstummte aber sofort wieder, als mich sein scharfer Blick traf.
~~~
Die Welt raste an mir vorbei. Meine Augen wollten angestrengt die vorüberziehende Landschaft fixieren, aber die Nacht hatte neben den sichtbaren auch unsichtbare Spuren hinterlassen.
Das Gefühl, das Leben würde viel zu schnell an mir vorbeiziehen, war in diesem Moment größer als je zuvor und erdrückte mich.
Und doch kam ich keinen Schritt weiter.
Es war ein trister, wolkenverhangener Tag. Das Grün der Bäume und Wiesen verwuchs mit dem Grau der Straßen zu einem breiten Fluss, der drohte mich mit sich zu reißen.
Müde ließ ich meine Stirn gegen die Scheibe sinken und schloss die Lider. Ich konzentrierte mich auf den Moderator des Senders BBC Radio 2, der einen beliebten Popsong ankündigte. Kurz darauf erfüllte Sam Smiths melodische Stimme den Innenraum des Taxis. Doch auch der Song konnte die Erinnerungen an die vergangenen Stunden nicht verschwinden lassen.
Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um den Jungen, die Kreatur mit den goldglänzenden Augen und die Tatsache, dreckverschmiert in meinem Bett aufgewacht zu sein.
Mein Finger schmerzte nach wie vor, aber die Arzneimittel, die man mir im Krankenhaus gegeben hatte, wirkten zu meiner Erleichterung bereits. Man hatte ihn zusammen mit dem Ringfinger geschient und mit einem dicken Salbenverband versehen. Er war nicht gebrochen, aber verstaucht, und es würde etwas dauern, bis er vollständig verheilt war.
Grandpa war in den letzten Stunden noch ruhiger als sonst gewesen. Er hatte am Morgen sofort ein Taxi gerufen, das uns in die Notaufnahme gefahren hatte. Während wir dort warteten, hatte er sich bei seiner Arbeitsstelle im örtlichen Gartencenter krankgemeldet.
Ich öffnete meine Augen einen Spalt und schielte zu ihm hinüber. Er starrte verbissen und mit gerunzelter Stirn aus dem Fenster und hing seinen eigenen Gedanken nach.
Ob er mir die Geschichte abkaufte? Ich schüttelte leicht den Kopf über meine Frage. Wieso sollte er nicht? Sicher dachte er an Mum und Dad.
Vieles wäre einfacher für ihn, wären sie noch bei uns. Wenn sie damals bei dem Brand nicht ums Leben gekommen wären.
Ich erinnerte mich kaum an sie. Selten blitzten Erinnerungsfetzen auf, die mir zeigten, dass wir viel Zeit draußen in der Natur verbracht hatten. Das war aber auch schon alles.
Der Tag ihres Todes war in Dunkelheit gehüllt und das Einzige, was mir eine vage Vorstellung davon gab, war Grandpas Schilderung. Doch selbst diese verblasste immer mehr. Er hatte nur ein einziges Mal erzählt, was geschehen war, danach hatten wir nie wieder darüber gesprochen.
Das Taxi wurde langsamer, als es das Ortsschild von Fair Oak passierte und kurz darauf in unsere Straße einbog. Mein Großvater wandte sich mir zu und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, das jedoch nicht bis an seine grauen Augen heranreichte.
Der Wagen hielt vor unserem Haus, das mit seiner roten Backsteinfassade von den anderen kaum zu unterscheiden war.
Während Grandpa den Fahrer bezahlte, stieg ich aus und atmete gierig die frische Luft ein. Es roch nach Regen und eine Windböe wirbelte mein Haar auf.
»Komm. Lass uns reingehen«, sagte Grandpa, der an mich herangetreten war und mir seine warme Hand auf den Rücken legte.
Im Haus verkündete er, etwas zum Mittagessen zu kochen, und ich verzog mich so lange mit einer Kuscheldecke auf das Sofa.
Auch hier waren, so wie im gesamten Haus, zahlreiche Zimmerpflanzen vertreten. Sie zierten die Kommoden, Tische und Fensterbänke, hingen von der Decke oder standen in den Ecken. Wenn mein Großvater noch mehr von seiner Arbeit mit nach Hause brachte, würde es bald einem Dschungel gleichen. Dieser befand sich bereits in unserem Garten, wo die verschiedensten Pflanzen ausreichend Platz zum Wachsen und Blühen hatten. Nur in der Mitte fand sich eine rund angelegte Rasenfläche. Ich fischte mein Smartphone aus der Hosentasche und zog überrascht die Brauen hoch.
Siebzehn Nachrichten von Theresa ploppten auf.
Zusammengefasst gab sie sich mit meiner knappen Mitteilung am Morgen nicht zufrieden. Stattdessen wollte sie unbedingt mehr darüber erfahren, wie ich es geschafft hatte, mir etwas zu brechen und wie langweilig es ohne mich in der Schule sei.
Ich schrieb ihr, dass der Finger nur verstaucht war und Grandpa mich den Rest der Woche krankgemeldet hatte. Es dauerte nicht lange, bis sie mir ihre Entrüstung darüber kundtat.
Die ganze Woche????!!!!!, lautete ihre neue Nachricht.
Ich versuchte seufzend, über die Masse an Satzzeichen hinwegzusehen, und tippte rasch eine Bestätigung.
Darüber sprechen wir noch mal, wenn ich vor Langeweile gestorben bin, antwortete Theresa.
Sollte das passieren, können wir darüber nicht mehr sprechen. Das weißt du, oder?, schrieb ich mit einem breiten Grinsen zurück.
Ich beobachtete, wie sie tippte, wieder aufhörte, und noch mal anfing zu tippen.
Elende Besserwisserin.
Ich lachte und antwortete, dass es mir den Rest der Woche nicht anders ergehen würde. Der Gedanke an die nächsten Tage sorgte für ein ungutes Gefühl. Ich würde zu viel Zeit haben, um über das Erlebte nachzudenken. Es fiel mir zwar nicht immer leicht, dem Unterricht zu folgen, aber dort hätte ich wenigstens eine Ablenkung. Meine Leistungen reichten gerade so, um zusammen mit Theresa die A-Levels machen zu können.
Da nur mein Finger verletzt war und nicht mein Kopf – zumindest hoffte ich das –, beschloss ich, in den kommenden Tagen die freie Zeit intensiv mit Lernen zu verbringen. Theresa antwortete nicht mehr und ich legte das Smartphone zur Seite.
Wie erwartet begann es zu regnen. Ich entspannte mich, ließ mich tiefer in das weiche Sofa sinken und konzentrierte mich auf das stete Trommeln der Regentropfen, die gegen die Fensterscheiben prasselten.
