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Tiefgründigkeit und Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und dem Leben - davon erzählen die Poetry-Slam-Texte von Mira Witte. Doch ist sie sich sicher, dass es sich auch mit Tiefe im Blut hoch fliegen lässt und so steckt in jedem einzelnen Text ein Funke Mut, der die Liebe zum Leben immer wieder neu entzündet. Band 3 der Gedichtbandreihe 'Ein Herz'.
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Seitenzahl: 106
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Für meine Eltern.Ihr habt mir das Leben gegeben und ich danke euch, dass ich es immer auf kreativer Weise gestalten durfte.
In einigen Texten geht es um Depressionen und Angstzuständen. Falls dir diese Themen gerade nicht gut bekommen würden, dann lies diesen Gedichtband bitte nicht.
Bedienungsanleitung für das Leben
Licht sein
Mut-Tankstelle
Gedanken über das Glück
Kinderfragen
Nachrichtenoverload
Die Zeit
Das Falsche und das Richtige
Ich nehme das Leben, wie es kommt
Ich und Sie
Die Bleibende
Das Paradoxon Mensch
Wenn ich mir heute nicht genüge
Mein Leben steht auf Pinterest-Zitate
Flüssigkeit und Gefäß
Heute bleibe ich zu Hause – in mir
Das Listenleben
Auf Tiefgang
Hey du Grammatiker:in
Zeitungsfabrik
Liebe Influencerin
Die erste eigene Wohnung
Kind der 90er
Ablenkungsmanöver
Liebe ist alles – Ist Liebe alles?
Was mich hier hält
Alkohol
Mehr als das
Weltenpuzzle
Mama hat ihr Handy lieb
Vielleicht dreißig
Nach der Krise ist vor der Krise
Einzelgängerin
Die Sache mit dem Älterwerden
Vielleicht anders
Ein Brief an mein jüngeres Ich
Selfdate
Ich strecke dem Leben die Zunge raus,
um ihm zu beweisen,
dass ich es satt habe,
mit meinen Gedanken bereits Gedachtes
immer wieder zu umkreisen.
Ich bilde meine humorvollen Qualitäten aus,
um gegen Schwere anzulachen
und Leichtes binde ich fest wie einen Drachen,
denn es fliegt viel zu schnell davon.
Ich fühle mich noch ganz benomm'
von diesem Höhenflug
und je näher ich Richtung Erde komm',
kommen die Bilder in meinen Kopf,
auf denen ich auf den Boden aufschlug.
Nun wende ich mich von Bildern ab
und widme mich den Worten.
Entstehen sie eigentlich an geheimen Orten,
die nur für sie existieren?
Und wohin gehen sie,
wenn wir mal all unsere Worte verlieren?
Ich würde das Alphabet
manchmal gerne neu mischen,
standardisierte Verfahren gekonnt verwischen
und Ordnungen neu ordnen,
um ungeordnet zu sein.
Dann stimmen sie auch endlich mal
mit dem Leben überein.
Immer wenn ich träume,
wache ich viel zu schnell auf.
Dann gibts da ja noch die Zwischenräume
und da verwischt sich der Verlauf
von Traum und Realität.
Doch ist es wohl wahr,
dass das eine ohne das andere nicht geht.
Und auch ich gehe
manchmal irgendwie gar nicht,
fühle mich wie eingerostet
und fehlprogrammiert.
Ich habe von der Liebe gekostet
und nun tut's weh,
wenn man sie verliert.
Und das passiert,
als wenn ich das nicht wüsste!
Doch fällt das mit dem Machen leichter,
wenn ich weiß,
dass ich nicht müsste.
Tu jetzt nicht so,
als wenn du es ist nicht wusstest,
dass du irgendwann für dich alleine
weitermachen musstest.
Weil von wollen viel zu selten die Rede ist,
stelle ich mich vor den Spiegel
und warte bis er spricht:
„Tu, was du willst und sei frei!",
und ich antworte ihm direkt ins Gesicht:
„Hast du dafür auch eine Bedienungsanleitung dabei?"