~~~
Ich befand mich erneut im Wald, umgeben von dichtem Nebel und einer Atmosphäre, die mir von der ersten Sekunde an eine Gänsehaut bereitete. Doch anders als sonst galt mein Gedanke nicht der Flucht. Nein, ich hatte nur das Kind im Kopf und fragte mich, ob es noch hier draußen war.
Ob ich den Jungen wiedersehen würde? Dieser Moment ließ mich nicht los, hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich wusste, dass ich ihm wieder begegnen musste, da es mir sonst keine Ruhe lassen würde.
Die erste wirkliche Abweichung.
Der erste Lichtblick.
Seitdem keimte Hoffnung in mir. Es musste etwas zu bedeuten haben.
Da ich hier über keinerlei Orientierungssinn verfügte, konnte ich nicht sagen, wo ich ihn gefunden hatte. Es konnte genau hier sein, hinter dem nächsten Baum oder auch kilometerweit entfernt. Ich wusste nicht einmal, ob diese Träume immer denselben Ausgangspunkt hatten, oder ich stets an einer anderen Stelle landete. Das blaue Schimmern konnte ich nicht mehr wahrnehmen.
Langsam schritt ich vorwärts, tastete mich vorsichtig an den Bäumen entlang. Die linke Hand hielt ich nah am Körper, damit ich nirgends mit der Schiene hängenblieb.
Ich nahm mir fest vor, nicht zu rennen. Meine Augen hatte ich weit aufgerissen, sie zuckten durch die Düsternis. Mir durfte nichts entgehen. Soweit ich es beurteilen konnte, wirkte der Waldboden unberührt. Zweifel schlichen sich heran und nisteten sich wie Insekten ein. Die Wahrscheinlichkeit, das Kind zu finden, erschien mir mit einem Mal verschwindend gering.
Ich wollte aufgeben, doch ich konnte nicht. Eine unsichtbare Kraft trieb mich voran, zwang mich regelrecht dazu, weiterzugehen. Zentimeter für Zentimeter ließ mich mein rasendes Herz spüren, und je weiter ich ging, desto schmerzhafter wurde das Ziehen in meiner Brust. Bis es urplötzlich verebbte und ich erstarrte.
Ich rang nach Atem und die kalte Luft brannte sich in meine Lunge. Angespannt starrte ich in die Dunkelheit. Hinter mir erklang das Knacken eines Astes und ich wirbelte herum.
In unmittelbarer Nähe machte ich eine Gestalt aus, halb verborgen hinter einem dicken Stamm.
»Hallo?«, rief ich und die Silhouette zuckte zusammen. Es musste der Junge sein, da war ich mir sicher. Ich trat näher heran und er wich vor mir zurück. »Bitte, bleib. Hab keine Angst.«
Ich streckte ihm meine Hand entgegen, aber er wandte sich von mir ab und rannte los. Verdammt!
Schnell hechtete ich hinterher und griff nach ihm, doch meine Fingerspitzen berührten nur noch den Stoff seiner Kleidung. Dann war er in der Dunkelheit verschwunden.
Ich überlegte, ihm nachzulaufen, wusste aber, wie sinnlos das gewesen wäre. Mit meinem Glück würde ich mir nur den Fuß brechen.
Und wie sollte ich das meinem Großvater erklären?
Kapitel 2
Von Magie und
schlechten Omen
Während ein Junge in einem verwunschenen Wald nach einem Jahre andauernden Schlaf das Leben zu verstehen versuchte, schlichen sich Naya und Malik durch das hohe Gras einer Steppe im Süden Tús Nuas. Schatten hingen wie schwarzer Nebel in der Dunkelheit. Die Halme, die einst saftig und grün gewesen waren, waren heute grau und vertrocknet. Ein Spiegelbild dessen, was dem gesamten Land widerfahren war.
Die beiden Nuans waren ganz ruhig, konzentrierten sich auf das, was vor ihnen lag, und blendeten alles andere aus.
Für das heutige Training hatten sie sich etwas weiter als gewöhnlich von ihrem Heimatdorf Thalan entfernt und waren auf eine kleine Gruppe Scáth gestoßen, die sich inzwischen nur noch wenige Meter vor ihnen aufhielt.
Viel zu lange war ihr letzter Kampf her gewesen. Doch während Nayas Körper vor Aufregung zu kribbeln begann, nagten an Malik Zweifel.
Entfernt euch nicht zu weit vom Dorf.
Geht Konfrontationen mit Scáth aus dem Weg.
Haltet euch an den Trainingsplan.
Die Stimme ihres Kommandanten Alec hallte durch seinen Kopf. Er holte tief Luft und sperrte sie aus. Es war zu spät, um sich an Abmachungen zu halten. Malik konnte nicht leugnen, dass er sich gleichermaßen auf den Kampf freute wie Naya. Sie beide hatten schon als Kinder zu den Besten gezählt und die Tatsache, dass sie noch am Leben waren, bewies das. Zu viele waren in den vergangenen zehn Jahren gestorben, verschlungen von der Finsternis. Nichtsahnend ergötzten sich die Schattenkrieger an der Dunkelheit, aus der sie ihre Kraft gewannen und die ihnen Sicherheit verlieh. Sie war ihr Verbündeter, bot Schutz und Macht zugleich.
Die Kreaturen waren laut. Ihre Frotzeleien waren für Naya und Malik schon von Weitem zu hören gewesen, ohne dass sie ihre dünnen, hochgewachsenen Körper, die hoch aus dem Gras ragten, ausmachen konnten.
Wenn sich die Scáth nicht gerade gegenseitig verprügelten oder gar töteten, sprachen sie über ihre gräuelvollen Taten, die sie selbst als nobel erachteten.
Die beiden Nuans blendeten ihre Wut aus, als sie sich ihnen näherten. Denn Wut barg Fehler.
Nayas Finger kribbelten ungeduldig und sehnten sich nach dem bronzenen Griff ihres Breitschwertes, das wie eine Rüstung auf ihrem Rücken lag.
Sie fasste über ihre Schulter nach hinten und umklammerte dessen Heft. Zeitgleich schloss sie die Augen und fokussierte sich auf das Netz von Magiefasern, die sie umgaben und alles miteinander verbanden. Sie wurden immer weniger und dünner, zerstört von der Finsternis. Doch noch konnten sich die Nuans einzelne Fasern zunutze machen.
Zaghaft vernetzten sie sich mit ihnen, fragten um Erlaubnis, etwas von ihrer Stärke nutzen zu dürfen.
Kurz darauf wurden sie von zusätzlicher Magie durchflutet. Nachdem sich beide im Stillen dafür bedankt hatten, nutzte Malik diese, um sich in der Dunkelheit besser zurechtzufinden und den Boden vor sich abzutasten. Naya lenkte die errungene Kraft in ihre rechte Hand, um die Muskelkraft zu steigern.
Lautlos zogen sie ihre Waffen, die sich nun leichter heben ließen.
Nur noch ein paar Schritte trennten sie von den Scáth.
Malik berührte Naya am Arm und drückte ihn zweimal.
Einmal drücken – Rückzug.
Zweimal – ich bin bereit.
Ein geheimes Zeichen, das ihnen nicht selten den Arsch gerettet hatte.
Malik lenkte die Magie in seine Handflächen. Ein kleiner Schubs mittels seiner Gedanken reichte aus, um die Essenz als strahlendes Licht hervortreten zu lassen – etwas, das man in Tús Nua bereits als Kind erlernen konnte.
Ein Wimpernschlag verging, dann schleuderte er die Lichtkugel den Scáth entgegen.
Mit einem breiten Grinsen sah Naya zu, wie die Schattenkrieger orientierungslos umherblickten. Diese Magie konnte den Kreaturen zwar nichts anhaben, dennoch war das Überraschungsmoment auf ihrer Seite.
Das war ihre Chance.
Naya ignorierte die grässlichen Fratzen der grauhäutigen Wesen, die sie hinter Knochenmasken zu verbergen versuchten, und die sie sowohl aus tierischen als auch menschlichen Schädelknochen geschaffen hatten. Abgesehen von ihren Masken waren die geschlechtslosen Kreaturen nackt.
Sie achtete nicht auf ihre tiefschwarz verfärbten Unterarme und Hände, die in scharfen Krallen endeten und ohne große Anstrengung ihre Kehle zerfetzen könnten. Ihre Mäuler waren trotz des nahenden Todes zu einem breiten Grinsen verzogen und offenbarten spitze schwarze Zähne, für die jede Zahnpflege zu spät käme.
Die Scáth selbst waren bereits tödliche Waffen, dennoch trugen sie Speere und Schwerter, um dem menschlichen Abbild ähnlicher zu sein.
Ihre Schreie und das Kreischen nahmen die Nuans voller Freude wahr. Die überraschten Töne, die sich in ohrenzerreißende Schmerzenslaute wandelten, als die Scáth von ihrer Klinge getroffen wurden, waren Balsam für ihre geschundenen Seelen. In jeden Schlag legten sie sämtliche Trauer der Vergangenheit und erinnerten sich an jene, die sie verloren hatten.
Jeder Hieb rächte die Gefallenen.
Geschickt wich Naya dem gezackten Kurzschwert eines Gegners aus. Die aus Knochen geschliffene Waffe war von wabernden Schatten umhüllt und wirkte auf unerfahrene Nuans harmlos. Doch darunter lauerte eine scharfe Klinge, die grässliche Wunden verursachen konnte.
Niemand wusste das besser als Malik.
Ihre Gegner waren leicht zu überwältigen, und während er bereits zwei der seinen mit einem gezielten Stoß seines Schwertes hatte töten können, ließ sich Naya Zeit, um ihren Kampf zu genießen.
Sie stieß ihr Breitschwert in den Boden, schwang sich hoch und verpasste dem Scáth mit ihren schweren Stiefeln einen Tritt mitten in seine entstellte Visage. Ein lautes Knacken ertönte und sie sah zu, wie die Knochenmaske zerbröselte und in Einzelteilen auf die Erde rieselte. Darunter kam das wulstige, von schwarzen Narben durchzogene Gesicht der Kreatur zum Vorschein.
»Du ...«, stieß der Scáth fauchend hervor. »Dafür wirst du bezahlen.«
Nayas Grinsen wurde breiter. »Ich denke nicht.«
Sie zog ihr Schwert, das fast so lang wie sie groß war, und schwang es ohne jede Anstrengung in seine Richtung. Jahrelanges Training und die zusätzliche Magie perfektionierten ihre Kampftechnik.
Die Augen des Scáth, in denen die Schatten aufgeregt umherzuckten, versuchten, ihre Klinge zu fokussieren. Mit jedem neuen Schwung trat sie näher an die Schattenkreatur heran. Sie war nicht zu bremsen. Ein gehässiges Kichern drang über ihre Lippen, als sich die Kreatur weiter zurückzog und das Kurzschwert schützend vor ihren fast menschlichen Körper hielt.
»Feigling«, knurrte Naya, sprang nach vorn und schnitt ihr den Kopf ab.
Schwarzes, stinkendes Blut spritzte ihr entgegen. Der Schädel verschwand im hohen Gras, während der Körper einen Moment stehen blieb, so als könnte er noch nicht begreifen, dass er die Kontrolle verloren hatte. Mit einem Tritt beschleunigte sie seinen Fall und stieg anschließend über ihn hinweg.
Malik, der seinen Kampf längst beendet hatte, sah sie kopfschüttelnd an. »Dass du immer gleich so brutal sein musst, Naya.«
Sie erwiderte sein Grinsen. »Hat es dir gefallen?«
»Was denkst du denn?«, sagte er und biss sich auf die breite Unterlippe.
Naya zuzusehen, wie sie diesen Bestien den Rest gab, war für ihn einer der schönsten Momente, die es noch in diesem Land zu sehen gab. Ihr langes, dunkelrotes Haar hatte sich aus ihrem Zopf gelöst, den sie am Nachmittag mühevoll in Form gebracht hatte. Das schwarze, dickflüssige Blut der Scáth hatte nun einzelne Strähnen miteinander verklebt. Ihre grünen Augen blitzten vor Erregung auf und sahen ihn erwartungsvoll an.
Er kam ihr entgegen. Das nachtschwarze Blut der Scáth, das nun auch seinen Körper zierte, schimmerte klebrig auf seiner braunen, umbrafarbenen Haut. Im Schein der schwebenden Lichtkugel leuchtete die Iris seines rechten Auges weiß. Die alte Verletzung, die ihm einst das Augenlicht genommen hatte und sich über die ganze Gesichtshälfte erstreckte, entstellte ihn nicht.
Im Gegenteil. Sie war ein Teil seiner selbst, eine Erinnerung an das, was hinter ihnen lag. Naya sah diesen Makel nicht, stattdessen verlor sie sich in der Schwärze seines intakten linken Auges.
Malik blieb vor ihr stehen, betrachtete sie eingehend. Er hob seine Hand und strich ihr sanft eine verklebte Strähne aus dem Gesicht.
»Lass uns von hier verschwinden«, sagte er mit rauer Stimme. Dann zog er sie fort von dem Schlachtfeld, das sie hinterlassen hatten.