Ich möchte ein Licht sein,
für all die Kinder,
die sich selbst so sehr hassen.
Für all die sanften Seelen,
die in diese laute Welt nicht passen.
Für all jene,
die an sich selber zweifeln
und die meinen,
ihr Glück kommt,
indem sie an ihrem Aussehen meißeln.
Ich möchte ein Licht sein,
für all die Mädchen,
die ihren Körper nicht lieben.
Für all die gebrochenen Seelen,
dessen Mut man hat vertrieben.
Für all jene,
die bloß noch funktionieren,
um die Welt dort draußen,
doch sich selbst schon längst nicht mehr,
zu imponieren.
Ich möchte ein Licht sein.
Für all die Jungen,
die sich nicht erlauben zu weinen.
Für all die starken Seelen,
die, im Inneren tieftraurig,
stets fröhlich erscheinen.
Für all jene,
die überlegen aufzugeben
und jeden Tag auf der Suche nach dem sind,
das sie noch hält am Leben.
Denn ich war da auch.
Und an manchen Tagen
bin ich es noch immer.
Doch dort zu sein,
bedeutet nicht,
für immer dort zu bleiben.
Jetzt zu wein',
bedeutet nicht,
dein Lachen wird für immer schweigen.
Ich bin dein Licht
und ich verschwinde nicht,
auch wenn du selbst mal tiefste Dunkelheit bist.
Ich bin dein Licht,
solange, bis du dein eigenes
wiedergefunden hast
und eines Tages wieder
ehrlichen Herzens lachst.
Mir geht es nicht gut,
wie sieht es aus bei dir?
Mir fehlt heute der Mut,
schenkst du ihn mir?
Also, ich meine deinen …
Denn immer, wenn ich dich ansehe,
sehe ich, wie Angst und Glück sich reimen.
Wie das, was ich nicht verstehe,
im Licht der Logik beginnt zu scheinen.
Und das, was immer noch befremdlich bleibt,
ist das, was mich heute zu dir treibt.
Denn du hast den Durchblick
und bitte zeige mir doch deinen Trick,
wie man so richtig mutig ist.
Ich würde dich gerne anzapfen,
dann Hals über Kopf aufbrechen,
ohne zu bezahlen
Und ich habe keine Angst davor,
gefasst zu werden
und so wirst du zu meiner Mut-Tankstelle,
denn Leben hat immer auch Gefälle,
doch genau dadurch,
und durch dich,
kann ich jeden seiner Schätze bergen
und surfen jede noch so gruselige Welle.
Wie bringe ich das in mir wieder zum Klingen,
das stumm geworden ist?
Wie denke ich größer
und nicht bloß bis zur nächsten Frist?
Was ist das heute nur für ein komischer Tag,
an dem ich alles an mir vermiss
und vor allem die Freude?
Bitte lass uns Verbrecher spielen
und du zeigst mir, wie ich den Mut hereinschleuse,
ohne Aufruhr zu erzeugen
oder dass mich andere beäugen.
Ich würde dich gerne anzapfen,
dann Hals über Kopf aufbrechen,
ohne zu bezahlen
Und ich habe keine Angst davor,
gefasst zu werden
und so wirst du zu meiner Mut-Tankstelle,
denn Leben hat immer auch Gefälle,
doch genau dadurch,
und durch dich,
kann ich jeden seiner Schätze bergen
und surfen jede noch so gruselige Welle.
Du kannst das so gut,
still und heimlich mutig sein.
Du tust das einfach so für dich
und nicht um anderen zu gefallen.
Hast du dafür 'nen Erfolgsrezept?
Oder habe ich mich bloß
mit den Mengenangaben beim Zweifeln verschätzt?
Zeigst du mir das Loslassen
und mit Angst nach vorne gehen?
Zeigst du mir das Zufassen,
auch wenn am Wegesrand Stacheldrähte stehen?
Lässt du mich für heute
deine Komplizin sein?