Schweigend fanden sie den kleinen Bachlauf, der zu einem See südlich von ihrer Heimat Thalan führte.
Nayas Herzschlag beschleunigte sich und ihr Atem ging schwerer. Sie nahm ihr Schwert ab und ließ es ins Gras fallen. Malik tat es ihr gleich, und während sich ihre Lippen fanden, lösten sie hastig die Verschlüsse ihrer Rüstungen.
Das Verlangen zu vergessen war größer. Größer als die Erinnerungen an das, was sie getan hatten.
Alles, was zählte, waren nur sie.
Für diesen Moment.
~~~
»Halte dich gefälligst an die Regeln, Alec!«, schimpfte Naya genervt und warf ihr Blatt auf den demolierten, alten Holztisch.
Der Zustand der Spielkarten des in die Jahre gekommenen, zerfledderten Kartenspiels ließ zu wünschen übrig. Die vergilbten Karten, deren Symbole und Zahlen verblasst und kaum noch lesbar waren, erzählten ihre eigenen Geschichten. Sie waren so alt wie die Schenke selbst, in der sie sich zu viert je einen Humpen Bíeras gönnten und die ein sehr viel größeres Geheimnis barg, als die dicken Staubschichten auf den leer stehenden Tischen erahnen ließen.
Eine warmweiße Lichtkugel erhellte den ehemaligen Schankraum, der bis auf die kleine Gruppe leer war. Die Stühle der anderen Tische waren hochgestellt, die Fensterläden geschlossen und zusätzlich mit weiteren Brettern vernagelt worden. Der einstige Wirt war schon vor Jahren bei einem Angriff der Scáth ums Leben gekommen.
Nach dem Kampf und einem ausgiebigen Bad im nahegelegenen Fluss hatte Malik vorgeschlagen, eine Runde Krusch mit Aramis und Alec zu spielen. Nayas langes, rötliches Haar war noch feucht und sie hatte es zu einem lockeren, seitlichen Zopf geflochten. Maliks kurze Haarstoppeln waren längst getrocknet, dennoch rieb er sich immer wieder über die Kopfhaut, die nach jedem Bad für ein paar Stunden unangenehm juckte.
»Naya, du bist wahrlich eine miserable Verliererin«, erwiderte Alec feixend. Grinsend schnappte er sich seine Kupferstücke, die heutzutage kaum noch etwas wert waren, und strich sich das mittellange, hellbraune Haar zurück, das ihm ins Gesicht gefallen war.
Schnaubend verschränkte Naya die Arme vor der Brust und rutschte auf der harten Holzbank ein Stück weiter nach unten. »Mit euch spiele ich nicht mehr.«
»Ach komm schon. Du hast heute Abend alle Runden gewonnen«, mischte sich nun Aramis ein. Nach dem dritten Krug Bíera war die blasse Haut seiner Wangen rötlich gefärbt. Er achtete streng darauf, es bei den dreien zu belassen. Zwar sorgte der Alkohol dafür, dass sich seine Gedanken nicht mehr ununterbrochen um alles drehten, was er verloren hatte, doch dieser Zustand hielt nur wenige Stunden an. Am nächsten Tag kamen die Schuldgefühle und der Hass umso stärker zurück. »Gönn dem armen Alec diesen einen Triumph.«
»Ist das ein Befehl, mein König?«, fragte Naya scherzweise. Aramis war zwar ihr König, doch in den letzten Jahren, seit sich ihr aller Leben von einem auf den anderen Tag verändert hatte, waren er, seine Frau Milena und Alec zu Freunden, ja sogar Familie, geworden.
»Aramis hat recht.« Malik grinste sie an. »Wir wissen genau, wer die meisten Siege bei Krusch verzeichnen kann.«
»Hör auf, dich bei mir einzuschleimen«, erwiderte Naya und knuffte ihren Partner gegen seinen muskulösen Oberarm. »Ich bin durch für heute, gehen wir?«
Malik nickte. »Gern. Eine weitere Niederlage ertrage ich nicht.«
Ihr entging nicht, wie er sich ein Grinsen verkniff. Malik war es egal, ob er beim Kartenspielen gewann oder verlor – für ihn zählten nur die wenigen unbeschwerten Stunden, die sie gemeinsam und fernab des Krieges miteinander verbringen konnten. Ohne auf seine Anspielung einzugehen, scheuchte Naya ihn von der Bank. Sie folgte ihm und streckte sich gähnend. Bevor sie ins Bett gehen konnten, würden sie einen Kontrollgang durchs Dorf machen, so wie jede Nacht.
»Wir sehen uns morgen früh«, sagte sie zu den beiden älteren Männern am Tisch und klopfte zum Abschied auf das Holz. Dann schnappte sie sich ihr Schwert, das in seiner Scheide am Nebentisch lehnte, und schnallte es sich auf den Rücken.
Sie schafften es nicht bis zur Tür, die soeben von einem Mann mit tiefbrauner Haut aufgestoßen wurde.
Naya und Malik legten bereits die Hände an ihre Waffen, doch als sie erkannten, wer da vor ihnen stand, hielten sie in der Bewegung inne. Aramis sprang sofort auf und kam mit beschleunigtem Herzschlag näher. Alec behielt die Beherrschung und lediglich eine in die Höhe gezogene Braue deutete auf seine Überraschung hin.
Es war Sinan, der in den Raum gestolpert war. Sinan, der Weber, den sie schon seit neun Jahren nicht mehr gesehen hatten.
»Du? Wieso bist du hier? «, fragte Aramis alarmiert und ging auf den Weber zu. »Was ist passiert? Ist etwas mit Roan?«
Roan.
Nayas Ohren klingelten, Malik und Alec runzelten besorgt die Stirn.
Es musste etwas geschehen sein.
»Es gibt ein Problem«, bestätigte der Mann atemlos. »Jemand hat meinen Zauber durchbrochen.«
~~~
Auch wenn jeder von ihnen um den Ernst der Lage wusste, brauchte vor allem Naya ein paar Minuten, um in Gänze zu begreifen, was los war. Erinnerungen schwirrten in ihrem Kopf herum.
Wie viel Zeit war seither vergangen? Zehn Jahre?
Naya stieß die Luft aus. Sie wusste genau, wie lange es her war. Als ob sie das je vergessen könnte.
Bilder ihrer Niederlage und der anschließenden Flucht aus der Hauptstadt tauchten vor ihr auf, während Alec allen etwas Frisches zu trinken hinstellte. Sie bekam es gar nicht mit.
Sie und Malik waren damals erst achtzehn gewesen und hatten sich im dritten Jahr ihrer Ausbildung in der Armee der Königin befunden.
Nayas Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie sich an den Tag von Cyrians Machtübernahme zurückerinnerte. Ihre Finger krallten sich in ihrem Schoß ineinander und erst Maliks wärmende Hand, die er auf ihre legte, konnte sie ins Hier und Jetzt zurückholen.
»Erzähl uns, was geschehen ist«, bat Alec und setzte sich zwischen Sinan und Aramis. Der Kommandant und Aramis’ bester Freund blieb in allen erdenklichen Situationen ruhig.
Malik konnte Nayas Unruhe deutlich spüren und ließ sie nicht aus den Augen, während sie Sinan aufmerksam betrachtete.
Der Weber war ein paar Jahre älter als Aramis, dessen braunes Haar mittlerweile einige graue Strähnen aufwies. Sinans kurze Locken und sein Bart hingegen waren schon vollständig ergraut. Die Angst, die den Mann erfüllte, zeichnete sich deutlich in seinem Gesicht ab. Es war von Falten durchzogen, die sich nun auf seiner Stirn weiter vertieften. Er verzweifelte beinahe daran, seinem Auftrag nicht gerecht geworden zu sein. Er war gescheitert. Seine Magie hatte versagt.
»Wo ist Milena?«, fragte Sinan an Aramis gewandt, anstatt auf Alecs Forderung einzugehen. »Die Königin sollte hiervon erfahren.«
Die Stimmung wurde augenblicklich noch bedrückter, auch wenn niemand daran geglaubt hatte, dass dies möglich war. Naya und Malik tauschten einen Blick, während Aramis schwermütig den Kopf sinken ließ.
»Sie ist derzeit in keiner guten Verfassung«, sagte Alec knapp und fasste damit Milenas Zustand der letzten Jahre zusammen. »Und jetzt sprich.«
Aramis saß zusammengesunken auf der Holzbank und starrte mit offenem Mund auf die Tischplatte. Seine Brust hob und senkte sich schnell. Als er aufsah, war die blanke Angst in seinen blauen Augen für alle sofort ersichtlich.
»Du sagtest, jemand hat deinen Zauber durchbrochen«, flüsterte Aramis. »Was bedeutet das? Wo ist mein Sohn?«
Sinan seufzte und fuhr sich über das Gesicht. Seine Hand zitterte. »Ich weiß es nicht.«
»Was heißt das?«, fragte Naya ungeduldig und lehnte sich nach vorn.
»Wie einst vereinbart habe ich einen mächtigen Zauber gewebt, der Roan nicht nur vor unseren Feinden verbergen sollte. Niemand, nicht einmal ich, hätte in der Lage sein sollen, ihn zu finden. Nicht bevor er alt genug wäre, sich seinem Schicksal zu stellen. Aber jemand hat es geschafft.« Er schüttelte den Kopf, denn er konnte es selbst nicht fassen.
Naya schnaubte. Schicksal. An so etwas wie Schicksal glaubte sie nicht. Nur an Krieg, der Gewinner und Verlierer auf beiden Seiten forderte, völlig egal, wie dessen Ende aussah. »Und jetzt? Wenn der Zauber gelöst ist, müsstest du doch wissen, wo er sich aufhält?«
Sinan schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich spüre nur, dass er erwacht ist. Ich habe meine Aufgabe zu jener Zeit sehr ernst genommen. Hätten die Scáth mich gefangen und zu Cyrian gebracht ... Ich hätte es mir nie verziehen, wenn er die Information über Roans Aufenthaltsort aus mir herausbekommen hätte.«
»Wir müssen ihn finden«, sagte Malik und Naya nickte zustimmend.
Roan war der Einzige, der Milena nicht aufgeben ließ. Er allein ließ sie noch am Leben festhalten, schenkte ihr Zuversicht. Ihnen allen.
Seit so vielen Jahren lebten sie im Verborgenen, schmiedeten Pläne, die in ihren Augen jedoch ohne Roan nicht umsetzbar waren. Auf ihm lag sämtliche Hoffnung. Er war Milenas Erbe und eines Tages in der Lage, sich gegen Cyrian zu stellen.
»Es gibt womöglich eine Spur«, sagte Sinan kleinlaut. »Ich könnte die Person finden, die meinen Zauber durchbrechen konnte.«
»Glaubst du, sie führt uns zu Roan?«, fragte Aramis hoffnungsvoll.
Der Weber nickte. »Ich hoffe es.«
Kapitel 3
Thion
Seine Fingernägel krallten sich so fest in die Tischplatte, dass sie Kerben darin hinterließen. Die winzig kleinen Holzsplitter, die sich in Thions Haut bohrten, bemerkte er kaum.
Sein Blick lag auf dem Mann vor ihm. Ein Bein des Hockers, auf dem dieser saß, war gesplittert, sodass er Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten.
Nicht leicht, wenn man den Scáth hinter seinem Rücken betrachtete, dessen teuflisches Grinsen deutlich machte, dass er ihn fallen sehen wollte.
Die schwarzen Klauen des Scáth, die sein Hemd längst in Fetzen gerissen hatten, bohrten sich nun in seine weiße Haut und hinterließen dunkelrote Striemen. Sie drückten den Mann nach unten, sodass der Hocker bedrohlich kippte.
»Ihr macht mir keine Angst«, sagte er entschlossen und seine Augen wurden schmal.
Da war weder Unsicherheit noch Furcht zu erkennen. Genau das würde diesem Mann zum Verhängnis werden.
Thion legte den Kopf schräg, hob sein Kinn leicht an. Eine Weile erwiderte er stumm seinen Blick, suchte nach etwas, das seinen Worten widersprach.
»Papa!«
Thion musste nicht erst zur Tür sehen, um zu wissen, dass er gewonnen hatte. Seine Mundwinkel hoben sich und er richtete sich auf, zwinkerte dem Mann, der nun endlich eine Regung zeigte, zu und wandte sich der süßen, glockenhellen Stimme zu, die jetzt voller Verzweiflung zu wimmern begann. Ein junges Mädchen war in die kleine, heruntergekommene Hütte getreten. Die Scáth, die an der Tür Wache hielten, hatten das Kind sofort ergriffen. Ihre Krallen hatten sich in ihren hellbraunen Locken verfangen.
»Siara!«
Ja, jetzt hatte er Angst.
Gemächlich ging Thion auf das Mädchen zu. Sie musste vier, vielleicht fünf Jahre alt sein und starrte mit schreckgeweiteten, grasgrünen Augen zu ihrem Vater. Tränen schimmerten auf ihren geröteten Wangen und tropften ihr vom Kinn auf das hellbraune Nachtkleid.