Mutig bist du doch bestimmt
nicht nur allein, oder?
Ich würde dich gerne anzapfen,
dann Hals über Kopf aufbrechen,
ohne zu bezahlen
Und ich habe keine Angst davor,
gefasst zu werden
und so wirst du zu meiner Mut-Tankstelle,
denn Leben hat immer auch Gefälle,
doch genau dadurch,
und durch dich,
kann ich jeden seiner Schätze bergen
und surfen jede noch so gruselige Welle.
Surfst du mit?
Sind du und ich
vielleicht viel mehr als Mut,
und das Gewicht
das uns auf der Erde hält,
wenn sie zu verlassen manchmal einfacher ist?
Bitte sei für immer
meine Mut-Tankstelle
und lass uns gemeinsam surfen
jede gruselige Welle.
Wenn ich mein Glück verschenke,
ist es nicht weg,
es füllt vielleicht jetzt in anderer Leben
einen leeren Fleck.
Vielleicht war da sogar mal Schwarz,
aber Glück ist in jeder Farbe schön.
Doch ist es wohl mehr ein Farbverlauf,
mit keiner festen Nuance.
Es ist nicht da,
um uns beim Bleiben zu verwöhnen.
Das Glück vom Glück ist,
es braucht nie eine Avance
zu machen,
denn jeder lädt es freudvoll ein,
doch manchmal ist der Türspalt,
den wir offen lassen,
für das Glück zu klein.
Und ist es dann doch hereingetreten,
schließen wir Türen und Fenster,
den Schlüssel im Schloss zwei Mal herumgedreht,
und in jeder Zimmerecke sehen wir Gespenster,
aus Angst,
sie könnten uns das Glück wieder nehmen.
Vielleicht ist Glück auch maßlos vorhanden
und es kommt nur darauf an,
welche Entscheidungen wir treffen.
In welche Richtung wir uns einst wanden
und ob wir es ansehen als unseren Sohn und Schwester
oder bloß als einen entfernten Neffen.
Ich glaube,
die glücklichsten Menschen sind die,
die ihr Glück in ihrem Zuhause fanden.
Menschen wünschen sich ständig Glück,
nicht nur am Geburtstag oder an Silvester.
Und biegt es dann erfreut um die Ecke,
wehren sie es ab mit ihren Händen,
als wenn es Schuldgefühle wecke.
Doch wenn wir meinen,
dass es von etwas so wenig gibt,
warum dann verschwenden?
So rufe ich in die Nacht hinein:
„Darf ich morgen glücklich sein?
Oder, vielleicht, sogar noch heute?“
So schlage ich direkt mit mir selber ein
und besiegel so meinen Glückspakt.
Indem ich mit meinem Finger auf die Sterne deute,
fällt mir auf, dass ich sie nur sehe,
wenn es um mich dunkel ist.
Und trotzdem sind sie immer da.
Vielleicht ist das beim Glück der gleiche Fakt,
und es ist immer da,
nur nehmen wir es erst wahr,
wenn wir auch mal in Schattenwelten lebten,
Brust und Schultern vor Angst bebten
und die Hoffnung noch
das einzige Lebendige in uns war.
Ich will damit nicht sagen,
dir geht es erst wirklich gut,
wenn es dir mal richtig schlecht ging.
Ich möchte nur an dich tragen,
dass es besser wird,
wenn es dir jetzt schlecht geht.
Und dass es schön ist,
wenn Freude in deinen Augen steht.
Doch was heißt das schon:
Glücklich sein?
Und ist Glück haben,
Glück erleben,
glücklich sein
wirklich das Gleiche?
Vielleicht ist Glück auch schon,
dass ich mir selber reiche.
Vielleicht finden viele ihr Glück nicht,
weil sie zu groß denken,
ihre Augen auf das Große lenken,
dabei ist Glück winzig klein
und nur nicht so leicht zu entdecken.
So wie ein Kleeblatt mit vier Blättern,
das Gräser auf der Wiese verdecken.