»Lasst sie los«, befahl Thion den Scáth, die ihm wieder einmal nur widerwillig gehorchten. Anstatt sofort zu ihrem Vater zu rennen, war das Kind wie erstarrt.
»Siara«, sagte Thion sanft. Er ging vor ihr auf die Knie und streckte seine Hand aus. »Ein schöner Name. Du kannst mich Thion nennen.«
Schniefend starrte sie auf seine dargereichte Hand, behielt ihre kleinen Finger jedoch verkrampft bei sich und antwortete nicht. Lächelnd rief er die Schatten, formte aus ihnen einen Vogel, kaum größer als seine Handfläche. Staunende Kinderaugen konnten sich nicht vom Anblick des Tieres lösen, das Thion nun über seiner Hand tänzeln ließ.
»Hast du noch Geschwister, Siara?«
Sie schüttelte schnell den Kopf, sodass ihre Locken umhergewirbelt wurden und einzelne Strähnen auf ihren nassen Wangen kleben blieben. »Bbitte lass Vater gehen.«
»Das werde ich. Sobald er mir sagt, was ich wissen will.«
»Ich sagte dir bereits alles. Es ist die Wahrheit«, erwiderte ihr Vater hinter ihm. »Niemand hier hat seit jenem Tag etwas von Milena gehört. Die Königin ist tot.«
»Natürlich habt ihr sie nicht gesehen. Sie würde sich nicht aus ihrem Versteck wagen. Aber sie ist irgendwo da draußen. Und sie hat Verbündete, die mich früher oder später zu ihr führen werden. Also sag mir, ob es hier solche Verbündete gibt. Krieger, Rebellen, Wanderer – völlig egal.«
»Nein.« Der Mann hatte seine feste Stimme wiedergefunden. »Hier gibt es nur uns. Menschen, die versuchen zu überleben.«
Thion ballte die Hand zur Faust und der Schattenvogel zerstob in der Luft. Er schloss für ein paar Sekunden die Augen und atmete mit aufeinandergepressten Kiefern tief ein. Dann lockerten sich seine Züge und er schenkte dem Kind ein zuckersüßes Grinsen.
»Siara, es hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen. Du solltest jetzt gehen. Dein Vater und ich haben noch etwas zu besprechen.«
Fragend sah das Mädchen zu ihrem Vater, der sich tapfer zu einem Lächeln zwang und nickte. »Geh, meine Kleine. Geh zu deinem Onkel, ich komme sofort nach.« Bei den letzten Worten brach seine Stimme.
»Versprochen?«, fragte Siara verängstigt.
Thion antwortete an seiner statt mit einem stummen Nicken.
»Ich gebe dir mein Wort«, sagte er, nachdem ein paar weitere Sekunden verstrichen waren, in denen das Mädchen schweigend und verunsichert zwischen ihm und ihrem Vater hin und hergesehen hatte.
Endlich verließ sie das Haus.
Thion ging auf den Tisch zu, neben dem der Mann noch immer auf dem Hocker balancierte, und setzte sich auf dessen Kante. »Ich halte mein Wort. Ich habe nicht vor, dich zu töten. Nicht heute.« Dann wandte er sich an die Scáth, die an der Tür standen. »Findet seine Vorräte. Brennt alles nieder.«
»Was? Das ... das könnt ihr nicht machen«, protestierte der Mann und wollte aufspringen. Sofort bohrten sich die Krallen des Scáth tiefer in sein Fleisch und entlockten ihm einen Schrei.
»Nicht so schnell, kleines Menschlein«, fauchte der Scáth und entblößte grinsend seine schwarzen, spitzen Zähne.
»Bitte nicht, es ist alles, was wir besitzen. Meine Familie wird verhungern!«
»Das wird sie nicht. Du bist schlau, das merke ich. Du wirst alles dafür tun, deine Tochter zu beschützen, nicht wahr? Du wirst euch versorgen können und dabei wirst du deine Augen und Ohren für mich offenhalten. Wenn ich zurückkomme, hast du besser etwas zu berichten. Wenn nicht –«, Thions Blick glitt zur Decke und an den Wänden entlang. »Sind verbrannte Vorräte dein geringstes Problem.«
~~~
Bedauern schlich sich in sein Herz, während er mit dem Rücken zum Haus stand und das Schattenfeuer die aufgetürmten Vorräte des Mannes zunichtemachte. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen, doch das hielt die schwarzen Flammen nicht auf.
Es war möglich, dass der Mann die Wahrheit gesprochen hatte. Dennoch musste Thion sichergehen. Es war wichtig, Ergebnisse zu erzielen. Er durfte keinesfalls zurückweichen. Und sich erst recht nicht von seinen Gefühlen leiten lassen.
Die Eiseskälte der Schatten suchte sich ihren Weg durch seinen dicken Mantel und das darunterliegende Kettenhemd. Er erschauderte, spürte deutlich den stechenden Schmerz in seiner Brust, den zu lindern er nicht in der Lage war. Es wäre ein Leichtes, etwas gegen die Kälte zu unternehmen. Aber er tat es nicht, denn wenn er Kälte und Dunkelheit verbreitete, musste er selbst damit leben können.
Der Mann hatte es gewusst. So wie alle es wussten. Wer sich weigerte, ihnen entgegenzukommen und Informationen preiszugeben, würde dafür büßen. Und doch verweigerten sich so viele, was für Thion unbegreiflich war.
Aber war es wirklich so unbegreiflich? Er dachte an sein Handeln, an seine Loyalität seinem Vater gegenüber und fragte sich einmal mehr, ob er sich nur selbst belog.
Alles, was er und die Scáth taten, jedes Dorf, das von Schatten verschluckt wurde, mehrte den Schmerz in seinem Inneren. Er hatte versucht, diese Gefühle von sich zu schieben. Er konnte es nicht. Aber er hatte gelernt, sie vor seinem Vater und den Scáth zu verbergen.
Es war Zeit, von hier zu verschwinden. Hungernd ließ er die Schatten an sich emporwandern. Fordernd nach Nähe und einer Aufgabe wallten sie auf, woben sich um seine Beine, bis zu seinen Fingerspitzen und immer höher. Ihre Beschaffenheit glich dichtem, schwarzen Rauch, und doch waren sie völlig geruchslos – außer er ließ die Schattenflammen sich auf seinen Befehl durch das Fleisch ihrer Feinde oder das Holz ihrer Hütten fressen.
Thions Sicht verschwamm, als ihn der dunkle Schleier gänzlich verschluckte. Sekunden verstrichen, in denen das regennasse Gras unter seinen schweren Stiefeln verschwand. Als er wieder auf festem Boden stand, senkten sich die Schatten auf seinen stummen Befehl und krochen in sämtliche Ritzen, die sie im Thronsaal Thusdrils finden konnten.
Seine dunklen Locken waren noch nass vom Regen und das Wasser tropfte von den Haarspitzen auf den weißen Marmor zu seinen Füßen. Die wenigen Magiekugeln, die den abgedunkelten Raum erleuchten sollten, schwebten hoch oben unter dem Gewölbe. Ihr Licht erreichte den Boden gerade so und der kühle, glatte Stein stellte einen hellen Kontrast zur Dunkelheit dar, die das gesamte Land überschattete.
»Thion.« Obwohl er leise gesprochen hatte, hallte die Stimme seines Vaters durch den leeren Saal. Er saß leicht nach vorn gebeugt auf dem hölzernen Thron an der Stirnseite des Raums und damit auf der einzig verfügbaren Sitzgelegenheit. Er sah Thion nicht an, wenn er zu ihm sprach. Das tat er nie, außer ...
Nein, er wollte jetzt nicht daran denken.
Das lange, schwarze Haar seines Vaters fiel ihm vorn in den Schoß und er betrachtete gelangweilt seine Fingernägel, während er mit denen der anderen Hand stetig auf das Holz der Lehne klopfte.
»Gibt es Neuigkeiten?«, fragte Thion. Er hielt den Kopf gesenkt, seine Augen waren unentwegt auf seinen Vater gerichtet.
»Ja. Endlich, nach all der Zeit ...« Er verstummte, verlor sich in seinen Gedanken, doch Thion wagte nicht, nachzufragen. Sein Vater würde fortfahren, wenn er so weit war, nicht wenn er ihn darum bat.
Thion presste die Kiefer aufeinander. Sie standen sich nicht besonders nah, dennoch sehnte er sich nach der Anerkennung, die er sich in den vergangenen Jahren mehr als verdient hatte.
Während sein Vater es sich auf seinem Thron gemütlich machte, erledigte er die Drecksarbeit für ihn. So war es schon immer gewesen. Er musste endlich akzeptieren, dass sich das nie ändern würde.
Sein Vater stand ruckartig auf und umrundete den Stuhl. Mit dem Rücken zu Thion gedreht blieb er stehen.
»Vor einigen Jahren haben meine Späher einen Weber ausfindig gemacht.«
Thion runzelte die Stirn. »Einen Weber?«
»Nicht irgendein Weber. Es handelt sich um denselben Magier, der Milena einst unterstützte. Jahrelang hatte er sich unauffällig verhalten und sich von anderen ferngehalten, doch ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis er uns nützlich wird.«
»Wo ist er jetzt?«
»Er konnte meinen Scáth entwischen. Du musst ihn für mich ausfindig machen.«
»Glaubst du, er führt uns zu Milena?«
Sein Vater grinste. »Das will ich doch sehr hoffen.«
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Rochthal war ein kleines Dorf im Süden und lag hinter ein paar Hügeln versteckt. Einige der Hütten waren in den vergangenen Jahren von Scáth zerstört worden. Manche davon hatten die Bewohner wieder aufgebaut, auf andere ließ einzig die tote, rußfarbene Erde schließen, über denen teilweise noch immer Schatten wie schwarzer Rauch hing.
Thion kniete auf einer Anhöhe, von wo aus er den Ort eine Zeit lang still betrachtete. Ein paar Scáth streunten auf den Straßen herum und sorgten dafür, dass die wenigen, die hier noch lebten, in ihren Häusern blieben.
Niemand wollte die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und den Schattenkriegern einen Grund liefern, ihre Existenzen auszulöschen.
Hier hatte also der Weber gelebt, der Milena unterstützte und den sein Vater all die Jahre beobachten hatte lassen. Thion hatte nichts davon gewusst. Genauso wenig, wie er den Grund kannte, wieso er ihn im Auge behalten ließ.
Mit müden Knochen richtete er sich auf und schritt den Hügel hinab. Er zwang sich, die Erschöpfung, die ihm ein Gähnen entlockte, zu unterdrücken. Viel zu lang war er schon auf den Beinen und sehnte sich nach ein paar Stunden Schlaf. Doch es war wichtig, der Spur des Webers sofort nachzugehen.
Er ging direkt auf den Scáth zu, der diese Einheit anführte und den man an seinem Speer erkannte. Die Anführer wurden mit langen, stabilen Knochenspeeren ausgerüstet, während die Untergeordneten gezackte Kurzschwerter oder Pfeil und Bogen bei sich trugen.
Sie brauchten diese Waffen nicht, da die spitzen Zähne ihrer Mäuler und die Krallen an Händen und Füßen bereits eigene Kriegswerkzeuge waren. Aber diese Wesen eiferten den Menschen nach, kopierten ihre Bewegungen und lernten ihre Sprache. Dafür, dass sie seelenlose, aus Schatten geborene Kreaturen waren, entwickelten sie sich schnell weiter. Selten stahlen sie sogar menschliche Kleidung, die jedoch an ihrem langen Körperbau albern wirkte.
Als der Schattenkrieger ihn bemerkte, grinste er abfällig. »Willkommen, kleines Prinzlein«, säuselte er. »Wir haben dich schon erwartet.«
Thion zeigte keine Regung. Etwas, das diese Kreaturen noch nicht kannten, war Respekt. »Erzähl mir genau, was passiert ist und wo ihr den Weber verloren habt.«
»Ja ja, natürlich. Da hat er gewohnt.« Der Scáth hob die klauenhafte Hand und zeigte mit seiner schwarzen Kralle auf eine unscheinbare, baufällige Hütte.
Das Holz war morsch, einige Bretter und die Fensterläden hingen schief. Auch wenn der Mann längst fort war und er niemanden sonst dort antreffen würde, ging Thion darauf zu und stieß die Tür auf, die nur noch halb in den Angeln befestigt war.
Der Raum dahinter war spärlich eingerichtet, es gab keine persönlichen Gegenstände. Die Feuerstelle war erkaltet und der Weber hatte keinerlei Vorräte zurückgelassen.
Der Mann hatte nicht vor, hierher zurückzukommen.
»Wo ist er hin?«, fragte Thion, ohne zu dem Scáth zu blicken, der hinter ihm in der Tür stand.
»Nach Osten. Drei von uns sind ihm gefolgt. Er hat zwei getötet, der andere kam ohne Arm zurück.«
»Bring mich zu ihm«, verlangte er und folgte dem Schattenkrieger.
Sie gingen hinter die Hütte in einen kleinen Gemüsegarten, wo vieles bereits abgeerntet oder verdorrt war. Thion erkannte schrumpeliges Gemüse, das mittlerweile eher grau als grün war.