Oder ein Spruch in Lettern
auf einer unscheinbaren Postkarte,
der mich liebevoll ermahnt,
dass mein Glück nicht kommt,
indem ich darauf warte.
Geschickt von einem Freund,
der auch jede Nacht,
von seinem Glück träumt.
Vielleicht sind wir beide
auch unser gegenseitiges Glück.
Und während der eine wacht,
begibt sich der andere auf den Weg,
das Glück zu finden
und es dann loszulassen,
wenn es wieder geht.
Und ja, es stimmt wohl,
dass man sein Leben
erst rückwärts versteht,
aber glücklich sein,
möchte ich nicht erst im Nachhinein bemerken.
Also lasst uns uns gegenseitig daran erinnern,
uns jeden Morgen stets zu fragen:
Bin ich glücklich?
Dabei keine Scheuklappen zu tragen,
aus Angst vor der Antwort.
Denn unglücklich sein kann weh tun,
aber auch glücklich sein,
schmerzt manchmal sehr.
Vielleicht ist weniger Glück manchmal mehr.
Mit wachsenden Lebensjahren
schrumpfen die Fragen.
Und all die freche Neugierde ist nicht mehr zu finden
in all den Tagen,
die jetzt das Korsett des Erwachsenseins tragen.
Wird die eine Seite schwerer,
hebt die andere ab.
Unsere Aussagen werden immer prekärer
und wir haben all die Fragen satt.
Als Kinder haben wir sie geliebt
und wir waren so dankbar,
wenn uns ein Erwachsener eine Antwort gibt.
Wir haben alles geglaubt
und heute zweifeln wir an allem,
am meisten an uns,
und wir glauben am wenigsten an uns selbst.
Liegt das am Übermaß Vernunft
oder warum haben wir das Staunen verlernt?
Warum erkennen wir nicht, wie nah Wunder sind,
sondern immer nur, wie weit entfernt?
Als Kinder tanzten wir durch das Leben
und mit dem Alter haben wir das Tanzen verlernt.
Oder nein, wir haben es bloß aufgegeben,
um diszipliniert nach oben zu streben
und zwischen bedruckten Scheinen zu leben.
Wie kann es sein, dass uns das Alltägliche langweilt
und nur das außergewöhnlich Teure fasziniert?
Wir haben die Augen für das Kleine verloren.
Soweit, dass unser Herz
auf kleine Wunder nicht mehr reagiert.
Warum stellen wir nur noch so wenige gute Fragen
und stattdessen uns selbst immer wieder infrage?
Wir suchen viel zu wenig nach den Wundern
in unseren Tagen.
Also bitte, lasst uns fragen:
Wer hat Rosenkohl erfunden
und warum schmeckt er nicht nach Popcorn?
Warum hat Oma Hilde so riesengroße Ohren?
Wie entsteht Staub
und warum tanzt er nur im Sonnenlicht durch die Wohnung?
Wer malt den Regenbogen bunt?
Sehe ich nachts immer die gleichen Sterne?
Warum kommt aus Papa´s Haut so viel Wärme?
Sind Wolken aus Zuckerwatte gemacht?
Welcher Mensch hat als erster gelacht
und das Lachen zum Lachen gemacht?
Warum können Tiere nicht sprechen?
Warum ist es so cool,
dass Männer Frauen die Herzen brechen?
Warum dauert Zeit so unterschiedlich lang?
Warum ist Freitag nicht der Wochenanfang?
Wieso regnet es auch an Sonntagen?
Warum muss ich Älteren immer als erstes Hallo sagen?
Warum fängt nach dem Wochenende
immer wieder die gleiche Woche an?
Warum platzen Seifenblasen, wenn ich sie fang'?
Bekomme ich Pocken nur bei Wind?
Ist der November farbenblind?
Warum kann ich meinen Schatten nicht fangen,
du aber schon und was soll ich mit deinem machen?
Wie kommt es, dass Erwachsene weinen beim Lachen?
Warum stinken alte Menschen so dolle?
Wo auf der Erde leben eigentlich Trolle?