Der Scáth lehnte sich gegen die Bretter des Zauns und hatte seine langen, dürren Beine angezogen. Schwarzes, dickes Blut tropfte aus dem Stumpf seines rechten Oberarmes. Der Arm würde nachwachsen, ein Vorteil der Schattengeborenen, aber es würde seine Zeit dauern.
Thion sah auf ihn herab. »Sag mir, wo du den Weber zuletzt gesehen hast.«
»Ein Bauernhof, westlich von hier«, antwortete er krächzend. »Ungefähr eine Tagesreise zu Fuß.«
»Gut. Kehre zur Schattenquelle zurück, bis deine Wunden geheilt sind.«
Der Scáth nickte und rappelte sich auf, während Thion sich bereits entfernte. Es würde also noch dauern, bis er endlich etwas Schlaf finden würde. Zwar konnte er mithilfe der Schatten die Strecke in wenigen Minuten zurücklegen, doch er würde erst ruhen können, sobald er den Weber gefunden hatte
Kapitel 4
Ana
Dunkelheit umgab mich. Schwarze, lodernde Flammen züngelten gierig nach etwas, das sie zerstören konnten. Der Rauch und das nachtschwarze Flammenmeer hüllten die hölzernen Hütten fast vollständig ein.
Wie jedes normale Feuer war dieses unberechenbar. Es folgte seinen eigenen Regeln. Diente niemandem, außer sich selbst.
Aber diese schwarzen Flammen ... sie waren anders, erzeugten keinerlei Wärme.
Dennoch hinterließen sie in kürzester Zeit nur noch einen Haufen voller Schutt und Asche. Als würde die Schwärze alles auffressen, was ihr in die Quere kam und die Reste anschließend wieder ausspucken.
Ich ließ den Blick über den verrauchten Platz schweifen, um mich in diesem Chaos aus Geschrei und Tod zurechtzufinden. Der Qualm trieb mir Tränen in die Augen und es fiel mir schwer, etwas zu erkennen.
Menschen eilten panisch umher und beachteten mich nicht. Sie trugen schlichte, rußverschmierte Kleidung aus Stoff und versuchten verzweifelt, sich gegen das Feuer zu wehren.
Aber es war kein normaler Brand, sondern etwas anderes. Viel bedrohlicher und nicht mit Wasser zu bekämpfen.
Und niemand kam, um diesen Menschen zu helfen.
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Mit dem Rücken gegen die Schranktür gelehnt saß ich in meinem Zimmer. Vielleicht war es ein sonniger Tag. Ich wusste es nicht, denn ich hatte die Vorhänge vor fast einer Woche zugezogen und nicht mehr geöffnet. Über mich selbst lachend legte ich den Kopf auf meine angezogenen Knie. Als könnte die Dunkelheit verhindern, dass ich all diese Bilder sah.
Wie lächerlich.
Die vergangenen Tage hatten mir gezeigt, dass es immer ein Schlimmer gab. Meine Augen brannten und Kopfschmerzen nahmen den Großteil des Tages ein, da mir der Schlaf fehlte. Doch nicht einmal im Wachzustand konnte ich vor den Bildern und den Kreaturen fliehen, die mich seit jener Nacht heimsuchten.
Menschenähnliche Wesen, mit grauer Haut, schwarzverfärbten, unnatürlich langen Krallenhänden und entsetzlichen Masken. Sie beschatteten mich am Tag, verfolgten mich in der Nacht. Ich konnte sie neben mir spüren, merkte, wie meine Matratze unter ihrem Gewicht nachgab. Wie sie mit ihren Krallen über meine Haut fuhren. Ich sah Dörfer, die von schwarzem, eiskaltem Feuer aufgefressen wurden. Gänsehaut überzog meinen Körper. Kälte füllte meine Lunge und raubte mir den Atem.
Ich hatte den Krieg gesehen, ihn gefühlt. So wie den Tod.
All das, seit ich diesem Kind begegnet war.
Ich hatte geglaubt, dieser leuchtende Faden würde mir einen Ausweg zeigen. Doch stattdessen hatte er mich weiter ins Verderben geführt.
Auch diesen Jungen hatte ich wiedergesehen, aber er war weiterhin vor mir fortgelaufen, und ich wünschte, ich könnte ebenso einfach vor allem weglaufen, so weit, bis mir die Albträume nicht mehr folgen würden.
Das Haus hatte ich schon einige Tage nicht verlassen, wandelte wie ein Zombie zwischen meinem Zimmer und dem Bad hin und her und redete mit niemandem. Mir fehlte jedes Zeitgefühl.
Mein Finger war noch geschwollen, aber die Schmerzen nahm ich neben all dem Übel kaum noch wahr. Die Schiene hatte ich bereits abgenommen, da ich sie als störend empfand.
Grandpa versuchte immer wieder, zu mir durchzudringen, doch ich blieb stur und schwieg. Ich wusste, dass er mich nicht allein lassen wollte und weiterhin nicht zur Arbeit ging. Durch die geschlossene Zimmertür konnte ich das Klingeln des Festnetztelefons hören. Kurz darauf erklangen Grandpas Schritte auf der Treppe. Ich spannte mich an und krallte meine Fingernägel, die mittlerweile viel zu lang waren, in meine Schienbeine. So sehr ich es mir auch wünschte, ich konnte nicht verhindern, dass Grandpa an meine Tür klopfte.
Ich reagierte nicht, doch das hielt ihn nicht davon ab, einzutreten.
»Ana, Theresa ist dran.«
Wieder einmal. So wie jeden Tag. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich sie hängen ließ. Sicher könnte sie meine Hilfe mit ihren jüngeren Geschwistern gebrauchen, auf die ich häufig aufpasste, wenn sie in einem ihrer vielen Nebenjobs arbeitete und auf ihre Mum wieder einmal kein Verlass war.
»Ana?« Grandpa riss mich aus meinen Gedanken, doch ich schenkte ihm noch immer keine Reaktion. Ich konnte nicht und selbst mein Gewissen brachte mich nicht dazu, ihn anzusehen und das Telefon, das er mir hinhielt, entgegenzunehmen. Mochte sein, dass ich mich kindisch verhielt, aber mir fehlte die Kraft – womöglich war es vielmehr fehlender Mut.
Grandpa seufzte. »Tut mir leid, Theresa. Vielleicht morgen.«
Er legte auf und ließ sich neben mir zu Boden sinken. »Wenn du schon nicht mit mir sprechen willst, rede wenigstens mit deiner Freundin. Falls das so weitergeht, bringe ich dich wieder ins Krankenhaus. Möchtest du das?«
Keine Antwort. Meine Lippen weigerten sich, auch nur ein einziges Wort herauszulassen. Und dabei schrien meine Gedanken Grandpa